18

Mason löste seine Augen von meinen und blickte über meine Schultern runter zu seinen Händen.

Zu seinen großen Händen, die immer noch auf meinem nackten Rücken lagen und für eine Gänsehaut auf meinen Armen sorgten.

Ich schluckte schwer und mein rasanter Herzschlag war deutlich in meinen Ohren zu hören. Warum war es bloß so warm hier drinnen? Ich bekam schlecht Luft durch die hitzige Atmosphäre um uns herum.

Sein Blick wanderte erneut zu mir rüber, während ich wie gebannt in sein markantes Gesicht blickte.

Wenn an Masons Stelle ein anderer Mann gewesen wäre, wäre es mir sicherlich weniger unangenehm gewesen. Demjenigen könnte ich nämlich zur Seite schubsen und mich aus der Umarmung befreien. Doch Masons dominante Ausstrahlung und seine stürmischen Augen verunsicherten mich. Ich traute mich nicht die kleinste Bewegung zu machen. Denn mein Körper war in einem Trance ähnlichen Zustand.

Das Gefühl welches sich in meinem Bauch deutlich machte, durfte ich keinesfalls in Masons Gegenwart empfinden. Die flatternden Schmetterlinge im Bauch waren bloß meine Einbildung.

Hatte das Szenario im Café nicht ausgereicht, dass ich jetzt nun auch noch eng in seiner Umarmung gefangen stand?

Als Masons aufmerksamer Blick sich langsam auf meine Lippen senkte, fielen mir seine dunklen Wimpern auf.

Ich entfernte meine Zähne von meinen Lippen, die ich mir dunkelrot gebissen hatte.

Mason mochte diese Angewohnheit von mir nicht.

Wer war er eigentlich, dass er mir etwas verbieten wollte? Ein Niemand. Dennoch ließ ich jeden seiner Verbote über mich ergehen und wehrte mich nicht gegen ihn. Er war zu dominant und streng, sodass ich nichts gegen ihn ausrichten konnte.

Ich ließ meine mittlerweile erschöpften Hände langsam an seinen Schultern entlang sinken, sodass sie über seinen muskulösen Rücken hinunter wanderten. Schließlich konnte ich mich nicht ewig an ihm festhalten. Er musste fleißig trainieren, denn die Muskeln unter meinen Händen waren sicherlich durch hartes Training entstanden.

Sein dunkles Hemd war nass und klebte an seiner Haut. Obwohl seine Hände immer kalt waren, war sein Rücken angenehm warm. Seine Brust gegen die ich gedrückt war, fühlte sich ebenfalls warm an.

Mason zog plötzlich seine Augenbrauen zusammen und verzog mit zorniger Miene seine Lippen.

Wenn er ein weißes Hemd getragen hätte, hätte ich dank des Wassers seine Tattoos durchsehen können. Es war nicht zu fassen, wie sehr mich seine Tattoos interessierten. Ich wollte jedes einzelne sehen und die damit verbundenen Gedanken wissen. Sie würden viel eher etwas über ihn preisgeben, als er es selbst tat.

Es musste hinter seiner kühlen Fassade doch eine Geschichte geben. Eine Geschichte, die einen Mann zu dem machte, der Mason nun mal war.

Kalt, blutrünstig, aggressiv, gewalttätig und gnadenlos, aber irgendwie dennoch sehr attraktiv und anziehend. Wie paradox war das denn bitte?

Als Masons Hände sich abrupt von meinem Rücken lösten und er reflexhaft meine Handgelenke hinter seinem Rücken umfasste, stockte mein Atem. Seine Brust spannte sich an und drückte sich durch seine Wendung enger an mein Gesicht ran.

Seine Augen sahen mich in ihrer stürmischen Pracht an, während sich sein markanter Kiefer anspannte.

Ich erschauderte durch seinen intensiven Blick und zuckte leicht in mich hinein.

„Was wird das?" knurrte Mason unzufrieden und seine Stirn legte sich in Falten.

„Was?" flüsterte ich verwirrt zurück.

Er war derjenige der meine Hände hinter seinem Rücken gefangen hielt. Sein Griff um meine Handgelenke war nicht sonderlich fest, dennoch sorgten seine großen Hände für eine Gänsehaut auf meinen Armen.

Als mir schließlich bewusst wurde worauf er eigentlich hinaus wollte, lief ich auf Anhieb rot an. Ich presste meine Lippen nervös aufeinander und hielt mich sehr schwer zurück, um nicht auf meine Lippen zu beißen. Er machte mich verdammt nervös. Konnte er aufhören mich so streng anzuschauen?

Meine Hände lagen auf seinem unteren Rücken und somit ziemlich nah am Bund seiner schicken Chino Hose. Wie war ich bloß so tief mit meinen Händen verrutscht? Wären meine Hände weiter runter gesunken, wenn er mich nicht davon abgehalten hätte? Höchstwahrscheinlich.

Ich schluckte schwer bei diesen Gedanken. Das wollte ich doch gar nicht!

„Heute wieder besonders unschuldig, was?" fragte er rau und sein Pfefferminz Atem prallte auf meinem Gesicht.

Ich kniff vor lauter Nervosität meine Augen zu, da mich seine stürmischen total durcheinander brachten.

Ich wartete bis die Erde sich auftun würde, damit ich darin verschwinden konnte. Doch es geschah nichts dergleichen. Stattdessen klopfte mein Herz wie wild gegen meinen Brustkorb und meine Beine wurden weich wie Butter. Der Klang seiner tiefen Stimme ließ meinen Körper vor lauter Aufregung kribbeln.

Sobald sich Masons Hände um meine Gelenke lösten, wollte ich herumwirbeln und aus dem Badezimmer rennen.

Doch bevor ich an sowas denken konnte, kam mir Mason zuvor, in dem er mir meine rechte Hand mit Leichtigkeit hinter meinem Rücken verdrehte. Er zog mich mit einem Ruck an sich ran.

Ich zog scharf die Luft ein und presste meine Lippen eng aufeinander. Es war schwer mich zu beherrschen, obwohl es eine sehr gängige Angewohnheit von mir war auf den Lippen zu beißen.

Mir würde es ebenfalls nicht gefallen, wenn er seine blauen Augen erneut auf meine Lippen senken würde. Das hatte sich falsch angefühlt. Sehr falsch. Genau wie die Momente, an denen er mich bewusst oder unbewusst berührte.

„Das war keine Absicht" flüsterte ich mit glühenden Wangen und wollte meinen Arm wieder nach vorne ziehen. Doch Masons Finger verschränkten sich in meine, sodass ich meine Hand nicht mehr aus seiner befreien konnte.

Er drückte mich am Rücken noch näher an sich ran, sodass ich wieder gegen seine Brust stieß.

Ich sah ihn aus großen Augen an und legte meine freie Hand auf seine Brust ab, um Distanz zu bewahren.

„Was hast du in meinem Zimmer zu suchen?" durchbrach Masons Stimme die Stille um uns herum.

Zum Glück war mein Kleid so eng, dass der Riss am Rücken es nicht zum Verrutschen brachte.

Der samtige Stoff klebte durch die Wasserspritzer an meinem Bauch und den Hüften wie eine zweite Haut.

„Nichts. Wollte mich nur mal umsehen" stotterte ich nervös und versuchte meine Finger aus seinen zu befreien. Störte ihn der Körperkontakt nicht?

Doch umso mehr ich versuchte meine Hand aus seiner zu befreien, desto stärker verschränkte er seine Finger mit meinen.

Ich wurde sogar ein weiteres Stückchen gegen ihn gedrückt, sodass ich förmlich an seiner Brust klammerte und seinen regelmäßigen Herzschlag wahrnehmen konnte.

Meine Ohren glühten vor Hitze und ich konnte es mir nicht mehr unterdrücken auf meine Lippen zu beißen.

„Das tut mir weh" hauchte ich mit einem hochroten Kopf und wich reflexhaft seinem Gesicht aus. Er bückte sich nämlich weiter zu mir runter, sodass mich seine Bartstoppeln an meiner Wange streiften.

Meine Hand wurde langsam taub, daher sträubte ich mich nicht mehr gegen seinen Griff an und gab nach.

Es war anstrengend gegen seine Kraft anzukämpfen. Vor allem wenn man gerade mal die Hälfte von ihm wog.

„Sag mir die Wahrheit, dann tut es nicht mehr weh" raunte er mir ins Ohr und seine Lippen berührten eine sehr empfindliche Stelle hinter meinem Ohr.

Ich zog scharf die Luft ein und meine langen Wimpern streiften seine Wange. Sein Parfüm füllte meine Nasenlöcher. Wie viele Frauen hatten wohl schon das Vergnügen gehabt diesen Duft zu riechen? Bestimmt sehr viele Models.

Wieso störte mich der Gedanke plötzlich?

„Ich habe mich nur umgesehen. Mehr nicht" flüsterte ich und räusperte mich nervös.

Masons heißer Atem prallte auf meinem Nacken und er legte seine freie Hand auf meiner Taille ab. Ich kniff meine Augen erneut zu und biss mir stark auf die Zunge. Denn die Angst war zu groß, dass ich versehentlich einen unangemessenen Ton von mir geben würde.

Es kribbelte plötzlich in meinen Händen nach seinem dichten Haar zu greifen und meine Fingerspitzen darin zu versenken. Ich war mir sicher, dass es gesundes und starkes Haar war.

„Wenn ich die Wahrheit herausfinde, hast du mehr Probleme als du dir leisten kannst, Bella."

Ich atmete unwillkürlich tief ein und wieder aus. Wie lange konnte ich wohl noch in dieser Position bleiben? Nicht mehr lange. Denn er brachte meinen Körper total durcheinander und ich würde gleich auf meine Knie sacken.

Sein Daumen strich über meinen Bauch, während seine Hand auf meiner Taille verweilte. Sie war so groß, dass sie den Großteil meiner Taille einnahm.

Meine Hand auf seiner Brust verkrampfte sich und ich riss meine Augen auf. Offene Augen werden mir helfen konzentriert zu bleiben.

Eine Gänsehaut überfuhr meine Arme und ich verschluckte mich beinahe an meiner eigenen Spucke. Denn Masons Augen waren intensiv auf mich gelegt und durchbohrten mich.

Ausnahmsweise musste ich meinen Kopf nicht allzu sehr in die Höhe strecken um ihn anzusehen.

Da er zu mir runter gebückt war, schwebte sein Gesicht vor meinem. Sein dunkles Haar war nur noch leicht feucht und lag ihm auf der Stirn.

„Ich wollte wissen, ob man durch die Fenster im Bad rausklettern kann" sagte ich wahrheitsgemäß und erschreckte über den Klang meiner Stimme. Sie klang schrill und viel zu hell.

„Das würde ich dir abraten. Es ist nicht sonderlich schlau in den Pool zu springen, wenn man nicht schwimmen kann" sagte Mason und seine Finger lösten sich langsam von meinen Fingern.

Das war vielleicht wirklich keine so gute Idee. Ich hätte ja nicht wissen können, dass er den Pool direkt unter seinen Fenstern im Badezimmer hatte.

Ich drückte an seiner Brust, um mich zu entfernen, sobald er von meiner Hand abgelassen hatte.

Er würde mir doch nichts antun oder? Vielleicht hätte ich doch nicht so ehrlich sein sollen.

„Du hast gesagt, dass du mir nichts tun wirst, wenn ich die Wahrheit sage" stotterte ich und trat hastig einen Schritt zurück. Er hatte seine Hand auf meiner Taille ebenfalls entfernt.

Nur zu gut erinnerte ich mich an seine letzte Bestrafung zurück. Ich glaube dank Mason habe ich eine Angststörung für Äpfel entwickelt.

Ich strich mir mit zitternden Händen mein feuchtes Haar aus dem Gesicht und trat einen weiteren Schritt zurück. Beinahe wäre ich ausgerutscht, aber hielt mich in letzter Sekunde noch auf den Beinen. Masons aufmerksamen Augen entging keine meiner Bewegungen.

In meinem inneren Augen sah ich die silbrigen Messer auf mich zufliegen. Genauso wie mein Kopf, der unter Wasser getaucht wird. Nicht zu vergessen die vielen Nadeln, die mein Gesicht verzieren sollten.

Die hitzige Atmosphäre hatte sich innerhalb von einigen Sekunden gelegt und nun lag Angst in der Luft. Panische Angst. Dass er mich stumm ansah und sein Gesichtsausdruck keinerlei Gefühle preisgab, machte mich panischer. Dieser Mann war unberechenbar. Er könnte alles tun. Mason Knight durfte man niemals unterschätzen.

Ich setzte einen weiteren Schritt rückwärts. Doch der nasse Boden ließ mich erneut ins Schwanken geraten, sodass ich leise aufschrie und mich ungewollt an Masons Arm festhielt.

Ein leises Schnauben war seinerseits zu hören und er umfasste plötzlich meine schmale Taille. Als wenn die angespannte Atmosphäre schon nicht genug wäre, löste sein starker Griff eine Welle von starken Stromschlägen aus, die mich aufzucken ließen. Ich hielt mich in letzter Sekunde davon ab meine Hände auf seiner Brust abzulegen. Stattdessen zuckte ich zurück und verkrampfte meine Finger ineinander. Wohin denn mit meinen Händen? Ich wollte ihn nicht schon wieder berühren.

Mason bückte sich plötzlich zu mir runter und es dauerte keine Sekunde bis ich den Boden unter meinen Füßen verlor.

Kurz daraufhin befand ich mich erschrocken in Masons Armen wieder. Quickend schlang ich meine Arme um seinen Nacken und stieß versehentlich meine Nasenspitze gegen seine Wange an.

Jeder Meter des teuren Marmorbodens war dank mir nass und man konnte kaum einen Meter weit laufen ohne Sturzgefahr.

Ich sog seinen Duft in sich hinein und sah ihn durch meine langen Wimpern hinweg an. Von nahem erkannte man wieder den stärker ausgeprägten Ring um seine rechte Iris. Er löste seinen Blick von mir und sah geradeaus.

Sein großer Körper setzte sich in Bewegung. Ich sah die Welt von hier Oben aus einer ganz anderen Sicht.

Ich fühlte mich in Masons Armen federleicht, denn er lief ohne mit der Wimper zu zucken wieder in sein Zimmer rein.

Meine nassen Haare lagen mir im Gesicht und ich wollte sie mir hinter die Ohren schieben. Doch wenn ich von Mason ablasse wird die Gefahr bestehen, dass ich mich ungeschickt anstelle und stürze.

Als er mich vor seiner Zimmertür wieder auf die Beine stellte, suchte ich schleunigst den Weg zu meinem Zimmer.

Außerdem nahm ich mir vor ihm die kommenden Tage aus dem Weg zu gehen. Wir hatten heute genug unerwünschte Nähe zueinander gehabt.

Das musste zuerst in Vergangenheit geraten, damit ich ihm wieder in die Augen schauen konnte, ohne dass es unangenehm wurde.

__

Ich saß frisch geduscht in meinem Bett und las ein Buch. Es war der fünfte Band der Reihe, die ich mir in den letzten zwei Tagen vorgenommen hatte.

Um ehrlich zu sein freute ich mich in der Villa sein zu dürfen. Denn erstens war Mason nicht hier. Er war wahrscheinlich in seinem Apartment in der Stadt. Zweitens konnte ich mich die Tage zurück ziehen und meine verwirrten Gedanken einordnen. Einigermaßen zumindest.

Nicht nur Mason, sondern auch Chloe nahm viel Platz in meinen Gedanken ein. Ich bin mir sicher, dass ich eines Tages auf sie treffen werde. Dann werde ich sie zur Rede stellen. Schämte sie sich nicht mich hintergangen und benutzt zu haben, obwohl ich immer ihr bestes wollte? So viel zum Thema Kindheitsfreundin.

Ich ließ mich seufzend aufs Bett fallen und das Buch in meiner Hand war wieder vergessen. Viel zu sehr beschäftige mich plötzlich wieder der tyrannische Mann mit stürmisch blauen Augen.

Was war seine Biografie? Wer war er und wieso war er so? Ich hatte zig Fragen was seine Person anging. Doch ich würde keine Antwort darauf erhalten. Fürs erste zumindest nicht.

Nach kurzer Zeit legte ich das Buch zur Seite und sprang aus dem Bett, um mir etwas zum Essen zu kochen. Mittlerweile war niemand mehr im Haus außer die zwei Wachmänner am Tor.

Ich tapste runter in die Küche und machte mich auf die Suche nach Zutaten. Glücklicherweise gab es hier genügend Zutaten, um mir etwas anständiges zu kochen. Den Dank dafür verdiente seine Köchin.

Von Masons Apartment wollte ich gar nicht erst sprechen. Er benutzte die Küche dort so selten, dass es keinerlei Lebensmittel gab. Die letzten drei Tage hatte er sehr wahrscheinlich wieder in seinem Apartment verbracht. Nahm er dort wieder weiblichen Besuch mit? Schnell schüttelte ich meinen Kopf, um diesen Gedanken zu verbannen. Er gefiel mir komischerweise nicht und außerdem hatte es mich nichts zu interessieren.

Wieso sollte es mich denn auch interessieren? Solange ich mich mit dem Titel seiner Frau nicht angesprochen fühlte, sollte es kein Problem sein. Außerdem war ich nicht auf Ewigkeit an ihm gebunden. Ich werde ihm eines Tages entkommen. Dann wird dieser Albtraum ein Ende nehmen.

Nach kurzem Suchen holte ich eine Packung Nudeln raus und sammelte Lebensmittel für eine Soße zusammen. Es war schön zu kochen, denn dadurch wurde mir nicht langweilig und ich lernte meine Kochkünste zu verfeinern. Obwohl ich keine sonderlich gute Köchin war.

Als ein Klopfen gegen die Küchentür zu hören war, wirbelte ich zu der Tür herum.

Es war keine Überraschung, dass es Mason war. Denn ich hatte seinen Mercedes vorhin reinfahren sehen. Bei seinem Anblick driftete ich gedanklich an dem Vorfall in seinem Badezimmer zurück.

Ich biss mir auf die Zunge, um das schnell wieder zu vergessen.

„Wir fahren in die Stadt" sagte Mason und stand im Türrahmen der Küche stand. Sein ruhiger Blick ruhte auf meinem Gesicht, während ich nervös an meinen Haarsträhnen zupfte.

Kein Hallo oder wie geht es dir. Das war aber Mason Knight. Was erwartete ich von ihm?

Es war ungewohnt seine tiefe Stimme nach einigen Tagen wieder zu hören. Ich hatte sie nicht so tief in Erinnerung.

„Ich wollte mir etwas zum Essen kochen" sagte ich stirnrunzelnd und schaute auf die Lebensmittel runter.

Ich hatte großen Hunger und wollte endlich etwas essen. Wenn ich den Mittag nicht mit lesen verbracht hätte, hätte ich schon längst etwas gegessen. Mittlerweile hatten wir kurz vor sechs und mein Magen war am rebellieren.

„Du hast zwanzig Minuten Zeit" sagte Mason in einem ruhigen Ton, der keine Widerworte duldete.

Wie sollte ich innerhalb von zwanzig Minuten gekocht und gegessen haben sowie fertig angezogen sein? Es war unmöglich.

Ich hasste es wenn er mein Vorhaben rücksichtslos ignorierte, nur weil er wieder etwas vor hatte. Ich hatte ganz vergessen wie anstrengend er vom Charakter her war. Wie würde es ihm gefallen, wenn jemand mit ihm rücksichtslos und herrisch umging? Er würde denjenigen wahrscheinlich töten.

Wenn ich mich ihm widersetze, werde ich bloß in neuen Schwierigkeiten geraten. Daher gab ich mich mit einem mürrischen Gesichtsausdruck geschlagen und stellte die Packung mit den passierten Tomaten auf die Kücheninsel ab.

Ich eilte hoch in mein Zimmer und zog mich lustlos in eine dunkelblaue Jeans um. Darüber trug ich ein rotes Top und steckte es mir in die Jeans.

Meine langen dunkelblonden Haare kämmte ich mir ordentlich durch und zog einen mittigen Scheitel. Offen lassen oder zubinden?

Ich ließ sie offen und trug ein Haargummi um mein Handgelenk. Wenn mich die Haare stören sollten, binde ich sie wieder zusammen.

Danach trug ich mir roten Lippenstift auf und tuschte ein wenig meine Wimpern. Ich war so wütend auf Mason, dass ich nicht mal wissen wollte wohin wir fuhren. Außerdem würde er mir darauf sowieso nicht antworten.

Wenn sein Tonfall wenigstens höflich oder nett gewesen wäre, hätte ich mich nicht so sehr über ihn geärgert. Aber seine kurzen und herrischen Sätze brachten mich auf die Palme. Gab es überhaupt jemanden, der diesen Tyrannen etwas vorschreiben konnte? Ich glaube kaum. Er machte sich seine Gesetze und Regeln selbst.

Da ich nicht wusste was er heute vor hatte, schlüpfte ich vorsichtshalber in die weißen Nikes. Festes Schuhwerk war sicherlich eine gute Idee.

Nachdem ich fertig war, lief ich die vielen Stufen runter ins Erdgeschoss. Wie erwartet stand Mason bereits in der Einfahrt.

Ich steuerte auf ihn zu und die Sonne schien herrlich am Himmel. Es war weder zu heiß noch zu kühl. Es war eine schöne Mischung aus beidem und die angenehme Sonne tat auf meiner Haut gut. Vielleicht sollte ich mich öfters in die Sonne legen, damit ich eine schöne Bräune bekomme. Genau wie Mason, der von Natur aus gebräunt war.

Dass er an seinem Handy beschäftigt war und sich konzentriert irgendwelche E-Mails durchlas, ließ mich leise schnauben.

Er hätte mir ruhig etwas Zeit zum Essen geben können.

„Ich hätte in dieser Zeit sicherlich etwas zum Essen kochen können" murmelte ich verärgert und spitzte meine Lippen.

Hätte er das nicht drinnen machen können? Dann hätte ich nebenbei etwas für mich kochen können. So viel zum Thema du hast bloß zwanzig Minuten Zeit, aber ich kann solange ich will in meinen E-Mails herumstöbern!

Mason packte nach kurzer Weile sein Handy in die Hosentasche und warf mir einen Blick zu.

„Ich hole dir später etwas zum Essen. Fahr das Auto raus" sagte er und warf mir einen Autoschlüssel entgegen.

In letzter Sekunde konnte ich den Schlüssel noch auffangen. Ich schaute auf den Schlüssel in meiner Hand runter. Es war der Schlüssel seines Audis.

Etwas überrumpelt stand ich an Ort und Stelle. Hatte er das gerade wirklich gesagt?

„Oder brauchst du noch Übung beim Lenken?" fragte er plötzlich und zog kritisch eine Augenbraue in die Höhe.

Als mir das Szenario in seinem Audi wieder einfiel, schüttelte ich hastig meinen Kopf. Ich wollte ganz sicher nicht ein weiteres Mal auf seinem Schoß sitzen. Vor allem nicht nach der ungewollten Umarmung in seinem Badezimmer.

Ich lief auf seinen Audi zu und entriegelte ihn mit einem Knopfdruck.

„Ich habe diesmal ein gutes Gefühl" summte ich vor mich hin und stieg ein.

Ich wollte wirklich sehr gerne wieder ins Fahren reinkommen, da ich meinen Führerschein nicht umsonst gemacht hatte. Doch die viel zu lange Pause hatte mich aus dem Rhythmus gebracht und ich war zu einer unsicheren Fahrerin geworden.

Jedoch sollte es diesmal besser funktionieren, weil ich mich an seine Anweisungen vom letzten Mal erinnerte.

„Kann ich losfahren?" fragte ich, als ich meinen Sitz und die Spiegel eingestellt hatte. 

„Hast du auch vor dich anzuschnallen?" fragte er in einem harschen Tonfall und sah mich missbilligend an.

„Hatte ich gerade vor" murmelte ich und schnallte mich schnell an. Nein, ich hatte es vergessen.

Dass er direkt zu Beginn schroffe Kritik äußerte, machte mich ein wenig nervös. Ich werde es doch diesmal besser hinkriegen oder?

Ich griff nach der Handbremse und versuchte sie zu lösen. Jetzt hatte ich schon das zweite Problem. Die Handbremse war so stark gezogen, dass ich sie nicht lösen konnte. Wieso hatte sein überteuertes Auto keine Handbremse, die man auf Knopfdruck lösen konnte?

„Warum fährst du kein Automatik?" zischte ich angestrengt und kämpfte mit beiden Händen gegen die Handbremse an. Es war beinahe unmöglich sie zu lösen. Wie fest hatte er sie bitte gezogen?

Schnaubend umfasste Mason plötzlich meine Hand und zog die Bremse innerhalb einer halben Sekunde runter. Seine kurze Berührung löste einen Wirbelsturm in mir aus und ich zog unauffällig die Luft ein. Es ist doch bloß eine kurze Berührung gewesen. Warum tobte dann ein ganzer Zoo in meinem Bauch? Das ist bloß meine Einbildung und Nervosität aufgrund seiner dominanten Präsenz.

„Ich bin keine Frau, dass ich Automatik fahre" sagte Mason und deutete mir loszufahren.

Ich blinzelte und versuchte mich voll und ganz aufs Fahren zu konzentrieren. Es war bloß eine kleine Berührung. Mehr nicht.

Dass mich seine Nähe so nervös gemacht hatte, war zum verrückt werden. Ich wollte mich aufs Auto fahren konzentrieren und nicht auf das Gefühl, dass Masons Berührung in meinem Bauch auslöste.

Ich schaffte es problemfrei aus der Einfahrt reinzufahren und bog in die Straße ein. Mason drehte das Lenkrad jedoch mehr nach rechts, damit das Auto nicht in den Gegenverkehr reinfuhr. Ups.

„Musst mehr einlenken. Gib Gas."

Ich gab Gas und schaltete hoch. Meine Art zu fahren war zwar nicht so geschmeidig und elegant wie Masons, dennoch war es viel besser als das letzte mal.

Ich dachte an Masons Tipp und sah so weit wie möglich nach vorne. Es klappte gut bis jetzt. Vielleicht sollte ich mich nicht zu sehr freuen, denn ich saß gerade mal seit 50 Sekunden im Auto.

Mason griff mir dennoch einige Male ins Lenkrad, um mich in meiner Fahrbahn zu halten. Mittlerweile war ich im dritten Gang.

„Drück die Kupplung komplett durch, wenn du die Gänge wechselst" sagte er und seine Hand lag unmittelbar in der Nähe des Lenkrads.

Ich nickte und gab wieder Gas.

„Schalt hoch, du fährst mit 60 km/h im dritten Gang" merkte er an und drehte mein Lenkrad ein wenig nach links.

„Ich wollte es doch gerade tun" rechtfertigte ich mich und schaltete in den vierten Gang. Er musste mir immer zuvor kommen und den Besserwisser spielen.

Ich wollte doch gerade hochschalten.

Nach kurzer Weile stoppte ich an einer roten Ampel und tippte mit meinen Fingerspitzen gegen das Lenkrad. Ich saß schon seit über einer Minute im Auto und es lief auf jeden Fall gut. Abgesehen vom Lenken. Wie lange sollte ich fahren? Hoffentlich wollte er nicht, dass ich über die Highway fuhr. Ich war nämlich sehr unsicher um auf die Highway zu steigen. Ich sollte lieber erstmal langsam anfangen, bevor ich mir die Highway zutraue.

Ich blickte in den Rückspiegel und erkannte die vielen Autos hinter mir stehen. Als die Ampel auf Grün schaltete geriet ich ein wenig in  Unsicherheit. Ich hasste es an einer Ampel als erste anzufahren. Um die Autofahrer hinter mir nicht zu verärgern, fuhr ich das Auto zügig an.

Doch durch mein schnelles Handeln würgte der Motor ab und das Auto schaltete sich aus. Ich wurde noch nervöser und versuchte wieder mein Glück. Ich schaltete den Motor ein und selbst beim zweiten Mal würgte der Motor aufgrund meiner zitternden Beine ab.

Ich wurde von hinten angehupt und versuchte zum dritten Mal mein Glück. Ich war mittlerweile sehr nervös und meine Fingerspitzen zitterten.

„Du musst die Kupplung sanft lösen und gleichzeitig Gas geben" sagte Mason neben mir und umfasste meine Hand, die auf der Schaltung lag.

Er schaltete für mich in den ersten Gang und seine Hand ruhte auf meiner. Ich war so nervös, dass ich versuchte habe in den zweiten Gang zu schalten.

Letztendlich riss ich mich zusammen und ignorierte Masons Berührung auf meiner Hand. Ich löste die Kupplung so sanft wie nur möglich und gab anschließend Gas. Doch es brachte mir nicht viel, denn die Ampel war wieder auf rot umgesprungen.

Ich hatte keine Motivation mehr fürs Fahren. Die Fahrer hinter mir regten sich tierisch auf und Masons verächtliches Schnauben neben mir sorgte dafür, dass meine Augen glasig wurden. Er macht mich sehr nervös und unsicher in meiner Haut.

Bis die Ampel wieder auf grün umschaltete, tippte ich nervös gegen das Lenkrad. Wenn mir dasselbe erneut passiert, steige ich sofort aus. Dann kann Mason sich darum kümmern, wie wir hier vorankommen.

Doch glücklicherweise schaffte ich es trotz meiner Nervosität das Auto anzufahren und fuhr weiter.

„Drück die Kupplung komplett durch, wenn du schaltest" knurrte Mason unzufrieden und seine Hand hatte sich mittlerweile von meiner gelöst. Doch seine Nähe und die ständige Kritik machten mich sehr nervös und sorgten dafür, dass ich noch schlechter fuhr als ich es eigentlich konnte.

Wenn an seiner Stelle Jayden gesessen hätte, hätte ich mich beim Fahren sicherlich besser geschlagen. Er brachte positive Stimmung und Laune mit sich. Doch Mason sorgte mit seiner Strenge nur dafür, dass ich ängstlich und unsicher wurde. Dementsprechend konnte ich mich kaum aufs Fahren konzentrieren und machte ständig Fehler.

„Tue ich doch" rechtfertigte ich mich und schaltete in den nächsten Gang, während Masons Hand seitlich am Lenkrad lag.

„Ich würde es nicht sagen, wenn du es tun würdest. Was verstehst du nicht daran, die verfickte Kupplung komplett durchzutreten?" fuhr mich Mason an, als ich in den dritten Gang wechselte.

Seine Redensart schockte mich und löste die Tränen in meinen Augen aus. Das reicht. Ich habe genug.

Meine Laune war im Keller und der Tag war hin. Er konnte es vergessen, dass ich mich auch nur ein weiteres Mal von ihm fertig machen lassen.
Ich warf einen Blick in den Rückspiegel und glücklicherweise waren keine Autos mehr hinter mir. Sie hatten mich alle überholt.

Ich fuhr mit dem Auto rechts ran. Oder versuchte es zumindest, denn Mason lenkte sich das Auto zurecht und zog zuletzt selbst die Handbremse ein.

„Was war das?" fragte er in einem strengen Tonfall und hatte seine Augenbrauen zusammengezogen.

„Ich werde nie wieder eines deiner Autos fahren" sagte ich mit einem Tränen überströmten Gesicht und stieg aus. Schnell wischte ich mir übers Gesicht, bevor er es sah. Er hat es schon bereits im Auto gesehen.

Sollte er doch selbst fahren. Ich konnte die Kritik akzeptieren, denn damit hatte ich kein Problem. Aber Masons schroffe und ungeduldige Art mich zu belehren, war verletzend und nicht hilfreich. Es tat mir weh. Ich kannte solche Verhaltensweise mir gegenüber nicht. Denn ich war immer der Augapfel meiner Familie gewesen. Dort wurde niemals so mit mir geredet.

Mason war ebenfalls ausgestiegen, aber ließ nicht zu dass ich auf dem Beifahrersitz Platz nahm.

„Was ist daran schwer die Grundlagen des Fahrens zu verstehen? Hat dir dein Vater den Führerschein gekauft oder was" zischte er und hielt die Tür mit seiner Hand geschlossen, sodass ich sie nicht öffnen konnte.

„Nicht überall ist es so wie in Amerika, dass sich die Menschen alles mit Geld kaufen können" fuhr ich ihn mutig an.

Mason mahlte seinen Kiefer und sah mich zornig an.

„Ich glaube kaum, dass es schwer ist auf Anweisung zu fahren. Wenn ich nicht neben dir sitzen würde, hättest du längst einen Unfall gebaut."

Ich knirschte wütend mit meinen Zähne und mied Blickkontakt mit ihm.

„Du brauchst mir keine Anweisungen mehr geben. Ich werde sowieso nie wieder mit deinen Autos fahren. Sie sind dir doch so schade, dass ich damit fahren kann" sagte ich und verschränkte meine Arme ineinander.

„Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass du nach dem dritten Mal eine Aussage aufgreifen und sie dementsprechend umsetzen kannst" gab er verständnislos von sich.

Ich antwortete ihm daraufhin nicht. Mason stieg auf der Fahrerseite ein und startete den Motor.

Ich setzte mich ebenfalls rein und konnte es nicht sein lassen, die Tür voller Wucht zuzuschlagen.

Nachdem ich mich angeschnallt hatte, fuhr er los. Mit verschränkten Armen, blickte ich aus dem Fenster raus und initiierte diesmal keine Gespräche. Ich fragte auch nicht wohin wir fuhren und was wir machen würden.

Wie sollte ich es so lange neben ihm aushalten? Allein schon die Fahrt bis zur Stadt dauerte eine Ewigkeit. Hin und Rückfahrt würde unendlich lange dauern.

Ich ließ mein Fenster runterfahren, sodass mir die Luft entgegenwehte und meine Haare zum Flattern brachte.

Jedoch fuhr das Fenster kurze Zeit später automatisch wieder hoch. Das hatte bestimmt Mason von seiner Seite aus bedient.

Trotzig drückte ich wieder auf den Knopf und ließ das Fenster runter. Frischer Wind wird mich sicherlich ablenken.

Wieder wehte mir der Wind entgegen und nahm mir allmählich meine Wut. Doch Mason war sturer als ich und ließ das Fenster wieder hochfahren. Ich gab schließlich auf und lehnte mich im Sitz zurück.

__

Als wir vor einem Juwelier in der Innenstadt standen, fühlte ich mich plötzlich underdressed.

Während Mason mit seiner schwarzen Stoffhose und dem weißen Hemd elegant wirkte, sah ich mit meiner Jeans relativ lässig aus. Hätte er mir nicht sagen können, dass ich mich formell anziehen sollte?

Der Laden wirkte schon von draußen sehr teuer und nur ungerne wollte ich mit meinem lässigen Outfit reinlaufen. Die Leute werden sicherlich starren.

Als Mason mich nach innen dirigierte, bereute ich mein Outfit noch mehr. In diesem protzigen Juwelier kamen bestimmt nur die reichen Millionäre.

Es waren zwar wenige Menschen drinnen, aber sie wirkten sehr schnöselig und reich. Sie waren zumindest so gekleidet.

Ich gehe mal davon aus, dass Mason einen Ring kaufen wollte. Für mich wahrscheinlich, sonst wäre ich nicht hier.

Aus Trotz ignorierte ich ihn und sagte auch nicht, dass ich keinen Ring haben wollte. Ich wollte gar nicht mit ihm reden.

„Such dir einen Ring aus" sagte Mason und steckte sich die Hände in die Hosentaschen. Ich schüttelte meinen Kopf. Ich wollte keinen Ring in seinen Namen tragen.

„Entweder suchst du dir einen aus oder ich tue es für dich. Ob er dir dann gefallen wird, ist fraglich."

Ich atmete hörbar aus und zog meine Stirn in Falten. Hatte ich überhaupt eine Wahl?

Ich hatte kein Interesse daran dieser gezwungenen Ehe zuliebe einen Ring zu tragen. Doch soweit ich Mason kennengelernt hatte, hatte er bestimmt einen vorteilhaften Grund dahinter. Dieser war meistens sehr unvorteilhaft für mich.

Ich sah mich ein wenig um, aber fand nichts das mir gefiel. Die meisten Ringe waren zu protzig und groß. Ich wollte einen Ring haben, der dezent war und kaum auffiel. Schließlich war ich nicht freiwillig hier, sondern wurde von Mason dazu gedrängt. Ich wollte gar nicht erst wissen, weshalb ich einen Ring brauchte. Ich glaube kaum, dass Mason meinen Wunsch nach Hochzeit erfüllen wollte.

Unzufrieden verzog ich meine Lippen und sah mich weiter um. Beim Umsehen spürte ich zweimal die kritischen Blicke einer älteren Dame, die sich ebenfalls nach Schmuck umschaute. Waren etwa alle reichen Menschen arrogant?

Ich ignorierte ihre Blicke und fand schließlich einen feinen Ring, der einigermaßen in Ordnung war.

„Möchten Sie ihn anprobieren?" fragte mich der Juwelier hinter der Theke.

Ich nickte und spürte Masons Statur hinter mir, die mich mal wieder über viele Zentimeter überragte. Ich glaube kaum, dass ihm mein ignorantes Verhalten etwas ausmachte, dennoch brachte ich es nicht über meinen Stolz mit ihm zu reden.

Der Juwelier öffnete die Glasscheibe und holte mir den Ring raus. Ich steckte ihn mir am Ringfinger an, aber er war zu groß.

„Ich habe ihn auch in einer kleinen Größe. Der wird Ihnen bestimmt passen" sagte er und holte mir denselben Ring in einer kleineren Größe heraus.

„Dankeschön" lächelte ich ihn freundlich an und steckte mir den Ring an. Er war gar nicht so übel. Der schlichte Diamant leuchtete im Licht der Decke auf und funkelte wie ein wertvoller Edelstein. Hier standen nicht mal Preise dran. Daher wusste ich nicht wie viel er ungefähr kostete. Mason würde es ja bezahlen, aber dennoch wollte ich den Preis wissen. Es interessierte mich in welcher Liga Mason spielte.

„Und nach welchem Design schauen Sie sich um?" fragte der Juwelier an Mason gewandt, während ich meinen Ring begutachtete.

„Nach keinem."

Mein Blick schoss überrascht in die Höhe zu ihm. Masons Blick ruhte auf mir, während er seine Hände in den Hosentaschen gesteckt hatte. Er wollte, dass ich einen Ring trug, aber selbst wollte er keinen? Bestimmt damit seine Betthäschen nicht bemerkten, dass er verheiratet war.

„Haben Sie Pärchen Ringe?" fragte ich den Mann und plötzlich wandte mich ihm zu.

Mason konnte es vergessen, dass ich einen Ring trug, während er es nicht tat. Er steckte ebenso in diesem Bund der gezwungenen Ehe fest. Nicht nur ich alleine.

„Wir haben viele Pärchen Sets. Ich zeige Ihnen einige Designs, wenn sie möchten" sagte der Mann und setzte sich in Bewegung. Er lief an den langen Glastheken entlang und suchte nach den Ringen.

Ich legte den Ring aus meiner Hand wieder auf die Theke zurück und versuchte Mason weiterhin zu ignorieren. Es war aber nicht sehr einfach, denn ich sah seinen Schatten über mich ragen. Ich strich mir meine Haare hinter die Ohren und dachte an etwas anderes. An etwas was nichts mit Mason zu tun hatte.

Doch Masons kalte Fingerspitzen unter meinem Kinn, ermöglichten es mir nicht.

Er zog geschickt mein Gesicht in die Höhe, sodass ich ihm in die Augen blicken musste. Ein leichter Schmerz durchfuhr meinen Nacken, da er meinen Kopf dadurch weit in den Nacken zog.

„Ich trage keine Ringe."

„Dann werde ich auch keinen tragen" entgegnete ich leise und schluckte.

Das Schlucken tat mir aufgrund meiner geneigten Kopfposition weh.

Er sah mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an und seine Finger drückten mein Gesicht weiter nach oben.

Ich umfasste seine Hand und zog sie mit eine Menge Kraft von meinem Kinn weg. Masons Finger lösten sich endlich und ich konnte meinen Kopf wieder normal positionieren. Mein Kinn kribbelte durch seine kühle Berührung.

Im selben Moment kam der Goldschmied zurück.

„Das sind einige Designs aus der diesjährigen Pariser Kollektion. Falls Ihnen nichts gefallen sollte, kann ich Ihnen gerne eine andere Kollektion zeigen" sagte der Mann.

„Dankeschön, die sehen schon mal sehr gut aus" sagte ich und sah mir die Ringe an.

Die männlichen Ringe waren fast alle dezent und schlicht gehalten. Die weiblichen Ringe waren jedoch viel zu protzig. Es dauerte lange bis mir ein Design gefiel.

Der weibliche Ring von diesem Design war schlichter als die anderen und in der Mitte prahlte ein glänzender Diamant. Der Diamant wirkte sehr teuer und war meinem Geschmack nach ein wenig zu groß. Dennoch war er dezenter als die restlichen Ringe in der Kollektion. Der passende männliche Ring dazu war auch schick und zum Glück dezent. Der würde Mason sicherlich stehen.

Ich konnte mir diesen Ring an seinem Finger sehr gut vorstellen.

„Wir nehmen die" sagte ich an den Mann gewandt.

Ich steckte mir den Ring an und er passte perfekt an meinem Ringfinger.

„Passt" summte ich leise vor mich hin und sah mir den Ring an. Er wirkte elegant und schön an meinem Ringfinger. Vielleicht könnte ich mich doch noch damit anfreunden.

„Glaubst du, der würde dir passen?" fragte ich Mason und hielt ihm den silbernen Ring entgegen. Ihm musste er ja schließlich auch passen. Sonst wäre es ein Reinfall. In erster Linie war es reiner Trotz, weil ich nicht alleine einen Ehering tragen wollte.

In zweiter Hinsicht hatte ich die Frauen im Auge, die ihn für eine unvergessliche Nacht umringten.

Ich sah mich in seinem Gesicht nach Wut um. Ich hatte bedenken, dass er den Laden auseinandernehmen würde, weil ich trotz seiner deutlichen Aussage einen Ring für ihn ausgesucht hatte. Jedoch konnte ich in seinem Gesicht keine Wut oder Verärgerung erkennen.

Stattdessen streckte mir Mason seine große Hand entgegen und etwas amüsantes flackerte in seinen stürmischen blauen Augen auf. Seine Gesichtszüge blieben weiterhin ernst. Es zuckte minimal um seinen rechten Mundwinkel. Vielleicht hatte ich es mir ja auch nur eingebildet, weil es schnell wieder verschwunden war.

„Bring ihn mir an, dann finden wir es heraus" sagte er ernst und ich schluckte schwer.

Ich sollte ihm den Ring anbringen?


Würde mich sehr über Meinungen freuen 🥰

6020 Wörter 🤍

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