Memorys (Bucky Barnes)

Auf einem Stuhl, mit seltsamen Halterungen, saß ein Mann mit einem Metallarm im Licht einiger LED-Leuchten.
Sein Kopf schwirrte, da er wusste, was ihm gleich blühte. Außerdem hatte er vorhin erst einige Sachen erlebt, die er einfach nicht vergessen wollte. Er hatte gegen einen Mann gekämpft - sein Name war Steve -, und dieser Mann hatte ihn Bucky genannt. Aber er erinnerte sich nur ganz schleierhaft an einen Bucky.
Während der Mann noch in seinen Gedanken war, merkte er nicht, wie eine Türe auf ging.
"Hi."
Der Mann erschrak und sah ein kleines Mädchen, welches grinsend vor ihm stand.
"Ich bin Lia. Ich leide an", sie blickte auf einen Notizblock und sah dann wieder zu ihm. "An Gedächtnisverlust."
Sie lächelte freundlich.
Erschrocken sah er sie an und versuchte auch gar nicht seinen Schock zu verstecken.
"Und wer bist du?", fragte sie, und lächelte noch ein wenig mehr.
"B-Bucky... glaube ich...", gab er mit belegter Stimme zurück. "Kleine, woher kommst du?"
"Keine Ahnung... ich weiß nur, dass ich hier ständig aufwache, etwas mache und dann wieder alles vergesse."
"Erinnerst du dich, was du tust?"
"Ne-Nein... a-aber kannst du deinen Namen auf meinen Notizblock schreiben, damit ich es nicht vergesse? Bitte.", auf einmal schien sie verlegen.
"Ja, klar....", vorsichtig streckte er seinen Metallarm aus und nahm ihr den Block und den Stift ab, und schrieb seinen Namen auf das oberste Blatt.
"Danke, Bucky." lächelte Lia.
"Wie alt bist du, Princess?"
"Ich... ich glaube ich bin sieben...", sie begann sanft zu lächeln. "Und mein Name ist nicht Princess, Dummerchen."
Jetzt begann auch Bucky zu lächeln. "Es könnte aber dein Spitzname sein?"
"Aber klar, das geht.", lächelte sie und schrieb den Namen auf das Blatt, direkt unter Buckys Namen.
"Und du erinnerst dich an absolut gar nichts mehr?"
"Doch. Dinge die ich gelernt habe, wie verschiedene Sprachen oder Kampfsport und seltsamerweise auch Möglichkeiten jemanden zu töten, die vergesse ich nicht. Aber bitte, verurteile mich nicht. Ich habe noch niemanden getötet. Glaube ich. Ich weiß einfach, wie das geht. Und wo ich es gelernt habe, kann ich dir auch nicht sagen, ich weiß es nicht...", sie sah ihn mit großen, traurigen Augen an.
Er wollte sie gerade fragen, was das letzte war, an das sie sich erinnerte, da flog die Türe erneut auf. Schnell versteckte sie den Notizblock unter ihrem dreckigen Shirt.
"Soldatin, was tust du hier?"
"Ähm, Sir! Ich- ich habe mit-", stotterte sie und sah dann beschämt auf den Boden. "Es tut mir leid, Sir. Ich gehe wieder zurück in meine Zelle...", niedergeschlagen sah sie zu Bucky. "Auf wiedersehen, Bucky. Hoffentlich erinnere ich mich beim nächsten Mal noch an dich..."
"Auf wiedersehen, Princess. Ich hoffe, ich erinnere mich auch noch.", schwach lächelte er sie an.
Dann drehte sie sich weg, salutierte vor dem Soldaten der herein gekommen war, und huschte durch die Türe nach draußen.

"Wie könnt ihr es wagen, kleine Kinder zu benutzen?", zischte Bucky und sah den Soldaten wütend an.
"Soldat, Sie haben da gar nichts zu melden. Sie sind hier zum töten, genau wie die anderen."
"Die anderen? Gibt es etwa noch mehr?"
"Ich bin nicht befugt, Ihnen das zu sagen."
Urplötzlich zischte Buckys Arm hervor und begann den Soldaten zu würgen.
"Sagen Sie mir, ob es noch mehr wie mich gibt.", sagte er bedrohlich leise.
"Nein, nur noch die Kleine.", presste der Soldat hervor, als die Türe erneut aufsprang und noch mehr Soldaten herein stürmten, die Bucky von ihrem Kollegen weg zerrten und an den Stuhl fesselten. Dann bekam er einen Gummiring in den Mund, auf dem er rum beißen konnte, und ein seltsames Gerät schloss sich um seinen Kopf.
"Sie sollten nicht so viele Fragen stellen, Soldat.", murmelte ein Mann in besonderer Uniform, der Chef. Dann begann die Prozedur, vor der Bucky schon die ganze Zeit bangte. Er schrie und stöhnte vor Schmerz, dann verlor er das Bewusstsein und wachte als unbeschriebenes Blatt wieder auf.

Zur gleichen Zeit hockte Lia in ihrer Zelle auf der Pritsche und starrte das Blatt an, auf welchem noch immer die zwei Worte "Bucky" und "Princess" standen. Sie beschloss, dass sie Bucky noch beschreiben sollte. Und alles aufschreiben, was sie und er gerade erlebt hatten. Damit sie es ja nicht vergaß, und auch ihm wieder erzählen konnte.
Sie hatte gerade den letzten Punkt seiner Beschreibung fertig, und einen Blick auf die Uhr über ihrer Türe geworfen, da hämmerte jemand gegen die Türe.
"Soldatin!"
In Windeseile stopfte sie Notizheft und Stift in ihr Kopfkissen, welches sie unter dem Bezug mit einem Messer aufgeschnitten hatte, machte den Bezug wieder zu und legte sich drauf. Dann ging die Türe auf und zwei bewaffnete Soldaten kamen herein.
"Es wird Zeit für deine Medikamente.", sagte der eine und holte eine Spritze hervor.
"Jawohl Sir.", murmelte sie und entblößte ihren Arm, als sie jemanden brüllen hörte. "Bucky!", entfuhr es ihr und sie riss erschrocken die Augen auf. Was stellten die Soldaten mit ihrem Freund an? Sie- sie töteten ihn doch nicht etwa? Nein. Das konnte sie einfach nicht glauben.
"Was? Sprich deutlich, Soldatin!", fuhr der Soldat ohne Spritze sie an.
"Nichts, Sir. Verzeihung.", murmelte sie wieder und senkte den Blick.
Dann rammte der andere ihr die Spritze unsanft in den Arm und innerhalb weniger Sekunden verlor sie das Bewusstsein.

Zur gleichen Zeit wachte Bucky auf dem Stuhl wieder auf.
Sein Kopf schmerzte fürchterlich und angewidert spuckte er den Gummiring, den er im Mund hatte, aus. Er erinnerte sich an nichts mehr, hatte aber auch nicht das Gefühl, etwas vergessen zu haben.
"Soldat?"
"Erwarte Befehle."
"Gut.", der Boss stand erhobenen Hauptes vor ihm und fuhr mit seiner Instruktion fort. "Ihr werdet eine Partnerin bekommen, ein Mädchen welches Ihr als Tarnung benutzen könnt. Familien erregen wesentlich weniger Aufmerksamkeit. Mit ihr Gemeinsam könnt ihr in das Gebäude von der Organisation S.H.I.E.L.D gehen und den Direktor, Nick Fury umbringen. Keine Zeugen, aber auch keine unnötigen Toten."
"Wann beginnt die Mission?"
"Sobald Ihre Partnerin bereit ist."

Lia riss die Augen auf und saß sofort kerzengerade auf ihrer Pritsche.
Ihr Kopf pochte wie nichts gutes, und sie fühlte sich, wie durch den Fleischwolf gedreht. Und sie spürte es. Sie spürte, dass ihr Gedächtnis schon wieder abhanden gekommen war. Verzweifelt schlug sie auf ihr Kissen. Immer wenn sie ihre Medikamente bekam, fiel sie in Ohnmacht, vergaß alles und wachte mit höllischen Kopfschmerzen auf. Sie hatte auch schon mit ihrem Chef gesprochen, doch der hatte nur gemeint, dass es normal wäre. Noch während ihre Hand auf dem weichen Stoff lag, spürte sie, dass etwas hartes im Kissen steckte. Verwirrt machte sie den Bezug auf und zog aus dem Inneren des Kissens einen Notizblock. Verwirrt schlug sie ihn auf und begann den Text zu lesen, der dort geschrieben stand.

Hi Lia.
Ich weiß, dass du wieder alles vergessen hast. Woher ich das weiß? Weil ich du bin. Das klingt komisch, aber ich schreibe das hier, bevor du deine - oder vielmehr, ich meine - Medikamente bekommen hast. Es gibt einiges zu erzählen. Du hast vorhin einen jungen Mann kennengelernt. Sein Name ist Bucky.

Sie stoppte zu lesen, da "Bucky" in einer anderen Schrift geschrieben war. Den Text hatte sie selber geschrieben, das war klar. Aber wer hatte dorthin "Bucky" geschrieben? War es der geheimnisvolle Mann selber gewesen? Sie beschloss erst einmal weiter zu lesen. Vielleicht würden sich die Fragen von selber beantworten.

Und Bucky hat dir auch einen neuen Spitznamen gegeben. Und zwar "Princess". Ich weiß auch nicht warum, aber er wollte, dass es dein Spitzname wird. Aber ich will ihn dir beschreiben, damit du ihn wieder erkennst:
Es gibt eine Sache, die ihn sehr einzigartig macht. Er hat einen silbernen Metallarm und ganz, ganz viele Muskeln. Außerdem sind seine Haare etwas länger und braun. Er hat keinen Bart und ganz komische Augen. Aber nicht komisch komisch, sondern so mysteriös komisch. Er leidet auch an Gedächtnisverlust, genau wie du.
Aber jetzt genug von Bucky, zurück zu dir.
Du bist, vermutlich, sieben Jahre alt. Aber da bin ich mir nicht ganz sicher. Du kannst eine Menge Sprachen und bekommst jede Woche deine Medikamente, dann vergisst du wieder alles. Und das ist der Grund, warum ich mir überlegt habe, dass du jeden Tag aufschreiben könntest, was so passiert ist. Dann hast du ein Gedächtnis auf Papier. Das wäre doch sehr praktisch. Aber jetzt muss ich aufhören, weil gleich die Soldaten mit meinen Medikamenten kommen.
Bis Bald,
Dein Ich aus der Vergangenheit.

Schockiert sah Lia das Blatt an und stopfte das Heft wieder zurück in das Kissen.
Es fühlte sich an, als hätte ihr jemand zwanghaft Informationen ins Hirn gepflanzt. Sie konnte sich zwar weder daran erinnern, wie sie es geschrieben hatte, noch daran, wer Bucky war. Aber sie glaubte dem Text.
Dann ging die Türe mit einem lauten "Rums" wieder auf. Vier Soldaten stürmten herein und erschraken das Mädchen zu Tode.
"Soldatin?"
Lia sprang sofort auf und salutierte. "Erwarte Befehle, Sir."
Diese Benimmregeln hatte sie in ihrer Ausbildung gelernt, und gehörten auch zu den Dingen, die sie nie vergaß. Ihre Intuition warnte sie davor, den Gehorsam zu verweigern, nur weil sie jetzt ein Gedächtnis auf Papier hatte. Sie hielt es für besser, erst einmal so zu tun, als wäre nichts, bis sie die Möglichkeit bekam, mit Bucky zu reden.
"Soldat, antreten!", rief einer der vier in den Flur und gespannt beobachtete Lia, wie ein Oberkörper freier, junger Mann mit braunen Haaren herein trat. Sie verschluckt sich beinahe an ihrem Atem. Der Mann hatte einen Metallarm.
"Soldatin, dass ist Soldat Barnes. Sie werden gemeinsam mit ihm auf eine Mission gehen. Mehr brauchen Sie nicht zu wissen, den Rest erledigt Soldat Barnes."
"Jawohl, Sir."
"Da Sie beide als Familie auftreten sollen, lassen wir Sie einen Moment in Ruhe. In zehn Minuten geht es los. Soldat, tun Sie ihr nichts. Sie ist eine gute Soldatin."
Und mit diesen Worten verabschiedeten die vier Soldaten sich aus dem Raum und ließen Lia mit Soldat Barnes allein.

"Ähm, hi?", sagte sie vorsichtig.
"Hi.", kam die monotone Antwort sofort zurück.
"Soldat Barnes, könnten Sie sich wohl einmal setzen und so aussehen als würden Sie gleich sterben?"
Verwirrt sah er das Mädchen an, welches dort gegenüber von ihm auf einer Pritsche hockte.
"Nein."
Enttäuscht blickte sie ihm in die Augen. Und das verwunderte ihn auch, die anderen Soldaten mieden es immer, mit ihm direkten Augenkontakt aufzubauen.
"Okay, Soldat Barnes, ich bin ehrlich.", hob sie an und tatsächlich war er neugierig auf das, was sie sagte. Er hatte das Gefühl, sie zu kennen. Aber irgendwie auch nicht. "Ich leide an Gedächtnisverlust, genau wie Sie. Aber ich habe mir aufgeschrieben, was ich diesen Vormittag erlebt habe. Und zwar habe ich Sie kennengelernt. Aber als Bucky.", der Mann riss die Augen auf. Der Name Bucky klang in seinen Ohren so vertraut... "Ich bezweifle, dass Sie mir glauben, aber diese Soldaten sind gefährlich. Die mischen unsere Gedächtnisse auf, als wären das Smoothie-Mixer. Und-", während ihres Vortrags waren ihr die Tränen gekommen und schnell wischte sie die Tröpfchen aus ihrem kleinen Gesicht.
"Rede weiter, ich glaube, ich erinnere mich.", sagte Bucky das erste Mal in dieser Zeit, wo sie nun schon in dem Raum waren, einen zusammenhängenden Satz.
Sofort fuhr Lia fort. "Ähm, ich habe dich in einem Raum gefunden, und du hast dort auf einem Stuhl gesessen. Dann haben wir uns unterhalten, darüber, dass wir beide Gedächtnisverlust haben und darüber, woran ich mich noch erinnere. Und dann haben Sie mich "Princess" genannt und-"
"Princess!", rief Bucky so plötzlich auf, dass Lia beinahe von ihrer Pritsche fiel. Scheinbar hatte er seine Erinnerungen wieder.
"Erinnerst du dich..?", fragte sie vorsichtig.
"Ich glaube... schon."
Die Erinnerungen an das, was er vor der Prozedur erlebt hatte, prasselte nur so auf ihn ein und sein Kopf begann seltsam zu schwirren.
"Pass auf, wir müssen so tun, als wüssten wir von nichts, und dann können wir fliehen sobald wir bei unserem Auftrag sind.", wisperte Lia und sah Bucky hoffnungsvoll an.
Dieser nickte. "Und ich weiß auch schon, wo wir dann hin können."
"Ach ja?"
"Zu Steve. Steve Rogers."

Ende


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Gerade noch rechtzeitig ist mir eingefallen, dass ich ja heute noch einen Oneshot veröffentlichen muss.
Ich hoffe, er hat euch gefallen. Auf Nachfrage hin wäre ich auch übrigens durchaus gewillt, dem ganzen noch einen Teil 2 zu verpassen. Was meint ihr?
Hab euch lieb,
Thi

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