12

Ich wurde wohlmöglich noch röter im Gesicht und wollte mich am liebsten in Luft auflösen. Masons bohrender Blick und sein angespannter Kiefer machten mir nichts einfacher.

Mein Bauch zog sich unangenehm zusammen und ich konnte meine Augen nicht von seinen lösen. Wie schön sie doch waren.

Keep going 'til you hit the spot, whoa

Das war der Moment an dem Mason seinen Blick von mir losriss und
die Lautstärke komplett auf null drehte, sodass man nichts mehr hörte.

Sein mahlender Kiefer entging mir nicht, genauso wie sein fester Griff ums Lenkrad.

Als er mir einen weiteren Blick zuwarf, blickte ich schnell von ihm weg und versuchte mich so klein wie möglich in meinem Sitz zu machen. Das war ja so peinlich!

Ich hoffe ihm ist mein rotes Gesicht entgangen. Masons Präsenz strahlte so viel Dominanz und Macht aus, dass ich mich unwohl im Auto fühlte. Erst recht nach dem kleinen Vorfall von eben.

Mit Jayden war es ganz anders im Auto gewesen. Er hatte pausenlos geredet und Witze gerissen. Er strahlte mit seiner fröhlichen Natur eine angenehme Stimmung aus, die einen ungewollt wohlfühlen ließ.

Als der Mercedes nach einer Weile zum Stehen kam, stieg Mason aus.

Ich tat es ihm gleich und zupfte mein Kleid an den Enden zurecht. In seiner Gegenwart fühlte sich das Kleid viel zu kurz an. Ich bekam Angst, dass es hochrutschen würde. Ich war froh endlich aus dem Auto ausgestiegen zu sein, denn die Atmosphäre darin war sehr angespannt gewesen.

Die Sonne schien mir entgegen und ich wünschte mir ich hätte eine Sonnenbrille mitgenommen.

Ich setzte mich in Bewegung und lief viele Schritte vor, sodass ich nicht neben Mason herlief. Seine Nähe war das allerletzte was ich im Moment spüren wollte. Obwohl ich nicht wusste wohin wir wollten, steuerte ich unüberlegt in eine Richtung hin.

Doch Mason holte mich nach zwei großen Schritten ein und platzierte seine Hand auf meinen Rücken. Ich erstarrte durch seine Berührung und mein Atem stockte. Die Kälte seiner Hand durchdrängte den Stoff meines Kleids. Es fühlte sich an, als würde er meinen entblößten Rücken mit seiner Hand berühren.

Wortlos dirigierte er mich in die entgegengesetzte Richtung und ich atmete unauffällig aus. Er wollte mich bloß in die richtige Richtung führen.

Glücklicherweise löste sich seine Hand daraufhin von meinem Rücken und wir betraten das viel zu hohe Gebäude.

Es war mir ein Rätsel wie unterschiedlich Menschen sein konnten. Jayden flirtete unverschämt mit mir und zeigte körperliche Zuneigung, indem er hin und wieder seinen Arm um meine Schulter warf. Bei ihm hatte ich mich nicht unwohl gefühlt oder war nervös gewesen. Ich war bloß alarmiert gewesen und wollte mich ihm nicht so schnell anvertrauen. Schließlich war er ein Fremder für mich.

Doch von Mason reichte ein flüchtiger Blick aus, um mich aus der Bahn zu werfen und nervös zu machen. Von seinen minimalen und groben Berührungen wollte ich erst gar nicht anfangen. Sie versetzten meinen Körper unter Strom.

Das Gebäude hatte viele Stockwerke, daher stiegen wir in den Aufzug. Jede Wand des Aufzugs bestand aus Spiegeln, sodass ich gefühlt überall Mason sah. War ich denn nicht schon genug angespannt?

Ich kaute nervös auf meiner Lippe herum und blickte runter auf meine weißen Highheels. Das langersehnte pling ertönte und ich lief erleichtert hinaus.

Jedoch musste ich bedacht laufen, denn der Boden in diesem Gebäude war ebenfalls aus feinem Marmor gelegt. Meine Schritte verlangsamten sich daher schlagartig. Ging dieser Mann nur an Orte, die aus Marmor gelegt waren?

Ein Teppich unter meinen dünnen Absätzen wäre mir im Moment viel lieber. Hoffentlich stürze ich nicht.

Ich war versucht auf den Beinen zu bleiben und nicht umzuknicken. Mason lief für seine Verhältnisse relativ langsam neben mir her.

„Wieso trägst du Schuhe, in denen du nicht laufen kannst?" durchbrach seine tiefe Stimme die Stille, während ich seinen missbilligenden Blick auf mir spürte.

Seine Stimme regte die Aufmerksamkeit der Rezeptionistin an, auf die wir zusteuerten.

Sie blieb mit ihren Augen an Mason hängen und fuhr sich schnell durch ihr offenes Haar.

„Ich kann wohl in hohen Schuhen laufen" murmelte ich.

Um ihm das zu beweisen, beschleunigte ich mein Tempo. Dadurch schwankte ich kurz beim Laufen und konnte mich gerade noch so vor einem Sturz bewahren. Das war knapp gewesen. Ein leises Quicken hatte meine Kehle verlassen, weshalb ich mir auf die Zunge biss.

Mein Herz klopfte schneller in meiner Brust und meine Ohren erhitzten sich vor Verlegenheit. Ich sollte vielleicht doch vorsichtiger laufen.

Masons verächtliches Schnauben ließ mich fester auf die Zunge beißen. Ich vernahm seine schweren Schritte hinter mir und spürte kurz daraufhin seine Hand um meinen Arm.

Verwirrt blickte ich zu ihm hoch. Obwohl ich einen Absatz von 15 Zentimetern trug, überragte er mich um einiges mit seiner Größe.

Mason lief unbekümmert weiter und ich ließ mich schmollend von ihm führen. Zum Glück war sein Griff nicht schmerzhaft fest. Er war diesmal akzeptabel fest.

„Wie kann ich Ihnen helfen?" fragte die Frau an der Rezeption und warf sich ihr helles Haar über Schultern.

Ein Lächeln umspielte ihre Lippen und sie gaffte Mason an. Wie auffällig wollte sie es bitte tun?

„Wir sind hier um meinen Ausweis abzuholen" hörte ich mich sprechen.

Ups, ich wollte das doch gar nicht laut aussprechen.

Widerwillig riss sie ihren Blick von Mason los und schenkte mir auch ein Lächeln. Ein künstliches Lächeln.

Ich erwiderte das Lächeln ebenso künstlich.

„Auf welchem Namen ?"

„Knight" antwortete diesmal Mason für mich und ich warf ihm einen kurzen Blick zu. Es gefiel ihm anscheinend nicht, dass ich vor ihm geantwortet hatte.

Die Frau warf mir genervte Blicke zu, als sie meinen Ausweis holte und ihn aber Mason entgegen hielt.

Merkte er es nicht wie sehr sie ihn angaffte? Oder war er es einfach so sehr gewohnt, dass er es ignorierte?

__

„Darf ich auch mal mit dem Auto fahren?" fragte ich Mason, als er losfuhr und aus dem Parkplatz raus lenkte.

Wenn er fuhr wirkte es unglaublich elegant und geschmeidig.

Er drehte mit bloß einer Hand das Lenkrad komplett nach rechts und fuhr raus damit er wieder gerade aus lenken konnte. Mir war aufgefallen, dass er sehr oft nur mit einer Hand lenkte. Selten lagen seine beiden Hände am Steuer.

Was ein Angeber dachte ich mir mit gespitzten Lippen.

„Warum?" fragte er nach einer Weile zurück. Ich dachte schon er würde mich wieder ignorieren.

„Ich wollte schon immer mal einen Mercedes fahren" erklärte ich und scannte sein schwarzes Armaturenbrett ab. Es war so schick und leuchtete in einem hellen blau.

Mason musste ein wirklicher Autofanatiker sein, denn selbst im Innenraum des Autos waren keinerlei Flecken oder Kratzer zu entdecken. Es schien, als sei dass Auto neu gekauft worden.

„Hat dich dein Vater nicht mit seinen Autos fahren lassen?"

Ich biss mir auf die Zunge, um einen bissigen Kommentar zu unterdrücken.  Sein Tonfall klang spöttisch. Ungern wollte ich einen Streit mit ihm anfangen. Vielleicht hatte ich Glück und er würde mich tatsächlich fahren lassen, wenn ich höflich bleibe.

„Wir kamen nie dazu. Er musste viel arbeiten und hatte daher wenig Zeit gehabt" murmelte ich und spielte mit meinen Fingerspitzen.

Mason äußerte sich nicht mehr dazu und war wieder auf den Verkehr konzentriert. Ich gehe mal stark davon aus, dass er mich seinen Mercedes nicht fahren lassen wird.

Gelangweilt blickte ich aus dem Fenster raus und lehnte meinen Kopf dagegen an. Wurde ihm nicht langweilig vom Schweigen? Man wusste für gewöhnlich, dass Männer weniger redeten als Frauen. Aber Mason musste wohl eine besondere Ausnahme sein. Denn er redete kaum.

Irgendwann nahm auch diese langweilige Fahrt ein Ende. Mir war mulmig zumute und meine Laune erreichte so langsam ihren Tiefpunkt. Was sollte ich bloß den restlichen Tag in dieser einsamen Villa machen? Würde Mason hier bleiben oder wieder wegfahren?

Selbst als Mason in seine Einfahrt einbog und den Motor abstellte, blieb ich wie versteinert sitzen.

Ich will nicht alleine gelassen werden, um verrückt zu werden.

„Fährst du wieder weg?" fragte ich vorsichtig an Mason gewandt und strich mir meine zwei losen Strähnen hinter die Ohren.

„Ja."

Ich nickte geknickt und biss auf die Innenseite meiner Wange. Die Angst verbreitete sich in meinem Brustkorb und ich kämpfte dagegen an.

Ich wandte meinen Blick von Mason ab und legte meine Hand auf die Türklinke. Frische Luft würde mir vielleicht gut tun.

„Du fährst diesmal."

Ich hielt inne in meiner Bewegung und wirbelte mit meinem Kopf zu ihm herum.

„Was?" stotterte ich und traute meinen Ohren nicht.

Seine stürmischen Augen sahen mich ernst an und sein Arm ruhte auf dem Lenkrad. Das Tattoo auf seinem Arm leuchtete mir im Augenwinkel entgegen.

„Ich habe gesagt, du fährst diesmal" wiederholte er und fuhr sich durchs dunkle Haar.

Ich hatte noch nie so dunkles Haar gesehen wie seins. Färbte er sich die Haare vielleicht? Ich glaube kaum. Sie wirkten natürlich und nicht gefärbt.

„Ehrlich?" fragte ich aufgeregt und biss mir die Lippen blutig, um ein fröhliches Lächeln zu unterdrücken.

Sein ernster Gesichtsausdruck und die zusammengezogenen Augenbrauen machten deutlich, dass er nicht gerne scherzte.

Ich wusste es ja auch, weil Mason Knight der letzte Mensch dieser Welt war, der einen Witz reißen würde.

Aber vor lauter Freude, hatte ich das erstbeste was mir in den Sinn kam geplappert. Eine weitere schlechte Angewohnheit von mir. Ich dachte selten nach bevor ich sprach.

„Moment, warum sind wir dann zurück gefahren?" fragte ich verwirrt und zog meine Augenbrauen in die Höhe.

Ich durfte tatsächlich seinen Mercedes fahren! Vor lauter Aufregung bekam ich zittrige Hände und wollte in die Luft springen.

Auto fahren fand ich schon immer sehr interessant und cool, aber es war lange her dass ich gefahren bin.
Wo ich nun hier mit ihm festsaß, konnte ich wenigstens ein wenig herumfahren. Das ist auf jeden Fall spannender als alleine in seiner Villa herum zu sitzen. Und verrückt zu werden.

„Damit ich mich umziehen kann. Wechsel außerdem deine Schuhe" sagte er und stieg aus.

Er hatte recht. In meinen Highheels konnte ich schlecht Auto fahren. Die Schuhe waren viel zu hoch und ungemütlich. Ich brauchte festes Schuhwerk zum Fahren. Das Kleid war ebenfalls nicht angemessen fürs Fahren. Es würde eventuell hochrutschen, wenn ich die Pedalen bedienen würde. Ich sollte mir eine Jeans anziehen.

„Du hast zwanzig Minuten Zeit. Sonst fahre ich selbst" stellte er seine Bedingung und schlug die Tür zu.

Ich stieg ebenfalls aus und stürmte glücklich in die Villa rein. Masons Blick in meinem Rücken ignorierte ich und suchte schleunigst den Weg zu meinem Zimmer.

Da ich Angst hatte, Mason würde ohne mich fahren, nahm ich das erstbeste das mir in die Hand kam und zog mich um.

Ich schlüpfte in die dunkle highwaist Jeans, die locker war und darüber zog ich mir ein weißes Croptop mit Spaghettiträgern an. Dass es viel von meinem Bauch preisgab, viel mir in dem Moment nicht auf.

Ich war damit beschäftigt mich zügig fertig zu machen. Selbst Masons Präsenz war mir momentan lieber als alleine in der Villa zurück zu bleiben.

Ich stülpte mir kurze weiße Socken über meine Füße und schlüpfte anschließend in weiße Nike Sneaker.

Mein Zopf war in Ordnung, daher erfrischte ich meinen Lipgloss und war somit fertig.

Ich rannte wieder runter in die Einfahrt des Hauses.

Nach kurzer Zeit erreichte ich Masons Mercedes in der Einfahrt. Doch Mason stand an seinem schwarzen Audi gelehnt und hatte die Arme vor der Brust verschränkt.

Seine feuchten Haare, die nach hinten frisiert waren, verrieten dass er eine Dusche genommen hatte. Wie schnell war er bitte gewesen? Ich hätte locker eine Stunde gebraucht.

Sein sonst so klassisches Erscheinungsbild war jetzt durch ein lässiges Outfit ersetzt worden.

Er trug eine Jeans mit einem weißen T-shirt. Über dem T-shirt trug er ein offenes kariertes Hemd. Die Ärmel hatte er wie üblich bis zu den Ellbogen hochgekrempelt, sodass der Drache auf seinem Unterarm zur Geltung kam. Selbst das dunkelgrün des karierten Hemds sah an ihm gut aus.

„Wir fahren mit dem Audi" sagte Mason, als ich auf ihn zusteuerte.

Für eine Sekunde huschte sein Blick über mein Outfit. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass das Oberteil viel von meinem Bauch preisgab.

„Ich dachte ich darf den Mercedes fahren" sagte ich und ignorierte das schnelle klopfen meines Herzens.

Das liegt ganz sicher nicht an Masons flüchtigen Blicken redete ich mir ein.

„Nein, darfst du nicht" sagte er und warf mir den Schlüssel vom Audi zu.

In letzter Sekunde schaffte ich es den Schlüssel aufzufangen. Das war knapp gewesen.

Im Endeffekt war es mir egal, solange ich überhaupt fahren durfte. Sein Audi sah ebenfalls nicht schlecht aus. Er glänzte genau so sehr wie Masons Mercedes.

Wieso er es mir in erster Linie erlaubt hatte, war mir dennoch ein Rätsel.

Ich entriegelte das Auto und stieg ein. Die Sitze waren super gemütlich und alles wirkte nagelneu.

„Ist der neu?" fragte ich und stellte mir meinen Sitz ein. Da ich klein war, musste ich meinen Sitz weit nach vorne schieben und ihn auch höher einstellen.

„Nein. Stell deine Spiegel ein."

Die hätte ich beinahe vergessen. Ich stellte mir die Spiegel schnell zurecht und schnallte mich an.

Ein Lächeln konnte ich mir im Endeffekt doch nicht abringen, denn ich saß tatsächlich in eines von Masons Autos. Außerdem musste ich nicht alleine in der Villa bleiben!

„Kann ich los fahren?" fragte ich sicherheitshalber nach und tippte mit meinen Fingerspitzen gegen das Lenkrad.

„Ja."

Und los gehts. Ich startete den Motor und wollte los fahren, jedoch würgte der Motor sofort ab.

Das war aber nicht so cool. Ich glaube das Auto hat einfach zu viel PS.

Jedoch ließ ich mich nicht aus der Ruhe bringen, obwohl mich sein bohrender Blick nervös machte.

Ich wiederholte das Geschehen und der Motor würgte erneut ab. Was zum...

Ich zog meine Augenbrauen zusammen und war nicht mehr allzu enthusiastisch wie zu Beginn.

„Du musst die Kupplung sanft lösen und gleichzeitig Gas geben" erklärte mir Mason ruhig.

„Ich weiß" murmelte ich leicht genervt, weil ich es doch wusste.

Ich konnte doch wohl ein Auto starten. Nicht um sonst hatte ich 5000 Euro für meinen Führerschein ausgegeben. Bezahlt hatte es zwar mein Vater, aber trotzdem. Das war viel Geld gewesen. Und viel zu viele Fahrstunden sowie durchgefallene Prüfungen.

Ich versuchte ein drittes Mal mein Glück und diesmal würgte der Motor zum Glück nicht ab. Ich war nämlich scharf darauf konzentriert, die Kupplung langsam kommen zu lassen und gleichzeitig Gas zu geben.

Ein triumphierendes Lächeln schlich sich auf meinen Lippen und ich fuhr im ersten Gang auf das Tor zu. Jedoch griff Mason ein und schob das Lenkrad ein wenig nach rechts.

Ich kam leicht aus dem Konzept als seine Hand meine berührte. Doch ich fing mich schnell wieder ein.

Musste er sich wirklich überall einmischen? Dieser Besserwisser.

Ich konzentrierte mich wieder nach vorne und fuhr aus dem Tor raus. Danach lenkte ich nach rechts, um auf meinen Fahrstreifen zu gelangen.

Doch Mason griff wieder ein und schob das Lenkrad weiter nach rechts.

„Hey-„

„Du fährst in den Gegenverkehr rein" unterbrach er mich weniger erfreut und ließ vom Lenkrad ab, als ich in meinem Fahrstreifen angelangte.

Ab jetzt konnte ich es aber alleine. Mehr Hilfe würde ich von ihm nicht mehr brauchen.

Ich gab Gas, doch Mason schnaubte verärgert neben mir. Das Auto machte auch sehr komische Geräusche. Was war los?

„Wechsel in den zweiten Gang. Du bist mit 25 km/h im ersten Gang."

„Ups" murmelte ich verpeilt und wechselte schnell in den zweiten Gang.

Peinlich berührt räusperte ich mich und versuchte mich vollkommen auf die Straße zu konzentrieren.

Es war lange her, dass ich Auto gefahren bin. Ich brauchte nur ein wenig Anlauf.

Ich fuhr die Straße entlang und versuchte meinen Fahrstreifen beizubehalten. Doch Mason griff immer wieder ins Lenkrad rein und drehte es sich zurecht, was mich tierisch störte.

„Du störst mich beim Fahren" murmelte ich leise, weil ich mich nicht wirklich mit ihm anlegen wollte. Aber andererseits wollte ich, dass er wusste wie sehr er mich beim Fahren behinderte.

„Wenn ich nicht eingreife, fährst du entweder in den Gegenverkehr rein oder kommst von der Fahrbahn ab. Wechsel in den dritten Gang" sagte er streng und hatte mittlerweile seine Hand direkt neben dem Lenkrad schweben.

Vertraute er meinen Fahrkünsten etwa so wenig? Ich hatte einen Führerschein! Warum stellte er sich so an?

Ich wechselte in den dritten Gang und schaute zwischendrin in die Spiegel.

„Du behinderst den Verkehr. Fahr schneller."

Er machte mich total nervös mit seinem herrischen Tonfall und den ganzen Befehlen! Konnte er nicht einfach den Mund halten und mich machen lassen?

„Ich mache doch schon" stotterte ich und drückte das Gaspedal durch und wechselte in den nächsten Gang.

Doch plötzlich würgte das Auto ab und ein Fahrer hinter uns hupte mich an. Zum Glück konnte er in letzter Sekunde noch bremsen, sonst wäre er in uns reingefahren.

„Starte den Motor" sagte Mason und wechselte für mich in den ersten Gang.

Ich tat das was er sagte und startete den Motor. Diesmal schaffte ich es ohne den Motor abwürgen zu lassen. Da ich viel zu nervös war wegen dem fluchenden Fahrer hinter mir, ließ ich Mason für mich die Gänge legen.

„Was ist passiert" sprach ich schließlich meine Gedanken laut aus.

„Du hast mit 40 km/h  in den sechsten Gang geschaltet."

„Was? Ich habe doch in den vierten Gang gewechselt" sagte ich wahrheitsgemäß, denn ich hatte nicht mitgekommen wie ich in den sechsten Gang gerutscht war.

Es wird schon gut enden. Es war ja nicht so, dass ich kein Auto fahren konnte. Mein Prüfer aus Deutschland war ja nicht verrückt gewesen, dass er mir den Führerschein in die Hand gedrückt hatte.

„Fahr rechts ran" sagte Mason und griff wieder ins Lenkrad.

„Aber warum?" fragte ich enttäuscht.

„Fahr rechts ran" wiederholte er bestimmt.

Ich gab mich geschlagen und fuhr rechts ran. Eher gesagt betätigte ich die Pedale, während Mason lenkte.

„Schalt den Motor aus und steig aus" sagte Mason und drückte auf den Warnblinker.

Bin ich etwa so schlecht gefahren? Wieso kritisierte er mich denn auch so streng? Es hätte schlimmer sein können. Durch ein wenig mehr Übung hätte ich den Dreh wieder raus! Aber Mason war knallhart was Chancen anging.

Ich schnallte mich ab und stieg aus. Mason war bereits auf meiner Seite des Autos angekommen und bückte sich runter, um den Sitz nach hinten zu schieben.

Ich war klein und hatte ihn dementsprechend weit nach vorne gezogen. Mason könnte niemals dort rein passen. Bevor ich zur Beifahrerseite laufen konnte, hielt mich Mason davon ab.

„Warte hier" sagte er und stieg ein.

Hier warten? Wollte er mich etwa an dem Straßenrand stehen lassen? Als Strafe dafür, dass ich so schlecht gefahren bin? Das konnte er wohl schlecht ernst meinen!

„Warum soll ich hier warten?" fragte ich alarmiert und sah ihm dabei zu, wie er sich den Sitz und die Spiegel zurecht stellte.

„Bist du überhaupt mal Auto gefahren?"

„Ja! Ich habe einen Führerschein im Wert von 5000 Euro" rechtfertigte ich mich mit verschränkten Armen vor der Brust.

„Es hat nicht den Anschein, als hättest du jemals am Steuer gesessen" kritisierte er meine Fahrkünste und meine Augen wurden glasig.

Hatte ich je erwähnt, dass ich in meiner Wut anfing zu weinen? Ich hasste es. Wie konnte man solche Angewohnheiten abstellen?  Ich mied beleidigt seine stürmischen Augen und blinzelte meine glasigen Augen weg.

„Mein Fahrprüfer war doch kein Idiot, dass er mir den Führerschein aus Spaß in die Hand gedrückt hat" sagte ich und hasste die Tatsache, dass meine Stimme brüchig klang.

„Steig ein" sagte Mason ruhig und schob seinen Sitz weiter zurück.

Wenigstens durfte ich wieder mitfahren, anstatt alleine auf den Straßen zu lungern.

Ich setzte mich in Bewegung, aber Masons Hand umfasste mein Handgelenk.

Verwirrt wirbelte ich zu ihm zurück und spürte das Kribbeln in meinem Arm. Sein Griff war fest.

„Steig auf der Fahrerseite ein."

Mein Gesichtsausdruck wurde noch verwirrter. Wollte er, dass ich doch fuhr? Aber er meinte doch selbst, dass ich aussteigen soll.

„Okay" sagte ich und wartete bis er aussteigen würde. Weshalb hatte dieser Blödmann dann den Fahrersitz umgestellt? Jetzt musste ich alles erneut einstellen und das würde wieder Zeit kosten.

„Steig ein" wiederholte Mason, aber machte keine Anstalten aufzustehen.

„Wie denn? Du sitzt doch n-„

Ein leiser Schrei entwich meiner Kehle, als Mason mich an meinem Handgelenk tiefer runter zog.

Ein hupendes Auto hinter uns zwang mich dazu einzusteigen. Mit einsteigen meine ich auf Masons Schoß zu sitzen!

Mason schlug die Tür hinter mir zu, sodass der Autofahrer problemlos an uns vorbei fahren konnte.

Mein Bauch machte einen gewaltigen Sprung und mein Herzschlag stieg rasant an, als ich mich auf Masons Schoß wiederfand.

Ich drehte meinen Kopf zu ihm zurück und starrte ihn aus geweiteten Augen an. Was sollte das werden ?

„Lass uns zuerst mit dem Lenken beginnen" sagte Mason und seine viel zu tiefe Stimme ließ mich beinahe zusammenzucken, weil sie meinem Ohr verdammt nah war.

In letzter Sekunde schaffte ich es aber mich unter Kontrolle zu halten und nicht zusammenzuschrecken.

Ein roter Schimmer legte sich auf meinen Wangen und ich schluckte schwer. Plötzlich erinnerte ich mich an das Lied in seinem Mercedes zurück und mein Hals fühlte sich staubtrocken an.

Seine durchtrainierten Fußballer Schenkel unter mir fühlten sich verboten an. Genau wie sein warmer Atem in meinem Nacken.

Da ich relativ klein war und er ein Riese, passte ich problemlos in seinen Schoß und würde ihn nicht mal bei der Sicht auf die Straße behindern.

„Du konzentrierst dich nur aufs Lenken und ich kümmere mich um den Rest" sagte er und sein Atem streifte mein Gesicht.

Der leichte Geruch von Nikotin füllte meine Nase. Hatte er etwa wieder geraucht?

Ich biss mir fest auf die Unterlippe, um ein hysterisches Schreien zu unterdrücken. Denn Masons kalte Hand die sich von rechts auf meiner nackten Taille legte, ließ mich so einiges fühlen. Gefühle die keineswegs erwünscht waren!

„Und wenn die Polizei das sieht? Ich glaube nicht, dass das erlaubt ist" sagte ich mit einem hochroten Gesicht und versuchte mich leicht zu machen. Aber wie? Ich hatte kaum Freiraum.

„Passiert schon nichts."

Mason startete ohne weiteres den Motor und mir entging nicht wie sich mein Rücken gegen seine muskulöse Brust drückte. Ich könnte förmlich jeden einzelnen Muskel in meinen Rücken spüren. Peinlich!

Warum war es plötzlich so warm hier drin? Ich musste die Klimaanlage aufdrehen, sonst fange ich an zu schwitzen.

„Du musst schon lenken, Bella" raunte mir Mason ins Ohr und sein heißer Atem streifte wieder meinen Nacken.

Ohne nachzudenken lenkte ich in irgendeine Richtung und glücklicherweise lag ich gar nicht so falsch.

Der Druck seiner schweren Hand auf meiner Taille sowie die Kälte seiner Hand, brachte mich beinahe um den Verstand.

Das komische Gefühl in meinem Bauch gefiel mir überhaupt nicht. Wieso konnte Mason nicht wie Jayden sein? Dann wäre mir vieles nicht so unangenehm neben ihm. Oder eher gesagt auf ihm.

„Wo schaust du beim Fahren hin?" fragte Mason und wir fuhren die Straße bis zum Ende.

„Vor meinem Auto und in die Spiegel, damit ich die Seiten abschätzen kann" sagte ich mit erhitzen Ohren und mied es in den Rückspiegel zu schauen, weil seine stürmisch blauen Augen mich wohlmöglich noch nervöser machen würden.

Mason betätigte den Blinker nach rechts und berührte dabei meinen Arm. Ich kam so langsam ins schwitzen. Gab es keine anderen Wege mehr  um mir das Fahren beizubringen? Er hätte es mir verbieten können oder vielleicht einen Fahrlehrer organisieren können, wenn er es mir unbedingt beibringen wollte.

„Lenk mehr nach rechts. Mehr" kommentierte er und drehte das Lenkrad selbst weiter nach rechts, da ich nicht genug drehte.

„Und jetzt wieder gegenlenken, damit das Auto wieder gerade fährt" sagte er und ich machte es so gut ich konnte.

Ihm mussten meine zitternden Hände nicht entgangen sein.

Er gab Gas und schaltete einen Gang höher.

„Du musst beim Lenken soweit wie möglich nach vorne schauen. Schau auf den weißen Volkswagen vor dir" sprach Mason weiter und seine angenehme Stimme klang irgendwie gar nicht so schlecht.

Sie klang nicht streng oder wütend, sondern erklärend. Wie ein Lehrer, der seiner Schülerin eine Aufgabe erklärte.

Ich nickte bloß und rutschte auf seinem Schoß ein wenig höher, damit ich eine bessere Sichtweite hatte.

Als die Geschwindigkeit des Audis plötzlich von 80 auf 150 anstieg, schnappte ich scharf nach Luft und riss meine Augen auf.

„Wir überholen den VW" sagte Mason und umfasste meine zitternden Hände am Lenkrad.

Ich wurde unsicher und bekam es mit der Angst zu tun, als ich die hohe Geschwindigkeit am Fahrersitz wahrnahm. Es war viel zu schnell! Ich verlor die Kontrolle beim Lenken. Zum Glück war Mason da und würde eingreifen. Was er schließlich auch tat.

Es passierte so schnell, dass ich es erst realisierte, als wir den Volkswagen bereits überholt hatten. Auf einer Landstraße mit Gegenverkehr, wo die Richtgeschwindigkeit auf 80 km/h beschränkt war.

„Bist du verrückt?!" schrie ich und ließ vom Lenkrad ab, um mich ihm wütend zuzuwenden.

Glücklicherweise übernahm er das Steuer, als ich meine Hände wegnahm.

„Du kannst hier doch nicht mit 150 km/h fahren!" schrie ich, aber mein Gesichtsausdruck fiel ineinander, als ich sah wie seine Mundwinkel sich amüsiert in die Höhe zogen.

Mein Herz schlug drastisch gegen meinen Brustkorb und ich machte große Augen.

War das etwa ein Anflug von einem Lächeln? Verdammt, wieso klopft mein Herz so schnell?


Was wird noch so passieren?

Was geht in Masons Kopf vor sich?

Er hat sich umgezogen, was hat er heute wohl noch vor?

Wieso haten ihn so viele 😂 dachte wir sind alle Team Mason 🥲❤️

4220 Wörter 🤍

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top