Die Liebe eines Bruders

~ Die Liebe eines Bruders ~

Vorsichtig fuhren die schlanken blassen Finger über die bärtigen Züge des Asgardianers. Wie der große Donnergott auf dem muffigen Sessel saß, vor sich hinschnarchte und ihn dabei die Chipskrümmel aus dem Bart fielen, bot einen jämmerlichen Anblick die den grünäugigen Besucher eindeutig missfielen!

"Was hast du nur selbst aus dir gemacht, Bruder?", fragte der Schwarzhaarige in die Stille und doch erklang seine Stimme nicht. Nun wo er nicht mehr als eine geisterhafte Erscheinung war...

Lange hatte er ihn nicht besucht, da er auch weiterhin versuchte sich in eine materielle Form zurückzubringen und doch noch keinen Lösungsansatz gefunden hat. Doch Loki dachte nicht daran aufzugeben, denn der Anblick seines in Selbstmitleid gefangenen Bruders Thor hielt ihn davon ab auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden!

Ein nicht hörbares Seufzen entwisch Loki und unzufrieden leckte er sich mit seiner gespaltenen Zunge über die Lippen. Wie sehr er es vermisste den Blonden zu provozieren, ihn schier den letzten Nerv zu rauben nur um danach ohne weiteres verziehen zu bekommen. Er würde es vor Thor nie zugeben, aber mochte er es, das ihn sein Bruder nicht lange böse sein konnte. Selbst wenn er den Weltuntergang herbei rufen würde - was er bei der ein oder anderen Situation auch tatsächlich getan hatte - .

Zärtlich strich er dem dickbäuchigen Gott über die Stirn und wandte seine Magie an ihm an. Erinnerungen spiegelten sich vor seinem Inneren Auge, zeigte die Wut mit welcher er damals einen geköpften lila Giganten zurückgelassen hatte und doch von Selbstvorwürfen zerfressen wurden war. Wie er seinen Kummer im Suff wegschwemmen wollte und schließlich sich selbst von allem distanzierte. In all dem Kummer und Schmerz leuchtete doch etwas so klar und Hell als wäre es der einzig rettende Leuchtturm. 

DIe Liebe z seiner Familie. Zu ihrer Mutter Freya welche eine Hexe und doch eine gerechte Knönigin war. An ihren Vater Odin, welcher in den letzten Stunden seines Todes mehr Güte und Verständnis gezeigt hatte, als je in seinem Leben. Und da war auch sein Bruder, welcher von Herzen geliebt wurde. Loki, ein zwiegespaltener und unberechenbarer Throndieb der auch vor den Untergang anderer Welten nicht halt machte!

Tränen bildete sich in Lokis Augenwinkel. Jetzt verstand er, warum Thor ihn immer vergeben hatte. Weshalb er immer wieder an das gute in dem Schwarzhaarigen appelliert hatte. Warum er ihn aus seinen zum scheitern verurteilten Taten errettete. Er liebte ihn, aber nicht als Bruder sondern für den Mann der er war...

Der Schwarzhaarige machte auf den Absatz kehrt und wandte dem bemitleidenswerten Donnergott den Rücken zu. Seine Schultern zitterten, die Hände hatte Loki zu Fäusten geballt. "W-warum...", nuschelte er erstickt.

"W-warum hast du e-es mir nicht eher gesagt!", rief er aus, doch konnte es keiner hören. Seine eigenen unterdrückten Gefühle brachen nun hervor. Hatte er sie solange unter den Deckmantel des Neides auf den Thron verbergen und sich selbst etwas vormachend deren Bedeutung entzogen. Nun zwangen sie ihn aber dazu das ganze Ausmaß des Leides seines Bruders zu enthüllen. ...Und sein eigenes Leid.

Doch wer sollte sie noch dafür anklagen? ...Es gab niemand mehr. 

Die Arme um sich gelegt, drehte sich Loki schüchtern nach seinem Bruder um, welcher noch immer schlief. Der Kummer hatte ihn sehr verändert. ...Und doch erkannte er noch immer den liebenswürdigen gutgelaunten Thor in ihm, welchen er sich bereits in Kindertagen verliebt hatte. Es war so eine so bittersüße verbotene und heimliche Liebe gewesen, es füllte viele niedergeschriebene Seiten in Lokis Büchern.

Langsam schritt er auf seinen Bruder zu, beugte sich hinab und hauchte einen Kuss auf dessen Stirn. Er zuckte nicht einmal im Traum. Mit einem gemurmelten Versprechen verschwand der Schemen Lokis.

"Ich werde zu dir zurückkehren, also bitte warte auf mich, Bruder..."

Written by -Notizbuch-

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