Kapitel 38 - Lachtränen

»Ich habe keine Lust mehr«, jammere ich nach zwei ganzen Stunden und lehne mich an die Stuhllehne, um mich einmal ordentlich zu strecken.

»Ich auch nicht«, seufzt Louis. »Jetzt könnte ich wirklich dringend etwas Süßes vertragen.«

Oh ja! So eine himmlische Nougat Schokolade wäre jetzt echt der Wahnsinn! Oder vielleicht Chips, oder Gummibärchen. Ohje, am liebsten würde ich jetzt alles davon essen. Nur wird mir meine Figur das sicher nicht danken, ganz besonders nicht, weil ich sowieso schon ein bisschen mehr Speck habe, als gesund für mich ist. Aber man lebt ja nur einmal, oder?

»Jetzt habe ich auch Hunger«, schmolle ich.

»Ich glaube wir haben noch Eis. Komm, lass uns mal gucken gehen.« Louis steht vom Stuhl auf, was ich ihm gleich tue und zusammen verlassen wir das Zimmer.

Wir laufen die Treppe runter und schauen dann in der Küche, ob wir noch etwas Eis finden. Und tatsächlich finden wir eine große Box, die sofort rausgefischt wird. Louis holt zwei Eisgläser und ich fange an, das Eis auf die Gläser zu verteilen.

»Wir haben auch Schlagsahne und Schokostreusel«, meint er begeistert und platziert die beiden Sachen auf der Kücheninsel. »Das haben wir uns aber wirklich verdient.«

Wir hören, wie die Haustür aufgeschlossen wird und dann Sekunden später wieder zufällt. Ein Junge mit braunen Haaren und einem Lächeln auf den Lippen betritt den Raum.

»Wow, das sieht ja toll aus.« Begeistert sieht er auf das Eis, das vor uns steht und dann wandern seine hellblauen Augen zu mir nach oben. »Oh hey! Dich kenne ich noch nicht, oder? Ich bin Zack.«

Er streckt mir seine Hand aus und ich schüttele sie lächelnd. »Ich bin Maja, eine Freundin von Louis. Möchtest du auch ein Eis?«

Seine Augen strahlen förmlich und er setzt sich sofort begeistert auf den Hocker gegenüber von uns hin. »Oh, das wäre so toll! Danke!«

Irgendwie könnte man meinen, dass Zack der kleinere Bruder und nicht der große Bruder von Louis wäre, da er mit solch einer Begeisterung an so eine belanglose Sache herangeht. Doch ich finde das total sympathisch und kann nicht anders, als schmunzelnd zu Louis zu schauen.

Das dritte Eis wird nun auch fertig gemacht und vor Zack gestellt. Wir packen die Lebensmittel dann wieder in den Kühlschrank und in die Gefriertruhe und setzen uns dann auf die Couch im Wohnzimmer.

Louis' Eltern sind draußen und spielen Federball. Ich beobachte sie kurz und hoffe, dass ich irgendwann, wenn ich älter bin, auch noch solch eine Freude am Leben haben werde, denn von den beiden kann man sich wirklich eine Scheine abschneiden. Die zwei scheinen richtig beste Freunde zu sein.

»Und Maja, wie kommt es dazu, dass ich dich jetzt erst kennenlerne?«, will Zack wissen, der sich nun ebenfalls zu uns auf die Couch gesetzt hat.

Ich sehe, wie Louis die Augen verdreht und anscheinend seine Ruhe haben will, aber ich habe absolut nichts dagegen, wenn Zack uns Gesellschaft leidet. Ganz im Gegenteil, ich freue mich sogar über seine Präsenz.

»Louis und ich kennen uns erst seit einigen Monaten«, erkläre ich und fange an mein Eis runter zu schaufeln.

»Und du kannst ihn wirklich leiden? Diese kleine Nervensäge da neben dir?«, ärgert Zack Louis und ich muss sofort anfangen zu lachen.

»Tatsächlich konnte ich ihn am Anfang nicht leiden, das hat sich nun zum Glück geändert. Ich finde aber, dass Louis überhaupt keine Nervensäge ist. Wahrscheinlich bin ich diejenige, die ihn immer nervt«, grinse ich.

»Oh ja, das tust du«, bestätigt er frech und ich strecke ihm die Zunge heraus.

»Sei leise, Erdbeerdieb. Das darf nur ich sagen.«

Zacks Lachen lenkt meine Aufmerksamkeit wieder auf ihn und er schaut mit einem Grinsen im Gesicht zu uns. »Was hat es denn bitte mit dem Spitznamen auf sich?«

»Dein Bruder ist ein Dieb«, entlarve ich ihn, böse wie ich bin.

»Ja, weil du mich dazu angestiftet hast!«, verteidigt er sich und mampft wütend sein Eis weiter.

»Ach, im inneren wolltest du es doch genauso sehr, wie ich«, gebe ich frech von mir.

»Du hast doch keine Ahnung, Bienchen«, murmelt Louis.

»Von wem habt ihr denn die Erdbeeren geklaut?«, hakt Zack amüsiert nach.

»Pst!«, machen Louis und ich gleichzeitig und ich sehe grinsend zu ihm rüber.

Wieder einmal muss Zack lachen und schüttelt währenddessen den Kopf. »Ihr zwei passt ja wie die Faust aufs Auge.«

»Aua«, meine ich entsetzt.

»Das hört sich schrecklich an«, jammert Louis.

Und in dem Moment sehen wir beide uns wieder an und brechen in schallendes Gelächter aus. Ich muss auf das Glas aufpassen, dass jeden Moment aus meiner Hand gleiten kann und aus dem Grund fange ich sogar an noch mehr zu lachen. Louis kann genauso wenig aufhören, wie ich, weswegen wir beide von der Couch plumpsen und noch mehr lachen müssen. Als ich dann auch noch Zacks komplett verwirrten Blick sehe, kann ich nicht mehr.

Die Terrassentür geht auf und Louis und ich sitzen lachend auf dem Boden, während seine Eltern verwirrt im Türrahmen stehen und genau den gleichen Blick aufsetzen, wie Zack. Ich habe bereits solche Bauchschmerzen, doch ich kann einfach nicht aufhören, denn egal woran ich denken muss, es ist einfach viel zu witzig.

»Was habt ihr denn genommen?«, will Louis' Vater grinsend wissen und schaut amüsiert zu uns runter.

»Zack, hast du was damit zu tun?«, will Susi nun wissen und ich breche fast auf dem Boden zusammen.

»Was?« Ungläubig sieht Zack die beiden an. »Was soll ich denn gemacht haben?«

»Ich weiß nicht.« Sie zuckt mit den Schultern und ich muss mir mittlerweile meine Lachtränen wegwischen.

Als ich langsam anfange mich zu beruhigen und ein und auszuatmen, stelle ich erstmal das Eis beiseite und versuche zur Vernunft zu kommen. Louis schafft es offensichtlich auch, denn er rappelt sich langsam wieder auf und setzt sich auf die Couch.

»Was war denn nun so witzig?«, hinterfragt sein Vater.

Louis' Blick kreuzt meinen und schon müssen wir zwei direkt wieder anfangen zu lachen. Wir wissen ja selber nicht, was so witzig ist, aber irgendwie können wir nicht aufhören. Und so plumpst Louis Sekunden später wieder auf den Boden und landet lachend neben mir.

»Die passen ja wie die Faust aufs Auge«, kommentiert Karsten lächelnd und läuft dann wieder raus.

Doch Louis und ich sehen uns bei dem Kommentar wieder an und brechen, wie die letzten Minuten zuvor auch, wieder in schallendes Gelächter aus.

***

»Ich glaube, ich sollte jetzt langsam nach Hause«, murmele ich gähnend, während ich in der Decke eingekuschelt bin und mit Louis und Zack einen Film gucke. Das Lernen konnten wir nach dem Lachanfall komplett vergessen, also sind wir einfach unten geblieben und haben uns einen Film angeschaut.

»Okay.« Louis steht von der Couch auf und läuft bereits in den Eingangsbereich.

»War schön dich kennengelernt zu haben«, lächele ich Zack zu.

»Wir werden uns bestimmt wieder sehen«, grinst er. »Bis dann, mach's gut, Maja.«

Ich winke ihm zu und verabschiede mich dann auch noch von Louis' Eltern die auf der Terrasse sitzen und die nächtliche Ruhe genießen. Danach steige ich mit Louis ins Auto und ich blicke zufrieden auf den Tag zurück. Es war wirklich toll. Am liebsten würde ich morgen direkt wiederkommen.

»Deine Familie ist richtig toll, Louis«, gestehe ich und schaue zufrieden zu ihm. »Ich hätte nichts dagegen öfter vorbeizukommen.«

»Ich hätte auch nichts dagegen«, lächelt er und bringt mich damit wieder komplett durcheinander.

Ich lehne mich glücklich gegen die Lehne und schließe seufzend meine Augen. Es war ein schöner, aber auch langer Tag. Und ich bin froh, wenn ich mich gleich einfach ins Bett fallen lassen kann, auch wenn ich Louis bereits dann vermissen werde.

Als er vor meinem Haus anhält und den Motor kurz ausschaltet, schnalle ich mich ab, hebe meine Tasche hoch und sehe noch einmal zufrieden zu ihm. Und natürlich müssen diese strahlenden Augen mich wieder komplett aus der Reihe bringen, denn eigentlich wollte ich direkt reingehen, doch jetzt würde ich am liebsten in seinem Auto bleiben und reden.

»Geh schlafen, Maja. Ich sehe doch, wie dir die Augen zufallen«, lächelt Louis sanft und mein Herz springt wieder verrückt in meiner Brust herum.

Louis fängt langsam an sich mir zu nähern, ich rieche seinen Duft noch viel intensiver und fühle mich für eine Sekunde benebelt. Doch ich bewege mich nicht zurück, stattdessen schaue ich Louis erwartungsvoll an. Ich spiele schon lange mit dem Gedanken ihn zu küssen, aber ich habe mich nie getraut. So wie es allerdings aussieht, will er mich gar nicht küssen, denn sein Kopf wandert plötzlich nach oben und seine Lippen setzen einen sanften Kuss auf meiner Stirn ab, während er mit der rechten Hand meine Wange hält. Ich spüre das atemberaubende Prickeln in meinen Körper, versuche den Moment festzuhalten und niemals zu vergessen.

Louis senkt seinen Kopf wieder und lehnt seine Stirn gegen meine, während wir beide von der friedlichen Stille umgeben sind. Ich spüre die Gänsehaut überall an meinem Körper, ich spüre wie die Wärme durch meine Adern fließt, wie schnell mein Herz pocht und wie sehr ich diesen Moment liebe.

»Danke für den schönen Tag«, flüstert Louis und entzieht seine Hand wieder meiner Wange.

Doch ich will mehr, so viel mehr. Ich möchte ihn so feste drücken, wie ich nur kann. Auf seinem ganzen Gesicht kleine Küsse hinterlassen und mich dann seinen Lippen zuwenden. Ich möchte einfach nur seine Anwesenheit. Ich weiß aber genauso gut, dass das heute nicht möglich ist, denn ich werde zu Hause erwartet, genau wie Louis. Also lasse ich meine Fantasie weiter Fantasie sein und lächele Louis absolut benebelt zu.

»Ich danke dir, Louis. Wir sehen uns dann bestimmt morgen, oder?« Ich öffne die Autotür und steige aus, doch warte noch auf seine Antwort.

»Natürlich, Bienchen. Mich wirst du nicht mehr los.« Er zwinkert mir zu.

»Das will ich auch nicht«, lächele ich und schließe dann die Autotür zu. Ich laufe wackelig zur Haustür, weil ich kaum glauben kann, was gerade passiert ist und drehe mich vor der Tür nochmal um, damit ich ihm winken kann. Er winkt grinsend zurück und startet dann wieder seinen Motor.

Als ich die Haustür öffne, stehen meine Eltern bereits grinsend vor mir. »Hat er dich wieder nach Hause gebracht? Wir haben ein Auto gehört und haben direkt gewusst, dass du es bist.«

Ich kann nichts anders, als die beiden verträumt anzulächeln und mir nun endlich einzugestehen, dass ich mich tatsächlich in ihn verliebt habe. Aus dem Grund gehe ich mit meinen Eltern in die Küche und lasse all' meinen Gefühle freien Lauf. Und es tut so unfassbar gut einen Menschen so sehr zu mögen, es tut so gut.

Und all das hat nur angefangen, weil ich diese blöde Mascara haben wollte, die nun in einer Ecke meines Zimmers langsam beginnt auszutrocknen. Doch ich möchte sie noch nicht aufgeben, denn schließlich hat alles mit ihr begonnen. Vielleicht gebe ich ihr noch eine Chance, denn ich habe ja bereits gelernt, dass eine zweite Chance manchmal gar nicht so schlecht ist.

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