Kapitel 4 - Lagerfeuer
»Lauf!«, rufe ich Lina zu und gleichzeitig laufen wir auf Alex, Sebi und Florian zu.
Ich lade meine Wasserpistole so schnell, wie ich kann und renne um mein Leben, damit ich einen von den Jungs erwische.
Eigentlich ist Jonas noch in unserem Team, aber dieser blöde Blondschopf ist plötzlich verschwunden.
Es tut so weh, wenn man im Stich gelassen wird. Diese Wasserschlacht hier ist äußerst wichtig und dann bricht er mir einfach so mein Herz. Unfassbar.
Lina trifft Alex, doch kurzerhand bleibt er plötzlich stehen und läuft auf sie zu.
»Mach ihn einfach weiter nass. Mit den Klamotten kann er dann nicht nach Hause!«, rufe ich ihr zu.
Doch Alex dreht den Spieß plötzlich um, denn er schnappt sich die Wasserpistole von Lina und fängt an sie damit nass zu machen.
»Das ist unfair!«, schreie ich und vergesse die anderen Jungs, während ich auf Alex zulaufe.
»Es gibt leider keine Regeln, Prinzessin.«
»Du Idiot«, gebe ich beleidigt von mir und laufe auf ihn zu.
Am liebsten würde ich jetzt irgendeine Superkraft kriegen, die ihn ins Wasser schleudern kann. Schade, dass ich diese nicht besitze.
»Du hast keine Chance mehr, gib auf«, rät Alex mir, je näher ich ihm komme.
»Du kennst mich wohl nicht so gut, wie ich dachte.«
Aufgeben kenne ich nicht. Ich kämpfe hier um mein Leben und das werde ich den Schwächlingen zeigen.
»Doch, genau deswegen rate ich es dir.«
Ich gebe nicht auf.
Das denke ich mir, während ich auf Alex zulaufe und mir schon einen Plan zurecht mache, wie ich die Pistole aus seiner Hand kriege.
Ich habe jedoch nicht darüber nachgedacht, dass die anderen auch einen Plan haben können, denn plötzlich kommt Florian von der Seite auf mich zu, weswegen ich kurzerhand die Flucht ergreifen muss.
Die Jungs laufen mir hinterher und ich fluche. So eine scheiße aber auch. Ich will doch gewinnen!
»Maja, komm schnell zu mir«, ruft jemand hinter einem Fels.
Ich drehe mich nach rechts und entdecke Sam, welcher mich anlächelt.
»Brauchst du Hilfe?«, will er wissen und grinst fies. Vor ihm stehen zwei fette Eimer mit Wasser.
»Ja, definitiv«, nicke ich. »Sollen wir hier warten bis sie kommen und dann das Wasser auf sie schütten?«
Sam nickt. »Ja, lass das so machen.«
Und in dem Moment, als ich die Jungs höre, hebe ich den einen Eimer hoch, während Sam neben mir den anderen in seinen Händen hält.
Als ich dann die Umrisse der Jungs erkenne, will ich gerade meinen Eimer heben, als plötzlich eine ganze Ladung Wasser über mich geschüttet wird.
Ich atme geschockt die Luft aus, während ich die Jungs lachen höre. »Das ist arschkalt!«, kreische ich und öffne dann meine Augen.
Sam neben mir lacht sich kaputt und scheint anscheinend den Spaß seines Lebens zu haben, weswegen ich ihn überrumpelt ansehe und anfange am ganzen Körper zu zittern.
»Ich dachte du wolltest mir helfen? Warum schüttest du das Wasser über mich?!«, gebe ich etwas laut von mir.
Dieser klatscht plötzlich bei den Jungs ab. »Wir Männer müssen eben zusammenhalten.«
Wie bitte?
Und ich Trottel habe nicht mal darüber nachgedacht, dass Sam hier mit zwei Eimern Wasser mutterseelenallein herumsteht. Natürlich! Er hat nur auf mich gewartet, dieser Idiot.
Ich lache kurz auf. »Ja, weil ihr es nicht alleine gegen mich aufnehmen könnt«, gebe ich absichtlich arrogant von mir und latsche dann komplett durchnässt an ihnen vorbei, jedoch nicht ohne mich noch einmal umzudrehen. »Übrigens seid ihr nicht mal ansatzweise Männer!«
Die Trockenheit meiner Kleider haben sie mir vielleicht genommen, aber nicht meinen Stolz. »Das ist noch nicht vorbei«, murmele ich zu mir selber, während ich mir einen Rachezug ausdenke.
Ich setze mich alleine ans Lagerfeuer, da ich Lina und Jonas nicht mehr finde. Doch damit habe ich kein Problem, denn dann kann ich mich wenigstens ein bisschen ausruhen.
»Dich wird man echt nie los, oder?«, gibt Louis schnippisch von sich.
Ich atme genervt aus und antworte ihm einfach nicht. Dann habe ich vielleicht trotzdem meine Ruhe, wenn er mich nicht wieder anspricht.
Manchmal überrascht es mich selber, wie unterschiedlich Menschen sein können. Wie unfassbar es ist, dass sich Menschen tatsächlich nicht verstehen können. Dass sie sich nicht aufraffen können, um das beiseite zu legen, doch irgendwas scheint immer dazwischen zu stehen. Auch wenn ich mir manchmal wünsche, dass ich mich mit jedem gut verstehen kann. Ich wünschte, jeder würde mich mögen und ich würde jeden mögen. Ich wünschte, jeder würde jeden mögen, ganz egal, was für eine Person man ist.
Seufzend sehe ich in den Himmel, in dem die Sterne um die Wette strahlen und muss realisieren, dass man nicht jeden mögen kann. Vielleicht weil man unterschiedliche Ansichten hat, vielleicht weil mein etwas schlimmes getan hat, womit der andere niemals leben könnte. Vielleicht weil man sich einfach auseinander lebt. Vielleicht sind es genau diese Unterschiede zwischen den Menschen die uns so einzigartig machen und uns somit auch gleichzeitig von anderen Menschen trennen, die vollkommen anders, als wir, sind.
Doch so sollte es nicht sein. Man sollte jeden akzeptieren und ich glaube, wenn mich jemand nach meinem größten Wunsch fragen würde, dann wäre es dieser. Nämlich, dass alle Menschen auf der ganzen Welt einfach nur friedlich miteinander leben können. Ich hoffe irgendwann, in ein paar Jahrhunderten, wird das möglich sein. Ich hoffe es für die nächsten Generationen. Bitte seid besser, als wir es sind.
Plötzlich höre ich, wie die Jungs von hinten näher kommen, bis Alex sich neben mir nieder lässt und mich somit aus meinen Gedanken reißt.
»Sei nicht gekränkt, man kann nicht immer gewinnen«, meint der schwarzhaarige.
Ich seufze. »Du hast recht.«
Und dann ganz plötzlich umarme ich ihn mit meinen klitschnassen Sachen. Alex wehrt sich gegen meinen Griff, doch ich lasse ihn nicht los.
»Maja, hör auf, sonst werde ich noch so nass, wie du«, jammert Alex.
»Das ist doch der Sinn dahinter«, lache ich.
Alex löst sich jedoch von mir, steht auf und entfernt sich vom Lagerfeuer.
»Wo gehst du denn hin? Da will ich dir einmal meine Liebe zeigen und dann willst du sie nicht!«, gebe ich beleidigt von mir und laufe ihm hinterher.
Alex fängt an zu laufen, was mich so stark zum lachen bringt, dass ich langsamer werde. Läuft er gerade wirklich von mir weg?
»Behalt' deine Liebe!«, kreischt er schon fast.
»Läufst du gerade wirklich von einem Mädchen weg, das dir Zuneigung schenken will? Sind wir hier im Kindergarten, oder was?«
»Ich will nicht nass werden«, verteidigt er sich.
»Das wollte ich auch nicht.«
Und dann nach einigen Sekunden hole ich Alex endlich ein und schmeiße meine Arme um ihn, sodass wir beide auf dem Sand landen.
»Man kann nicht immer gewinnen«, wiederhole ich seine Worte und lächele.
Alex schaut mich weiter beleidigt an, weswegen ich schließlich meine Arme wieder von ihm löse. »Du bist so ein Spielverderber.«
»Das stimmt gar nicht!«, protestiert er. »Wir haben einfach nur fair gewonnen und du machst es wieder unfair.«
»Fair würde ich es nicht nennen«, erinnere ich ihn daran. »Außerdem ziehe ich dich doch nur ein bisschen auf. Dafür liebst du mich doch so.«
Alex brummt genervt und steuert wieder aufs Lagerfeuer zu.
»Alex, wenn du jetzt schlechte Laune hast, dann werfe ich dich ins Lagerfeuer und brate dich an«, drohe ich ihm.
Ich habe keine Ahnung, wie die Idee plötzlich in meinen Kopf gekommen ist, aber ich weiß, dass sie Alex zum lachen bringt und das ist jetzt das Wichtigste.
Und tatsächlich fängt er an zu lachen und sieht mich dann seufzend an. »Du bist echt verrückt.«
»Ich weiß«, stimme ich ihm zu und grinsend gehen wir wieder zu den anderen.
Lina und Jonas befinden sich ebenfalls wieder am Lagerfeuer, genau wie die anderen. Ich setze mich neben Lina und lege meinen Kopf auf ihre rechte Schulter.
Alex setzt sich neben mich und legt seinen Kopf ebenfalls auf meine rechte Schulter, so wie ich es bei Lina getan habe.
Und so sitzen wir noch einige Zeit am Lagerfeuer, während sich der lange und schöne Tag dem Ende zuneigt und ein neuer Tag beginnt.
Und in diesen Minuten ist alles so friedlich, dass ich mich einfach nur noch wunschlos glücklich fühle.
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