Kapitel 81 - Des Einen Glücks und des Anderen Leids
Ihre Finger tasteten über warme Haut, als sie langsam aus ihrem Schlaf erwachte. Über weiches, volles Haar, das sich an ihre Finger schmiegte. Bartstoppeln. Schlaftrunken begann sie sich zu räkeln, wobei ihr Körper an einem anderen Körper rieb, sodass sie langsam die Augen aufschlug und in eisblaue Iriden blickte, die ihr vergnügt entgegen funkelten. Träge blinzelnd wartete sie darauf, dass sich die verschwommenen Konturen zu einem scharfen Bild zusammensetzten, während ihr Kopf allmählich seine Arbeit aufnahm und sie sich erinnern ließ, was letzte Nacht auf diesem Sofa vorgefallen war.
„Harrison?", fragte sie leise, woraufhin der Wissenschaftler seine Hand hob und sie über ihre nackte Taille fahren ließ.
„Guten Morgen", grüßte er sie mit rauer Stimme. Sie musterte sein Gesicht und je mehr Erinnerungen in ihrem Kopf aufploppten, desto röter wurden ihre Wangen. Man konnte förmlich dabei zusehen. Langsam richtete sie sich auf und stützte sich auf ihrem Ellbogen ab, auf ihre Hand sehend, die auf seiner nackten Brust ruhte. Anschließend blickte sie langsam an sich herunter zu der Decke, die über ihrer und seiner Hüfte lag und die verrutschte, je tiefer seine Hand wanderte. Sie hatte nichts an und er auch nicht. Mit nun purpurroten Wangen sah sie zu ihm auf. Sie waren auf dem Sofa übereinander hergefallen. Hatten sich direkt hier hingebungsvoll vereint. „Sam?", fragte sie der Wissenschaftler mit erhobener Augenbraue. Rasch blickte sie ihm in die Augen. Oh Gott, er war so heiß gewesen. So voller Inbrunst und Leidenschaft. „Ist alles in Ordnung?"
„J-Ja, wieso?", fragte sie.
„Weil du gerade glühst", raunte er ihr zu, seine Hand glitt zu ihrem Oberschenkel und streichelte darüber.
„Es ist alles gut", hauchte sie grinsend und versuchte sich zusammenzureißen. Doch mit dem Mann ihrer Träume zu schlafen und neben ihm aufzuwachen war eben etwas, an das sie sich nicht so schnell gewöhnen konnte. „Ich musste nur an letzte Nacht denken." Harrison setzte ein Lächeln auf, das an ein Raubtier erinnerte.
„Tatsächlich?", raunte er und richtete sich mit dem Oberkörper auf, um sich über sie zu beugen. Sam wiederum ließ sich zurück aufs Sofa sinken und sah mit großen Augen zu ihm auf. „Und woran genau?" Sie wusste, dass er mit ihr spielte. Und dass sie dabei war kläglich zu verlieren, denn machte sie sein Anblick gerade total wuschig. Die dunklen Haare, die ihm in die Stirn hingen. Die blauen, eisklaren Augen, die verheißungsvoll leuchteten. Dieses Lächeln.
„Das ist geheim", nuschelte sie grinsend und drehte den Kopf zur Seite. Sanft umfasste er ihr Kinn und drehte ihn wieder zurück.
„Vor mir brauchst du keine Geheimnisse haben", sagte er leise, senkte seinen Kopf und hauchte einen sanften Kuss auf ihre Stirn, der sie verträumt die Augen schließen ließ. Sie hob ihre Hand und streichelte über seinen Nacken. Ihr Herz raste so schnell in ihrer Brust, dass sie sich sicher war, er könne es hören.
„Du vor mir auch nicht", gab sie ehrlich zurück, woraufhin sie einander in die Augen sahen. Tief, innig, sodass Sam glaubte ein bestimmtes Leuchten in seinen Iriden zu sehen, das sie so zuvor noch nie gesehen hatte. Sie biss sich verhalten auf die Unterlippe, ein Grinsen stahl sich auf ihre Lippen. „Und du weißt genau, woran ich gedacht habe." Jetzt begann auch er zu grinsen. Sich herunterbeugend legte er seine Hand auf ihren Kopf und streichelte sinnlich durch ihr Haar, sodass sie durchaus tiefenentspannt wäre, wäre da nicht nach wie vor dieser Blick.
„Ja, das weiß ich, ich wollte dich nur aus dem Konzept bringen", raunte er. Sie kicherte leise.
„Und das weiß ich wiederum", gab sie selbstbewusst zurück und reckte ihr Kinn in die Höhe. Sein Lachen kitzelte ihr Ohr.
„Ach, tust du das?" Er beugte sich weiter herunter.
„Ja, so langsam durchschaue ich dich", murmelte sie, war mit ihren Gedanken jedoch längst bei seinen Lippen, die im nächsten Moment auf ihre trafen und sie hingebungsvoll seufzen ließen. Doch währte der Kuss viel zu kurz, denn löste sich der Wissenschaftler wieder von ihr und musterte sie eingehend.
„Soll ich dir Frühstück zubereiten, bevor wir uns auf den Weg machen?" Sam tat für den Augenblick so, als würde sie überlegen, während sie ihre Arme langsam um seinen Nacken legte.
„Nein, ich denke nicht. Ich glaube, ich habe Appetit auf etwas Anderes", murmelte sie mit einem verlegenen Grinsen und zog ihn zu sich, um seine Lippen von Neuem auf ihren zu spüren.
Während der Autofahrt klickte sich Sam durch ihr Handy, um die Bilder, die sie gestern zusammen gemacht hatten, zu begutachten. Jedes einzelne ließ ihr Herz mehrere Saltos schlagen, während sie überglücklich lächelnd auf das Display sah. Die Fotos waren so schön. Sie und er eng beieinander, lächelnd. Harrison auf dem ersten Foto dezent verwirrt, ein Ausdruck, den sie nicht von ihm gewohnt war aber der ihm ausgezeichnet stand. So wie alles. Und dann war da dieses Leuchten in seinen Augen, das die Fotos eingefangen hatten. Dieser spezielle Ausdruck, den sie erst seit kurzem von ihm kannte. Der intensive Blick, so als wäre er jemand Anderes und doch immer noch derselbe. Kurz blitzte etwas in ihrem Kopf auf. Wie ein Impuls, kaum eine Sekunde andauernd. Sie blinzelte, fasste sich an den Kopf und noch ehe sie überhaupt nachdenken konnte, was das gewesen war, war die Erinnerung auch schon wieder fort. Grinsend starrte sie weiter auf das Foto.
„Was siehst du dir denn da an?", fragte sie der Wissenschaftler von der Seite, sodass sie freudig zu ihm sah.
„Unsere Fotos von gestern", verkündete sie. Jene Fotos, auf denen sie aussahen wie ein waschechtes Paar. Und auch, wenn sie diese Bezeichnung offiziell nicht verwendeten, so glaubte Sam, dass es exakt das war. Eine Beziehung.
„Sind sie gut geworden?", fragte er nach, woraufhin sie eifrig nickte.
„Mehr als gut, sie sind perfekt", schwärmte sie und drückte das Smartphone an ihre Brust, was dem Wissenschaftler ein Lachen entlockte.
„Das freut mich, sonst hätte ich noch einmal herhalten müssen", erklärte er besonnen. Sam musterte ihn eingehend, während sie ihr Handy sinken ließ. Sein Seitenprofil, das Lächeln auf seinen Lippen. In seinem Haus, da war er anders gewesen. Weniger ruhig, sondern neckischer. Herausfordernder. Und noch viel verspielter als im Labor. Und sie wusste, sie hatte ihn ganz privat kennengelernt und somit auch eine neue Facette an ihm. Es stimmte sie glücklich, denn liebte sie diese Seite genau so wie alle Anderen auch.
„Es war wunderschön gestern", sagte sie daher und errötete. Harrison sah aus dem Augenwinkel zu ihr, lächelnd. „Und heute morgen", fügte sie leise hinzu.
„Das finde ich auch", raunte er. Sie musste sich förmlich zwingen sich herumzudrehen und wieder nach vorn zu sehen, anstatt ihn weiter anzustarren oder schlimmer noch - direkt hier im Auto über ihn herzufallen. Sie hatte keine Ahnung, wie sie sich im Labor künftig zurückhalten sollte.
Als sie vor ihrer Wohnung hielten, überkam Sam beinahe so etwas wie ein Gefühl der Trauer, weil sie sich für ein paar Stunden nicht sehen würden, doch gab sie sich größte Mühe davon nichts durchblicken zu lassen. Sie wollte ihn nicht bedrängen, vor allem nicht seitdem sie dieses einschneidende Erlebnis aus seiner Vergangenheit kannte. Sie hatte es noch immer nicht richtig verdaut, es würde wohl noch seine Zeit brauchen.
„Also, dann sehen wir uns später im Labor", sagte sie und schnallte sich ab. Harrison sah zu ihr, ein charmantes Lächeln aufgesetzt.
„Das tun wir." Sie sah zu ihm, biss sich auf die Unterlippe und beugte sich anschließend langsam zu ihm herüber, um ihm einen zärtlichen Kuss auf die Lippen zu hauchen. Er hob seine Hand und streichelte über ihre Wange, während er den Kuss erwiderte. Als sie sich voneinander lösten, verharrte Sam noch einen Moment zu ihm gebeugt, sodass sich ihre Gesichter ganz nahe waren, und lehnte ihre Stirn gegen seine.
„Bis dann", wisperte sie unnötigerweise, lächelte verliebt und stieg anschließend rasch aus dem Auto, um die Sache nicht zu sehr in die Länge zu ziehen. Sie spürte seinen Blick auf sich, während sie über die Straße zu ihrem Wohnblock lief und drehte sich noch einmal herum, um ihm zu winken, ehe er losfuhr. Kaum verschwand sein schwarzer Wagen aus ihrem Blickfeld, da lehnte sie sich mit einem tiefen, verträumten Seufzen gegen die Wohnungstür und starrte in den wolkenklaren Himmel. Das perfekte, erste Date.
Ihre Schritte waren federnd, als sie die Treppenstufen zu ihrer Wohnung erklomm, ja hüpfte sie förmlich, so glücklich war sie. So erfüllt von ihrem Traum, der wahrgeworden war. Ein leises Kichern drang über ihre Lippen, als sie die Wohnungstür aufschloss. Schwungvoll stieß sie sie auf, warf den Schlüssel in die Schale wie bei einem Basketballspiel und ließ ihre Jacke achtlos zu Boden gleiten. Zuerst würde sie duschen, sich dort ihren Tagträumen hingeben und anschließend etwas Frisches anziehen. Kurz blickte sie auf ihre Uhr. Für Frühstück blieb ihr keine Zeit vor der Uni, sie würde sich einfach auf dem Weg etwas holen. Und was sollte sie sagen? Harrison war eben deutlich schmackhafter gewesen, als es jedes Frühstück der Welt je sein könnte. Der Gedanke ließ sie gleichermaßen erröten wie grinsen. Es war jedoch ein leises Geräusch, das sie aus ihrem Vorhaben riss. Ein Schniefen. Es kam aus der Küche.
„Amber?", fragte sie, wusste gar nicht, dass ihre Mitbewohnerin noch hier war. Sie dachte, sie wäre längst auf der Arbeit. Sie tapste in Richtung Küche und verharrte am Türrahmen, als sie ihre Freundin erblickte. Auf einem der Essstühle sitzend, nach vorn gebeugt und das Gesicht zum Teil in ihrer Hand vergraben. Tränen liefen über ihre Wangen, ihr Körper erbebte aufgrund leiser Schluchzer. Sam war zuerst wie perplex, während sie das Bild betrachtete. Und maßlos überfordert, denn hatte sie Amber noch nie weinen sehen. „Am?" Sie schnellte nach vorn, kaum holte sie die Realität wieder ein und ging vor der Blondine auf die Knie. „Am, was hast du denn, was ist denn los?", fragte sie zutiefst besorgt und platzierte ihre Hand auf ihrem Knie. Amber würde nie weinen, wenn es nichts bitterernstes war. Wenn es nicht einen triftigen Grund dafür gab. Ja hatte sie nicht einmal geweint als ihr Wohnungsgoldfisch Paddles gestorben war, den Sam für die Küche besorgt hatte und der nur zwei Wochen überlebt hatte. Sie hingegen hatte Rotz und Wasser geheult. „Am, was ist denn?", fragte sie verzweifelt und rüttelte sanft am Knie ihrer Freundin. „Ist was mit Owen? Ist ihm was passiert?" Sogleich schossen die schlimmsten Horrorszenarien durch ihren Kopf. Der Reverse Flash. Hatte er ihm auch etwas getan, so wie Harrison?
„Ich weiß es nicht", presste sie hervor und schüttelte den Kopf. „Er meldet sich einfach nicht, egal wie oft ich ihn anrufe. Ich weiß weder wo er ist, noch, was er tut oder ob es ihm gutgeht. Er ist einfach spurlos verschwunden", japste sie und vergrub ihr Gesicht tiefer in ihrer Hand. Mitleidig presste Sam die Lippen zusammen und fühlte sich in diesem Augenblick schlecht, weil sie so glücklich gewesen war die Zeit über während Amber litt.
„Amber, sicher wird alles gut sein. Du weißt doch, wie Owen sein kann, manchmal taucht er einfach ab, aber dann kommt er auch immer wieder. Und dass er sich wenigstens bei Captain Singh krank gemeldet hat ist doch ein gutes Zeichen, oder nicht?" Sanft streichelte sie über das Bein ihrer Freundin und würde sie am liebsten in eine feste Umarmung ziehen, wiederum wollte sie Amber nicht drängen. Und so, wie sie zusammengekauert vor ihr saß, kam sie nicht an sie heran.
„Ich mache mir Sorgen, Sam", schluchzte sie. „Und ich vermisse ihn." Überrascht blinzelte sie, denn hätte sie niemals gedacht, diese Worte je von Amber zu hören. Doch bestätigte es nur die Theorie, die sie ohnehin hatte. Dass sich Amber in Owen verliebt hatte und das Hals über Kopf. Nur der Mann, den man liebte, konnte einen so zum Weinen bringen, das konnte sie aus erster Hand bezeugen.
„Amber", murmelte sie wehleidig und streckte ihre Arme nach ihr aus, um sie damit zu umschließen. „Es tut mir so leid." Entgegen ihrer Erwartungen löste sich die Blondine aus ihre Kauerhaltung und erwiderte die Umarmung, woraufhin sie bitterlich zu weinen begann.
„Ich hasse es!", presste sie wütend hervor. „Ich wollte das nie, ich wollte mich nicht in ihn verlieben. Ich hasse es!", hauchte sie und lehnte ihre Stirn gegen Sams Schulter, die ganz genau wusste, dass kein Wort der Welt den Schmerz lindern könnte. So hielt sie ihre Freundin lediglich und war für sie da. Mehr konnte sie nicht tun, so gern sie es auch wollte.
Sam wusste sehr wohl, dass Liebe nicht nur mit Glück und Freude verbunden war. Ja zumeist tat die Liebe einfach nur weh, schließlich waren die zwei Wochen vor der Versöhnung mit Harrison die pure Qual für sie gewesen. Umso höher schwebte sie jetzt auf ihrer Wolke, auf der es kuschlig warm und weich war. Doch das schlechte Gewissen plagte sie, da Amber litt, während sie glücklich war. Und Riley? Ihr musste sie endlich davon erzählen, dass Harrison vom Risiko des Beschleunigers gewusst hatte, noch ehe er sich in einer öffentlichen Ansprache an die Bürger richtete. Ein Tiefschlag mehr gegen eine gute Freundin, den sie am liebsten erspart hätte. So viel einfacher wäre es, wenn alle glücklich wären. Nicht nur sie, sondern auch ihre Freunde.
Schweren Herzens betrat Sam die Universität und versuchte ganz bewusst an das wunderschöne Date mit Harrison zu denken. An den ebenso zauberhaften Morgen, das Aufwachen in seinen Armen und das Liebesspiel danach. Sofort spürte sie, wie sich ihre Wangen erhitzten und eine Gänsehaut über ihren Körper zog, die sich einfach nicht verhindern ließ. Und ehe sie es sich versah, da grinste sie über beide Ohren.
„Was lächelst du so?", wurde sie von der Seite gefragt, sodass sie überrascht aufsah und in Calebs Gesicht sah. Ihr Grinsen wurde breiter, verlegener.
„Das ist ein Geheimnis", summte sie und reckte das Kinn.
Caleb wusste nichts von ihrer Beziehung mit Harrison. So, wie niemand davon wusste bis auf Amber. Vor Riley hatte sie sich bisher ganz bewusst zurückgehalten, ja wusste sie weder von dem Streit noch davon, dass sie sich wieder versöhnt hatten. Es war kompliziert und so viel zu erzählen. Bisher war ihr kaum Zeit dafür geblieben.
„Es geht mich schon was an, finde ich", murmelte Caleb und legte seinen Arm um sie. „Als dein Partner-In-Crime."
„Mein Partner-In-Crime?", fragte sie mit hochgezogener Augenbraue. „Welche Verbrechen hast du denn mit mir vor?"
„Wer weiß", zwinkerte er und entlockte ihr ein leises Lachen.
„Jedenfalls", sie schob Calebs Arm spielerisch von ihrer Schulter und drehte sich schwungvoll zu ihm herum, während sie liefen, „muss ich dringend mit Riley sprechen. Hast du sie gesehen?"
„Josh meinte vorhin, sie kommt heute nicht."
„Was? Wieso nicht?", fragte Sam verwirrt.
„Scheinbar ist ein Arbeitskollege von ihr im Krankenhaus gelandet und sie ist bei ihm. Irgendwas mit A..."
„Arthur Weber?"
„Ah ja, der."
Missmutig verzog Sam ihre Lippen. Riley und Arthur arbeiteten in einem Labor und waren ihres Wissens nach sogar gute Freunde geworden. Vermutlich hatte sie schon genug um die Ohren. Noch einen Hieb wollte sie ihr heute nicht verpassen.
„Ich frage sie mal, wie es ihm geht", erklärte sie und zückte ihr Handy, während sie sich in den Vorlesungssaal begaben und Caleb drei freie Plätze für sie sichtete, sodass sich Josh ebenfalls zu ihnen gesellen konnte. Auf ihrem Platz zur Ruhe gekommen schickte Sam ihre Nachricht ab und scrollte sich kurz durch die Benachrichtigungen ihres Telefons, wobei ihr etwas ins Auge stach.
„Überfall auf die Chemie-Fabrik am Rande Central Citys. Seltsame Masse bedeckt Tore und Flure der Institution", las Caleb neben ihr laut vor, woraufhin Sam mit den Augen rollte.
„Na da hat Cisco wieder ordentlich Futter für seine dämliche Verschwörungstheorie bekommen. Das darf ich mir wohl später anhören", grummelte sie und ließ ihr Handy schwer seufzend sinken.
Amber gehörte nicht zu den Frauen, die der Arbeit aufgrund von Liebeskummer fernblieben, im Gegenteil. Für sie war das Arbeiten therapeutisch. Es lenkte sie ab und zeigte ihr, dass sie eine starke, unabhängige Frau war. Sie brauchte keinen aufgeblasenen Gockel an ihrer Seite, der kam und ging wann es ihm beliebte.
Ihre Tränen getrocknet und ihre roten Wangen überschminkt marschierte Amber durch das Revier, in dem bereits Trubel herrschte. Sie hatte von dem Angriff auf die Chemie-Fabrik gehört und rechnete bereits damit, dass man sie dorthin schickte, doch hielt Singh sie auf, noch ehe sie ihren Arbeitsplatz erreicht hatte.
„Mason, für Sie habe ich einen anderen Fall."
„Einen anderen Fall?", fragte sie mit erhobener Augenbraue und deutete auf ihre Kollegen, die sich für das Besuchen des Tatorts vorbereiteten. „Aber Sir, so, wie es sich anhört, handelt es sich um einen Meta-Angriff und-"
„In Mercury Labs wurde vor einigen Tagen eingebrochen", fuhr er selbstsicher fort und reichte ihr die rote Akte. „Bisher fiel es niemandem auf, doch sollen dort scheinbar Dinge entwendet worden sein. Nehmen Sie Allen mit, der kennt sich mit den Fachbegriffen aus und kann Ihnen sicherlich bei der Befragung helfen." Er schnappte sich Barry, der ihn gerade passieren wollte, um sich auf den Weg zu machen.
„Was?"
„Mercury Labs, Allen. Überlassen Sie den anderen Fall Jacobs, ich brauche Sie bei Mason."
Die jungen Polizisten sahen einander an und nickten, auch, wenn der Fall mit der seltsam schleimigen Masse für beide wesentlich interessanter klang als der Einbruch ins Labor.
Im Mercury Labs angekommen wurden sie von einer jungen Sekretärin empfangen, die sie in Dr. Christina McGees Büro leitete. Amber hatten ihren Namen bereits mehrfach aus Sams Mund gehört und wusste demnach, dass sie eine alte Studienfreundin und gegenwärtige Konkurrentin von Harrison Wells war. Sie war eine erhabene, Autorität ausstrahlende Frau, was Amber umgehend sympathisch war. Freundlich wies sie sie an ihr zu folgen und führte sie in ein Büro im abgegrenzten, nur für autorisiertes Personal zugänglichen Bereich.
„Uns fiel erst heute morgen auf, dass etwas entwendet wurde. Wir wissen nicht genau, wann eingebrochen wurde, wir haben zuerst das CCPD verständigt", erklärte sie, während sie das Labor betraten.
„Das ist richtig so, Dr. McGee. Können Sie uns denn sagen, was entwendet wurde?"
„Tachyonen", erklärte sie. „Sowie ein paar Materialien, die ich Ihnen hier notiert habe."
Sie reichte Amber eine Liste mit Wörtern, die für sie klangen wie eine andere Sprache. Die Sprache der Nerds, um genau zu sein, weshalb sie den Zettel an Barry weiterreichte, der die Liste rasch überflog.
„Das sieht mir ganz danach aus, als versuche der Verwender die Tachyonen für irgendetwas zu benutzen, verstärkt durch die Metalle und Magneten, die entwendet wurden", murmelte er.
„Das dachte ich auch, Mr. Allen", stimmte Christina zu.
„Tun wir mal so, als wüsste ich nicht, was Tachyonen sind", lenkte Amber ein. Barry schenkte ihr ein Lächeln.
„Tachyonen sind Teilchen, die sich schneller als Lichtgeschwindigkeit bewegen. Sie sind extrem selten und schwer zu erschaffen. Man sagt, sie kämen bei Zeitreisen auf, aber ist das Konstrukt der Zeitreise natürlich reine Theorie."
„Also haben wir es mit jemandem zutun, der vor hat durch die Zeit zu reisen?", fragte sie.
„Ich befürchte, Tachyonen finden noch weitere Verwendungsmöglichkeiten. Vor allem in Zeiten der Speedster erscheinen sie in meinen Augen als besonders nützlich."
„Speedster? Also Flash und der Reverse Flash", übersetzte sie und fuhr sich nachdenklich übers Kinn. „Ob er damit zu tun hat?"
„Das ist Ihre Aufgabe als Polizistin das herauszufinden", ertönte plötzlich eine Stimme, die dafür sorgte, dass sich Ambers Inneres drehte. Sie fuhr herum, die Augen aufgerissen und sah in Owens ausdrucksloses Gesicht, während er sich ihnen näherte. Lässig, so als sei nie etwas gewesen. Als wäre er nicht einfach mal für ein paar Tage verschwunden, ohne ein Wort. Amber, die Professionalität am Arbeitsplatz schätzte, hatte größte Mühe damit ihm nicht in die Arme zu fallen und anschließend auf ihn einzuprügeln.
„Agent Madock, was für eine Überraschung", sprach Barry ihren Gedanken aus, wenn auch völlig untertrieben.
„Allen", nickte er und kam neben ihnen zum Stehen. Amber starrte ihn an, unverständlich und verwirrt, mahnte sich jedoch Ruhe zu bewahren. "Bevor wir hier weiterspekulieren rate ich Ihnen, mit uns das Material der Überwachungskameras zu sichten, Dr. McGee."
„Das liegt bereits für Sie bereit, Agent", nickte sie und deutete neben sich. „Wenn Sie mir folgen würden."
Die Polizisten setzten sich in Bewegung, wobei es Amber trotz größter Bemühungen nicht lassen konnte immer wieder zu Owen zu sehen. Wo war er gewesen? Ging es ihm gut? Wieso war er fortgegangen?
Sie erreichten einen kleinen Raum mit allerlei Bildschirmen und technischen Geräten, darin zwei Wachmänner, die sich bereits durch das Material forsteten. Kaum bemerkten sie Owens Anwesenheit machten sie ihm Platz. Die Magie, die seine autoritäre Aura stets ausübte und die sie mehr als anziehend fand. Gott, wie hatte sie ihn vermisst.
„Bisher konnten wir nichts finden, Sir. Es scheint so, als wäre ein Geist hier gewesen und hätte die Dinge mitgehen lassen."
„Ein Geist oder jemand, der zu schnell ist, um ihn zu sehen", fügte Barry nach kurzem Zögern hinzu. Es wunderte Amber, wieso Owen diesen Gedanken nicht bereits laut ausgesprochen hatte. Er beugte sich vor und begann an den Reglern zu drehen, um das Bild vor und zurückzuspulen. Anschließend nahm er die Geschwindigkeit heraus, ein Mal, zwei Mal und ein drittes Mal, sodass sich im vermeintlich leeren Gang schließlich etwas erkennen ließ.
Rote Blitze.
„Ha, ich wusste es!", schnippte Amber und deutete auf den Bildschirm. „Der Reverse Flash."
„Also hat er die Tachyonen entwendet", nuschelte Barry, die Stirn in Falten gelegt und den Blick abwesend auf den Bildschirm gerichtet.
„Offensichtlich", stimmte Owen ihm zu, betätigte den Knopf des Aufnahmegeräts und ließ die CD herausfahren, die er sogleich konfiszierte. „Dr. McGee, das CCPD wird sich um diese Angelegenheit kümmern. Ich befürchte, mehr können wir im Augenblick nicht für Sie tun."
„Das verstehe ich, mit mehr habe ich auch nicht gerechnet. Ich wollte lediglich, dass Sie davon wissen, schließlich können Tachyonen in den falschen Händen eine mächtige Waffe sein. Vor allem in den Händen eines Speedsters.."
Owen nickte stumm und ließ die CD in der Innentasche seines Mantels verschwinden. Kein weiteres Wort, keine Frage, keine Inventur. Er wirkte seltsam ungewissenhaft, so als kümmere ihn der Fall nicht. So als wäre er nicht einen Schritt näher auf der Spur des Reverse Flash, nach dem er so versessen suchte und das seit Wochen.
„Owen", sage sie daher mit gesenkter Stimme, kaum hatten sie Mercury Labs verlassen. „Wie gehen wir weiter vor? Hast du eine Idee?"
„Wir können nichts tun", erwiderte der Agent ruhig und brachte Amber dazu stehen zu bleiben, während Barry gedankenversunken zum Auto schlenderte.
„Wie bitte?"
„Der Reverse Flash hat Tachyonen entwendet - und? Es ist zu spät, er hat sie. Wir haben weder eine Spur, noch eine Idee, wo er sich aufhalten könnte, geschweige denn sind wir schnell genug ihn zu kriegen, sollten wir ihn aufspüren."
„Moment, Moment, verstehe ich das richtig? Du willst den Fall einfach aussitzen, weil der Reverse Flash zu schnell ist?"
„Exakt."
„Das ist - das ist doch Bullshit! Das ist eine Spur, wir müssen herausfinden, was genau er mit den Tachyonen vorhat! Wir kooperieren mit Star Labs, so wie immer und dann finden wir eine Lösung."
„Mein Team und ich werden und deswegen schon mal beraten", nickte Barry, der mittlerweile zu ihnen aufgeschlossen hatte.
„Beraten Sie sich, Allen, aber bringen wird es uns nicht. Ich werde Singh sagen, dass es sich hierbei um eine Sackgasse handelt und wir uns vorerst auf andere Dinge konzentrieren sollten."
„Zum Beispiel der langweilige Einbruch in die Chemie-Fabrik? Owen, der Reverse Flash war hier, wir müssen herausfinden wieso! Und wenn du nichts tust, dann werde ich-"
„DU hältst dich aus diesem Fall heraus, Amber", machte er unmissverständlich klar.
„Bitte was?" Sie blinzelte perplex, verwirrt über Owens Art die Dinge anzugehen. „Wieso soll ich mich heraushalten, Singh hat mich hergeschickt."
„Und ich werde ihm sagen, dich von diesem Fall abzuziehen. Es bringt ohnehin nichts, also wirst du beim anderen Fall assistieren."
„Owen."
„Das ist mein letztes Wort, verstanden?" Unmissverständlich machte er ihr klar, dass jede weitere Beschwerde einen Streit losbrechen würde, den sie sicher nicht auf dem Parkplatz von Mercury Labs führen wollte und auch nicht vor Barry, der ihr einen verwirrten Blick zuwarf. Ohne ein weiteres Wort machte Owen Kehrt, lief zu seinem Wagen und stieg ein. Sie keines Blickes würdigend, sodass sie sich fragte, was zum Teufel in den letzten Tagen mit ihm passiert war.
Während der Bus seicht ruckelte, sah Sam auf ihr Handy, auf dem Rileys Name prangte sowie die Nachricht, die sie ihrer Freundin geschickt hatte. Sie hatte sich erkundigt, was vorgefallen war und ob alles in Ordnung sei, haderte jedoch, ob sie dem noch etwas hinzufügen sollte. Riley die Sache mit Harrison per Telefon zu erklären fühlte sich einfach falsch an. Ihr hingegen fortlaufend nichts davon zu sagen ebenso. Sie musste es wissen, denn hatte die Teilchenbeschleunigerexplosion ihrer Mutter das Leben gekostet und auch, wenn sie vermutlich unglaublich wütend auf den Wissenschaftler sein würde, so musste sie es erfahren.
Seufzend ließ Sam ihr Handy wieder in ihrer Tasche verschwinden und erhob sich, als der Bus an der Haltestelle hielt. Sie würde Riley in Ruhe bei einem Vier-Augen-Gespräch davon erzählen, es wäre besser. Wenn auch nicht einfacher.
Mit einem Lächeln bedankte sie sich beim Busfahrer und hopste auf den Bordstein, ehe sie sich in Bewegung setzte, über den Parkplatz schlenderte und die heiligen Hallen betrat, die ihre Magie in all den Monaten, in denen sie nun schon hier arbeitete, nie verloren hatten. Kaum erreichte sie die gewünschte Ebene schlug ihr Herz Saltos, da sie sich unweigerlich an die gestrige Nacht sowie den Morgen erinnerte. An Harrisons und ihre Beziehung, die auf dem Vormarsch war. Ein wenig Glück wollte sie sich erlauben, auch, wenn es ihre Freundinnen zur Zeit weniger leicht hatten.
Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, während sie zu ihrem Labor lief, ihre Jacke und Tasche ablegte und schließlich zum Cortex aufbrach, aus dem sie aus der Ferne bereits die Stimmen ihrer Freunde vernahm. Barrys am lautesten.
„Leute?", fragte sie, kaum erschien sie am Türrahmen und ließ ihren Blick über die Gruppe schweifen, wobei er letztlich an Harrison hängenblieb, der mehrere Stromstöße durch sie hindurchjagen ließ.
„Sam, hey", grüßte Cisco sie, der so wie Barry auch stand anstatt saß, so als hätten die Freunde zuvor eine Diskussion geführt.
„Ist etwas passiert?", fragte sie und betrat den Raum, in dem eine seltsame Spannung herrschte, die sie augenblicklich spürte. „Ein neues Meta-Wesen? Ich hatte da was im Internet gelesen, dieser Schleim und der Überfall auf die Chemiefabrik."
„Ja, aber darum geht es nicht", seufzte Barry tief.
„Auch, wenn wir uns das mit dem Schleim genauer ansehen sollten, ich sage nur Monster aus der Kanalisation."
„Cisco", intervenierte Barry mit einer Strenge, die sie kaum von ihm gewohnt war.
„Barry, was ist denn?" Sie sah zu den Anderen. „Was ist los?"
„Es gab einen Einbruch", klärte Harrison sie zuvorkommend auf und fuhr mit dem Rollstuhl näher an sie heran. „In Mercury Labs. Tachyonen sowie ein paar wissenschaftliche Instrumente wurden entwendet, auf den Überwachungsaufnahmen konnte etwas gesichtet werden." Verwirrt zog Sam die Stirn kraus. „Rote Blitze."
Kaum hörte sie dieses Stichwort spürte sie, wie sich ihr Inneres panisch zusammenzog. Wie die Angst ihre Arme um sie legte wie ein alter Freund, der sie in den letzten Tagen vermisst hatte. Augenblicklich fiel ihr das Atmen schwerer.
„Der Reverse Flash", hauchte sie und stützte sich am Stuhl neben sich ab. Bilder schossen in ihren Kopf. Die Erinnerungen daran, wie der Speedster Harrison durch den Raum geschleudert hatte. Das Geräusch seiner Schläge. Das Blut. So viel Blut.
„Er hat die Tachyonen nicht ohne Grund entwendet, er plant irgendetwas! Und wir müssen unbedingt herausfinden was, auch, wenn Madock sich weigert zu ermitteln."
„Moment, Owen ist zurück?", fragte Sam. Zu viele Informationen auf einmal, sie kam kaum hinterher.
„Ja, er ist vorhin aufgetaucht, aber darum geht es nicht. Tatsache ist, wir haben eine neue Spur, der wir nachgehen sollten."
„Wofür könnte er die Tachyonen denn gebrauchen?"
„Tachyonen sind Partikel, die sich in irrwitziger Geschwindigkeit bewegen, ähnlich wie ein Speedster selbst. Gut möglich, dass sie verwendet werden können, um die Fähigkeiten eines Speedsters zu verstärken", mischte sich Caitlin ein.
„Das ist möglich?", murmelte Cisco.
„Können wir die Tachyonen denn tracken?", fragte Barry nach und bewegte sich im Raum auf und ab wie ein Raubtier, das kaum die Möglichkeit erwarten konnte anzugreifen.
„Wenn er sie verwendet, dann sollte das möglich sein."
„Leute", intervenierte Sam leise, den Blick abwesend zu Boden gerichtet.
„Dann sollten wir das tun, schließlich könnte er sie jetzt gerade verwenden."
„Ich kann den Satelliten neu kalibrieren", schlug Cisco vor.
„Leute!", wiederholte sie, diesmal lauter, sodass alle Köpfe zu ihr schnellten. Sie sah auf, in das Gesicht eines jeden einzelnen. „Habt ihr denn vergessen, was vor einigen Tagen hier vorgefallen ist?" Sie deutete auf Harrison. „Er hat Dr. Wells angegriffen, weil wir ihm auf der Spur waren und jetzt? Jetzt wollt ihr eine neue Fährte aufnehmen? Seid ihr verrückt? Was, wenn er davon Wind bekommt! Was, wenn er Dr. Wells wieder angreift und diesmal nicht aufhört? Wir konnten nichts tun!"
„Ja, weil ich nicht da war", sagte Barry mit erhobener Stimme und deutete auf seinen Anzug in der Nische des Cortex. „Das nächste mal werde ich da sein."
„Barry", Sam schüttelte ihren Kopf, jede Zelle in ihrem Körper sträubte sich dagegen. „Es tut mir leid, aber selbst wenn du hier bist", der nächste Satz fiel ihr schwer, so senkte sie ihre Stimme, das Gesicht entschuldigend verzogen, „du bist nicht schnell genug."
Der Speedster sah sie an, eine Mischung aus Unverständnis und Wut spiegelte sich in seinem Gesicht wider. „Noch nicht. Du wirst ihn besiegen Barry, aber bitte, noch können wir das Risiko nicht eingehen dass jemand aus dem Team verletzt oder gar getötet wird." Ihr Blick glitt zu Harrison, der wiederum zu ihr sah. Sie spürte einen fiesen Druck hinter ihren Augäpfeln, denn hatte sie den Angriff noch nicht gänzlich überwunden. Die Panik, die sie verspürt hatte. Die Verlustangst.
„Ich stimme Sam zu", meldete sich der Dunkelhaarige nun ebenfalls zu Wort und schob seine Brille zurecht. „Noch sind wir nicht stark genug, um es mit dem Reverse Flash aufzunehmen und ich sage nicht, wir sollten ihn gänzlich aus den Augen verlieren. Nein, ich denke, wir sollten ihn beobachten und darauf Acht geben, was er tut, aber Sam hat recht, die Drohung war unmissverständlich und ich will nicht, dass irgendjemand von euch als nächstes seinem Zorn unterliegt."
„Gut", schnaubte Barry und vollführte eine wütende Handgeste, „dann werden wir nichts unternehmen."
Sam wusste, dass er verstand. Und dass er es einsah. Doch war er eben auch wütend und musste seinen Gefühlen Herr werden, die beim Reverse Flash stets besonders litten, sodass sie ihn passieren ließ, als er an ihr vorbei rauschte. Das Team warf einander einen Blick zu und sie alle dachten dasselbe: Barry brauchte einen Moment für sich.
Während sich das Team für den Augenblick auflöste, nutzte Sam den Moment um einen klaren Gedanken zu fassen. Zurückgezogen in ihrem Labor dachte sie über ihre Worte an Barry nach und bereute sie, je länger sie darüber grübelte. Ihm ins Gesicht zu sagen er sei nicht schnell genug war einen Zacken zu hart gewesen. Sie hatte es nicht so gemeint, ihre Angst hatte da aus ihr gesprochen, denn wollte auch sie den Reverse Flash dingfest machen. Sie sollte sich beim Speedster entschuldigen, sobald er zurückkehrte und das dringend.
Tief seufzend senkte sie ihren Kopf auf ihre Tischplatte, hielt jedoch inne, als es leise klopfte. Sie richtete sich auf und erblickte Harrison, der mit einem sanften Lächeln in ihr Labor gefahren kam. Kaum kam er neben ihr zum Stehen, fühlte sie sich etwas besser. Seine bloße Anwesenheit tat ihrem schlechten Gewissen Abmilderung.
„Hey", grüßte sie ihn, musste die Liebe in ihrer Stimme nun nicht mehr verbergen. Ihre Mundwinkel zogen sich seicht nach oben, ihr Herzschlag beschleunigte sich.
„Sam", raunte Harrison und streckte seine Hand vor, um seine Finger über ihren Unterarm fahren zu lassen. Eine Berührung, die sie sofort vereinnahmte. „Ist alles in Ordnung? Du wurdest vorhin etwas laut." Sie seufzte tief und beugte sich vor, um ihre Stirn gegen seine Schulter zu lehnen.
„Ich weiß. Es ist etwas mit mir durchgegangen, weil ich", sie stockte kurz, „weil ich Angst habe, dass sich das Erlebnis nochmal wiederholt, wenn wir dem Reverse Flash zu nahe kommen. Aber ich verstehe, dass Barry wütend ist, das, was ich zu ihm gesagt habe, das hätte ich nicht sagen dürfen", nuschelte sie, während sie sein Duft umfing wie ein Schleier. Er beruhigte sie.
„Das ist nur verständlich und ganz bestimmt nimmt dir Barry deine Worte nicht übel. Er muss sich nur beruhigen", ertönte seine tiefe Stimme direkt neben ihrem Ohr, während er seine Hand weiter über ihren Arm streicheln ließ.
„Ich habe einfach Angst, dass er zurückkommt und dir wieder wehtut", hauchte sie und rückte mit ihrem Stuhl näher an ihn heran, um ihn in eine Umarmung zu schließen, die Harrison sogleich erwiderte, indem er seine Arme um sie legte und an sich zog. „Manchmal wache ich nachts auf und denke, dass er gerade bei dir ist."
„Auch gestern Nacht?", fragte er leise, während sich ihre Wangen erhitzten.
„Nein, gestern Nacht nicht", sagte sie ehrlich. Denn da war sie bei ihm gewesen, in seinen Armen.
„Sam", raunte Harrison und umfasste ihre Wange, als sie sich wieder voneinander lösten. „Du brauchst keine Sorge haben, mir wird nichts passieren."
„Wie kannst du dir da so sicher sein?", wisperte sie. Er lächelte. Es war ein warmes, vereinnahmendes Lächeln.
„Weil wir gerade erst begonnen haben einander kennenzulernen." Worte, die plötzlich etwas in ihr lostraten. Ein Gefühl, so schwer zu fassen wie Nebel. Ein Lichtblitz tief hinter der Nebelwand.
„Und zu lieben", hallte es in ihrem Kopf wider, sodass sie blinzelte. Kaum versuchte sie die Erinnerung zuzulassen war sie fort, sodass sie sich fragte, woran sie zuvor gedacht hatte.
„Sam?" Harrisons Daumen streichelte über ihre Wange, erfühlte ihre Haut. „Ist alles in Ordnung?" Sie sah in seine eisblauen Augen, die eingehend auf ihr hafteten, jede Regung von ihr analysierend. Zögerlich öffnete sie ihre Lippen und versuchte, sich an das Gefühl zu erinnern, doch war es fort. So nickte sie.
„Ja, es ist alles gut", murmelte sie. „Der Tag heute war nur nicht so schön wie er begonnen hat", gestand sie mit einem vorsichtigen Lächeln und senkte den Blick.
„Ich verstehe", sagte Harrison. Er hob ihren Kopf an, sodass sie ihm wieder in die Augen sah. „Was hältst du davon, wenn du wieder mit zu mir kommst und wir lassen den Tag zusammen ausklingen? Um dich etwas abzulenken."
Umgehend schlug ihr Herz schneller in ihrer Brust, ja donnerte es regelrecht vor purem Glück. Seine Worte - er hatte keine Ahnung, wie viel sie ihr bedeuteten. Dass er sie wieder mitnehmen wollte, in sein Haus.
„Das würde ich sehr, sehr gern", wisperte sie, ihre Augen schimmerten glücklich. Der bloße Gedanke daran in seinen Armen einzuschlafen versetzte sie in pure Ekstase.
„Dann fahren wir bei dir vorbei und du nimmst ein paar Sachen mit, wie klingt das?", fragte er sanft, seine Hand streichelte über ihre Schulter. Kein Wort der Welt könnte ausdrücken, wie schön es klang. Harrison beugte sich vor, seine Lippen streiften ihr Ohr. „Und wer weiß, vielleicht schaffen wir es ja dieses Mal ins Bett?", raunte er und entlockte ihr ein befreites Lachen.
Und der Hauch der Erinnerung zuvor? In Vergessenheit geraten. So, wie sie es sollte.
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