Ein schicksalhafter Tag

Er rannte durch die Menge von Menschen. Ärzte in weißen Kitteln, die versuchten Familien zuzuordnen.

'Mary!' schrie er in den Lärm.

Weitere Verletzte wurden hinein geschoben. Er schlug sich nach vorn. Verzweifelte Mütter stießen ihm ihre Ellenbogen zwischen die Rippen.

'Wie ist ihr Name, Sir?' Fragte schließlich ein Arzt mit Klemmbrett.

'Smith,' keuchte er. 'Alex Smith.'

'Wen suchen Sie?' fragte der Arzt.

'Mary' sagte er.

Der Arzt über flog die Liste.

'Hier steht keine Schmidt.' stellte er fest.

'Wir sind nicht verheiratet! Sie heißt Tchinski.' Tränen standen in seinen Augen.

'Tut mir leid, dann gehören sie nicht zur Familie.' sagte der Arzt eiskalt und wandte sich zum nächsten.

Fassungslos stand er da. Der Lärm um ihn verstummte. Das Gedränge vor seinen Augen verschwamm. Wieso hatte Mary außgerechnet in diesem Zug sitzen müssen?

Wieso hatte er sie nicht geheiratet? Wie sein Vater es ihm schon seit Monaten einredete?

Weil er sie aus Liebe heiraten wollte, erinnerte er sich.

Wie betäubt schob er sich hinaus. Aus dem Hinterausgang des Krankenhauses wurden Leichen heraus geschoben. Vielleicht lag ihr hübsches Gesicht unter einem dieser Schwarzen Leichensäcken. Vielleicht würde er es nie wieder sehen. Er würde nie wieder ihre zarten weißen Hände in seinen halten. Nie wieder ihr Lachen hören. Nie wieder hinter ihr her an das Ufer laufen. Nie wieder seine Hände an ihre Hüfte legen. Nie wieder ihre Lippen küssen.

Er drehte sich um. Der Himmel war grau und Regen nieselte auf sein Gesicht. Seine dunklen Haare klebten in seiner Stirn.
Seine Füße schienen von allein zu laufen. In die falsche Richtung dachte er, doch er drehte nicht um.
Er war so benebelt, dass er nicht bemerkte, dass eine Frau seinen Namen schrie.
Erst als sie an seinem Mantel rüttelte nahm er sie war.

'Was ist mit ihr?' fragte sie jämmerlich.
Es war die Frau einer seiner Freunde. Sie war gut mit Mary befreundet gewesen.
'Ich weiß es nicht.' murmelte er und ging weiter.
'Wieso?' fragte sie und versuchte Schritt mit ihm zu halten.
'Sie lassen mich nicht zu ihr!' schrie er sie an und riss sich von ihr los.
'Und da gehst du einfach?' rief sie gegen den Wind.

Er blieb stehen. Etwas brach in ihm und er wollte nur nach Hause. Sich verstecken. Alles vergessen. Doch etwas ließ ihn nicht. Ein Schmerz in seinem Inneren.

Er blickte sie an und lief los. Zurück in Richtung Krankenhaus. Er wusste nicht woher, doch etwa sagte ihm, dass Mary noch lebte. Er musste sie sehen. Er musste.
Seine Schritte waren so groß und schnell, dass ihre Freundin nicht hinter ihm her kam. Er stürmte durch die Menge, schlug und trat andere Menschen, doch das war ihm egal. Dieses eine Mal zählte nichts. Nichts als sie zu finden. 

'Sir, sie können hier nicht rein!' schrie der Arzt ihm hinter her. Ein anderer Arzt stürmte ihm entgegen und versuchte ihn aufzuhalten. Auch wenn Alex nie jemandem auch nur eine Haar gekrümmt hatte, hob er in diesem Moment die Faust und schlug den Arzt nieder. Mary wäre nicht stolz auf ihn gewesen, doch das war jetzt nicht wichtig.

Am Ende des Ganges sprintete er die Treppe hinauf. Er warf einen Blick in die Zimmer links und rechts. Da sah er sie. Luft entwich seinen Lungen. Er vergaß alles an das ihn in den letzten Stunden gequält hatte. 

Ihr Bett war das letzte auf der linken Seite. Ihre Lider waren geschlossen und sie hatte einen Bluterguss am Kinn, was ihre Schönheit keinen Falls minderte. Er schlich sich an ihr Bett und kniete sich neben sie. Die Blicke der übrigen Kranken blendete er vollkommen aus. Er spürte nur die Wärme ihrer kleinen Hand. Sog ihren Duft ein. Ihre hellbraunen Locken lagen auf dem Kissen neben ihrem Gesicht.

Sein Herz fühlte sich an als würde er fliegen. Er war so glücklich wie lang nicht mehr.
'Hey!' schrie auf einmal jemand hinter ihm. Er fuhr herum und erblickte wieder die Frau seines Freundes.
'Musstest du den einen nieder Schlagen?' fragte sie vorwurfsvoll und schob ihn zur Seite.
Noch überfordert mit der Situation saß er perplex da, während sie Mary sanft ins Gesicht schlug und auf sie ein flüsterte.
'Adriana?' hörte er Marys schwache Stimme.
Sofort schob er Adriana zur Seite und nahm wieder ihre Hand.
'Alex?' flüsterte sie und brach in Tränen aus.
'Es ist gut Mary, du lebst, ich bin hier.' flüsterte er und ertrank selbst in Tränen.
'Es war so furchtbar.' keuchte sie.
'Es ist vorbei' sagte er und küsste sie.

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