Ghost Mode (Avengers)
"Spider-Ling!", schrie ich einmal quer über das Schlachtfeld. "Schwing deinen Hintern hier rüber!"
"Hao Rong, ich bin fast zwei Jahre älter als du! Hör auf, mich Spider-Ling zu nennen!", meckerte Peter mich an, doch kam er um mich mit den drei Angreifern zu unterstützen, die mich umringt hatten.
Wir befanden uns in Santa Monica, in einem Kampf gegen eine neu entstandene Terrorzelle. Es war die blutigste Schlacht, die wir je hatten Kämpfen müssen. Es war das schrecklichste, was ich in meinem Leben je gesehen hatte. Und ich war mit Hydra aufgewachsen. Also hatte ich schon eine Menge gesehen.
"Ich nenne dich solange Spider-Ling, wie es mir passt, Parker.", sagte ich und schlug einem der Gegner meinen Ellenbogen ins Gesicht.
Im Gegensatz zu den meisten anderen hier, hatte ich, als die Tochter von zwei völlig unbedeutenden Chinesen, keine besonderen Fähigkeiten. Und auch keine krasse Rüstung, die mich beschützen konnte. Ebenso wenig konnte ich mich in ein grünes Monster verwandeln, oder durch die Gegend schwingen. Auch einen Metallarm oder Flügel hatte ich nicht. Ich war ziemlich normal.
Geboren war ich in Peking, doch die dort ansässigen Hydra-Agenten hatten mich mit bereits vier Jahren entführt. Mein Vater war damals ein Meister des Kung-Fus gewesen, und hatte an meinem dritten Geburtstag mit meiner Ausbildung in der Kunst begonnen. Doch mit meiner Entführung hatten sie ihn, meine Mutter und meinen jüngeren Bruder Hao Jinfa umgebracht. Danach hatten sie mich in einem Flugzeug nach Amerika gebracht, wo ich weiter in der Kunst des Kung-Fus, in der Chinesischen sowie der Englischen Sprache und einigen anderen Kampfsportarten unterrichtet wurde. So ging es weiter, bis ich vor einigen Jahren Bucky Barnes den Ausbruch aus einem der Hydra-Quartiere ermöglicht hatte. Im Gegenzug hatte dieser mich vor knapp zwei Monaten von dort befreit. Und seither lebte ich mit den Avengers, arbeitete mit ihnen und mittlerweile schienen sie mich akzeptiert zu haben.
"Leute, von Norden kommt eine neue Welle!", meldete sich auf einmal Sam über Funk. Peter griff mir unter die Arme und schwang sich mit mir in Richtung Norden. Dort trafen wir auf Steve, der bereits dabei war, die Gruppe der Angreifer auszudünnen.
"Wir kommen zu helfen!", rief Peter ihm entgegen und ließ mich auf den Boden etwas abseits ab, damit ich mich auf den Kampf vorbereiten konnte. Ich atmete einmal ein, sammelte mein Qi und begann mit dem Angriff Fliegender Berg des Jenseitigen - einer Kunst zu der man abwechselnd mit der Handfläche und der Faust zuschlug -, die ersten Angreifer zu attackieren.
So ging es eine ganze Weile gut, bis sich auf einmal fünf schwer bewaffnete Angreifer auf mich stürzten. Trotz meines gut ausgebildeten inneren Qis, schaffte ich es nicht, jedem der Angriffe auszuweichen, und einer von ihnen traf einen wunden Punkt an meiner Schläfe. Sofort sackte ich bewusstlos auf den asphaltierten Boden.
Als ich wieder zu mir kam, nahm ich noch immer Kampfgeräusche wahr.
Vorsichtig öffnete ich meine Augen und erblickte meine Freunde, die etwas weiter entfernt, noch immer kämpften. Sie sahen alle erschöpft aus - soweit ich das erkennen konnte. Mein Kopf schmerzte unglaublich und ich hörte mein Herz schneller schlagen, als gesund war.
"Ich glaube, im Treppenhaus brauche ich Hilfe...", hörte ich auf einmal Clint sagen und sprang aus dem Dreck auf.
"Ich komme!", sagte ich und rannte auf eines der höheren Gebäude zu, welche neben dem Platz, der das Schlachtfeld darstellte, erbaut waren.
Bis ins Treppenhaus schaffte ich es weitestgehend problemlos. Die Meisten der Terroristen waren so sehr damit beschäftigt, sich gegen die "großen" Gegner zu verteidigen, dass sie mich nicht einmal bemerkten. Ich rannte und rannte, doch dank der Schwebekunst, welche ich über die Jahre perfektioniert hatte, nahm ich schnell eine enorme Geschwindigkeit auf. Bald hatte ich also Clint erreicht und kämpfte an seiner Seite gegen den Ansturm an Angreifern, die weiterhin von oben strömten.
"Glaubst du, du könntest sie noch ein wenig hinhalten?", fragte Clint mich, als ich gerade mit Der Habicht fängt einen Hasen zwei Angreifer auf einmal die Stufen hinunter beförderte.
"Bist du etwa müde?", grinste ich.
"Unsinn.", widersprach Clint und schoss einen seiner Pfeile nach oben, wo dieser gleich drei Schädel durchdrang. "Ich würde nur nach unten gehen, und unten alle abfangen, die hier durchkommen oder einen Sturz überleben."
Ich nickte und trat einen der Terroristen über das Geländer, sodass dieser sich den Kopf auf dem Weg nach unten mehrmals anstieß.
"Der hat den Sturz nicht überlebt.", stellte ich dann fest, und ließ Clint Platz, damit dieser nach unten eilen konnte.
Gnadenlos kämpften die Avengers weiter. Doch die Zahl der Terroristen schien nicht weniger zu werden, und je länger ich das Treppenhaus allein sauber hielt, desto mehr schwanden meine Kräfte.
"Ich werde nach oben gehen, und herausfinden, woher die alle kommen!", sagte ich und trotz des Protests, der vor allem von Bucky zu hören war, kämpfte ich mich durch die Angreifer nach oben. Dorthin, wo sie alle herkamen. Dorthin, wo das Grauen seinen Ursprung hatte.
Ich öffnete die Türe und dann geschah es. Mit einem Mal wurde es erneut schwarz vor meinen Augen und ich spürte noch, wie ich gegen die Türe fiel und dann auf dem Boden landete. Ich hörte weiterhin Kampfgeräusche, doch bald darauf waren auch diese verschwunden.
Als ich nun wieder zu mir kam, hatten die Kampfgeräusche aufgehört.
Unsicher stand ich vom Boden auf und sah mich um. Die Wände in dem Raum vor mir waren eingestürzt, und Teile der Treppe im Treppenhaus fehlten. Das hielt mich jedoch nicht davon ab, nach unten zu eilen und auf den Platz - das Schlachtfeld -, zu gehen.
Wäre ich etwas klarer bei Verstand gewesen, hätte ich vielleicht bemerkt, dass jeglicher Schmerz aus meinem Körper verschwunden war. Doch ich war nicht klar bei Verstand. Daher merkte ich es auch nicht.
Ich erblickte meine Freunde, die sich alle auf dem Platz versammelt hatten. Peter und Tony hatten ihre Helme abgenommen und Bruce hatte sich zurück verwandelt. Doch alle sahen sehr niedergeschlagen auf. Ich meinte sogar, in Natashas Augen Tränen sehen zu können.
"Leute, wir haben gewonnen!", rief ich freudig und klatschte in die Hände. Doch keiner reagierte. "Wir haben gewonnen! HA! Avengers 1, Terroristen 0!", ich tanzte zu meinen Freunden rüber, doch keiner reagierte. Verwirrt sah ich sie an. "Leute? Warum seht ihr so traurig aus? Wir haben gewonnen!"
Plötzlich vernahm ich das metallene Flügelschlagen von Sam, der aus dem Hochhaus geflogen kam. Ich sah zu ihm hoch und stellte fest, dass er jemandes Körper in seinen Armen hielt. Sofort entwichen mir alle Gesichtszüge und ich sah mich panisch um. Wer war gestorben? Als Sam auf dem Boden aufsetzte, erkannte ich, wessen Körper er trug.
Es war meiner.
Meine Welt erbebte. Wie konnte Sam meine Leiche tragen, wenn ich doch hier war?
Plötzlich stoben die übrigen Avengers auseinander, und Bucky trat hindurch. Er hatte eine Platzwunde am Kopf, doch das schien ihn nicht zu stören. Er stürmte zu Sam und nahm ihm meinen Körper ab.
"Ich habe versprochen, auf sie aufzupassen.", flüsterte er und ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Was passierte hier?
"Hao Rong!", rief Peter jetzt auch und kam zu Bucky. Er klammerte sich an meine zerschlissene Kleidung und Tränen rannen aus seinen Augen. Der Schmerz in ihren Augen war unerträglich und mit jeder Sekunde, die ich es sah, zog sich mein Herz mehr zusammen.
Auf einmal fuhr ein schwarzes Auto vor, und Nick Fury kam heraus. Im Bruchteil einer Sekunde erfasste er die Situation und auch auf seine Züge legte sich Traurigkeit.
"Es tut mir leid, für euren Verlust. Hao Rong war eine gute Kämpferin.", sagte er.
"Noch viel wichtiger ist, sie war unsere Freundin!", fauchte Bucky und ich konnte das Leiden in seiner Stimme hören. Mit tränenerfüllten Augen rannte ich zu ihm und schlang meine Arme um ihn, doch er reagierte nicht. Er merkte es nicht einmal.
"Wir müssen ihre Leiche von hier fortschaffen.", sagte Fury leise und Bucky sank zu Boden.
"Nein, ich will nicht gehen! Bitte nicht! NEIN!", schrie ich verzweifelt, doch keiner hörte meine Schreie.
Steve ging zu Bucky und nahm ihm meine Leiche ab.
"Es tut mir leid, Buck.", flüsterte er noch, doch der Winter Soldier reagierte nicht.
"Hao Rong?" , erklang auf einmal eine Stimme hinter mir. Verwirrt drehte ich mich um und blinzelte ein paar Mal, um wieder klare Sicht zu erlangen.
"Wer sind Sie?"
Hinter mir stand ein älterer Mann, mit dunkler Brille, weißen Haaren und weißem Bart.
"Ich bin Stan Lee. Du hast gute Arbeit geleistet. Ich bin stolz auf dich.", er lächelte aufmunternd und trat auf mich zu, um meine Tränen fortzuwischen. Und auch, wenn ich diesen Mann gerade das erste Mal sah, fühlte ich mich sofort geborgen.
"Komm mit. Wir gehen nach Hause."
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