Kapitel 80 - Das erste Date

„Und man sagt, dass es in den Tiefen der Kanalisation wohnt", ertönte Ciscos tief verstellte Stimme im schummrig beleuchteten Cortex. „Und dass man es nicht sehen kann, wenn es einen jagt. Doch man hört es, sein leises Platschen. Den modrigen Geruch, der es umgibt. Die großen, grünen Pfützen, die sich wie Säure durch deine Schuhe ätzen, wenn du in sie hineintrittst", fuhr er fort und begann seine Hände zu bewegen als bestünden sie aus Gummi. „Und wenn es dich dann erwischt, dann frisst es dich, mit Haut und Haaren!" Er schlug auf den Tisch und deutete anschließend auf Barry, Caitlin und Sam, die in der Reihe vor ihm saßen. Der Speedster mit beiden Augenbrauen erhoben, Caitlin wiederum das Gesicht verzogen, so als hätte sie soeben die albernste Geschichte aller Zeiten gehört und Sam? Sie hatte nicht mal wirklich zugehört, weil ihr Blick immer wieder zum Türrahmen glitt und sie so ihre Konzentrationsschwierigkeiten hatte.
„Ich checks nicht, ist das der Film, den wir uns heute ansehen wollen?", fragte der Speedster und kratzte sich verwirrt am Hinterkopf.
„Wenn ja, dann bitte ich, dass wir die Auswahl nochmal überdenken", setzte Caitlin hinten dran.
„Nein, nein, darum geht's nicht! Es ist kein Film - also ja, es ist auch ein Film, einer, den ich in den letzten Wochen öfter mal gesehen habe, wenn mir langweilig war, aber ich schwöre euch, genau so soll es passiert sein!", erklärte er mit erhobenem Finger.
„Wer sagt das?", fragte Caitlin.
„Na die Leute aus dem Internet! Irgendwas treibt in der Stadt sein Unwesen."
„Cisco.."
„Was denn! Die bloggen darüber!"
„Im Internet steht hauptsächlich Müll. Und diese nerdigen Blogger die viel zu viel Freizeit und Fantasie haben willst du als Quelle für einen neuen Meta-Fall nehmen?" Brüskiert stieß er Luft durch die Nase und deutete auf Barry.
„Barry war auch mal ein nerdiger Blogger mit viel zu viel Freizeit und Fantasie und schau, er hatte recht!" Barry deutete fragend auf sich, schüttelte jedoch den Kopf.
„Zugegeben, bei einigen Sachen ist mir wirklich die Fantasie durchgegangen. Ich war so versessen darauf, irgendetwas zu finden, das den Reverse Flash rechtfertigt, dass ich früher wohl oft zu viel in die Dinge hineininterpretiert habe", gestand er schulterzuckend.
„Aber letztlich hast du richtig gelegen!"
„Ja, bei einer Sache", grinste er schief. „Lass gut sein, Cisco. Wir sollten zwischen Film und Metas immer noch unterscheiden, auch, wenn es in den letzten Wochen drunter und drüber gegangen ist bei uns", seufzte er tief.
„Du sagst es, Barry", ertönte eine Stimme, die Sams Kopf ruckartig zum Eingang des Cortex schnellen ließ und ihr ein so breites Lächeln aufs Gesicht zauberte, das kein anderer Mann je aus ihr hervorlocken könnte. Das Team sah ebenfalls zu ihrem Mentor, der soeben in den Raum gefahren kam, das altbekannte, charismatische Lächeln aufgesetzt, das sie förmlich dahin schmelzen ließ.
Sein Gesicht war an einigen Stellen noch mit Schürfwunden versehen, auch das blaue Veilchen war nach wie vor zu erkennen sowie die Wunde an der Lippe, doch ansonsten war nichts mehr von dem Angriff des Reverse Flash zu sehen. Oberhalb seiner Kleidung, wohlgemerkt, doch darunter sah es auch schon deutlich besser aus, wie sie aus erster Hand bezeugen konnte.
Harrisons Blick blieb schließlich an ihr hängen. Er schenkte ihr ein sanftes Lächeln, das sie verliebt grinsend den Blick senken und stark erröten ließ, während sie spürte wie die Flamme in ihrem Innern entzündete.
„Also Dr. Wells", begann Barry und erhob sich. „Dann wollen wir Sie mal ganz offiziell zurück im Team Star Labs begrüßen!", sagte er und deutete auf jenen Platz am Computerpult, der während seiner Genesungszeit freigeblieben war. Das Team lächelte glücklich, während sich der Wissenschaftler ans Pult begab und seinen Finger über die Tischkante fahren ließ.
„Ich danke euch allen. Es kommt mir so vor, als wäre ich nie weggewesen", sagte er und drehte sich herum.
„Naja, wenn man bedenkt, wie sie den Laden quasi über Lautsprecher geschmissen haben, wenn Barry mal Probleme hatte, ist das auch kein Wunder", kommentierte Cisco und entlockte Sam ein herzhaftes Lachen. Der Dunkelhaarige sah zu ihr, breit lächelnd, ehe sein Blick zuerst über ihr schwarzes Shirt mit Spitze und anschließend zu ihrem schwarzen Faltenrock, den sie heute trug, wanderte. Plötzlich wurde ihr ganz schwindelig, sodass sie sich an der Tischplatte hinter sich abstützen musste.
„Ja, da hast du wohl recht", sagte er und drehte sich wieder herum zu Cisco, die Hände ineinander faltend. „Das Amt als Anführer kann ich wohl nur schwer abgeben." Barrys Hand landete auf seiner Schulter.
„Und das sollen Sie auch gar nicht", sagte er. Mentor und Speedster lächelten einander an.
Sam hatte es so vermisst, das Team als Ganzes. Die Gespräche, die Stimmung. Jeder hatte seine feste Rolle, jeder seinen Platz. Sie gehörten zusammen, so wie er und sie es taten. Mit einem überglücklichen Lächeln umfasste sie die Tischkante fester und versuchte mit aller Macht, Harrison nicht allzu lange anzustarren, doch wollte es ihr einfach nicht gelingen. Er war wieder da. Nicht einmal der Reverse Flash konnte ihn bezwingen.
„Also, wollen wir dann ins Kino? Sonst kommen wir noch zu spät", schlug Caitlin vor, nahm ihre schwarze Handtasche und deutete gen Ausgang.
„Das halte ich für eine gute Idee, Caitlin, schließlich wollen wir ja nicht zu spät kommen, wenn ich mich das erste Mal seit Ewigkeiten mal wieder ins Kino begebe", kommentierte Harrison und setzte sich in Bewegung, das Team tat es ihm gleich.
„Hoffentlich folgt uns keiner dieser Papparazzi-Arschgeigen", brummte Cisco. „Dass die immer mal wieder hier aufkreuzen müssen."
„Nach der Presseerklärung wird sich das wieder legen", verkündete Sam, die federnden Schrittes neben ihrem Mentor lief. „Wenn Dr. Wells allen die Wahrheit gesagt und sich entschuldigt hat, werden wir vielleicht nochmal überrannt, aber danach wird sich alles wieder richten, davon bin ich vollends überzeugt", sagte sie, das Kinn erhoben. Ihr Mentor schenkte ihr ein sanftes Lächeln.
„Oh man, deine gute Laune ist echt krass. Ich dachte ja, die lässt in den nächsten Tagen mal nach, aber irgendwie nicht." Cisco lehnte sich zu ihr, legte kumpelhaft seinen Arm über ihre Schulter. „Sag schon, was nimmst du und kann ich auch was davon haben?" Sie reckte die Nase.
„Nö", summte sie. „Das teile ich nicht." Harrisons Blick und ihrer trafen sich.

Das Team begab sich zum Star Labs Van, den Cisco mittlerweile scherzend das ‚Flash-Mobil' getauft hatte, auch, wenn dieses langsame, klapprige Ding nichts mit dem Speedster gemein hatte. Und doch fand sie den Namen passend, schließlich war es so etwas wie ihr Team-Fahrzeug geworden, umso schöner war es, dass Harrison auch wieder darin saß, direkt neben ihr, so wie gewohnt.
Während Cisco neben Barry auf dem Beifahrersitz wieder von seiner Schlamm-Monster-Geschichte anfing und versuchte zu erklären, wie so ein Meta-Wesen zustande kommen könnte, nutzte Sam den ruhigen Moment auf der Rückbank und sah zu ihrem Angebeteten, der gleichermaßen zu ihr blickte. Wie gern wünschte sie sich eine Trennwand, eine Decke oder irgendetwas, das sie vom restlichen Team abschirmte, sei es auch nur für ein paar Minuten. Denn war da wieder dieser Blick. Der Dunkelhaarige betrachtete sie sowie ihr Outfit. Seine Augen glitten über ihre schwarze Feinstrumpfhose, sodass sie spürte, wie ihr schrecklich heiß wurde.
„Du siehst heute wirklich sehr liebreizend aus, Sam", raunte er ihr zu und ließ sie stark erröten. Grinsend senkte sie den Blick.
„Nur liebreizend?", fragte sie ihn neckisch, die Stimme gesenkt, sodass das Team nichts von ihrem Geplänkel mitbekam. Harrison lachte leise.
„Und sehr verführerisch", fügte er hinzu. Ihr Herzschlag beschleunigte sich um ein Vielfaches.
„Extra für dich", murmelte sie und musste kurz den Blick abwenden, da ihr Grinsen allmählich schmerzte.
„Für mich?", fragte er nach, seine Mundwinkel zogen sich zu einem breiten Lächeln nach oben. „Willst du denn, dass ich mich gar nicht auf den Film konzentrieren kann?" Diesmal war sie es, die leise lachte.
„Ich kann mich auch nie auf irgendetwas konzentrieren, wenn du in meiner Nähe bist, da ist es nur fair, finde ich", konterte sie, woraufhin der Wissenschaftler sanft in ihre Seite piekte und sie quietschend zusammenzucken ließ. Es rief Cisco auf den Plan, der sich zu ihnen herumdrehte. Hastig setzte sie sich wieder aufrecht hin.
„Alles klar dahinten?"
„Ja, alles gut! Dr. Wells ärgert mich nur", sagte sie und es war nicht mal gelogen. Gespielt wedelte Cisco mit dem Finger, ehe er sich wieder zurück auf seinen Sitz sinken ließ.
„Die beiden werde ich auch nie verstehen", hörte sie ihn noch sagen, woraufhin sie leise kicherte und wieder zu ihrem Angebeteten blickte, der eine Augenbraue erhoben hatte.
„Gut, dass ich später noch das Privileg habe dich mit zu mir zu nehmen, es ist der altbekannte Lichtblick an diesem Abend. So kann ich mich wenigstens noch in Geduld üben", raunte er er ihr zu, woraufhin sie sich auf die Unterlippe biss und sich ihre Finger in ihren Rock gruben.
Lieber sollte er sie nicht daran erinnern. Daran, dass sie vereinbart hatten dass sie später noch mit zu ihm kam. Das Date, auf das sie schon so lange und so sehnlich wartete, dass es ihr tatsächlich unwirklich vorkam. Sie würde sein Haus sehen, endlich. Würde ihn besser kennenlernen, indem sie sah wie er lebte. Er hatte es ihr versprochen, nach ihrer Versöhnung. Als sie ihn am Morgen nach ihrem ersten Mal besuchen gekommen war. Verträumt spielte sie mit ihren Fingern, was der Wissenschaftler eingehend beobachtete.
„Ich kann es kaum erwarten", murmelte sie. Harrison lächelte herzlich.
„Der Wein steht schon bereit", ließ er sie wissen und entfachte damit eine Vorstellung in ihrem Kopf, die ein wahres Chaos in ihrem Innern anrichtete. Ein schrecklich schönes Chaos.

Am Kino angekommen fand sich glücklicherweise schnell ein geeigneter Parkplatz, groß genug, sodass Caitlin es gelang den Van hinein zu manövrieren. Natürlich nicht, ohne dabei sowohl von Cisco als auch Barry von der Seite verbessert und beratschlagt zu werden, bis die Brünette genug hatte und sie mahnte still zu sein. Das breite Grinsen darüber lag auch jetzt noch auf ihren Lippen, während sie auf den Bürgersteig hüpfte und zu Harrison sah, der reflexartig seinen Arm nach ihr ausgestreckt hatte, sollte sie stolpern.
„Geht schon", murmelte sie grinsend.
„Ich gehe nur gern auf Nummer sicher", erwiderte er mit einem Zwinkern. Schwärmerisch biss sie sich auf die Unterlippe und senkte den Blick, sah jedoch auf, als sie aus dem Augenwinkel sah wie Barry sie beide mit hochgezogenen Augenbrauen musterte. Sie sollten besser aufpassen, wie sie sich in Gegenwart des Teams verhielten, denn ganz sicher wollte Harrison die Sache zwischen ihnen weiterhin geheim halten. Und für sie war das völlig okay. Langsame Schritte, sodass er sich wohlfühlte, da wollte sie nicht sofort mit der Tür ins Haus fallen und ihn zu irgendwelchen Sachen drängen. Allein der heutige Besuch seines Hauses war ein enormer Schritt.
Inmitten losgelöster Gespräche schlenderte das Team zum Kino, wobei Sam neben ihrem Smalltalk mit Cisco akribisch darauf achtete, dass niemand Harrison schief ansah oder ihn ansprach. Sollte es jemand wagen, dann würde sie die Aktion von vor einigen Wochen wiederholen und ihn verteidigen, ob nun vor laufenden Kameras oder Live und in Farbe.
Als sie die Kinokasse erreichten, bestand der Wissenschaftler darauf für alle zu zahlen, sodass sich das Team geschmeichelt bedankte. Zusätzlich bestellten sie sich Popcorn und Nachos, wobei Cisco extra große Portionen wählte, damit sie untereinander teilen konnten. Anschließend suchten sie sich eine leere Ecke, wo Harrison die Kinotickets vergab. Es war ein modernes Kino, das sogar extra eine Sitzreihe mit Platz für Rollstühle hatte, der Grund, wieso sie sich entschieden hatten hierher zu gehen. Mit einem sanften ‚Danke' nahm sie ihr Ticket entgegen, wobei ihr Blick sofort auf ihre Sitznummer fiel. Anschließend lugte sie auf sein Ticket und durfte freudig feststellen, dass er ihr absichtlich den Platz neben sich zugewiesen hatte. Sie würden also nebeneinander sitzen. Wie bei einem Date, das es für Sam bereits jetzt war, obgleich die Anderen mit dabei waren. Glücklich lächelte sie ihn an und umschloss die Kinokarte mit ihren Fingern.

Es war selbstverständlich, dass Sam den Platz an seiner Seite bekam. Dort, wo sie hingehörte, selbst nach dem einschneidenden Erlebnis, das sie aufgrund seines klugen Schachspiels jedoch wieder vergessen hatte. Zugegeben hatte er sich gesorgt. Ob Mia Yamamotos Fähigkeiten tatsächlich so mächtig waren, dass sie die Erinnerungen daran gänzlich auslöschen könnte, ohne eine Spur zu hinterlassen. Doch wie es schien war dem so. Er hatte Sam in den letzten Tagen genauestens beobachtet, jede Regung ihres Gesichts, Mimik und Gestik. Ihrer Stimme gelauscht, wann immer sie ihn im Krankenzimmer besuchen gekommen war. Sie zeigte keinerlei Anzeichen daran auch nur den Hauch einer Erinnerung in sich zu tragen.
Glück gehabt.
Beinahe hätte er sie erneut verloren, gerade dann, als er erkannt hatte, dass Samantha Jones so viel mehr sein könnte als die Wissenschaftlerin, die ihn eines Tages erschuf. Während seiner Zeit hier könnte sie seine Partnerin sein, seine Verbündete. Ihre Liebe für ihn war unersättlich und er würde dafür sorgen, dass sie sich noch viel mehr in ihn verliebte, sodass sie über sein Dasein als Reverse Flash hinwegsehen könnte. Sodass sie ihn sah, Eobard Thawne und nicht Harrison Wells, der Mann, dessen Name er so lange nun schon trug. Er wusste, sie wäre dazu in der Lage. Sie hatte es ihm bewiesen.
„Also, gehen wir rein?", riss ihn Sams liebliche Stimme aus seinen Gedanken. Er sah zu ihr auf und nickte. In Wahrheit hatte er nicht allzu viel Lust auf Kino, obgleich er ein großer Filmfreund war. Denn das Outfit, das sie heute trug, das lud zu ganz anderen Vorhaben ein. Schwarz stand ihr ganz ausgezeichnet, seiner Königin.
„Auf geht's! Action im All, das wird super!", freute sich Cisco und streckte jubelnd seine Arme empor. Es entlockte Eobard ein leises Schnauben, ehe sein Blick wieder zu Sam glitt, die dem Langhaarigen federnden Schrittes folgte.
Dieses Outfit stand ihr wirklich hervorragend.

Amber hatte eine aufgeschlagene Akte vor sich liegen und doch las sie keines der darin geschriebenen Worte, sondern starrte sie nur an. Einen Stift zwischen ihren Fingern balancierend, keine Miene verzogen. Das Getummel auf dem Revier um sie herum zog einfach an ihr vorbei. Wie ein Theaterstück, das munter vor sich her spielte, nur besaß sie keine Rolle darin.
Es war nun schon ein paar Tage her. Owens Verschwinden. Sie hatte von Captain Singh erfahren, dass er sich krankgemeldet hatte, ganz plötzlich und einfach so. Ohne ihr irgendetwas zu sagen. Anrufe kamen nicht durch, auf SMS antwortete er nicht, das Hotelzimmer, in dem er wohnte, schien leer. Es machte sie wahnsinnig, nicht zu wissen wo er war und wieso. Lediglich spekulieren könnte sie, denn hing sein Verschwinden unmittelbar mit dem Angriff des Reverse Flash auf Dr. Wells zusammen. Doch wieso sollte ihn etwas Derartiges so aus der Bahn werfen? Owen war kein Weichei. Er war stark, mutig und unerschrocken.
Mit verzogenem Gesicht kramte Amber ihr Handy aus ihrer Tasche und checkte ihre Nachrichten, wie so oft an diesem Tag. Es war zur Routine geworden, alle paar Minuten drauf zu sehen, um zu überprüfen, ob er sich vielleicht doch gemeldet hatte. Sie scrollte sich durch den Chatverlauf, der einzig und allein mit ihren Nachrichten gefüllt war.

Owen, wieso meldest du dich nicht?

Sag was, wenigstens etwas, damit ich mir keine Sorgen machen brauche.

Jetzt hör mir mal zu, du arroganter Arsch, gib ein Lebenszeichen von dir oder ich hetze dir die Bullen auf den Hals!

Weißt du was, es kümmert mich gar nicht, ob du irgendwo in einer Ecke liegst und verreckst. Mir doch egal. Schönes Leben noch.

Owen, ich meinte das nicht so, sorry. Bin da ein bisschen ausgerastet. Sag schon was, bitte. Ich mache mir doch einfach nur Sorgen um dich.

Stumm betrachtete sie ihre Displaytastatur und tippte eine erneute Nachricht an ihn, in der sie ihn bat sich endlich zu melden, sei es auch nur in Form eines einzigen Zeichens, dass es ihm gut ging. Danach ließ sie ihr Smartphone in ihre Tasche fallen, bettete die Arme auf den Tisch und vergrub ihr Gesicht darin. Was sollte sie nur tun? Sie vermisste ihn so sehr. Nichts war mehr dasselbe ohne ihn und es wurmte Amber, dass sie so empfand. Dass sie entgegen ihrer obersten Regel doch eine Bindung zu einem Typen aufgebaut hatte, mit dem sie ins Bett ging. Dass sie sich doch tatsächlich in diesen arroganten Mistkerl verliebt hatte.

Ob nun das laute Geräusch von Ciscos Gekaue, das sich anhörte als würde ein Mähdrescher Ziegelsteine zerlegen, oder der Film auf der riesigen Leinwand vor ihr -nichts von dem vermochte ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, denn die gebührte einzig und allein dem Wissenschaftler neben ihr. Selbst, wenn sie sich zwang nicht zu ihm zu sehen, spürte sie überdeutlich seine Anwesenheit. Seine Wärme, die zu ihr strahlte und die sie zutiefst beruhigte. Sein Duft. Sie schloss die Augen, als er zu ihr herüberwehte und sogar den Geruch der Nachos und des Popcorns übertrumpfte. Unauffällig drehte sie ihren Kopf zu ihm und musterte sein Gesicht, das vom Licht der Leinwand beschienen wurde. Es war so schön, dass er hier war. Mit im Kino. Es fühlte sich so vollkommen an, wären da nur nicht die Anderen, denn dann wäre dies hier bereits ein wahrhaftiges Date. Doch so wie er auch wollte sich Sam in Geduld üben, denn das würde sie später noch bekommen.
Plötzlich drehte Harrison seinen Kopf ebenfalls zu ihr. Ertappt setzte ihr Herz einen Schlag aus, doch gelang es ihr einfach nicht den Blick von ihm abzuwenden. Er schenkte ihr ein Lächeln, das sie sogleich erwiderte, während eine düstere Szene auf der Leinwand vor ihnen eingespielt wurde und die Umgebung somit in Dunkelheit getaucht. Sie erkannte lediglich seine Konturen, doch spürte sie im nächsten Moment seine Fingerspitzen, die sanft ihre berührten. Mit donnerndem Herzschlag spreizte sie ihre Finger und ließ sie in seine gleiten, wobei sie sich stark zusammenreißen musste sich nicht vorzubeugen und ihn hier und jetzt zu küssen. Sein Daumen streichelte über ihre Haut, das Atmen fiel ihr mit jedem Zug schwerer. Sie spürte, wie er sich zu ihr beugte, um den kurzen Moment der Dunkelheit zu nutzen. Führte seine Lippen an ihr Ohr, sein heißer Atem streifte es.
„Du bist so weich, Sam", raunte er, jene Worte, die er bereits einmal an sie gerichtet hatte, als sie das erste Mal miteinander geschlafen hatten. Ihr wurde kochend heiß. Sie schluckte schwer und sie wusste, weil sie nicht hier und jetzt über ihn herfallen konnte, saß sie gerade in ihrer eigenen Hölle. Sie hätte nie gedacht, wie schön es dort zugleich sein könnte.

Nach dem Film herrschte ausgelassene Stimmung. Sam ließ es sich nicht nehmen, gemeinsam mit Cisco und Barry über den Inhalt zu diskutieren und Mutmaßungen über das offene Ende anzustellen. Hauptsächlich tat sie es, um sich von dem, was ihr gleich bevorstehen würde, abzulenken. Selbst Harrison warf den ein oder anderen Punkt ein, was sie überglücklich zu ihm sehen ließ, da er sich für gewöhnlich bei Dingen wie diesen heraushielt, doch schien er an diesem Abend wirklich Spaß zu haben.
Gemeinsam fuhren sie mit dem Van zurück zu Star Labs, wo sich ihre Wege schließlich trennten. Caitlin nahm Cisco mit dem Auto mit, Barry ging - wie sollte es anders sein - zu Fuß. Auf die Nachfrage hin, ob sie ebenfalls mitfahren wollte, lehnte sie höflich ab, ohne jedoch zu offenbaren, dass sie bereits eine Mitfahrgelegenheit hatte. Und so warteten Harrison und sie, bis die Anderen sich auf den Weg gemacht hatten, ehe sie sich einvernehmlich in Bewegung setzten, in Richtung seines Wagens.
Sie spürte bereits die Nervosität in sich hinaufkriechen. Positiver Art und doch noch immer Nervosität, schließlich würde sie den restlichen Abend bei ihm verbringen, bei einem Glas Wein und in seinem Haus. Es wäre viel intimer als all die Abende zuvor und wer wusste schon, wohin sie dieser Abend noch führen könnte. Sam hatte da bereits eine Vorstellung, oder vielmehr eine Hoffnung.
„Die Dame", sagte der Wissenschaftler charmant und hielt ihr die Tür auf, als sie seinen Sportwagen erreichten. Verliebt grinsend senkte sie den Blick und nahm Platz, woraufhin er die Tür wieder schloss und sich um das Auto herum begab, um sich neben sie zu setzen. Als das tiefe Brummen des Motors ertönte, ließ sich Sam in ihren Sitz sinken und versuchte sich irgendwie zu entspannen. Geschickt lenkte Harrison den Wagen auf die Straße.

Die Lichter der Stadt rauschten an ihnen vorbei, als sie den Highway entlangfuhren, der sie hinausbrachte. Er wohnte also außerhalb, nicht im Trubel der Innenstadt, sondern irgendwo, wo es ruhiger war. Es passte so gut zu ihm, wie sie fand. Sie hätte es sich eigentlich denken können.
Lächelnd betrachtete sie das Wasser, als sie über die große Brücke fuhren, das im Mondlicht schimmerte wie Diamanten, während sich ihr Herzschlag trotz größter Bemühungen einfach nicht beruhigen wollte. Ihr Blick wanderte zu Harrison, der wie gewohnt ruhig neben ihr saß, während er fuhr. Sie genoss diese Momente, denn zeigten sie ihr, wie friedlich sie nebeneinander sein konnten. Dass sie sich wohlfühlten, auch dann, wenn niemand von ihnen ein Wort sagte. Der Wissenschaftler schien ihren Blick zu merken, denn sah er aus dem Augenwinkel zu ihr, lächelnd.
„Nervös?", fragte er sie geradeheraus, ein Unterton in der Stimme, der für sie neu war. Aber nicht befremdlich, im Gegenteil. Sie war so neugierig darauf, welche Facetten noch in ihm schlummerten, denn hatte sie die Wahrheit gesprochen, als sie ihm gesagt hatte sie würde jede seiner Seiten lieben.
„Ja, ziemlich", gestand sie ehrlich und grinste breit. „Es ist das erste Mal, dass ich dein Haus sehe."
„Ich hoffe, du bist nicht enttäuscht", erwiderte er und entlockte ihr ein Lachen.
„Wie könnte ich? Selbst, wenn du in einem Karton leben würdest, wäre ich nicht enttäuscht."
„Das ist sehr großzügig formuliert, aber sei unbesorgt, es ist kein Karton." Sie lachte erneut, wobei ihre Hand auf seiner Schulter landete, über die sie liebevoll streichelte.
Und er sollte recht behalten. Es war in der Tat kein Karton, das Haus, das sich vor ihren Augen aufbaute. Es war absolut kein Karton, es war das komplette Gegenteil! Mit offenem Mund und aufgerissenen Augen betrachtete Sam das moderne, einstöckige und doch phänomenale Gebäude, vor dem sie nun standen. Das Dach als Schräge, Holzsäulen inmitten des Gesteins eingearbeitet, große Fenster, durch die bei Tage das Licht die Wohnung flutete und ein wunderschöner Steinweg, der zur Eingangstür führte, die im eben selben Holzton gehalten war wie jenes in der Fassade.
„Wow", brachte sie hervor. Mehr nicht, nur dieses eine Wort, sodass Harrison neben ihr eine Augenbraue hob und anschließend leise lachte.
„Wie ich sehe, bist du beeindruckt", sagte er und schien den Moment zu genießen.
„Das Haus ist - es ist der Wahnsinn. Und so weit von einem Karton entfernt, wie es ein Haus nur irgendwie sein könnte." Wieder lachte er, sodass sie grinsend zu ihm sah und sich zeitgleich sogar etwas für ihre ungefilterte Reaktion schämte. Was erwartete sie? Er war Harrison Wells, Gründer von Star Labs. Natürlich besaß er ein Haus wie dieses. „Es ist wunderschön, ehrlich. Ich liebe es jetzt schon", fügte sie hinzu und faltete ihre Hände ineinander.
„Na dann komm mal mit, damit du es von Innen siehst", schlug er vor und deutete den Weg entlang, den sie mit Freuden passierte. Es war so aufregend. Der Ort, an dem man lebte, sagte so viel über einen aus. Sie wollte jedes Detail darin aufsaugen. Jedes Foto, jeden Dekoartikel, jede verirrte Socke, die vielleicht irgendwo herumlag, wobei sie es bei ihm stark bezweifelte.
Als sie das Haus betraten, da verschlug es ihr erneut die Sprache und sie musste sich zusammenreißen jene Reaktion von eben nicht zu wiederholen. Das Zimmer, das direkt nach dem Flur folgte, war ein riesiges Wohnzimmer. Das Ecksofa stand in der Mitte des Raumes, davor ein gläserner, flacher Couchtisch und darunter ein Teppich, der so weich aussah, als könne man darauf schlafen. Dahinter befand sich eine Feuerstelle, inmitten einer rechteckigen, langen Glassäule eingearbeitet, die mit Boden und Decke verbunden war. Das Feuer darin knisterte bereits gemütlich vor sich her. Sams Blick schweifte weiter zum futuristischen Bücherregal, das aus schmalen Stäben bestand, die sich ineinander schlängelten, weiter zur angrenzenden, offenen Küche, die direkt mit dem Wohnzimmer verbunden war. Schwarze Möbel, heller Boden und eine Küchenzeile direkt in der Mitte. Harrison fuhr neben sie und beäugte sie mit einem Lächeln, während sie fasziniert jedes Detail in sich aufsaugte, wobei ihr eine Sache auffiel.
„Und, gefällt es dir?", fragte er sie.
„Es ist", sagte sie stockend und drehte ihren Kopf zu ihm, „wunderschön, ich liebe es", gestand sie ehrlich und entlockte ihm ein Lächeln.
„Das freut mich, Sam", raunte er und setzte sich in Bewegung in Richtung des Sofas. „Schließlich sollst du dich hier wohlfühlen." Sie errötete, biss sich auf die Innenseite ihrer Wange, um sich zu vergewissern, dass sie nicht träumte und folgte ihm anschließend. Harrison stemmte seine Arme in die Polster und rutschte von seinem Rollstuhl auf das Sofa, sodass er in diesem Moment auf Sam wirkte wie ein ganz normaler, unverletzter Mann. Er sah zu ihr auf, schenkte ihr ein charmantes Lächeln und klopfte auf den Platz neben sich. Das ließ sie sich nicht zwei Mal sagen. So lief sie an ihm vorbei und setzte sich neben ihn, mit etwas Abstand, wie sie zähneknirschend feststellte, doch wollte sie nicht sofort an ihn heranrutschen und wie eine Klette auf ihn wirken. Sie konnte sich ja so schon nicht mehr zurückhalten mit ihren Blicken.
Harrison beugte sich vor und ergriff die Weingläser, die auf dem Couchtisch vor ihnen standen sowie die teuer aussehende Flasche, die daneben stand. Er begann die Gläser zu füllen, derweil sie ihren Blick von Neuem durch das Wohnzimmer schweifen ließ. Allein das knisternde Feuer hinter ihnen sorgte für romantische Stimmung. Hinzu kam das gedämmte Licht, das den Raum gerade ausreichend beleuchtete.
„Sag mal", begann sie jenen Gedanken auszusprechen, der ihr bereits beim ersten Mal Umsehen im Kopf gespukt war. Sie drehte sich, um sich nochmals zu vergewissern. „Hast du gar keine Fotos herumstehen? Oder sonst irgendwelche persönlichen Dinge?" Mit einem Lächeln reichte er ihr das Weinglas, das sie dankend entgegennahm.
„Nein, habe ich nicht", antwortete er ihr ehrlich.
„Und wieso nicht, wenn ich fragen darf?" Ihre Blicke trafen sich. Plötzlich fühlte sie sich schlecht aufgrund ihrer Neugier. Er sollte nicht denken, es handle sich um ein Verhör oder dergleichen, auch wollte sie den Streit von zuvor nicht wieder aufleben lassen. „Tut mir Leid, ich wollte nicht so neugierig sein", fügte sie daher hinzu, doch schüttelte Harrison lächelnd seinen Kopf.
„Nicht doch, Sam, es ist völlig in Ordnung", sagte er und ließ seine Finger unter ihrem Kinn entlangfahren. Eine Berührung, die sie sofort vereinnahmte, so kurz sie auch andauerte. „Ich bin damals, vor der Gründung von Star Labs, aus Starling City hierher gezogen und habe wohl versäumt, meine Wohnung mit persönlichen Dingen zu dekorieren. Es liegt mir nicht, um ehrlich zu sein."
„Starling City, stimmt, das stand in deiner-", sie hielt inne. In seiner Biographie. Die sie viel zu oft schon gelesen hatte, wie eine verrückte Stalkerin. „Nicht so wichtig", winkte sie daher ab. Er lachte leise und hob seinen Arm, um ihn lässig auf die Sofalehne direkt hinter ihr zu legen, wobei er das Weinglas in seiner Hand leicht hin und her schwenkte.
„Ja, mein früherer Wohnort und die Stadt, in der ich eigentlich vorhatte Star Labs zu errichten. Aber seit dieser Sache konnte ich die Stadt einfach nicht mehr sehen." Sie sah ihn an, fragend. Er blickte ihr in die Augen. „Seit dem Tod meiner Frau", offenbarte er ihr völlig unerwartet. Sie hielt inne, in jedweder Bewegung, während sie das traurige Schimmern in seinen Augen sah, das ihr Herz entzwei brach. Schockiert sah sie ihn an und öffnete ihre Lippen, um nachzufragen wie das passiert war, doch wollte kein Ton darüber weichen. Sie hatte nicht einmal gewusst, dass er schon einmal verheiratet gewesen war, doch war es nicht naheliegend? Ein Mann wie er? Er blieb doch nicht grundlos Single. „Ein Autounfall", erklärte er, ohne, dass sie nachfragen musste und trank einen Schluck von seinem Wein. „Eine schreckliche Tragödie und nichts, worüber ich je spreche." Seine Stimme klang brüchig. Das Lächeln auf seinen Lippen schwand und da wurde ihr plötzlich alles klar. Der Grund, wieso es ihm so schwer fiel sich ihr gegenüber zu öffnen. Wieso er sich die ganze Zeit zurückgehalten hatte. Und sie? Sie hatte ihn gedrängt, war wütend auf ihn gewesen. Am liebsten hätte sie sich selbst geohrfeigt für ihre Dummheit. Sie hatte sich so unsensibel verhalten und ihm Vorwürfe gemacht, anstatt sein Handeln zu hinterfragen.
„Harrison, ich", murmelte sie und stellte ihr Weinglas auf den Tisch, ehe sie sich auf dem Sofa zu ihm herumdrehte und ihre Hände auf seinen Oberschenkel legte. „Ich hatte absolut keine Ahnung, hätte ich das gewusst-"
„Sam", unterbrach er sie, das Lächeln kehrte auf seine Lippen zurück, wenn auch abgeschwächter als zuvor. „Es ist in Ordnung, du konntest es gar nicht wissen. Und es ist viele Jahre her, ich wollte damit wirklich nicht die Stimmung ruinieren. Ich dachte nur, du solltest es wissen." Eifrig schüttelte sie ihren Kopf und rutschte an ihn heran, sodass sich ihr Oberkörper an seinen Arm schmiegte.
„Du hast die Stimmung nicht ruiniert, wirklich nicht. Ich bin nur, naja, froh es zu wissen. Weil ich das jetzt weiß kann ich die Dinge viel besser verstehen", sagte sie und umfasste seinen Oberarm mit beiden Händen. Der Dunkelhaarige schenkte ihr ein Lächeln.
„Okay", raunte er. Sie musterte sein Gesicht. Den traurigen Schimmer in seinen Augen, so tief darin verborgen, dass man ihn nur bei genauem Hinsehen entdeckte, doch er war da. Langsam beugte sie sich zu ihm vor, hob ihre Hand an seine Wange und streichelte mit aller Liebe darüber, ehe sie ihre Lippen auf seine legte. Vielleicht würde es nicht alles davon vertreiben, doch hoffte sie so wenigstens einen Teil seines Schmerzes weg zu küssen. Auch Harrison hob seine Hand und ließ seine Finger über ihre Wange gleiten, hinunter zu ihrem Hals. Es brachte sie um den Verstand, bereits diese kleine Berührung, so war sie fast schon etwas enttäuscht, als er sich wieder von ihr löste. Doch das Lächeln, das er ihr daraufhin schenkte, vertrieb das Gefühl umgehend wieder. Sie erwiderte die Geste herzlich.
„Vielleicht kann ich ja ein Foto von dir hier aufstellen, damit es nicht allzu einsam und trist aussieht", schlug er vor. Worte, von denen er nicht die geringste Ahnung hatte, was sie ihr wirklich bedeuteten. Mit tellergroßen Augen sah sie ihn an, die Wangen verräterisch gerötet, und deutete auf sich.
„Von mir?"
„Natürlich, von wem sonst?", fragte er sie.
„Na nicht von Cisco, das wäre schräg", kommentierte sie und entlockte ihm ein Lachen. „Aber vom Team vielleicht. Was ist mit dem Foto, das du uns allen zu Weihnachten geschenkt hast? Hast du keinen Abzug für dich davon machen lassen?"
„Nein, habe ich nicht, ich bedaure", erwiderte er. Sie lehnte sich an ihn und legte ihren Arm um seine Schulter, ein verliebtes Grinsen aufgesetzt.
„Dann werde ich dir eins schenken, im schönen Rahmen, das du dir dann aufstellen kannst", schlug sie vor.
„Und von dir gleich eins mit dazu?", fragte er nach, sodass ihr Herz mehrere Saltos schlug vor Freude.
„Was hältst du davon, wenn ich dir eins mit uns gemeinsam drauf schenke? Von dir und mir zusammen", schlug sie vor, zog ihr Handy aus ihrer Rocktasche und öffnete die Frontkamera. Harrison beäugte das Smartphone fragend, das sie schließlich nach oben hielt die Kamera auf sich und ihn gerichtet, und ein Foto schoss. Und noch eins. Eins, wo sie ihm einen Schmatzer auf die Wange hauchte und dabei lächelte, sodass sie ein paar schöne Bilder auf ihrem Handy hatte, über die sie sich immens freute. „Eins davon schenke ich dir", erklärte sie ihm, nachdem sie das Handy auf den Tisch gelegt hatte, während Harrison sie charmant lächelnd betrachtete.
„Nur eins?", raunte er. Ihre Gesichter waren sich vom Fotografieren noch immer ganz nahe.
„Die restlichen behalte ich ganz für mich, aber vielleicht erbarme ich mich an deinem Geburtstag dazu noch eins freizugeben. Und zum nächsten Weihnachtsfest", fügte sie hinzu, wobei ihr Blick über sein Gesicht glitt und schließlich an seinen Lippen hängenblieb.
„Das wäre wirklich zuvorkommend", murmelte Harrison abwesend, der ähnlich wie sie gerade wohl auch Anderes außer die Fotos im Sinn hatte. Sie beugte sich zu ihm, er tat es ihr gleich, sodass sich ihre Lippen auf halbem Wege trafen. Zuerst sanft. Wie warmer Sommerregen, doch spürte sie, wie langsam die Leidenschaft nach oben brodelte. Die Sehnsucht, weil sie den ganzen Tag so hatten tun müssen als wären sie einander nicht verfallen. Als verzehrten sie sich nicht nach dem jeweils Anderen. Und ehe sie sich versah, intensivierten sie den Kuss mit feurigem Verlangen.

Plötzlich störte ihn das Weinglas in seiner Hand immens, sodass er sich kurz von Sam löste, vorbeugte und es auf den Tisch stellte. Danach ließ er sich wieder gegen die Sofalehne fallen und umfasste ihre Wangen mit beiden Händen, um sie zu sich zu ziehen und den Kuss fortzuführen. Das Keuchen, das er ihr dabei entlockte, war so lieblich, so betörend. Es war ihm schwergefallen, sich den ganzen Tag über zurückzuhalten. Am Abend noch schwerer. Doch nun war sie hier, in den Wänden, die er übergangsweise sein Zuhause betitelte und er hatte sie ganz für sich.
„Harrison", hauchte Sam gegen seine Lippen, ihr heißer Atem streifte seine Haut. Sie machte ihn wahnsinnig. Mit ihren Blicken, ihrem Lachen, den süßen Grübchen, die sich bildeten, wann immer sie ihn erblickte. Ihrem Duft. Und ihrer weichen Haut, über die er seine Finger soeben gleiten ließ, ihren Hals abwärts zu ihrem Oberteil, das ihn den ganzen Abend schon verhöhnt hatte. Seine Hand wanderte weiter zu ihrem Rock, zu ihrer schwarzen Feinstrumpfhose, die ihre schöne Haut bedeckte. Verbotenerweise ließ er seine Finger unter ihren Faltenrock gleiten, ihren Oberschenkel hinauf, den er begehrend zu kneten begann, um ihr jenes Stöhnen zu entlocken, nach dem er sich so gesehnt hatte. Wohltuend erklang es direkt neben seinem Ohr, sodass er leise knurrte.
Eigentlich hatte er vorgehabt hier noch eine Weile mit Sam zu sitzen und mit ihr zu reden. Ihr Stück für Stück seine Natur zu offenbaren, so, wie er wirklich war. Und ein paar Halbwahrheiten wie die über Tess Morgan. Erst in seinem Schlafzimmer hatte er sie verführen wollen, doch erschien ihm der Weg dorthin plötzlich unheimlich lang, sodass er verzichten wollte ihn zu gehen.
Er senkte den Kopf zu ihrem Hals und begann leidenschaftliche Küsse darauf zu hauchen, wohlwissend, dass Sam dort besonders empfindlich war. Dass er ihr dort besonders intensive Reaktionen entlocken konnte und er wurde nicht enttäuscht. Japsend krallte sie sich in seinen Pulli und zog an dem Stoff. So süß. Sie war so unendlich süß und betörend, wie sollte er sich da zurückhalten? Wie war es ihm all die Zeit gelungen? Der Wissenschaftler biss in ihren Hals, saugte an ihrer weichen Haut. Es entlockte Sam ein helles, hingebungsvolles Stöhnen und er wusste mit absoluter Gewissheit: er wollte sie, hier und jetzt. So umfasste er ihren Oberschenkel fester mit seiner Hand und zog sie zu sich auf den Schoß. Sie ließ sich führen, spreizte ihre Beine und ließ sich auf ihm nieder, ebenso von der Lust entflammt wie er, er konnte es spüren. Die Hitze, die sie ausstrahlte und das obwohl lästige Kleidung sie voneinander trennten.
„Ich will dich, Sam", raunte er mit belegter Stimme, während seine Hand in ihr Haar glitt und ihren Hinterkopf umfasste. Seine andere fuhr ihre Strumpfhose hinauf, bis zu ihrem Bund, den er herunterzuziehen begann. Sie krallte sich in seine Schultern, war wie paralysiert, so mächtig war die Wirkung, die er auf sie hatte. Es fühlte sich unbeschreiblich an.
„Ich will dich auch", hauchte sie zurück, gleichermaßen lustvoll wie schüchtern, eine Kombination, die nur sie schaffte und die ihn einmal mehr um den Verstand brachte. Ihre Finger glitten über seinen schwarzen Pullover, umfassten seinen Saum und begann ihn nach oben zu schieben. Eobard kam ihr zur Hilfe, indem er sich das Kleidungsstück über den Kopf zog und Sicht auf seinen Oberkörper freigab, der an einigen Stellen noch bläuliche Färbungen aufwies. Doch die Verbände waren fort. Er sah zu Sam, die allmählich mutiger wurde, denn ließ sie ihre Finger genussvoll über seine Brust fahren, seinen Bauch hinunter, wobei sie die Konturen seiner Muskeln nachzog. Er spürte ihre glühende Wange an seiner, denn glich es einer Umarmung, die sie austauschten, während sie einander streichelten. Eobard schloss seine Augen, genoss das Gefühl ihrer Berührungen auf seiner Haut und für den Moment, da war die Geschwindigkeit aus ihrem Liebesspiel gewichen. Für diesen kurzen, magischen Augenblick, in dem sie einander nahe waren und sich liebkosten. „Ich liebe dich", wisperte sie ihm ins Ohr, Worte, so rein, dass er sich von ihrem Klang treiben ließ. Seine Hand zog ihre Strumpfhose herunter, sodass Sam ihre Knie ins Sofa stemmte und sich für ihn aufrichtete, damit er fortfahren konnte. Er sah zu ihr auf, in ihr bildschönes, rotes Gesicht, ihre tiefbraunen Augen. Weiter zog er den Stoff hinunter, musste sich zusammenreißen, ihn nicht vor Ungeduld zu zerreißen und öffnete den Knopf ihres Rockes, um ihn mit folgen zu lassen. „Harrison", keuchte Sam erregt, als beide Kleidungsstücke fort waren und sie sich wieder auf seinem Schoß niederließ. Es war, als lese sie seine Gedanken, denn zog sie sich sogleich das Oberteil vom Kopf, sodass sie nur noch in Unterwäsche bekleidet auf ihm saß und sich ihm somit ein Anblick bot, der seinen Körper mit purer Elektrizität füllte.
„Du bist bildschön, Sam", raunte er, seine Finger fuhren genussvoll über ihre nackte Taille, weiter zu ihrer Hüfte, die er sanft zu kneten begann. Stöhnend krallte sie sich in seine Schultern. Er senkte seinen Kopf und hauchte sanfte Küsse auf ihr Schlüsselbein, derweil eine Hand begann den Verschluss ihres BHs zu lösen, denn wollte er allen Spielraum, den er bekommen konnte. Das Stück Stoff glitt zu Boden. Er sah zu ihr auf und beobachtete, wie sie sich auf die Unterlippe biss, eine Geste, die ihn zusätzlich anstachelte. Seine Lippen glitten weiter, über ihren Brustkorb hinunter zu ihren Brüsten, die er sanft mit seiner Zunge zu liebkosen begann, woraufhin sie erregt aufstöhnte und sich ihre Finger tief in sein Haar gruben. Anschließend beugte sie sich ein Stück vor und hob ihr Becken an, um gleichermaßen fortzufahren ihn von seinen Sachen zu befreien. Gedämpft vernahm Eobard das Geräusch seiner Gürtelschnalle, während er Sams zarte Haut mit seiner Zunge umspielte und von ihr kostete. Spürte, wie der Druck auf seinen Lenden etwas nachließ, als sie ihm die Hose von den Hüften zog. Die Boxershorts, denn wie es schien konnte seine Königin nicht warten, was ihn verzückt gegen ihre Haut grinsen ließ.
„Du bringst mich um den Verstand", wisperte sie heiser. Er sah zu ihr auf, während sie sich wieder an seinen Schultern festhielt.
„Das kann ich nur zurückgeben", raunte er, seine Augen funkelten vor Lust und Sehnsucht und er wusste, seine Geduld war aufgebraucht. So machte er sich nicht mehr die Mühe, sie von ihrem Slip zu befreien, sondern schob ihn lediglich beiseite, woraufhin sich die Röte auf Sams Wangen um eine Nuance vertiefte. Und sie verstand. Langsam ließ sie sich auf ihn sinken, wobei sich ihre Finger in seine Haut gruben und als sie endlich miteinander verschmolzen, da entwich ihr ein lautes, betörendes Stöhnen, das sich in den Wänden seines Hauses zu verfangen schien. Auch er stöhnte, tief, befreit, da es sich so gut anfühlte die junge Frau zu spüren, die sein ganzes Leben auf den Kopf gestellt hatte. Hilfesuchend schlang sie ihre Arme um seinen Hals und schmiegte sich fest an ihn, während er seine Hände auf ihren Hüften platzierte und nach Luft rang. „Du fühlst dich unbeschreiblich an, Sam", wisperte er in ihr Ohr und begann die junge Frau langsam zu bewegen, wobei er innerhalb eines tiefen Lautes die Augen schloss.

Das Feuer hinter ihnen knisterte gemütlich vor sich her, während Eobard auf dem Sofa lag, Sam in seinen Armen haltend. Er betrachtete ihr schlafendes Gesicht, ihren sich gleichmäßig heben- und senkenden Brustkorb. Das leichte Lächeln auf den Lippen, das sie selbst jetzt noch trug, im Land der Träume. Ihr Arm lag über seinem Bauch, sie hatte ihn umschlungen, so als würde sie ihn nie wieder gehen lassen wollen. Doch das musste sie, eines Tages, so sehr es ihn schmerzte. Bis dahin würden sie jedoch noch viel Zeit zusammen verbringen, würden sich kennenlernen und den Weg, den er für sie vorsah, gemeinsam bestreiten. Der Speedster schloss die Augen und roch an ihrem weichen Haar, das sich an seine Haut schmiegte. Ließ seine Finger langsam über ihre Taille fahren, ehe er sie fester an sich zog. Sam gab ein leises, schlaftrunkenes Seufzen von sich und drehte sich gänzlich zu ihm herum, wobei sie nun auch ihr Bein um seine Hüfte schlang und sich nochmals enger an ihn schmiegte. Eobard hatte es nie erfahren, das Gefühl, wahrhaftig und inbrünstig geliebt zu werden. Bis jetzt. Bis Sam in sein Leben getreten war. Sie zeigte es ihm, sie liebte ihn, mit allem, was sie besaß. Es fühlte sich atemberaubend an. Und das erste Mal, seit vielen Jahren, da bereute er es nicht, in dieser Zeit festzustecken. In der Zeit von Samantha Jones, seiner ersten und einzigen Liebe.

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