Kapitel 26 - If I lose myself

Ich sitze neben Lina, die sich gerade schminkt und durchstöbere meine Nachrichten. Jeder schreibt mir, nur nicht die Person, von der ich will, dass sie mir schreibt.

Ich wünschte, die Sache zwischen Sam und mir würde besser laufen. Ich wünschte, ich würde so glücklich sein, wie ich es in meinen Vorstellungen war, aber das bin ich nicht. Es ist nichts so, wie ich es mir vorgestellt habe und im Moment weiß ich nicht, wie ich damit umgehen soll.

Wahrscheinlich weiß ich wirklich viel zu wenig über Sam, um mich vollkommen auf ihn einzulassen. Und genau das werde ich versuchen heute zu erreichen, denn ich will, dass er mich versteht und ich will ihn verstehen, wie kein anderer es zuvor getan hat. Diesmal hoffe ich, dass diese Vorstellung wenigstens einigermaßen erfüllt wird und ich mehr über Sam erfahren kann.

»Was ist los mit dir?«, will Lina wissen und dreht sich zu mir.

Im Spiegel blitzt nun ihr Rücken mit den wunderschönen blonden langen Haaren auf und ihr Gesicht ist mir gewidmet. Ich will sie nicht belasten, aber ich weiß, dass ich mit solchen Problemen immer zu ihr kommen kann.

»Ich bin mir mittlerweile unsicher, was die Sache mit Sam betrifft«, gestehe ich und fühle mich wirklich schrecklich.

Ständig habe ich alle deswegen genervt und jetzt stellt sich heraus, dass das alles nur eine Wunschvorstellung sein soll? Das will ich einfach nicht akzeptieren.

»Wie meinst du das?«, hinterfragt sie und setzt sich zu mir aufs Bett. »Magst du ihn nicht mehr, oder denkst du, dass er dich nicht mag?«

»Letzteres«, gebe ich verzweifelt von mir. »Ich meine, wenn er wirklich Interesse hätte, dann würden wir das doch merken, oder?«

Lina sieht mich verzweifelt an. »Willst du Sandwiches machen?«

Ich lache kurz auf und umarme sie dann. »Danke Lina, aber so schlimm ist es noch nicht. Außerdem fängt in einer Stunde deine Party an und jetzt gibt es wichtigeres als Sandwiches.«

»Ich würde selbst Sandwiches mit dir machen, wenn ich sturzbesoffen wäre und hundert Leute in meinem Haus wären, die mich sehen wollen. Das ist mir sowas von egal, hauptsache dir geht es besser.«

»Lina, weißt du eigentlich, was für ein toller Mensch du bist?«, lächele ich und sehe, wie ihre Augen anfangen zu strahlen.

»Nein«, antwortet sie ehrlich. »Aber dafür sagst du es mir immer wieder.«

Ich umarme sie und halte sie so feste ich kann, denn in dem Moment ist sie mein Anker und ich bin mir sicher, dass ich auch ihrer bin.

***

Mittlerweile sind mehr als fünfzig Leute gekommen und, ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung, woher Lina die meisten kennt, aber alle scheinen gut drauf zu sein, denn die Tanzfläche ist komplett voll mit Leuten, die ihr Leben genießen.

'If I Lose Myself' von One Republic dröhnt nun aus den Boxen in der Hütte, die Lina gemietet hat, und ich sehe all den Menschen zu, die wie Verrückte mitsingen.

»Komm mit«, reiße ich Lina am Arm mit mir auf die Tanzfläche. »Ich liebe dieses Lied!«

Da ich Alex und Jonas auf der Tanzfläche entdecke, laufe ich auf die beiden zu. Mein Glas, das voll mit Alkohol ist, hat seine Wirkung bereits erreicht, denn ich fühle mich absolut sorgenlos.

»If i lose myself tonigt!«, schreie ich und fühle die Musik bis in mein Herz vordringen. »It'll be by your side!«

Lina lacht und wird von Alex näher gezogen, während ich die beiden glücklich ansehe und das Gefühl habe, dass in dem Moment alles möglich ist. Auch wenn nichts passiert, weiß ich, dass Alex den Moment wahrscheinlich nicht so schnell vergessen wird.

Ich stelle mein Glas zur Seite, schnappe mir Jonas und singe mit ihm um die Wette, während wir wie Verrückte herumhüpfen und den Spaß unseres Lebens haben. Das Gefühl in meiner Brust wird stärker und ich spüre richtig, wie sehr ich den Moment genieße, während meine Haare herumschleudern und meine Augen wahrscheinlich genau so glänzen, wie die von Jonas.

»Take us down and we keep trying!«, schreit die Menge und scheint das Lied genau so zu genießen, wie ich es in dem Moment tue, denn es ist absoluter Salbei für meine Seele.

Doch als das Lied langsam zu Ende geht, schreien die meisten bereits nach einer Zugabe und da wir unsere Musik selber einstellen können, renne ich zum Laptop und mache das Lied erneut an, während ich in die glückliche Menge sehe.

Ich sehe sie alle an und kann genau spüren, wie sehr sie den Moment genießen. Wie gut es tut, wenn man einfach mal in der Gegenwart lebt und die Zeit genießt und genau das spüre ich an diesem Abend mit jeder Sekunde mehr.

Denn was verbindet die Menschen mehr, als Musik und gute Laune?

»Maja, komm endlich!«, ruft Lina mir zu.

Ich sehe, wie Sam neben ihr steht und das Lied mit den anderen Jungs nun auch genießt. Sofort gehe ich zur Theke und trinke mein Glas aus, bevor ich zu den anderen laufe und einfach nur mit ihnen den Moment genieße. Ich genieße die Anwesenheit von Sam, ich genieße seine Haut, die immer wieder meine berührt und ich genieße das Lächeln und die Blicke, die er mir zuwirft.

Plötzlich kommt er auf mich zu, zieht mich näher zu sich und wirbelt mich dann einmal herum. Ein Lächeln stehlt sich auf seine Lippen, die in dem Moment so unfassbar anziehend wirken, dass ich gar nicht bemerke, wie nah wir uns stehen.

»Soll ich dir mal etwas verraten?«, flüstert er in mein Ohr, nachdem er sich zu mir runtergebeugt hat.

»Was?«, will ich neugierig wissen.

»Du haust mich jedes Mal um, wenn ich dich sehe«, gesteht er. »Ich habe noch nie ein Mädchen kennengelernt, dass das Leben so sehr liebt.«

Ein breites Grinsen schleicht sich auf meine Lippen und ich habe das Gefühl, dass ich schwebe, deswegen schlinge ich meine Arme um seinen Hals. »Ist das so?«, hinterfrage ich lächelnd und spüre plötzlich, wie seine Hände den Weg zu meiner Taille finden.

In dem Moment habe ich das Gefühl, dass all das hier richtig ist. Das ist genau der Moment, auf den ich so unfassbar lange gewartet habe, denn ich spüre, dass etwas zwischen Sam und mir in der Luft liegt.

Also sehe ich mich noch einmal um und entdecke Lina, die ich finden wollte. Sie schaut mit einem Lächeln im Gesicht zu uns und dann wird mir klar, dass ich mir das nicht nur einbilde. Als ich jedoch wieder zu Sam zurückschauen will, entdecke ich jemanden im Hintergrund.

»Ja, du bist so faszinierend«, höre ich Sams Stimme plötzlich nur noch gedämpft im Hintergrund.

Denn gerade überrascht mich etwas ganz anderes, nämlich Louis. Ich sehe ihn eng umschlungen mit einem anderen Mädchen tanzen und merke, wie sehr mich das plötzlich trifft.

Ich weiß nicht woher das Gefühl kommt, oder was es bedeutet, aber ich weiß, dass es definitiv falsch am Platz ist, denn es drängt mich quasi dazu, mich von Sam zu lösen und auf Abstand zu gehen. Sams Stimme ertönt, doch ich höre ihm nicht zu, da Louis' Augen viel ausschlaggebender sind, die mich im Moment ansehen und fesseln.

Ich spüre den Text so intensiv, wie nie zuvor, während Louis und ich uns ansehen und diesen schönen Moment miteinander teilen. Wenn er nicht am Ende des Raumes mit einem Mädchen stehen würde, dann wäre das ganze vielleicht sogar noch romantisch gewesen, doch jetzt gerade ist es absolut verkorkst, denn ich sollte dieses Gefühl nicht einmal empfinden, wenn ich ihn ansehe.

»Maja?«, drängt die Stimme von Sam plötzlich wieder zu mir durch, als er sich vor mich stellt und somit die Sicht zu Louis versperrt. »Alles okay?«

»Ich....ich..«, stammele ich und kriege kein Wort heraus.

»Was ist los?«, will er besorgt wissen und kommt wieder näher zu mir.

»Ich glaube, mir ist ein bisschen schlecht«, lüge ich, da ich selber nicht genau weiß, was gerade los ist.

»Komm, wir holen dir etwas Wasser und gehen dann ein bisschen an die frische Luft«, schlägt Sam vor und zieht mich von der Tanzfläche.

Genau das ist der perfekte Moment, um mehr über Sam zu erfahren, doch wie soll ich das machen, wenn ich spüre, wie der Blick von Louis, wie ein Schleier an meiner Haut hängt? Ich habe das Gefühl, ich werde dieses atemberaubende Gefühl nicht mehr los, was er mir für einen kurzen Moment bereitet hat.

Wenn ich davor schon verwirrt war, dann ist mein jetziger Zustand nicht mal annähernd damit zu vergleichen.

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Na, wer von euch kennt das Lied noch? Ich kann es mir immer wieder anhören und liebe es immer noch wie beim ersten Mal. Was eine Seltenheit bei mir ist.

An alle die keinen Plan haben, welches Lied ich meine: One Republic - If I lose myself

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