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„Was hast du dir dabei gedacht?" vernahm ich Masons wütende Stimme von weitem, obwohl er dicht vor mir stand. Er stand mir so nah, dass sein Atem auf meinem Gesicht prallte und ich jede Einzelheit seines wütenden Gesichtes ausmachen konnte. Dennoch hörte ich ihn nicht klar und deutlich. Warum hörte ich ihn bloß so schlecht?
Mir wurde plötzlich schwindelig, sodass ich ihn zweimal vor mir stehen sah. Ich schluckte schwer und blinzelte einige Male, damit mein Kopf aufhörte sich zu drehen. Der Schlag gegen das Lenkrad war doch nicht ganz ohne gewesen.
„Was hättest du gemacht, wenn ich nicht langsamer geworden wäre? Wärst du dann ohne jegliche Erfahrung mit 300 über die Landstraße gerast, oder was?" fuhr er mich zornig an und seine Finger bohrten sich in meine Oberarme.
Deswegen war er also langsamer geworden und hatte nicht versucht mich zu überholen. Ich war mir sehr sicher, dass ich in meiner Wut immer schneller gefahren wäre, nur damit er mich nicht überholt hätte.
Zum Glück hatte er vernünftig mitgedacht und mich vor schlimmeren Folgen bewahrt. Es war nicht zu fassen wie weit mich meine Wut gebracht hatte.
Die plötzlichen Sirenen der Polizei und der Lärm um mich herum, fühlten sich an als würden sie Kilometer entfernt von mir sein, obwohl ich inmitten des Geschehens stand.
Das Schwindelgefühl überkam mich erneut, sodass ich zur Seite kippte und mich schwach an Masons Hemd krallte. Sein Griff um meinen Oberarmen hielt mich auf den Beinen und ließ nicht zu, dass ich auf den Boden sackte.
„Mason, mir ist..." fing ich an zu sprechen, aber schluckte schwer als ich einige schwarze Punkte vor Augen sah.
Ich wollte meinen Satz zu Ende sprechen und ihm sagen, dass mir sehr schwindelig war und er mich nicht los lassen sollte. Aber die schwarzen Punkte vor meinen Augen verhäuften sich und kalter Schweiß bildete sich auf meiner Stirn.
Mason zog mich plötzlich an seine Brust ran und schlang einen Arm um meine Taille.
„Lass mich nicht los, Mason" presste ich mit aller Kraft hervor und meine Arme hingen kraftlos neben meinem Körper.
„Schau mich an, Bella" sagte Mason diesmal mit weniger Wut in seiner Stimme und ich konnte den Druck seiner Hand um mein Gesicht spüren. Meine Beine zitterten und fühlten sich wie Wackelpudding an.
Mason rüttelte an meinem Gesicht und sprach auf mich ein, jedoch konnte ich seine Worte nicht mehr registrieren.
Bevor alles um mich herum von tiefschwarzer Dunkelheit umgeben wurde, hörte ich einen einzigen Satz.
„Verdammt, mach die Augen auf Sarah!"
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Ich schlug schwach meine Augenlider auf und blickte hoch zu einer Decke, die aus edlen Spiegeln bestand, die wiederum durch goldene Streifen in ein elegantes Muster unterteilt waren. Masons Zimmer.
Die Geschehnisse vom Unfall durchströmten meinen Kopf und ließen mich erschrocken aus dem Bett jagen. Was habe ich da nur getan?
Ich setzte mich im Bett aufrecht hin und suchte meinen Körper nach jeglichen Verletzungen ab. Jedoch fand ich nichts vor. Mein Kopf tat lediglich ein wenig weh, aber sonst hatte ich keine Beschwerden.
Es war wie ein Weltwunder, dass ich diesen starken Unfall ohne jegliche Kratzer überstanden hatte.
Wie war die Situation bloß so schnell außer Kontrolle geraten, dass ich mich in sein Auto gewagt hatte und wie eine verrückte davon gefahren war?
Ich hätte nicht von meiner Wut veranlasst ins Auto steigen und wegfahren sollen. Verflucht, ich hatte die Kontrolle über das Auto verloren!
Ich stieg langsam vom Bett runter und wollte aus Masons Zimmer verschwinden, bevor er auftauchen würde. Doch sobald ich auf meinen Füßen stand, wurde die große Tür zu seinem Zimmer geöffnet und er trat herein.
„Setz dich wieder hin" sagte Mason mit strenger Stimme und Wut flackerte in seinen stürmischen Augen auf.
Ich setzte mich zögerlich wieder aufs Bett und schluckte unauffällig. Ich sollte mich lieber nicht mit ihm anlegen, denn er wirkte alles andere als erfreut. Es wäre lebensgefährlich ihm jetzt die Stirn zu bieten. Hoffentlich schaffe ich es meine Klappe zu halten.
„Warum bist du ins Auto gestiegen?" fragte er mit eisiger Miene, während ich mir an meine pochende Schläfe fasste.
Sobald Mason das Zimmer betreten hatte, klopfte mein Herz wie verrückt und der Schmerz in meinem Kopf hatte intensiv zugenommen.
„Du kannst kein Auto fahren. Schon vergessen?" spottete er und stand nach einigen Schritte vor mir.
Er umfasste mein Kinn und zog es nach oben, sodass mein Kopf in den Nacken lag und ich zu ihm hochblicken musste. Ich schluckte schwer bei dem Anblick seiner wütenden Augen.
„Schau mich an, wenn ich mit dir Rede, Bella."
„Ich will in mein Zimmer. Lass mich los" stotterte ich neben der Spur und versuchte mein Gesicht aus seinem Griff zu befreien.
Ich wollte die Geschehnisse erstmal verarbeiten, doch Mason war da anderer Meinung.
„Du gehst nirgendwo hin solange du mir nicht erklärt hast was du dir bei diesem ganzen Unsinn gedacht hast und warum du mir verschwiegen hast, dass dieser Wichser dich belästigt" knurrte er und verstärkte seinen Griff.
Ich blinzelte meine glasige Augen und ich und kämpfte weiterhin gegen seinen Griff an.
„Warum hast du mir nicht erzählt was dieser Wichser treibt?" fragte er mit einem wütenden Unterton. Ich wusste nicht ob seine Wut meinem Dozenten, mir oder dem Schrotthaufen von seinem teuren Audi galt.
„Weil ich niemanden habe, mit dem ich reden kann. Ich habe niemanden der mich und meine Worte wertschätzt. Wenn ich mit dir rede sagst du mir, dass ich nur Unsinn rede. Außerdem brauche ich deine Hilfe nicht. Ich komme auch gut ohne dich zurecht" murmelte ich und schluckte meine Tränen erfolgreich runter.
Plötzlich griff Mason nach meinen Oberarmen und zog mich mit Schwung auf die Beine. Erschrocken stieß ich gegen seine pralle Brust und verzog schmerzerfüllt mein Gesicht.
„Du tust mir weh, Mason" presste ich mit knirschenden Zähnen hervor und versuchte mich von ihm zu befreien. Er war sich seiner Kraft überhaupt nicht bewusst. Mir taten seine aggressiven Handgriffe sau weh.
Sein Griff lockerte sich abrupt und seine Hände sanken runter zu meinen Ellbogen. Jedoch ließ er von mir nicht ab, sondern hielt mich weiterhin fest. Seine angespannten Muskeln und der mahlende Kiefer entspannten sich ebenfalls nicht.
„Ich habe selten in meinem Leben so viel Dummheit in einer einzigen Person gesehen" verspottete er mich und zog zornig seine Augenbrauen zusammen.
„Kannst du bei deinen Erzählungen etwa nicht zwischen Wichtigem und weniger Wichtigem unterscheiden?"
„Alles was ich erzähle ist von Wichtigkeit, sonst würde ich wohl kaum darüber reden" fauchte ich und hasste seine Unterscheidungen.
Sollte ich nur zu ihm gehen, wenn ich in Probleme steckte oder was? Durfte ich jetzt nicht mehr mit ihm normal reden dürfen?
„Wann lernst du endlich, dass du durch dein dummes und bockiges Verhalten nicht mir, sondern dir schadest?"
„Ich bin nicht du, dass ich meine Emotionen ausstellen und schweigen kann! Meine Wut frisst mich innerlich auf und lässt mich verrückt werden, wenn ich sie nicht rauslasse" schrie ich verzweifelt und versuchte mich zu rechtfertigen.
„Das ist aber kein Grund sich in Lebensgefahr zu bringen, verdammt!" schoss er zurück und wurde ebenfalls laut.
Mein Atem stockte kurz bei seiner lauten Stimme und mein Herz klopfte wie wild gegen meinen Brustkorb.
„Denkst du überhaupt über die Folgen deiner Handlungen nach? Lern gefälligst deine Emotionen zu kontrollieren, anstatt dich ihnen jedes Mal unüberlegt hinzugeben. Du kannst nicht jedes verfickte Mal ungeschoren davon kommen" zischte Mason verständnislos und zog seine Augenbrauen wütend zusammen.
„Du verlangst jedes Mal Antworten von mir, aber mir verschweigst du jede Sache" stotterte ich, als ich an die gestrige Nacht zurückdachte. Es war so einfach für ihn Antworten von anderen zu verlangen. Doch sobald es um ihn ging, sah er es nicht nötig zu antworten.
„Warum hast du es mir verschwiegen?" fragte ich mit bebender Stimme und sah ihn enttäuscht an. Ich dachte nach alldem, dass wir bis heute gemeinsam durchgestanden hatten, würde er mir wenigstens ein wenig vertrauen.
„Ich weiß nicht wovon du sprichst" sagte er und verzog unzufrieden seine Lippen. Seinem angespannten Gesichtsausdruck zufolge sah ich ihm an, dass sein Kopf auf Hochtouren arbeitete und er versuchte herauszufinden worauf ich mit meinen Worten hinaus wollte.
„Du erzählst mir weder wer du bist noch was ich mit dem ganzen Hier zutun habe. Ich weiß nicht mal warum du mit meinem Vater befeindest bist" rief ich aufgebracht" sagte ich und der eisige Ausdruck in Masons Augen entging mir nicht.
Ich will endlich Antworten haben.
„Ich stelle dir Fragen über fragen, aber du antwortest nie drauf und verlangst im Gegensatz dazu, dass ich dir jede deiner Fragen beantworte!"
Seine Hände lösten sich langsam von meinen Ellbogen und er befreite mich aus seinem Griff.
Er ließ mich durch seinen emotionslosen Gesichtsausdruck keinen Blick in seine Gedanken erhaschen.
Sein ignorantes Schweigen und die kalten Augen ließen mich innerlich vor Wut platzen. Andererseits enttäuschte es mich auch sehr. Ich wusste, dass dieser Mann auch anders konnte. Das hatte er mir oft genug bewiesen. Wieso er aber wieder seine kalte Fassade aufsetzte und meinen Fragen auswich, wusste ich nicht.
„Antworte mir endlich, Mason!" sagte ich verzweifelt.
„Du hast hiermit nichts zu tun" antwortete er mir nach kurzer Weile. Seine Wortwahl sowie seine Körperhaltung blockten meine Fragen ab.
„Ich habe nichts hiermit zutun?"
Ich glaube ich höre nicht richtig. Wollte er mich eigentlich verarschen? Ich lachte trocken auf und schüttelte fassungslos meinen Kopf.
„Warum stecke ich dann mitten im Chaos drin? Wieso hast du mich dann entführt?" fragte ich mit zusammengezogenen Augenbrauen.
„Wenn ich hiermit nichts zu tun habe, warum bin ich dann das Ziel gewesen, auf dem man es damals in deinem Mercedes abgesehen hatte?" fragte ich endlich und der Druck in meiner Brust nahm von Wort zu Wort zu.
Kurz flackerte etwas fremdes in Masons Augen auf. Fast hätte ich gesagt es sei Überraschung gewesen. Doch es verschwand schnell wieder und übrig blieben seine eisigen und kalten Augen. Es bildete sich ein dicker Kloß in meinem Hals. Wieso machte er es immer so schwer, anstatt Klartext zu reden?
„Du hast mein Gespräch belauscht" stellte mein superschlauer Mann mit einem strengen Gesichtsausdruck fest.
„Ist das wirklich unser größtes Problem im Moment?" zischte ich und atmete hektisch ein und aus.
„Solange du bei mir bleibst, wird dir nichts passieren, Bella" sagte Mason ruhig, aber der Sturm in seinen Augen verriet mir, dass er innerlich nicht ganz so ruhig war. Seine stumpfen Antworten gefielen mir nicht. Er verbarg schon wieder etwas vor mir.
„Du willst mich beschützen?" spottete ich und schüttelte unfassbar meinen Kopf.
„Seitdem du in meinem Leben getreten bist, bin ich doch erst den Gefahren deiner Mafiawelt ausgesetzt. Ich habe ein normales Leben gelebt, aus dem du mich gerissen hast. Du hast mich von meiner Familie getrennt und mich in deine Welt der Gewalt, Waffen und Tod gesteckt. Du bist auch sehr wahrscheinlich der Grund weshalb man versucht mich umzubringen" redete ich mich mit laut klopfenden Herzen in Rage.
Vielleicht versuchte jemand aus seinem Mafia Geschäft mich zu töten, weil ich mit Mason verheiratet war. Das war das einzig logische was mir im Moment einfiel. Welchen Grund könnte es denn sonst geben?
„Ich habe gesagt, dass ich dich beschützen werde. Mehr brauchst du nicht wissen" antwortete er mit einem mahlenden Kiefer.
„Du machst das alles mit Absicht" stellte ich kurz vor einem Nervenzusammenbruch fest.
„Du lässt mich nur so viel wissen wie du willst. Das ist doch alles wieder eines deiner Spielchen. Ich glaube du hast vergessen, dass ich nicht deine Marionette bin" sagte ich zischend und mein Herz klopfte immer schneller.
„Ich bin nicht mehr das naive kleine Mädchen von vor paar Monaten, dass ich mir deine kranken Psycho Spielchen gefallen lasse" schrie ich gegen Schluss und schubste ihn von mir. Zumindest war ich versucht ihn aus meinem Weg zu kriegen, damit ich aus dem Zimmer flüchten konnte.
„Ich will zu meiner Familie zurück" sagte ich plötzlich fest entschlossen und strich mir die losen Strähnen hinter die Ohren. Es reicht. Ich habe genug mit diesem Mann durchgemacht.
Wenn er nicht dazu bereit war mir ein wenig vertrauen zu schenken, dann konnte er es vergessen dass ich auch nur eine weitere Minute mit ihm unter demselben Dach bleibe.
„Du gehst nirgendwo hin, Bella" knurrte Mason in einem Tonfall, der keine Widerworte duldete.
Sein zorniges Gesicht und die eisernen Augen hätten mich vor par Monaten dazu gebracht den Mund zu halten und seinem Befehl nachzugehen.
Doch ich war schon lange nicht mehr die ängstliche Sarah, die sich vor Mason fürchtete und vor lauter Angst nie den Mund aufbekam.
„Was willst du machen, huh? Willst du mich etwa schlagen oder nach mir schießen?" zischte ich wutgeladen und stürmte auf die Tür zu.
„Trau dich. Ich will sehen wie du mich aufhältst, Mason Zachary Knight!"
Ich wusste, dass er mir keinen schaden zufügen würde. Er würde mir niemals absichtlich wehtun.
Ich öffnete hastig die Tür zu seinem Zimmer und wollte raus aus seiner Villa, doch Mason war mir gefolgt.
Er legte seine Handfläche auf die Tür ab und drückte sie mit Leichtigkeit zu, sodass ich sie nicht mehr rauslaufen konnte.
Selbst mit beiden Händen um die Türklinke, schaffte ich es nicht die Tür zu öffnen. Er war viel zu stark.
„Bist du endlich fertig mit deinem Theater? Wenn ja, dann bin ich jetzt mit dem Reden dran" zischte Mason.
„Ich hab die Nase voll von dir und deinen Lügen. Du brauchst mir nichts erzählen" sagte ich gereizt und hielt seinen zornigen Blicken stand.
„Was glaubst du wird passieren, wenn du wieder bei deinem Vater bist?" fragte er mich plötzlich und sah mich wütend durch seine eisigen Augen an.
„Was passiert, wenn ich dich gehen lasse?" fragte Mason und stützte seine zweite Hand ebenfalls gegen die Tür ab, sodass er mich in seinen Armen gefangen hielt.
Es klang nicht wirklich wie eine Frage auf die er keine Antwort wusste. Er wusste die Antwort ganz genau, aber wollte sehen wie ich dazu stand.
„Greifst du dein altes Leben wieder auf und lebst entspannt weiter?"
„Worauf willst du hinaus?" fragte ich schnaubend, da ich nicht wusste was er mit seinen komischen Fragen erreichen wollte.
„Weshalb holt dein Vater dich wohl plötzlich nach zehn Jahren wieder zurück nach Amerika?"
Diese Frage überraschte mich sehr und machte mich stutzig. Wie kam er plötzlich darauf?
„Weil er mich nur für meine Bildung nach Deutschland geschickt hatte" sagte ich verwirrt.
Mason schnaubte verächtlich.
„Du legst doch so viel wert auf Empathie, Zuneigung und was weiß ich was noch. Erklär mir mal anhand dessen welche Eltern ihre zwei jähriges Kleinkind so weit über alle Weltmeere wegschicken würden?" ratterte Mason wütend runter.
Ich glaube kaum, dass ich ihn jemals zuvor so viel reden gehört hatte.
Woher wusste er so viel über mich und meine Familie? Ich wurde mehr als nur verunsichert. Das konnte doch keine bloßen Recherchen gewesen sein, oder?
„Weil er wollte, dass ich eine gute Bildung in Deutschland genieße!" beschützte ich meinen Vater.
„Deine Bildung interessiert ihn nicht" unterbrach Mason mich wütend.
„Wenn sie ihn interessiert hätte, hättest du heute einen Abschluss in der Hand" spuckte Mason die Sätze aus und seine eisigen Augen durchbohrten mich.
„Lass mich dir erzählen weshalb dein Vater plötzlich daran gedacht hat seine geliebte Tochter zurück nach Amerika zu holen. Du willst es anscheinend nicht verstehen" sagte Mason und seine Augen strahlten puren Hass aus. Hass, der einzig und allein meinem Vater galt.
„Er will dich mit Wesley verheiraten. Deswegen hat er dich nach Amerika zurückgerufen."
Ich schnaubte höhnisch und verzog wütend meine Lippen.
„Mein Vater würde mich niemals zu einer Ehe zwingen" fuhr ich ihn aufgebracht.
„Er wird dich schnellstmöglich mit Wesley verheiraten, sobald du wieder bei ihm bist" sagte Mason stur und mahlte seinen Kiefer.
„Da täuschst du dich. Mein Vater würde niemals etwas gegen meinen Willen machen. Nur weil du die Menschen immer zwingst und sie erpresst, heißt es nicht dass jeder andere Mensch ebenso denkt und handelt!"
„Deine Meinung wird keinerlei Relevanz für ihn haben " sagte Mason verächtlich.
Einige Tränen kullerten mittlerweile über mein Gesicht, während ich die bitteren Worte aus seinem Mund aufnahm.
„Nur weil du niemals das Gefühl von Liebe verspürt hast und verhasst auf alles und jeden bist, heißt es nicht, dass du mich ebenso dazu bringen kannst. Du kannst mich nicht dazu bringen meinen Vater oder meine Familie zu hassen. Egal ob ihre Gründe berechtigt gewesen sind oder nicht, aber am Ende des Tages sind das meine Eltern. Eltern können niemals etwas Böses für ihre Kinder wollen" argumentierte ich spitz und versuchte endlich seine wahren Ansichten zu erkennen.
„Ausreden."
Ich sah ihn perplex an und zog meine Augenbrauen leicht zusammen. Er wirkte sehr ruhig, während ich ihm so viel böse Wörter an den Kopf geworfen hatte.
„Das sind Ausreden, die du mir erzählst, damit du dich selbst belügen kannst" sagte er und ich erschaudert. Er sprach genau das aus, was ich in den hintersten Ecken meiner Gedanken drängte.
„Ich wäre sogar bereit Paul zu heiraten, aber Hauptsache ich müsste mit einem kalten und arroganten Mann wie dir nicht mehr klar kommen müssen, der mich obendrein ständig belügt!" schrie ich in meiner Wut geladen und wollte seine Worte nicht wahrhaben, die der Wahrheit entsprachen. Ich dachte nicht mal über meine Worte nach, sondern warf sie ihm unüberlegt an den Kopf.
„Red keinen Mist. Dieser Hurensohn hat versucht dich zu vergewaltigen" fuhr mich Mason wütend an.
„Besser als ein elender Lügner wie du" schrie ich, dass beinahe wie ein lautes Kreischen klang.
„Hättest du mir damals geglaubt, dass dieser Bastard von Bruder dich in meinem Mercedes lichterloh brennen sehen wollte?" brüllte Mason plötzlich ebenso wütend aber doppelt so laut zurück, sodass ich stark erschauderte und mich enger gegen die Tür drückte.
Ich gefror in meiner Haltung und ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken. Es fühlte sich plötzlich an als hätte man mir einen Eimer kaltes Wasser über den Kopf geschüttet.
Was hatte er da gerade gebrüllt?
Ich kämpfte stark gegen den steigenden Druck in meiner Brust an, der mir so langsam das Atmen erschwerte. Ich habe das Gefühl zu ersticken.
Mason umfasste plötzlich mein Gesicht mit seinen Händen und sah mich durch seine kalten Augen an.
„Wenn du schlau wärst, würdest du nicht dorthin zurückwollen, wo man versucht dir zu schaden" sagte er rau und seine Wörter trafen mich wie Messerstiche in meinem Herz.
Das ist alles bloß ein schlimmer Albtraum.
„Du lügst" stotterte ich flüsternd und bekam keine höhere Oktave aus mir heraus. Ich wusste, dass Mason nicht log. Denn das kalte und rücksichtslose Verhalten meines Bruder ließ sich nun viel besser erklären.
Befand ich mich etwa im falschen Film oder wie erklärte sich sonst der plötzliche Wandel in meinem Leben?
„Du würdest es nichtmal wahrhaben wollen, wenn dein Bruder mit einer Waffe auf dich gerichtet vor dir stehen würde" raunte er mir unzufrieden zu, ehe er plötzlich von meinem Gesicht abließ. Sobald sich Mason von mir löste, hinterließ er Kälte, die mich umhüllte.
Ich erschauderte und mein Herz setzte einige Schlag aus, als ich mir seine Worte erneut durch meinen Kopf gehen ließ. Warum tut das so weh?
„Warum macht er das?" fragte ich Mason stotternd und konnte die neu gewonnenen Informationen nur langsam verarbeiten.
„Weiß ich nicht" schnitt er das Gespräch ab und kehrte mir den Rücken zu.
„Du weißt wie immer alles, aber erzählst es mir nur nicht" hörte ich mich plötzlich laut sprechen.
„Sag mir warum mein Bruder das alles macht. Ich weiß, dass du es weißt" sagte ich und stellte mich ihm in den Weg.
„Geh mir aus dem Weg" sagte er streng. Doch ich wollte bis zum Ende gegen ihn und seinen sturen Kopf kämpfen.
„Nicht bevor du mir meine Frage beantwortest" verlangte ich verzweifelt.
„Geh mir aus dem Weg, Sarah" sagte er und erhob erneut seine Stimme mir gegenüber.
Da er mich beim Vornamen nannte war die Diskussion für ihn hiermit wohl beendet. „Du kannst nicht gehen ohne mir die ganze Wahrheit zu erzählen" sagte ich mit pochenden Herzen in der Brust.
„Aus dem Weg, Bella" knurrte er bedrohlich und schob mich aus seinem Weg.
„Ich habe dir in jeder verfluchten Situation vertraut. Doch du zeigst mir jedes Mal, wie naiv und dumm ich eigentlich bin" schrie ich ich ihm mit einem Tränennassen Gesicht hinterher.
„Kaum denke ich, dass ich einen verfluchten Schritt mit dir nach vorne gegangen bin, schon läufst du zehn Schritte zurück! Warum machst du das?" schrie ich ihm hinterher, aber er war schon längst aus der Sichtweite verschwunden. Jedoch hatte er meine Worte gehört, aber er ignorierte sie viel lieber, anstatt mir darauf zu antworten.
Ich ließ mich kraftlos auf meine Knie fallen und atmete tief durch. Wie konnte mein eigener Bruder versuchen mich zu töten? Jetzt machte sein ekelhaftes Verhalten mir gegenüber so viel mehr Sinn.
Was mich viel mehr störte war warum ich keine Tränen für meinen Bruder Lucas und seinem Verrat in meinen Augen übrig hatte. Ich hatte bloß ein mulmiges und erdrückendes Gefühl im Bauchbereich. Jedoch waren kein einziges Mal Tränen für Lucas in meine Augen gestiegen. Tief in meinem inneren wusste ich, dass er an jenem Tag aus seinem Herzen gestiegen war, als er mich als Schlampe bezeichnet und bei Mason zurückgelassen hatte. Welcher normale Bruder, der seine Schwester liebte, würde so etwas tun?
Stattdessen flossen mir jedoch Tränen über mein Gesicht, die meinem Mann galten. Wieso vertraute mir Mason nicht, obwohl ich ihm mit geschlossenen Augen vertraute?
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Ich fuhr mir durch meine Haare und wanderte verzweifelt in meinem Zimmer auf und ab. Entschlossen griff ich zu meinem Handy und wählte die Nummer einer Person, die ich im Moment am meisten brauchte.
„Jayden, ich brauche dich" sprach ich mit einer zittrigen Stimme in den Hörer, sobald er ranging.
„Ich bin in der nächsten halben Stunde da" sagte er ohne Fragen zu stellen.
Nachdem ich aufgelegt hatte, ließ ich mich wieder auf mein Bett nieder.
Was war die vergangenen zehn Jahre überhaupt passiert? Mein Bauchgefühl hatte recht gehabt. Meine Familie hatte sich nicht nur äußerlich sondern auch innerlich sehr verändert. Der neue Status war ihnen zu Kopf gestiegen und sie sahen nichts außer Geld und macht vor sich.
Sie besaßen so viel Geld, dass man anfing den anderen aus seinem Weg zu schaffen, um das Geld erben zu können. Wie sonst würde sich Lucas Verhalten mir gegenüber erklären lassen? Er wollte höchstwahrscheinlich das Erbe nicht mit mir teilen.
Ich konnte nicht mal zu ihnen zurück, weil im Haus meines Vaters die größte Gefahr für mich saß. Nämlich mein Bruder, der mich töten wollte. Wenn ich zurück gehe, laufe ich meinem Tod praktisch in die Arme.
Ich atmete tief durch und raufte gestresst meine Haare.
„Alles in Ordnung, Sarah?" fragte Jayden, als er mein Zimmer betrat. Wo Mason war wusste ich nicht, aber er müsste höchstwahrscheinlich in der Villa sein. Es war nämlich schon relativ spät, um ins Büro zu fahren.
„Hast du etwa geweint?" fragte er, als er auf mich zulief und meine rot unterlaufenen Augen sah.
Ich sprang auf meine Beine und fiel ihm hastig um den Hals. Ohne lange zu zögern erwiderte er still meine Umarmung.
Genau das brauchte ich im Moment. Eine enge Umarmung von einem guten Freund, der immer ein Ohr für mich offen hat.
„Willst du mir erzählen was passiert ist?" fragte Jayden nachdem wir uns voneinander gelöst hatten.
Er fuhr mit seiner Hand sanft über meinen Kopf und schenkte mir ein leichtes Lächeln. So benahmen sich große Brüder. Sie kümmerten sich um ihre Schwestern und beschützten sie. Nicht wie mein Bruder, der mich wie die Pest hasste und umbringen wollte.
Bei dem Gedanken bekam ich wieder ein mulmiges Gefühl und schluckte schwer. Man versuchte mich zu töten.
Die Gedanken vor dem Tod schreckten mich ab und ließen mich erschaudern.
Was habe ich meinem Bruder Böses getan? Ich glaube die jahrelange Distanz zu ihm hat ausgereicht, um sein Herz kaltblütig zu machen.
Nachdem ich mich von Jayden gelöst hatte, erzählte ich ihm alles.
„Ich will nicht weinen. Aber meine Tränen wollen einfach nicht aufhören" sagte ich schniefend und wischte zum Hundertsten mal meine Tränen mit einem Taschentuch weg.
Die ganze Situation überforderte mich und ich wusste nicht wie ich damit umgehen sollte.
„Es ist manchmal gut den Frust auf einmal rauszulassen, anstatt ihn drinnen zu lassen und jeden Tag daran zu leiden" erklärte mir Jayden und legte mir tröstend seinen Arm um die Schulter.
„Wein dich aus und lass den Frust raus. Es wird dir gut tun. Aber danach musst du mir versprechen, dass du nie wieder auch nur eine Träne für deinen Bruder weinen wirst. Er kennt deinen Wert nicht und verdient es nicht, dass du wegen ihm weinst " sagte Jayden.
„Ich weine nicht mal wegen Lucas" schluchzte ich und schmeckte meine salzigen Tränen, während Jayden mich in eine zweite Umarmung zog.
„Es ist einerseits wegen der ganzen Situation in der ich stecke und zum anderen ist es wegen Mason" sagte ich heiser und rümpfte meine Nase.
„Warum wegen Mason?" fragte Jayden und fuhr beruhigend über meinen Rücken.
„Anstatt mich zu fragen wie es mir geht oder ob mir dieser ekelhafte Dozent etwas angetan hat, brüllt er mich an und bezeichnet mich als dumm und naiv" sagte ich verletzt.
„Als ob das nicht schon genug wäre verschweigt mir so viele wichtigen Informationen!"
Ich hatte Jayden natürlich auch von dem Unfall mit Masons Audi erzählt.
„Er hat sich Sorgen um dich gemacht. Deswegen hat er so wütend reagiert" sagte Jayden nach kurzen schweigen. Das klang so lächerlich in meinen Ohren, dass ich trocken auflachte.
„Komm mir nicht damit an, Jayden. Jemand kaltes und arrogantes wie Mason kann sich keine Sorgen um andere machen. Er ist ein egozentrisches Arschloch, dass nichts außer seine Wut und seinen Kontrollwahn kennt!"
„Das ist nunmal seine Art sich Sorgen zu machen" sagte Jayden und wollte einfach nicht locker lassen.
„Hör endlich auf damit, Jayden. Ich will keine Rechtfertigungen mehr für sein kaltes und rücksichtsloses Verhalten hören!"
„Du verstehst nicht worauf ich hinaus will, Sarah" sagte Jayden sichtlich angespannt. Wieso beschützte er Mason immer? Nie wollte er das schlechte in ihm sehen.
„Lass es gut sein. Ich verlange nicht viel von ihm-„ fing ich aufgebracht an zu sprechen.
„Doch, du verlangst zu viel" unterbrach mich Jayden plötzlich zischend.
Ich wurde stutzig und sah Jayden überrumpelt an.
Es war heute das erste mal, dass er mir gegenüber seine Stimme erhob. Seine Augen hatten sich leicht zu Schlitzen geformt und er zog seine Augenbrauen zusammen.
„Du kannst kein emphatisches und liebevolles Verhalten von einem Kerl verlangen, der auf den Straßen aufgewachsen ist. Wie soll jemand Empathie für dich empfinden, wenn er es selbst nie zu spüren bekommen hat?" fuhr er harsch fort.
Ich erstarrte in meiner Bewegung und sah Jayden ungläubig aus großen Augen an. Seinem angespannten Gesichtsausdruck zufolge, war ich nicht bestimmt diese Informationen zu hören. „Fuck" fluchte Jayden plötzlich und fuhr sich gestresst durch seine braunen Haare. Er hatte sich versprochen.
Ich glaube, ich höre nicht recht. Das war doch wohl ein schlechter Scherz.
Eigentlich hatte ich genug an neuen Informationen für einen Tag gewonnen. Doch dieser eine Satz von Jayden, ließ mich meine Augen weiten.
Der mächtige und dominante Mason Knight, dem die Welt zu Füßen lag, konnte niemals im Leben auf den Straßen aufgewachsen sein!
„Es tut mir leid. Ich wollte nicht laut werden" entschuldigte sich Jayden und runzelte nachdenklich seine Stirn.
„Was hast du gesagt?" stotterte ich und packte ihn am Arm, bevor er davonlaufen konnte.
„Wiederhol das was du gesagt hast, Jayden" sagte ich ungeduldig und bekam Herzrasen.
Das macht doch alles keinen Sinn.
„Vergiss was ich gesagt habe, Sarah" erwiderte er angespannt und leckte sich nervös über die Lippen.
„Jayden" rief ich gereizt. „Hast du gerade wirklich gesagt, das Mason auf den Straßen aufgewachsen ist?" fragte ich nach und schluckte schwer.
„Ich will dein bestes, Sarah. Du bist mir sehr zu Herzen gewachsen und ich sehe dich wie eine Schwester an. Daher solltest du es niemals vor Mason ansprechen" bat er mich mit einem halb verzweifelten und halb flehenden Blick.
„Oh Gott" flüsterte ich reuevoll, als ich an meine gemeinen Worte zurückdachte, die ihm vor kurzem noch an den Kopf geworfen hatte.
Mason hatte niemanden außer Jayden auf der Welt, weil er auf den Straßen aufgewachsen ist. Doch was war mit dem Portrait seines Vaters, das in seinem Zimmer hing?
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Mr. Jones hatte gekündigt, soweit ich durch die Studenten erfahren hatte. Ich glaube kaum, dass er freiwillig gekündigt hatte. Dahinter steckte sehr wahrscheinlich Mason.
Mit einem mulmigen Gefühl verließ ich die Uni und hatte starken Druck in meinem Brustkorb. Ich hatte wie eine verrückte gelernt, aber es war alles umsonst gewesen.
Der Stress der letzten Tage hatte sich deutlich auf meine Prüfung übertragen, dass ich mich kaum auf meinen Lernstoff konzentrieren konnte.
Ich musste mich förmlich zum lernen zwingen und hatte die letzten zwei Nächte durchgemacht.
Direkt zu Beginn der Prüfung hatte ich jedoch einen Black out und hatte keine Ahnung mehr was ich überhaupt gelernt hatte. Mein Kopf war wie leergefegt, als die Papiere vor mir lagen sah.
Ich war mir sicher, dass James mit dem Auto ziemlich in der Nähe stehen müsste. Daher lief ich eilig aus der Uni raus und suchte nach dem schwarzen BMW.
Während die Studenten ihre Prüfung schrieben, war ich auf den Rückweg.
Wie werde ich diesen Druck in meiner Brust los? Es war beinahe schmerzhaft.
Ich hielt inne und überquerte doch nicht die Straße, als ich mir ein eleganter schwarzer Mercedes ins Auge fiel.
Mason.
Ich atmete tief durch und musste zugeben, dass ich ihn vermisst hatte. Es lag zwar nur ein Tag zwischen unserer letzten nicht ganz so erfreulichen Interaktion. Dennoch fühlte es sich viel länger an. Insbesondere durch das Szenario auf den Rücksitzen seines Mercedes war der Drang ihm nah zu sein stärker denn je.
Da ich außerdem durch Jayden einen kleinen Lichtblick hinter Masons kühler und arroganter Fassade erhalten habe, wurde die Sache gleich ganz anders.
Er stand neben seinem Mercedes und rauchte mit einer Hand, während er mit der anderen sein Handy gegen das Ohr hielt.
Ich habe kläglich versagt, obwohl ich Mason so sehr zeigen wollte, dass ich meine Bildung doch ernst nahm und gar nicht so unverantwortlich war wie er dachte. Ich wollte doch die Prüfungen bestehen und es ihm zeigen!
Als er mich entdeckte nahm er den letzten Zug seiner Zigarette und schmiss sie weg. Der Rauch quoll ein letztes Mal aus seinem Mund und seine blauen Augen waren konzentriert auf mich gelegt, bevor er in den Hörer sprach.
Er trug heute einen dunkelblauen Anzug, der maßgeschneidert auf seinen Körper saß, kombiniert mit einem schneeweißen Hemd. Die kurze dunkelblaue Weste schmiegte sich ebenfalls an seiner muskulösen und straffen Brust und nicht zu vergessen die dunkelblaue Krawatte.
Da es kurz nach Mittag war, ging ich davon aus, dass er gerade aus seinem Büro kam.
Ich senkte meinen Blick und stieg wortlos ein, während er noch telefonierte. Wir waren das letzte Mal nicht im Guten auseinander gegangen. Daher fiel es mir umso schwerer jetzt mit ihm zu sprechen.
Weder sprach ich, noch startete er Versuche um mit mir zu sprechen. Es war eine bedrückenden Stille, die kaum auszuhalten war.
Nach kurzer Zeit fuhr er auf eine Tankstelle zu und tankte den Mercedes. Ich beobachtete ihn aus dem Fenster wie er zur Kasse steuerte.
Als er das Auto jedoch nicht von der Tankstelle runterfuhr, sonderlich lediglich an der Seite parkte, warf ich ihm einen kurzen Blick zu.
„Wie war die Prüfung?" fragte er und sah mich durch seine ruhigen blauen Augen an. Mir fiel erst jetzt auf, dass er mir etwas zum Trinken geholt hatte. Was war es diesmal? Cappuccino oder Kakao?
„Ich habe nicht mitgeschrieben" sagte ich kleinlaut und kaute nervös auf meiner Unterlippe herum.
Er hatte sich darüber informiert, wann ich meine Prüfungen schrieb.
Ich hielt die Atmosphäre im Auto nicht mehr aus und stieg daher aus. Es hatte mittlerweile angefangen zu regnen und ich fröstelte leicht in meinem Rock und dem top. Wie befreiend der Regen doch klang.
Es war sehr ärgerlich, dass ich nicht mitschreiben konnte. Jetzt würde Mason mich sicherlich verspotten und aufziehen.
„Warum hast du nicht mitgeschrieben?" sagte er ruhig, als er ebenfalls ausstieg und sich mit dem Rücken gegen den Mercedes anlehnte.
Seine Arme verschränkte er vor der Brust, sodass sich seine Arm und Brustmuskeln unter dem schicken Hemd und der teuren Weste anspannten.
„Ich hatte gleich zu Beginn der Prüfung einen Black out" sagte ich und schluckte ständig, damit der Kloß in meinem Hals verschwand.
Wie konnte dieser äußerst selbstsichere und reiche Mann auf den Straßen Amerikas aufgewachsen sein?
Ich könnte mir Mason nicht mal in einer abgelegenen Gasse stehend vorstellen. Und er soll auf den Straßen aufgewachsen sein?
Jedoch wusste ich, dass Jayden niemals lügen würde. Vor allem weil es ihm versehentlich ausgerutscht war. Er wollte es mir nicht mal erzählen.
Alles an Mason strahlte Macht und Dominanz aus. Er wirkte nicht nur anhand seiner teuren Kleidung und seinem luxuriösen Lifestyle reich, sondern auch sein Charakter zeigte Züge eines disziplinierten und sehr gut erzogenen Mannes.
Aber irgendwo hatte er auch eine Schattenseite, die einen aggressiven und blutrünstigen Mann widerspiegelte, der vieles auf der Straße erlebt hatte und ums überleben gekämpft haben musste.
„Es war eine von vielen Prüfungen. Das nächste Mal wird es besser" sagte er und die Schlichtheit hinter seinen Sätzen reichte aus um mir Tränen in die Augen zu treiben.
Er wollte mich gar nicht verspotten?
Ich verdeckte mir das Gesicht mit meinen Händen, sobald warme Tränen über mein Gesicht kullerten.
Im Moment lief alles erdenkliche den Bach runter. Was könnte womöglich noch passieren?
Ich spürte wie Mason meine Handgelenke mit seinen Händen umfasste. Er entfernte meine Hände von meinem Gesicht, um mich anzuschauen.
Ich sah ihn verschwommen vor mir wie er mich schräg durch seine hellen Augen ansah.
„Wer weint wegen einer Prüfung?" sprach er mehr zu sich selbst als zu mir.
Die Verständnislosigkeit in seinem Gesichtsausdruck brachte mich zum Schmunzeln. Jetzt dachte er bestimmt, dass ich völlig verrückt sei.
„Es nervt mich so sehr. Ich habe wie eine verrückte gelernt und die letzten Tage jede Nacht durchgemacht nur um an dieser Prüfung teilzunehmen. Doch es war alles umsonst. Ich konnte nicht mal einen Satz hinschreiben" sagte ich schniefend. Neue Tränen kullerten mir übers Gesicht, die ich hastig wegwischen wollte.
Aber Mason hielt meine Handgelenke immer noch fest, sodass ich das nicht tun konnte.
„Ich wollte dir zeigen, dass ich das Zeug dazu habe, um zu studieren."
„Du sollst nicht studieren, um mich zu beeindrucken, sondern um selbst etwas daraus zu lernen" sagte er und befreite meine Hände.
„Ich hatte dir außerdem geraten ausreichend zu schlafen. Du hast deinen Kopf in kürzester Zeit mit einem Überschuss an Informationen überfordert. Dazu folgt noch der Schlafmangel und Stress, den du dir machst. Es war vorhersehbar, dass du einen Black out haben wirst" sagte er und hielt mir ein Taschentuch hin. Seit wann redete er denn so viel?
Es freute mich, dass wir trotz unserer letzten Auseinandersetzung so ein friedliches und simples Gespräch führten.
„Für die nächste Prüfung lernst du mit mir" sagte er und hielt mir meinen Kakaobecher hin.
Wenn man mich fragen würde welche Momente meine liebsten mit ihm waren, dann waren es die in denen wir eine Pause beim Fahren einlegten.
Er holte mir jedes Mal etwas warmes zum Trinken oder Schokolade, während er sich auf Gespräche mit mir einließ.
„Du hast bestimmt besseres zu tun, als meinen Lehrer zu spielen" sagte ich und wischte meine verlaufene Schminke mit dem Taschentuch weg und nahm einen Schluck vom süßen Kakao. Er hätte halb so gut geschmeckt, wenn jemand anderes mir ihn geholt hätte.
„Lass das meine Sorge sein."
Ich nickte und trank den Rest vom Kakao aus.
Wir standen eine Weile nebeneinander und schwiegen. Der Regen prasselte lautstark auf den dunklen Asphalt und der Geruch von Gestein stieg mir in die Nase. Es war ein sehr regnerischer Sommer dieses Jahr.
„Jayden hat gesagt, du warst wütend und hast mich angebrüllt, weil du dir Sorgen um mich gemacht hast" sagte ich kleinlaut.
Das war ein sehr gewagtes Thema, dass ich anvisierte.
„Du hast meinen 320.000 Dollar teuren Audi zu einem Schrotthaufen gefahren" sagte Mason und sah mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an.
„Das war sicherlich Grund genug für meine Wut."
Schmunzelnd lehnte ich meinen Kopf gegen seinen Arm an und schaute nach oben in sein gebräuntes Gesicht. Das wird ein unglaublich schwerer Weg mit diesem Mann.
„Du bist steinreich. Ich glaube kaum, dass diese Summe deinem Bankkonto wehgetan hat" sagte ich. „Das heißt nicht, dass du alles erdenkliche was dir in den Weg kommt, schrotten musst."
Mein Lächeln wuchs und ich umfasste seinen muskulösen Arm mit meinen Händen. Sein schönes Parfüm stieg mir in die Nase und ich wollte ihn am liebsten wieder küssen. Und so vieles mehr machen.
Doch ich konnte mich nicht wie eine hormongesteuerte Teenagerin auf ihn stürzen. Das sollte wenn, dann er tun.
„Wusstest du, dass hinter mancher Wut Gefühle stecken, die eigentlich rein gar nichts mit Wut zutun haben?" versuchte ich ein zweites Mal mein Glück. Was war daran so schwer zuzugeben, dass er sich vielleicht Sorgen um mich gemacht hatte?
„Ich bin ein schlechter Mensch, Bella. Hör auf dir meine Handlungen gut zu reden."
Ich spürte einen leichten Stich in meiner Brust und atmete tief durch. Er verleugnete absichtlich vor mir, dass er gute Seiten hatte.
„Warum hast du dann damals Paul in dem Club zusammengeschlagen? Du hättest das nicht machen müssen" sagte ich leise.
„Du bist meine Frau. Dich zu beschützen ist meine Pflicht" sagte Mason ernst wie eh denn je.
Die Worte klangen unfassbar schön aus seinem Mund. Er tat wirklich alles was in seiner Macht stand, um mich in Gefahrensituationen zu schützen. Daran war kein Zweifel.
„Ein schlechter Mensch würde mich nicht an einer Universität anmelden, damit ich etwas für meine Bildung tue" erwähnte ich und drängte mich mit Mühe zwischen seinem Arm und seiner Brust, sodass ich mich an ihm schmiegen konnte.
Es war sehr gewagt von mir, denn er könnte mich jederzeit von sich stoßen, aber ich wollte seine Nähe spüren und seinem Herzschlag lauschen. Wenn ich mich schon an ihn gewöhnt hatte, dann konnte es bei ihm doch auch nicht so schwer sein.
Ich konnte anhand der Anspannung seiner Brust ausmachen, dass es ihm nicht gefiel. Er schnaufte hörbar, während sein Arm in der Luft hing, um nicht in Berührung mit meiner Schulter zu kommen.
Ach, Mason.
„Ein schlechter Mensch würde nicht dafür sorgen, dass mein schmieriger Dozent gekündigt wird" fuhr ich fort und stützte meinen Kopf gegen seine Brust ab. Meine Finger ließ ich über die Knöpfe seines weißen Hemds wandern.
Hatte man ihm jemals das Gefühl von Liebe und Zuneigung vermittelt? Ich glaube kaum, sonst wären ihm diese Gesten nicht fremd. Diese Gedanken zerrissen mich und brachten mein Herz zum Blut. Kaum zu glauben, dass er gefühllos war. Er war solche Selbstverständlichkeiten nicht gewohnt.
„Dieser böse Mensch von dem die Rede ist würde nicht jedes Mal darauf achten, dass ich keinen Kaffee mag und mir stattdessen Cappuccino oder Kakao holen" schmunzelte ich und spürte wie sich seine Brust so langsam entspannte. Bingo.
„Würde ein böser Mensch jedes Mal wenn er sich Zigaretten kauft für mich Schokolade kaufen?" wisperte ich und spürte wie er seinen schweren Arm endlich auf meiner Schulter ablegte.
Zufrieden flatterten meine Augen und ich biss mir auf die Lippen, um ein Lächeln zu unterdrücken.
„Gefühle zu zeigen macht einen Mann nicht schwach" versuchte ich ihm zu erklären, weil ich wusste dass er der Meinung war, dass Männer keinen Schmerz und keine Angst verspürten.
„Jayden zeigt auch offen und ehrlich seine Gefühle. Ist er etwa weniger männlich als du?" fragte ich schmunzelnd.
Als Antwort schüttelte Masons amüsiert seinen Kopf. Er sah mich zwar an, aber seinen belustigten Augen zufolge hatte er an etwas gedacht.
„Woran denkst du?"
„Ich bin ihn damals in der Schule nicht mehr los geworden. Er hing wie eine Klette an mir" erzählte Mason mit diesem leichten Lächeln um den Lippen und ich traute meinen Ohren nicht.
Er erzählte mir freiwillig etwas aus seiner Vergangenheit. Es war zwar nichts komplett neues für mich, da mir Jayden von deren Begegnung bereits einmal erzählt hatte. Aber dennoch ließ es mein Herz Freudensprünge machen.
„Er bedeutet dir sehr viel. Das merkt man" schmunzelte ich und stützte mein Kinn auf seiner Brust ab.
Als Antwort strich er mir bloß eine lose Strähne mit seiner Hand hinter mein Ohr.
„Wann erzählst du mir endlich etwas über dich und meinen Vater? Außerdem hast du meine Fragen bezüglich Lucas auch noch nicht beantwortet" schnitt ich ein sehr riskantes Thema an und fuhr mit meinen Händen seine Rückenmuskeln auf und ab.
Wir standen in einer halben Umarmung, die mein Herz schneller klopfen ließ. Denn während sein Arm über meiner Schulter lag, hatte ich meine Arme um seinen Rücken geschlungen.
„Ich stecke mitten im Geschehen drin, obwohl ich keine Ahnung habe worum es geht und warum es so zugeht."
Plötzlich umfasste Mason mein Gesicht mit seinen großen Händen und entfernte es von seiner Brust. Schluckend sah ich hoch in seine stürmischen Augen. Ich hatte mich wohl zu früh gefreut.
Als er sich jedoch zu mir runter bückte, machte ich große Augen. Seine Stirn traf sanft auf meine und seine stürmischen Augen sahen mich mit solch einer Intensität an, dass ich errötete.
Ich schluckte unauffällig und mein Puls stieg deutlich an. Das fühlte sich sehr intim und vertraut an. Es erinnere mich an den Sex in seinem Mercedes zurück. Dort hatte er ebenfalls seine Stirn gegen meine angelehnt.
Fuck, das war so intensiv.
„Das ist eine Geschichte für ein andern mal" sagte er rau und sein Pfefferminz Atem traf mich am Gesicht.
Einen Moment. Er wies mich diesmal nicht direkt ab?
Mit leicht geneigten Kopf sah ich meinen Mann an, dessen Griff sich beschützend um mein Gesicht verfestigte.
„Versprochen?" flüsterte ich und legte meine Hände um seine großen, dabei streifte mein kleiner Finger seinen.
„Ja" sagte er und ich fuhr sanft mit meinen Daumen über seine Hände.
„Ein Versprechen bricht man nicht. Ich hoffe du weißt das, Mason Zachary Knight" erinnerte ich ihn und liebte das amüsierte glitzern in seinen sonst so strengen Augen.
Plötzlich führte er seine vollen Lippen zu meiner Stirn und hinterließ dort einen Kuss.
Ich erstarrte in meiner Haltung und schlug meine Augen zu, als seine Lippen in Berührung mit meiner Stirn kamen. Mein Herz schlug gefährlich schnell und ein warmes Gefühl umhüllte mein Herz. Es fühlte sich an, als gäbe es nur noch ihn und mich. Ich blendete den ganzen Lärm um uns herum aus und konzentrierte mich auf den Druck seiner Lippen.
Diese Gestik fühlte sich sehr vertraut an. Ein Kuss auf die Stirn drückte doch tiefe Zuneigung und Vertrautheit aus. Oder irrte ich mich da?
Als ich meine Augen öffnete, blickte ich in seine stürmisch blauen Augen, die mich einst kalt und feindselig angesehen hatten.
Wir schwiegen uns an, während meine Hände Druck auf seinen ausübten.
Plötzlich fiel mir wieder ein, was Jayden noch in jener Nacht gesagt hatte. Ich zog leicht meine Augenbrauen zusammen und spitzte nachdenklich meine Lippen.
Er hatte mich die ganze Zeit über verarscht. Ich hatte niemals an seinen Übersetzungen gezweifelt, weil Mason viel zu ernst war um sich einen Scherz zu erlauben. Seit wann machte er denn bitte Scherze? Dann auch noch solche schrecklichen!
Mithilfe von Google Übersetzer wusste ich mittlerweile was die richtigen Bedeutungen von Tesoro und Bell'uomo waren.
„Du hast mich verarscht."
Ich schnaufte hörbar und spitzte wütend meine Lippen. Dieser Mann hat sich die ganze Zeit über mich lustig gemacht.
Meine misslungene Prüfung und der ganze Ärger von den letzten Tagen waren vergessen. Alles was zählte war, dass Mason mir falsche Wörter auf italienisch beigebracht hatte.
Er sah mich fragend an und wartete auf eine Erklärung. Denn ich hatte den Satz ohne jeglichen Zusammenhang ausgespuckt.
„Tesoro bedeutet gar nicht Spießer" sagte ich schrill und verzog meine grünen Augen zu Schlitzen.
Masons Augenbrauen zogen sich ebenfalls zusammen und er sah mich undefinierbar an.
Ich ließ meine Hände von seinen sinken, sodass er mein Gesicht ebenfalls befreite.
„Ist Gespräche belauschen zu deiner neuen Angewohnheit geworden?" wollte mein Mann mit einem strengen Gesichtsausdruck wissen.
Ich antwortete daraufhin nichts, sondern sah ihn mit Fassungslosigkeit in den Augen an.
Alles was für ihn im Moment zählte war, dass ich sein blödes Gespräch belauscht hatte? Ich glaub ich spinne.
„Tesoro bedeutet nicht Spießer, sondern Schatz!" rief ich aufgebracht.
War ihm die Seriosität der Situation überhaupt bewusst? Wir sahen uns einige Sekunden lang an, ehe es plötzlich stark um Masons rechten Mundwinkel zuckte.
Seine Augen funkelten amüsiert auf und strahlten so wie niemals zuvor.
Wenn er es jetzt wagen sollte spöttisch zu lächeln, werde ich ihm eine ordentliche Ohrfeige verpassen. Er war versucht sein Lächeln zu unterdrücken, aber ich sah ihm an, dass er viel zu amüsiert war, um es zu unterdrücken.
„Warum hast du mich-
Ich brach mitten im Satz ab, als seine Lippen zu einem aufrichtigen Lächeln in die Höhe zuckten, ehe er ein leises Lachen ausstieß.
Mein Kopf fühlte sich plötzlich wie leergefegt an und ich vergaß für eine Sekunde weshalb ich überhaupt wütend auf ihn war.
Er lachte?
Es war ein äußerst tiefes und raues Lachen, dass tief aus seiner Kehle drang.
Es ließ meine Knie weich werden und mein Herz um das zehnfache schneller klopfen.
Ich sah ihn stutzig an und blinzelte einige Male. Träumte ich gerade oder war das doch etwa meine Einbildung? Denn ich war mir sehr sicher, dass Mason Knight nicht wusste wie man lachte.
Doch hier stand er vor mir und lachte mich aus, weil ich idiot mich von ihm verarschen lassen hatte.
Sein sexy Lachen ließ die Schmetterlinge wie verrückt in meinem Bauch flattern und mich schwer schlucken. Sein süßes Grübchen trat intensiv hervor und ließ ihn um das tausendfache heißer aussehen.
Nun war ich mir sicher, dass es wirklich nichts gab was an meinem Mann nicht sexy war.
„Du bist so ein Arschloch" sagte ich gereizt, als ich mich endlich wieder eingefangen hatte.
Egal wie heiß er beim Lachen wirkte, er hatte mich verarscht!
„Ich habe dir vertraut und du hast mein Vertrauen ausgenutzt" schimpfte ich weiter und schlug ihn mit meinen Fäusten gegen die Brust.
„Bell'uomo bedeutet auch nicht Arschloch, sondern schöner Mann" fasste ich zusammen und brachte ihn dazu inniger zu lachen. Ich spürte einige Blicke auf uns, die uns die Passanten von der Tankstelle schenkten. Aber das war mein kleinstes Problem im Moment.
Es war nicht zu beschreiben welche Wirkung Masons tiefes Lachen auf meinen Körper hatte. Es kribbelte überall und mein Bauch machte aufgeregte Sprünge.
„Warum hast du das gemacht?" fragte ich rasend vor Wut und amüsierte meinen Mann dadurch immer mehr.
„Weil es zu amüsant war" sagte er zwischen seinem Lachen und fing meine Hände dismal ab.
Meine Wangen erwärmten sich und ich kaute wütend auf meine Unterlippe. Ich hatte ihn die ganze Zeit über Schatz und schöner Mann genannt. Dieses Arschloch sah seinen Fehler nicht mal ein!
„Ich hasse dich" fauchte ich, während er wie nie zuvor strahlte.
Er wirkte so viel jünger und unbekümmerter wenn er lachte. Es war das erste mal überhaupt, dass ich Mason glücklich sah. Er war wie ein komplett anderer Mann, wenn er so amüsiert lachte und grinste.
„Es ist fast schon zu einfach, Bebè."
Obwohl ich unglaublich wütend auf ihn war, brachte mich sein Kosename auf italienisch ungewollt zum Schmunzeln. Denn dieses Bebe klang unfassbar sexy mit seinem italienischen Akzent.
Es brach mir in einerlei Hinsicht das Herz, als ich ihn so unbeschwert lachen hörte. Warum lachte er denn so selten, wenn es doch so schön und befreiend bei ihm klang?
„Die Liste wird immer länger und ich habe bis jetzt keine einzige Wiedergutmachung von dir bekommen!"
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Nachdenklich saß ich auf meiner Fensterbank und sah runter auf das Wasser im Pool, dass still in der Dunkelheit lag.
Ich lehnte mich gegen das Fenster an und dachte nach.
Mason hatte heute gelacht. Ich befasste mich seit Stunden nur noch damit. Es war wirklich das aller erste mal, dass ich ihn lachen gehört habe.
Rückblick betrachtend trieb mir diese Erinnerung einen tiefen Stich in meiner Brust. Wie kaputt musste ein Mensch von innen nur sein, dass er so wenig lachte? Das ist doch etwas so selbstverständliches.
Ich musste gestehen, dass er mittlerweile wirklich öfters lächelte und schmunzelte. Dennoch war es nicht mal ansatzweise genug für einen normalen Menschen.
Mason dachte immer, dass er alleine gegen den Rest der Welt kämpfen musste. Laut Jaydens Erzählungen zufolge war er selbst als 14 jähriger in dieser Einzelgänger Rolle gewesen.
Wie sollte er denn auch nicht in diese Rolle gedrängt sein, wenn er auf den Straßen groß geworden war?
„Ach, Mason" flüsterte ich mit einem leichten Lächeln um den Lippen, als ich ihn durch mein Fenster beobachtete, wie er einige Runden im Pool schwamm.
Ich hatte seit dem Gespräch mit Jayden einen Druck in meiner Brust den ich immer wieder zwischendrin zu spüren bekam. Es fühlte sich nach Heimweh an. Doch hierbei hatte ich nicht meine Familie vor Auge, sondern Masons Arme, nach denen ich mich sehnte.
Ich wollte ihn fest umarmen um ihm jede Ungerechtigkeit und jede Qual abzunehmen, die ihm als Kind und Jugendlicher auf den Straßen zugestoßen war. Doch ich wusste, dass dies niemals passieren würde.
Egal wie stark Mason war, irgendetwas in ihm war kaputt gegangen, dass ihn zudem gemacht hatte, das er heute war. Ich glaube kaum, dass ein kleiner 14 jähriger Junge sich genauso zu helfen wusste, wie der 28 jährige Mann, der Mason heute war.
Ich stieg von der Fensterbank runter und warf einen Blick auf die Uhr.
01:46 Uhr.
Warum schwamm er um diese Uhrzeit noch? Ich machte mich auf den Weg zum Hinterhof der Villa.
Ich schluckte schwer, als ich Mason im Pool wieder auftauchen sah.
Als er wieder an die Oberfläche kam und sich mit beiden Händen durch sein dunkles Haar fuhr, wurde mir plötzlich sehr heiß.
Ihn so spärlich bekleidet zu sehen, ließ mich ordentlich schlucken.
„Warum schläfst du noch nicht?" fragte er, als er an den Beckenrand schwamm und sich auf seinen Ellbogen abstützte.
Seine exotischen Augen wanderten quälend langsam an meinem Körper lang, der in einem knappen schwarzen Nachtkleid steckte.
Ich biss mir instinktiv auf die Unterlippe und zog das Kleid am Zipfel weiter runter.
Wenn ich vernünftig bin, werde ich wieder rein gehen und versuchen Masons halbnackten Körper aus meinen Gedanken zu verbannen.
Doch Vernunft war leider nicht in meinem Wörterbuch vorhanden.
„Ich kann nicht schlafen" sagte ich und steuerte auf ihn zu.
Ich kniete mich am Beckenrand hin und sah auf ihn runter. Es war witzig, da ich ihn diesmal überragte und auf ihn runterschauen musste.
Die Wassertropfen perlten auf seiner gebräunten Haut ab und seine Muskeln schienen heute ein wenig aufgepumpter zu sein als üblich. Er hatte sehr wahrscheinlich trainiert.
Sein halbnackter Zustand ließ meine Mitte ungeduldig kribbeln. Wieso konnte ich meine Lust in seiner Nähe nie abstellen oder unter Kontrolle kriegen? Verdammt!
„Und warum schläfst du noch nicht?"
„Ich kann auch nicht schlafen."
Ich schmunzelte über sein Geständnis. Er konnte manchmal so normal antworten, dass es sich komisch anfühlte.
„Wieso nicht?" fragte ich und streckte meine Hand nach seinen nassen Haaren aus. Ich strich sie ihm sanft aus der Stirn und ließ meine Hand an seiner kantigen Wange entlang fahren. So ein schöner Mann.
Mason packte mich plötzlich an meiner Taille und zog mich innerhalb von einer halben Sekunde runter ins Wasser. Mit einem Aufschrei befand sich mein Körper im Wasser.
Das Wasser fühlte sich angenehm warm an und war zum Glück nicht kalt. Seine starken Hände um meiner Taille hielten mich an der Oberfläche und ließen mich nicht ins Wasser sinken.
Hastig krallte ich mich an Masons Nacken und drückte mich erschrocken an ihn, da mich die Angst überkam. Ich kann nicht schwimmen.
„Weil du mir nicht mehr aus dem Kopf gehst, Bella mia" raunte er, bevor er mit seinen Händen unter mein knappes Nachtkleid tauchte. Ich schnappte scharf nach Luft und erschauderte leicht. Seine Hände waren selbst unter dem Wasser kalt.
Seine dominanten Berührungen an meinem Körper sprachen Bände.
„Woran genau denkst du?" flüsterte ich und schlang meine Beine um seinen Rücken.
Meine Angst war verschwunden und ich fürchtete mich nicht mehr vor dem dunklen Wasser, indem ich mich befand. Denn ich wusste, dass Mason niemals zulassen würde, dass mir etwas passierte.
Ich umfasste seinen Nacken mit meinen Händen und drückte mich gegen seine Brust. Sein Herz schlug kräftig und taktvoll gegen seine Brust.
„An deine Augen, die mich jedes Mal anflehen dich zu ficken" raunte er und seine großen Hände wanderten über meinen nackten Bauch entlang.
Ich hielt scharf die Luft an und keuchte leise, als seine kühlen Hände höher zu meinen Brüsten wanderten.
Mein Griff um seinen Nacken lockerte sich, sodass ich nicht mehr an ihm gepresst war.
Seine Augen sahen mich intensiv und verrucht zugleich an. Seine Berührungen fühlten sich wie jedes Mal bestimmend und besitzergreifend an.
„Woran noch?" flüsterte ich, während seine heißen Muskeln sich gegen meinen Körper drückten.
Ich spürte wie das pochende Gefühl zwischen meinen Beinen intensiv zunahm und meine Mitte verlangend pochte. Als seine Daumen über die Wölbung meiner Brüste fuhren, biss ich fest auf meine Unterlippe.
„An dein Stöhnen und Wimmern, wenn du unter mir liegst" raunte er, bevor seine Daumen sich mit Druck in meine Brustwarzen drückten. Meine Fingernägel verkrampften sich bei dem bittersüßen Schmerz um seinen Nacken und ich stöhnte in sein Ohr.
Mittlerweile wusste ich wie sehr es ihn anturnte, wenn ich in sein Ohr stöhnte.
„Mach es mit deiner Zunge" hauchte ich erregt und küsste langsam seine Ohrmuschel.
Das wird eine lange Nacht mit diesem Mann dachte ich, als er nach meinem Nachtkleid griff und es mir plötzlich über den Kopf zog.
Meinungen?
Sex im Pool? 🥸🤍
Lieblingsstelle?
So langsam kommen die Geheimnisse ans Licht 🥶
8900 Wörter 🤍
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