Kapitel 3 - Strandtag

Nach dem Fußballspiel packen die meisten immer ihre Sachen und fahren dann so schnell wie möglich zum Strand. Das ist mittlerweile schon eine Tradition in unserer Stadt und der Strandtag ist immer richtig toll.

Dort herrscht immer eine ausgelassene Stimmung und man kann die Leute vom gegnerischen Team kennenlernen. Letztes Jahr war ich auch schon dort und es hat mir so gut gefallen, dass ich heute wieder dorthin möchte.

»Bitte Lina! Du warst letztes Jahr schon nicht da«, flehe ich meine beste Freundin an. »Ich war ganz alleine.«

»Ey! Ich war doch auch da«, meckert Alex plötzlich herum und sieht mich beleidigt an.

»Ich hab dich lieb Alex, aber du bist einfach nicht meine beste Freundin«, meine ich daher und sehe wieder zu Lina. »Jetzt komm schon.«

»Na schön«, seufzt sie ergeben. »Wollen wir denn davor noch schnell zu mir fahren? Ich muss noch meinen Bikini holen.«

Ich nicke und umarme sie dann glücklich. Mit Lina wird der Tag immer besser.

»Also wer ist jetzt alles dabei?«, fragt Alex und sieht bei uns in die Runde.

»Also wir zwei auf jeden Fall«, antworte ich ihm und sehe dann zu den anderen.

»Wir kommen auch mit«, erwähnt Sebi und zeigt auf sich und Florian. »Und Jonas kommt später auch. Der wollte nur noch kurz nach Hause nach dem Spiel.«

Sebi fährt sich durch die Haare und sieht sich kurz um, da Jonas noch nicht draußen ist. Manchmal kann Sebi wirklich gut aussehen, wenn er so nachdenklich durch die Gegend schaut und sich durch seine Hasselnussbraunen Haare fährt. Zudem ist er so ein unfassbar lieber Mensch, jedenfalls meistens, wenn er gerade nicht versucht Lina und mich zu nerven.

»Okay perfekt, dann sind wir alle vollständig«, erkennt Alex und sieht dann wieder zu mir.

»Fahren wir dann mit dem Bus?«, schlägt Florian vor, der Schlaue Kopf der Truppe.

Das sagen die meisten jedenfalls. Dass er sehr schlau ist, aber es nicht immer nach außen trägt. Meiner Meinung nach, bin ich ja sowieso die Schlauste der Gruppe, aber keiner der anderen hat diese Meinung jemals mit mir geteilt. Solche Idioten.

Da keiner etwas gegen Florians Idee hat, machen wir uns direkt auf den Weg.

Lina und ich steigen jedoch ein paar Stationen vorher aus, da wir noch schnell zu ihr müssen, um ihre Sachen zu holen.

»Was war das eigentlich heute mit Sam?«, will Lina neugierig wissen, während wir uns auf den Weg zu ihr machen.

»Wahnsinn, oder? Er hat mich einfach zu sich gerufen«, schwärme ich und denke wieder daran, wie er mich angelächelt hat.

»Aber warum? Habt ihr euch in den paar Minuten so gut verstanden?«

»Es geht. Vielleicht lag es auch daran, dass wir uns auch schon bei Douglas gesehen haben«, überlege ich.

Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich mich mit dem größten Mädchenschwarm der Schule unterhalten habe. Dass er das wirklich wollte. Ich glaube die anderen Mädels sind alle vor Eifersucht ausgerastet, während ich, gemein wie ich bin, die Situation voll ausgekostet habe.

»Ach, du meinst wegen der Mascara?«, hinterfragt Lina lachend. »Warum hast du die eigentlich nicht wieder drauf?«

»Ich habe mich schon darauf eingestellt nach dem Spiel wieder an den Strand zu gehen, deswegen habe ich mich heute nicht geschminkt«, erkläre ich und wische mir den Schweiß von der Stirn.

Es ist so verdammt heiß. Wenn ich mich einfach jetzt auf die Straße legen würde, dann würde ich mich wahrscheinlich wie ein Ei in einer Pfanne fühlen.

Wenn dann noch jemand anfangen würde mich auf den Boden zu klatschen und mit einem Pfannenwender zu wenden, dann wäre das Szenario perfekt.

Fühlen Eier eigentlich die Wärme?

»Maja?«, holt Lina mich aus meinen wirren Gedanken. »Worüber hast du denn jetzt schon wieder gegrübelt?«

»Ich habe mich nur mit einem Ei verglichen«, erkläre ich und bemerke gar nicht, wie komisch das klingt.

»Du und deine Gedanken«, schmunzelt Lina. »Hast du etwa Hunger?«, will sie wissen, während sie den Schlüssel in die Haustür steckt.

Die kühle Luft kommt uns entgegen und ich fühle mich, wie im Himmel.

Ich wünschte, ich könnte im Sommer einfach einen riesigen Ventilator überall mitnehmen, aber so leicht ist das leider nicht. Wortwörtlich.

»Habt ihr noch die Schokobrötchen? Darauf hätte ich jetzt Lust.«

Wir streifen uns die Schuhe von den Füßen und machen uns direkt auf den Weg in die Küche. Meistens ist Linas Mutter hier und liest ihre Zeitung oder spielt Solitär auf dem Handy. Sie ist wie eine zweite Mutter für mich, ich liebe sie einfach.

»Hallo Kinder, wie war das Fußballspiel?«, erkundigt sie sich und schaut von ihrem Handy hoch.

»Wir haben gewonnen«, erwidert Lina und öffnet einen Schrank, indem sie was sucht.

Dann überreicht sie mir ein Schokobrötchen, welches ich überglücklich anstrahle. Ich liebe diese Dinger.

»Mom, ist das in Ordnung, wenn ich mit den anderen zum Strand gehe?«, fragt Lina ihre Mutter, welche ihre Frage sofort bejaht.

Daraufhin geht Lina nach oben und packt schnell ihre Tasche, während ich hier unten bei ihrer Mutter, Elizabeth, sitze und das Schokobrötchen genieße.

»Und wie geht es dir und deiner Familie, meine Kleine?«, will Elizabeth wissen und trinkt etwas aus ihrer Kaffeetasse. Das ist die Tasse, die ich damals mit Lina in Köln geholt habe.

Darauf steht: Ich bin stolze Mutter einer FANTASTISCHEN Tocher... und ja, sie hat mir diese Tasse geschenkt.

Bis heute ist es eine meiner Lieblingstassen. Vielleicht schenke ich meiner Mom auch mal so eine, damit sie immer daran erinnert wird, wie unfassbar toll ich doch bin. Okay Spaß beiseite, das habe ich bereits. Und seitdem steht sie vollgestaubt bei uns im Schrank, weil sie die Tasse nicht benutzt. Und das liegt nicht daran, dass sie die Tasse nicht mag, sondern viel mehr daran, dass ich ihr schon gefühlte 100 Tassen mit allen möglichen Sprüchen geschenkt habe. Jetzt hat sie immerhin einen Vorrat für ihr ganzes Leben.

»Meinen Eltern geht es super und meine Schwester nervt wie üblich, also alles beim Alten«, lächele ich. »Und wie geht es dir?«

»Mir geht es sehr gut, danke. Ich hab' sogar gestern ein neues Spiel entdeckt. Candy Crush, kennst du das?« Sie streicht sich eine blonde Locke hinters Ohr.

Ich grinse Elizabeth an. »Ja, das kenne ich. Macht ziemlich süchtig, oder?«

Sie nickt sofort. »Oh ja, was du nicht sagst.«

»Wir können fahren«, teilt Lina mir mit, als sie die Küche wieder betritt. »Ich nehme nur noch das kalte Wasser mit.«

»Gibt es dort denn genügend zu essen? Sonst nehmt euch etwas von hier mit«, bietet Elizabeth uns an.

»Ja, die anderen wollten unterwegs Marshmellows im Laden kaufen, aber trotzdem danke«, erkläre ich ihr und verabschiede mich dann anschließend, bevor Lina und ich wieder zur Bushaltestelle latschen.

Die Sonne geht so langsam unter und wenn der Himmel Gefühle hätte, dann würde ich darauf tippen, dass er heute besonders gut gelaunt ist.

Der komplette Himmel ist wolkenlos und es werden so viele Farbpaletten angeboten, dass ich kaum zählen kann, wie viel unterschiedliche Farben auf einmal dieses Kunstwerk kreieren, welches jeden Tag anders aussieht.

Nach gefühlten Stunden, in denen ich mich wieder mit einem Ei und den verschiedensten Lebensmittel verglichen habe, erreichen wir den Strand.

Es sind mehr Leute hier, als letztes Jahr. Ein paar sitzen am Lagerfeuer, aber die meisten befinden sich draußen im Meer.

Da Lina und ich unsere Bikinis unter den Klamotten anhaben, entscheiden wir uns dazu ebenfalls direkt ins Wasser zu gehen. Davor legen wir unsere Sachen noch zu dem Rucksack von Alex, welchen man sofort erkennt und sprinten dann schließlich ins kühle Wasser.

Ich tauche sofort unter und lasse das Wasser seine Arbeit erledigen. Meine Haare werden nass und mein Körper kühlt ab, es fühlt sich an wie eine Erholung nach einem langen warmen Tag. Und genau das ist es auch.

Als ich Alex von weitem entdecke, schwimme ich auf ihn zu und drücke dann kurz seinen Kopf unter Wasser, um ihn zu ärgern.

Er taucht überrascht wieder auf und springt beinahe schon mit voller Wucht auf mich drauf. Wir beide tauchen deswegen unter, jedoch bin ich schneller wieder oben, als er.

»Jetzt weiß ich wieder, was mir gefehlt hat« lacht Alex und reibt mir meine nassen Haare. »Das freche Mädchen, das mich immer quälen muss.«

»Es ist mir eine Ehre dir auf die Nerven zu gehen«, gebe ich glücklich von mir und schleudere dann eine volle Wucht Wasser gegen sein Gesicht.

Ich muss sofort lachen und kann mich kaum noch halten. Immer wieder schlucke ich Wasser, doch sein Gesicht ist einfach viel zu kostbar, um mit dem lachen aufzuhören.

Und da ich Alex kenne und auch weiß, dass er sich rächen wird, halte ich mich schon bereit.

Und dann in dem Moment, als Alex sich rächen will und das Wasser bereits in meine Richtung spritzt, tauche ich schnell unter Wasser, sodass mich nichts trifft.

Sekunden später bin ich wieder oben, jedoch knalle ich mit jemandem zusammen, der mich wütend ansieht.

Louis. Und hinter ihm ist Sam.

»Alter, wer war das?«, faucht Louis und wischt sich das Wasser aus den Augen.

Ich muss sofort anfangen zu lachen, da Alex anscheinend Louis getroffen hat, anstatt mich. Und das macht mich verdammt nochmal schadenfroh.

»Beruhig' dich, du bist doch sowieso schon nass«, meine ich daher und lache, weil er alles so ernst nehmen muss.

»Dich hat keiner gefragt, außerdem bist du gerade ziemlich überflüssig, merkst du das nicht?« Wütend sieht er mich an und schaut dann wieder zu Alex.

»Findest du?«, provoziere ich ihn und spritze ihm Wasser gegen sein Gesicht.

Ich höre Alex hinter mir lachen und Sam muss sich ebenfalls ein schmunzeln unterdrücken.

»Und was willst du jetzt machen? Du kannst gerne versuchen mich zu fangen, aber ich bin schnell«, warne ich ihn vor.

Eine weitere Ladung Wasser landet in seinem Gesicht und als ich denke, dass Louis nichts mehr machen wird, kommt er auf mich zu.

Doch ich weiche ihm aus. »Versuch es ruhig nochmal.«

Louis hat anscheinend die Schnauze voll und verlässt das Wasser, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Man, ist der griesgrämig.

Warum kommt der dann überhaupt ins Wasser? Warum kommt der überhaupt hier an den Strand, wenn er doch offensichtlich keinen Spaß versteht? Was ist denn überhaupt seine Definition von Spaß?

Vielleicht habe ich ihn ein wenig geärgert, das kann schon sein, aber ich will doch einfach nur Spaß haben. Anscheinend aber besitzen Louis und ich nicht die selbe Wellenlänge, doch das akzeptiere ich, auch wenn ich es schade finde.

Und in der einen Sekunde, in der ich nicht aufmerksam bin, wird plötzlich so viel Wasser in mein Gesicht geschleudert, dass ich eine große Menge davon schlucke.

Ich sehe zu Alex und Sam, die sich anscheinend verbündet haben und mich frech angrinsen.

Und mein Herz hüpft immer schneller, da Sam tatsächlich hier ist. Und er hat wirklich Spaß. Mit mir.

Das hätte ich mir in tausend Jahren nicht vorstellen können. Besser kann der Tag eigentlich nicht sein.

Auch wenn ich innerlich die ganze Zeit hoffe, dass er meine Figur attraktiv genug findet, die in letzter Zeit einige Fettpolster von mir geschenkt bekommen hat, versuche ich es mir nicht anmerken zu lassen. Schließlich bin ich hier um Spaß zu haben.

Doch ich wäre natürlich nicht ich, wenn ich mich nicht rächen würde. Auch ein perfekter Typ ändert nichts daran, also schwimme ich auf die beiden zu.

»Na wartet, ihr könnt was erleben!«

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