Power ~ Stephen Strange X Reader
Songimagine: Why won't you set me free? You got power over me.
Dein Atem geht rasend schnell, deine Haut glitzert im Licht des Kronleuchters an der Decke und dein Herz pocht gegen deinen Brustkorb. Eine Schweißperle rollt von deiner Stirn hinab auf die Spitze deiner Oberlippe, über die du reflexartig mit deiner Zunge fährst. Der salzige Geschmack dieses Tropfens, lässt dich laut hörbar aufseufzen und du blickst auf die zerknitterten Lagen unter und neben dir. Der Anblick entlockt dir ein Schmunzeln. Du schließt einmal kurz die Augen und atmest tief durch. Als die Luft deine Lungen füllt, verlangsamt sich dein Herzschlag wieder etwas und kehrt zu einem annehmbaren Tempo zurück. Ein Schauer überkommt dich, als ein Luftzug deine nasse Haut streift. Du krallst deine Zehen, wie du es zuvor auch in voller Extase getan hattest, presst deine klebrigen Schenkel zusammen und leckst dir über die Lippen.
Du vernimmst das leise Plätschern der Dusche nebenan und siehst verträumt auf die andere Bettseite. Deine linke Hand lässt du prüfend über die übrig gebliebene Kule gleiten. Gerne hättest du dich jetzt an andere nackte Haut geschmiegt, um dem Herzschlag zu lauschen und in einen sanften Schlaf gewogen zu werden. Du liebst es, wenn dich starke Arme umschließen, als wollen sie dich nie wieder gehen lassen. Als ließen sie es nicht zu, dass dir irgendein Leid geschieht. Du spürst, wie dein Körper plötzlich zu zittern beginnt und dich eine Woge von Emotionen überwältigt. Du umgreifst den Stoff krampfhaft mit deiner linken Hand, bis deine Knöchel weiß sind. Du merkst, wie sich Tränen in deinen Augen sammeln, worauf du schnell deinen Kopf schüttelst.
Das Klappern der Handschellen am Bettpfosten erinnert dich an das hier und jetzt. Man konnte es drehen und wenden, wie man wollte: Das war das Gefühl des berühmten Aftersexblues. Ein Hoch gefolgt von einem unfassbaren Schwall an Rührung und Trauer, dass die Verbindung mit dem anderen Menschen soeben gekappt worden war und dich als einzelnes, verschwitztes Individuum zurücklässt. Schnaubend drehst du dich über die Seite, bis deine Zehenspitzen den Boden berühren. Du fährst dir mit deinen Händen über dein Gesicht und ein feuchter Film bedeckt deine Handinnenflächen, nachdem du sie von deinem Gesicht entfernt hast. Seufzend blickst du auf den Boden und ortest dein Höschen zwischen einem Wirrwarr aus Kleidung. Mit einem beherzten Schwung stützt du dich von der Matratze des Bettes ab und gehst auf die besagte Stelle zu. Als der rote Stoff aufblitzt, nimmst du den Schlüpfer in deine Hände und streifst ihn über deine Beine hinauf zu deinen Hüften.
Dort sitzt er perfekt, wie angegossen - Der Grund warum du dich überhaupt für ihn entschieden hast - und umschmeichelt deine Hüften. Als du dich nach dem Hemd, welches zerknittert auf dem Boden liegt bückst, blenden dich die Strahlen der aufgehenden Sonne, welche durch die Gardinen ihren Weg in das luxuriöse Schlafzimmer finden. Du blinzelst einmal kurz und genießt die Wärme, die das Sonnenlicht spendet. Danach wirfst du dir das viel zu große weiße Hemd über, das nach Aftershave riecht. Du vergräbst deine Nase in dem Hemdkragen und nimmst einen tiefen Atemzug. Wie du diesen Geruch doch liebst. Vor allem liebst du es, wenn er deinen Nacken küsst und der herbe Duft in deine Nase gelangt.
Mittlerweile ist das Prasseln des Wassers erstummt und du schmollst beleidigt. Gerne hättest du ihn noch in die Dusche begleitet, aber er hat es immer so eilig. Du hast es vorgezogen noch etwas im Bett zu liegen und dich der Euphorie und der Erschöpfung hinzugeben. Er wiederum bervorzugt eine Abkühlung durch eine eiskalte Dusche. So ist er nun einmal. Bei Gott, er war noch nie ein Romantiker. Selten bleibt er noch eine Weile mit dir liegen, um das Geschehene ausklingen zu lassen.
Du knöpfst das Hemd zu, um deine nackten Brüste zu bedecken und stellst dich dann vor den großen Spiegel, der über seine Matt glänzende Kommode hängt. Deine Wimperntusche ist verwischt und deine Lippen immer noch etwas gerötet. Du fährst dir mit deinen Finger durch's Haar, um sie etwas in Ordnung zu bringen. Schließlich feuchtest du die Spitze deines Zeigefingers an und beseitigst das Maleur von Wimperntusche. Schließlich möchtest du nicht aussehen, wie ein Waschbär.
Die Tür zum Badezimmer kündigt sich mit einem leichten Quietschen an und du hörst das Geräusch von nackten Füßen auf dem Marmorboden unter dir. Schwungvoll drehst du dich in die Richtung des Bads und siehst einen Stephen Strange, dessen nasses Haar Tropfen auf seine nackten Schultern hinterlassen, während er an dem Band seiner Uhr rumfingert, um sie um sein Handgelenk zu legen. Du unterdrückst den Impuls dir auf die Lippe zu beißen und schreitest mit einem Lächeln auf den Doktor zu. Er hat sich frisch rasiert, das siehst du sofort. Auch der bekannte Geruch seines Aftershaves steigt dir in die Nase.
"Brauchst du vielleicht Hilfe?", neckst du ihn spielerisch, worauf er hektisch zu dir aufsieht. Mit einem lauten Seufzer gibt er sich geschlagen und streckt dir sein Handgelenk entgegen. "Für einen Chirurgen hast du aber wenig Fingerspitzengefühl", scherzt du verspielt, während du ihm die Uhr anziehst. Ein leises Lächeln umspielt plötzlich Stephens Mund, als er zu dir aufsieht.
"Gestern Nacht hast du dich nicht beschwert", antwortet er kokett, worauf du leicht rot anläufst und hektisch den Verschluss seiner Uhr schließt. "Hab ich dich etwa in Verlegenheit gebracht?", fragt er amüsiert und du beißt dir auf die Unterlippe. Er ist ein toller Liebhaber, das musst du ihm lassen, aber natürlich gönnst du ihm diesen Sieg nicht und versuchst das Thema umzulenken: "Wie wäre es mit Frühstück?" Stephen grinst breit, schüttelt dann jedoch mit dem Kopf.
"Ich muss zu der Konferenz heute, aber du kannst dich an allem bedienen, was du im Kühlschrank findest", bietet er dir an, als er auf seinen Schrank zugeht und einen Anzug heraus kramt. Du verschränkst beleidigt die Arme und pustest dir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
"Also habe ich die Wahl zwischen Naturjoghurt einem Apfel und einem Rest Sushi", erklärst du zerknirscht, als du Stephen dabei zusiehst, wie er in seine Anzughose schlüpft.
"Du hast doch sowieso keine Zeit für ein ausgiebiges Frühstück", entgegnet er Schulterzuckend, worauf du eine Augenbraue anhebst.
"Was meinst du damit?", fragst du ihn irritiert, während er sich ein hellblaues Hemd überwirft, das den perfekten Kontrast zu seiner dunkelblauen Anzughose darstellt.
"Mhm, ich dachte du hast heute Dienst. Habe ich mich wohl getäuscht", entgegnet er desinteressiert und knöpft sein Hemd zu. Du wiederum bist mehr als irritiert und beißt dir auf die Innenseite deiner Wange, bemüht nicht zynisch zu werden.
Du bist Schwester auf der Neurochirurgie und arbeitest in demselben Krankenhaus, wie Stephen. Dies ist auch der Grund für eure Bekanntschaft. Allerdings hattest du heute an deinem freien Tag erhofft, ihn mit Stephen verbringen zu können, oder dass er sich zumindest daran erinnert, dass du einen freien Tag hast...
Die gestrige Frühschicht war nämlich mehr als chaotisch gewesen und du bist dankbar für ein bisschen Entspannung an dem heutigen Tag. Aber alleine in Stephens Wohnung versauern? Das hattest du in deiner Tagesplanung nicht einkalkuliert. Gekränkt lässt du den Kopf hängen, achtest allerdings darauf, dass er davon nichts mitbekommt.
"Tja, ich... Ich schätze wir sehen uns dann morgen in der Nachtschicht", erwiderst du trocken, bemüht nicht frustriert zu klingen. Stephen schaut kurz über seine Schulter und nickt zustimmend.
"Komm gut nach Hause", entgegnet er nur, streift sich das Jacket über und läuft an dir vorbei, ohne einen erneuten Augenkontakt herzustellen.
"Vergiss bitte nicht die Alarmanlage zu aktivieren, wenn du gehst", ruft er noch in deine Richtung, als er durch die Schlafzimmertür geht und dich kommentarlos stehen lässt.
Plötzlich fühlst du dich wie bestellt und nicht abgeholt. Du kannst das Gefühl von kleinen picksenden Nadeln in deiner Magengegend nicht leugnen und fummelst unruhig an der Knopfleiste des Hemdes herum.
Eigentlich müsstest du doch mit diesem Ablauf vertraut sein. Doch egal, wie oft solch eine Situation schon vorgekommen war, sie kränkt dich immer noch.
Wieso, denkst du dir, nimmt er sich nicht einmal Zeit, um in Ruhe mit mir zu frühstücken? Wenn es sich schon um eine Langzeitaffäre handelt, kann er doch auch wenigstens mal einen Kaffee mit mir trinken und mich nicht nur ans Bett ketten?
Zugegeben. Der letzte Gedanke kommt von der Zynikerin in dir.
Dein Blick gleitet auf den Wecker, der auf dem Nachttisch neben dem unverschämt teuren Bett steht. Es ist fast schon 8:00 Uhr. Du hast kein Interesse daran Stephens Reinigungskraft über den Weg zu laufen, wobei dann nur peinliche Stille und ein Schlagabtausch von wertenden Blicken die einzige Kommunikation zwischen euch sein würde. Vielleicht bis auf ein gespielt vergnügtes: "Guten Morgen" würde sonst kein verbaler Austausch stattfinden.
Den offensichtlichen Gedanken in ihrem Gesicht zu lesen und zwar dass du eine "verdammte Schlampe" bist, erscheint dir weniger erstrebenswert. Seufzend schälst du dich wieder aus seinem Hemd und presst dein Gesicht ein letztes Mal in den weichen, wunderbar riechenden Stoff. Wieso zum Teufel riecht dieser Mann so gut? Und wieso zum Teufel verdreht er dir so den Kopf?!
Die aufsteigende Frustration in dir ist kaum zu bändigen, als du dich in dein geblümtes Kleid quetschst und deine Schuhe unter dem Bett hervorkramst. Immerhin kannst du sein Loft in bequemen Sneakern verlassen und kannst dir die Blöße sparen, auf wackeligen Beinen in Richtung Ausgang zu schreiten. Du fragst dich des öfteren was Stephen wohl von deiner Wohnung halten würde. Sie ist zwar klein aber fein und hat eine wunderschöne Dachterrasse, auf der du mehrere Blumen und Tomaten herangezüchtet hast. Aber ob Stephen viel für Blumen übrig hat? Vermutlich nicht. Mal ganz abgesehen davon, dass du ihm niemals so etwas wie Luxuoriösität bieten könntest. Bei dir gäbe es keine Gänge zu teuren Restaurants und Uhren in einem Wert von 10.000 Euro, sondern eine hervorragende Lasagne und nette Couchabende. Aber du musst einsehen, dass das wohl nicht der Alltag ist, den sich Doktor Stephen Strange, promovierter Chirurg, in seinem Leben wünscht.
Du ergreifst deine Tasche von der Kommode und siehst dich ein letztes Mal in seinem Schlafzimmer um. Dieses war gestern Nacht Zeuge geworden von unglaublicher Lust und Leidenschaft. Ja verdammt... Der Sex mit ihm ist gut, aber du musst dir von Tag zu Tag eingestehen, dass du wünschtest, dass dort mehr zwischen euch wäre, als klimpernde Handschellen, aufreizende Dessous und der ein oder andere Klaps auf den Hintern, wenn ihr euch in den Gängen des Krankenhauses unbeobachtet fühlt. Selbst in deinem furchtbaren Kassak schien Stephen die attraktiv zu finden, allerdings achtet er auf eine präzise Professionalität am Arbeitsplatz. Für dich bedeutet das meistens, dass er dich zum Schichtbeginn begrüßt, dir mal ein Augenzwinkern schenkt oder ein imperatives "Absaugen und Tupfen, Schwester!" im OP von sich gibt. Nicht gerade der Stoff aus dem eine Beziehung gemacht ist. Oh Gott - Hast du gerade wirklich an eine Beziehung gedacht?
"Sei nicht albern!", schimpfst du mit dir selbst, als du auf den Weg in das Wohnzimmer des Doktors bist. Jedesmal, wenn dich solche Gedankengänge plagen, könntest du dir eine verpassen. Aber du kannst nun einmal nicht leugnen, dass du möglicherweise mehr für Stephen empfindest, als nur eine körperliche Anziehung. Umso mehr schmerzt es dich, wenn er an Morgen wie diese, einfach das Schlafzimmer verlässt, die heiße Nacht und seinen wundervollen Höhepunkt vielleicht im Hinterkopf behaltend, und sich auf den Weg zu einem Vortrag macht.
"Wenn er dann noch einen Gedanken an mich verschwendet", murmelst du säuerlich. Du siehst noch einmal aus den großen Fenster hinunter auf das Panorama der Stadt und knabberst an der Innenseite deiner Wange. Du erinnerst dich noch gut, als er dich das erste Mal mit nach Hause genommen hatte und du das erste Mal diese Aussicht genießen durftest.
Damals hattest du in deinem eleganten schwarzen Jumpsuit hier gestanden und nervös ein Rotweinglas umklammert, während du auf die Skyline sahst. Der Geschmack der süßen Traube prickelte noch auf deiner Zunge, als Stephen sich zu dir gesellte und du ihm nur ein nervöses Lächeln schenken konntest. Doch statt die Aussicht zu begutachten, hatte er nur einen Blick zu dir geworfen und mit einem leisen Schmunzeln die Rundungen deines Gesichtes betrachtet. Du erinnerst dich auch noch gut an den Klang des Weinglases, das er auf dem Tisch neben euch abgestellt hatte und plötzlich seine warmen Handinnenflächen auf deine Oberarme legte. "Gefällt es dir?", hatte er in dein Ohr geflüstert und eine Haarsträhne hinter dein Ohr gestrichen. Herr... Seine Stimme hatte deine Knie ganz weich werden lassen. Als du dann noch seinen heißen Atem auf deiner Haut spürtest, war ein Schauer über deinen Rücken gelaufen. Du erinnerst dich noch gut an seine Hände, die deine Haut streichelten und an das leise Lachen, als du erneut einen Schluck Wein nahmst, da die Aufregung in jedem Glied deines Körpers zu spüren war. Vor allem, als er beherzt dein Glas in seine Hand nahm und dieses selbstverständlich zur Seite stellte, um sich ohne Umschweife wieder dir zu widmen. Sofort hattest du geahnt, was dir blühte. Als plötzlich seine Lippen begannen die Haut in deinem Nacken zu berühren, machte sich ein aufregendes Kribbeln in deiner Magengrube breit. Du weißt noch zu gut, wie du deinen Körper anspanntest, besonders dann als er plötzlich die weiche Haut an deinem Hals zu küssen begann. Währenddessen legte er seine Hände auf deine wohlgeformten Hüften und strichen plötzlich über deine Taille. Als du leise zu wimmern begannst, war die eine solche Genugtuung für den Doktor, dass er plötzlich seine Hände zu deinem Hintern wandern ließ. Du weißt noch, wie du unter dieser Berührung zucktest, doch seine Berührungen waren so... sanft und zärtlich. Von nichts ließ er sich beirren, als er deine weiblichen Rundungen erkundete.
Leise Jazz-Musik spielte damals im Hintergrund und das Licht in seinem Loft war gedämmt und warm. Dir stieg deutlich die Hitze zu Kopf, als er dich plötzlich zu sich umdrehte und mit seinen Finger über dein Gesicht fuhr. Zuvor hattest du ihn immer als einen kühlen Arzt erlebt, der immer einen klaren Kopf bewahrte und sich nur für seine Arbeit interessierte. Aber in diesem Moment warst du ihm vollkommen ausgeliefert, lerntest eine andere Seite von ihm kennen. Wie er dann plötzlich langsam sein Gesicht deinem näherte, während er deinen Kopf hielt, hat sich bis heute in deinem Kopf eingebrannt. Seine stählernen Augen musterten dich begierig, aber der erste Kuss den er dir schenkte war so... Leidenschaftlich, aber nicht stürmisch. Alles an diesem Mann hat Klasse, sogar dieser erste wundervolle Kuss. Unschuldig war er bei Gott nicht, aber es dauerte eine Weile, bis du plötzlich seine Zunge in deinem Mund spüren konntest.
Du weißt gar nicht mehr, wer von euch den Reißverschluss deines Overalls gelöst hatte. Aber du erinnerst dich noch daran, wie Stephen plötzlich die Träger von deinen Schultern schob und du in deinem BH vor ihm standest. Wie er den Kuss löste, um dein Dekolleté und deinen Hals mit Küssen zu bedecken. Und obwohl du auch gerne ihn ausgezogen hättest, löste er seine Fliege schneller und knöpfte seinen Hemdkragen auf.
Alles was danach passiert war, ist heute deine Erinnerung an eure erste gemeinsame Liebesnacht. Wobei das Wort "Liebe" wohl eher fehl am Platz ist.
Du tippst auf dem Bildschirm der Alarmanlage herum, bis sie aktiviert ist. Danach verlässt du mit schnalzender Zunge Stephens Eigenheim. Dieser Abschied ist immer bittersüß - Bitter, weil dir nie die gemeinsame Zeit danach vergönnt ist und süß, weil es wahrscheinlich bald erneut eine solche Nacht geben wird.
Summend schlenderst du durch das Treppenhaus. Du hattest dich entschieden heute auf eine Fahrt mit dem Fahrstuhl zu verzichten, denn dir würde etwas Bewegung gut tun. Den Kopf frei kriegen und irgendwie deinen freien Tag genießen. Aber diesen bittersüßen Geschmack auf deiner Zunge, den wirst du nicht los.
Als du an diesem Abend alleine zuhause auf deiner Couch sitzt und einen grünen Tee schlürfst, ertappst du dich dabei, wie du mehrmals auf den Bildschirm deines Handy starrst. Du kannst nicht leugnen, dass du dir erhoffst, eine Nachricht von ihm zu erhalten. Eine Nachricht, die mehr Inhalt besitzt, als nur über sexuelle Anspielungen zu philosophieren. Vielleicht würde er dir ja erzählen, wie das Meeting gelaufen ist? Aber natürlich erhältst du nichts dergleichen. Wieso auch? Du bist doch nur Stephens Wochenendfick. Dieser Gedanke versetzt dir einen Stich, doch du zwingst dich dazu, dich dieser Realität zu stellen. Was bringt es denn das Ganze zu leugnen? Du beginnst zu verstehen, dass er dir wohl mehr bedeutet als dir lieb ist und es besser wäre all das zu beenden. Aber... Dazu hast du einfach nicht die Kraft. Stephen Strange hatte sich bereits in dein weibliches Gehirn gefressen und würde nicht so schnell wieder dort verschwinden. Seine Küssen hatten Spuren auf deiner Haut hinterlassen, seine Hände prickelnde Abdrücke. Dieser Mann hatte dich bereits mit Haut und Haaren in seinen Händen, seit du ihn das erste Mal gesehen hast. Und das ist nun schon fast 5 Jahre her.
Plötzlich beginnen deine Hände zu zittern und du musst die Tasse in deinen Händen abstellen, aus Angst sie fallen lassen zu können. Am liebsten möchtest du dich nur noch verkriechen. Kopfschüttelnd begibst du dich daher zu Bett, und vermummst dich in deiner Decke während du die Wand anstarrst. Wieso zum Teufel, denkst du dir, wieso zum Teufel er?
Als du am nächsten Tag ins Krankenhaus zu deiner Nachtschicht kommst, bist du ganz schön geknickt. Zwar hattest du versucht deine Stimmung etwas zu heben, indem du dir zuvor mal wieder deinen Lieblingskuchen aus deinem Lieblingscafé gegönnt hattest, aber der Versuch war kläglich gescheitert. Deine Gedanken kreisen immer noch um den gestrigen Tag, allerdings versuchst du natürlich dir nichts anmerken zu lassen, als du ins Schwesternzimmer gelangst.
Ruby allerdings, die Schwester aus der Spätschicht und Krankenschwester seit über 30 Jahren, schiebt skeptisch ihre Brille auf die Nase, als sie dich erblickt.
"Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?!", fragte sie, ohne dass ein "Hallo" oder "Guten Abend" über die Lippen kommt.
"Ist es so offensichtlich?", fragst du scherzhaft, als du deine Tasche auf einen freien Stuhl fallen lässt und direkt den Kaffeekocher anvisierst, um sicherzugehen, dass noch etwas Kaffee in der Kanne ist.
"Meine Augen sind zwar nicht mehr die Besten", stellt Ruby klar, "Aber das sieht ja selbst ein Blinder."
Du zuckst mit den Schultern, während du dir etwas Kaffee in eine Tasse gießt und dich dann wieder tz Ruby umdrehst. Es passt dir so gar nicht, dass du so leicht zu durchschauen bist und versuchst daher, das Thema zu wechseln: "Wie steht es?"
"Ruhig", brummt Ruby, als sie die letzten Notizen macht und dann die Patientenakte wieder zusammenklappt. Du nickst zufrieden und zeigst einen Daumen nach oben.
"Dann werde ich mich wohl mal umziehen... Welcher Arzt hat denn heute Dienst?", fragst du noch, während du in eure "Umkleide" gehst, die nichts weiter ist, als ein kleines Kabuff mit Spinden.
"Strange", kommt nur die knappe Antwort der rüstigen Krankenschwester, worauf du deine Augen zusammenkneifst. Natürlich. Insgeheim hattest du gehofft, dass vielleicht jemand den Dienst mit ihm getauscht hätte, aber das wäre ja zu viel verlangt. Doch wenn dir das Glück hold ist, wirst du ihn sowieso nicht all zu oft zu Gesicht bekommen. Es sei denn ein Patient entschied sich dazu, plötzlich in der Nacht Faxen zu machen.
Du verabschiedest Ruby nach der Übergabe sachgemäß und siehst dir dann zunächst in aller Ruhe Patientenakten an. Dir selbst immer einen Überblick zu verschaffen ist dir sehr wichtig. Außerdem lenkt dich das Lesen auch von Stephen ab, der jeden Moment hereinkommen würde, um sich gegebenenfalls nach der aktuellen Lage zu erkundigen. Natürlich dauert es auch nicht allzu lang und deine Befürchtung tritt tatsächlich ein.
"Guten Abend", erklingt plötzlich eine tiefe Stimme, als du gerade in den Akten versunken bist und erschrocken zu ihm aufschaust. Er trägt bereits seinen blauen Kassak, darüber einen weißen Kittel. Wieso eigentlich haben Männer in Uniformen immer so eine anziehende Wirkung?!
"Hallo Herr Doktor", begrüßt du ihn peinlich berührt und erhebst dich vom Stuhl. Ihr beide zieht es vor einander zu sietzen, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Stephen, der immer noch im Türrahmen steht, reckt seine Nase in die Luft und schnuppert einmal ausgiebig.
"Kaffee?", fragst du wie aus der Pistole geschossen, worauf er zufrieden nickt.
"Sie können Gedanken lesen", erwidert er, worauf dir plötzlich das Blut in die Wangen schießt. Hastig drehst du dich um und läufst zielstrebig auf den Kocher zu. Wieso bringt er dich eigentlich noch dazu zu erröten? Dieser Mann sollte verboten werden!
Eilig schüttest du den Kaffee in eine Tasse und drehst dich dann zu Stephen um. Als du ihm die Tasse übergibst, berühren sich eure Fingerspitzen für einen kurzen Moment und du spürst das Knistern förmlich in der Luft. Auch wenn er dir im Krankenhaus immer distanzierter vorkommt, als er es sowieso schon ist, löst eine kurze Berührung dennoch unglaublich viel bei dir aus. Stephen jedoch nimmt die Tasse kommentarlos an und nimmt einen großen Schluck, während er die Akten fokussiert.
"Sieht nach einer ruhigen Nacht aus... Ich hasse Nachtschichten", murmelt er verächtlich. Stephen ist ein Arbeitstier, wie kein anderer. Wenn er mal nichts zu tun hat, langweilt er sich furchtbar und wird nahezu ungenießbar. Gerne korrigiert er auch die anderen Ärzte im Team und untergräbt ihre Autorität. Schon schnell hast du gelernt: Je komplizierter ein Fall, desto besser.
Ohne ein weiteres Wort an dich zu verlieren, verlässt er das Schwesternzimmer und lässt dich einfach stumm dastehen, wie eine steinerne Statue. "Wie immer auf dem Abstellgleiß... ", denkst du stumm und schaust ein dem Fenster hinaus in die Nacht.
Am nächsten Morgen sitzt du mit Nackenschmerzen auf deinem Stuhl und wartest auf deine Ablösung. In der Nacht ertönte dreimal die Klingel, aber nie war es etwas weltbewegendes gewesen. Dafür bist du dankbar. Du reckst dich einmal ausgiebig und gähnst laut auf, als deine Kollegin endlich durch die Tür tritt und die freundlich begrüßt. Du erklärst ihr die Situation und ziehst dich dann auch sofort um. Dein Bett ist gerade das, wonach du dich am meisten sehnst. Nachdem du dich umgezogen hast, verabschiedest du dich gemäß und schlenderst mit der getragenen Arbeitskleidung in der Hand in Richtung Aufzug.
Dort angekommen drückst du auf den Pfeil, welcher nach unten gerichtet ist, und wartest geduldig, bis der Aufzug sich mit einem lauten "Bimm" ankündigt. Du atmest erleichtert auf, als du feststellst, dass er komplett leer ist und trottest mit müden, geschwollenen Augen in den Aufzug hinein. Du lehnst dich gegen das kalte Metall und drückst auf die Taste "E", welche dich nach unten führen soll. Dann schließt du deine Augen, als du zufrieden feststellst, dass sich die Türen des Aufzuges schließen. Doch kurz bevor die Türen komplett zufallen, schlängelt sich in letzter Sekunde eine Hand zwischen den Spalt, worauf du mit hochgezogener Augenbraue hinüber siehst. Als sich die Türen wieder öffnen und einen Überblick über die Station erlauben, steht niemand anderes vor dir, als der berüchtigte Neurochirurg. Er trägt eine dunkle Hose, dazu ein helles Hemd mit einer Strickjacke darüber. In einer Hand trägt er eine lederne Tasche, in der anderen seine Jacke.
"Morgen", begrüßt er dich, als er in den Aufzug zu dir tritt und sich zu dir gesellt. Die Luft knistert wieder deutlich und deine Müdigkeit schlägt schlagartig um in absolute Aufregung. "Guten Morgen, Doktor", entgegnest du steif und blickst verstohlen in deine Richtung. Als die Türen des Aufzuges wieder zufallen, bist du erleichtert deine Fassade nicht mehr aufrecht zu erhalten. Dein Gesicht entspannt sich und du murmelst: "Wie geht's?" Stephen schaut zu dir herüber und murmelt ein erzwungenes "Mhm".
Diese Antwort ist nicht gerade sehr zufrieden stellend. Daher kannst du es nicht lassen, es erneut zu versuchen: "Ähm...Hättest du Lust auf einen Kaffee? Zwar war die Nacht nicht besonders strapazierend, aber für eine heiße Tasse Kaffee würde ich töten!"
Stephen sieht nicht einmal zu dir herüber, als er seine Armbanduhr kontrolliert und kopfschüttelnd antwortet: "Tut mir Leid, Y/N. Aber ich habe keine Zeit."
Du beißt dir auf die Lippen. Natürlich - Stephen hat gottverdammt nochmal für solche Kleinigkeiten niemals Zeit! Wenn er dich schon flach legt, kann er dich doch wenigstens mal auf einen Kaffee begleiten?!
"Und heute Abend? ", versuchst du es, so gefasst wie möglich erneut und siehst zu ihm. Er verengt jedoch nur seine Augen, bevor er entgegnet: "Ähm, ich muss heute Abend zu einer wichtigen Abendveranstaltung. Aber wie wäre es mit morgen?"
Überrascht über diesen Vorschlag, setzt du gerade zu einer Antwort an, als ihr auch schon das Erdgeschoss erreicht, sich die Türen schlagartig öffnen und Stephen mit großen Schritten hinaus stapft und dir im Vorbeigehen einen schönen Tag wünscht. Da ist es schon wieder... Dieses Gefühl auf dem Abstellgleiß zu stehen. Und trotzdem zieht es dich immer wieder zu ihm... Warum eigentlich? Es ist ja nicht so, als hätte er Macht über dich... Oder doch?! Haare raufend verlässt du den Aufzug und läufst gekränkt an dem Emofangstresen vorbei. Dein Blick fällt dabei immer noch zu Stephen, der die Treppe hinunter in die Parkgarage nimmt und leichtfüßig hinunter läuft. Er wirkt dabei so sorglos und überhaupt nicht betrübt.
In dir sieht es leider anders aus...
Die nächsten Tage vergehen für dich nur quälend langsam. Zwar genießt du die gewonnene Freizeit, aber von Stephen hörst du nichts. Keinen Anruf, keine SMS... Nichts. Die Frustration in dir ist kaum auszuhalten und es zerfrisst dein Innerestes. Du beginnst dich immer mehr zu fragen, wieso du dich nur auf ihn eingelassen hattest und nun nicht mehr von ihm los kommst.
Wie er dich mit seinem Charme und seinem Intellekt verführt hatte, wie er dich ansieht, wenn du nackt vor ihm stehst, wie zärtlich er ist, wenn er dir einen Kuss auf die Lippen gibt... Dieser Mann scheint sich mit jeder Synapse verankert zu haben, die in deinem Cerebrum existiert. Du fühlst dich wie eine Marionette und Stephen ist der Puppenspieler, der nach und nach die Fäden zieht. Und auch wenn du gerne wütend auf ihn wärst, kannst du es nicht sein. Egal, wie oft er dich ignoriert, oder dir absagt, du kannst nicht anders, als ihn dennoch schmachtend anzusehen und wie ein ungeduldiger Teenager auf eine Nachricht von ihm zu warten.
Als du nach dem dritten Tag immer noch nichts von ihm hörst, versuchst du dir einzureden, dass er doch bestimmt einfach nur ein vielbeschäftigter Mann ist und seinen Vorschlag, den Abend mit dir zu verbringen, bestimmt nicht absichtlich vergessen hast. Wieso aber hast du auch gleichzeitig das Gefühl, dass du dich selbst belügst?
Aber den Gedanken versuchst du nicht zu sehr zu dir vordringen zu lassen, denn es schmerzt zu sehr.
Auch als du wieder zur Arbeit gehst, hoffst du auf ein bisschen Ablenkung, um nicht mehr ständig über Stephen Strange nachdenken zu müssen. Außer vielleicht, wenn ihr gemeinsam im OP wärt, oder du ihm dabei zuhörst, wie er die Prognose eines Patienten stellt. Doch natürlich kommt alles anders als du es erwartet hast. Und zwar so heftig, dass du meinst man schlägt dir den Schädel ein.
Nichts ahnend betrittst du eure Station und eine betretende Christine Palmer kommt dir entgegen. Verwirrt siehst du auf das sonst so hübsche Gesicht der Ärztin, die nun furchtbar betrübt drein blickt, ihre Augen sind aufgequollen und sie sieht aus, als hätte sie tagelang nicht geschlafen.
"Guten Morgen", begrüßt du sie, so wie du es sonst auch tun würdest. Verwirrt hält sie inne und sieht plötzlich zu dir auf. "Ach du bist es", seufzt sie und fährt sich mit den Händen über's Gesicht. "Ist alles in Ordnung?", fragst du besorgt und führst deine Augenbrauen zusammen. Anhand von Christines Blick siehst du, dass sie mit den Tränen kämpft. Sie presst ihre Lippen aufeinander und sieht dann in dein Gesicht.
"Hast du es noch nicht gehört?"
"Was sollte ich denn gehört haben?", fragst du verunsichert und spürst, dass sich die Besorgnis in dir ausbreitet.
"S-Stephen er... Er hatte einen Unfall", kommt es ihr nur schwerfällig über die Lippen und dein Herz rutscht dir in die Hose. Schlagartig krampft sich alles in dir zusammen und du fühlst dich wie betäubt.
"Ja aber... Ist er?!", stotterst du angsterfüllt und deine Hände beginnen zu zittern. Christine schüttelt schnell den Kopf und ein großer Stein fällt von deinem Herzen. "Herr im Himmel", denkst du dir nur und streichst dir durch die Haare.
"A-Aber was ist denn passiert?! Wie geht es ihm?", stammelst du aufgebracht, worauf Christine dich nur mit gläsernen Augen ansieht. "Er hatte Glück im Unglück. Er hat die Kontrolle über seinen Wagen verloren und ist mit seinem Auto in die Tiefe gestürzt... Er hatte Glück, dass er überlebt hat. Aber seine Hände... Naja..." Sie gerät ins Stottern, als sie beginnt von seinen Verletzungen zu erzählen und dass Stephen in keiner guten psychischen Verfassung ist und momentan keinen Besuch möchte. Zudem berichtet sie dir auch, dass Stephen seine Hände niemals wieder so benutzen kann, wie er es noch vor einer Weile getan hatte. Das alles ist etwas, was du erst einmal verdauen musst. Der Schock sitzt tief in deinen Knochen, als Christine ihre Erzählung beendet und du kannst kaum fassen, was deine Ohren gerade vernommen haben. Stephen wird nie wieder als Arzt praktizieren können.
"Verdammte Scheiße", hauchst du nur, worauf Christine zustimmend nickt. "Ich werde mich dann auch mal nach Hause begeben... Es war eine harte Nacht", erklärt sie völlig fertig und verabschiedet sich von dir, als sie mit den Händen in den Taschen den Gang entlang schlurft. Du stehst dort wie angewurzelt und bist komplett sprachlos. Plötzlich fühlst du dich schlecht, ihn vorher für das Fehlen seiner Nachrichten verantwortlich gemacht zu haben. In einer unbeobachteten Sekunde trittst du volles Pfund gegen einen Colaautomaten und beißt dir dann auf die Knöchel deiner rechten Hand, um einen wütenden Aufschrei zu unterdrücken.
Die nächsten Wochen sind für dich reine Folter. Immer wieder hörst du etwas über den Genesungszustandes des Arztes, ohne ihm einen Besuch abstatten zu dürfen. Das macht dich völlig fertig. Gerne hättest du ihn gesehen, hättest ihm beigestanden, aber du weißt natürlich, dass es nicht das ist was Stephen momentan möchte. Einfach auch weil das Risiko, dass irgendjemand Verdacht schöpfen könnte, zu groß ist.
Am Tag seiner Entlassung entschließt du dich ihn zu besuchen. Christine hatte dir von dieser berichtet, als du sie wieder getroffen hattest und du beschließt an dem Abend, bei Stephen vorbeizusehen und dich nach ihm zu erkundigen. Du besorgst einen Strauß Blumen, nachdem du dir eingeredet hattest dass es nicht zu albern ist und hast eine teure Flasche Rotwein bei dir, als du an diesem Abend zu seiner Wohnung fährst. Zwar klopft dein Herz wie wild, als du die Treppen zu seinem Loft nimmst, aber du kannst es nicht erwarten ihn endlich wiederzusehen und vielleicht auch für ihn da zu sein.
Als du vor seiner Tür stehst, zittern deine Hände wie verrückt. Nicht nur vor Aufregung ihn wiederzusehen, sondern auch aus Angst, dass ein anderer Mensch vor dir stehen könnte. Ein Mensch, den du vielleicht nicht wiedererkennst. Mit pochendem Herzen betätigst du die Klingel an seiner Tür. Es vergehen einige Sekunden, doch niemand öffnet dir. Du lehnst daher deinen Kopf leicht nach vorne und horchst einmal. Aber er muss doch zuhause sein! Beherzt legst du noch einmal deinen Zeigefinger an die Klingel und diesmal ertönt eine laute, aufgebrachte Stimme: "Christine! Du hast doch den Schlüssel zu meiner Wohnung!"
Schwere Schritte nähern sich der Tür, die mit einem Male mit einem Ruck aufgerissen wird. Als du Stephen Strange nach so langer Zeit wieder erblickst, wird dir ganz anders. Sein Gesicht ist fahl und eingefallen, ein Vollbart ziert sein Kinn, seine Haare sind zerzaust und ungeschnitten. Er trägt einen Bademantel, darunter légere Kleidung. Es ist fast so, als stünde ein Geist vor dir und nicht der Doktor, der dich einst in seinem Anzug gekleidet zum Sex verführt hatte. Innerhalb von Sekunden begutachtest du seine narbigen Hände und unterdrückst den Impuls, schockiert die Augen aufzureißen.
"Stephen", rutscht es dir heraus, nahezu sprachlos. Dein Gegenüber schenkt dir jedoch nur einen verächtlichen Gesichtsausdruck. "Was zum Teufel machst du hier?", giftet er dich an und in seinen Augen blitzt purer Zorn auf. "I-ich", stotterst du, "Ich wollte nach dir sehen." Zynisch beginnt Stephen zu grinsen, bevor er eine seiner Hände in den Nacken legt und antwortet: "Reizend, aber ich brauche keinen Babysitter." Noch nie, hatte er in einem solchen Ton mit dir geredet. Noch nie. Und daher weichst du auch instinktiv einen Schritt zurück.
"Verzeih mir, das ist doch auch nicht meine Absicht... Ich habe dir Blumen mitgebracht", murmelst du kleinlaut und streckst ihm den Strauß Rosen entgegen. Diesen begutachtet Stephen nur kurz mit seinen Augen, bevor wieder seine aufbrausende Wut entflammt wird: "Blumen? Was soll ich mit Blumen?!"
Verdattert starrst du ihn an: "Okay, okay. Dann keine Blumen, I-ich..."
"Wieso", unterbricht er dich schnippisch, "Kreuzt du überhaupt hier auf?"
Völlig sprachlos starrst du ihn an und weißt überhaupt nicht, was du erwidern sollst.
"Ich habe mir furchtbare Sorgen gemacht... Christine hat erzählt was passiert ist und -"
"Ach, hat sie das ja?", mault er dich wütend an, sodass dir der Atem weg leibt.
"Wäre ich heute in der Stimmung zum Vögeln gewesen, hätte ich mich bestimmt bei dir gemeldet", faucht er und du fühlst dich, als wäre ein Blitz in deinen Körper eingeschlagen. Die beginnende Einschüchterung hatte sich just in Wut verwandelt.
"Sag mal, wie erdreistest du es dir eigentlich mit mir zu reden?!", fährst du ihn an und schmeißt mit voller Wucht die Blumen zu Boden. Die Blüten verteilen sich auf dem ganzen Teppich und hinterlassen kleine Tröpfchen.
"Ich weiß echt nicht, was dein verdammtes Problem ist! Seit Monaten läuft das zwischen uns und du glaubst ernsthaft, dass es mir scheiß egal ist, wenn du dich halb tot fährst?! Sag mir Stephen Strange: Wer bin ich für dich?! Oder sollte ich dich eher fragen, was ich für dich bin! ", brüllst du mittlerweile aus vollem Halse in sein Gesicht.
"Egal, wie sehr ich mich bemühe... Ich bin nicht einmal gut genug für einen simplen Kaffee, aber für gelegentliche Stelldichein, erbarmt sich der großartige Doktor mich mal anzurufen, oder mir eine SMS zu schreiben!", kreischst du weiter und du merkst, wie dir Tränen in die Augen steigen und ein brennendes Gefühl auf deiner Netzhaut hinterlassen. Stephens Blick ist einfach nur starr auf dich gerichtet, doch das Funkeln in seinen Augen ist noch nicht gänzlich verschwunden.
"Ich bin nicht dein Spielzeug! Aber weißt du was das Schlimmste ist?! Du hast mich behandelt, wie das allerletzte und dennoch kam ich nicht von dir los. Du hast mich benutzt - Ich kam nicht von dir los. Und nun... Das habe ich nicht mehr nötig Stephen", weinst du voller Schmerz in der Stimme und knallst zum krönenden Abschluss die Weinflasche in seine zittrigen Hände, worauf er schmerzerfüllt das Gesicht verzieht. "Ich hoffe, dass du dich damit besser selbst ertragen kannst", flüsterst du fast tonlos und fühlst dich absolut leer. Mit tränenüberströmten Gesicht wendest du dich von ihm ab und kehrst ihm den Rücken zu.
Das erste Mal bist du es, die ihn kommentarlos stehen lässt.
You're the one that seduced me
Lured me in with your beauty
Now I know that you used me
All you did was confuse me
You're no longer what I need
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top