Nie vergeben, nie vergessen - Erik X Reader
Beteiligte: Erik Lehnsherr und du
Situation: Nach langer Zeit triffst du Erik zufällig wieder und erfährst von seinen Racheplänen. Ihr beide seid Opfer des Holocaust geworden und Mutanten.
Randnotiz: Dieses Thema sollte immer mit Vorsicht und größter Sensibilität behandelt werden. Ich habe mich hier sehr an Eriks Emotionen und Einstellungen, wie es in den Filmen gezeigt wird, orientiert.
Ich habe also wahrscheinlich nur einen Bruchteil von den Gefühlen wiedergeben können, die die Opfer des Holocaust wirklich hatten/haben.
Viel mehr geht es aber auch in dieser Imagine um Eriks Motivation sich zu rächen. Ich persönlich kann es nicht nachvollziehen, wie er sich wohl fühlt/gefühlt haben muss, nur verstehen.
Denn er repräsentiert im Grunde genommen auch viele andere Opfer dieses furchtbaren Ereignisses.
Ich hoffe es kommt rüber, was ich versuche mit diesen Worten zu sagen...Wahrscheinlich rede ich mich wieder über Kopf und Kragen...Lasst es mich vielleicht so formulieren;
Mein Geschichtslehrer sagte uns einmal: "Wir beschäftigen uns mit der Vergangenheit, um die Gegenwart zu verstehen und um die Zukunft zu formen."
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Deine Zigarette glimmt in der Dunkelheit vor der Kneipe und glüht erneut auf, als du einen Zug von ihr nimmst. Du siehst dem Rauch dabei zu, wie er seine Fäden in der Luft zieht und hinauf gleitet in Richtung Sternenhimmel. „Wie ich sehe, immer noch dieselbe Marke", hörst du eine Stimme hinter dir und du drehst deinen Kopf in die Richtung woher die Stimme gekommen war. „Alte Gewohnheit", antwortest du müde mit einem bitteren Lächeln auf den Lippen. Es war kalt geworden und deine dünnen Strumpfhosen spenden dir keine Wärme. „Das kann ich mir gut vorstellen", antwortet die von der Morgenluft raue Stimme dir. Du musterst seinen blondroten Bart, seine blondroten Haare und musst ein wenig lächeln. „Ich hatte dich dunkelhaariger in Erinnerung Erik Lehnsherr", schmunzelst du und bietest ihm ebenfalls eine Zigarette an, doch er lehnt dankend ab: „Ich passe." Du nickst und steckst die Packung wieder zurück in die Tasche deines Mantels.
Dann versucht er wieder das Gespräch aufzunehmen: „Du hast dich kaum verändert...Hast ein bisschen mehr auf den Rippen, als früher." Dieser säuerliche Scherz löst den Impuls deine Zähne aufeinander zu pressen. „Ich denke...Das gilt für uns alle", wisperst du und nimmst einen tiefen Zug vom Nikotin. „Ich hatte nicht gewusst, dass du überlebt hast...", fährt er fort und sieht dich nachdenklich an. Deine Augen mustern seine und du versuchst seine Intention herauszufinden. „Die Amerikaner...Die haben mich gerettet. Mich und meinen Bruder...Meine Eltern...", du stockst und blickst erneut zum Rauch, der in die Luft hinauf steigt. Unerwartet spürst du eine Hand auf deiner Schulter: „Schon gut...Wir haben beide viel verloren. Es ist unaussprechlich, was man uns angetan hat.." Du nickst zustimmend und atmest erneut den Rauch aus.
„Aber Erik Lehnsherr ist doch nicht zu mir gekommen, um über Vergangenes zu sprechen?", lenkst du das Gespräch in eine andere Richtung. „Hier geht es wohl nicht um den Holocaust, oder doch?" Erik hält für einen Moment inne und bittet nun doch um eine Zigarette. Freundlicherweise übergibst du ihm eine und zündest mit deinem Stummel seine an.Es dauert eine Weile, bis der Glimmstängel Feuer fängt, doch nachdem du ihn mit deiner Hand bedeckt und vor dem Wind geschützt hattest, leuchtet auch er auf. Schnell bewegt Erik sie zu seinen Lippen und umschließt den Filter mit diesen.
Er nimmt einen großen Zug, bevor er die Unterhaltung wieder aufnimmt: „Nicht direkt, Y/N..." Dir läuft ein Schauer über den Rücken. „Erik, du...Du hast doch nicht", stammelst du aufgeregt und der Drang dir eine zweite Zippe anzuzünden wird schlagartig größer. „Y/N...Wir wissen beide, dass man uns nur am leben gelassen hat, weil wir besondere Fähigkeiten haben", fährt Erik fort und mustert dich dabei aufmerksam. Er möchte deine Reaktionen abschätzen, das merkst du deutlich.
„Erik...Hast du....Hast du dir Rache geschworen Erik?", fragst du ihn, als dich eine grausige Ahnung überkommt. Verkrampft hält er die Zigarette fest. „Sscht! Oder willst du das man uns hört?!", fragt er dich giftig, fasst dich am Handgelenk und zieht dich weiter vom Eingang der Kneipe weg. Als ihr von der Dunkelheit umhüllt seid, beschließt er weiterzureden: „Ich bin der Meinung, dass diese Schweine eine Abreibung verdient haben! Überleg doch mal...Wir waren Kinder!" Seine Stimme klingt leidend, kläglich. So wie früher, als...Du versuchst die hochkommenden Bilder zu verdrängen, doch sie leuchten auf wie Blitze. Tränen schießen dir in die Augen. „Die Zeit der Furcht ist vorbei, Erik", fauchst du ihn kalt an, „Ich habe Jahre damit verbracht zu verarbeiten, was in diesen Lagern passiert ist. Lange. Ich möchte nicht, dass es wieder hoch kommt, ich...Ich kann..." Du stockst, als Tränen deine Wangen hinab fließen und du legst dir eine Hand auf den Mund, um dein Schluchzen zu unterdrücken.
Du siehst die Zigarette in der Dunkelheit glühen, als Erik einen Zug nimmt und entgegnet: „Das meine ich. Das haben sie mit uns gemacht. Unseren Namen genommen und uns eine Nummer gegeben! Ich werde niemals vergeben und niemals vergessen!" Seine Entschlossenheit erschrickt dich und holt dich auf den Boden der Tatsachen zurück. „Erik...Auch ich habe weder vergeben, noch vergessen können...Das was dort passiert ist, ist ein unaussprechliches Leid", stimmst du ihm zu und lehnst dich gegen den kalten, roten Stein des Wirtshauses. „Y/N...Du und ich könnten zusammen unsere Eltern rächen. Unsere Familie rächen", redet er weiter auf dich ein. Mit aller Stärke, die du aufbringen kannst antwortest du: „Ich möchte nicht, dass das Andenken meiner Familie in Blut getränkt wird, Erik. Denkst du, dass deine Mutter solch ein Leben für dich gewollt hätte?!" Trotz der tief schwarzen Nacht siehst du, wie Eriks Augen aufblitzen vor Wut. „Meine Mutter wurde vor meinen Augen erschossen, als sie mich dazu zwingen wollten, meine Kräfte einzusetzen! Ich habe alles verloren: Wer ich war, meinen Namen, meine Familie...Das kann ich nicht ungesühnt lassen!" Du verstehst seine Gelüste. Ehrlich, du verstehst sie. Vollkommen. Wie oft hattest du dir unter Hunger und Folter gewünscht ihnen allen nach und nach den Hals umzudrehen. Wie oft, hattest du Mordgedanken gehegt. Aber mittlerweile möchtest du mit der Vergangenheit abschließen und keine langsam heilende Wunden wieder aufreißen.
„Erik...Du weißt, wie ich dazu stehe", erwiderst du ruhig und legst eine Hand auf seine Brust, „Aber Rache ist für mich keine Lösung." Du hörst ihn lachen. Ein kurzes, spöttisches, wertendes Lachen voller Verständnislosigkeit. Seine Worte sind voller Hohn, als er dir antwortet: „Wenn du keine Vergeltung für deine Familie haben möchtest, dann belügst du dich selbst. Und wie du dich belügst Y/N..." Er tritt die Zigarette auf dem Boden aus und ignoriert deine Berührung völlig. Stattdessen entzieht er sich deinem Griff und tritt aus dem Schatten wieder in das Licht der Gasse. Du betrachtest ihn in diesem Moment ausgiebig. Komplett in schwarz gekleidet, bis auf einen braunen Ledermantel, steht er dort vor dir: Groß und schlaksig wie vor einigen Jahren, als ihr noch Kinder gewesen seid. „Finde deinen Frieden, Erik...", flüsterst du nur und siehst ihn dabei an. Langsam lässt er seine Hände in seine Jackentaschen gleiten und schüttelt den Kopf. „Den werde ich schon noch finden", säuselt er und tritt eine Blechdose zur Seite, als er durch die Gasse schlendert.
„Oh guter Gott, Erik..", flüsterst du und schließt die Augen. Da sind sie wieder die Bilder, der Schrecken. „Mit dir kommen alle Erinnerungen wieder..."
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