Epilog
Eine Woche später
Ich schließe meine Augen, strecke meine Arme aus und lasse mich auf die Natur ein. Ich höre, das Singen der Wellen, spüre wie sie meine Füße berühren, nur um mich Sekunden später wieder alleine zu lassen. Ich spüre den Wind, der durch meine Klamotten fegt und mir mehr Energie gibt. Eine Gänsehaut breitet sich auf meinem Armen aus. Und in dem Moment genieße und liebe ich das Leben. Denn hier am Strand kann ich immer glücklich sein.
»Du siehst wunderschön aus«, ertönt Louis' Stimme, als er sich von hinten an mich anschleicht. »Ich kann immer noch nicht glauben, dass du mich liebst.«
Tränen stauen sich langsam an, weil ich so froh bin, dass ich diesen schönen Moment mit Louis genießen kann. Er schlingt seine Arme um meinen Bauch und verkriecht seinen Kopf in meiner Halsbeuge. Mein Herz schlägt so laut in meiner Brust herum, ist seit einer Wocher wunschlos glücklich und will Louis nie wieder gehen lassen.
Ich drehe mich langsam zu Louis um, nehme sein Gesicht in meine Hände und küsse ihn so gefühlvoll, wie ich nur kann. Und Louis erwidert meinen Kuss, hält mich behutsam fest und wird mich immer fangen, wenn ich falle.
»Gehen wir zu den anderen?«, flüstere ich, als wir uns von dem Kuss lösen und Louis nickt mir lächelnd zu.
Die anderen bereiten wieder das Lagerfeuer vor, während Louis ich uns glücklich zu ihnen gesellen. Ich lasse mich neben Lina fallen, lege meinen Kopf auf ihre Schulter und genieße ihre Anwesenheit. Heute geht es mir so gut. Ich spüre inneren Frieden mit mir und mit allen um mich herum.
»Ich bin so glücklich darüber, dass ihr zwei endlich zueinander gefunden habt«, flüstert Lina und ein Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht.
»Und ich bin froh, dass es dir mit Alex so gut geht«, erwidere ich.
»So wie es aussieht, könnte es für uns beide wohl nicht besser laufen«, stellt Lina fest und ich hebe meinen Kopf, um sie anzulächeln.
»Da hast du Recht.«
»Und wie läuft es mit deiner Mascara?«, hinterfragt sie. »Hast du dich endlich entschieden, was du damit machen möchtest?«
»Ja, ich erzähle es dir morgen, okay?«
Sie nickt und ich stehe schließlich auf, um mich neben Sam niederzulassen. Zwischen ihm und Jonas ist alles einigermaßen in Ordnung. Jonas hat sich wohl entschuldigt, als die beiden vor ein paar Tagen wieder miteinander gesprochen haben. Doch trotzdem möchte er nichts von Sam. Und Sam akzeptiert das, auch wenn es schwer zu verkraften ist. Doch so ist die Liebe. Man kann nicht immer das bekommen, was man möchte.
Und ich bin froh, dass Jonas eingesehen hat, dass sein Verhalten nicht richtig war. Offensichtlich liegt das an seinen Eltern, denen er die Schuld gibt. Sie haben ihm wohl immer gesagt, dass es nur Liebe zwischen Männern und Frauen gibt. Doch Jonas ist kein Kind mehr. Er kann sich selber seine Meinung bilden. Und das hat er nun offensichtlich eingesehen.
»Wie geht es dir?«, möchte ich von Sam wissen und sehe neugierig zu ihm.
Er lächelt. »Ganz okay.«
Ich wuschel ihm durch die Haare. »Irgendwann geht der Schmerz vorbei. Ich verspreche es dir.«
»Ich hoffe es«, seufzt er.
»Ich... ich habe übrigens noch ein Geschenk für dich«, flüstere ich ihm zu und hole die Mascara aus meiner Hosentasche.
»Deine Mascara?«, will Sam verwirrt wissen und ich muss sofort lächeln.
»Ja, ich möchte sie dir schenken, Sam«, erkläre ich. »Damals hat alles mit ihr und dir begonnen. Und ich möchte, dass es auch damit wieder endet.«
Ich überreiche ihm die Mascara, die er zögernd annimmt.
»Und ich weiß auch, dass du dich nicht schminkst. Sieh es als eine Art Glücksbringer. Denn seitdem ich sie habe, ist bei mir alles wieder besser geworden.«
Ich schaue geradeaus, wo die Sonne sich mit rosa Farben von uns verabschiedet und mich fasziniert zuschauen lässt. Denn sie verschwindet ganz langsam hinter dem Meer, welches das ganze Farbspektrum des Himmels in sich widerspiegelt.
»Weißt du... früher wollte ich diese Mascara unbedingt haben. Ich habe sie so sehr gewollt, wie ich dich gewollt habe«, gestehe ich ihm flüsternd. »Aber manchmal sind die Dinge, die wir immer haben wollen, nicht die, die wir brauchen.«
Sams Blick landet sofort auf mir und ich erwidere seinen Blick lächelnd. »Ich habe dadurch etwas viel besseres bekommen, als ich mir je hätte vorstellen können.« Ich schaue lächelnd zu Louis und Sams Blick folgt mir.
Louis muss über irgendwas lachen und fängt an sich zu krümmen, weil er kaum noch aufhören kann. Seine brauen Haarsträhnen fallen ihm vorne ins Gesicht und als er sich langsam auf dem Holzstamm niederlässt, glitzern seine dunkelbraunen Augen im Schein des Feuers. Louis raubt mir jedes Mal den Atem. Louis ist das, was ich am Anfang zwar nicht wollte, doch immer gebraucht habe. Louis ist das Beste, was mir je hätte passieren können.
»Ich hoffe, dass du durch den Glücksbringer auch jemanden findest, so wie ich Louis gefunden habe. Vielleicht bleibt es tatsächlich Jonas, aber vielleicht wandert auch jemand anderes in dein Leben, raubt dir den Atem und lässt dich an allem zweifeln, was du je gewollt hast. Vielleicht wird es wieder ein Junge, vielleicht ein Mädchen. Wer weiß das schon? Aber ich wünsche dir genau so ein Glück, wie das, was ich mit Louis gefunden habe. Und deswegen gebe ich die Mascara nun an dich weiter, denn ich brauche sie nicht mehr. Ich habe mein Glück bereits.«
Sam erwidert meinen Blick und langsam schleichen sich kleine Tränen aus seinen Augen. »Danke, Maja. Das ist wirklich aufmerksam von dir.«
»Gerne, Sam.« Ich lege meinen Kopf auf seiner Schulter ab. »Alles andere hätte sich falsch angefühlt. Schließlich hat alles mit dir angefangen und so soll es auch mit dir enden.«
Ich sehe glücklich zu den anderen rüber und erkenne, wie Louis sich uns langsam mit einem Lächeln im Gesicht nähert.
»Darf ich euch stören?«, flüstert Louis und nähert sich uns beiden.
»Du störst doch nicht. Du bereicherst uns«, verbessere ich ihn und klopfe rechts neben mich, wo noch ein Platz frei ist.
Ich löse meinen Kopf von Sam und sehe dann glücklich zu Louis. »Ich habe meine Mascara gerade Sam geschenkt«, erkläre ich ihm. »Das war eine gute Idee von dir.«
Louis lächelt und Sam schaut überrascht zu mir. »Das war Louis' Idee?«
»Ich finde, du hast dein Glück endlich mal verdient«, erklärt Louis. »Und wenn eine einzige Mascara der Grund dafür ist, dass Maja und ich nun zueinander gefunden haben, dann wirst du dein Glück damit bestimmt auch irgendwann finden. Vielleicht hilft es dir ja.«
»Ihr zwei seid wirklich zu gut für mich. Danke für alles«, lächelt Sam und schaut dann auf die Mascara hinunter.
Louis verschränkt unsere Hände miteinander und ich sehe zufrieden zu ihm. Was wäre damals wohl passiert, wenn ich nur eine Stunde später in den Douglas gegangen wäre? Oder eine Stunde früher? Dann hätte Sam mich nie angesprochen, wir wären vielleicht nie Freunde geworden. Und ich hätte Louis nie kennengelernt.
Ich schaue wieder zu Sam und lächele, als ich auf die Mascara schaue. Auch, wenn sie nie das war, was ich mir immer erhofft habe, so waren es diese verdammten 50 Euro auf jeden Fall wert. Denn, das war sie mir letztendlich geschenkt hat, ist viel mehr Wert, als blöde geschwungene Wimpern.
Stattdessen habe ich Freundschaften geschenkt bekommen. Und die schönste Liebe, die ich mir je hätte erträumen können. Und all das, ist auf diesen scheinbar unbedeutenden Moment zurückzuführen.
ENDE
»Manchmal sind die Dinge, die wir immer haben wollen, nicht die, die wir brauchen.«
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Der Spruch ist mir übrigens damals spontan eingefallen und hat mich dann zu diesem Buch geführt. Und jetzt ist es wirklich abgeschlossen. Es ist zu Ende 🥺
Gleich kommt noch eine Danksagung! Denn ich bin wieder einmal überwältigt, dass erneut ein Buch zu Ende gegangen ist ❤️
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