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Ich saß auf dem weichen Teppich in der Bibliothek und las mir ein Buch durch. Mitten in der Bibliothek war ein großer Teppich ausgelegt, der wahrscheinlich von der Fläche her größer als mein altes Zimmer war.

Es war verständlich, denn die Bibliothek war gigantisch. Ich las mir in den letzten Tagen die Detektiv-Reihe der Miss Marple durch.

Es waren fünf Tage vergangen, seitdem ich Lucas gesehen hatte. Die Erinnerungen waren mittlerweile nicht mehr allzu schmerzhaft.

Ich werde zwar noch mehr Zeit brauchen, um seinen Verrat komplett zu verkraften. Dennoch war es zwischenzeitlich besser als zu Beginn.

Seit wann war mein Bruder so kaltherzig geworden? Unzählige Tränen und frustrierende Schreie waren die letzten Tage in mein Kissen untergegangen.

Da ich mich von den negativen Ereignissen ablenken wollte, hatte ich mich seit vielen Tagen in Masons Bücherei zurückgezogen und mich hinter den unzähligen Büchern versteckt. Sie lenkten mich ab und machten die Zeit erträglicher. Es war als würde ich in eine zweite Welt flüchten. Eine Welt, in der ich einen Zufluchtsort hatte und der Realität entkommen konnte.

Ich hatte kein Verlangen mehr auf Sozialisierung oder nach Flucht. Jedes Mal wenn ich an meinen Bruder dachte, verschwand mein Heimweh. Er hat mich sehr getroffen mit seinen Worten. Außerdem hatte er sich mit Chloe verlobt. Während seine Schwester bei einem Entführer hilflos festsaß, hatte er sich mit Chloe verlobt. Hatte er kein einziges Mal an mich gedacht? Er war egoistisch und blind vor Liebe. Obwohl ich wütend und enttäuscht von meinem Bruder war, wollte ich nicht dass Chloe ihn benutzte. Sie wird ihn zerstören.

Wie lange waren die beiden wohl zusammen gewesen? Sie haben es sehr gut vor mir verheimlicht. Denn ich hatte keinen Verdacht geschöpft. Wussten unsere Eltern davon Bescheid?

Mason.

Ich war so wütend und verzweifelt, dass ich ihn seit fünf Tagen komplett mied. Unser letztes aufeinandertreffen war an jenem Tag gewesen, als wir zurück zur Villa gefahren sind. Die Fahrt war schweigsam verlaufen. Ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass Mason wild darauf war mit mir zu kommunizieren. Er mied mich ohnehin schon immer.

Sollte mir recht sein, da ich meine eigene Ruhe brauchte.

Ich legte mich auf den Teppich hin und rollte mich auf meine rechte Seite. Währenddessen hielt ich mir das Buch vors Gesicht und verschlang die Worte.

Ich war nie ein Fan von Büchern gewesen. Doch nun wo ich alleine mit Zugriff auf unzähligen Büchern fest saß und mich zurückziehen wollte, war das Lesen nicht mehr allzu langweilig.

Der weiche Teppich unter mir machte mich schläfrig und meine Augenlider fühlten sich immer schwerer an. Ab einem gewissen Zeitpunkt fielen meine Augen automatisch zu und das Buch glitt mir aus den Händen.

Ich wachte erst wieder am Abend auf und streckte mich gähnend. Anhand der großen Fenster in der viel zu hohen Decke, sah ich dass es bereits dunkel geworden war.

Aufgrund des ganzen Stress in den letzten Tagen hatte ich meinen Appetit verloren. Zuletzt habe ich heute Morgen um zehn Uhr eine Kleinigkeit gegessen.

Ich hatte zwar immer noch keinen Appetit, dennoch wollte ich etwas zu mir nehmen. Bevor ich umkippe oder Probleme mit meinem Kreislauf bekomme, sollte ich etwas essen. Auf weitere Probleme hatte ich nämlich keine Lust.

Mit eiligen Schritten und zwei Büchern in den Armen, hastete ich in die Küche. Als ich die Küche betrat, vernahm ich plötzlich schwere Schritte hinter mir. Es konnte niemand anderes als Mason sein. Ich beschleunigte meine Schritte, um schnellstmöglich wieder die Küche zu verlassen.

Normalerweise wäre es mir sehr schwer gefallen zu schweigen, da ich niemals still sein konnte. Ich konnte nämlich 24 Stunden lang reden ohne müde zu werden. Hauptsächlich war es meine Wut und der Trotz gewesen, der mich zum Schweigen brachte. Ich wollte ihm meine Wut verdeutlichen indem ich schwieg. Doch inwiefern machte das Sinn? Mason war jemand der gerne schwieg und es ohnehin nicht mochte, wenn ich viel redete.

Dennoch schwieg ich, um mit meinem Unterbewusstsein im Einklang zu sein. Da ich normalerweise nonstop redete und keinen Punkt und Komma setzte, wurde meinem Gegenüber durchs Schweigen schnell deutlich, dass ich wütend war.

Ich stellte die Bücher auf der Kücheninsel ab und lief zum Kühlschrank. Meinen Blick hielt ich gesenkt, da ich Mason nicht ansehen wollte. Ich wollte nicht mal schauen, was er trug. Normalerweise interessierte es mich immer welche Kleidung er trug.

Ich sah mich im Kühlschrank nach Saft um und ignorierte Mason, der mittlerweile dicht hinter mir stand.

Viel zu sehr störten mich seine bitteren Worte. Er verdiente es nicht, dass man versuchte ihn und seine Persönlichkeit zu verstehen.

Erst als er seinen Arm ausstreckte und mich an meinem Arm streifte, wich ich nach links aus. Ich wusste nicht wonach er gegriffen hatte, stattdessen hielt ich inne.

Der Saft war vergessen. Ich machte auf den Absatz kehrt und schnappte mir die Bücher von der Kücheninsel. Mit hastigen Schritten verließ ich die Küche und suchte den Weg zu meinem Zimmer.

Als ich das Zimmer betrat, schloss ich die Tür ab und schmiss mich samt den Büchern aufs Bett. Ich will nicht an diesen Mistkerl denken.

Jedoch schaffte ich es nicht meine Gedanken abzustellen und driftete stattdessen zu unserem ersten Treffen zurück.

Ich ließ alles in meinem Kopf Revue passieren. Im Unterbewusstsein hatte ich das Gefühl der Sicherheit in seiner Nähe entwickelt. Doch er tat es bloß, um mich als Schwächepunkt meines Vaters auszunutzen.

Er hatte den Mann nicht erschossen, sondern angeschossen. Doch was hatte Lucas Bodyguard bei ihm zu suchen gehabt?

Laut seufzend fasste ich mir an den Schläfen und massierte sie. Ich bekam Kopfschmerzen vom Nachdenken. Daher griff ich wieder nach dem Buch und vertiefte mich ins Lesen.

____

Am nächsten Tag wachte ich mit einem knurrenden Bauch auf. Ich sollte schleunigst etwas vernünftiges essen. Gestern Abend war ich nicht mehr wieder in die Küche runtergegangen. Denn ich wollte Mason nicht begegnen. Auch wenn er nicht mit mir geredet hätte, wollte ich sein Gesicht meiden.

Nach einer erfrischenden Dusche, föhnte ich mir die Haare und band sie zu einem hohen Zopf. Danach schlüpfte ich in einer Jeans und einem Top.

Ich hatte gut geschlafen, weil ich gestern relativ früh eingeschlafen bin. Dementsprechend war ich um 9 Uhr schon wach und lief runter in die Küche. So langsam wollte ich wieder ein wenig Abwechslung haben, aber meine Wut auf Mason war noch nicht erloschen. Daher konnte ich ihn nicht mal damit nerven, dass er mich irgendwohin mitnahm oder mir eine Beschäftigung suchte.

Überrascht blieb ich im Türrahmen des Esszimmers stehen, als ich auf den großen Tisch schaute. Der Frühstückstisch war bereits mit Frühstück gedeckt und es duftete herrlich. Bei dem Anblick des leckeren Essens bekam ich noch mehr Hunger.

Ich hatte die Köchin gebeten, kein Essen mehr für mich zu kochen. Denn ich hatte die letzten Tage keinen sonderlichen Appetit gehabt. Außerdem wollte ich selbst für mich kochen. Dadurch verging die Zeit erträglicher und ich hatte etwas zu tun.

Wieso hatte sie trotz meiner Bitte so viel Frühstück vorbereitet? Verwirrt setzte ich mich an den Tisch und griff nach einer Kanne mit Orangensaft. Ich füllte mir ein Glas und führte es zu meinen Lippen. Im Moment konnte ich mich jedoch nicht beschweren, weil ich einen großen Appetit hatte.

„Guten Morgen."

Ich hielt in meiner Bewegung inne und mein Kopf wanderte langsam nach rechts, um Mason im Türrahmen stehen zu sehen. Wieso war er noch nicht auf der Arbeit, obwohl er bereits fürs Büro gekleidet war?

Mason hatte mir niemals zuvor einen Guten Morgen gewünscht oder auf mein Guten Morgen reagiert bzw. geantwortet.

Schnell blickte ich wieder nach vorne und nippte an meinem Glas. Mein Herz schlug mir drastisch bis zum Hals.

Ich bin bloß sein Mittel zum Zweck. Seine eiskalten Worte spielten sich immer wieder in meinem Kopf ab. Von Wort zu Wort wurde ich wütender. Wenn ich doch bloß ein Mittel zum Zweck war, weshalb hatte er mir dann ein Kompliment über meine Augen gemacht?

Als Mason neben mir Platz nahm, stieg mir sein bekanntes Parfüm in die Nase. Der Tisch hatte mehr als zehn Stühle, dennoch setzte er sich direkt neben mich.

Wieso trafen mich Masons Worte so sehr, obwohl mein eigener Bruder mich hintergangen hatte? Mason war immerhin noch ein Fremder, während Lucas mein großer Bruder war. Von Fremden konnte man so etwas erwarten, aber nicht vom eigenen Fleisch und Blut.

Ich hatte niemals mit Lucas eine freundschaftliche Beziehung gehabt. Er war sieben Jahre älter als ich und dementsprechend hatten wir nie Gemeinsamkeiten gehabt. Mein Bruder, den ich über alles liebe, hat mich hintergangen. Dann auch noch wegen einer Frau wie Chloe.

Ruckartig stellte ich mein Glas auf dem Hochglanz Tisch ab und sprang auf die Beine. Ich wollte mit diesem arroganten und kalten Mann kein Wort wechseln. Es war ihm so einfach gefallen mich als sein Mittel zum Zweck zu betiteln.

Jedoch streckte Mason seine Hand aus und umfasste plötzlich mein Handgelenk, bevor ich weglaufen konnte.

Ich warf ihm einen flüchtigen Blick zu und hielt inne bei dem Anblick seiner exotischen Augen. Es war ein komisches Gefühl ihm nach so vielen Tagen wieder in die Augen zu schauen. Diese eisigen und gnadenlosen Augen.

Ich senkte meinen Blick und war versucht mein Handgelenk zu befreien.

„Setz dich hin und iss etwas" sagte Mason und zog mich auf den Stuhl zurück.

Ich schnaubte aufgebracht, sobald ich auf dem Stuhl saß. Mein Blick wanderte zur andere Seite des Tisches, um Mason nicht anschauen zu müssen. Er hatte zu viel Kraft und mich dagegen zu sträuben würde nicht viel bringen.

„Gibt es einen besonderen Grund, weshalb du mich ignorierst?" fragte Mason und stützte seinen rechten Arm auf meiner Stuhllehne ab. Seit wann redete er freiwillig mit mir?

Ich ignorierte das Herzrasen in meinem Brustkorb und versuchte sein Parfüm nicht zu inhalieren. Es war schwer, denn dieser Duft fühlte sich mittlerweile sehr vertraut an. Ich wollte diese Vertrautheit in seinem Duft und seinem Arm über mir nicht fühlen.

„Antworte mir, Bella."

Er sollte es nicht wagen mich Bella zu nennen. Wieso nannte er mich Schöne, wenn ich doch bloß ein kleines Mädchen in seinen Augen war? Wieso nannte er mich Bella, wenn ich doch nur ein Mittel zum Zweck war?

Meine Gedanken nervten mich so sehr und ich war verzweifelt. Der Verrat von meinem Bruder reichte wohl nicht aus, dass mich die Gefühle für Mason ebenfalls verwirrten.

„Mach mich nicht wütend und antworte mir, Bella" sagte Mason mit einem angespannten Kiefer.

„Was willst du machen, wenn ich dir nicht antworte? Mich etwa töten?" fragte ich spitz, weil meine Geduld ihre Grenze erreicht hatte.

Ich wandte ihm endlich mein Gesicht zu und meine Augen spuckten Feuer.

„Du hast mich genug für dumm verkauft. Glaubst du, du kannst tun und lassen was du willst, nur weil ich dir körperlich unterlegener bin?" zischte ich und sprang auf meine Beine.

Ich wusste, dass er meinen Vater abgrundtief hasste. Wieso war es mir nicht vorher aufgefallen, dass sein Motiv zum Heiraten nicht nur ein Mord sein konnte. Im Endeffekt hatte er den Mann nicht mal getötet. Er lebte noch.

Mason erhob sich ebenfalls aus seinem Stuhl und stellte sich in voller Größe auf. Er sah auf mich runter und blieb ruhig. Viel zu ruhig, für seine Verhältnisse, obwohl sein Gesicht Verärgerung zeigte.

„Ihr seit alle selbstsüchtig und egoistisch. Es geht euch allen nur ums Geld und um Macht" redete ich mich in Rage und spürte wie die unterdrückten Gefühle der vergangen Tage in mir aufwallten.

„Glaubst du, du kannst mich psychisch foltern? Glaubst du, du kannst mich verarschen und meine Naivität ausnutzen, um dich an meinen Vater zu rächen?" fauchte ich und spürte warme Tränen an meinen Wangen entlang laufen.

Die Tränen galten allein meiner Wut und keiner Trauer. Es war pure Wut, die sich anhand von Tränen der Verzweiflung zeigte.

„Du wolltest eine Antwort haben und ich habe sie dir gegeben" sagte Mason ruhig und meinte seine kalten Worte an jenem Tag in dem Büro.

Es war unglaublich leicht für ihn zu sagen, dass er mich bloß ausnutzte. So verdammt leicht, obwohl ich ihm unbewusst in die Nähe getreten war. So nah, dass er mir unter die Haut gegangen war.

Mason holte mit seiner Hand aus und griff nach meinem Arm, um mich vom Gehen abzuhalten. Ich wollte seiner Nähe entkommen. Er sollte mich mit seinen Augen nicht ansehen, die mich so vieles fühlen ließen. So viel verbotenes.

„Wage es nicht mich anzufassen. Ich bin nicht einer deiner Bodyguards oder Jayden, dass mir deine harten Griffe nicht wehtun. Hast du mich verstanden, Mason Zachary Knight?" schrie ich und riss mich von ihm los.

Mein Reißen war so fest gewesen, dass ich versehentlich ein Glas mit meinem Handrücken traf. Es flog auf den Marmorboden und zersprang in viele Splitter.

„Es gibt andere Wege Wut und Aggressionen abzubauen. Durch Geschrei und Nahrungsverweigerung schadest du nur dir selbst."

„Dann freu dich. Genau das ist doch dein Ziel" schoss ich zischend zurück und setzte mich anschließend auf den Boden, um die Glasscherben aufzusammeln.

Es war schade ums Glas. Denn es war nicht meine Absicht gewesen es kaputt zu machen. Ich blinzelte meine Tränen weg und griff nach einigen Glasscherben. Das Glas war in drei große Teile zersprungen.

Zischend ließ ich die Stücke fallen, da ich mich versehentlich an meiner Handfläche geschnitten hatte. Ein langer roter Strich zierte meine Handfläche und kleine Blutstropfen bildeten sich an dieser Stelle. Mir wurde übel bei dem Anblick des wenigen Bluts und mein Bauch zog sich unangenehm zusammen. So viel Blut.

„Zeig her" sagte Mason und trat einen Schritt auf mich zu.

„Geh mir aus dem Weg. Ich brauche deine Hilfe nicht" sagte ich heiser und stürmte an ihm vorbei.

Mein Hals fühlte sich rau an und schmerzte von meinem Geschrei. Ich schnappte mir eine Serviette vom Tisch und drückte sie auf meine linke Handfläche.

„Es wird sich entzünden" sagte Mason immer noch beherrscht und brachte mich damit im Türrahmen zum Stehen.

„Hast du bedenken, dass ich davon sterben könnte?" fragte ich sarkastisch und hielt seinen stürmischen Augen stand. Sein angespannter Kiefer verriet mir wie wütend er eigentlich auf meine verbalen Gegenangriffe war.

„Keine Sorge, von dieser kleinen Verletzung werde ich schon nicht sterben. Deine tolle Planung wird nicht Zugrunde gehen" sagte ich trocken und kehrte um.

Zischend löste ich das Taschentuch von meiner blutigen Hand und betrachtete das rot durchnässte Taschentuch. Schnell sah ich weg und versuchte das flaue Gefühl in meinem Bauch zu bekämpfen.

Ich stand in meinem Badezimmer und die Blutstropfen rollten an meiner Hand entlang und sickerten ins weisse Waschbecken. Ich schaute nach vorne in den großen Spiegel, um mich nicht zu übergeben. Das Blut machte mir zu schaffen und ich wusste nicht wie ich es entfernen sollte ohne umzukippen.

Mein leerer Bauch trug bestimmt vieles dazu bei. Vor lauter Verzweiflung traten mir wieder Tränen der Wut in die Augen und ich schlug mit meiner rechten Hand gegen das Waschbecken.

Zischend zog ich meine Hand sofort zurück und bereute mein Handeln. Das tat verdammt weh. Vielleicht war es nicht sehr sinnvoll meine Wut auf diese Art rauszulassen.

Ich wischte mir übers tränennasse Gesicht und schniefte. Mein Spiegelbild sah schrecklich aus. Meine Augen und Nasenspitze waren rot angelaufen, während mein Hautton blass wirkte. Meine Lippen waren leicht angeschwollen und gerötet. Wie konntest du mir das antun Lucas? Bedeute ich dir etwa so wenig?

Ein leises Schluchzen entwich meinem Mund und ich stützte mich am Waschbecken ab.

Trotz der angesammelten Wut und Trauer in mir versuchte ich die Tränen zu stoppen und blinzelte sie weg. Ich werde Dad alles erzählen, sobald ich hier rauskomme.

Doch der Gedanke an meinem Vater, trieb mir weitere unzählige Tränen in die Augen und ich schluchzte erneut.

Warum war er viel lieber zuerst auf die Bühne gestiegen, anstatt mich von Mason zu befreien? Wieso war Mum ihm gefolgt, anstatt mich in den Arm zu nehmen und zu trösten?

Ich schniefte und wischte zum unzähligsten mal meine Tränen weg, als die Tür zu meinem Badezimmer geöffnet wurde. Ich hatte nicht abgeschlossen.

Vor lauter Trotz und Wut senkte ich sofort meinen Blick, um Mason durch den Spiegel nicht sehen zu müssen. Wieso war er hier?

„Du bleibst hier" sagte er streng und hielt mich an meiner Taille vom Gehen ab. Seine Berührung stellte meinen Körper unter Strom und ließ mich zu ihm zurück wirbeln. Es war lange her, dass er mich an der Taille berührt hatte.

„Fass mich nicht an, du Lügner" zischte ich und wehrte mich gegen seinen Griff an. Ohne auf meinen Widerstand einzugehen, zog er mich mit einem Ruck auf die Ablage des Waschbeckens hoch. Ich blickte irritiert nach oben in seine strengen Augen und seinen angespannten Kiefer.

„Wird dein Trotz alles ungeschehen machen" knurrte Mason und umfasste mein linkes Handgelenk, um sich meine mittlerweile blutige Hand anzusehen. Ich mied den Anblick.

„Hättest du gerne in deiner Scheinwelt weitergelebt?" fügte er hinzu und seine Augen wanderten wieder hoch zu meinen.

Ich sah schnell nach rechts, um seinen Blick zu meiden und versuchte ihm mein Handgelenk zu entziehen. Er sollte mir nicht helfen. Weder wollte ich seine Worte hören. Außerdem stand er mir viel zu nah. Seine Nähe war das allerletzte, dass ich spüren wollte.

„Ich brauche deine Hilfe nicht" sagte ich in die Leere und hing mit meinen Augen an der goldenen Türklinke.

Ich konnte hören wie er den kleinen Erste Hilfe Kasten öffnete und etwas entnahm.

„Es wird brennen" sagte Mason und ignorierte meinen Widerstand gegen seinen Griff, als er eine Flüssigkeit auf ein kleines Pad tröpfelte.

Ich verzog meine Augen zu Schlitzen und knirschte mit den Zähnen. Selbst seine angenehme tiefe Stimme, kostete mich heute jeden Nerv. Ich wollte mich wieder in die Bibliothek zurückziehen und der Realität entkommen. Masons Präsenz konfrontierte mich mit der bitteren Realität.

Ich zischte lautstark auf, als er mir das Pad auf meine Wunde drückte. Zischend versuchte ich ihm meine Hand zu entziehen. Doch er wäre nicht Mason, wenn er es zulassen würde.

„Das tut weh" hauchte ich ergeben und biss mir stark auf die Zunge. Bloß keine weiteren Tränen mehr. Ich war satt von ihnen und konnte sie in meinen Augen nicht mehr sehen. Ich verabscheute sie in meinen Augen.

Zu meiner Überraschung senkte Mason sein Gesicht zu mir runter und pustete über die brennende Stelle auf meiner Hand. Er war mir so nah, dass ich den Duft seines Shampoos im Haar riechen konnte.

Wieso half er mir, obwohl er mir am meisten mit seinen Worten wehgetan hatte? Er war der Grund, weshalb meine schöne Welt untergegangen war. Er hatte mich in seine Welt der Waffen, Gewalt und Blut gezogen.

„Dauert nicht mehr lange" sagte Mason und tupfte geschickt das Blut auf meiner Handfläche ab.

Ich biss mir stärker auf die Zunge und kniff meine Augen zu. Kurz daraufhin spürte ich erneut eine kühle Brise, die das Brennen abkühlte. Er pustete nämlich erneut mit gesenkten Kopf auf meine Wunde.

„Wieso hilfst du mir?" brachte ich zischend aus meinem Mund hervor, als er seinen Kopf wieder anhob. Seine blauen Augen trafen direkt auf meine und plötzlich stand er mir viel zu nah.

Es flackerte etwas in seinen stürmischen Augen auf und er sah mich nicht mehr streng an. Anstatt mir zu antworten, sah er erneut auf meine Hand und band diesmal einen weißen Verband drum.

Er hatte mir nicht geantwortet. Hatte er etwa wieder einen raffinierten Grund hinter seiner Hilfe, die er mir anbot? Aber welcher?

„Es wird keinen interessieren, wenn du auf Essen verzichtest. Dadurch schadest du nur dir selbst" sagte Mason, als er meine Hand perfekt bandagiert hatte und endlich freigab.

Obwohl er mich als Mittel zum Zweck betitelte, hatte er meine Hand bandagiert und auf meine brennende Wunde gepustet dachte ich, als er mein Badezimmer verließ.

Später am Vormittag, als er die Villa verließ, ging ich runter in die Küche und aß etwas vernünftiges seit vielen Tagen.

___

Ich lag auf dem Sofa im Wohnzimmer des ersten Stockwerks. Mein Kopf lag in der Mitte des Sofas auf einem Kissen, während die Hälfte meiner Beine über die Sofalehne runter baumelte. Es war eine gemütliche Position, um in Ruhe zu lesen, während im Hintergrund leise der Fernseher lief. Meine Aufmerksamkeit galt einzig und allein dem Band in meiner Hand.

Doch meine Ruhe wurde gestört, indem Mason das Wohnzimmer betrat. Ich spürte seine Präsenz im Raum und hörte seine schweren Schritte. Es fiel mir plötzlich schwer mich nur aufs Buch zu konzentrieren.

„Wenn ich meine Beherrschung verliere, wirst du für zwei Tage nicht mehr laufen können, Bella."

Als er neben mir auf dem Sofa Platz nahm, war meine Konzentration hin. Nicht nur seine Präsenz, sondern auch dieser Satz lösten enorme Gefühle in mir aus. Er hatte mir so oft gesagt, dass ich nicht auf die Lippen beißen soll, weil er sonst die Beherrschung verliert. Ich bin davon ausgegangen, dass er damit seine Wut meinte. Ich wäre niemals darauf gekommen, dass er solche Kleinigkeiten an Frauen anziehend fand.

Ich kniff meine Augen zu und atmete unauffällig aus. Konnte ich meine Gefühle bitte abstellen?

Er war heute früher zurück als üblich. Normalerweise kam er viel später von der Arbeit zurück. Es war nicht mal dunkel draußen. Der Weg zur Villa dauerte ja auch Ewigkeiten.

Ich war ein aufmerksamer Mensch und merkte mir solche Details über ihn. Eigentlich wollte ich alles in meinem Kopf löschen, was mit ihm zu tun hatte. Jeden Moment, jeden gesprochenen Satz, jede Berührung.

Als mir plötzlich das Buch aus den Händen gerissen wurde, schossen meine Augen nach oben zu Mason. Während ich lag, saß er neben mir und blickte auf mich runter.

„Gib mir das Buch zurück" sagte ich und knirschte mit meinen Zähnen.

Doch Mason hielt mir das Buch außer Reichweite, während er es kurz beäugte. Wieso war er überhaupt hier? Die letzten Tage hatte es ihn doch auch nicht interessiert.

Ich atmete genervt aus und drehte mein Gesicht zum Fernseher um. Er konnte mir das Buch gerne wegnehmen. Dann schaue ich halt Fernsehen.

Er saß weiterhin neben mir auf dem Sofa und hatte mein Buch in seiner Hand.

Es war anstrengend den Handlungen im Fernsehen zu folgen, während Mason dicht neben mir saß. Arroganter Vollidiot. Konnte er mich nicht mit seiner dominanten Präsenz verschonen?

Ich ließ meinen Blick kurz nach oben zu ihm wandern und verschluckte mich beinahe an meine eigenen Spucke, als seine Augen bereits auf mir lagen.

Wie lange sah er mich schon an? Ich senkte hastig meinen Blick und versuchte so zu tun, als würden mich die Handlungen im Fernsehen interessieren.

So verging der restliche Abend. Still nebeneinander auf dem Sofa sitzend bzw. liegend.

___

Ich saß auf der Fensterbank in meinem Zimmer, als es plötzlich anfing in Stürmen zu regnen. Ein weiterer Tag war vergangen, indem ich nur gelesen und das nötigste gegessen hatte. Das Buch in meiner Hand sank auf meinen Schoß runter und ich beäugte das Wetter draußen.

Der blaue Himmel hatte sich fast schwarz gefärbt und der Regen prasselte lautstark gegen die Fensterscheibe.

Ich schlug das Buch in meiner Hand zu und sprang auf die Beine. Regen war etwas wunderschönes, obwohl ich Angst vor Wasser hatte. Aber der Regen kam nicht in hohen Wellen und nahm den Menschen mit in die dunkle Tiefe, aus der es kein entkommen mehr gab. Stattdessen prasselte er angenehm auf die Erde runter und kühlte sie ab.

Mit eiligen Schritten verließ ich mein Zimmer und sprintete förmlich die vielen Marmor Treppen runter, um das Wohnzimmer im Erdgeschoss zu erreichen.

Von der einen Seite betrat man die Villa durch die Haustür. Auf der gegenüberliegenden Seite im Wohnzimmer des Erdgeschosses, führte eine Hintertür zum Grundstück. Beide Türen für die Eingänge waren parallel zueinander.

Ich rannte barfuß durchs Wohnzimmer und öffnete die Tür, die in Richtung des Pools und seines Grundstücks führte.

Mit einem Lächeln lief ich in den Regen raus und wurde innerhalb von wenigen Minuten komplett nass. Es waren dicke Regentropfen, die auf mich nieder prasselten und mich durchnässten. Ein typischer Sommerregen. Das Gras unter meinen nackten Füßen fühlte sich angenehm an.

Ich streckte meine Arme aus und fing die Regentropfen in meinen Handflächen auf. Der Wind peitschte mir durchs nasse Haar und ließ mein kurzes Nachtkleid flattern.

Der Regen fühlte sich befreiend an. So befreiend, dass ich den Moment genoss und nie wollte, dass er endete.
Ich sog den regnerischen Geruch von Gestein auf und blickte nach oben zum schwarzen Himmel. Die Regentropfen kitzelten mein Gesicht und ließen mich breiter Lächeln. Ein verdammt gutes Gefühl. Endlich ein Moment der Freude.

Ich drehte mich einmal im Kreis und meine nassen Haare flogen mir ins Gesicht. Es war lange her, dass ich zuletzt gelächelt hatte. Wann war es überhaupt gewesen? Ich erinnerte mich nicht.

Mein Lächeln erlosch jedoch, als meine Augen zur Hintertür wanderten.

Mason stand nämlich im Türrahmen der Tür und telefonierte.

Ich strich mir meine nassen Haare aus dem Gesicht und blinzelte, damit ich ihn besser sah. Denn der Regen ließ mich seine Gestalt verschwommen sehen. Er schien zu telefonieren, denn er hielt sein Handy gegen das Ohr und sprach das ein oder andere mal in die Leitung.

Seine stechend blauen Augen waren jedoch auf mich gelegt, während seine Stirn leicht in Falten lag.

Ich fröstelte plötzlich und umfasste meine Arme mit den Händen. Wenn ich weiterhin im Regen stehe und die kühle Brise genieße, werde ich krank und bin zusätzlich Masons stechendem Blick ausgesetzt, der mir durch Knochen und Mark ging. Ich sollte besser reingehen.

Hastig löste ich meinen Blick von Mason und fuhr mir durch mein nasses Haar. Der Regen erinnerte mich plötzlich an Masons halbnackten Körper zurück, den ich mit Wasser von Seife befreit hatte.

Das Blut pumpte schneller durch meine Adern und ein Kribbeln machte sich in meinem Bauch bemerkbar.

Ich lief mit eiligen Schritten wieder rein. Sobald ich im Türrahmen stand, kam ich ihm entgegen. Ich wartete bis Mason mir den Weg freimachen würde oder mich wenigstens vorbeilassen würde. Doch er stand vor mir aufgebaut und blickte auf mich runter.

Ich biss mir stark auf die Lippe, als seine stürmischen Augen auf meine grünen landeten. Als mir einfiel, was diese Angewohnheit bei ihm auslöste, gab ich meine Lippen schnell frei.

Sein Blick war alles andere als erfreut. Eher streng und dunkel. Daher senkte ich meinen Blick und mied seinen. Ich war bis zu meiner Unterwäsche durchnässt und musste mich schleunigst umziehen. Langsam fühlte sich die Kleidung unangenehm am Körper an.

Doch Mason blieb weiterhin mit verschränkten Armen im Türrahmen stehen. Das Handy hatte er mittlerweile weggepackt.

Mein Herzschlag stieg rasant an, als Masons farbigen Augen plötzlich an meinem Körper entlang wanderten und er seine verschränkten Arme voneinander löste. Obwohl ich durch den Regen fröstelte, entfachte sich plötzlich eine allbekannte Hitze in meinem Körper.

Das war kein flüchtiger Blick, sondern ein langer und intensiver Blick. Als seine blauen Augen wieder nach oben zu meinem Gesicht wanderten, flackerte etwas in ihnen auf. Etwas das ich bereits zweimal in seinen exotischen Augen gesehen hatte.

Einmal, als ich im Café seinen Daumen im Mund hatte und einmal, als er mich in seinem Büro an den Hüften gepackt und auf den Tisch gesetzt hatte. Mein Hals fühlte sich staubtrocken an und ich stieß warme Luft aus meinem Mund aus. Außerdem fröstelte ich stärker und blickte mit gemischten Gefühlen an meiner Kleidung runter. Ich trug doch ein weißes Nachtkleid.

Mein Herz rannte plötzlich einen Marathonlauf und das Blut pumpte ungewöhnlich schnell durch meine Adern. Ein tiefes rot legte sich über meine Wangen und meine Ohren erhitzen sich. Ich hatte den Grund für das Feuer in Masons Augen herausgefunden. Es war mein weißes Nachtkleid, dass durch den Regen an meinem Körper klebte. Meine rosa Unterwäsche schien deutlich aus dem hellen und dünnen Stoff des Kleids hervor. Ich warf mir reflexhaft die Arme vor der Brust und versuchte mich einigermaßen zu bedecken. Seine Augen lösten sich für keine Sekunde von meinen und hielten mich in ihren Bann gefangen. Ich wollte mich am liebsten in Luft auflösen oder im Erdboden versinken. Aber Hauptsache ich entkomme seinen intensiven und lodernden Blicken.

Danach passierte etwas, das zuvor niemals geschehen war und mich stutzig machte. Mason senkte seinen Blick, sodass er mich nicht mehr ansah.

Mason Knight war jemand der dich für Stunden in einem dominanten Blickduell gefangen halten konnte und niemals als erstes den Blickkontakt abbrach. Doch heute senkte er zum ersten Mal seine Augen, sodass mir sein dichter Wimpern Kranz auffiel. Sah er etwa weg, weil es mir unangenehm war durchnässt in einem weißen Kleid bekleidet vor ihm zu stehen?

Seit wann senkte dieser dominante und herrische Mann mit den kalten Augen seine Blicke für jemanden?

„Zieh dich um, bevor du dich erkältest" sagte er und brachte mich mit seiner rauen Stimme hart zum Schlucken. So verdammt tief und rau.

Mason drehte mir plötzlich seinen Rücken zu und verließ das Wohnzimmer. Er ging.

Ein frustriertes Schnauben entwich meiner Kehle und ich fuhr mir durch meine nassen Haare.

Sein hitziger und feuriger Blick hatte sich in meinem Kopf eingebrannt. Ich fasste mir an meine warmen Wangen und fuhr mit meinen kalten Händen über sie.

Es kribbelte wie verrückt in meinem ganzen Körper danach, um ihn einmal zu berühren. Frustriert raufte ich mir erneut meine Haare und biss mir meine Unterlippe blutig. Dieser Mann brachte meinen Körper nicht nur mit seinen bloßen Blicken zum Kribbeln, sondern auch durch unscheinbaren Kleinigkeiten. Ich riss mich zusammen und suchte den Weg zu meinem Zimmer, ohne ihm ein zweites Mal in diesem Zustand zu begegnen.

____


Mason stand mit Händen in den Hosentaschen im Türrahmen und wartete auf meine Reaktion. Wieso wollte er mich mitnehmen? Wohin wollte er überhaupt fahren?

Ich klappte mein Buch zu und legte es aufs Bett ab. Es war neun Uhr morgens und eigentlich musste er zur Arbeit. Seine Kleidung, die aus einem sauteuren schwarzen Anzug bestand, machte deutlich wohin er wohl gehen würde. Zur Arbeit nämlich.

Ich fragte ihn nicht wohin wir fahren würden und entschied mich lieber dazu den Mund zu halten. Keiner verdiente es, dass ich mit ihnen sprach. Weder Mason noch mein Bruder und seine Verlobte.

Wieso sollte ich mich um sie bemühen, wenn sie es um mich nicht taten?

Nachdem Mason mein Zimmer verlassen hatte, stand ich vom Bett auf.

Ich raffte mich aus dem Bett und suchte mir etwas zum Anziehen heraus. Es war lange her, dass ich draußen war. Die letzte Woche habe ich mich viel lieber in der Bibliothek oder in meinem Zimmer aufgehalten.

Ich entschied mich für ein mintgrünes luftiges Kleid, dass kurz über meine Knie endete. Es gab viel von meinen Schultern preis und die Ärmel bestanden aus Rüschen.


Da es zu viel von meinen Schultern und Halsbereich freigab, trug ich eine goldene Kette um den Hals und goldene Kreolen Ohrringe.

Mein Gesicht wirkte blass und leblos. Es nervte mich, dass ich ausgelaugt und gekränkt aussah. Die Aufruhr und der Stress in den vergangen Tagen machte sich auf meinem Gesicht bemerkbar.

Ich schnappte nach dem Make-up Pinsel und schminkte mich. Ich trug eine leichte Schicht Foundation auf und verdeckte meine Augenringe mit concealer. Danach zog ich mir jeweils einen geschwungenen Eyelinerstrich über beide Augenlider und tuschte mir meine langen Wimpern. Zu guter letzt betonte ich meine Wangen mit einem rosa Blush und trug highlighter auf meinen Wangen auf.

Ich wollte wieder gut aussehen und mich gut fühlen. Es brachte nichts meinem Bruder nachzutrauern. Das was er mir angetan hat, war kaum in Worten zu fassen. Außerdem glaube ich kaum, dass es ihn interessierte wie sehr ich litt.

Mit Mason wechselte ich kaum ein Wort.

Nachdem ich fertig war, schlüpfte ich in goldene Stilettos mit dünnem Absatz. Die Schuhe hatten Riemen am Verschluss und ließen meine Beine elegant und lang erscheinen.

Lustlos lief ich runter in die Einfahrt und stieg wortlos in Masons Mercedes ein.

Draußen war es sehr warm und sein klimatisiertes Auto war ein Segen. Ich schnallte mich an und strich mein Kleid nach unten, da es einen Großteil meiner Schenkel preisgab. Im Sitzen schien es kürzer zu sein, als es eigentlich war.

Ich drehte mein Gesicht zum Fenster um. Wann wollte er endlich losfahren? Außerdem wollte ich wissen wohin er mit mir wollte. Sehr wahrscheinlich zu seinem Büro. Aber was sollte ich dort machen?

Fragen werde ich ihn aber niemals. Alles an ihm erinnerte mich an unsere Tage im Dorf zurück. Genau diese Erinnerungen wollte ich los werden. Sie erschwerten mir vieles und verwirrten mich.

Mason startete den Motor und fuhr los.

Mein Leben könnte unbeschwert sein, wenn ich wieder in Deutschland wäre. Ich vermisste es so sehr dort zu leben.

Würde mir Mia auch in den Rücken fallen? Ich kam ins Zweifeln. Mich hatten so viele Beziehungen verraten, aber mit Mia war ich praktisch aufgewachsen. Wir haben jede Schule gemeinsam besucht und waren selbst im Abitur in derselben Klasse gewesen. Ach, ich wusste es nicht.

Als sich plötzlich Masons kühle Hand um meine legte, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Mein Herz machte einen großen Sprung, als meine Augen zu Masons großer Hand wanderten, die meine zierliche umfasste. Die Adern auf seinem Handrücken stachen leicht hervor und der Ring fehlte immer noch an seinem Ringfinger. Dieser verfluchte Ring, den ich ihn angebracht hatte.

Mason führte meine Hand zur Schaltung und wechselte zwischendrin die Gänge. Der Druck seiner großen Hand war relativ entspannt und nicht fest. Doch als ich versuchte meine Hand aus seinem leichten Griff zu entziehen, nahm der Druck zu. Er umfasste meine Hand stärker und ließ sie mich nicht wegziehen.

Ich schnaubte genervt und zog meine Augenbrauen zusammen. Es hatte keinen Sinn gegen ihn anzukämpfen.

Ich ignorierte die Schmetterlinge, die unverschämt in meinem Bauch herum flatterten. Dieser Mann verdiente keinerlei Reaktion meines Körpers. Jedoch fiel mir mein Körper immer wieder in den Rücken. 

Er wusste dass ich wütend war und ihn mied. Seine Berührung war Provokation auf höchstem Niveau. Zähne knirschend ignorierte ich ihn. Ich wollte ihm keinerlei Gefühle zeigen. Genauso wie er mich immer behandelte, wollte ich ihn behandeln. Nämlich mit Schweigen und Ignoranz.

„Ringe stören mich beim Arbeiten."

Überrascht wanderte mein Blick kurz nach oben zu seinem Gesicht, das der Straße zugewandt war.

Wieso erzählte er mir das ausgerechnet jetzt? Als ich ihn gefragt hatte, waren seine Wörter messerscharf und kalt gewesen.

Mein Blick lag auf der eleganten Schaltung, während Mason meine Hand immer noch nicht freigegeben hatte.

Dachte er, er könnte meine Wut auf ihn lindern, indem er mit mir sprach anstatt mich zu ignorieren? So leicht mache ich es ihm ganz sicher nicht.

Ich erinnerte mich an die vielen Momente zurück, an denen er mir nicht geantwortet hatte. Es fiel mir mittlerweile schwieriger zu schweigen, aber so leicht gebe ich nicht nach. Wieso sollte ich jedes Mal nachgeben und es ihm einfach machen? Die Wut und der Trotz halfen mir den Mund zu halten. Obwohl es mittlerweile wirklich sehr schwer war.

Ich atmete hörbar aus und tippte mit der freien Hand an dem Türgriff herum. Wieso ließ er meine Hand denn nicht einfach los?

Sein Daumen fuhr über die Umrisse meiner Finger entlang, während er auf die Straße konzentriert war. Ein Kribbeln wanderte an meinen Arm hinauf und brachte mich dazu auf meine Lippe zu kauen.

Als er seine Hand über meine entfernte, um an dem Armaturenbrett etwas zu bedienen, zog ich meine Hand zurück und verschränkte meine Arme ineinander. Jetzt konnte er nicht mehr nach meiner Hand greifen.

Sorry für das späte Update, aber es ist momentan zeitlich sau schwer für mich ein Kapitel zu tippen.

Meinung zu Sarahs Verhalten?

Masons Verhalten?

An alle, die meine Geschichte lesen und anschließend meine Ideen klauen: Erfindet eigene Ideen anstatt meine zu klauen, ihr Opfer. Ich will ungern eure Geschichten bekannt geben und melden lassen

Jetzt mal auch etwas positives: habe eine ziemlich coole Idee für das nächste Kapitel haha freut euch drauf 🌶✨

6060 Wörter 🤍

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