Kapitel 39 - Die tickende Zeitbombe
Sams Hand zitterte, als sie die Spritze zum Blut Abnehmen ansetzte. Bette unter ihr bewegte sich, sodass sie Sorge hatte die Vene zu verfehlen. Mit schimmernden Augen musterte sie die Soldatin, die sich innerhalb schmerzvoller Laute krümmte. Sie kannte Bette, wusste, dass sie hart im Nehmen war, so konnte Sam nur erahnen, wie schrecklich die Qualen, die sie gerade durchlebte, tatsächlich waren. Ein gedämpftes Schluchzen entwich der jungen Frau, die ihre Freundin nicht leiden sehen, wiederum auch nicht wegsehen konnte, da es sich sonst so anfühlte, als ließe sie sie im Stich.
„Das Beruhigungsmittel ist initiiert. Es sollte jeden Moment wirken", ließ Caitlin das Team wissen.
„Gleich hast du es geschafft, Bette, gleich geht es dir besser", sagte Sam an die Soldatin gewandt und verzog gepeinigt ihr Gesicht, als Bette vom Neuen leise aufwimmerte. Sie zog die Nadel heraus, das Röhrchen hatte sich mit ausreichend Blut gefüllt, und wischte sich rasch über die Augen. Harrison neben ihr beobachtete sie dabei. Plötzlich hielt Bette inne. Ihre Lider zuckten, ihr Körper erschlaffte zunehmend.
„Barry", wies Caitlin den Speedster an, als die erhobenen Arme Plastiques auf die Matratze zu sinken drohten. Die beiden reagierten rechtzeitig, umfassten ihre Arme und hielten sie in die Luft, sodass ihre Hände nichts berühren konnten.
„Was ist mit ihr? Wirkt das Mittel?", fragte Sam, Angst in ihrer Stimme.
„Ja, es ist das Mittel", kam die beruhigende Antwort der Ärztin. „Es wirkt."
Das Team beobachtete, wie die lila Linien auf Bettes Armen allmählich verblassten. Wie Knicklichter, die aufgebraucht waren. Das Leuchten schwand, nach und nach, solange, bis lediglich die Stichwunde zu sehen war, die der Steinmann ihr beim Kampf zuvor zugefügt hatte.
„Vorsichtig", wies Harrison seine Schützlinge an, die Bettes Arme behutsam auf die Matratze legten. Das Team war angespannt, als sie den Stoff des Lakens berührten, doch blieb es unversehrt. Keine Explosion.
„Ihre Handschuhe", sagte der Dunkelhaarige und sah zu Barry. Dieser nickte, griff in die Hosentasche der Soldatin und zog ihre grünen Handschuhe hervor. Er stülpte sie ihr über. Sam beobachtete ihn schweigend dabei, stand wie versteinert neben der Liege, auf der ihre bewusstlose Freundin lag. Es erinnerte sie an Amber damals. Eine völlig andere Situation, ein ähnliches Ergebnis.
„Ich kümmere mich jetzt um ihre Verletzung", sagte die Ärztin, ihrer Stimme wohnte wieder die gewohnte Ruhe und Stetigkeit inne.
„Und ich werde zum CCPD flitzen und unser Meta-Wesen holen", entgegnete Barry.
Erneut wischte sich Sam über die Augen.
„Dr. Spencer White", sagte plötzlich Harrison, der das Gesicht des Mannes auf den Überwachungsvideos gesehen hatte, in dem Moment, in dem die Rüstung aus Stein gänzlich gefallen war. Schweigend blickte die Brünette zu ihm. „Sam und ich sind ihm gestern Abend auf dem Symposium begegnet. Nur konnten wir bis dato nicht einmal erahnen, dass auch er ein Meta-Wesen ist."
„Er war hinter diesem Wissenschaftler her. Groß, schwarze Locken, wirkte arrogant", erwiderte Barry.
„Jeff Bloom", sagte Sam leise. Die Gruppe sah zu ihr, sie wiederum zu Bette. „Die beiden hatten auf dem Symposium einen schlimmen Streit, ich hab's es nebenbei mitbekommen. Es ging um seine Forschung."
Sie könnte es weiter ausführen, doch war ihr nicht danach. Die Informationen würden genügen, um zu verstehen. Das Team nickte, Harrison schenkte ihr einen aufmunternden Blick.
„Also war es etwas Persönliches zwischen den beiden", sagte Barry, seine Vorahnung von zuvor hatte sich bestätigt.
„Offensichtlich", sprach Harrison an seinen Schützling gewandt.
„Joe wird ihn sicherlich verhören. Ich flitze zum CCPD und checke die Lage, im besten Fall bringe ich Dr. White mit und verfrachte ihn vorerst in die Pipeline."
„Barry", hielt ihn die Ärztin auf. Der Braunhaarige blickte zu ihr. „Deine Arme. Ich sollte mir das vorher ansehen", sagte sie und deutete auf seine Verletzungen. Doch schüttelte der Forensiker nur den Kopf.
„Bette hat jetzt Priorität. Schon vergessen? Ich heile superschnell", erklärte er selbstbewusst.
Danach verschwand der Speedster und wirbelte dabei Sams Haare auf, da sie direkt neben ihm stand. Caitlin seufzte tief und wandte sich kurz darauf wieder Bette zu.
„Samantha", wandte sich der dunkelhaarige Wissenschaftler ihr nun zu. Sam besah Bettes regloses Gesicht noch einen Augenblick, ehe sie sich zu ihm herumdrehte. Harrison musterte sie eingehend, bemerkte, wie sehr sie der Zustand der Soldatin mitnahm.
„Was ist passiert?", wollte sie wissen und ließ ihren Blick durch die Runde schweifen. Gestern noch war alles in Ordnung gewesen und plötzlich lag Bette neben ihr, sediert, unter Schmerzen. Es gelang ihr einfach nicht, das Puzzle zusammenzusetzen, ihr fehlten nötige Informationen. Die Gruppe schwieg einen kurzen Moment.
„Das Meta-Wesen ist aus dem Nichts aufgetaucht", begann Cisco schließlich zu erzählen. Die junge Frau sah zu ihm, abwartend. „Zuerst hat Barry es alleine versucht, aber keine Chance. Er kam nicht durch den Steinpanzer durch", fuhr er fort. „Dann haben wir Bette hinzu geholt, es lief alles soweit gut, sie war grandios, aber dann plötzlich ist sie zusammengeklappt und hat los geschrien."
Sams Blick wanderte wieder zur Rothaarigen, zu ihren Armen, die bis vor kurzem noch grell lila geleuchtet hatten. Sie hatte es zum ersten Mal gesehen.
„Wann hat das mit ihren Armen angefangen?", fragte sie und sah wieder zu Cisco. Dieser zuckte nur mit den Schultern. „Ich weiß nicht genau, da müssen wir dann Bette fragen. Man hat es auf den Überwachungskameras nicht gut gesehen."
Sam presste ihre Lippen zusammen. Sie verstand die Welt nicht mehr. Wieso plötzlich diese Wendung? Was hatte sie übersehen?
„Also ist bei eurem Training nie etwas dergleichen passiert?", stellte Caitlin, die soeben Bettes Wunde versorgte, ihr jetzt eine Frage, die die junge Frau nur mit einem Kopfschütteln abtun konnte. „Das ist seltsam. Als Barry Bette herbrachte sah es zumindest so aus, als hätte sie ihre Fähigkeiten nicht mehr unter Kontrolle, als würden sie ihren Körper angreifen", schlussfolgerte Caitlin.
Die Brünette ließ ihre Finger langsam über die Matratze zu Bettes Arm gleiten, wollte sie berühren. Sie vernahm eine Bewegung aus ihrem Augenwinkel. Es war Dr. Wells, der seine Hand vorstreckte, um sie von ihrem Vorhaben abzuhalten.
„Du solltest Berührungen vorerst vermeiden, solange wir nicht wissen, was es mit den jüngsten Vorkommnissen auf sich hat", sagte er sanft.
„Vielleicht weiß Bette mehr als wir. Wir sollten sie auf jeden Fall befragen, sobald sie wach ist", schlug die Ärztin vor, die Bettes Oberarm behutsam bandagierte, jetzt, wo die Wunde gereinigt war.
Sam starrte auf das weiße Laken.
„Wieso wurde ich nicht informiert, als das Meta-Wesen aufgetaucht ist?", fragte sie an den Dunkelhaarigen gewandt, Caitlins Worte vorerst ignorierend.
„Du hast dich mitten in einer Klausur befunden, Samantha", antwortete er.
„Dennoch, ich hätte informiert werden müssen, spätestens, als Bette in den Kampf geschickt wurde. Ich kenne ihre Fähigkeiten am besten, habe wochenlang mit ihr trainiert", fuhr sie fort, während sie sich gänzlich zu Harrison herumdrehte.
„Abgesprochen war, dass du dich gleichermaßen auf deine Uniausbildung konzentrierst", argumentierte der Brillenträger. Missmutig zog Sam ihre Augenbrauen zusammen.
„Ja, aber eine Klausur ist nicht einmal annährend so wichtig wie Bettes Wohlergehen, Dr. Wells", widersprach sie ihm.
„Das mag stimmen, aber selbst wenn wir dich hergeholt hätten, du hättest nichts tun können. Das Ergebnis wäre dasselbe gewesen."
„Das wissen Sie doch gar nicht!", platzte es aus ihr heraus. Überrascht schnellten Ciscos und Caitlins Köpfe zu ihr, Harrison verzog verwirrt sein Gesicht. „Ich kenne Bette, sie vertraut mir. Vielleicht hätte ich zu ihr durchdringen, vielleicht hätte ich sie beruhigen können. Vielleicht wären die Dinge dann nicht so ausgeartet!", sagte die Brünette verzweifelt und deutete auf die bewusstlose Soldatin. „Ich hätte hier sein müssen, ich hätte für sie da sein müssen!"
Verzweiflung, Unverständnis und Angst kanalisierten sich in irrationale Wut. Irgendwie musste sie ihren Gefühlen Ausdruck verleihen, anders wusste sich Sam nicht zu helfen, auch, wenn sie bereits jetzt den harschen Unterton in ihrer Stimme bereute, vor allem Harrison gegenüber.
„Sam", sagte der Wissenschaftler besänftigend, doch trat die junge Wissenschaftlerin einen Schritt zurück, schüttelte ablehnend ihren Kopf und eilte dann schnellen Schrittes aus dem Krankenzimmer. Sie benötigte einen Moment für sich.
Sam fand in ihrem Labor Zuflucht. Wo sonst, als in den vier Wänden, die als ihre eigenen erkoren worden waren? Ihr kleiner Rückzugsort im Gebäude, wenn man so wollte. Nicht nur zum Forschen oder zum Arbeiten, sondern meist zum Nachdenken. Um zur Ruhe zu kommen, ihre Emotionen zu ordnen. Des Öfteren hatte sie hier schon gesessen und über ihre Gefühle für den Wissenschaftler nachgedacht, jetzt gerade galten ihre Gedanken jedoch ausschließlich Bette.
Zugegeben, Harrison spukte ebenfalls in ihrem Kopf umher, doch nicht so wie sonst. Sie empfand Reue, weil sie sich ihm gegenüber so respektlos verhalten hatte, dabei trug er keinerlei Schuld an der derzeitigen Situation. Auch, wenn sie tatsächlich wütend darüber war, dass er ihr nicht Bescheid gesagt und somit eine läppische Klausur über Bette gestellt hatte.
Frustriert vergrub Sam ihr Gesicht in ihren Händen und ließ sich auf ihrem Schreibtischstuhl nieder. Sie beugte sich vor, stützte ihre Ellbogen auf ihre Knie, ihr Gesicht nach wie vor vor der Außenwelt verborgen, obgleich sie die einzige Person in diesem Raum war. Die Wissenschaftlerin wusste nicht, ob ihr nach weinen oder schreien zumute war, vermutlich nach beidem. Dennoch blieb es ruhig im Zimmer Sie wollte jetzt nicht die Fassung verlieren, durfte es nicht, wo es doch herauszufinden galt, was genau mit Bette los war.
Fragen über Fragen begannen durch ihren Kopf zu schwirren. Hatte Bette diese Nebenwirkungen schon vorher erlebt? Wenn ja, wann hatten sie begonnen? Hätte sie es erahnen können? Hatte sie etwas übersehen? Wie konnte sie ihr helfen? Konnte sie ihr überhaupt helfen?
Je schneller sich das Karussell ihrer Gedanken in ihrem Kopf zu drehen begann, umso mehr spürte Sam die Panik in sich aufkeimen. Sie fühlte sich in eine Zeit zurückversetzt, die sie in den letzten Wochen erfolgreich aus ihrem Bewusstsein hatte verdrängen können. Der Verstand schützte sich selbst durch Verdrängung, doch bestimmte Ereignisse holten jenes, das sorgsam im Unterbewusstsein vergraben worden war, wieder hervor.
Sam wusste nicht, wie viele Minuten verstrichen waren, in denen sie einfach nur auf ihrem Stuhl gesessen und ihr Gesicht in ihren Händen vergraben hatte, bis es klopfte. Sie zuckte leicht zusammen, ließ ihre Hände sinken und blickte zur Tür. Für einen kurzen Moment war die junge Frau wie verstummt.
Es klopfte erneut.
„Ja?", presste sie zögerlich hervor. Die Tür wurde geöffnet; sie erblickte Harrison, der in ihr Labor gefahren kam. Umgehend ließ die Reue ihr Herz schwer wie Blei werden.
„Dr. Wells", sagte sie leise und erhob sich. Die eisblauen Augen des Dunkelhaarigen musterten sie eingehend, sein Blick war sanft. Sam schloss ihre Augen, rieb sich über die Stirn, seufzte.
„Es tut mir Leid, wie ich mich Ihnen gegenüber verhalten habe. Ich wollte Sie nicht so ankeifen, wirklich nicht", begann sie sich umgehend zu entschuldigen und sah wieder zu ihm.
„Samantha", sagte er ruhig.
„Ich weiß wirklich nicht, was in mich gefahren ist, es ist einfach mit mir durchgegangen", fuhr sie fort.
„Samantha", versuchte er sie ein weiteres Mal zu unterbrechen.
„Es war absolut respektlos und ungerecht von mir, Sie können schließlich überhaupt nichts dafür und" -
Er umfasste ihr Handgelenk und brachte sie so abrupt zum Verstummen. Die Brünette sah zu ihrem Mentor, der sacht seinen Kopf schüttelte und ihr ein versöhnendes Lächeln schenkte.
„Es ist in Ordnung, wirklich. Vergeben und vergessen", versicherte er ihr und ließ wieder von ihr ab. Erleichtert zogen sich die Mundwinkel der jungen Frau zu einem kaum merklichen Lächeln nach oben. Mit ihm zu streiten würde sie jetzt am wenigsten gebrauchen können. Ganz im Gegenteil; sie brauchte den Wissenschaftler an ihrer Seite. Er war ihr Ruhepol, war es schon immer gewesen. Und just in diesem Moment, in dem sie spürte, wie sich ihre verworrenen Gedanken ein Stück weit auseinander flochten und sich ihr Gemüt beruhigte, da wurde ihr klar, dass nicht dieses Labor ihr Zufluchtsort war, sondern er.
Harrison war ihr sicherer Hafen.
Der Brillenträger näherte sich ihr, fuhr an ihren Stuhl heran, auf dem Sam soeben wieder Platz nahm. Zögerlich öffnete die Brünette ihre Lippen, derweil Harrison sie musterte, darauf wartend, dass sie etwas sagte, dass sie sich ihm anvertraute.
„Ich verstehe das alles nicht", gestand sie nach einigen Sekunden des Haderns. Die Wissenschaftlerin verzog ihr Gesicht und sah auf ihre Hände, die auf ihren Knien ruhten. Langsam ballte sie sie zu Fäusten. Harrisons Hand erschien in ihrem Blickfeld. Er legte sie auf ihre, sodass Sam ihre Faust wieder lockerte. Am liebsten hätte sie ihre Finger mit seinen verschränkt; ohnehin sehnte sie sich nach seiner Nähe, die noch viel beruhigender auf sie wirkte als seine bloße Anwesenheit, wobei selbst die dafür sorgte, dass sie sich besser fühlte. Weniger einsam. Doch riss sich Sam zusammen, kämpfte gegen das Bedürfnis an.
„Gestern war noch alles in Ordnung und plötzlich", Sam brach ab. Viel zu sehr erinnerte sie die Szene an den Tod Shannon Andersons. Damals hatte sie ebenfalls hier in ihrem Labor gesessen, gemeinsam mit Dr. Wells. Innerlich schüttelte Sam ihren Kopf. Bette war nicht tot, so wollte sie überhaupt nicht daran denken, ja nicht einmal die Eventualität in Betracht ziehen. Sie sah auf zu Harrison, der sie nach wie vor einfühlsam musterte. „Ich habe Angst, Dr. Wells", wisperte sie. Angst vor dem, was sie nicht kontrollieren konnte. Und vor dem Ungewissen. Die Unwissenheit war des Wissenschaftlers größter Feind, so auch ihrer.
„Das ist verständlich", sagte der Dunkelhaarige. Seine Finger umschlossen ihre halb geöffnete Faust, drückten sanft ihre Hand. „Aber noch wissen wir nicht, was es damit auf sich hat. Wir werden herausfinden, was mit Miss Sans Souci los ist und dann erarbeiten wir eine Lösung. Versuche, die Dinge auf dich zukommen zu lassen, passe dich der Situation an. Nutze deinen Verstand, Sam; verwende ihn für dich, nicht gegen dich", beschwor er sie.
Die junge Frau verinnerlichte seine Worte, während sie zaghaft nickte. Was Harrison Wells sagte war für sie Gesetz. Es war zugleich Wahrheit und Absolutheit.
„Okay", hauchte sie. Ihre braunen Augen schimmerten traurig. Harrisons Blick war hingegen klar und gefasst. Er war in der Tat ihr Gegenpol. Vielleicht wirkte er deshalb so anziehend auf sie.
„Ich werde dir helfen", sagte Harrison. Sam blinzelte, fokussierte ihren Blick und betrachtete das Lächeln auf seinen Lippen. „Und ich werde hinter dir stehen."
Nun entlockte er auch ihr ein kleines Lächeln. Jene Worte - dieselben hatte sie an ihn gerichtet, gestern in seinem Auto.
Mutig geworden spreizte Sam ihre Finger und ließ sie in Harrisons gleiten, langsam und mit Bedacht, bereit ihre Hand umgehend zurückzuziehen, sollte er sich gegen die Berührung sträuben. Ihr wilder Herzschlag betäubte die Angst, die ihren Geist vergiftete, stückweit. Wenn sie die Krankheit war, dann war der Dunkelhaarige ihr Heilmittel. Sam sah auf ihre Finger, die sie mit seinen verschränkte, danach wieder in seine eisblauen Augen, die sie beobachteten. Analysierten. So als wollten sie geradewegs in ihre Seele sehen, um zu ergründen, was sie dachte.
Ich bin schrecklich in dich verliebt, das dachte sie. Ob er es je sehen würde? Oder sah er es bereits?
Hypnotisiert starrte Sam zurück. Sie wollte wegsehen, konnte es jedoch nicht. Wie zwei Magneten hafteten ihre Blicke aneinander; eine ähnliche Anziehung begann allmählich auch durch ihren Körper zu wandern. Trieb sie dazu mit ihrem Stuhl zu ihm zu rollen, sodass sich ihre Knie berührten. Dazu, sich vorzubeugen, ein kleines Stück.
Ich will dich küssen, dachte sie nun. Oder vielleicht dachte sie in diesem Moment auch gar nicht.
„Sam, Dr. Wells", ertönte Caitlins Stimme aus den Lautsprechern.
Erschrocken zuckte die Brünette zusammen, bemerkte, was sie imstande war zu tun und rollte mit ihrem Stuhl wieder zurück.
„Bette wacht auf", verkündete die Ärztin. Sam, die mittlerweile feuerrot angelaufen war, sah jetzt ruckartig in jene Richtung, aus der die elektronisch verzerrte Stimme ihrer Teamkollegin gekommen war. Sie löste ihre Hand aus der des Wissenschaftlers und erhob sich. Seine eisblauen Augen hafteten nach wie vor an ihr. Sam drehte ihren Kopf zu ihm. Der Wissenschaftler nickte, so auch sie. Danach setzte sich das Duo in Bewegung.
Das, was eben beinahe passiert wäre, verbannte die junge Frau aus ihren Gedanken.
Verdrängung. Der Schutzmechanismus des Verstandes.
Als Sam gemeinsam mit ihrem Mentor das Krankenzimmer erreichte, fasste sich die Soldatin gerade mit einem leisen Stöhnen an die Schläfe, so als habe sie starke Kopfschmerzen.
„Bette", entwich es der jungen Frau. Sie eilte auf ihre Freundin zu und kam direkt neben ihrem Krankenbett zum Stehen.
„Sam?", fragte die Angesprochene, wirkte noch leicht benebelt von den Medikamenten, so glaubte Sam zumindest. Sie sah zu Caitlin, warf ihr einen fragenden Blick zu, den sie mit einem Kopfnicken beantwortete, um ihr die Ungewissheit zu nehmen.
„Die Benommenheit wird gleich nachlassen", fügte die Ärztin noch hinzu.
„Was ist passiert?", fragte die Rothaarige an die Wissenschaftler gewandt und setzte sich auf. Dabei stützte sie sich mit den Armen ab, sodass ein brennender Schmerz durch jenen Arm schnellte, der im Kampf verletzt worden war. Geräuschvoll sog Bette Luft durch die Lippen und erinnerte sich im selben Moment wieder. Sie hob ihre Hände, betrachtete sie, um zu überprüfen, ob die lila Linien fort waren.
Wehleidig verzog Sam ihr Gesicht.
„Irgendetwas ist schiefgegangen", sagte sie leise. „Auch, wenn ich absolut keine Ahnung habe, was, aber etwas stimmt nicht mit deinen Fähigkeiten, Bette." Die Brünette nahm die durch die Handschuhe geschützten Hände ihrer Freundin in ihre und drückte sie zärtlich. „Aber wir werden herausfinden, was los ist, in Ordnung?"
Bette sah zu ihr auf, nickte zögerlich. Sam versuchte zu lächeln, versuchte sich nichts von der Angst, die wieder zurückkehrte, anmerken zu lassen, doch gelang es ihr nur spärlich.
„Kannst du uns vielleicht schildern, was genau passiert ist?", fragte Caitlin die Soldatin und ließ sich auf dem Hocker neben dem Krankenbett nieder. Die Meta-Frau fuhr sich mit einem tiefen Seufzen durchs Haar und schloss ihre Augen für einen Moment, um sich zu sammeln. Die Wahrheit auszusprechen war nicht immer leicht, vor allem dann, wenn man alles dafür gegeben hatte, sie zu verbergen.
„Es ist nicht zum ersten Mal passiert", offenbarte Bette nach kurzem Zögern.
Sam entglitten die Gesichtszüge.
„Was?", hakte sie nach, in dem Glauben, sie hätte sich verhört, doch der Blick, den die Soldatin ihr anschließend zuwarf, zeigte Sam, dass sie sie richtig verstanden hatte. Die Meta-Frau löste ihre Hände behutsam aus dem Griff der Brünetten.
„Das erste Mal habe ich es am Silvestermorgen bemerkt", begann sie zu erzählen und spreizte dabei ihre Finger. „Es ist so schnell verschwunden, wie es aufgetaucht ist, daher habe ich dem keine allzu große Bedeutung beigemessen."
Bettes Hand fuhr über den Verband, den Caitlin ihr an ihrem Oberarm angelegt hatte.
„Nach meinem ersten Einsatz als Plastique sind die Linien dann zurückgekehrt."
„Aber wieso hast du denn dann nichts gesagt, Bette? Wieso hast du es dem Team oder wenigstens mir nicht erzählt?", fragte Sam verwirrt.
„Wir haben trainiert und es lief soweit alles gut. Ich wollte mir ganz sicher sein, bevor ich es an dich weitertrage und das war ich, vor zwei Tagen. Ich hatte vor, es dir zu erzählen, hatte ich wirklich."
„Aber?", hakte Sam zaghaft nach. Sie verstand nicht, wieso die Soldatin solange mit der Enthüllung gewartet hatte.
„Ich wollte dich nicht beunruhigen, Sam." Die grünen Augen Bettes wanderten zu ihr, musterten sie eingehend. „Du warst so glücklich in den letzten Tagen, da wollte ich nicht die sein, die es wieder kaputt macht."
Perplex blinzelte die Brünette. Ihr Herz erstarrte. Harrison neben ihr sah zu ihr auf, danach glitt sein Blick wieder zu Bette. Sam wusste nicht, was sie sagen sollte, ob und auf wen sie wütend sein sollte, weil die Dinge so gelaufen waren.
„Wichtig ist", brach Caitlin die kurzzeitig eingekehrte Stille, „dass wir es jetzt wissen. Jetzt können wir herausfinden, was passiert ist und was sich in deinem Körper abspielt."
Sam war nach wie vor verstummt. Ihre braunen Augen hafteten auf der Soldatin, die ihr zuliebe geschwiegen hatte. Sie wünschte sich, dass sie gefragt worden wäre, denn dann wäre ihre Antwort eine andere gewesen. Dann hätte sie gesagt, dass sie es wissen wollte, dass sie eingeweiht werden wollte. Es war die Unwissenheit, die ihr schlimmster Feind war.
„Aktuelle Proben von dir haben wir, dennoch werden wir dich in den nächsten Tagen vermutlich auch einigen Tests unterziehen müssen", fuhr Caitlin fort.
Bette nickte. Ihr Misstrauen gegenüber dem Team in Star Labs hatte sie längst abgelegt. Sam ergriff die Hand der Rothaarigen vom Neuen, nachdem sie sich wieder gefasst hatte. Dr. Wells hatte Recht, sie musste ihren Verstand für sich benutzen, nicht gegen sich.
„Wir helfen dir, Bette", versprach sie leise und drückte die Finger ihrer Freundin. „Mach dir keine Sorgen."
Sam versuchte zu lächeln.
Gefesselt saß Spencer White im Vernehmungsraum des CCPDs. Joe ihm gegenüber. Der Meta-Mann hatte sich beruhigt, nachdem er zwischenzeitlich zum Berserker mutiert war, andernfalls wäre ein lausiges Paar Handschellen wohl kaum in der Lage ihn zu bändigen. Der West Vater wusste um diesen Umstand, doch hatte ihm sein Instinkt gesagt, dass der Rothaarige nicht mehr angreifen würde, dass er sich fügen würde. In einem anderen Fall hätte er umgehend Barry hierher diktiert, so blieb ihm jedoch Zeit, den Wissenschaftler zu verhören, um eine Akte zu seinem Fall anzulegen, ehe sie ihn für unbestimmte Zeit zu Star Labs geben würden.
„Und ihr Kollege, Dr. Jeff Bloom. Er war es, den Sie angreifen wollten?", führte Joe seine Befragung fort und musterte den Mann vor sich, der nun wieder so viel kleiner wirkte als einige Minuten zuvor. Auch war seine Haltung anders. Förmlich in sich auf dem Stuhl zusammengesackt hockte Spencer vor ihm, den Blick gesenkt.
„Ja, das ist richtig", murmelte er und sah auf. Seine Augen schimmerten verzweifelt. „Er hat meine Forschung gestohlen und sie auf dem Physiksymposium als seine vorgestellt. Man wird ihn für eine Idee feiern, die ich hatte, nur weil ich in den letzten Monaten zu abgelenkt wegen jenem war, was mit mir passiert ist."
Zur Veranschaulichung hob Spencer seine Hände und ließ einen Steinpanzer auf ihnen entstehen. Der Wachmann neben Joe hob reflexartig seine Waffe, Spencer zuckte zusammen. Der Detective hob seine Hand, um seinem Kollegen Entwarnung zu geben. Der Geologe ließ seine Hände wieder sinken und starrte auf die stählerne Tischplatte vor sich.
„Die Polizei ermittelt, wenn materielle Wertsachen gestohlen wurden. Edelsteine, Geld. Danach wird umgehend gesucht, das wird ernst genommen." Spencers traurige Augen sahen zu Joe. „Aber Gedankengut, das wird nicht als Wertsache behandelt. Jeder kann es sich nehmen, ohne Konsequenzen."
Der Polizist fuhr sich über seinen Bart und dachte nach. Danach ließ er seine Hand auf die Tischplatte sinken.
„Ohne Konsequenzen würde ich nicht behaupten, Mr. White", entgegnete er schließlich. „Ich glaube daran, dass ein jeder irgendwann seine gerechte Strafe bekommen wird, ob nun unmittelbar nach seiner Tat oder einige Jahre später. Die Gerechtigkeit holt jeden irgendwann ein", sagte er mit fester Stimme und schenkte dem Wissenschaftler gar so etwas wie ein Lächeln.
Amber und Flash standen vor dem Verhörraum und lauschten dem Gespräch zwischen Joe und dem Meta-Mann. Die Blondine hatte ihre Arme vor der Brust verschränkt, ihre grünen Augen auf die Glaswand, die für jene dahinter aussah wie ein Spiegel, gerichtet. Sie wanderten zum Speedster, der mit ebenfalls vor der Brust verschränkten Armen neben ihr stand und die Szene gleichermaßen beobachtete. Leise schnalzte Amber mit der Zunge.
Ja, dieser Mann hatte ihr vor einigen Monaten das Leben gerettet und dafür stand sie wohl immer in seiner Schuld, dennoch begann die Blondine den scharlachroten Blitz allmählich als ernstzunehmende Konkurrenz anzusehen. Amber war Polizistin geworden, weil sie etwas bewirken, weil sie helfen wollte, doch seitdem der Speedster in der Stadt aufgetaucht war, bekam das CCPD immer weniger zutun. Plump ausgedrückt stahl er ihnen die Show, was der Blonden alles andere als gefiel. Es ging ihr nicht um Ruhm oder Anerkennung; trotzdem wollte sie in der Lage sein, ihre Stadt zu beschützen. Damit gerechnet, dass sie dabei gegen Menschen mit absonderlichen Fähigkeiten vorgehen müsse, wie es nun der Fall war, hatte sie jedoch nicht.
Die Tür wurde geöffnet.
Joe und Spencer traten hinaus. Der Detective nickte Flash zu, er nickte zurück. Danach trat er vor und umfasste den Oberarm des Meta-Wesens, während Joe von ihm abließ. Eine Übergabe. Jetzt war er nicht länger Fall des CCPDs, sondern Star Labs Aufgabe. Es missfiel Amber, von Meta zu Meta mehr. Nicht einmal gegen Snart hatten sie wirklich etwas ausrichten können, dabei hatte der nur eine modifizierte Waffe und keine modifizierte DNA besessen. Selbst den jüngsten großen Fall des Bombenanschlags hatten sie abtreten müssen, nicht an Star Labs, aber ans Militär und daraus war auch wieder eine Angelegenheit für das Labor geworden, da Bette das Meta-Wesen war, welches den Bombenangriff verursacht hatte.
Was konnte sie als Polizistin da überhaupt noch tun, außer Handtaschendiebe schnappen und verloren geglaubte Kätzchen einfangen? Amber wollte ihren Status zurück, ihre Vorherrschaft über das Gesetz in Central City. Sie wollte eine gottverdammte Polizistin sein.
„Ich danke dir. Ich werde ihn umgehend zu Star Labs bringen, dort schauen wir dann, was wir für ihn tun können", ertönte die verzerrte Stimme des Speedsters neben ihr. Kurz warf er Amber einen freundlichen Blick zu und war im nächsten Moment auch schon verschwunden. Amber verharrte. Joe drehte seinen Kopf zu ihr und hob eine Augenbraue. Man merkte ihr ihren Unmut an.
„Nanu, Mason, was ist los? Wir haben den Bösen geschnappt."
Sie sah auf.
„Nicht wir, sondern Flash. Und sein neuer, explosiver Sidekick."
Was sie von der Rothaarigen als Heldin halten sollte, wusste sie noch nicht. Sam hatte ihr vom Projekt Plastique erzählt, doch schienen ihr die Fähigkeiten der Soldatin zu gefährlich, zu unkontrollierbar, als dass sie einen Beitrag zum Heldentum leisten könne. Doch war dies eine andere Baustelle.
„Ja, aber Flash kooperiert mit dem CCPD. Er ist nicht der Feind, Mason", erinnerte Joe sie.
Die Blondine vergrub ihre Hände in ihren Hosentaschen.
„Mag sein, aber es wäre schön, mal wieder was Bedeutendes leisten zu können", brummte sie und entlockte dem West Vater ein leises Lachen. Er tätschelte ihre Schulter.
„Ich habe mein Versprechen dir gegenüber nicht vergessen. Einen eigenen Fall oder einen Partner, ich suche danach."
„Und das dauert so lang?", wollte sie wissen.
„Jemanden zu finden, der freiwillig mit dir arbeiten will?", kam die Gegenfrage zurück.
Empört zog Amber ihre Augenbrauen zusammen. Joe schnaubte amüsiert und nickte anschließend mit dem Kopf in Richtung Gang.
„Komm, sehen wir nach, was es zutun gibt", schlug er vor und setzte sich in Bewegung. Amber folgte ihm.
Gedankenversunken schlüpfte Sam in ihre Winterjacke. Ihr Blick ruhte auf Bette, die im kleinen Nebenzimmer auf der Krankenliege saß, vom Cortex aus einsehbar, da es lediglich durch eine Glasscheibe abgetrennt wurde. Caitlin führte soeben die letzten Tests an ihr durch. Danach würde sich das Team für heute trennen. Die Proben mussten vom Computer ausgewertet werden und allen voran musste sich Bette ausruhen. Das Beruhigungsmittel schien der Soldatin nach wie vor zuzusetzen; sie brauchte Schlaf.
Und Sam, obwohl sie es wohl nie offen zugeben würde, auch. Die junge Frau war erschöpft, verstand nach wie vor nicht, wie es dazu gekommen war, dass Bette plötzlich diese Nebenwirkungen zeigte. Es fühlte sich an, als wäre ihr der Boden unter den Füßen weggezogen worden.
„Samantha", ertönte Harrisons Stimme neben ihr.
Die Brünette sah zu ihm, ebenso wie Cisco, der neben ihnen stand. Es hemmte sie stückweit, wenn sie ehrlich war. Wenn es jemanden gab, dem sie ihre tiefsten Ängste und Gefühle anvertrauen wollte, dann Harrison, nur ihm. Es war nicht so, als würde sie Cisco nicht vertrauen, doch behielt Sam ihre Gefühle in der Regel lieber für sich. Wenn es um die Gefühle Anderer ging war die Brünette Expertin. Sie wusste zu helfen, wusste, was sie sagen musste. Bei sich selbst hingegen verhielt es sich anders.
„Ja, Dr. Wells?", fragte sie und knöpfte sich die Jacke zu.
„Ist alles in Ordnung?", wollte er wissen. Ihr Blick glitt zu Cisco, Harrisons tat es ihr gleich. Er verstand. „Willst du kurz mit in mein Büro kommen?", bot er ihr daher an.
Sam öffnete ihre Lippen, wollte zustimmen, denn wusste sie, es würde ihr anschließend bessergehen. Auch wollte sie viel lieber bei ihm sein, allein mit ihm, anstatt nach Hause zu fahren. Vielleicht würde er sie zum Trost umarmen. Sie sehnte sich so danach. Just in dem Moment, in dem diese Gedanken durch ihren Kopf schwirrten, wurde ihr plötzlich bewusst, dass dies die Antwort auf eine ihrer Fragen war. Ein weiteres Puzzleteil zum Lösen des Rätsels. Sie hätte es früher bemerken können, die Sache mit Bette, war jedoch abgelenkt gewesen. Durch ihn. Es fiel ihr wie Schuppen von den Augen.
„Ist schon gut, danke", lehnte sie daher freundlich ab und zwang sich zu einem Lächeln. Es schien den Brillenträger wenig zu überzeugen, denn hafteten seine eisblauen Augen nach wie vor auf ihr, analysierten ihre verkrampften Gesichtszüge.
„Bist du dir sicher?", hakte er nach.
Sam nickte.
„Ja", log sie.
Sie sah ihm an, dass er ihr nicht glaubte, ebenso wie er ihr ansah, dass sie nicht die Wahrheit sprach.
„In Ordnung, Samantha. Dann sehen wir uns morgen", verabschiedete er sich. Sein Blick glitt zu Cisco.
„Bis morgen, Dr. Wells", verabschiedete sich der Jüngere. Sam tat es ihm gleich. Als ihnen der Langhaarige den Rücken zudrehte, um sich auf den Weg zu machen, nutzte Harrison die kurze Gelegenheit und umfasste behutsam das Handgelenk seiner Schülerin. Sie sah zu ihm.
„Wir werden herausfinden, was los ist, Sam", sagte er leise und schenkte ihr ein sanftes Lächeln.
Die Angesprochene nickte zaghaft.
„Sam, kommst du?", fragte Cisco, der am Türrahmen des Cortex stand. Harrison ließ von ihr ab. Die Jüngere sah zum Langhaarigen, nickte und setzte sich anschließend in Bewegung, um ihren Freund einzuholen. Die Augen des Dunkelhaarigen folgten ihr, sie spürte seinen Blick an ihrem Rücken haften.
Die beiden Freunde liefen zur Bushaltestelle. Gemeinsam fuhren sie ein paar Stationen und unterhielten sich über Serien und Videospiele, wobei die Brünette nur mit halbem Herzen bei der Sache war. Anders als Harrison zuvor fiel es dem Langhaarigen jedoch nicht auf. Sam stieg vor Cisco aus. Mit einer freundschaftlichen Umarmung verabschiedete sich das Duo voneinander. Die letzten hundert Meter legte Sam zu Fuß zu ihrer Wohnung zurück. Dort angekommen steckte sie den Schlüssel ins Schloss, betrat den Hausflur und lief die Treppe hinauf. Im dritten Stock angekommen nahm sie den anderen Schlüssel an ihrem Bund zur Hand. Mit einem leisen Klacken öffnete sie die Wohnungstür und trat ein. Sam hatte geglaubt, allein zu sein, da Amber des Öfteren erst wesentlich später als sie nach Hause kam. Diesmal jedoch war die Polizistin bereits anwesend. Sie kam aus der Küche in den Flur gelaufen, eine Schüssel Cornflakes in den Händen haltend.
„Sammy, da bist du ja", grüßte sie ihre Mitbewohnerin und schob sich einen Löffel Cornflakes in den Mund, wobei etwas von der Milch ihren Mundwinkel hinunterlief. „Oh man, ich muss heute echt mal Dampf bei dir ablassen", sagte sie mit vollem Mund, wodurch ihre Stimme leicht verzerrt klang. „Also diese Sache mit den Meta-Wesen. Als ich hier angefangen habe, da habe ich absolut nicht mit sowas gerechnet und Flash ist ja wirklich toll und so, aber ich habe das Gefühl, er schnappt mir all meine Fälle vor der Nase weg", begann Amber ihrem Unmut Luft zu machen.
Derweil schlüpfte Sam aus ihrer Jacke und hängte sie an den Ständer neben der Tür. Den Schlüssel legte sie auf die Kommode rechts von sich.
„Das CCPD muss einen Weg finden, ebenfalls mit Meta-Wesen klar zu kommen. Ich hatte da auch einen Gedanken was mit deinen Interessen vereinbar wäre. Und zwar", Amber stellte ihre Schüssel auf die Kommode, hob ihre Hände und ließ sie in der Luft auseinandergleiten, „eine Kooperation mit Star Labs." Die Blondine sah zu ihrer Freundin. „Was hältst du davon?"
Sam sagte nichts, sah Amber auch nicht an, sondern starrte auf den Parkettboden unter sich. Ihre Gesichtszüge wirkten steif.
„Sam?", hakte die aufmerksam gewordene Polizistin nach und näherte sich ihrer Freundin, die seit ihrer Ankunft nicht ein Wort gesprochen hatte, was ihr erst jetzt auffiel. Ein Schluchzen löste sich aus der Kehle der Wissenschaftlerin. Sie hatte es die ganze Zeit über unterdrückt, letztlich hatte es sich dennoch an die Oberfläche gekämpft.
„Sammy", entwich es Amber perplex.
Sam schüttelte ihren Kopf, schluchzte erneut und presste sich die Hand auf den Mund, um weitere Laute zu unterdrücken. Stumm verzog sie ihr Gesicht.
Amber war in wenigen Schritten bei ihr und legte ihren Arm um ihre Schultern, die kaum merklich zitterten.
„Sam, was ist denn los?", fragte sie mitfühlend, derweil ihre Hand über den Rücken der Brünetten zu streicheln begann.
Tränen lösten sich aus den Augenwinkeln Sams und tropften auf ihre Bluse sowie auf den hölzernen Flurboden. Wieder schluchzte sie, entgegen all ihrer Bemühungen und ließ ihre Hand, die sie auf ihren Mund gepresst hatte, langsam sinken. Sie verfehlte ohnehin ihren Zweck.
„Ich habe es nicht bemerkt", presste sie wispernd hervor und verzog reuevoll das Gesicht, während weitere Tränen über ihre Wange liefen.
„Was hast du nicht bemerkt?", fragte Amber besonnen nach. Die Ruhe zu bewahren war Teil ihres Jobs, dementsprechend begabt war die Blondine darin.
„Bette, sie", schluchzte Sam, „sie ist krank. Irgendetwas stimmt nicht mit ihr." Die Brünette sah auf, blickte in Ambers grüne Augen, die ihre reuevoll verzogen. „Es gab Anzeichen, Amber. Kleine Momente, die ich nicht weiter hinterfragt habe, weil ich so damit beschäftigt war, Dr. Wells hinterher zu schmachten. Weil ich so auf ihn fixiert war, habe ich es übersehen und Bette? Bette hat mir zuliebe geschwiegen", sagte sie. „Ich hätte es viel früher erkennen können, aber ich war blind, habe nur an ihn gedacht und an meine Gefühle für ihn", platzte es aus ihr heraus.
„Sam", sagte Amber mitfühlend, derweil sich die Brünette weinend gegen die Wohnungstür lehnte. Die Male, in denen Bette ihre Hände bewusst von ihr weggehalten hatte, in denen sie der Rothaarigen tief in Gedanken versunken und auf ihre Hand starrend über den Weg gelaufen war. Als sie mit ihr über Plastique hatte sprechen wollen, sie sie jedoch, aufgedreht wie sie gewesen war, einfach unterbrochen hatte.
Ihre Freundin streckte ihre Arme aus und zog sie behütend zu sich.
„Es ist meine Schuld", japste Sam leise und vergrub ihr Gesicht in Ambers Halsbeuge. „Ich hätte es bemerken müssen."
Am nächsten Morgen stand es für Sam nicht einmal zur Debatte, zur Uni zu gehen. Sie machte sich umgehend auf dem Weg zu Star Labs, wohlwissend, dass es Dr. Wells missfallen würde, dass es gegen die Vereinbarung, die sie getroffen hatten, verstieß. Doch spielten in diesem Fall weder das Eine, noch das Andere eine Rolle. Sie war es Bette schuldig, musste ihre Fehler wiedergutmachen. Ihre Blindheit, ihre Ignoranz.
Während sie mit dem Bus zum Labor fuhr, schrieb sie Riley eine kurze Nachricht und informierte sie darüber, dass sie heute nicht in der Uni erscheinen würde. Sie schickte die SMS ab. Wenige Sekunden danach erschien bereits die Benachrichtigung im Chat, dass der Text gelesen worden war. Unmittelbar danach folgte ein Anruf.
Unsicher starrte Sam auf das Display ihres Handys, auf dem Rileys Name leuchtete. Sie haderte, schließlich konnte sie der Blonden nur einen geringen Teil von dem, was wirklich los war, erzählen, wiederum wollte sie die Kleingewachsene auch nicht besorgen, indem sie ihren Anruf einfach ignorierte. So nahm Sam nach einigen Momenten des Zögerns schließlich ab und hielt sich das Handy ans Ohr.
„Ja?", meldete sie sich.
„Sammy", ertönte Rileys Stimme. Sie klang besorgt, wie sie vermutet hatte. Es war richtig gewesen, ranzugehen. „Sammy, was ist denn los? Du bist gestern so schnell weg und hast dich dann gar nicht mehr gemeldet oder auf Anrufe und Textnachrichten reagiert."
Seufzend massierte sich die Brünette den Nasenrücken.
„Ich weiß", nuschelte sie. „Das tut mir auch total Leid, ich war einfach nur fertig gestern", erklärte sie ehrlich. Mehr Wahrheit durfte sie Riley nicht anvertrauen.
„Wieso? Ist etwas Schlimmes passiert?"
Sie biss sich auf die Unterlippe und sah aus dem Fenster. Lügen wollte sie nicht, stattdessen verallgemeinerte Sam die Situation so weit, dass sie nichts von den Geheimnissen, mit denen sie sich derzeit umgab, preisgeben musste. Sie erzählte Riley, dass es im Labor einen Notfall gäbe, dass jemand ihre Hilfe brauchte und sie daher heute von der Uni fernbleiben würde.
„Vermutlich werde ich die ganze Woche nicht kommen", fügte sie hinzu.
„Was? Aber Sammy, die nächste Klausur ist übermorgen", erinnerte Riley sie besorgt.
„Das ist egal", erwiderte die Brünette resolut. Bette war wichtiger als eine läppische, theoretische Prüfung. Ihre gesamte Arbeit in Star Labs war so viel wichtiger, so viel bedeutender als das gesamte Studium, in dem es nur darum ging über vergangene Theorien und Wissenschaftler zu diskutieren, ohne dabei selbst tätig zu werden. Sie hatte ihre Bestimmung bereits gefunden, wollte nie wieder etwas Anderes tun.
„Ich muss helfen, Riles, es ist irre wichtig. Viel wichtiger als eine Klausur", offenbarte sie ihrer Freundin. Riley verstand sie wohl am besten von allen. So versuchte sie gar nicht erst, Sam umzustimmen, es wäre ohnehin bloß Zeitverschwendung.
Bette fand sich zu einer Nachfolgeuntersuchung im kleinen Krankenzimmer neben dem Cortex ein. Harrison wohnte dieser ebenfalls bei. Seinen Zeigefinger an sein Kinn gehoben beobachtete er dieselbe Prozedur, die Caitlin die Soldatin gestern unterzogen hatte. Seine Vorahnung, dass Bette dem Team etwas verschwieg, hatte sich also bestätigt. Als sie nach Sam gesucht hatte, offensichtlich nervös, hatte bereits seine Aufmerksamkeit erregt, dazu der Moment, als sie sich geweigert hatte gegen Spencer White in den Kampf zu gehen.
„In Ordnung, ich bin fürs Erste fertig", hörte er Caitlin sagen und fokussierte seinen Blick wieder. Sie nahm Bette die Blutdruckmanschette ab und legte sie zurück in die Schublade, aus der sie sie zuvor herausgeholt hatte. Im nächsten Moment ertönte ein leises Geräusch. Harrison drehte seinen Kopf zum Computer, der ihnen mittels eines Piepens verkündete, dass er die Zellprobe fertig ausgewertet hatte. Neugierig fuhr er mit seinem Rollstuhl herum.
„Der Computer hat deine Probe fertig ausgewertet", übersetzte die Braunhaarige derweil zuvorkommend für Bette, die sich schweigend über ihren Oberarm rieb. Caitlin erhob sich von ihrem Hocker und lief zum Computer, um die Ergebnisse einzusehen. Im nächsten Moment erschien plötzlich Sam am Türrahmen des Krankenzimmers. Überrascht blickte Harrison zu der jungen Frau, die eigentlich in der Uni sein müsste.
„Samantha", grüße er sie perplex.
„Hallo", erwiderte sie und schenkte ihm ein verkrampftes Lächeln. Sie wirkte unausgeschlafen, vermutlich hatte sie eine unruhige Nacht gehabt. Harrison kannte die junge Frau mittlerweile gut genug, um aus ihrem Gesicht Informationen wie diese ohne Probleme ablesen zu können. Sam winkte Bette und näherte sich anschließend Caitlin. Sie legte ihre braune Unitasche ab und stellte sie neben den Tisch, während ihr Blick auf dem Computerbildschirm haftete.
„Was sagen die Ergebnisse?", fragte sie. Ihre Stimme zitterte leicht.
Caitlin machte sich, anders als Harrison, nichts aus dem Umstand, dass die Brünette hier anstatt in der Uni war. Sie betätigte einen Knopf auf der Tastatur; das Geräusch des Druckers ertönte, der Kopien der Ergebnisse anzufertigen begann.
„Das wollten wir gerade auswerten", erklärte Caitlin mit einem Lächeln. Die Ausdrucke waren fertig. Sie reichte sowohl Sam als auch Harrison ein Exemplar. Die Jüngere schritt auf die Liege zu, auf der Bette nach wie vor saß, und nahm neben ihr Platz, während sie die wissenschaftliche Lektüre las, auf der Suche nach dem entscheidenden Hinweis.
„Ihre Zellstruktur hat sich verändert", murmelte sie. Es war das Erste, das ihr auffiel. Caitlin nickte zustimmend und blätterte weiter.
„Deine Nitrogen-Werte sind erheblich gestiegen", fuhr sie fort. „Unmittelbar nach deinem Vorfall, als Barry dich hierher brachte, waren sie fast viermal so hoch."
Bette verzog ihr Gesicht. Sie war keine Wissenschaftlerin, dennoch verstand sie, dass das, was die Ärztin ihr schilderte, kein gutes Zeichen war.
„Was bedeutet das?", wollte sie konkret wissen.
Sam ließ die Blätter in ihrer Hand langsam sinken. Ihre Gefühle spiegelten sich in ihrem Gesicht wider, sodass Bette ihre Freundin unruhig musterte, auf eine Antwort wartend.
„Deine Zellen", begann sie leise. „Sie sind überladen, detonieren und scheinen deinen Körper von Innen heraus anzugreifen, wie es aussieht. Die lila Linien auf deinen Armen waren das Sichtbare dessen. Es ist wie eine Kettenreaktion", schilderte sie mit gesenkter Stimme. Bette musterte die braunen Augen Sams und versuchte ihren Worten einen Sinn beizumessen. Es schien, als würde sich ihre schlimmste Befürchtung erfüllen.
„Also bin ich eine wandelnde Zeitbombe", übersetzte sie.
Sam wollte die Aussage Bettes verneinen, doch würde sie lügen, wenn sie es täte. So schwieg sie für einen Moment und senkte ihren Blick. Bette seufzte tief und fuhr sich durchs feuerrote Haar.
„Super", murmelte sie leise.
Sam schüttelte ihren Kopf.
„Wir werden dir helfen, Bette. Wir werden einen Weg finden, wie wir den Prozess unterbinden können", sagte die Wissenschaftlerin und umfasste sanft das Handgelenk ihrer Freundin. Diese entzog sich ihrem Griff jedoch wieder.
„Das solltest du lieber sein lassen", ließ sie sie wissen. Fragend verzog Sam ihr Gesicht. „Wir wissen schließlich nicht, wann die Nebenwirkungen wiederkommen und ich mich nicht mehr unter Kontrolle habe", übersetzte Bette ihr Handeln.
Mitleidig presste die junge Frau ihre Lippen zusammen, ehe sie ihren Kopf schüttelte.
„Wir werden es herausfinden." Sam drehte ihren Kopf und sah Hilfe suchend zu Caitlin und Harrison. Die beiden Wissenschaftler nickten ihr zu; die stumme Vereinbarung darüber, dass sie sich am heutigen Tag gemeinsam an die Erforschung Bettes setzen würden. Sie sah wieder zur Soldatin.
„Zuerst musst du uns alles, was du weißt, schildern. Jedes noch so kleine Detail, ganz gleich, wie unwichtig es dir erscheint", sagte Sam.
Die Soldatin nickte. Anschließend kam sie der Bitte ihrer Freundin nach und begann zu erzählen. Vom ersten Moment, in dem sie die Nebenwirkungen bemerkt hatte. Das Gefühl, das sie dabei gespürt hatte, ja sie wurde sogar gebeten, die Schmerzen nochmals im Detail zu beschreiben. Bette erklärte, dass die Nebenwirkungen meist dann aufgetreten waren, wenn sie ihre Fähigkeiten häufiger benutzt hatte. Auch wurden ihre Kräfte unkontrollierbar und die Detonationen verheerender, sobald sich die lila Linien auf ihren Armen abzeichneten. Caitlin notierte sich alles, jeder Hinweis zur Lösung des wissenschaftlichen Rätsels um Bette wurde zusammengetragen. Sam lauschte den Worten der Rothaarigen höchst konzentriert. Sie bemerkte nicht einmal die Blicke, die Harrison ihr hin und wieder zuwarf.
Nachdem Bette ihnen jede nennenswerte Information vorgetragen hatte, verlegten die Wissenschaftler die Untersuchungen schließlich in Caitlins Labor. Weitere Tests waren erforderlich, zudem mussten sie Hypothesen und Vorschläge zusammentragen. Auch wusste Sam, dass sie den Zustand der lila Linien wohl erneut hervorrufen müssten, zum Leidwesen Bettes, die sie wieder Schmerzen ausliefern würden. Es graute ihr bereits jetzt davor, doch, wenn sie Antworten wollten, dann war dies ein notwendiges Vorgehen. Bette und Caitlin verließen das kleine Krankenzimmer, Sam nahm ihre Tasche, schulterte sie und wollte den beiden Frauen folgen, wurde jedoch von Harrison zurückgehalten.
„Samantha", sagte er, ein gewisser Unterton lag in seiner Stimme. Sie wusste, worauf er hinauswollte, er musste es nicht einmal aussprechen. Dennoch signalisierte sie mit einem kurzen Blick ihre Aufmerksamkeit und wartete auf sein Anliegen, für den Fall, dass sie mit ihrer Vermutung doch falsch lag.
„Ich weiß, wie sehr dir Bette am Herzen liegt, aber dennoch, wir hatten eine Vereinbarung", erinnerte er sie sanft.
Sam seufzte tief und fuhr sich übers Gesicht.
„Das weiß ich, Dr. Wells", wisperte sie. „Aber Bette braucht mich, ich kann doch nicht in der Uni sitzen, während das, was mit ihr geschieht, vielleicht schlimmer wird. Noch wissen wir nicht genau, was in ihrem Körper passiert, wir kennen nur grobe Details", erklärte sie.
„Und das verstehe ich, aber dennoch darfst du nicht deinen Weg aus den Augen verlieren. Caitlin, Cisco und ich werden an Bette forschen und du stößt nach deinen Kursen zu uns, so, wie wir es in der Vergangenheit gehandhabt haben", sagte er ruhig.
Entgegen der Erwartungen des Dunkelhaarigen schüttelte Sam ihren Kopf.
„In der Vergangenheit hat das aber nicht gut funktioniert. Wäre ich nicht zur Uni gegangen, hätte ich Shannon Anderson vielleicht helfen können", sagte sie leise.
Stumm musterte Harrison seine Schülerin.
„Ich bitte Sie, Dr. Wells. Nur solange, bis wir eine Lösung für das Problem gefunden haben", flehte sie und verzog ihr Gesicht. „Ich kann einfach nicht zur Uni gehen, nicht so. Ich wäre ohnehin nicht bei der Sache, es wäre nur Zeitverschwendung. Sobald wir das Rätsel gelöst und Bette geholfen haben gehe ich zu jedem einzelnen Kurs, sei er noch so langweilig", versprach sie, faltete ihre Hände und sah ihn bittend an.
Der Wissenschaftler überlegte. Zugegeben konnte er Sam nur selten etwas abschlagen, vor allem, wenn ihre großen, braunen Augen ihn so musterten, wie sie es jetzt gerade taten. Doch ging sie gerade nicht jenen Weg, den er für sie auserkoren hatte. Es missfiel ihm.
„Bitte, Dr. Wells", wiederholte Sam.
Seufzend fuhr er sich über die Stirn und sah anschließend wieder zu ihr auf.
„In Ordnung, Sam. Aber sobald wir das Rätsel gelöst haben, regeln wir die Dinge wieder wie gehabt", stellte er ihr die Bedingung.
Eifrig schüttelte Sam ihren Kopf und schenkte ihm nun ein Lächeln; das erste echte Lächeln, seit sie hier eingetroffen war.
„Danke", sagte sie aufrichtig. Sie bewegte ihre Hand ein Stück vor, so als wolle sie ihn berühren, schien es sich jedoch anders zu überlegen, denn ließ sie sie wieder sinken und umfasste stattdessen den Gurt ihrer Tasche.
„Schon gut", erwiderte er und lächelte ebenfalls. Hinter seiner Maske jedoch, da grübelte der Wissenschaftler über die Tatsache, dass sich Sam einem Befehl von ihm widersetzt hatte. Die Richtung, die das Ganze einschlug - sie gefiel ihm nicht.
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