Too Many Questions

Die Sache mit Thanos lag bereits ein Jahr zurück. Doch immer noch war die ganze Welt in Aufruhr. Alle, die den Snap überlebt hatten, waren jetzt fünf Jahre älter und das sorgte zunehmend für Komplikationen. Eine davon war Nick Fury, der ehemalige Boss von Shield.

Nach dem Kampf und dem Wiederaufbau der Avengers Facility wollte er alles wissen, was die Avengers taten. Tony ignorierte Furys Anrufe einfach, und Scott tat so, als ob er sie ständig verpassen würde. Clint war mit Natasha zurück bei seiner Familie, der Rest wohnte in dem neuen Hauptquartier. Auch Tony war mit Pepper und Morgan in die Facility gekommen, um beim Aufbau zu helfen. Die Guardians waren mit Captain Marvel wieder im Weltall verschwunden. Thor jedoch war gebleiben, und hatte einen einzigen Grund: Loki.

Er war zwar von Thanos umgebracht worden, doch nach dem Kampf tauchte er plötzlich bei den Avengers auf. Nun lebte er bei den Freunden, die ihn mittlerweile akzeptieren. Bruce und Thor hatten ihnen versichtert, dass er sich geändert hatte und dass der Angriff damals in 2012 nicht seine Schuld gewesen war, weil er von Thanos kontrolliert worden war.

Während die anderen langsam warm mit dem neuen Gott wurden, waren Clint und Natasha immer noch misstrauisch. Deshalb war Clint froh, als er zu seiner Familie fuhr und Natasha mitnahm. Die anderen integrierten ihn in die Gruppe, besonders Steve, und Tony und Peter waren inzwischen fast so etwas wie Freunde für Loki.

Es hätte alles gut enden können, wäre da nicht eines Tages ein Anruf von Nick Fury. Die Avengers hatten lange Zeit geheim gehalten, dass Loki doch nicht tot war und bei ihnen wohnte. Fury hatte im Moment sowieso zu viel zu tun, um das mitzukriegen. Doch als Tony eines Morgens schlaftrunken den Anruf annahm, änderte sich alles.
"Sie sprechen mit Tony Starks Assistentin, was kann ich für Sie tun?", quasselte er drauflos, doch sein Gesicht wurde bleich, als er hörte, wer da anrief.

"Stark!", bellte eine nur allzu vertraute Stimme. Tony verschüttete fast seinen Kaffe. "Fury!? Mann, ist lange her, dass Sie angerufen haben. Was gibt's, Zyklopenkönig?"
Fury ging nicht auf den Witz ein. "Sie halten da etwas vor mir versteckt."
Tony hob die Brauen und nahm einen Schluck Kaffee. "Ihr zweites Auge? Nein, tut mir Leid, wovon reden Sie?"
"Loki", knurrte es aus der Leitung.

"Ich weiß nicht, wieso Sie es mir nicht gesagt haben, Stark. Es hieß Loki sei tot und nun haben meine Spione ihn bei Ihnen entdeckt."
"Moment mal, Sie haben Spione bei uns?" unterbrach Tony ihn.
"Das tut jetzt nichts zu Sache. Was macht Loki bei Ihnen!?", Furys Stimme wurde immer lauter.
"Da müssen Sie sich bei Captain Marvel bedanken.", sagte Tony kurz angebunden. Fury stöhnte auf.

"Erwähnen Sie nicht diesen Namen."
Tony stellte seinen Becher ab und lehnte sich energisch gegen die Küchenzeile. Was immer Fury von Loki wollte, es war nichts Gutes. "Hören Sie, Doc: Loki ist okay. Er ist nicht wie damals, er hat sich geändert. Er ist jetzt einer von uns. Thanos hat ihm übel mitgespielt, es war nicht seine Schuld damals."

Noch vor einem Jahr wäre Tony nie in den Sinn gekommen, dass er den Gott der Lügen einmal verteidigen würde.
"Das werde ich selbst herausfinden.", antwortete Fury und in seiner Stimme lag eine böse Vorahnung. Tony runzelte die Stirn. "Was meinen Sie?"
"Ich meine, dass ich jemanden vorbei schicken werde, der Lokis Unschuld prüfen wird. Sie haben zwei Möglichkeiten Stark: Entweder, Sie bringen Loki freiwillig zu uns, damit er unter Kontrolle ist."

"Sie wollen ihn einsperren?", fuhr Tony dazwischen. Fury holte scharf Luft. "Oder, er darf bei Ihnen bleiben. Er wird eine elektronische Fußfessel tragen und darf das Gelände nicht verlassen. Außerdem werden wir regelmäßige Gespräche mit ihm durchführen, um seine Loyalität und Absichten zu ergründen."
"Mit Gesprächen meinen Sie so etwas wie Verhör?", knurrte Tony. Ihm gefiel das ganz und gar nicht. Aber immer hin noch besser, als Loki ganz Fury und seinen Leuten zu übergeben.
"Ich meine es so, wie ich es gesagt habe.", erwiderte Fury emotionslos. "Also. Besprechen Sie das mit ihrem Team. Die Entscheidung liegt ganz bei Ihnen. In einer Woche rufe ich nochmal an und will die Entscheidung hören. Und wehe, sie ignorieren meine Anrufe wieder!"

Drei Wochen waren vergangen und die Avengers waren zu dem Schluss gekommen, dass Loki bei ihnen bleiben sollte. Thor war ausgerastet als er gehört hatte, dass Loki unter Beobachtung stand und Verhöre unter sich ergehen lassen musste. Steve und Bruce hatten versucht ihn zu beruhigen, doch selbst als Loki sagte, es mache ihm nichts aus, brachte das nichts. Und selbst jetzt, war Thor immer noch wütend.

Er saß mit den anderen zusammen im Besprechungsraum, neben Lokis Verhörzimmer. Es war ein schalldichter Raum und Tony hätte sich Ohrfeigen können, dass er so ein Zimmer gebaut hatte. Nachdenklich sah er auf Lokis Gestalt hinter der verdunkelten Scheibe, die von innen wie ein Spiegel aussah. Die Fußfessel an seinem rechten Knöchel blinkte regelmäßig auf. Er konnte sie nicht hören, aber die Freunde konnten genau verstehen, was dort drin gesagt wurde. Thor tigerte auf und ab während sie auf den Agent warteten, der Loki verhören sollte.
"Loki hat seine Strafe in Asgards Kerker abgesessen, er hat seine Schuld beglichen!"

Bruce seufzte: "Das wissen wir, aber Fury reicht das anscheinend nicht. Loki muss das hinter sich bringen, erst dann wird Fury Ruhe geben."
"Und wenn er Loki über Thanos fragt? Was wenn er fragt, wieso er auf die Eede gekommen ist? Das hält er nicht aus."
"Thor", Steve erhob sich von seinem Stuhl und legte dem Donnergott eine Hand auf die Schulter. "Er ist stark, er wird es schaffen!"
Thor antwortete nicht, sondern starrte nur auf den dunklen Teppich. Plötzlich betraten mehrere Personen den Raum. Steve blickte auf und erkannte zwei ehemalige Shield Soldaten, die jedoch noch die gleiche Uniform trugen. Eine Frau begleitete sie. Steve erkannte sie sofort. Es war Maria Hill.

"Sie führen die Befragung durch?", fragte Tony verdutzt. Maria sah ihn herausfordernd an. "Was dagegen? Fury hätte es selbst getan, aber er hat gerade Wichtigeres zu tun in Venedig."
Tony schnaubte. Maria Hill sah mürrisch zu ihm herüber. "Ich bin auch nicht gerade froh darüber, dass ich die Befragung durchführe, aber Nick Fury hat das so verordnet.", sagte sie knapp angebunden. "Also wo ist er?" Steve deutete mit einem Kopfnicken auf den Verhörraum.
Maria schritt wortlos voran. "Denken Sie daran, wir können alles hören!", rief Tony ihr hinterher. Die zwei Agents begleiteten Maria Hill in den Raum und postierten sich neben der Tür. Als ob Loki ein Schwerverbrecher wäre...

Die Tür sprang auf und drei Menschen kamen herein. Zwei waren Soldaten in dunklen Uniformen. Sie trugen Gewehre und Schutzwesten. Die dritte Person war eine Frau mit brauen Haaren, welche streng zu einem Zopf gebunden waren. Loki erkannte sie. Sie war damals beim Projekt Pegasus beteiligt und hatte den Tessaract mit untersucht. Loki hatte keine Ahnung, was nun auf ihn zukommen würde. Doch er wusste, dass sie ihn über Thanos und den Angriff auf New York fragen würde. Und das schnürte ihm bereits jetzt die Kehle zu.
Maria Hill legte eine dicke Aktenmappe vor sich auf den Tisch und setzte sich Loki gegenüber. Ihre ganze Haltung strahlte Feindseligkeit aus.

"Mein Name ist Agent Maria Hill.", begann sie und ihre Stimme durchschnitt die Stille. "Ich denke, wir sind uns bereits begegnet. Director Fury hat angeordnet, dass dieses Gespräch aufgezeichnet wird." Ohne Lokis Antwort abzuwaren, drückte sie den Knopf eines kleinen schwarzen Geräts und eine rote Leuchte flammte auf. Loki richtete seinen Blick wieder auf die Frau.
"Ich werde Sie zunächst über ihre Rechte informieren und grundlegende Informationen prüfen. Sie haben das Recht zu schweigen. Jedoch kann alles was Sie sagen gegen Sie verwendet werden. Sie haben das Recht, zu jeder Vernehmung einen Verteidiger hinzuzuziehen." Sie musterte Loki kurz. "Aber ich glaube nicht, dass Sie einen Verteidiger haben."

Loki zuckte mit den Schultern. Er kannte sich mit midgardischen Rechstgeschäften nicht aus.
"Also gut, fangen wir an.", Maris Hill schlug die Mappe auf und Loki erkannte ein Dokument was aussah wie ein Steckbrief. "Ihr vollständiger Name lautet Loki Odinsson, ist das richtig?"
Loki nickte stumm. Maria Hill stöhnte genervt auf. "Ich brauche ein ja, damit das Aufnahmegerät ihre Antwort hört."

"Ja", knurrte Loki wiederwillig.
"Gut. Ihr Geburtsort ist Jotunheim und ihr letzter Wohnort ist Asgard."
Woher wusste sie das? Hatte Thor ihr das verraten?
"Ja."
"Sie sind adoptiert, aber Frigga Fjörgynsdóttir und Odin Borsson haben Sie aufgenommen und groß gezogen, richtig?"
Loki zuckte leicht zusammen, als Friggas Name fiel und er atmete tief druch. Dieses Verhör lief ja jetzt schon klasse!
Maria Hill sah auf ihr Blatt Papier und sah Loki dann fragend an. "Und ihr Geburtsdatum und Alter?" Loki antwortete monoton: "17. Dezember 965. 1055 Jahre."

Maria starrte ihn kurz an, als hätte sie vergessen, dass Loki ein Gott und somit viel älter als jeder Mensch auf der Erde war. Ihr Stimme war etwas aus der Bahn geraten, als sie weiter sprach. "Gut. Wir beginnen nun mit der Befragung." Sie schrieb etwas auf einen Zettel.
"Es hieß Sie seien tot, sind es jedoch nicht. Wie konnten Sie überleben?" Loki dachte an Thanos' Faust, die sich um seinen Hals schloss. Dachte an die Schmerzen der Atemlosigkeit und an die dunklen Flecken in seinem Sichtfelt.

"Ich weiß es nicht."
Maria Hill verkniff sich ein Seufzen. "Wie sind sie hierher gekommen? Was ist passiert?"
Loki senkte den Blick. Er konnte sich nicht mehr genau an alles erinnern. Nur an eines: "Captain Marvel."
"Könnten Sie das etwas genauer erklären?"
"Nein"

Sie seufzte wieder und starrte auf das Aufnahmegerät. "Na schön, eine andere Frage: Wir wissen aus sicheren Quellen, dass Sie 2012 mit Thanos zusammen gearbeitet haben. Warum? Und wussten Sie was er vorhatte?"
Zum ersten Mal in dieserm Gespräch sah Loki sie direkt an. Er schluckte. Er konnte es damals schon Thor fast nicht erzählen, so sehr schmerzte die Erinnerung. Wie sollte er das nun dieser Agentin erzählen?
Maria Hill wurde langsam ungeduldig.

"Ich will Sie nicht noch einmal fragen! Warum haben Sie mit Thanos zusammen gearbeitet?"
Loki kniff die Lippen aufeinander. Selbst wenn er ihr die Wahrheit sagte, was würde das bringen? Sie würde es eh nicht glauben.
"Er hat mich gezwungen." Maria Hill seufzte frustriert auf. Sie strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn und stand auf. Unruhig lief sie ein paar Schritte auf und ab. Dann stützte sie sich auf den kleinen Tisch ab und beugte sich zu Loki hinunter. "Lügen bringt Ihnen gar nichts."

Etwas in ihm regte sich. Eine Erinnerung. Loki blinzelte und plötzlich stand ER vor ihm. "Ich habe deine kleinen Lügen langsam satt, Jotun." Thanos tiefe Stimme bohrte sich in Lokis Bewusststein. Er schüttelte den Kopf. War er nicht eben noch im Verhörraum gewesen?
Er wollte weglaufen, doch seine Hände und Füße waren an die Wand gekettet. Verzweifelt rüttelte er darn, doch die Ketten klirrten nur. Thanos lachte und das schreckliche Geräusch breitete sich überall aus. Loki wurde schwindelig. Er wusste was ihm blühte, er wollte es nicht noch einmal erleben.

"Ich lüge nicht.", stieß er hervor.
Maria Hill holte genervt Luft.
"Sagen Sie es mir, oder ich nehme Sie mit zu Shield, wo wir härtere Methoden mit Ihnen durchführen werden!"
"Vielleicht sollte ich härtere Methoden anwenden.", überlegte Thanos und kam schweren Schrittes auf ihn zu. Loki sah die Belustigung in dessen Augen und Panik machte sich ihn ihm beit. Er wich erschrocken zurück und prallte gegen die kalte Steinwand.

"Sie soll das lassen!", rief Thor aus. Die Avengers standen vor der Glasscheibe und sahen dem Geschehen mit gemischten Gefühlen zu. Gerade hatte Hill sich auf dem Tisch abgestützt, da war Loki von seinem Stuhl aufgeprungen und gegen die hintere Wand geptallt. Angst stand in seinen Augen. "Wir müssen ihm helfen!", Thor wollte auf die Tür zugehen, doch Steve hielt ihn zurück. "Sie weiß was sie tut. Es muss sein Thor."

"Seht ihr nicht, wie sehr ihn das fertig macht!?", rief der Donnergott aus. Da packte Bruce ihn am Arm. "He Kumpel, ich weiß. Aber sie wird ihm nichts tun. Sie wird rechtzeitig aufhören."

Loki kniff die Augen zusammen, als Thanos riesige Hand über sein zerzaustes Haar strich. "Du wirst mir noch sehr nützlich sein, mein Kleiner."
"Sie wussten was er vorhatte nicht wahr? Wieso haben Sie ihn nicht daran gehindert?", Maria Hill kam auf ihn zu und stellte sich in einiger Entfernung vor Loki. Dieser hatte die Augen geschlossen. "Bitte", flüsterte er und seine Worte waren fast nicht zu hören. Er drehte den Kopf, wie um ihrem Anblick zu entkommen.
Loki zitterte und ließ sich an der Wand hinuntergleiten. Maria runzelte die Stirn. "Loki?" Er antwortete nicht. Vorsichtig hockte sie sich neben ihn. "Wir können das Verhör auch wann anders fortführen, wenn ihn das lieber ist.", sagte sie nun mit sanfterer Stimme.

Loki reagierte nicht. Er öffnete die Augen und starrte sie nur mit leerem Blick an.
Thanos packte sein Kinn und drehte Lokis Kopf zu sich herum. Er musterte ihn einige Sekunden, ehe er ein Messer hervorholte. Loki keuchte auf. "Ich habe dir so viel versprochen. Wenn du mir nicht freiwillig folgst, werde ich nachhelfen müssen."
Agent Hill zuckte zusammen, als Loki plötzlich aufschrie und sich krümmte.
"Nein", stieß er hervor. Schweiß bildete sich auf seiner Stirn und er rutschte von ihr weg, bis zur Ecke des Raumes. Schwer atmend und zitternd presste er sich in die Ecke, als wolle er in den Wänden verschwinden.

"Das geht zu weit!", Tony schob sich an Steve vorbei. "Wir müssen was tun. Komm Thor!" Tony hatte lange genug zu gesehen, wie das 'Gespräch' seinen Freund verrückt machte. Geimeinsam mit Thor drang er in den Verhörraum vor. Die zwei Soldaten schnappten empört nach Luft, taten jedoch nichts, weil Maria Hill mahnend die Hand gehoben hatte. "Es hat einfach so angefangen. Wenn ich gewusst hätte, dass er so reagiert-"
"Schon gut.", murmelte Tony, während Thor zu seinem Bruder lief.
"Hey", etwas packte Loki an der Schulter und brachte ihn wieder ins Hier und Jetzt. Aus Thanos Abbild wurde eine vertraute Person. Thor. Loki wollte etwas sagen, doch Thor zog ihn bloß in eine stille Umarmung.
"Shh, ist schon gut. Er ist nicht hier. Es kann dir nichts tun. Er ist tot.", Thor strich beruhigend über Lokir Rücken.
Dieser vergrub zitternd die Stirn an Thors Schulter. Und für einen Moment war das alles, was er brauchte. Für einen Moment war alles in Ordnung.

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Hey, tut mir Leid, dass Maria Hill in diesem Teil böse oder so rüberkommt. Eigentlich mag ich sie voll gerne, aber für diesen Os musste sie einmal als 'Bösewicht' herhalten.

Ich hoffe es hat euch trotzdem gefallen. Falls ihr übrigens mehr Ideen für Oneshots habt, könnt ihr mir die sehr gerne mitteilen. :)
Ich würde viel öfter Oneshots schreiben, aber ich hab oft keine guten Ideen...

Ich wünsche euch noch einen schönen Tag, bis bald. ForAsgaard

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