4

Ich kam zum Bewusstsein und befand mich auf einem Bett wieder. Was war bloß passiert?

Als die Erinnerungen der Gala meinen Kopf durchströmten, jagte ich im weichen Bett hoch. Es war bloß ein Traum gewesen.

Jedoch wurde mir schnell bewusst, dass es sich hierbei keinesfalls um einen Traum handelte. Wenn, dann um einen Albtraum. Denn ich trug das Kleid von der Gala und ich lag in einem fremden Bett.

Er wird mich umbringen.

Bei dem Gedanken an den Mann mit dem Drachen Tattoo, sprang ich aus dem Bett raus. Mir fiel auf, dass ich keine Schuhe mehr trug. Wo waren meine Stilettos hin?

Meine Aufmerksamkeit und Konzentration legte sich jedoch auf die große weiße Tür. Ich sprintete auf die Tür zu und drückte hastig die Türklinke auf und ab, jedoch war die Tür verschlossen. Mit ansteigender Panik und zittrigen Händen versuchte ich weiterhin mein Glück. Es hatte keinen Sinn gegen die Türklinke anzukämpfen.

Mit einem verzweifelten Aufschrei trat ich gegen die Tür und ließ von der Türklinke ab. Es war zwecklos. Sie war abgeschlossen.

Wie kam ich hier her? Was hatte er mit mir vor?

Mein Bauch zog sich schmerzhaft zusammen. Ich bekam es wieder mit der Angst zu tun. Das Zimmer in dem ich mich befand, bestand aus purem Luxus. Überall wo mein Auge hinreichte, erkannte ich helle Farbtöne und teure Möbel.

Plötzlich hörte ich das Rascheln von Schlüsseln und kurz daraufhin wurde die Tür nach innen geöffnet. Mein Herzschlag beschleunigte sich und das Adrenalin durchfuhr meinen Körper.

Renn um dein Leben, Sarah.
Sobald die Tür aufgemacht wurde, duckte ich mich runter und rannte unter den Armen des Mannes hinaus, der die Tür geöffnet hatte.

„Stehen bleiben" brüllte er mir hinterher, weil er nicht mit meinem plötzlichen Ausbruch gerechnet hatte.

Meine Schritte wurden immer schneller und ich rannte über den hellen Marmorboden. Das lange Kleid erschwerte mir das Rennen.
Ein kurzer Blick nach hinten verriet mir, dass mir der bullige Kerl dicht auf den Fersen war.

Schneller, Sarah. Ich atmete unregelmäßig und bekam kaum Luft. Mit einer Hand hielt ich mein Kleid in die Höhe und mit der anderen strich ich mir die gelösten Haare aus dem Gesicht, damit ich etwas sah.

Es ertönte urplötzlich ein ohrenbetäubender Schuss und eine Vase zersprang in tausend Teile, an die ich vorbei rannte.

Kreischend rannte ich weiter und beschleunigte meine Schritte. Die Tränen stiegen mir in die Augen und ich rannte so schnell ich konnte.

Es blieb nicht bei einem Schuss, denn es folgten mehrere. Bei jedem Schuss zog sich mein Herz stark zusammen. 
Die Schüsse könnten mich jederzeit treffen. Es war lebensgefährlich.

„James, wie konnte sie entkommen" schrie uns eine zweite männliche Stimme hinterher.

Ich hatte mittlerweile eine gigantische Treppe erreicht, die nach unten führte.

Mit schmerzenden Fußsohlen stürmte ich die Treppe runter, während ich mir das Kleid mit beiden Händen höher zog. Sonst würde ich über das Kleid stolpern und mir höchstwahrscheinlich den Kopf anschlagen.

Als ich die vielen Stufen runter gerannt war, ertönte ein weiterer Schuss. Diesmal traf der Schuss den prachtvollen Kronleuchter in der Decke.

Ich blickte kurz nach oben zur Decke und sah zu wie der Kronleuchter zu Boden fiel. Es entstand ein enormer Lärm, als er in mehrere tausend Splitter zersprang.

Ich blieb angewurzelt an den letzten Stufen stehen und wusste, dass mir jeglicher Weg zur Freiheit versperrt wurde.

Wie sollte ich durch die Scherben hindurch rennen? Ich trug keine Schuhe.

„Hab ich dich" knurrte der bullige Mann plötzlich hinter mir und wollte meinen Arm ergreifen.

Ich schrie mir panisch die Stimmbänder kaputt und rannte unbewusst ins Meer von Scherben rein.

Jedoch hatte ich bloß einen Fuß reingesetzt und wurde von dem Mann eingeholt.

Er packte mich am Arm und zog mich zurück.

„Lass mich los. Wer bist du" schrie ich und hustete danach wie verrückt. Mein Hals war trocken und ich bekam kaum noch Worte aus meiner Kehle.

Der Mann schleifte mich die Treppe wieder hinauf.

„Hilfe" kreischte ich durch die riesige Villa und kratzte den Mann an der Hand.

Aber dieser ließ sich nicht von mir beirren und schleppte mich in das Zimmer rein. Tat ihm das nicht weh?

Als ich von ihm in ein Zimmer geschleudert wurde, fiel ich auf die Knie und hustete erneut wie verrückt.

Mein Hals war trocken wie eine Wüste und ich bekam kaum Luft durch das ständige Husten.

Der bullige Kerl hatte sich mit verschränkten Armen vor mir aufgebaut und sah neutral auf mich hinab.

Ein weiterer Mann betrat das Zimmer und mein Kopf schoss in seine Richtung.

Es war der braunhaarige Kerl gegen den ich zuerst auf der Gala gestoßen war. Er hatte mich schöne Frau genannt.

Wer waren diese Kerle und was wollten die von mir?

Wie lange war ich schon hier? Wusste meine Familie über mein verschwinden Bescheid? Bestimmt wussten sie es mittlerweile.
Sie machten sich bestimmt Sorgen und ließen die Polizei nach mir suchen. Hoffentlich würden sie mich bald finden, denn ich hatte ein sehr mulmiges Gefühl.

Der braunhaarige Mann lief auf den kleinen Tisch neben dem Bett zu. Er griff nach der Glaskanne und schenkte Wasser in einem Glas ein.

„Trink einen Schluck" sagte er, als er wieder vor mir stand.
Er bückte sich zu mir runter und hielt mir das Glas hin.
„Was wollt ihr von mir" krächzte ich wie ein Rabe und verfiel erneut in einen Hustanfall.

Widerwillig griff ich hastig nach dem Glas und trank gierig einige Schlucke daraus. Die Hälfte trank ich, während die andere Hälfte an meinem Hals hinunter tropfte.
Ich war dankbar über den Schluck Wasser, denn sonst wäre ich wahrscheinlich an dem Husten erstickt.

Als ich das Glas von den Lippen nahm, blickte ich hoch in die dunklen Augen des braunhaarigen Mannes.

„Ich bin Jayden" stellte er sich vor und betrachtete mich eingehend aus seiner Position.

„Wer seid ihr und warum bin ich hier" stotterte ich mit einer kratzigen Stimme und sprang auf meine Beine.
Jedoch zischte ich schmerzhaft auf und verlagerte mein Gewicht auf das rechte Bein.

Mein linker Fuß tat höllisch weh und brannte. Wahrscheinlich hatte ich mir eine Wunde eingeholt, als ich ins Meer voller Scherben gerannt bin.

Der braunhaarige Mann näherte sich mir, jedoch trat ich hastig einen Schritt zurück und hielt mir schützend die Arme vor mich.

Mein Herzschlag geriet bei jeder kleinen Bewegung meines Gegenübers außer Kontrolle und ich hatte Schwierigkeiten ihn unter Kontrolle zu bekommen.

„Keine Angst, ich tue dir nichts" sagte der Mann namens Jayden und erhob seine Hände abwehrend in die Luft.

„Siehst du."

Trotzdem sah ich ihn weiterhin aus misstrauischen Augen an und suchte nach einem Ausweg aus diesem Zimmer. Wie entkomme ich hier bloß?

„Du hast dir wehgetan-„

Ich setzte mich hastig in Bewegung und wollte erneut an den bulligen Bodyguard vorbeirennen.

Der Schmerz in meinem Fuß war im Moment mein kleinstes Problem. Meine Angst blendete den Schmerz im Fuß komplett aus.

„Nicht so hastig, kleine Maus" sagte dieser Jayden und hatte mich an meinen Schultern gepackt.

„Lasst mich gehen. Ich habe euch nichts getan" schrie ich ihn an und trampelte mit meinen Beinen um mich herum.

Dabei traf ich nicht nur den Mann hinter mir, sondern auch den bulligen Mann vor mir.
Dieser fraß mich förmlich mit seinen Blicken auf, doch tat mir zum Glück bis jetzt noch nichts.

„Ich kenne euch nicht mal" kreischte ich und schlug diesmal auch mit meinen Armen um mich herum.

„Widerstand ist zwecklos. Du bist nicht mal halb so groß wie ich" lachte der braunhaarige Kerl mich an und amüsierte sich über meinen Wutausbruch. Der war doch krank.

„Dad! Lucas! Hilfe" kreischte ich mir die Seele aus dem Leib und schluchzte bitterlich auf.

Wo war ich hier bloß geraten? Vor wenigen Stunden befand ich mich zwischen meinen Liebsten und hatte keinen Grund zur Sorge.
Nun befand ich mich zwischen fremden Männern, die Waffen bei sich trugen.

In dem Chaos, dass ich veranstaltete, konnte man kaum durchblicken. Ich schrie alles zusammen und schlug um mich herum. Meine Tränen erschwerten mir die Sicht und ständig musste ich blinzeln, um etwas sehen zu können.

„Lasst sie los."

Bei dem Klang dieser tiefen Stimme hörte mein Körper plötzlich mit dem Widerstand auf und ich erstarrte in meiner Bewegung.

Meine Arme sackten neben meinem Körper runter und meine Augen wurden ungewollt groß. Eine Welle der Panik durchfuhr meinen Körper und ich zitterte vor Angst.

Die Todesfurcht übernahm jede einzelne Faser meines Körpers und Verstands. Der feste Griff um meine Schultern lockerte sich endlich.

Mit laut klopfenden Herzen und weit aufgerissenen Augen starrte ich den Mann an, der hierfür verantwortlich war.

Mason Knight.

Ein kurzer Blick sowie eine kleine Handgeste von ihm reichten aus, um die beiden Männer aus dem Zimmer zu schicken.

Ich ließ ihn keine Sekunde aus den Augen und erschauderte bei dem Anblick seiner mächtigen Statur.

Ein bitteres Gefühl machte sich in meinem Bauch breit und eiskalter Schweiß lief mir über die Stirn.

Die Tür wurde hinter ihm zugemacht und ich trottete ängstlich einige Schritte zurück. Ich nahm den schrecklichen Schmerz in meinem linken Fuß wieder wahr und verzog schmerzhaft mein Gesicht.

Der Fremde mit den blauen Augen trug dieselbe Kleidung, indem ich ihn zuletzt gesehen hatte. Meine Entführung war also nicht lange her.

Ich schluckte schwer und lief hastig weitere Schritte rückwärts. Jedoch machte mir mein Fuß diesmal einen Strich durch die Rechnung. Denn ich rutschte zischend auf dem Marmorboden unter mir aus und fiel auf den Boden. Er wirkte gigantisch aus meiner jetzigen Position und sah undefinierbar auf mich herab.

Wie sollte ich seinen kalten Blick deuten? Ich wurde nicht schlau daraus.

Die Tränen stauten sich in meinen Augen und liefen mir lautlos übers Gesicht.

Er wird mich umbringen...

Als er sich plötzlich zu mir runter beugte und mich am Arm packte, zuckte ich ängstlich zusammen und schluchzte leise auf.
Was hatte er mit mir vor? Wird er mich foltern und mir danach einen qualvollen Tod geben?

Er erhob sich wieder in seiner vollen Größe und zog mich mit sich auf die Beine. Ganz als wäre ich bloß ein Stück leichter Stoff.

Seine Hand verließ meinen Arm, aber der starke Druck seines Griffs war noch zu spüren.

Schwankend hielt ich mich auf den Beinen und verzog schmerzerfüllt mein Gesicht.

„Bitte tu mir nichts" stotterte ich ängstlich unter meinen Tränen und bekam bei seinem gnadenlosen Blick noch mehr Angst.

„Setz dich" befahl er mir und meinte das große Bett hinter mir.

Sein Ton hatte solch eine Dominanz in sich, dass ich mich zitternd aufs Bett setzte und ihn weiterhin aus ängstlichen Augen betrachtete.

Was war das Ziel von diesem Mann? Blöde Frage. Er wollte mich genau so aus seinem Weg schaffen wie den Mann mit dem Glasauge.

Er schnappte sich einen Stuhl und rückte ihn an das Bett ran, sodass er mir gegenüber saß.

Ich strich mir mit den Handrücken über die Wangen, um meine Tränen zu trocknen. Jedoch kamen ständig neue dazu.

Sein Parfüm stieg mir wieder in die Nase, weil er kaum einen Meter entfernt von mir saß. Jedoch erinnerte mich sein Parfüm an die Gefühle und Gedanken zurück, als ich ihn das erste mal auf der Gala gesehen hatte.
Ich wollte ihm zudem Zeitpunkt auffallen und gefallen. Wäre ich doch niemals auf diese Gala mitgegangen oder hätte mich bloß jemand vor ihm gewarnt. Paul und Chloe hatten es getan. Ich war blöd gewesen und hatte mich von seinem Auftreten blenden lassen.

Er packte mich unerwartet am linken Fußgelenk und ich schrie panisch auf. Jedoch verstummte ich sofort, als ich seinen kalten Blick auf mir spürte. Sein Blick war dunkel und kalt auf mich gerichtet. Seine Gesichtszüge verhärteten sich ebenfalls bei meinem Anblick.

Ich schlug mir die Hände vor den Mund, um keinen mucks von mir zu geben. Seine Präsenz hatte etwas dominantes und autoritäres an sich. Er machte mir höllische Angst. Nicht mal bei dem bulligen Bodyguard oder dem braunhaarigen Jayden hatte ich diese Angst empfunden.

Er zog mein Bein zu sich rüber, sodasss mein schimmerndes Kleid bis zur Wade hochrutschte.

Bei dem Anblick meines blutbeschmierten Fuß' kniff ich meine Augen fest zu.

Es sah schlimm aus. Mein heller Fuß hatte sich komplett rot verfärbt.

„Das war nicht sonderlich schlau" sagte er und meinte wohl meinen misslungenen Fluchtversuch.

Seine tiefe Stimme sorgte für Gänsehaut auf meinen Armen und ich schreckte zusammen, als er etwas aus seiner Hosentasche zuckte.

Es war bloß ein weißes viereckiges Tuch. Ich atmete beruhigt aus und versuchte regelmäßig zu atmen. Zum Glück hatte er keine Waffe heraus gezuckt.

„Ich werde niemanden erzählen was ich in dieser Nacht gesehen habe. Bitte lass mich gehen" flehte ich mit brüchiger Stimme und biss mir fest auf die Zunge, als er das Tuch um meinen Fuß wickelte.

Anschließend band er einen Knoten in die Enden des kleinen Tuchs.

Mein Fuß war zwar in dem Tuch eingewickelt und ich blutete nicht mehr alles voll, aber es tat dennoch sehr weh.

Er ließ von meinem Fußgelenk ab und schnell zog ich meine Beine an mich ran.

„Kann ich nicht machen, Bella. Du bist ein lebendiger Beweis, der mich einiges kosten könnte."

Seine tiefe Stimme klang gleichgültig und zeigte keinerlei Einblick in seine Absichten.

Er hatte mich Bella genannt. Ich hieß nicht Bella. Verwechselte er mich etwa mit jemanden? Aber das war doch gar nicht möglich.

„Ich heiße Sarah" hauchte ich und schluckte schwer als seine blauen Augen mich in einem weiteren intensiven Blickduell gefangen hielten.

Es war kaum zu glauben welche grausame Wahrheit hinter seinen faszinierenden Augen steckte.

„Bella passt besser zu dir."

Ich zog meine Knie fester an mich und krallte meine Fingernägel in den Stoff meines Kleids. Erst entführte er mich und nun änderte er meinen Namen bzw. nahm mir meine Identität.

Aber ich wusste im Moment nur, dass ich ihm entkommen wollte. Lebend.

„Bitte lass mich gehen. Ich werde keiner Menschenseele hiervon erzählen" flüsterte ich und biss mir fest auf die Zunge, um ein Schluchzen zu unterdrücken.

Er schnalzte verneinend mit seiner Zunge und lehnte sich in seinem Sitz zurück.

Sein attraktives Gesicht passte in der jetzigen Situation nicht rein. Wenn man von solchen Fällen hörte, stellte man sich die schrecklichsten Gesichter vor. Jedoch war dieses Gesicht Gottes Segen.

„Ich... Ich bin neu hier. Ich kenne sowieso kaum jemanden hier. Bitte... ich... ich werde nicht..." stotterte ich unter Tränen und brach ab. Sein Blick machte mir nämlich deutlich, dass ihn meine Worte nicht überzeugten.

Er erhob sich aus seinem Platz und ich schreckte zusammen, als er sich in seiner vollen Pracht hinstellte und mich überragte.

Mein Magen zog sich stark zusammen und ich rutschte auf dem Bett zurück.
Es war nicht in Worte zu fassen wie viel Angst er mir machte.

Der Mann im schwarzen Hemd, griff in die hintere Hosentasche seiner Stoffhose und zog etwas hervor.

Ich zog scharf die Luft ein, als er wieder Platz nahm und eine schwarze Pistole auf mich richtete.

Ich sah mein Leben an mir vorbeifahren und ein dicker Kloß bildete sich in meinem Hals.

War das etwa mein Ende?

Ich hörte ein metallisches Rascheln und mein Herz würde mir gleich aus der Brust springen.

Der Schweiß stand mir auf der Stirn geschrieben.

Ich war so jung und hatte doch noch mein ganzes Leben vor mir.

Mein ängstlicher Blick war auf die schwarze Waffe in seiner Hand gerichtet.

Es könnte jeden Moment so weit sein. Er könnte jeden Moment abdrücken und dann war's das mit Sarah Maxwell.

Mein Herzschlag stieg rasant an. Falls es überhaupt noch möglich war. Es schlug bereits unfassbar schnell.

„Ich werde es niemanden sagen. Versprochen" wiederholte ich mich stotternd und kalter Schweiß lief mir an den Schläfen entlang.

Ich hörte ein weiteres metallisches Klirren gefolgt von einem lauten Knall.

Ich schrie erschrocken auf und schlug mir die Hände vor den Mund. Der Schuss war dicht an meinem Ohr vorbei gerauscht und hatte die Wand hinter mir getroffen. Er hatte mich verfehlt. Oder war es seine pure Absicht gewesen?

Ein Schluchzen entwich meiner Kehle und ich drückte die Hände fester gegen meinen Mund. Meine Tränen liefen über meine Hände und tropften an meinen Armen entlang.

„Tu mir bitte nichts. Ich tue auch alles was du willst" stotterte ich und sprang vom Bett auf.

Ich hatte meinen verletzten Fuß vergessen, daher knickte ich um und fiel zischend auf meine Knie.

Meine Hände stützte ich unbewusst an seinen Knien ab. Als ich meinen Kopf anhob, traf ich auf seine eisblauen Augen.

Er war mir plötzlich so nah, dass sein Atem auf mein Gesicht prallte.

Hastig zog ich meine Hände zurück, als hätte ich mich an ihm verbrannt und rutschte auf den Boden zurück .

Er war ein Mörder.

„Willst du leben, Bella?" fragte er und seine raue Stimme brannte sich in meinem Kopf ein. Sie klang zu angenehm und stimmte mit seinen Taten nicht überein.

Ich nickte wie verrückt und erneut stiegen mir Tränen in die Augen. Ich will nicht sterben.

„Wie weit würdest du für's Leben gehen?"

Was war das für eine Frage? Ich würde alles tun, um weiterleben zu dürfen. Ich wollte nicht sterben. Wer würde freiwillig auf das Leben verzichten und sich für den Tod entscheiden?

„Weit" flüsterte ich heiser und senkte erschöpft meinen Kopf, da ich Nackenschmerzen bekam. Ich hatte nämlich meinen Kopf nach oben gestreckt, um ihn ansehen zu können. Auf Dauer wurde es nicht nur anstrengend sondern auch schmerzhaft.

Erst jetzt fielen mir die blutigen Fußabdrücke auf, die durch meinen verletzten Fuß entstanden waren. Sie zierten den teuren Marmorboden und mir wurde übel bei dem Anblick. 

Plötzlich spürte ich kalte Fingerspitzen um mein Kinn. Ich zuckte durch die Berührung stark zusammen und wurde gezwungen in seine stürmisch blauen Augen zu sehen.

Ich schluckte schwer und verzog schmerzhaft mein Gesicht. Mein Nacken schmerzte und ich konnte mich schwer in der jetzigen Position halten.

Sein grober Griff um mein Kinn schmerzte ebenfalls und seine Augen zeigten keinerlei Emotionen. Es war beinahe erschreckend wie gut er seine Emotionen unter Kontrolle hatte. Er zuckte nicht mal mit der Wimper.

„Ich möchte nicht sterben" flehte ich einen Fremden um mein Leben an.

Das konnte doch nur ein Albtraum sein. Wie konnte es bloß jemals so weit kommen? Ausgerechnet mir passierte so etwas. Ich wollte doch nur in Frieden mit meiner Familie leben. Deswegen war ich schließlich zurück nach Amerika gekehrt.

Der fremde Mann leckte sich mit seiner Zunge über die rechte Ecke seines Mundwinkels und beugte sich zu mir vor.

„Ich kenne deinen Vater schon lange, da bin ich ihm etwas schuldig."

Meine Schultern sackten in mich hinein und ich atmete hörbar aus.

War das etwa ein Traum im Albtraum? War ich etwa gerettet?

Sein Gesicht und seine Augen zeigten immer noch keinerlei Ausdruck von Gefühlen oder Empfindungen. Tat er solche Sachen etwa so oft, dass ihn nichts mehr abschreckte?

„Du entscheidest, Bella. Entweder heiratest du mich und hältst wie eine loyale Ehefrau deinen Mund über das was du gesehen hast" fing er an zu sprechen und ließ mich dabei keine Sekunde aus den Augen.

Ich erstarrte und sah ihn an als hätte er den Verstand verloren. Ich sollte was?

Mein Herz sank in meiner Brust und ich krallte meine Fingernägel in den Stoff meines zerknitterten Kleids.

„Oder du sprichst deine letzten Gebete und ich beende unser Versteckspiel. Welcher Vorschlag gefällt dir?"

Er sprach es so aus als wäre es die normalste Sache der Welt.

Ich glaube ich hatte mich wohl verhört. Mir fiel es schwer in seiner dominanten Gegenwart regelmäßig zu atmen und er verlangte von mir, dass ich ihn heiratete und auf Ewigkeit an ihm gebunden war?

Er zuckte durch mein Zögern erneut seine Waffe heraus und hielt sie mir diesmal ohne zu zögern gegen meine rechte Schläfe. Ich schnappte scharf nach Luft und erstarrte. Es ertönte ein leises metallisches Klirren, während mein Herz kurz vor einem Stillstand war.

In seinen farbigen Augen stand pure Seriosität geschrieben. Er machte keinesfalls Scherze. Wieso sollte er scheue machen? Er war ein Mörder.

„Ich mache alles was du willst" schrie ich unter Tränen und schlug mir die Hände gegen die Ohren.

Alles, aber bitte keine ohrenbetäubenden Schüsse mehr.

Ich konnte von Glück reden, dass er überhaupt Gnade mit mir hatte.
Menschen lassen sich zu allem verleiten, sobald es um das eigene Leben geht. Ich durfte dies am eigenen Leib erleben. Denn indem Moment als er mir die Waffe gegen die Schläfen hielt, wäre ich bereit gewesen alles zu tun was er verlangte. Ich wollte nicht sterben, sondern weiter leben. Viel zu sehr schreckte mich der Gedanke von dem Tod ab.

Meinungen? Keine Sorge bald lernt ihr Mason so richtig kennen 🥸

3350 Wörter 🤍

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top