Kapitel 49 - Die rosarote Brille

Eintausend Reads! Juhuuuu! Es freut mich riesig, ich kann gar nicht sagen wie sehr! Ähnlich wie Sam schwebe ich gerade auf Wolke sieben. :D Oder schwebt sie höher? Lest es selbst!

Viel Spaß <3

Zu sagen, Sam befände sich auf Wolke sieben, wäre eine maßlose Untertreibung. Die junge Frau schwebte irgendwo im Bereich zwischen Wolke neun und dreizehn und nichts, ja wirklich gar nichts vermochte sie wieder herunterzuholen. Ihre Stimme der Moral war verschwunden. Jene Stimme, die ihr immer wieder zu wisperte sie dürfe nicht, sie sollte nicht - sie war verstummt. Urplötzlich besaß ihr Herz die Vorherrschaft über ihre Gedanken, Worte und Taten, nicht mehr ihr Kopf. Sam dachte nicht, sondern handelte so, wie es ihr ihr Herz befahl und das sehnte sich nach dem Wissenschaftler, auf dessen Schoß sie saß und an den sie sich schmiegte wie eine verschmuste Katze.
In der Zwischenzeit diskutierte das Team darüber, was genau das neue Meta-Wesen wohl mit der jungen Frau angestellt hatte und vor allem, wie sie es wieder rückgängig machen konnten.
„Zuerst sollte ich Sam untersuchen. Ein Hirnscan könnte auch hilfreich sein und Aufschluss darüber geben, was passiert ist", erklärte Caitlin besonnen, während ihr Blick zu Sam glitt, die genüsslich durch das Haar ihres Mentors kraulte und jenseits von Gut und Böse schwebte.
„Und wie willst du das anstellen, wenn sie nicht von Dr. Wells heruntergehen will?", fragte Barry, der sich unbeholfen am Hinterkopf kratzte, da er sich erst noch an das Bild vor sich gewöhnen musste.
„Hey, Sam", meldete sich plötzlich Cisco zu Wort. Die Angesprochene drehte ihren Kopf aus Harrisons Halsbeuge und sah zu ihrem Kumpel. „Was sagst du, du lässt dich von Caitlin untersuchen und danach darfst du dann mal auf meinen Schoß", schlug er ihr vor und klopfte sich auf die Oberschenkel. Sam jedoch verzog nur ihr Gesicht.
„Näh", ließ sie verlauten und kuschelte sich wieder an ihren Angebeteten. Entrüstet richtete sich der Langhaarige wieder auf.
„Wie, ‚Näh'? Was soll das denn heißen?", fragte er beleidigt nach und schürzte die Lippen. Als nächstes versuchte es Harrison selbst, der sich bisher im Hintergrund gehalten und Sam beobachtet hatte.
„Sam, könntest du dich bitte kurz von Caitlin untersuchen lassen, damit wir herausfinden können, was genau passiert ist?", fragte er die Brünette ruhig, die sich daraufhin auf seinem Schoß aufrichtete und ihn ansah. Ihre Arme legte sie dabei um seinen Nacken. „Mir zuliebe", fügte Harrison sanft hinzu und lächelte. Sams treue, braune Augen funkelten ihn an, ehe sie eifrig nickte und sich von seinem Schoß erhob, nur um sich anschließend zur Krankenliege zu begeben und darauf zu legen.
„Das war leicht", kommentierte Barry. Cisco hingegen plusterte seine Wangen auf, danach schnellte sein Kopf zu Caitlin, die sich zu ihrer Patientin begab. Er folgte ihr.
„Was ist mit Sam? Was hat das Meta mit ihr angestellt?", wollte er wissen.
„Das versuchen wir herauszufinden", erklärte sie.
„Und wieso reagiert sie nur auf Dr. Wells so?", hakte er weiter nach. Caitlin konnte sich denken, wieso, doch war es sicherlich nicht in Sams Interesse, ihre Gefühlswelt zu offenbaren. Sie stand unter einer Art Hypnose, so wollte sie ihre Freundin schützen, damit sie später nicht noch mehr im Erdboden versank, sobald sie wieder bei klarem Verstand war.
„Müsste ich raten, würde ich sagen, dass das Meta-Wesen mittels Blickkontakt dafür gesorgt hat, dass Unmengen an Glückshormonen in Sams Kopf freigesetzt werden. Gepaart mit der Bewunderung und Sympathie, die Sie für Dr. Wells empfindet, ergibt das wohl ein Phänomen, das laienhaft auch als die ‚rosarote Brille' bezeichnet wird", begann sie sich zusammenzureimen, während sie die Augen der Brünetten wiederholt mit ihrer kleinen Taschenlampe beleuchtete, um ihre Pupillenreaktion von Neuem zu testen.
„Und wieso ist sie dann nur auf Dr. Wells fixiert?", fragte Cisco und verschränkte seine Arme hinter dem Kopf.
„War sie doch schon immer. Schon seit Tag eins hat sie ihn über alle Maßen bewundert, durch das Meta-Wesen schlägt es lediglich in ganz neue Sphären aus und erinnert fast schon an ein Stadium der Verliebtheit, es handelt sich hierbei aber lediglich um den Einfluss des Meta-Wesens", antwortete die Ärztin.
Cisco glaubte ihr, denn nickte er zögerlich, während er seine Arme wieder sinken ließ und anerkennend das Gesicht verzog. Barry hingegen konnte Caitlin weniger leicht täuschen, denn stand der Speedster etwas abseits und schien zu grübeln. Die Information, die Caitlin fehlte, war das Gespräch, das Sam und Barry am Vorabend geführt hatten. Der Braunhaarige fragte sich, ob jenes, das die Wissenschaftlerin zu ihm gesagt hatte, wohl mit dem, was gerade passierte, zusammenhing. Harrison und Amber wussten hingegen ohnehin bereits Bescheid.
Während Caitlin den Hirnscan vorbereitete, sah Sam ununterbrochen zu Harrison, der sie gleichermaßen beobachtete. Ihre Blicke hafteten aneinander wie zwei Magnete; bei Sam aufgrund des Einflusses durch das Meta-Wesen, bei Harrison wegen intensiver Neugier. So wie jetzt hatte er sie noch nie erlebt und obgleich es an dem Meta-Wesen lag, so fand er diesen Zustand der Brünetten äußerst faszinierend.
„Sam", setzte Caitlin wieder zu Wort an, während der Kopfscan lief. Die junge Frau löste ihren Blick kurz vom Wissenschaftler und sah zur Ärztin auf. „Was hast du gesehen, als das Meta-Wesen vor dir stand? Seine Augen, war da irgendwas Besonderes dran?"
Die Brünette blickte wieder zu ihrem Angebeteten, dem sie ein verträumtes Lächeln schenkte. Verborgen hinter seinem Zeigefinger zogen sich die Mundwinkel des Brillenträgers ebenfalls nach oben.
„Seine Augen waren Rosa", murmelte sie wie in Trance. „Sie haben intensiv geleuchtet, aber nicht so intensiv wie die von Harrison", hauchte sie.
„Amber", sagte Caitlin mit erhobener Stimme, um die letzten Worte ihrer Freundin rasch zu übertönen, damit sie die Männer nicht hörten und drehte sich zur Polizistin herum. „Was sagtest du gleich, wie hätten die Augen des Gesuchten laut Zeugenaussagen ausgesehen?"
Die Polizistin näherte sich dem Bett, musterte Sam noch einen kurzen Augenblick mit erhobener Augenbraue und sah anschließend zur Ärztin.
„Rot. Sie alle sagten, seine Augen hätten rot geleuchtet", schilderte sie und verzog fragend ihr Gesicht, während Caitlin vor ihr in sich ging und grübelte. „Wieso?", wollte sie wissen.
„Unser Meta-Wesen scheint Gefühle mittels Farben zu kontrollieren", erläuterte die Braunhaarige.
„Und sowas geht?", hakte Amber verdutzt nach.
„Es gibt Studien, die belegen, dass Farben einen intensiven Einfluss auf den Gemütszustand eines Menschen ausüben können. Hypnosen, Epilepsie, Stimulierungen durch bestimmte Farbabfolgen, all das ist längst Realität. Ich gehe davon aus, dass dies der Kern seiner Fähigkeiten ist, die Farben."
„Rainbow Raider", wurde sie von Cisco unterbrochen. Alle sahen zu ihm, bis auf Sam, die noch immer Dr. Wells anschmachtete. Der Langhaarige zuckte lapidar mit den Schultern. „Er kann Farben benutzen um anzugreifen, ist doch passend", erklärte er. Barry kratzte sich kurz am Nacken, ehe er zu Caitlin blickte, die nur seufzend ihren Kopf schüttelte und letzte Untersuchungen an Sam vornahm.
„So oder so müssen wir", der Braunhaarige sah zögerlich zum Ingenieur, der ihn wiederum erwartungsvoll anstarrte, „Rainbow Raider finden. Finden wir heraus, wie er das anstellt, die Menschen zu manipulieren, finden wir sicherlich auch einen Weg, wie wir Sam wieder normal werden lassen."
Alle Augen (bis auf Sams) glitten zu Amber, die sich diesbezüglich bisher herausgehalten hatte. Skeptisch verzog die Blondine ihr Gesicht.
„Was?", fragte sie in die Runde.
„Naja, scheinbar weiß das CCPD schon ne ganze Menge über Rainbow Raider. Habt ihr Überwachungsaufnahmen? Habt ihr ihn schon identifiziert?", hakte Cisco nach, wobei er lässig die Hände in den Hosentaschen vergrub. Just in diesem Augenblick geriet Amber in den von ihr vorausgesehenen Zwiespalt. Jener, in den auch sie schon mit Sam geraten war.
„Tut mir echt Leid, Leute, aber ich darf euch nicht mehr sagen als das, was ich schon preisgegeben habe", gestand sie. Fragende Gesichter sahen ihr entgegen. „Anordnung von Madock. Wenn er Wind bekommt, dass ich Informationen zum Meta weitergebe, dann könnte mich das meinen Job kosten." Ihr Blick wanderte zu Sam, die nach wie vor von der Liege aus zu Harrison sah und ihm ein strahlendes Lächeln zuwarf. „Sobald wir ihn gefasst haben, sorge ich dafür, dass ihr ihn kurz untersuchen oder wenigstens die Berichte zu ihm lesen könnt. Dann könnt ihr Sammy ganz sicher helfen", fuhr sie fort.
„Wie jetzt, also keine Kooperation mehr?", fragte Cisco perplex nach, woraufhin Amber entschuldigend ihre Lippen zusammenpresste, den Kopf schüttelte und sich durchs Haar fuhr.
„Tut mir Leid, aber ihr seid jetzt auf euch gestellt. Das CCPD ist raus", verkündete sie. Barry hatte das Team bereits davor gewarnt, dennoch kam die Wendung überraschend. „Bitte gebt gut auf Sammy Acht und lasst euch was einfallen, ja? Ich muss los", fügte die Blondine hinzu. Die Gruppe verabschiedete sich, nach wie vor perplex, während Amber den Cortex schweren Herzens verließ. Niemand nahm es ihr übel, Sam wohl am wenigsten, denn der schien es tatsächlich egal zu sein.
„Harrison, wusstest du, dass ich deine Autobiographie schon sieben Mal gelesen habe?", brach sie die kurzzeitig eingekehrte Stille, woraufhin alle Köpfe zu ihr schnellten. Barry prustete leise, Cisco fuhr sich tief seufzend übers Gesicht und Caitlin verzog mit leichter Sorge ihr Gesicht.
„Barry", erhob Harrison, der sein amüsiertes Schmunzeln hinter seinem Zeigefinger zu verbergen wusste, seine Stimme. Der Speedster sah umgehend zu ihm. „Da wir nicht länger auf Miss Masons Hilfe bauen können, musst du dich zum CCPD begeben und so viel herausfinden, wie du kannst. Wir müssen das Meta-Wesen vor Agent Madock erwischen", befahl er seinem Schützling. Er nickte entschlossen, sah nochmals kurz zu Sam, Belustigung funkelte in seinen blaugrünen Augen, und flitzte anschließend los.
„Und ich werde mich bezüglich Farbtherapien erkundigen und recherchieren, wie wir Sams Zustand vielleicht auch ohne Rainbow Raider rückgängig machen können. Die Hirnscans sollten mehr Aufschluss darüber geben, was in ihr vorgeht." Caitlin erhob sich vom Hocker neben dem Krankenbett, auf dem sie bis eben noch gesessen hatte. „Ich mache mich am besten gleich dran. Ich kann Sam ja in Ihrer Obhut lassen, oder, Dr. Wells? Ihnen scheint sie wenigstens zu gehorchen, bei uns anderen wäre ich mir nicht so sicher", erläuterte Caitlin mit einem schiefen Lächeln. Ihr Mentor nickte.
„Geh du nur, ich passe auf Samantha auf und gebe Acht, dass sie nichts anstellt", erklärte er besonnen. Aus dem Augenwinkel nahm er eine Bewegung wahr, sodass er zu Sam sah, die soeben aus dem Bett krabbelte und mit einem überglücklichen Lächeln auf ihn zugeschritten kam. Sie kam hinter ihm zum Stehen, beugte sich zu ihm hinunter und legte ihre Arme sacht um seinen Hals, wobei sie ihre Wange an seine schmiegte.
„Ich liebe es, wenn du auf mich aufpasst", nuschelte sie und rieb ihr Gesicht leicht an seinem. Harrison sah zu seiner Schülerin, sagte nichts, sondern überlegte, wie er als Führungsfigur, die er nun mal darstellte, am besten reagieren sollte.
„Bei Ihnen ist sie sicher, Dr. Wells", erklärte die Braunhaarige schließlich mit einem vielsagenden Lächeln und warf ihm einen wissenden Blick zu. Danach drehte sie sich herum und lief aus dem Cortex, um sich zur Recherche in ihr Labor zu begeben. Während der Wissenschaftler seiner Kollegin hinterher sah, begann Sam wieder durch sein Haar zu streicheln, derweil sie ihr Kinn auf seine Schulter stützte und ihn angrinste.
„Dir ist bewusst, dass du, nachdem all das vorbei ist, höchstwahrscheinlich im Erdboden versinken wirst?", fragte er seine Untergebene, nicht wissend, ob sie zu einem Gespräch wie diesem überhaupt in der Lage war. Überraschenderweise nickte Sam jedoch. Sie schien wohl mehr bei Verstand zu sein als zu Beginn angenommen.
„Ja, ist mir durchaus bewusst. Aber was macht das schon", murmelte sie befreit und zwirbelte eine dunkle Locke von ihm um ihren Finger. Harrison schnaubte amüsiert, ehe er bemerkte, dass Cisco noch immer anwesend war und sie beobachtete.
„Cisco", sagte der Wissenschaftler, derweil sich Sam von ihm löste, jedoch nur, um um ihn herum zu tapsen und sich auf seinem Schoß niederzulassen. Dort fuhr sie fort mit seinem Haar zu spielen und Harrison musste gestehen, allmählich gewöhnte er sich daran. „Gehe doch bitte und sieh nach, ob du Caitlin behilflich sein kannst. Im Lager müssten wir auch noch ein paar Scheinwerfer haben, mit denen die verschiedenen Farben simuliert werden können", wies er den Jüngeren an. Dieser verschränkte jedoch seine Arme vor der Brust und hob eine Augenbraue an.
„Es gefällt Ihnen, oder Dr. Wells?", hakte Cisco mit vor Skepsis verengten Augen nach. „Eine schöne Frau auf Ihrem Schoß sitzen zu haben, die Ihnen den Kopf krault."
Harrison warf seinem Schützling einen mahnenden Blick zu.
„Cisco, ich werde mich nicht wiederholen", sagte er betont. Grinsend hob der Langhaarige beide Hände, um seine Kapitulation zu signalisieren.
„War doch nur n Scherz, ich geh ja schon", beschwichtigte er. Sein Blick wanderte zu Sam, die ihn mit einem seltsamen Funkeln in den Augen besah. „Ich geh dann mal, Sam, falls es dich interessiert", verkündete Cisco gespielt schmollend. Die Brünette grinste verklärt.
„Nur ein wenig", kommentierte sie. Harrison musste sein leises Prusten aufgrund der harten Ehrlichkeit der jungen Frau zurückhalten. Sie amüsierte ihn, sehr sogar.
„Wow, na danke!", antwortete Cisco, fasste sich theatralisch an die Brust und trottete schließlich aus dem Cortex wie ein gebeutelter Hund. Die beiden Wissenschaftler sahen ihm hinterher.

So blieben sie allein zurück. Harrison blickte zu seiner Schülerin und hob eine Augenbraue. Ein eigentümliches Lächeln lag auf seinen Lippen. Sie konnte durchaus eine Herzensbrecherin sein, außer bei ihm, denn er war es, der ihr Herz besaß. Es gehörte ihm. Die Brünette drehte ihren Kopf, sodass sie sich in die Augen sahen. Sogleich stahl sich ein breites Lächeln auf Sams Lippen, woraufhin sich auch Harrisons Mundwinkel weiter nach oben zogen.
„Du hast die Frage nicht beantwortet", sagte sie plötzlich. Der Wissenschaftler hob eine Augenbraue. Die junge Frau auf seinem Schoß grinste und hob ihre Hand, woraufhin sie ihren Zeigefinger langsam über seinen Kiefer fahren ließ. „Ob es dir gefällt, eine schöne Frau auf dir sitzen zu haben, die dir den Kopf krault", fuhr Sam ungeniert fort. Harrison lachte leise. Jetzt, wo sie allein waren, musste er nicht länger den besonnenen, anständigen Wissenschaftler mimen. Er durfte durchaus spielen und dazu war er in bester Laune. Sam reizte ihn.
„Es ist durchaus", Harrison suchte nach einer passenden Wortwahl, „reizvoll", schloss er. Neckisch hob Sam eine Augenbraue, derweil ihr Finger mittlerweile sein Kinn erreicht hatte.
„Reizvoll?", wiederholte sie. Anschließend fuhren ihre Finger über seinen Hals, ehe sie um ihn herum glitten zu seinem Nacken, den sie liebevoll zu kraulen begann. In der Zwischenzeit beugte sich Sam vor und lehnte ihre Stirn mit einem verheißungsvollen Grinsen gegen die ihres Mentors, sodass sie einander ganz nahe waren. Harrison sah in die Augen seiner Untergebenen, in denen er goldene Sprenkel wahrnehmen konnte. „Gib's zu, es gefällt dir", wisperte sie und legte ihre andere Hand auf seine Brust. „Dein Herz schlägt nämlich schneller." 

Die letzten Meter zum CCPD legte Barry zu Fuß zurück, um sicherzugehen. Es würde Fragen aufwerfen, sollte einer seiner Kollegen mitbekommen, wie er plötzlich aus dem Nichts im Raum auftauchte.
Als er das CCPD erreichte, musste er an Sam zurückdenken und an das seltsame Bild, wie sie auf Dr. Wells' Schoß gesessen und sich an ihn geschmiegt hatte. Unweigerlich manifestierte sich das Gespräch vom Vorabend in seinen Gedanken. Die Vorahnung, dass es einen Zusammenhang gab, wollte ihn einfach nicht loslassen. Ein älterer Polizist, Peterson, kam ihm entgegen, als er den Fahrstuhl verließ. Barry schenkte ihm ein freundliches Lächeln, Peterson lächelte zurück und hob zusätzlich zur Begrüßung den Kaffeebecher, den er in der Hand hielt. Danach richtete der Forensiker seinen Blick wieder nach vorn und begab sich zu den Arbeitsplätzen und Büros. Hin und wieder wurde er von den anwesenden Polizisten wie zuvor von Peterson auch begrüßt und während sich der junge Mann unauffällig umsah, um herauszufinden, wo sich die Akte zu Rainbow Raider befand, lächelte und nickte er jedes Mal zurück. Er könnte Joe fragen, wo sich Agent Owen Madock einquartiert hatte, doch schien sein Ziehvater nicht anwesend, denn war sein Arbeitsplatz leer. Doch erübrigte sich jedwede Fragerei, als er beobachtete, wie besagter Agent aus einem der Büroräume gelaufen kam.
„Miller", blaffte er laut. Ein junger Polizist zuckte zusammen und ließ den Tacker, den er bis eben noch in den Händen gehalten hatte, fallen. Barry war dem Jüngeren erst eins, zwei Mal begegnet, da er sich für gewöhnlich - wenn er sich eine Pause von all dem Heldentum gönnte - oben in seinem Labor aufhielt und somit wenig vom Treiben unten auf dem Revier mitbekam.
„J-Ja, Sir?", antwortete Dunkin kleinlaut, während Owen festen Schrittes zu ihm gelaufen kam.
„Wo ist Mason?", fragte er und verengte seine Augen, derweil er vor dem Schreibtisch des Braunhaarigen zum Stehen kam.
„Ich weiß es nicht, Sir, sie sollte eigentlich längst da sein. Vielleicht steckt sie im Stau", hörte Barry den jungen Polizisten stottern, während er die Chance, die sich ihm gerade auftat, nutzte und an den beiden Männern vorbei flitzte. Ein paar lose Blätter wurden aufgewirbelt, als der Speedster den Raum erreichte und segelten zu Boden. Rasch bückte er sich und legte sie zurück auf den Schreibtisch des Agenten. Danach sah er sich kurz um und begann schließlich die Schränke nach der begehrten Akte zu durchsuchen, so schnell, dass er dabei vom bloßen menschlichen Auge nicht erfasst werden konnte.
Doch fand er sie nicht. Ganz gleich, wie gründlich er die Schränke durchsuchte, eine Akte über ein vermeintliches Meta-Wesen stach ihm nicht ins Auge. So versuchte sich der Speedster in den Computer des Agenten einzuloggen, indem er diverse Passwörter eintippte, die ihm gerade in den Sinn kamen. Es kam wenig überraschend, dass Barry keinen Erfolg hatte, Anbetracht der Tatsache, dass er Owen Madock nicht kannte. Gerade, als sich der Forensiker wieder aufrichtete und um den Schreibtisch herumlief, ertönte plötzlich eine strenge Stimme.
„Was tun Sie da?"
Barry sah auf und erblickte den FBI-Agenten, der mit hochgezogener Augenbraue und stechendem Blick im Türrahmen stand. Er öffnete seine Lippen, um sich eine gute Ausrede einfallen zu lassen, als ihm die Akte in der Hand des Bartträgers auffiel. Jene Akte, nach der er bis eben vergeblich gesucht hatte.
„Agent Madock", grüßte er den Blonden und lächelte ein unbeholfenes Lächeln. Musste er es eben auf diese Weise versuchen. „Ich hatte gehört, dass Sie ein neues Meta-Wesen jagen und wollte mich als Forensiker zur Verfügung stellen, falls Sie mich brauchen."
Owen hob eine Augenbraue, klappte die Akte in seiner Hand zu und näherte sich dem Braunhaarigen.
„Ich brauche keinen Forensiker, ich habe für diesen Fall bereits jemandem im Team", erklärte er und kam direkt vor Barry zum Stehen. Seine stechend blauen Augen sahen ihm entgegen, sodass der Speedster sogleich Unbehagen empfand. Owen legte seine Hand auf die Schulter des Jüngeren. „Und sollten Sie noch einmal unerlaubt mein Büro betreten, dann werden Sie die Konsequenzen spüren. Haben Sie mich verstanden, Allen?", fragte er und verzog dabei keine Miene. Barry nickte zögerlich, wohlwissend, dass er zu weit gegangen war. Owen Madock war definitiv ein Mann, der seine Privatsphäre schätzte.
„Ja, Sir", sagte er. Der Bartträger nickte kurz und ließ dann wieder vom Braunhaarigen ab.
„Sie können jetzt gehen. Sicherlich haben Sie noch andere Sachen zutun", wies er ihn an, ohne sich herumzudrehen. Barry hingegen blickte über seine Schulter und beäugte die Akte, die hinter dem Agenten hervorlugte, da er sie gerade wieder aufschlug. Wenn er sie schon nicht bekommen konnte, so konnte er wenigstens einen schnellen Blick hineinwerfen, um die Identität des Meta-Wesens - sofern das CCPD diese bereits in Erfahrung gebracht hatte - herauszufinden und vielleicht ein paar Randinformationen zu erhaschen, die seinem Team nützlich sein könnten. Er wollte nicht mit leeren Händen zurückkehren. Und ein ‚schneller Blick' war bei Barry tatsächlich mehr als nur eine Redewendung. Angespannt presste er seine Lippen zusammen, ehe er los huschte und direkt vor Owen zum Stehen kam, der wie erstarrt schien. Eingefroren in der Zeit. Barry sah auf die Akte, prägte sich alle Details ein und blätterte ein paar Mal umher, ehe er zur ersten Seite zurückkehrte und wieder zurück zu seinem vorherigen Standort flitzte, darauf bedacht, diesmal keine Blätter aufzuwirbeln. Als er stand, verlief die Zeit auch für ihn normal weiter.
„Also dann", verabschiedete er sich vom FBI-Agent und verließ das Zimmer mit den gewünschten Informationen. Owen verharrte, sah auf die Akte und anschließend über seine Schulter, die Augen skeptisch verengt.

Sams glockenklares Lachen hallte durch den Cortex.
Harrison und sie saßen am Computerpult und schauten einen Film, denn erschien es dem Wissenschaftler die beste Methode, die junge Frau bei Laune zu halten, ohne, dass sie Gefahr lief etwas anzustellen oder sich in ihrem Elan zu verletzen. Sam saß auf einem Stuhl neben ihm, an ihn geschmiegt und ihre Hände um seinen Oberarm geschlungen, wobei ihr Kopf auf seiner Schulter ruhte. Den Film verfolgte Harrison nur nebenbei. Vielmehr ruhte seine Konzentration auf Sam, zu der er unauffällig sah, um ihr Gesicht zu betrachten, das sie beim Lachen immer wieder niedlich verzog. Wie sie an ihn gelehnt saß erinnerte ihn daran, als sie neben ihm eingeschlafen und ihren Kopf dabei auf seine Schulter gesenkt hatte - damals völlig unbewusst. Heute jedoch, da ging die Wissenschaftlerin bewusst auf Tuchfühlung, auch, wenn ihr Verhalten der Manipulation des Meta-Wesens entsprang, das auf der Bildfläche erschienen war.
Sam drehte ihren Kopf und sah auf, sodass sich ihre Blicke trafen. Sogleich zogen sich ihre Mundwinkel zu einem strahlenden Lächeln nach oben.
„Du hast so schöne Augen, weißt du das?", nuschelte sie wie weggetreten und grinste. Der Dunkelhaarige, der derartige Kommentare mittlerweile gewöhnt war, schnaubte amüsiert und zog eine Augenbraue nach oben, während Sam ihren Blick nicht eine Sekunde lang löste. Er nutzte den Moment des intensiven Blickkontakts, um hinter Sams Mauer in ihre Seele zu blicken.
„Ich frage mich, ob du dich, nachdem Caitlin einen Weg gefunden hat Rainbow Raiders Hypnose zu unterbinden, noch an alles erinnerst, was während deines Zustands passiert ist. Ich wäre wirklich erpicht darauf dich zu beobachten, sobald dich die Erkenntnis trifft", erklärte er vergnügt. Sam kicherte, derweil sich ihre Finger sacht in den schwarzen Stoffs seines Pullovers gruben.
„Du liebst es zu sehen, wie ich aus dem Konzept gerate, oder?", hakte sie nach und stützte ihr Kinn auf seine Schulter.
„Es ist jedes Mal herzallerliebst", entgegnete er. Sams Grinsen wurde breiter. Ein fortwährend roter Schleier lag auf ihren Wangen, seit nun schon geraumer Zeit. Trotz der Trance, in der sie sich befand, schien ihr Köper nach wie vor auf ihn zu reagieren. Es faszinierte Eobard.
„Ich hoffe jedenfalls, mich noch an alles zu erinnern", sagte Sam plötzlich, woraufhin er sie überrascht ansah. Sie schmiegte sich etwas enger an seinen Arm, ehe sie fortfuhr: „Ganz gleich, wie peinlich es mir dann sein wird, ich werde die Erinnerungen an jetzt hüten wie einen Schatz, schließlich fühlt es sich einfach viel zu gut an." Der Wissenschaftler lächelte. Es fühlte sich in der Tat gut an. „Es ist wie mit dem Kuss", fuhr sie fort und besaß wieder die volle Aufmerksamkeit des Dunkelhaarigen, der überaus neugierig darauf war, was sie ihm jetzt zu sagen hatte. „Das Timing hätte schlechter nicht sein können und ich bin danach im Erdboden versunken, aber", Sam ließ ihren Finger über seinen Oberarm fahren, „ich bereue ihn nicht", sagte sie und sah auf zu Eobard, der wiederum zu ihr hinunter blickte.
„Ach nein?", hakte er ruhig nach, während er ein seltsames Kribbeln wahrnahm. Elektrizität. Es erinnerte ihn an das Gefühl in der Speedforce zu rennen, wiederum war es völlig anders. Sam schenkte ihm ein zuckersüßes Grinsen.
„Nein, definitiv nicht. Es hat sich einfach viel, viel zu gut angefühlt, als dass ich es irgendwie bereuen könnte", erklärte sie. Ihre Stimme klang, als hätte sich ein Schleier darüber gelegt.
„Hat es das?", fragte Eobard weiter nach. Auch seiner Stimme war die sonstige Stetigkeit gewichen. Sie klang rauer, abwesender.
„Ja, hat es. Definitiv", murmelte sie. Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust.
Eobard nahm es wahr, da sich die junge Frau eng an ihn gekuschelt hatte. Faszinierend, dachte er sich immer wieder. Nie hatte ein Mensch so intensiv auf ihn reagiert, obgleich Sam nicht sein Gesicht, sondern das des Mannes sah, den er getötet hatte. Und dennoch - seine Maske hatte der Wissenschaftler in diesem Moment abgelegt. Sie sah ihn an, zumindest einen Teil von ihm.
„Auch", fuhr Sam langsam fort, „wenn die Erinnerung daran zunehmend verblasst." Eingehend musterte Eobard das Gesicht der jungen Frau, das dem seinen nahe war. „Was wirklich schade ist, finde ich", wisperte sie. Die Mundwinkel des Wissenschaftlers zogen sich nach oben. Sam reizte ihn und das absichtlich. Sie wollte ihn verführen. Die Frage aller Fragen war: funktionierte es?
„Es ist in der Tat wirklich schade", stimmte er seiner Untergebenen mit gesenkter Stimme zu. Sie sahen sich an. „Was gedenkst du aufgrund dieses bedauernswerten Umstands zu tun?", fragte er sie, denn war Eobard ein Spieler und Sam forderte ihn offenkundig heraus. So dachte er zumindest. Vielleicht jedoch war der Speedster längst nicht mehr Herr seiner Selbst und es waren lediglich die Gedanken zum Rechtfertigen seines Kontrollverlusts.
„Ich weiß nicht", sagte Sam unschuldig, das Funkeln in ihren Augen jedoch straffte dem Unterton in ihrer Stimme Lügen. Abwesend ließ sie ihren Zeigefinger über seine Brust fahren, ihr Blick folgte ihm einen Moment lang dabei, ehe sie wieder zum Dunkelhaarigen sah. „Vielleicht", murmelte sie, während sie zaghaft den Kragen seines schwarzen Pullovers umfasste, „die Erinnerung auffrischen."
Es wurde still. Lediglich der Film lief im Hintergrund weiter, völlig in Vergessenheit geraten. Eobard und Sam sahen einander an. Sie drehte ihren Kopf ein Stück, sodass ihre Nasenspitze sacht über sein Kinn streichelte. Der Wissenschaftler ließ sie gewähren. Seine Augen hafteten auf ihr, saugten jede Regung von ihr auf. Die junge Frau schloss ihre Augen, während ihre Nase über seine Wange fuhr, gefolgt von ihren Lippen. Eine Berührung, so leicht, kaum mehr als ein Hauch und so sanft, dass man annehmen könnte sie wäre nur Einbildung, doch war sie es nicht. Eobard spürte das Knistern und Kribbeln auf seiner Haut, so als wäre er elektrisch geladen. Auch er drehte nun seinen Kopf, ein kleines Stück. Sam hielt inne, öffnete ihre Augen und sah ihn an. Ihre Lippen ruhten nebeneinander, kaum ein paar Zentimeter trennten sie. Zentimeter, die der Dunkelhaarige Willens war zu überwinden, als er seinen Kopf zu Sam beugte. Seine verbotene Frucht, von der er kosten wollte - von Neuem.
„Harrison", wisperte die junge Frau und krallte sich in seinen Pullover. Seine Lippen hatten ihre fast erreicht, als ihnen plötzlich ein Windstoß entgegenwehte, der Eobard zurück in die Gegenwart brachte. Sam und er lösten sich rasch voneinander und sahen nach vorn zu Barry, der sich erst jetzt zu ihnen herumdrehte, da sein Blick bis eben auf der Krankenliege, auf der er Sam wohl noch immer vermutet hatte, gehaftet hatte.
„Da seid ihr ja", entwich es dem Speedster, der sich dem Duo mit einem schiefen Grinsen näherte. Eine seltsame Spannung lag in der Luft, eine Spannung, die auch Barry nicht entging, weshalb er fragend seine Augenbrauen verengte und zu seinem Mentor sah, der sich durchs Haar fuhr. „Ist alles in Ordnung, Dr. Wells?", fragte er an den Brillenträger gewandt, der tief seufzte und auch sonst merkwürdig abwesend schien. Er fuhr sich über den Nasenrücken, rückte seine Brille zurecht und blickte anschließend zu seinem Schützling.
„Natürlich, Barry. Was gibt es denn, konntest du etwas herausfinden?", hakte er nach und räusperte sich. Barrys Blick wanderte zu Sam, die wie die Unschuld in Person neben dem Wissenschaftler saß und breit vor sich her grinste.
„Es ist alles in Ordnung, Barry", winkte jetzt auch sie ab und vollführte eine lässige Handgeste. Harrison sah zur Brünetten, schnaubte amüsiert und sah anschließend wieder zum Speedster, der beschloss der seltsamen Situation keine weitere Bedeutung beizumessen. Schließlich stand Sam unter Einfluss eines Meta-Wesens, das sie, wenn Caitlins Theorie stimmte, mit Unmengen Glückshormonen vollgepumpt hatte.
„Ich konnte die Akte nicht entwenden, Agent Madock hat sie nicht abgelegt. Er hat sie die ganze Zeit bei sich getragen, auch, nachdem ich gewartet hatte, dass er nochmal sein Büro verlässt; keine Chance", schilderte der Braunhaarige und tippte sich an die Stirn. „Aber wenigstens konnte ich einen Blick drauf werfen und mir die wichtigsten Informationen einprägen, darunter auch den Namen unseres Metas", fuhr er fort.
„Na das ist doch was!", sagte Sam schwungvoll und klatschte in die Hände. Harrison fuhr sich mit einem vergnügten Lächeln über die Stirn und sah zu Barry, während er seine Hand wieder sinken ließ.
„Samantha hat Recht. Der Name allein kann uns viel weiterhelfen. Ich werde Caitlin und Cisco her zitieren und dann sehen wir, ob wir weiter kommen", schlug der Dunkelhaarige vor und betätigte den Knopf am Podest, der die Lautsprecher aktivierte. Derweil vernahm er Sams süßlichen Duft, der zu ihm herüberwehte.

Amber kam kurze Zeit, nachdem Barry das CCPD wieder verlassen hatte, auf dem Revier an. Ihr war durchaus bewusst, dass sie viel zu spät war und dass es dafür gehörig Ärger von ihrem neuen Boss geben würde, doch war es ihr in diesem Moment seltsamerweise egal. Ihre Gedanken hingen bei Sam, die völlig neben der Spur stand und obwohl es nicht unbedingt das Schlimmste auf der Welt war, mit Glücksgefühlen überschüttet zu werden, so plagte sie dennoch ein schlechtes Gewissen. Sie hatte sich geweigert dem Team mehr Informationen preiszugeben, weil sie ihre Karriere nicht gefährden wollte. In diesem Fall war diese Entscheidung noch tragbar, denn war Sam nicht verletzt, doch was, wenn sie eines Tages in eine heiklere Situation kommen würde? In eine Situation, in der die Informationen des CCPDs über Leben und Tod bestimmen würden. Dann müsste sie Verrat begehen und das würde ihr letztlich wohl den Job kosten.
„Mason", drang die tiefe Stimme ihres Vorgesetzten zu ihr. Er kam aus seinem Büro geschritten und lief zu ihr, eine grimmige Miene aufgesetzt. Amber blieb vor ihm stehen. „Sie sind zu spät", sagte er streng. Die Blondine fuhr sich seufzend durchs Haar.
„Ich weiß, tut mir Leid", entschuldigte sie sich. Owen, der mit einem dreisten Kommentar anstatt einer Entschuldigung gerechnet hatte, verschränkte die Arme vor der Brust und beobachtete seine jüngere Kollegin dabei, wie sie auf ihrem Stuhl Platz nahm.
„Wir werden heute eine Nachtschicht einlegen", ließ er die Polizistin wissen. Amber sah zu ihm auf. „Das Meta-Wesen treibt irgendwo in der Stadt sein Unwesen. Ich habe mehrere Patrouillen aufgestellt und lasse alle Funkkanäle überwachen. Sollte irgendwo von Gewalttaten die Rede sein, machen wir uns auf den Weg", erklärte er.
„Das ist, als würden wir die Nadel im Heuhaufen suchen. Wir werden bestimmt diverse Male zu Fehlalarmen gerufen", erwiderte die Blondine träge.
„Das ist irrelevant. Flash ist schneller als wir. Diesen erheblichen Nachteil müssen wir mit Fleiß und Hartnäckigkeit wieder wettmachen. Damit ist das letzte Wort gesprochen, keine Widerrede, Mason. Schließlich arbeiten Sie für mich."
„Ja, Sir", sagte die junge Frau, die nicht in der Stimmung war sich mit ihrem Vorgesetzten zu streiten. Owen, der mit vor der Brust verschränkten Armen vor ihrem Tisch stand, musterte sie noch einen Augenblick, ehe er von Dannen zog.

„Sein Name ist Roy Bivolo", verkündete Barry, nachdem sich das gesamte Team im Cortex versammelt hatte, um bisherige Ergebnisse zusammenzutragen. Caitlin und Cisco saßen auf den Stühlen vor dem Computerpult, daneben Sam und Harrison, wobei es sich die Brünette nach wie vor am Wissenschaftler bequem machte, indem sie an ihm lehnte. Dabei spielte sie mit seinen Fingern, was der Brillenträger ohne Widerworte zuließ.
„Roy Bivolo also", murmelte Cisco und rollte vor zum Computer, um etwas einzutippen und nach allen in Central City ansässigen Männern, die diesen Namen trugen, zu suchen.
„Das ist er!", verkündete Sam enthusiastisch, als sie den Mann auf dem Bild, das auf einem Führerschein prangte, erkannte.
„Dem hast du also deinen Höhenflug zu verdanken", kommentierte Cisco an die Brünette gewandt, wobei er sich zu ihr herumdrehte und sie kurz dabei beobachtete, wie sie die Finger ihres Mentors sanft spreizte und anschließend mit ihren verschränkte. Danach wanderte sein Blick zum Dunkelhaarigen, der kopfschüttelnd abwinkte.
„Kannst du ihn finden, Cisco?", fragte Barry und trat an das Pult heran.
„Ich kann versuchen, die Überwachungskameras in der Stadt zu hacken und eine Gesichtserkennung drüber laufen zu lassen. Dann werden wir benachrichtigt, sobald er erfasst wird. Oh und der Funkkanal des CCPDs steht uns selbstverständlich ebenfalls zur Verfügung", erklärte der Langhaarige, während seine Finger über die Tastatur glitten. Barry nickte zufrieden und sah anschließend zu seinem Mentor.
„Dieser Owen Madock meint es wirklich ernst damit, ein Meta-Wesen zu erwischen. Allmählich entwickelt er sich zu einer ernsten Bedrohung. Was, wenn er mal schneller ist als wir? Diesmal hat er schließlich auch vor Star Labs von Rainbow Raider gewusst", tat er seinen Bedenken kund. Harrison fuhr sich nachdenklich übers Kinn.
„Vielleicht lässt er sich umstimmen", sagte er. „Wenn er weiß, dass Flash diese Meta-Wesen nicht ohne Sinn und Verstand mit sich nimmt, sondern durchaus vor hat sie später dem Gesetz zu überlassen, dann konzentriert er sich vielleicht wieder auf das Verschwinden Eilings." Wobei ihm auch diese Richtung missfiel, doch ganz gleich, wie man es drehte und wendete, irgendwann würde Owen Madock ihn ins Visier nehmen. Sofern er es nicht längst schon getan hatte.
„Du hast immer so gute Ideen", schnurrte Sam plötzlich neben ihm, sodass er überrascht zu ihr sah und provokant eine Augenbraue hob.
„Also soll ich ihm als Flash einen Besuch abstatten und versuchen, ihn zu überzeugen?", hakte Barry nach, woraufhin der Wissenschaftler wieder zu ihm blickte.
„Ganz genau", kam es von Harrison zurück. „Du hast es bereits vor einigen Tagen vorgeschlagen und ich denke, es ist ein guter Ansatz, den wir wählen sollten, bevor es zu einem größeren Konflikt kommt", erläuterte er. Entschlossenheit glomm in den Augen des Speedsters, während er sich dafür entschied, dem Rat seines Mentors zu folgen.
„Dann werde ich heute Abend mit ihm sprechen, sobald es ruhiger auf dem Revier ist", verkündete Barry. Das Team nickte einvernehmlich.
„Ich habe bezüglich Sams Zustand recherchiert", ließ Caitlin jetzt verlauten. Barry, der neugierig darüber war, was die Ärztin herausgefunden hatte, lehnte sich gegen das Pult und beobachtete, wie Cisco und sie etwas vom Nebenraum in den Cortex rollten. Eine Konstruktion, bestehend aus mehreren mittelgroßen Scheinwerfern, die ein wenig an einen übergroßen Lautsprecher erinnerte. „Wenn wir sie mit den richtigen Farben bestrahlen und das in der richtigen Reihenfolge und mit dem richtigen Tempo, dann könnten wir sie aus der Hypnose befreien. Es würde Rainbow Raiders Einfluss auf sie neutralisieren." Sie deutete auf das Konstrukt, ebenso wie Cisco, sodass die beiden fast so aussahen, als würden sie jeden Moment eine kleine Zaubershow aufführen. Im Grunde war es auch so, Wissenschaft war auch nur eine andere Form von Magie.
„Und das funktioniert?", fragte Barry, der die Scheinwerfer skeptisch beäugte.
„Probieren geht über studieren", erwiderte Caitlin lächelnd, woraufhin ihr Blick zu Sam wanderte, die verschmust an ihrem Vorgesetzten lehnte. Dieser drehte seinen Kopf zu seiner Schülerin und musterte sie.
„Was sagst du, Sam. Wollen wir es Caitlin versuchen lassen?", fragte er und lächelte erhaben. Die Studentin seufzte verzückt.
„Na schön", erwiderte sie unbekümmert. In einem Stadium wie diesem würde sie jeden seiner Befehle entgegennehmen. So löste sie sich von ihrem Angebeteten, tapste zur Krankenliege und ließ sich darauf sinken. Harrison sah ihr schmunzelnd hinterher, ehe er sich ebenfalls in Bewegung setzte. So versammelte sich das Team um das Krankenbett, während Cisco die Scheinwerfer richtig einstellte. Als er Caitlin Daumen hoch zeigte, sah diese noch einmal zu Sam, um ihre Zustimmung einzuholen und wies sie an, direkt in die Lichter zu schauen, anstatt zu Dr. Wells. Widerwillig löste sie ihren Blick daraufhin vom Dunkelhaarigen und sah gehorsam in Richtung Scheinwerfer. Anschließend betätigte Cisco den Knopf und so begann das bunte, hypnotisierende Farbspiel.

Eobard beobachtete Sam, sah in ihr ebenmäßiges Gesicht, das von den unterschiedlichsten Farben beschienen wurde. Gelb, Grün, Rot, Orange, Lila, dann wieder Rot, Blau und immer so weiter. Es war wie ein Morsecode aus Farben, der sie zurück in die Wirklichkeit geleiten sollte, auch, wenn der Speedster diese neuartige Anhänglichkeit der Jüngeren durchaus genossen hatte. Wie sie ihn offensichtlich angeschmachtet hatte - er konnte nicht leugnen, dass es ihm gefallen hatte, denn war Eobard Thawne, obgleich Speedster, Planer und Stratege, auch nur ein Mann. Gleichermaßen war dieser Zustand Sams jedoch auch gefährlich. Was sich vorhin im Cortex zwischen ihnen abgespielt hatte, blieb nach wie vor jeglicher Logik fern und doch hatte es ihn belebt. Mehr, als es sonst irgendein Moment in all den Jahren, die er nun schon unter den Toten lebte, getan hatte. Er fragte sich, was wohl passiert wäre, hätte Barry sie nicht unterbrochen. Wie es sich wohl angefühlt hätte. Selbst der Moment davor, die vage Andeutung war berauschend gewesen.
Als das Farbspiel erlosch, fokussierte der Wissenschaftler seinen Blick wieder und blickte zu Sam, die wie erstarrt auf der Liege saß. Gleich, so erwartete er, würde sie zutiefst beschämt erröten und vor ihm fliehen. So amüsant es auch wäre, so würde ihm die Sam, die mit offenen Karten spielte und ihn offenkundig herausforderte, doch fehlen.
„Sam?", fragte Caitlin und leuchtete mit einer kleinen Taschenlampe in ihre Augen, um die Pupillenreaktionen zu testen. „Sam, kannst du mich hören?", fragte sie weiter. Langsam drehte die Angesprochene ihren Kopf zur Ärztin und blinzelte träge. Anschließend sah sie wieder zu ihm und begann breit zu lächeln und da wusste Eobard - es hatte nicht funktioniert.
„War's das jetzt? Kann ich wieder zu Harrison?", fragte sie Caitlin sogleich, die sich verdutzt über die Stirn fuhr und keine Antwort wusste. Sie sah zu ihrem Mentor, der mittels eines kurzen Kopfnickens seine Erlaubnis erteilte.
„Ja, kannst du", murmelte Caitlin nachdenklich, denn versuchte sie gedanklich herauszufinden, wieso sie gescheitert war. In der Zwischenzeit hopste Sam vom Bett und kam auf den Dunkelhaarigen zugeschritten, der sie amüsiert musterte und fast schon froh darüber war, dass er noch ein wenig länger spielen durfte. Sie setzte sich auf seinen Schoß, schlang ihre Arme um seinen Nacken und kuschelte sich an ihn.
„Es hat nicht funktioniert", nuschelte sie in seine Halsbeuge. Harrison lachte leise.
„Ja, das sehe ich", erwiderte er und sah zu Sam hinab.

Es war spät am Abend. Im CCPD war es ruhig geworden. Mit Ausnahme von Owens Team, darunter zwei Technikern, einem Forensiker sowie Amber und Dunkin, und jenen Polizisten, die die Nachtschicht hatten, war das Revier leer. Amber saß an ihrem eigenen Schreibtisch. Sie hatte diesen Arbeitsplatz dem in dem Raum, den Agent Madock bezogen hatte, vorgezogen, denn hatte sie hier ihre Ruhe. Wobei der Agent ohnehin kein großer Redner war.
Gelangweilt, da bisher kein Funkspruch abgegeben worden war oder sonst irgendetwas auf das Meta-Wesen verwiesen hatte, scrollte sich die Blondine durch ihren Laptop. Sie fühlte sich seltsam einsam, weil sie sich bewusst von Sam und dem Team aus Wissenschaftlern abgekoppelt hatte, die ihr allesamt ans Herz gewachsen waren. Tatsächlich hatte sie begonnen die Gruppe als ihre Freunde anzusehen, doch war nun Schluss mit Kooperationen zwischen Star Labs und CCPD, zumindest solange, bis sich Joe etwas einfallen ließ, denn hatte er ihr versprochen daran zu arbeiten, Agent Madock umzustimmen. Bisher jedoch ohne Erfolg.
Seufzend stützte sich Amber mit dem Ellbogen auf der Tischplatte ab und pustete eine Haarsträhne, die ihr ins Gesicht hing, fort. Plötzlich tauchte etwas in ihrem Blickfeld auf. Ein nachtblaues Jackett, ein weißes Hemd und eine dunkelblaue Krawatte, dazu ein schwarzer Gürtel und die zum Jackett passende Hose. Amber sah auf und blickte in Owens blaue Augen. Was will der jetzt wieder, fragte sie sich. Den ganzen Tag schon hetzte er sie hin und her.
„Haben Sie so wenig zutun, dass Sie sich langweilen können?", fragte der Bartträger provokant und wäre die junge Frau besserer Laune gewesen, hätte sie jetzt etwas Freches erwidert. Als jedoch nichts zurückkam hob der Agent eine Augenbraue und musterte sie fragend.
„Ich denke, Sie sollten sich jemand Neues für Ihr Team suchen", sagte Amber plötzlich. Owen verschränkte seine Arme vor der Brust und lehnte sich lässig gegen ihren Tisch.
„Und wieso sollte ich das tun?", hakte er nach.
„Weil ich nicht glaube, dass ich das hier weiter durchziehen kann. Es bringt mich in einen inneren Konflikt, auf den ich jetzt nicht weiter eingehen werde", schilderte Amber, Trotz schwang in ihrer Stimme mit. „Jedenfalls", sie seufzte tief und vollführte eine schwache Handgeste, „suchen Sie sich jemanden, der besser dafür geeignet ist."
Owen setzte sich auf ihre Tischkante und musterte sie eingehend. Amber sah zu ihm auf, darauf wartend, dass er sie entweder zusammenschrie oder ihr sagte, sie sei ein Feigling. Mit der Antwort, die jedoch tatsächlich kam, hatte die Polizistin hingegen gar nicht gerechnet.
„Ich denke nicht, dass es jemanden gibt, der besser für diese Aufgabe geeignet ist als Sie, Mason." Überrascht weiteten sich Ambers Augen. „Wenn ich Sie ansehe, dann sehe ich Feuer, Elan und Unerschrockenheit. Sie scheuen sich nicht davor, zu fallen und wieder aufzustehen, Sie sind ehrgeizig und wollen diese Stadt bewachen und beschützen, oder nicht?" Amber nickte zögerlich. „Und genau so jemanden brauche ich in meinem Team", schloss Owen. „Daher sehe ich nicht ein, wieso Sie plötzlich aufgeben sollten, wo wir uns doch allmählich aufeinander eingespielt haben."
Zwar konnte die Polizistin dieser Aussage nicht wirklich zustimmen, da sie dem Agenten tagein tagaus lieber an die Gurgel gehen wollte, doch widersprach sie ihm auch nicht. Viel zu perplex war die junge Frau, die mit allem gerechnet hatte, doch sicher nicht mit aufbauenden Worten und dann ausgerechnet von ihm. ‚Agent Stock-im-Arsch' hatte sie ihn des Öfteren genannt, wenn sie sich vor Sam über ihn ausgelassen hatte.
„Wir sind Polizisten, Mason. Unsere Aufgabe ist es, die Sicherheit dieser Stadt zu wahren und Ordnung ins Chaos zu bringen. Und dafür müssen wir aktiv werden, wenn etwas diese Sicherheit und Ordnung gefährdet und das sind die Meta-Wesen. Wollen Sie wirklich hier herumsitzen und hoffen, dass ein Mann im roten Stretch-Anzug all diese Menschen rettet?"
„Nein, will ich nicht", antwortete sie selbstsicher. Sie wollte aktiv sein, wollte etwas bewirken und die Menschen beschützen. Zu diesem Zweck war sie Polizistin geworden, auch, wenn sie es durch Flash beinahe vergessen hatte. Owen schenkte ihr ein zufriedenes Lächeln. Es glich jenem Lächeln im Jitters.
„Gut. Dann hole ich Ihnen einen Kaffee und dann ran an die Arbeit", befahl der Anzugträger und erhob sich. Verdutzt darüber, wie nett er plötzlich sein konnte, sah Amber ihm hinterher.

Owen wusste Privates und Geschäftliches zu trennen. Professionalität war eine der Eigenschaften, die den Agenten auszeichnete und die ihn dorthin gebracht hatte, wo er heute stand - an die Spitze. So konnte er als Privatperson durchaus ein angenehmer Zeitgenosse sein, aber sobald er bei der Arbeit war verschwand das Lächeln aus seinem Gesicht und die Effizienz leitete all seine Handlungen. Doch manchmal, so wie heute, wenn es ein Teammitglied zu motivieren galt, da wusste er sich auch in Zwischenmenschlichem auszudrücken.
Der Bartträger kam vor dem Kaffeeautomaten im Flur zum Stehen. Er nahm einen der Pappbecher aus der Halterung und stellte ihn auf die kleine Plattform. Danach wählte er ‚Cappuccino' aus und drückte auf Start. Als er plötzlich einen Windstoß in seinem Nacken spürte, zog er aus purem Reflex seine Pistole und drehte sich herum, die Waffe erhoben. Der Mann vor ihm hob seine Hände. Es war der Mann im roten Anzug mit dem Blitz-Emblem auf der Brust. Flash höchstpersönlich. Owen ließ seine Waffe wieder sinken.
„Flash. Was verschafft mir die Ehre?", grüßte er den überraschenden Gast, ein selbstgefälliges Lächeln auf den Lippen. Dabei musterte er das Gesicht des Speedsters ganz genau, oder zumindest jenes, das nicht durch die Maske verdeckt wurde. Vielleicht könnte er erkennen, wer sich darunter befand, doch keine Chance. Das Gesicht seines Gegenübers vibrierte, sodass er es lediglich verschwommen sah und nichts erkennen konnte. Nicht einmal die Augenfarbe.
„Ich möchte mit Ihnen reden, Agent Madock", sagte der Rotgekleidete. Seine Stimme klang verzerrt.
„Und worüber?", hakte Owen nach, der sich still fragte, woher der Speedster seinen Namen kannte. Hatte sich seine Ankunft in der Stadt bereits herumgesprochen? Oder besaß Flash überall Augen und Ohren? Er war schnell, es wäre durchaus möglich, doch hatte gewiss auch der schnellste Mann der Welt seine Grenzen.
„Über die Jagd, die Sie auf die Meta-Wesen veranstalten", beantwortete Flash seine Frage. Er begann sich zu bewegen, setzte einen langsamen Schritt vor den anderen. Owen tat es ihm gleich, sodass sich die beiden Männer umkreisten wie zwei Raubtiere. „Ich möchte Sie bitten, damit aufzuhören, sonst wird noch jemand ernsthaft verletzt."
Owen schnaubte.
„Ich bin mir sicher, meine Leute sind bestens ausgebildet. Wir haben nur ein paar", er suchte nach einer geeigneten Formulierung, „Startschwierigkeiten. Aber Helden werden nicht an einem Tag geboren, oder?" Der Fremde lächelte, zumindest glaubte er ein Lächeln zu erkennen.
„Ich bitte Sie dennoch inständig darum. Ich werde mich um die Meta-Wesen kümmern und sie an einen sicheren Ort bringen, wo man sich ihrer annehmen wird."
„Und dieser Ort wäre wo?"
„Das kann ich Ihnen leider nicht sagen", kam es verzerrt zurück. Owen fuhr sich theatralisch seufzend über den Bart.
„Siehst du und genau da ist das Problem. Wenn ein System funktionieren will, muss es transparent sein", erklärte er. Flash hielt inne, Owen tat es ihm gleich.
„Und wo werden Sie dann die Meta-Wesen hinbringen, sobald Sie welche geschnappt haben?", hakte er nach. Der Agent vergrub lässig eine Hand in der Tasche seiner Anzughose.
„Das werden dann meine Vorgesetzten entscheiden. Aber ich mutmaße, dass sie irgendwo hin gebracht werden, wo man sie erforscht, damit die Krise in dieser Stadt endlich bewältigt werden kann."
„Erforschen, so wie es General Wade Eiling vor hatte?", hakte Flash nach. Owen wurde hellhörig. „Er hat eine meinesgleichen gejagt. Wegen seiner Hetzjagd ist sie letztlich gestorben. Gibt man die Meta-Wesen in die Obhut der Regierung, werden sie immer Gefahr laufen, missbraucht zu werden."
„Wade Eiling", wiederholte Owen, ohne auf die anschließenden Worte des Rotgekleideten einzugehen. „Hast du etwas mit seinem Verschwinden zutun?" Sein Gegenüber schüttelte den Kopf.
„Nein, habe ich nicht", kam es ruhig zurück. „Aber er ist das beste Beispiel dafür, wie es nicht laufen darf. Ich bin auch ein Meta-Wesen, bei mir sind sie sicher und sobald ich einen Weg gefunden habe, ihnen ihre Kräfte zu entziehen, werden sie vor Gericht gebracht, wo sie ihre gerechte Strafe erhalten. Doch jetzt ist es noch zu früh", erklärte der Speedster, in der Hoffnung, sein Gegenüber zu überzeugen. Doch schwand sie, als Owen zur Antwort ansetzte.
„Du stehst nicht über dem Gesetz, Flash. Möglich, dass du am besten dafür geeignet bist, die Meta-Wesen einzufangen, doch darfst du nicht zugleich Richter und Henker sein. So funktioniert das System leider nicht. Wenn du jedoch Willens bist, zu kooperieren und die Meta-Wesen dem CCPD auszuhändigen, nachdem du sie geschnappt hast -"
„Das kann ich nicht tun", unterbrach ihn der Mann im roten Anzug.
„Dann kommen wir zu keiner Einigung", schloss Owen bedauernd. Flash sah ihn an, haderte, ehe er seine Hände zu Fäusten ballte.
„Ich werde nicht zulassen, dass auch nur ein Meta-Wesen in die Hände der Regierung kommt. Nicht, wenn ich ihr nicht trauen kann. Ich werde Roy Bivolo vor Ihnen finden, Agent", schloss der Speedster und verschwand mit jenen Worten. Owen sah auf die Stelle, wo der Rottragende bis eben noch gestanden hatte und fragte sich, woher er den vollständigen Namen des Meta-Wesens kannte.

Während das Team auf Barrys Rückkehr wartete, saß Sam auf Harrisons Schoß und döste vor sich hin. Sie hatte sich an ihn gekuschelt, ihren Kopf auf seine Schulter gebettet und hielt sich an seinem schwarzen Pullover fest. Hin und wieder fielen ihr die Augen zu, auch wenn sie versuchte sie offen zu halten. Es entging dem aufmerksamen Wissenschaftler nicht. Vergnügt beobachtete er, wie ihre Lidschläge stetig träger wurden.
Als ihm ein Windstoß entgegenwehte, sah der Dunkelhaarige auf und erblickte Barry, der sich die Maske vom Kopf zog. Cisco, der sich gelangweilt mit seinem Bürostuhl hin und her gedreht hatte, erhob sich und Caitlin, die in einem Buch weiter darüber recherchiert hatte, wie sie die Farben einstellen musste, um Sam aus der Hypnose zu befreien, sah auf.
„Und?", wollte der Techniker wissen. Missmutig schüttelte Barry seinen Kopf.
„Ich hab's versucht, aber er wollte nicht mit sich reden lassen", verkündete er die schlechte Nachricht. Das Team nickte betreten, bis auf Sam, die sich die Augen rieb und ihr Gesicht zu ihren Freunden drehte.
„Macht doch nichts. Dann müssen wir Rainbow Raider eben vor ihm finden", erklärte sie und zuckte lapidar mit den Schultern.
„Und das werden wir", stimmte Harrison ihr zu, um ihrem Optimismus zu folgen und dem Team neuen Mut zu machen. Sam sah lächelnd zu ihm auf, der Wissenschaftler erwiderte ihr Lächeln. Anschließend glitt sein Blick wieder zu seinem Team. „Aber ich denke, wir alle sind uns einig, dass Mr. Bivolo heute nicht mehr in Aktion treten wird. Und wir brauchen unsere Mütze voll Schlaf, um morgen wieder effizient funktionieren zu können", verkündete er.
„Das hast du schön gesagt", murmelte Sam und kuschelte sich wieder an ihn. Harrison musste gegen ein Schmunzeln ankämpfen.
„Ich werde mich dann morgen wieder dransetzen einen Weg zu finden, wie wir Sam wieder normal werden lassen", sagte Caitlin. Die Köpfe aller drehten sich zur Brünetten, die ihre Wange verschmust am Pullover des Wissenschaftlers rieb, die Augen dabei genüsslich geschlossen.
„Oh weh", kommentierte Cisco und kratzte sich am Hinterkopf. „Was machen wir die Nacht über mit ihr?" Auch die Anderen begannen nachzudenken.
„Sie nach Hause gehen zu lassen wäre eine Schnapsidee. Wer weiß, was sie in dem Zustand anstellt und wir wissen nicht, ob Amber Dienst hat", erwiderte Caitlin, die ihre Freundin besorgt musterte.
„Und sie in die Pipeline sperren kommt gewiss nicht in Frage", mischte sich auch Harrison ein, der stets ein Auge auf seine Schülerin hatte und sie wohlbehalten wissen wollte.
„Dann bleibt eigentlich nur eine Option", ergriff Barry das Wort und setzte sich auf die Kante des Krankenbetts, während ein unbeholfenes Lächeln seine Lippen zierte. Alle sahen zu ihm, er wiederum zu seinem Mentor. „Sie müssen die Nacht auf sie Acht geben, Dr. Wells. Auf Sie hört sie wenigstens und würde einer von uns Wache schieben, dann würde Sam sicherlich alles versuchen, um zu Ihnen zurückzukommen." Alle Blicke schnellten jetzt zum Anführer der Gruppe, gespannt auf seine Antwort.
„Ich werde auf Samantha aufpassen", sagte er ruhig und musterte die Brünette auf seinem Schoß. „Sie ist ein Mitglied meines Teams und wenn sie mich heute Nacht als Aufpasser benötigt, dann werde ich das selbstverständlich tun."
Die Gruppe stimmte einvernehmlich zu, wobei in Ciscos Stimme leichter Trotz mitschwang. So löste sich das Team allmählich auf, wobei Barry versprach sein Handy auf laut zu stellen, damit ihn der Anruf seines Mentors sofort erreichte, sollte Rainbow Raider widererwartend heute Nacht in Aktion treten. Die jungen Wissenschaftler verabschiedeten sich, einer nach dem anderen, wobei Sam jedes Mal mit müder und doch sanfter Stimme ‚eine wunderschöne gute Nacht' wünschte. Cisco sah noch einmal über seine Schulter, als er am Türrahmen stand, ehe er den Cortex schließlich wie Barry und Caitlin zuvor verließ. Sam und der Wissenschaftler blieben allein zurück.

Eobards Blick wanderte zu Sam, die zum Ausgang sah, ehe sie sich wieder zurückdrehte und zu ihm aufblickte, ein müdes Lächeln auf den Lippen. Kein Wunder. Es war spät und die Überladung an Glückshormonen laugte die junge Frau sicherlich aus.
„Du solltest dich jetzt auch schlafen legen, Sam", wies er sie mit leiser Stimme an. Doch schüttelte die Brünette den Kopf.
„Nein, ich will nicht weg von dir. Ich bin wach", sagte sie und gähnte im nächsten Moment in seinen Pullover. Eobard schmunzelte amüsiert. So widersprüchlich konnte wahrlich nur Sam sein.
„Leg dich in einem der Aufenthaltsräume schlafen, Sam. Ich werde bei dir sein, wenn du das möchtest, aber versprich mir, dich auszuruhen", schlug er ihr den Kompromiss vor. Sogleich öffnete sie ihre Augen wieder und sah mit einem strahlenden Lächeln zu ihm auf, ehe sie hastig nickte.
Mentor und Schülerin setzten sich in Bewegung. Da die junge Frau keinerlei Anstalten gemacht hatte, sich von seinem Schoß zu erheben, fuhr Eobard einfach mit seinem Rollstuhl los und ließ sie auf sich sitzen. Gemeinsam begaben sie sich in einen der besagten Aufenthaltsräume, wo ein Bett stand. Eobard hatte Räume wie diesen damals errichtet, sollten seine Mitarbeiter aufgrund eines Experiments oder ihrer Forschung über Nacht bleiben müssen. Jetzt diente er einem anderen Zweck. Der Wissenschaftler fuhr an das Bett heran und wies Sam mit sanfter Stimme an, sich hineinzulegen. Sie kam seinem Befehl nach und krabbelte von ihm herunter ins Bett, wo sie sich mit einem erschöpften Seufzen niederließ. Eobard beobachtete, wie sich Sam schließlich zu ihm herumdrehte und ihm einen Blick zuwarf, den er nicht zu deuten wusste.
„Willst du da jetzt die ganze Nacht über sitzen und mir beim Schlafen zusehen?", fragte sie ihn und grinste verklärt. Er lachte leise, woraufhin er seine Hände auf seinem Schoß faltete und erhaben sein Kinn hob.
„Wieso nicht? Es ist sicherlich entzückend", erwiderte er selbstsicher. Für gewöhnlich würde Sam jetzt erröten und sich schüchtern von ihm abwenden, doch diese Sam sah ihm geradewegs in die Augen, in denen er die Lust zu spielen flimmern sehen konnte, obwohl sie offensichtlich todmüde war.
„Aber da die ganze Nacht zu sitzen ist bestimmt unbequem", fuhr sie ungeniert fort und klopfte neben sich aufs Bett. Eobard hob eine Augenbraue.
„Der Rollstuhl ist bequemer, als er aussieht", kommentierte er mit einem eigentümlichen Grinsen, neugierig darauf, ob Sam wohl klein bei geben würde. Doch tat sie es nicht. Sie feilschte weiter.
„Nun komm schon, hier ist es wesentlich bequemer. Ich beiße auch nicht. Zumindest nicht, wenn du es nicht willst." Eobards Grinsen wurde breiter. Es war faszinierend, was dieses Meta-Wesen mit ihr angestellt hatte. Vielleicht jedoch, so fragte er sich, schlummerte diese Seite bereits in Sam und Roy Bivolo hatte sie lediglich an die Oberfläche befördert. Es war durchaus denkbar.
„Und wenn ich deinem Wunsch nicht nachkomme?", wollte er wissen.
„Dann schlafe ich auch nicht, was nicht unbedingt in deinem Interesse liegt, soweit ich das mitbekommen habe", verkündete sie. Eobard lächelte amüsiert in sich hinein.
„Du wirst so oder so einschlafen, Samantha. Ob du willst oder nicht." Trotzig verschränkte Sam ihre Arme vor der Brust und drehte sich auf die andere Seite, mit dem Rücken zu ihm.
„Das wollen wir ja mal sehen", konterte sie. Tief seufzend fuhr sich der Dunkelhaarige übers Gesicht und ging einen Moment in sich. Als er seine Hand wieder sinken ließ, hatte er den Entschluss gefasst, sich zu überwinden und Sam ihren Willen zu lassen. Er musste gestehen, sie wusste, wie man spielt. So fuhr Eobard mit seinem Rollstuhl bis an die Bettkante und stützte sich mit seinen Armen auf der Matratze ab, um hinauf zu rutschen, bis er schließlich neben Sam saß, seinen Rücken an die Lehne des Bettes gestützt. Die junge Frau blickte über ihre Schulter zu ihm. Er konnte das glückliche Lächeln auf ihren Lippen sehen, das ihn leise schnauben ließ.
„Bist du jetzt zufrieden?", raunte er, woraufhin die Brünette eifrig nickte.
„Mehr als das", verkündete sie, drehte sich herum und schlang ihre Arme um seine Mitte. Eobard, der für gewöhnlich ungern als Teddybär herhielt, beobachtete die junge Frau dabei, wie sie zu ihm hinauf robbte und ihren Kopf auf seine Brust legte. Als sie bequem lag, zur Hälfte auf ihm, sah sie zufrieden zu ihm auf. „Ich finde es gar nicht schlimm, dass Caity versagt hat", sagte sie plötzlich. Der Dunkelhaarige warf ihr einen fragenden Blick zu. „Ich fühle mich so gut wie schon lange nicht mehr", offenbarte Sam und der Wissenschaftler verstand.
„Dann war es wohl ein glücklicher Umstand, dass du Mr. Bivolo über den Weg gelaufen bist", erwiderte er und lächelte leicht, als ihm die junge Frau zustimmte. „Schlaf jetzt, Sam. Schlafmangel ist Gift für Körper und Geist", sagte er schließlich leise, während er seine Hand hob und eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht der Brünetten wischte. Sie schmiegte ihr Gesicht in seine Hand, schien die Berührung in vollen Zügen zu genießen.
„Okay", hauchte sie ergeben und sah wieder zu ihm auf. Als sie sich leicht aufrichtete, fragte sich Eobard, was sie vor hatte, sodass er seine Augen analytisch verengte. Sie führte ihre Lippen an seine und hauchte ihm einen zaghaften Kuss auf den Mundwinkel. „Schlaf gut, Harrison", hauchte sie, wobei ihr Atem seine Haut streifte. Anschließend ließ sie sich wieder auf ihn sinken und krallte sich in seinen schwarzen Pullover, so als gehöre er ganz ihr.
Der Speedster hingegen sah weiterhin zu ihr hinab, während er das Gefühl, das sich in seinem Innern zu bilden begann, einzufangen versuchte, doch entglitt es ihm wie Rauch. Er beobachtete Sam, die friedlich ihr Gesicht verzog, während er das Kribbeln spürte. An seinem Mundwinkel und in seiner Brust.

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