21
„Hi, Jayden" begrüßte ich ihn glücklich.
Wir hatten es endlich in den Saal des Wohltätigkeitsball geschafft. Jayden war zeitgleich mit uns angekommen, aber die enormen Kamerablitze haben mich kaum meine Augen öffnen lassen. Es war die Hölle vor dem Eingang los. Am besten sollte man für solche Fälle eine Sonnenbrille bei sich haben. Man könnte ernsthaft erblinden. Die Reporter zeigten keinerlei Gnade, als sie die Fotos schossen.
Wenn Masons Hand mich am Rücken nicht in den Saal dirigiert hätte, wäre ich wahrscheinlich gegen jemanden gelaufen.
„Bleib bei Jayden" hatte Mason gesagt, als er sich direkt davon gemacht hatte. Mir war es recht. Jaydens Gesellschaft war viel entspannter und unterhaltsamer als Masons.
„Hi, Sarah" begrüßte Jayden mich zurück und umarmte mich. Lächelnd erwiderte ich seine Umarmung und freute mich ihn als einen guten Freund gewonnen zu haben.
„Wie gehts dir?" fragte er, als er sich von mir löste und meine Nase spielerisch mit seinem Zeigefinger anstupste. Ich lächelte über seine Gestik.
„Gut und dir?"
„Auch. Schicke Schuhe."
Als ich auf meine Schuhe runter schaute, verdrehte ich meine Augen und verfluchte Mason dafür. Er hatte mein ganzes Outfit mit diesen Schuhen ruiniert. Alle Frauen trugen in Stilettos, während ich weiße Nikes trug.
„Das habe ich deinem tollen Freund zu verdanken. Er hat mich gezwungen diese Schuhe anzuziehen. Es sieht aus wie ein Modeunfall. Die Menschen gucken mich schon schief an" murmelte ich und ignorierte den Blick der Frau, die gegenüber von uns stand. Ich wusste wie doof ich damit aussah, sie sollte sich ihre Blicke sparen.
„Nein, es sieht süß aus" schmunzelte Jayden und zuckte seine schwarze Krawatte zurecht. Er sah gut aus in seinem schwarzen Anzug und dem weißen Hemd.
„Es hätte aber besser ausgesehen, wenn ich meine Highheels tragen würde " beschwerte ich mich schmollend und folgte Jayden.
Wenigstens konnte ich mich bei Jayden beschweren. Mason würde sich nicht mal für meine Beschwerde interessieren.
„Ich trage auch flache Schuhe, falls dich das beruhigt."
Ich lachte leise auf und haute ihm spielerisch gegen den Arm.
„Das zählt nicht. Du bist ein Mann" sagte ich grinsend.
„Und du eine hübsche Frau" entgegnete er zwinkernd.
„Schämst du dich eigentlich nicht mit der Frau deines besten Freundes zu flirten?" fragte ich ihn spaßeshalber.
„Überhaupt nicht. Das ist die Rache dafür, dass er mir jahrelang die Show bei den Frauen gestohlen hat. Sei ehrlich, du findest mich sicherlich hübscher als ihn" sagte Jayden und lächelte schon wieder so süß.
Um ihn nicht traurig zu machen, nickte ich lachend. „Ja, bist du."
„Das wollte ich doch hören" sagte er und hielt mir seine Faust hin. Ich schlug bei ihm ein.
„Mason wird explodieren vor lauter Eifersucht" scherzte Jayden und legte seinen Arm freundschaftlich um meine Schulter.
„Kann er überhaupt etwas anderes außer Wut empfinden?" fragte ich sarkastisch und verdrehte meine Augen.
Man konnte sehen wie die Gastgeber sich vorne auf der großen Bühne vorbereiteten, um mit den Reden anzufangen. Sie sahen aus wie sehr wichtige Menschen mit ihrer schicken Kleidung. Die meisten Gäste saßen und warteten bis es anfangen würde. Es gab aber auch einige die an Stehtischen standen, wie Jayden und ich. Der Tisch war sehr schön gedeckt und ein diamantenbezogener Kerzenhalter umgeben von künstlichen Blumen prahlte in der Mitte des Tisches.
„Die Antwort darauf müsstest du wissen. Schließlich bist du seine Frau und nicht ich" scherzte Jayden. Gab es auch mal Tage an denen er schlechte Laune hatte? Es war für mich unvorstellbar.
„Nein kann er nicht. Er ist entweder emotionslos wie ein Roboter oder böse wie der Teufel höchstpersönlich" erzählte ich ihm. Meine Augen suchten in der Menge nach ihm. Wo war er denn hin?
„Auch im Bett?"
Mein Mund klappte vor lauter Empörung auf und ich sah Jayden geschockt an. Ich wollte ganz sicher nicht wissen wie Mason im Bett war! Zumindest redete ich es mir wie ein Mantra ein.
„Habe ich etwas falsches gesagt?" tat Jayden einen auf ahnungslos, aber seine braunen Augen strahlten mich belustigt an.
„Lass gut sein" murmelte ich mit erhitzten Ohren und mied seinen Blick. Das brachte Jayden zum Lachen.
„Das war ein Scherz. Du brauchst nicht rot wie eine Tomate werden" lachte mich Jayden an.
„Ich bin überhaupt nicht rot" rechtfertigte ich mich.
Jayden grinste bloß vielsagend und glaubte mir kein Wort. Ich schenkte ihm einen grimmigen Blick und spitzte meine Lippen.
„Du bist doch nicht so cool wie ich dachte."
„Kleine Diva" sagte Jayden und wollte mir meine dunkelblonden Haare zerzausen. Ich versuchte alarmiert meine Frisur vor ihm zu retten.
„Lass das" sagte ich lachend und schlug spielerisch gegen seine Brust. Er war wirklich gut gebaut. Fast so gut wie Mason.
„Wie kam's dazu, dass du so viel Muskeln aufgebaut hast? Früher warst du ja ein wenig pummelig" fragte ich ihn interessiert.
Vielleicht wurde er ja mal von einer Frau abgewiesen und hatte sich geschworen abzunehmen, um es ihr zu zeigen. Oder Mason hatte ihn gezwungen Sport zu machen. Ich glaube das zweite trifft es eher.
Jayden lachte leise über meinen Satz und kniff in meine Wangen.
„Pummelig?" machte er sich über meine Wortwahl lustig.
„Ich wollte ungerne fett sagen. Das Wort klingt nicht so nett."
„Es macht mir nichts aus. Ich habe es lange genug in meinem Leben gehört. Mason und ich haben in der zehnten Klasse angefangen ins Fitnessstudio zu gehen. Daher die Muskeln" erklärte er mir kurz.
„Wo ist er denn?" fragte ich beiläufig, als wir auf ihn zu sprechen kamen.
„Dort drüben" sagte Jayden und deutete in eine Richtung.
Mason schüttelte einem Herren die Hand und machte sich wieder auf den Weg. Seine ernsten Augen wanderten kurz in der Menge, bis sie auf Jayden trafen.
Mir fiel auf, dass die meisten Blicke der Frauen auf Mason lagen. Es war nachvollziehbar, denn er war weit und breit der attraktivste Mann zwischen den anderen Geschäftsmännern.
Sein großer und straffer Körper war nicht zu übersehen, genauso wie seine stechend blauen Augen und das tiefschwarze Haar. Zudem sein eleganter Laufgang und das kantige Gesicht.
„Gut, dass du wieder da bist. Die kleine Diva hier hat dich schon vermisst" merkte Jayden locker an, als Mason wieder bei uns stand. Masons Blick legte sich bei Jaydens Satz sofort auf mich. Na super.
Ich sah Jayden verärgert an. Wieso ärgerte er mich heute so sehr? In Masons Gegenwart wollte ich solchen Humor nicht haben.
„Das stimmt nicht. Wann habe ich das gesagt?" fragte ich mürrisch und warf Jayden verärgerte Blicke zu.
„Ich glaub sie mag dich" sagte Jayden über meinen Kopf hinweg und tat so als wäre ich nicht anwesend.
Sein amüsierter Blick galt Mason.
Meine Augen weiteten sich und ich öffnete verlegen meinen Mund, um etwas zu sagen. „Ich dachte wir wären Freunde" rief ich und befreite meine Schultern von Jaydens Arm.
„Ich mache doch nur Spaß. Du brauchst nicht rot werden, Püppchen. Es ist nur Mason über den wir reden, niemand besonderes. Da sind sogar einige Geschäftsmänner hier bedeutsamer."
„Lass den Mist, Jayden" mischte sich Mason ein und sein Blick huschte kurz zu mir runter.
Ich stieß Jayden mit meinem Ellbogen in die Seite.
„Bist du jetzt sauer auf mich oder was?" fragte Jayden lachend.
Ich schnaubte bloß als Antwort und rümpfte meine Nase.
„Tut mir leid. Das war nicht ernst gemeint. Sie mag dich doch nicht, sorry Kumpel."
Ich hatte das Gefühl, dass Jayden die Situation weiter verschlimmerte.
„Jayden, das reicht jetzt" knurrte ich leise und hatte mittlerweile tatsächlich rosige Wangen. Hoffentlich deckte mein Blush die Rötung gut ab.
„Ist ja schon gut. Aber du kannst nicht verleugnen, dass du mich hübscher als Mason findest. Während ich mir die süße Französin dahinten klar mache, kannst du ja deinem Mann erzählen wie attraktiv du mich findest" setzte Jayden an und grinste Mason breit an, bevor er tatsächlich verschwand.
Er konnte mich jetzt doch nicht mit Mason alleine lassen! Ich werde Jayden dafür umbringen.
Warum legte sich Masons Blick jetzt wieder auf mich? Ich räusperte mich und versuchte meinen rasanten Herzschlag zu ignorieren.
Mason zog seine rabenschwarze Augenbraue erwartungsvoll in die Höhe und sah mich abwartend an.
„Was ist?" überspielte ich meine Verlegenheit und verschränkte ganz locker meine Arme vor der Brust.
„Du scheinst dich gut mit Jayden zu verstehen."
Ich nickte und war froh, dass er Jaydens doofe Aussage überspielt hatte.
„Er ist sehr nett." Du könntest dir etwas von ihm abgucken.
„Hübscher als ich?"
Niemals. Ich geriet ins Stocken. Wieso machte er das Thema doch auf? Interessierte es ihn vielleicht doch mehr als ich es für möglich gehalten hätte? Als ob, ich redete hier schließlich von Mason!
Unser angefangenes Gespräch wurde jedoch genau an dieser Stelle unterbrochen, als mich jemand anrempelte. Ich rutschte leicht nach links aus.
Dank den flachen Schuhen, konnte ich mein Gleichgewicht halten und stürzte nicht zu Boden. Außerdem war da noch Masons Arm, der sich reflexhaft um meine Taille gelegt hatte. Dieser Mann und seine Reflexe überraschten mich jedes Mal aufs neuste.
Ich drehte meinen Kopf zu der Frau um, die mich angerempelt hatte.
„Ups, ich habe dich nicht gesehen" sagte die fremde Frau.
„Schon in Ordnung" winkte ich ab.
Ich meine, es war ja nichts passiert. Außerdem lenkte mich Masons Arm auf meiner Taille sehr ab.
„Hi, Mason" sagte sie plötzlich lächelnd, als sie Mason entdeckte.
Mein Blick schoss zu Mason zurück. Er kannte die Frau? Die Brünette mit dem schulterlangen Bob lächelte Mason an und fuhr sich mit ihren gemachten Nägeln durch ihr perfekt frisiertes Haar. Sie sah gut aus in ihrem schwarzen Abendkleid und den Highheels.
„Das ist aber eine schöne Überraschung" begrüßte sie ihn lächelnd, sodass ihre viel zu hellen Zähne mich blendeten. Sie wirkten gefälscht, weil sie mindestens drei Nuancen zu hell gebleacht waren.
Ihr Lächeln wirkte einen Ticken zu verführerisch, denn ich glaube kaum, dass das ein natürliches Lächeln war.
Wieso gefiel mir der Gedanke nicht, dass Mason dieses Model kannte?
Ich schaute hoch zu Mason und versuchte zu erkennen ob er sich über die Begegnung freute. Doch seine Augen lagen bereits auf mir, weshalb ich schnell wieder meinen Blick senkte.
„Ich wusste du würdest kommen" sagte die Frau und trat näher an Mason heran. Sah sie nicht Masons Arm, der um meine Taille lag?
Ich zog ungewollt meine Augenbrauen zusammen und wollte wissen wer sie war. Wieso sprach sie so offen und frei mit Mason? Er war niemand mit dem man einfach so sprechen konnte, ohne Angst zu haben. Wer war diese Frau dann, dass sie es sich wagte?
Sie konnte schlecht mit ihm befreundet sein. Mason hatte selbst gesagt, dass er keine Freunde hatte. Seine Schwester konnte sie auch nicht sein. Eine Schwester würde den Bruder nämlich nicht mit ihren gierigen Blicken ausziehen. Außerdem hat Mason niemanden außer Jayden als Familie.
Meine Augenbrauen zogen sich tiefer zusammen und ich beobachtete jede Bewegung dieser Frau.
„Willst du mich nicht begrüßen?"
„Was willst du, Amelia?"
Ich spitzte wütend meine Lippen und warf ihm einen flüchtigen Blick zu. Jedoch musste ich eilig wegschauen, weil seine blauen Augen mich immer noch musterten. Konnte er denn nicht kurz wegschauen? Ich musste sein Gesicht analysieren, um herauszufinden wie er zu dieser Frau stand.
„Ich dachte wir könnten etwas nach der Veranstaltung unternehmen" sagte sie und ignorierte mich, als würde ich nicht existieren. Ich stand keinen Meter entfernt von Mason. Wieso ignorierte sie mich?
„Ein kleiner Spaziergang vielleicht?" fragte sie mit ihrer verstellten Stimme und leckte sich mit der Zunge über ihren rot bemalten Mund.
Wen wollte sie hier verführen? Meinen Mann, wen sonst.
Als sie dann auch noch ihre Hand ausstreckte und Masons Krawatte entlang wandern wollte, brach das Feuer in mir aus. Sie hatte wohl ihren Verstand verloren.
Die Wut verleitete mich dazu ihr Handgelenk zu packen und ihre Hand voller Wucht von Mason wegzuziehen, bevor sie ihn berühren konnte.
Die Frau namens Amelia schnappte hörbar nach Luft und sah sich ihr Handgelenk an.
Warum übertrieb sie so? Sie machte den Anschein, als hätte ich ihr das Handgelenk gebrochen. Leider hatte ich nicht so viel Kraft dazu.
Ich konnte Masons Blick in meinem Rücken spüren, aber mein Blick galt allein dieser Frau vor mir.
„Wer bist du denn" fuhr sie mich an und massierte sich ihr Handgelenk.
Tu nicht so als hätte ich dir den Arm gebrochen, du hässliche.
Ich griff unüberlegt nach Mason Hand und verschränkte meine Hand mit seiner. Die Kälte seiner Hand traf auf die Wärme meiner Hand.
„Ich bin Sarah Knight, und du bist?" stellte ich mich vor und hielt ihr unsere verschränkten Hände mit den Ringen entgegen.
„Ich sehe" sagte diese Amelia weniger erfreut und sah sich unsere verschränkten Hände missbilligend an.
Mein Herz klopfte wie wild und ich wollte Mason nicht anschauen. Wieso hatte ich das getan? Ich hätte nur ein wenig Geduld haben müssen, dann wäre diese Frau gegangen. Wieso hatte ich nach seiner Hand gegriffen und mich so zur Show gestellt?
Mein Temperament hatte mich in eine sehr kritische Situation gebracht. Wie sollte ich hier jemals wieder rauskommen, ohne mich Mason erklären zu müssen? Ich verfluchte mein Temperament und schenkte dieser Amelia feindselige Blicke.
Wieso machte sie sich denn auch an vergebene Männer ran?
„Ich bin Amelia Banks. Eine alte Bekannte von Mason" stellte sie sich mir schließlich vor, aber ihr Blick lag auf Mason. Sie leckte sich wieder über ihre Lippen und grinste Mason verführerisch an.
Ihr geknickter Gesichtsausdruck war leider verschwunden.
„Ich stehe hier" rief ich und schnippte vor ihrem Gesicht. „Du bist mir einen Tanz schuldig, Mason" sagte sie ohne auf meinen Satz einzugehen und besaß auch noch die Frechheit Mason zuzuzwinkern.
Er wird gar nichts!
Bevor ich auf die Idee kommen konnte ihr die Haare auszureißen, verschwand sie. Da hatte sie nochmal Glück gehabt. Die Lichter des Saal wurden Stück für Stück ausgeschaltet, sodass nur noch die Bühne beleuchtet wurde.
Ich löste meine Finger um Masons Hand und wollte mich entfernen, doch er ließ es nicht zu.
Ich war versucht meine Hand aus seiner zu befreien und schluckte meine Wut runter. Ich versuchte es zumindest. Die Wut flackerte nämlich wie eine gewaltige Feuerflamme in meinem Körper.
„Du tust mir weh" murmelte ich und versuchte meine Verlegenheit zu überspielen. Sein Griff lockerte sich ein wenig, aber er befreite meine Finger von seinen nicht.
Eine laute Stimme unterbrach uns, die aus dem Mikrophon ertönte und die gesamte Halle erreichte.
Schnaubend wandte ich mich der Bühne zu und zog meine Augenbrauen zusammen. Ich war so sauer auf diese Amelia. Wieso hatte sie ausgerechnet an Mason gefallen? Sie könnte doch Jayden toll finden.
„Ich möchte Sie alle herzlichst zu dem diesjährigen Wohltätigkeitsball unserer Stiftung für Waisen Kinder willkommen heißen" drang die Stimme des alten Mannes in meine Ohren. Er dankte in seiner Begrüßungsansprache irgendwelchen Kreisvorsitzenden. Wie öde.
„Mit dem Erwerb ihrer Eintrittskarten unterstützen Sie finanziell auch unser neuestes Projekt im Waisenhaus der Mountgamary Street" sprach der Mann weiter.
Ich schaltete bei ihm ab. Denn ich war gedanklich viel mehr mit Amelia beschäftigt. Welche Beziehung hatte sie zu Mason? Es war deutlich zu sehen, wie attraktiv sie Mason fand und sich nicht scherte ihn offensichtlich anzumachen.
Diese hässliche.
„Was hat es mit deiner schlechten Laune auf sich" drang Masons tiefe Stimme in meinem Ohr. Seine Hand hatte sich mittlerweile aus meiner gelöst.
„Alle schauen mich wegen dir schräg an" sagte ich flüsternd, weil mir keine bessere Ausrede einfiel. Ich musste die Geschichte mit Amelia irgendwie abdecken.
„Wie das?"
Ich verschränkte meine Arme vor der Brust. Diese Amelia hatte mich bestimmt nicht ernst genommen. Wie denn auch? Ich trug Sneaker unter einem eleganten Satin Kleid.
„Du hast mich gezwungen diese hässlichen Sneaker unter dem Kleid zu tragen. Ich sehe aus wie ein Clown und alle lachen mich aus" fuhr ich ihn flüsternd an und wurde wieder wütend.
„Ich kann deine Verärgerung nicht nachvollziehen."
Ich verdrehte genervt meine Augen und antwortete ihm nicht mehr. Natürlich konnte er es nicht nachvollziehen. Wie denn auch? Er hatte kein Empfinden für Empathie.
Der Kerl vorne an der Bühne redete viel und kam gar nicht zum Schluss. Wo Jayden geblieben war wusste ich ich auch nicht. Die einzige Person die ich erkannte, war diese Amelia.
Sie stand in der Nähe der Bühne. Hatte sie den Ball etwa organisiert? Sie machte nämlich einen auf sehr wichtig.
Außerdem war sie gar nicht sooo hübsch.
„Ist sie mit dir befreundet?" fragte ich ihn schließlich und ließ Amelia keine Sekunde aus den Augen. Sie suchte mit ihren Augen nach jemanden. Bestimmt nach Mason.
Ich wusste, dass Mason keine Freunde hatte. Aber vielleicht würde er mir dadurch erzählen wer sie wirklich war.
„Sie ist niemand wichtiges" sagte Mason und stützte plötzlich sein Kinn auf meinen Kopf ab. Es war für ihn nicht schwer, da er im Vergleich zu mir ein Riese war.
Mein Herz machte einen Sprung und ich lehnte mich langsam zurück, sodass mein Rücken seine Brust berührte. War ich vielleicht zu schwer? Ich glaube kaum. Mason konnte weit mehr Gewicht stemmen.
Der Blick von Amelia lag auf Mason und ich konnte selbst von weitem ihren grimmigen Gesichtsausdruck ausmachen. Sie sollte ruhig sehen, dass Mason verheiratet war und sie keinerlei Chancen mehr bei ihm hatte.
Hoffentlich stirbt sie vor Eifersucht.
„Sie kommt mir aber nicht wie jemand unwichtiges vor" murmelte ich leise und zog meine Augenbrauen zusammen.
„Wer sagt das?"
„Mein gesundes Wahrnehmungsvermögen" sagte ich und griff nach seiner rechten Hand.
Ich hörte Mason amüsiert schnauben. Es klang beinahe wie ein Schmunzeln. Oder hatte ich mich verhört? Was auch immer es war, ich konnte mich nicht zu ihm zurückdrehen und es überprüfen. Außerdem war es relativ dunkel im Saal. Ich würde es schlecht erkennen.
„Wie findest du den Ring?" fragte ich und fuhr mit meinem Daumen über seinen Ring.
Ich ließ die Tatsache weg, dass es bloß eine Ausrede war um seine Hand zu halten. Denn ich wollte, dass Amelia sah dass Mason tabu für sie war.
Warum ich plötzlich dieses Verlangen hatte, war mir nicht ganz unerklärlich. Ich wollte mich aber damit nicht lange auseinander setzen, weil mir Antwort darauf nicht gefallen wird.
„Ich mag keine Ringe."
Wenn Mason sprach, spürte ich wie sich sein Adamsapfel in Bewegung setzte. Jedoch war ich strikt bemüht ihn mit meinen Hüften und Hintern nicht zu berühren. Bis jetzt klappte es gut.
„Gibt es etwas das du magst?" fragte ich und er befreite seine Hand aus meiner.
Ich verzog beleidigt meine Lippen. Es gefiel mir nicht, dass er seine Hand aus meiner befreite.
Als Mason seine Hand plötzlich auf meiner Taille platzierte, wurde ich wieder mit Energie geladen.
Ich zuckte minimal durch seine Berührung zusammen, aber mochte es im Nachhinein. Selbst die kleinsten Berührungen von Mason ließen einen ganzen Zoo in meinem Bauch frei.
Sollte er dem Mann dort vorne nicht lieber zuhören? Doch stattdessen ließ er sich auf meine unsinnige Konversation ein. Die ich nur initiierte, damit er dieser Amelia keine Beachtung schenkte. Würde er ihr Beachtung schenken wollen? Mochte er sie?
Die Fragen lösten ein mulmiges Gefühl in meinem Bauch aus und sie gefielen mir nicht.
„Es muss doch irgendetwas geben, dass du gerne magst. Eine Lieblingsfarbe vielleicht?" versuchte ich weiterhin mein Glück und sog seinen Duft in mich hinein.
Soweit ich analysiert hatte, mochte er sicherlich die Farbe schwarz.
„Ich finde die Farbe grün interessant" sagte er und zog mein Gesicht anhand meines Kiefer seitlich zu ihm hoch.
Ich schluckte verlegen, weil ich seinem Gesicht plötzlich so nah war. So nah, dass mich sein frischer Atem auf dem Gesicht traf und seine Nasenspitze meine streifte.
Masons eisblauen Augen durchbohrten mich und mir fielen wieder die Limbus Ringe um seine Iris auf.
„Grün?" fragte ich verwirrt und versuchte einen Zusammenhang zwischen Mason und dieser Farbe zu finden. Es gab laut meinen Erinnerungen keinerlei Zusammenhang.
„Ja, grün" sagte Mason mit seiner rauen Stimme und lehnte sich tiefer zu mir runter, sodass seine Stirn meine berührte.
„Ich mag blau" flüsterte ich als ich in seine schönen Augen blickte und an den Anzug dachte, der wie angegossen an seinem definierten Körper saß. Blau stand ihm gut.
Die Lichter des Saals wurden plötzlich wieder eingeschaltet, sodass sich Masons Griff um mein Kiefer lockerte.
Ich senkte hastig meinen Kopf und fasste mir an den Nacken. Es war anstrengend zu Mason aufzuschauen.
„Hier seit ihr beide also" sagte Jayden, als er zu uns stieß.
„Wie ist es gelaufen?" fragte ich, um den Moment zwischen mir und Mason zu überspielen.
„Gut, aber sie ist nicht Rebecca" sagte Jayden und schnalzte enttäuscht mit seiner Zunge.
„Bleib von meiner Firma fern" sagte Mason mit einem leicht genervten Unterton und steckte sich die Hände in die Hosentaschen.
„Niemals. Ich werde erst in Frieden leben können, wenn ich deine Assistentin gefickt habe."
„Fick jemand anderen."
Ich war leicht geschockt über die unangemessene Redensart der beiden.
„Könnt ihr nicht ordentlich sprechen?"
„Stimmt, ich halte dir lieber deine Ohren zu. Du darfst diese schlimmen Wörter bloß nicht hören, Prinzessin" sagte Jayden und hielt mir tatsächlich meine Ohren zu.
Empört riss ich seine Hände von meinen Ohren und blitzte ihn verärgert an.
„Wieso redest du mit mir als wäre ich ein kleines Kind?" fragte ich und spitzte wütend meine Lippen.
Mein Blick lag ausschließlich auf Jayden. Es trieb mich zur Weißglut, dass die beiden mich als ein kleines Mädchen darstellten. Diese Amelia war in Masons Augen bestimmt die perfekte Frau.
„So viel Wut in einem so kleinen Mädchen?" fragte Jayden theatralisch und grinste.
Ich ignorierte seinen Kommentar und zog meine Augenbrauen zusammen.
„Komm her, du kleine Diva" sagte Jayden lachend.
„Warum bist du heute so zickig? Sonst verstehst du doch auch Spaß" fügte er hinzu und legte mir aufmunternd seinen Arm um die Schulter.
„Bin ich ein kleines Kind oder was" sagte ich mit knirschenden Zähnen.
Ich wusste doch, dass Jayden es niemals ernst oder böse meinte. Dennoch weigerte sich alles in mir den Spaß zu verstehen. Es lag an der Präsenz von dieser Amelia. Bestimmt sah ich neben ihr aus wie ein kleines Mädchen mit den Sneakern unter meinem Kleid.
Ich verachtete Mason so sehr im Moment dafür. Hätte er mich nicht in Highheels kommen lassen können? Wer war er überhaupt, dass er sich wie mein Schöpfer aufführte? Argh!
Glücklicherweise riss Jayden keine weiteren Witze mehr und die Situation wurde flüssig überspielt, indem Mason von einigen Geschäftsmänners angesprochen wurde und Jayden mit mir zu einem Tisch lief.
„Wer ist die Frau da drüben?" fragte ich Jayden, als ich Amelia im Saal stolzieren sah.
„Wo hast du sie kennengelernt?" fragte Jayden überrascht, als er meinen Blick folgte.
Ich zuckte mit den Schultern.
„Sie hat Mason angesprochen."
„Das ist Amelia Banks. Mason kooperiert ab und an mal mit ihrem Vater. Sie ist zu 50% Anteilseigner und hat dementsprechend auch eine führende Position in dem Unternehmen" erklärte mir Jayden.
Ich nickte und folgte Amelia mit meinen Blicken. Sie arbeiteten also zusammen.
„Der Wohltätigkeitsball wurde von ihrem Vater organisiert."
„Deswegen fühlt sie sich so sehr" murmelte ich und sah ihr grimmig nach.
„Bist du etwa eifersüchtig, Prinzessin?" fragte Jayden lachend.
Ich schüttelte hastig meinen Kopf.
„Niemals."
„Das glaube ich dir dann mal" sagte Jayden und zwinkerte mir zu. Oh man. Er glaubte es mir kein bisschen.
„Darf ich dich etwas fragen, ohne dass du Mason davon erzählst?" fragte ich Jayden.
„Ja frag ruhig, das bleibt unter uns" sagte er ehrlich und lächelte mich warm an.
Ich hielt ihm grinsend meinen kleinen Finger hin. „Versprochen?"
„Versprochen" lachte Jayden mich an und umfasste meinen kleinen Finger mit seinem.
Ich freute mich, dass ich Jayden vertrauen konnte. Er war jemand der sich an sein Wort hielt.
„Du meintest ich treffe nicht auf Masons Geschmack. Was ist denn Masons Geschmack?" fragte ich und spürte wie sich meine Ohren erhitzten.
Jaydens vielsagender Blick brachte mich in Verlegenheit. Es war zwar eine unangenehme Frage, aber ich musst es wissen. Sonst werde ich verrückt vor lauter Neugier und den ganzen Fragezeichen in meinem Kopf.
„Ich frage nur aus reiner Neugier" fügte ich schnell hinzu und brachte ihn zum Grinsen.
„Ich meinte es nicht auf dein Aussehen bezogen, sondern auf deinen Charakter. Du bist so süß und unschuldig. Es passt nicht zu Mason" sagte er schließlich und ich legte meinen Kopf schief. Woher kam denn dieses unschuldige ständig? Ich verstand es nicht.
„Du bist eine wunderschöne Frau. Ich ärgere dich nur gerne."
Ich lächelte Jayden an und musste über ihn schmunzeln.
„Warum bist du noch mal Single?"
„Weil du mit Mason verheiratet bist."
Ich sah Jayden lachend an und streckte ihm meine Zunge aus.
„Schäm dich" scherzte ich grinsend.
„Ich bin mir sicher, dass du eines Tages zu mir finden wirst" sagte er gespielt ernst.
Er war unglaublich charmant. Wieso ließ sich Rebecca nicht auf ihn ein?
„Und... auf welche Art von Frauen steht Mason nun?" räusperte ich mich nach einer Weile.
„Ich kann es dir leider nicht sagen, weil ich nicht mit ihm über sowas rede. Ich kann nur sagen, dass er jemand unschuldigen und süßen wie dich niemals im Bett..."
Er sah mich nachdenklich an und suchte nach den passenden Worten. Was stimmte denn nicht mit mir?
„Wie sage ich es am besten? Ich glaube ‚durchnehmen' passt ganz gut" beendete Jayden seinen Satz.
Danke, das beruhigt mich. Nicht.
„Wo bin ich bitte süß, unschuldig oder klein?" fragte ich augenrollend.
Es nervte mich, dass Mason auf Frauen stand, die über meiner Liga spielten. Ich wollte ihm und seinem Status nicht unterwürfig sein. Oder den Frauen, an denen er gefallen finden könnte.
„Du machst wohl Witze. Du gehst mir gerade mal bis zur Brust. Manchmal übersehe ich dich, wenn ich an dir vorbeilaufe."
Ich musste ungewollt auflachen. Mit Jayden konnte man einfach keine schlechte Laune haben.
„Wollen wir tanzen?" fragte Jayden und erhob sich von seinem Platz.
„Was ist mit der Französin?"
„Sie erinnert mich kein bisschen an Rebecca" sagte er.
„Ich aber schon oder was?"
„Hör auf meine Vorstellungen kaputt zu machen. Du bist eher wie eine kleine Cousine für mich."
„Wieso Cousine und nicht Schwester?"
„Wenn ich dich als Schwester bezeichne, kann ich nicht mit dir flirten" fasste er zusammen und zog mich zur Tanzfläche.
„Aber als Cousine schon oder wie?" fragte ich und prustete los.
„Ja, das geht schon klar" sagte er locker.
Auf der Tanzfläche herrschte eine sehr romantische Atmosphäre und es lief langsame Musik.
Jayden verzog kritisch sein Gesicht. Ich tat es ihm gleich.
„Können die keine andere Musik laufen lassen? Es ist jedesmal derselbe romantische Mist. Ein bisschen pep würde hier keinem Schaden."
Ich stimmte ihm zu.
„Ich muss dich wohl oder übel enttäuschen, aber hier kann ich nicht mit dir tanzen. Womöglich reißt mir Mason den Kopf ab, wenn ich das tue. Wir können bald mal in einen Club feiern gehen, dann zeige ich dir wie gut ich tanzen kann" prahlte Jayden von sich und grinste süß.
„Das müssen wir auf jeden Fall machen. Ich kann auch gut tanzen" erzählte ich ihm lächelnd. Es wäre so schön, wenn ich mal wieder in einen Club feiern gehen könnte.
Es war viel zu lange her, dass ich feiern war. Zuletzt war es in jener Nacht gewesen, als ich Mason zum ersten Mal gesehen hatte.
„Ich hole uns etwas zum Trinken, falls ich mich verspäte liegt es daran, dass mich eine hübsche Frau aufgehalten hat" sagte Jayden und verschwand. Grinsend sah ich ihm nach. Wieso konnte Mason nicht so offen sein wie er?
Ich sah mich nach Mason um und fragte mich wo er blieb. Bestimmt war er in irgendwelche wichtigen Business Gespräche verwickelt. Wieso hatte er mich mitgebracht, wenn er sich sowieso alleine beschäftigte. Ich langweilte mich bloß. Wenn Jayden nicht dabei wäre, wäre es noch schlimmer für.
Doch als ich Mason in der Nähe von dieser Amelia erblickte, ballten sich meine Hände zu Fäusten. Das Blut pumpte schneller durch meine Adern.
Mason stand mit dem Rücken zu mir gekehrt und hatte seine Hände in den Hosentaschen gesteckt. Daher konnte ich nicht sehen, wie er drauf war.
Aber ich konnte ihn mir lächelnd nicht vorstellen. Daher ging ich stark davon aus, dass er sie emotionslos ansah und höchstens eine Augenbraue mal in die Höhe zog.
Diese Amelia strahlte jedoch über beide Ohren und spielte ständig mit ihren kurzen Haaren.
Sie war ein ordentliches Stück größer als ich, daher erreichte sie mit ihren Highheels Masons Kinn und lächelte ihn verführerisch an. Wenn sie nicht so hübsch wäre, hätte ich keine Bedenken. Warum hatte ich überhaupt bedenken? Er konnte machen was er wollte. Ich hatte ihm selbst gesagt, dass ich ihn niemals als meinen Mann akzeptieren würde.
Über was sprach Amelia mit ihm? Sie war diejenige die am meisten sprach. Es hätte mich auch gewundert, wenn Mason das Gespräch führen würde.
Sie wirkte wie ein Model mit ihrer Größe und der perfekten Figur. Im Gegensatz zu ihren auffälligen Kurven wirkte ich plötzlich zu durchschnittlich. Ich war mir sicher, dass Mason auf diese Art von Körper bei Frauen stand, den Amelia hatte.
Die Highheels ließen ihre Beine elegant und unendlich lang erscheinen. Während ich diese blöden Sneaker trug. Dafür werde ich Mason niemals verzeihen.
Genervt von der Wendung des Abend suchte mir einen Platz am Tisch und setzte mich hin. Ich konnte hier nicht mal einen Fluchtversuch starten. Ich war sehr sicher, dass Masons Bodyguard selbst hier außerhalb des Gebäudes lauerten.
„Darf ich mich hier setzen?" wurde ich nach einer Weile von jemanden angesprochen.
Ich erblickte Amelia, die sich an den Tisch setzte, ohne auf meine Antwort abzuwarten. Was wollte sie von mir? Denn ich war die einzige, die am Tisch saß.
Ich entschied mich dazu, sie zu ignorieren und fragte mich wo Jayden blieb. Sehr wahrscheinlich hatte er auf eine Frau getroffen.
„Was willst du von mir? Ich kenne dich nicht" sagte ich spitz, als mich die Blicke von Amelia anfingen zu nerven. Wieso starrte sie mich so blöd an?
Hatte Mason sie etwa verscheucht oder was? Das würde ich ihr auf jeden Fall wünschen.
Ich konnte Mason in der Menschenmenge erkennen, wie er sich gerade mit einem anderen Mann unterhielt. Wieso kümmerte er sich nicht um mich? Schließlich war ich doch seine Begleitung. Er zeigte keinerlei Interesse in mir. Hoffentlich ist es dieser Tussi nicht aufgefallen.
Amelia schnaubte und sagte: „Ich wollte mich vergewissern, ob es etwas besonderes an dir gibt, dass ich nicht habe" sagte sie nachdenklich und sah mich mit einem undefinierbaren Blick an.
„Wie kamst du auf die Idee Sportschuhe unter einem Kleid anzuziehen?" spottete sie und sah mich arrogant an. Ihr Lächeln wirkte spöttisch und belustigt.
Ich stand wortlos auf und wollte ihr Gesicht nicht mehr länger sehen. Ich wollte ihr nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken. Sie verdiente es nicht.
„Du bist kein großes Hindernis für mich, weißt du" rief sie mir nach. Ich blieb widerwillig stehen und wirbelte zu ihr zurück.
„Wenn ich dich noch einmal in der Nähe von meinem Mann sehe, wird es niemand schlimmeren als mich geben" fuhr ich sie an und zog wütend meine Augenbrauen zusammen.
Sie machte große Augen und sah mich empört an.
„Spiel keinem etwas vor. Mason Knight ist kein Mann, der sich auf Beziehungen einlässt" zischte sie leise und sah mich feindselig an.
Sie musste Mason wirklich gut kennen. Woher sollte sie sonst sowas wissen? Selbst ich hatte gemerkt wie wenig Interesse Mason an Beziehungen und Bindungen hatte. Das waren komplette Gegensätze zu seinem kalten Charakter.
„Wenn es so wäre, dann würde ich heute nicht seinen Nachnamen und den Ring tragen" log ich, bevor ich sie sitzen ließ.
Wo blieb bloß Jayden? Ich sollte mich mal nach ihm umsehen. Als ich ihn nicht fand, gab ich es irgendwann auf und stand abseits von der ganzen Menschenmenge.
Es wurde im Moment eine zweite Rede gehalten und einige Investoren stellten sich vor. Es war so langweilig und ich wollte in mein Bett. Wenigstens hatte ich heute keine Fußschmerzen, denn die Sneaker waren super gemütlich.
„Wen suchst du?"
Ich schreckte beinahe zusammen bei dem Klang von Masons Stimme.
Ich wirbelte zu ihm zurück, sodass meine Haare zum größtenteils nach vorne über meine Schulter fielen.
Wieso ließ er mich die ganze Zeit über alleine, wenn wir zusammen hergekommen waren?
„Jayden" sagte ich knapp und mied seinen Blick.
Ich kehrte ihm meinen Rücken zu und versuchte Interesse an den Reden der Investoren zu zeigen.
Er machte mich genauso wütend wie diese Amelia.
„Was genau sollen diese Schnüre bedecken?" fragte Mason plötzlich und sein Atem prallte auf meinen Nacken.
Ich machte große Augen und blinzelte. Hatte er das ernsthaft gefragt? Ich hatte vergessen, dass mein Rücken größtenteils entblößt wurde. Meine Haare lagen nämlich über meine Schulter.
Er ließ seine kalten Fingerspitzen über die dünnen Schnüren wandern, die meinen Rücken schmückten. Ich zog scharf die Luft ein und versuche sie unauffällig wieder auszustoßen.
Masons tiefe Stimme sorgte für Gänsehaut auf meinen Armen.
Mein Körper spannte sich unter seiner Berührung an und mein Herzschlag stieg rasant an. Obwohl seine Fingerspitzen kalt waren, hinterließen sie Brennspuren auf meiner Haut. Ich biss mir fest auf die Zunge, um einen unangemessenen Ton zu unterdrücken. Stöhnen war das allerletzte was ich mir in seiner Präsenz erlauben durfte.
Ich sah ihn über meine Schulter hinweg an und erstarrte in meiner Bewegung. Seine stürmischen Augen sahen mich intensiv an und hypnotisierten mich. Aufgrund der schlechten Belichtung schienen seine blauen Augen dunkler zu sein und seine markanten Wangenknochen stachen deutlich aus seinem Gesicht hervor.
„Meinen Rücken" stotterte ich verlegen. Was denn sonst du idiot?
„Wundert mich, dass du überhaupt etwas bemerkst" fügte ich leise hinzu und sah wieder nach vorne. Vielleicht konnte ich mich besser beherrschen, wenn ich ihn nicht ansah.
Mason schnalzte unzufrieden mit der Zunge und sein Zeigefinger wanderte tiefer an meinem Rücken entlang. Er musste sofort aufhören damit. Es fiel mir immer schwerer meinen Körper unter Kontrolle zu halten und mich seiner Berührung nicht hinzugeben.
„Ist Amelia das Problem?"
Wieso sprach er ständig ihren hässlichen Namen aus? Er sollte ihren Namen nicht aussprechen. Mein Name gefiel ihm ja nicht. Wieso ihrer dann?
„Nein" fuhr ich ihn wutgeladen an und wirbelte zu Mason zurück.
„Wieso sollte ich ein Problem mit ihr haben?" zischte ich leise, aber verstummte als es mir kalt den Rücken entlang zog.
Durch mein viel zu schnelles herumwirbeln, hatte sich der Knoten in den Schnüren meines Kleids geöffnet. Denn kurz davor, waren die Schnüre um Masons Finger gewickelt.
Da sie nun durch keinen Knoten aneinander gebunden waren, lösten sie sich und hingen an meinem Kleid runter.
Ich erstarre und machte große Augen. Mason hatte es bemerkt, denn sein Kiefer zuckte unzufrieden.
Ich musste schleunigst wieder einen Knoten reinmachen, bevor es jemand sah.
Doch Mason kam mir zuvor, indem er nach meinen Schultern griff und mich mit Leichtigkeit zu sich zurück drehte. Jetzt war er der einzige, der einen Blick auf meinen nackten Rücken hatte. Ich wusste nicht, ob mich dies beruhigen oder beunruhigen sollte. Eine leichte Röte legte sich über meine Wangen und ich war froh, dass die Aufmerksamkeit aller Gäste auf den Investoren lag.
Während er einen Knoten in die Schnüre band, berührten mich seine Fingerspitzen unzählige Male an meiner entblößten Haut.
Mein Herzschlag war bis zu meinen Ohren zu hören und ich mein Körper stand unter Flammen.
Mason schob meine Haare wieder zurück und bedeckte meinen Rücken damit. Danke.
Es war so warm hier drin. Ich musste etwas kaltes trinken und mich abkühlen. Doch als Masons großen Hände mein Gesicht umfassten und er sich zu mir runter bückte, stockte mein Atem.
Mein Herz schlug so verdammt schnell, dass ich Angst bekam. Gleich bleibt es stehen.
Mein Bauch machte Sprünge und meine Hände krallten sich in Masons Jackett, als er sich noch tiefer zu mir runter beugte.
Ich schloss meine Augen und atmete hektischer. Er wollte mich küssen.
Masons Parfüm stieg mir intensiver in die Nase und sein Pfefferminz Atem streifte mein Gesicht. Mein Atem stockte und mein Körper zitterte vor Aufregung.
Als sich Masons warme Lippen in der Nähe meines rechten Mundwinkels legten, schlug ich meine Augen auf. Was hatte er wieder vor?
Ein riesiges Feuerwerk entfachte sich in meinem Bauch und meine Beine wurden plötzlich butterweich.
Ich blickte direkt in Masons stürmischen Augen, die mich seelenruhig ansahen, während mich seine Lippen am rechten Mundwinkel berührten.
Eine sanfte Berührung. Kein Kuss.
Seine Bartstoppeln kitzelte mich an meinen Wangen und Kinn.
Ich schluckte schwer und atmete hektischer als gewollt.
„Bist du ein braves Mädchen, Bella?" fragte er rau und seine Augen funkelten mich amüsiert an. Selbst Masons Gesichtsausdruck wirkte entspannter und amüsierter als jemals zuvor.
Verwirrt sah ich ihn an und verstand den amüsierten Funken in seinen stürmischen Augen nicht. Ich hatte starke Bedenken.
„Ja oder nein?"
Ich wollte keinen Ärger mit ihm, also nickte ich bloß benommen und verstand nicht worauf er hinaus wollte. Wieso hatte er das getan? Mir wurde meine Frage jedoch beantwortet, als Mason sich von mir löste und sein Blick nach vorne wanderte.
Nach vorne zum Eingang der Halle, dort wo mein Vater stand.
Träumte ich etwa? Das Blut in meinen Adern gefror und meine Schultern sackten in sich hinein. Wie lange habe ich gewartet, um meinen Vater endlich wiederzusehen?
Die Augen meines Vaters lagen zornig auf Mason, während ich neben ihm Paul und Lucas erblickte.
„Sei ein braves Mädchen und spiel mit" sagte Mason und umfasste meine rechte Hand.
Er führte sie zu seinem Mund und hauchte einen Kuss auf meine Hand, die mit dem Ring geschmückt war.
Dafür die Ringe also.
Masons amüsierter Blick galt jedoch nicht mir, sondern meinem Vater. Meinem Vater, der mit großen Schritten auf uns zusteuerte. Er wusste, dass mein Dad hier erscheinen wird.
Hatte der Albtraum vielleicht doch endlich ein Ende und ich konnte wieder in mein altes Leben zurückkehren? Nein. Mason wird Leichen fallen lassen, aber mich niemals wieder zurück gehen lassen.
Kann Sarah es wieder in ihr altes Leben zurück schaffen?
Bald wird's romantisch, versprochen. Erstmal müssen wir das kommende Drama überstehen.
Was hat es mit Mason und der Farbe grün auf sich?
6300 Wörter 🤍
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