Kapitel 1 - Ein ganz normaler Tag

Sam lag auf ihrem Bett, alle Viere von sich gestreckt und starrte an die Decke. Zwei eisblaue Augen starrten zurück. Ein erhabenes Lächeln zierte das Gesicht des Mannes. Seine Brille ließ ihn seriöser wirken, jedoch nicht streng. Seine schwarzen Haare waren ordentlich zur Seite gekämmt und er trug ein weißes Hemd, der oberste Knopf war geöffnet. Ein Jackett, keine Krawatte. Sam erinnerte sich noch genau, als sie hier eingezogen war, in ihre Wohnung im dritten Stock nahe des Central City Stadtparks. Ihre erste Amtshandlung in ihrer neuen Wohnung war gewesen, das Poster von Harrison Wells über ihrem Bett aufzuhängen. Eine Hommage an den klügsten Kopf ihrer Zeit, wie die junge Frau fand, aber auch eine Botschaft an sich selbst. „Dort willst du einmal stehen", hatte sie sich gesagt. „Eines Tages wirst du für Harrison Wells arbeiten."
Ihr sommersprossiges Gesicht zierte ein leichtes Lächeln, Sams braunen Augen jedoch wohnte ein trauriger Schimmer inne. Die Explosion des Teilchenbeschleunigers hatte ihr – und dafür war die Brünette überaus dankbar – keine geliebten Menschen genommen. Ihre Eltern wohnten in Kalifornien; sie selbst war erst vor rund einem Jahr hergezogen, um ihr Masterstudium zu beginnen. Auch Freunde und Kommilitonen waren unversehrt geblieben. Ihr Verlust war immaterieller Natur. Die Katastrophe hatte ihr ihren Traum genommen, einmal für den Wissenschaftler zu arbeiten, der seit dem Unfall von der Bildfläche verschwunden war. Star Labs, ihr Augenstern und Licht am Horizont, wie sie es stets scherzend genannt hatte, existierte so nicht mehr. Es war nur noch ein zur Hälfte kaputtes Gebäude ohne Seele. Vorher jedoch war die Einrichtung das Glanzstück der Stadt gewesen. Alle Welt hatte auf die innovative Forschung von Star Labs geblickt und sein Gründer, Harrison Wells, galt als ein Genie, das seinesgleichen suchte. Sie hätte alles dafür gegeben dort einmal arbeiten zu dürfen, für Harrison Wells, der sie dazu inspiriert hatte Physik und Biochemie zu studieren. Sie hatte gebüffelt wie verrückt. Zu welchem Sinn, fragte sie sich nun. Es war, als wäre ihr der Boden unter den Füßen weggerissen worden. Aufstehen war schwer. So blieb Sam liegen und starrte weiterhin das Poster an, sich ihren Tagträumen hingebend.
„Das nennt man Stalking, weißt du das?", ertönte eine amüsierte Stimme.
Sam erhob sich, ein leichter Rotschimmer zierte ihr Gesicht. Ihre langen, braunen Haare fielen über ihre Schultern.
„Stimmt nicht", widersprach sie. „Stalking ist das willentliche und wiederholte Verfolgen einer Person, deren physische oder psychische Unversehrtheit dadurch unmittelbar, mittelbar oder langfristig bedroht oder geschädigt werden kann. Das hier", erklärte Sam und deutete auf das Poster, „ist nur ein Stück Papier."
Die junge Frau, die mit vor der Brust verschränkten Armen am Türrahmen stand, lachte.
„Woher kennst du die genaue Definition?", fragte sie und brachte Sam dazu schief zu grinsen.
„Ich hab's gegoogelt, weil du mich schon gefühlt tausendmal damit aufgezogen hast", erwiderte die Brünette und zuckte dabei leicht mit den Schultern. „Außerdem würde ich Dr. Wells niemals persönlich nachstellen. Sein Poster angucken ist aber erlaubt", fügte die Studentin hinzu, während ihr Gegenüber an ihr Bett getreten kam und sich darauf niederließ.
„Hast ja Recht", kam es zurück.
Amber Mason, so hieß die junge Frau, die es sich soeben auf ihrem Bett gemütlich machte, war Sams Mitbewohnerin. Sie hatte einen kurzen, frechen Haarschnitt, blonde Haare und stechend grüne Augen. Amber war groß, größer als Sam sogar. Zudem war die Blondine gut durchtrainiert und wesentlich kurviger als sie es war. Sie selbst war schlank und zierlich, doch hatte Amber einige Jahre lang die Polizeiakademie besucht, weshalb sie Sam in Sachen Muskelaufbau einiges voraushatte. Nicht, dass es die angehende Wissenschaftlerin auch kümmerte, wie muskulös sie war. Der in ihren Augen wichtigste Muskel war ohnehin ihr Gehirn und das trainierte sie jeden Tag.
„Und", begann Amber locker und lächelte. „Wie läuft's so?"
Sam wusste nicht so recht, wie sie auf diese Frage antworten sollte. Wie sollte es schon laufen, wenn der Traum, den man gefühlt sein Leben lang geträumt hatte, zerplatzt war wie eine Seifenblase?
„Super", erwiderte sie sarkastisch und ließ sich wieder rücklings auf ihr Bett fallen. Sogleich bereute sie den Unterton in ihrer Stimme. Amber konnte nichts für ihre Situation, doch war die Blondine weder empfindlich noch nachtragend, weshalb sie etwas näher an Sam heran rutschte und in ihren Unterschenkel zwickte.
„Komm schon Sammy, du kannst nicht dein Leben lang Trübsal blasen. Es ist schon neun Monate her, dass Star Labs in die Luft geflogen ist. Ich will wirklich nicht herzlos klingen, aber", führte Amber an und lächelte schief, „die Menschen in Central City leben ihr Leben weiter. Das solltest du auch tun", erklärte sie und klopfte zärtlich auf das Schienbein der Brünetten. Sam wusste, dass die junge Polizistin recht hatte und vermutlich war es gerade dieses Wissen, das sie so schmerzte.
„Ich weiß", murmelte die Studentin und drehte sich auf die Seite. „Ich gehe ja auch jeden Tag zur Uni und besuche all meine Kurse."
Ein wenig fühlte es sich an wie ein Gespräch zwischen Mutter und Tochter, nur, dass sich ihre eigene Mutter nie für ihre Leidenschaft, für die Wissenschaft, geschweige denn ihr Studium interessiert hatte. So gesehen war Amber nicht nur ihre Freundin, sondern auch eine Ersatzmama. Auch war sie einige Jahre älter als die fünfundzwanzigjährige Sam.
„Das meine ich ja auch überhaupt nicht", versuchte die Blondine zu erklären. „Ich vermisse einfach den kleinen Nerd, der durch die Wohnung hüpft und voller Begeisterung über langweilige Sachen redet, die ich nicht verstehe", lachte Amber amüsiert und brachte auch Sam dazu leicht zu schmunzeln.
„Quantenphysik ist nicht langweilig", intervenierte sie und spürte, wie ihre Freundin erneut auf ihr Schienbein klopfte.
„Für dich vielleicht nicht. Jedenfalls bist du seit jeher nicht mehr du selbst Sam und das musst du ändern. Du kannst deine Karriere nicht nach einem Mann und einem Labor ausrichten, du musst umdenken, neue Ziele finden. Nimm mich zum Beispiel. Ich habe frisch beim CCPD angefangen und will dort Karriere machen, mich zum Detective hocharbeiten, aber wer weiß, vielleicht verschlägt es mich irgendwann zum FBI?", erzählte die Blondine und beobachtete, wie Sam ihren Kopf hob und zu ihr sah. Ein freches Grinsen zierte die Lippen der Wissenschaftsstudentin, das erahnen ließ, dass sie einen dreisten Kommentar auf Lager hatte. Und der folgte sogleich.
„Oder aber du verhaust es und musst Knöllchen in den Parkzonen verteilen", konterte sie. Amber räusperte sich laut, was ihre Antwort auf Sams Bemerkung darstellte, und hob den Finger.
„Was ich damit sagen will ist, dass wir heute nicht wissen, wer wir einmal sein werden. Wir haben Vorstellungen davon, klar, aber manchmal muss man eben alles über den Haufen werfen und einen neuen Weg gehen."
Sam grummelte. Sie mochte es nicht, wenn Amber Recht hatte. Leider passierte das viel zu oft.
„Versuch etwas Neues für dich zu finden, ja? Es gibt dort draußen bestimmt dutzende innovative Forschungseinrichtungen, die dein kleines Nerd-Herz höherschlagen lassen", scherzte sie und entlockte der Brünetten ein empörtes Schnauben. Sam richtete sich auf und warf ihr Kissen nach Amber. Es landete in ihrem Gesicht.
„Ich bin kein Nerd", intervenierte sie.
„Oh doch, Samantha Jones, und ein kleiner süßer Freak, der ein Poster von dem Mann, den er anhimmelt, über seinem Bett hängen hat, obendrauf", erwiderte die Polizistin lachend und brachte Sam dazu stark zu erröten. Sie presste ihre Lippen verlegen zusammen und fing das Kissen auf, das Amber wieder zurück pfefferte. Dem konnte sie nichts mehr entgegensetzen.

Am nächsten Morgen machte sich Sam auf den Weg zur Uni und versuchte Ambers Rat zu beherzigen. Sie wollte wieder zu sich finden, wollte wieder die Frau sein, die sie eigentlich war. In letzter Zeit sah sie die Farben matter – ein Perspektivwechsel war erforderlich. Und vielleicht, so flüsterte jener Teil in ihr, der noch immer hoffte, würde Harrison Wells bald wieder auf der Bildfläche erscheinen und ein neues Projekt ins Leben rufen. Auch, wenn es eher unwahrscheinlich war, wenn man bedachte, wie stark seine Reputation unter der Katastrophe gelitten hatte. Doch war Sam eine Träumerin und diese Eigenschaft konnte sie auch trotz ihrer gegenwärtigen Einstellung nicht ablegen.
Ihre braune Ledertasche geschultert lief sie den gewohnten Weg zur CCU, der Central City University. Es war ein warmer Herbstmorgen, weshalb sie ihren Parker aufknöpfte, unter dem ihre blau-weiß-karierte Bluse zum Vorschein kam. Sie lief an ein paar Kommilitonen vorbei, die sich angeregt über etwas unterhielten. Die Brünette kam nicht umhin als kurz zu lauschen.
„Diese Bloggerin hat über ihn geschrieben, siehst du?", fragte ein junger Mann namens Paul, den die Brünette aus ihrem Kurs Angewandte Physik II kannte. Er hielt einem Anderen, den die junge Frau wiederum nicht benennen konnte, sein Smartphone vor die Nase.
„Was soll da zu sehen sein? Das ist nur ein roter Streifen, vermutlich ein Grafikfehler."
„Alter. Das ist niemals ein Grafikfehler."
„Dann eben Photoshop."
Sam lugte beim Vorbeigehen auf das Display. Das Foto, über das sich die beiden Männer unterhielten, war verschwommen, doch auch sie sah den roten Streifen. Er war jedoch wenig aussagekräftig.
„Photoshop oder nicht, irgendetwas rettet Menschen. Es gibt total viele Berichte im Netz dazu, einige Leute behaupten, sie hätten auf der Straße gestanden und lagen plötzlich auf dem Gehweg. Ein anderer schwört, dass er sich mit seinem Fahrrad überschlagen hat und plötzlich wieder stand, ohne einen Kratzer", erzählte Paul aufgeregt und gestikulierte dabei wild. Ein wenig verstand Sam, wieso Amber ihren Studiengang als Nerdologie bezeichnete.
„Du glaubst auch jeden Scheiß, Paul. Die reden doch nur, für die Likes."
Es war unschwer zu erkennen, dass Pauls kleiner, pummliger Freund ein Realist war. Oder eben ein Zyniker, je nachdem, wie man es betrachtete und Paul wiederum etwas naiv. Doch auch Sam hatte von den merkwürdigen Vorkommnissen gehört, die sich seit einiger Zeit in der Stadt ereigneten. Das Verrücktspielen des Wetters, Menschen, die auf geheimnisvolle Weise gerettet oder vor einem schweren Unfall bewahrt wurden, Verbrecher, die plötzlich auf der Rückbank eines Streifenwagens saßen, in Handschellen (Amber hatte ihr von so einem kuriosen Fall berichtet) und der rote Streifen, der auf einigen Schnappschüssen eingefangen worden war, wobei Sam ebenfalls der Meinung war, dass ein Großteil davon gefälscht war.
„Komm schon, das wäre doch irre cool", erwiderte Paul, ehe die Brünette die beiden überholte und sich wieder auf das Getümmel vor sich konzentrierte. Und das keinen Moment zu spät, denn wäre sie beinahe in jemanden hineingelaufen, konnte jedoch in letzter Sekunde abbremsen. Eine Menschentraube hatte sich vor ihr gebildet und sie wusste, es gab irgendetwas zu sehen. Nicht ohne Grund würden die sonst hetzenden und gestressten Bewohner der Stadt ihre Schritte plötzlich verlangsamen oder gar stehenbleiben. Die Neugier lag bekanntlich in der Natur des Menschen, auch in ihrer. Sam stellte sich auf Zehenspitzen und versuchte hinter der Masse hervor zu lugen. Es handelte sich um einen Tatort, das erkannte sie an den grellgelben Do Not Enter Absperrbändern, die rings um das Restaurant aufgehängt worden waren. Polizisten und Forensiker bewegten sich innerhalb der Absperrung und redeten miteinander. Allzu viel gab es jedoch nicht zu sehen und Sam wollte zudem nicht unhöflich sein und gaffen, weshalb sie sich still ermahnte und ihren Weg fortsetzte.
Ein junger Mann mit einem silbernen Koffer kam ihr entgegen, nachdem sie die Menschenmenge hinter sich gelassen hatte. Er schnaufte, offensichtlich lag ihm das Rennen nicht, zudem schien es, als wäre er spät dran, was sie an seiner steifen Haltung erkennen konnte. Der Braunhaarige schenkte ihr im Vorbeijoggen ein schüchternes Lächeln. Sam lächelte aufmunternd zurück, denn kannte sie das Gefühl zu gut, zu spät dran zu sein, weshalb auch sie begann ihre Schritte zu beschleunigen.

Wenige Stunden später, während Sam in der Uni saß und zwischen Physik- und Chemievorlesungen über den Sinn ihres Lebens nachdachte, kamen einige kluge Köpfe zusammen und versuchten den Fall zu lösen, der sich in der Nacht zuvor ereignet hatte. Mehrere Kriminelle, allesamt dem Darbinyan-Clan angehörig, eine der Polizei bekannte Gangsterbande, hatten den Tod in einem italienischen Restaurant gefunden. Alle waren sie an Erstickung infolge einer schweren Vergiftung gestorben. Das, was den Forensiker Barry Allen, dem Sam früher an diesem Tag über den Weg gelaufen war, jedoch hatte hadern lassen, war die Tatsache, dass es keinen Weg gab, das Gift unbemerkt in den Raum des Restaurants zu pumpen. Fenster und Türen waren zudem verschlossen gewesen. Weiterhin waren die Opfer zu verschiedenen Zeitpunkten – eines von ihnen hatte es sogar noch zum Fenster geschafft, in dem sich Einschusslöcher befanden - gestorben. Der Braunhaarige hatte sich gefragt, wie das Gas, das sich gleichmäßig im Raum hätte verteilen müssen, einen Tatort wie diesen hatte hinterlassen können. Er hatte die Theorie, dass ein Meta-Wesen hinter dem Angriff steckte, da das Gas seine Opfer augenscheinbar willentlich angegriffen hatte. Weitere Antworten hoffte er mithilfe eines ungleichen Trios in Star Labs zu finden, das sich mit ihm zusammengeschlossen hatte, um Central City wieder sicherer zu machen.
Ein junger Mann mit schulterlangem, schwarzem Haar lief durch das Labor und hatte ein breites Grinsen aufgesetzt. Seine Augen funkelten voll wissenschaftlicher Neugier und Tatendrang.
„Also kann er alle mit Luft durchsetzten Substanzen kontrollieren?", spekulierte er bezüglich des Falles, den Barry dem Team wenige Minuten zuvor vorgestellt hatte. Sie alle waren sich einig, dass es sich bei dem Täter mit hoher Wahrscheinlichkeit um ein Meta-Wesen handelte. Ein Meta-Wesen, das das Giftgas kontrolliert hatte.
„Und wie kann er die Verbindung herstellen; psychologisch oder physiologisch?", folgte es von einer weiblichen Stimme. Eine Frau mit langem, hellbraunen Haar folgte ihrem Kollegen, ein Touchpad in den Händen haltend, auf dem sie energisch herum tippte. Sie wirkte kühler als ihr jüngerer Partner, doch auch ihre Lippen zierte ein leichtes Lächeln. Ihre Namen waren Cisco und Caitlin, einst aufstrebende Wissenschaftler, die bereits für Star Labs gearbeitet hatten, als es noch in seiner vollen Blüte gestanden hatte. Ihre Loyalität galt dem Mann, der sie dorthin gebracht hatte und der am Computerpult saß. Seine eisblauen Augen glitten über den Bildschirm.
„Er erzeugt durch Verwendung gasförmiger Substanzen einen Nexus", schlussfolgerte er mit ruhiger Stimme und sah auf. Das Licht des Computerdisplays spiegelte sich in den Gläsern seiner Brille.
„Er geht auf molekularer Ebene eine Verbindung zu Gasen ein?", hakte Cisco nach.
„Exakt", kam es zufrieden zurück.
Doktor Harrison Wells hatte sich zurückgezogen, er war kein Mann der Öffentlichkeit mehr. Doch hatte der Kapitän sein Schiff nie verlassen, auch nicht, nachdem es bereits gesunken war. Der Dunkelhaarige befand sich nach wie vor in Star Labs, gemeinsam mit Cisco und Caitlin, die ihrem Boss und Anführer auch nach dem Unfall treu geblieben waren. Gemeinsam bildeten sie das Team aus Wissenschaftlern, das verdeckt für das Gute in der Stadt kämpfte und Meta-Wesen jagte, die die fadenscheinige Idylle in Central City versuchten zu zerstören.
„Cool aber furchterregend", kommentierte Cisco den Gedanken seines Vorgesetzten und ein dümmliches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Durch seinen Karamell-Teint wirkte er fast wie ein kleiner Indianer.
„Die freuen sich immer über so'n Zeug", erklärte Barry an Detective Joe West, der gleichzeitig sein Ziehvater war, gewandt. Dieser nickte nur und hatte dabei eine ernste Miene aufgesetzt.
„Worüber ich mich freue ist, Kriminelle hinter Gitter zu bringen", begann er und die Köpfe der drei Wissenschaftler schnellten zu ihm. „Ich bezweifle jedoch, dass Iron Heights ein Ort ist, an dem man Meta-Wesen wegsperrt." Die Arme vor der Brust verschränkt starrte er das Team an. Durch seine große, breite Statur wirkte Joe furchteinflößender, als er eigentlich war, denn besaß der Vater ein Herz aus Gold, aber eben auch einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn.
„Ihr Genies solltet also schleunigst einen anderen Ort finden, an dem wir sie unterbringen können", fuhr er fort und musterte Harrison, der kurz die Augen verengte und nachzudenken schien.
„Ein Gefängnis für Meta-Wesen", murmelte Cisco und nickte langsam, so als würde ihm der Gedanke gefallen.
„Zumindest solange, bis wir einen Weg gefunden haben, ihnen ihre Kräfte zu entziehen", fügte der Brillenträger hinzu und musterte seinen Schützling, ehe er wieder zu Joe und anschließend zu Barry sah. Man sah es ihm nicht an, doch stellte er das Herzstück des Teams dar. Hirnpower allein reichte nicht aus, um böse Meta-Wesen hinter Gitter zu bringen. Kampfkraft war nötig, die Kampfkraft eines anderen Meta-Wesens.
Der rote Strich, der auf dem Foto, das Paul am Morgen seinem Freund gezeigt hatte, zu sehen gewesen war? Das war Barry. Oder zumindest das, was er hinterließ, wenn er an den Passanten vorbeiflitzte, was meist nicht mehr war als der rote Schimmer seines Anzugs sowie der Windstoß, den er beim Rennen verursachte. Barry Allen war der schnellste Mann der Welt. Seine Fähigkeit bestand darin, in irrwitziger Geschwindigkeit zu laufen, da spielte es keine Rolle, wie träge sein Sprint als Normalsterblicher war. Denn wenn er auf seine neu erworbenen Kräfte zugriff, dann rannte er schneller, als ein menschliches Auge erfassen konnte. Er war Flash, der Blitz. Der rote Streifen auf den Schnappschüssen im Netz.
„Wir werden uns etwas bezüglich der Unterbringung der Meta-Wesen überlegen, Detective", nahm Harrison das Gespräch wieder auf und betätigte den kleinen Joystick an der Armlehne seines Rollstuhls, um sich Joe zu nähern. Anschließend faltete er seine Hände und legte sie auf seinem Schoß ab. Die Explosion des Teilchenbeschleunigers hatte auch bei Harrison Wells selbst Spuren hinterlassen. Auch ihn hatte der Unfall einiges gekostet, weit mehr noch, als es zunächst den Anschein hatte. „Aber zuerst sollten wir herausfinden, wer die Verbrecher Central Citys vergiftet", fügte der Dunkelhaarige hinzu und lächelte höflich. „Nicht, dass es irgendwie von Nachteil ist, dass jemand die bösen Jungs zur Strecke bringt", kommentierte Cisco und erntete einen mahnenden Seitenblick von Caitlin.

Nach der Uni ging Sam einen Kaffee mit ein paar Kommilitonen trinken. Das hauptsächliche Gesprächsthema war, wie bereits am Morgen, das unsichtbare Etwas, das Menschen rettete. Paul, dem sie am Morgen begegnet war, hatte sich der Gruppe angeschlossen, weshalb es nicht verwunderlich war, dass es schließlich auf dieses Thema hinausgelaufen war. Die Brünette schloss nicht von vornherein aus, dass etwas an der Theorie, ein unsichtbares Etwas bewegte sich durch die Stadt und rettete seine Bewohner dran war, auch wenn die Geschichten weit hergeholt schienen. Denn war sie im Herzen Wissenschaftlerin und glaubte in erster Linie an belegte Fakten sowie an jenes, dass sie mit eigenen Augen sehen konnte. Fantasie jedoch besaß Sam ebenfalls und davon nicht wenig, weshalb sie spaßeshalber mit spekulierte und eigene Theorien aufstellte, um sich von dem, was ihr tatsächlich im Kopf herumschwirrte, abzulenken.
Anschließend fuhr sie mit der Bahn zur Mall. Die Brünette musste noch einige Einkäufe erledigen, darunter Bewerbungsmappen, da sie über Ambers Rat nachgedacht und beschlossen hatte, sich neben ihrem Studium in Laboren wie Mercury Labs zu bewerben. Christina McGee, die Leiterin von Mercury Labs, war eine renommierte Wissenschaftlerin und brillante Frau. Vielleicht konnte sie ihr den Weg in die Zukunft ebnen. Auch, wenn sie nicht die Person war, für die Sam eigentlich unbedingt arbeiten wollte, doch war sie gezwungen umzudenken und Amber hatte recht – Es war an der Zeit dafür.
Sam arbeitete die kleine Einkaufsliste, die sie in ihrem Handy angelegt hatte, ab und setzte soeben einen kleinen Haken hinter dem Punkt ‚Waschmittel', als sie beinahe mit einer Frau zusammenstieß.
„Oh, Verzeihung", entschuldigte sich die Brünette sofort, die fast ihr Handy hatte fallen lassen. Die Frau telefonierte gerade, weshalb sie nur beschwichtigend die Hand hob und mit dem Kopf schüttelte, um zu signalisieren, dass nichts passiert war.
„Da bin ich wieder mein Spatz. Also, wie war es in der Schule?", hörte sie die Frau sprechen, die nun weiterlief und auch Sam setzte ihren Weg fort. Aus ihrem Fehler lernend stellte sich die junge Wissenschaftsstudentin an den Seitenrand der Mall und überprüfte ihre Liste. Anschließend ließ sie ihren Blick schweifen, um gedanklich die Reihenfolge, in welcher sie die Läden auf ihrer Liste abklappern würde, festzulegen, wobei ihr Blick am gläsernen Fahrstuhl in der Mitte der Mall hängen blieb. Die Frau, mit der sie kürzlich beinahe zusammengestoßen wäre, befand sich darin, sowie ein Mann. Sam wollte sich gerade wieder abwenden, als plötzlich etwas geschah, das ihre Realität auf den Kopf stellte.
Der Mann löste sich im wahrsten Sinne des Wortes in Luft auf und verwandelte sich in eine stechend grüne Wolke, die den Fahrstuhl nun vollständig ausfüllte. Die Farbe des Rauchs allein schrie nach Gift, weshalb das Herz der Brünetten zu rasen begann, während sie ihren Augen nicht traute. Wie angewurzelt stand sie da. Es dauerte nur wenige Sekunden. Die Tür des Fahrstuhls öffnete sich wieder und die Frau, die eben noch quicklebendig gewirkt hatte, fiel leblos aus dem Glaskäfig. Schreie ertönten, während sich die giftgrüne Wolke verflüchtigte. Doch nicht so, wie Gas es eigentlich tun müsste. Sie schwebte davon, gezielt, und der Mann, der bis eben noch mit der Frau im Fahrstuhl gestanden hatte, war spurlos verschwunden. Ein leichter Windstoß wehte an ihr vorbei, der von der schockierten jungen Studentin jedoch unbemerkt blieb. Sam hielt sich die Hand vor den Mund, während Passanten zur Hilfe eilten und versuchten die Frau zu reanimieren. Ein paar andere zückten ihre Handys, um einen Krankenwagen zu rufen. Wieder andere starrten. Den Mann jedoch, der sich vor Augen aller in eine Wolke aus Gift verwandelt hatte, schien niemand gesehen zu haben – niemand außer Sam.

Hallo! Freut mich, dass du das erste Kapitel zu Ende gelesen hast! :) Sams Abenteuer beginnt und es wird Höhen und Tiefen haben, Freud und Leid bringen sowie den Moment, sich zu entscheiden. Vielleicht wird es Stellen geben, die dich dazu reizen dich zu äußern, Kummer oder Lustiges loszuwerden. Kritik oder Lob. Was auch immer es ist, ich würde mich freuen, von dir zu hören und mit dir in Kontakt zu treten! :)

Sonnige Grüße,

-mapleleaf-

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