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Eilig lief ich durch die dunklen Straßen Amerikas und hoffte, dass ich keinem Betrunkenen begegnen würde.

Glücklicherweise wurden die Straßen durch schwache Laternen beleuchtet. Wenigstens eine kleine Erleichterung.

Der kalte Wind wehte an mir vorbei und ich fröstelte in meinem kurzen Kleid. Vielleicht hätte ich mir doch lieber eine Jacke mitnehmen sollen.

Warum war es hier  mucksmäuschenstill? Man hörte nur meine lauten Schritte, die durch die Straßen irrten und den pfeifenden Wind in der Ferne.

Man könnte meinen, dass dieses Viertel der Stadt leergefegt sei. Vor lauter Angst bildeten sich Schweißperlen auf meiner Stirn und ich beschleunigte meine Schritte. Ich war nie sonderlich mutig gewesen.

Paul hatte meinem Bruder Lucas versprochen, dass er auf mich aufpassen würde. Wie sollte er denn auf mich aufpassen, wenn er vor lauter Alkohol im Blut selbst kaum auf den Beinen stehen konnte? Ich nahm es ihm aber nicht übel. Schließlich war er nicht mein Babysitter weder war ich ein kleines Kind. Während seine Freunde sich um Paul gekümmert hatten, habe ich mich auf den Heimweg gemacht.

Dummerweise musste ich genau heute kein Guthaben mehr im Handy haben, sonst könnte ich mir wenigstens ein Taxi nach Hause rufen oder jemanden aus meiner Familie kontaktieren.

Mit schnellen Schritten betrat ich die große Hauptstraße und wollte sie zügig überqueren.

Plötzlich wurde ich durch starke Scheinwerfer geblendet und hielt inne in meiner Bewegung. Woher kam das Auto denn plötzlich her? Den lauten Motorenlärm vernahm ich erst jetzt. Ich war zu sehr in Gedanken versunken, sodass ich es nicht gehört hatte.

Ich weitete meine Augen und rannte zügig über die Straße, sodass ich nicht mehr im Weg stand.

Jedoch stolperte ich über meine eigenen Füße und landete unsanft auf meinen Hintern. Durch meinen Sturz stieß ich mir meinen Kopf gegen eine Mülltonne an.

Zischend fasste ich mir an meinen Kopf und raffte mich fluchend auf die Knie. Ich hörte wie der Motor des Autos verstummte und eine Autotür plötzlich zugeschlagen wurde.

Ich wandte meine Aufmerksamkeit zwei Gestalten zu, die sich in der Dunkelheit gegenüberstanden. Sie standen ungefähr zwei Meter von mir entfernt.

Unauffällig zog ich mich nach hinten zurück und versteckte mich hinter die Mülltonnen. Meine Aufmerksamkeit lag auf den beiden Männern, die ich aufgrund der Dunkelheit nicht erkennen konnte.

Es wäre besser ihnen nicht über den Weg zu laufen. Ich warte einfach bis die beiden verschwunden sind.

Die Männer redeten miteinander doch ich konnte ihre Worte akustisch nicht verstehen. Hoffentlich würden sie mich nicht bemerken, denn ich witterte Böses.

Ich zuckte mein Handy aus meiner Clutch heraus und schaltete meine Taschenlampe ein, um das Szenario zu beleuchten. Meine Neugierde hatte nämlich ein weiteres Mal gewonnen.

Jedoch ertönte plötzlich ein ohrenbetäubender Schuss in der Dunkelheit, gefolgt von einem tiefen männlichen Zischen.

Ich erstarrte in meiner Bewegung und erschauderte stark.

Was war das gewesen? Das Handy fiel mir aus den zitternden Händen und mein Herz zog sich stark zusammen.

Ich hörte daraufhin einen weiteren Schuss und schlug mir die Hände vor dem Mund.

Diesmal war ein lautes männliches Brüllen zu hören. Was passierte hier gerade?

Mein Herz raste wie verrückt und es bildeten sich Schweißperlen auf meiner Stirn. Ich drückte mir die Hände fester auf den Mund, um ein ängstliches Schreien zu unterdrücken.

Was um alles in der Welt ging hier vor sich?

Ich kreischte erschrocken auf, als sich plötzlich ein männlicher Körper krachend neben die Mülltonnen niederließ.

Meine Augen waren auf das blutverschmierte Gesicht eines alten Mannes gerichtet, der dicht neben mir lag.

Ich blickte in ein Gesicht, welches von Blut verziert war. Mir wurde speiübel bei dem Anblick von dunkelrotem Blut.

Der alte Mann versuchte mit all seiner Kraft etwas zu sagen, aber es kam kein Wort aus seinem Mund heraus. Er weitete seine Augen und verzog das Gesicht schmerzhaft.

Sein rechtes Auge war aus Glas, denn es war weiß im Gegensatz zu seinem braunen Auge.

Plötzlich wurde die Mülltonne neben mir mit Wucht weggetreten, sodass mein Kopf in die Höhe schoss.

Ich bin die nächste.

Blitzschnell schnappte ich mir mein Handy vom Boden und richtete es auf die Person über mir. Der Kerl über mir hielt sich reflexhaft eine Hand vors Gesicht und mein Blick landete auf das Tattoo, welches auf seinem rechten Unterarm zur Geltung kam.

Ein Drache, der um ein Schwert geschlungen war.

Er hatte den alten Mann getötet. Bei diesem Gedanken zitterte ich am ganzen Leib und konnte mein Handy kaum vernünftig in den Händen halten. Ich war die Zeugin eines Mordes geworden.

Als der große Mann sich einigermaßen ans Licht gewöhnt hatte, entfernte er seine Hand vom Gesicht, sodass mir helle Augen entgegen sahen.

Komm endlich zur Vernunft Sarah!

Reflexhaft sprang ich auf meine Beine und rannte wie eine verrückte los gefolgt von dem blutrünstigen Mörder, der mir humpelnd folgte. Ich nahm seine schweren Schritte hinter mir war und rannte so schnell wie ich noch nie in meinem Leben zuvor gerannt war.

Gegenwart...

„Wo bist du bloß mit deinen Gedanken, Sarah?" fragte mich meine Mutter und riss mich somit aus meinen Gedanken. „Du bist sehr verträumt, Darling" fügte sie kritisch hinzu. Sie konnte sich mit meiner verpeilten und verträumten Art niemals anfreunden.

Ich schenkte ihr ein Lächeln und wandte mich ihr zu.

„Ich denke nur darüber nach wie sehr sich alles verändert hat. Als ich gegangen bin, war alles noch so anders gewesen" sagte ich nachdenklich und dachte über meine Kindheit in Amerika nach.

„Du solltest stolz auf deinen Vater sein. Er hat in den vergangenen Jahren vieles erreicht und sich einen Namen in ganz Amerika gemacht" lobte ihn meine Mutter und lächelte stolz.

Ich nahm es ihr nicht übel. Schließlich war es ihr Traum gewesen Dad erfolgreich und mächtig zu sehen. Meine Mutter war niemand, der sich mit wenig zufrieden gab. Sie war ehrgeizig und hatte meinen Vater bis nach oben an die Spitze der Geschäftswelt begleitet und unterstützt. Wenn sie einen Willen hatte, dann fand sie auch Wege. Ich dahingegen konnte mich schon immer mehr in der warmen und verspielten Persönlichkeit meines Vaters widerspiegeln.

Der Vorfall mit dem Schuss lag nun einen Monat in der Vergangenheit, aber ich dachte oft daran. Ich hatte großes Glück gehabt, dass ich dem Mörder entkommen war. Bei dem Gedanken daran erschauderte ich.

Nach dem Vorfall wurde ich unzählige Male durch böse Albträume in der Nacht geweckt. Hoffentlich würde ich diesen Vorfall bald ein für allemal vergessen.

„Wie gefällt dir dein Kleid? Ich habe es für dich auf Nachfrage anfertigen lassen" erzählte meine Mutter, während sie im Handspiegel ihr Make-up begutachtete.

In Amerika war es ganz anders als in Deutschland. Als ich zuletzt hier war, war ich 12 Jahre alt gewesen. Nun wo ich zurückgekehrt war, komme ich mit den Werten und Normen dieser Gesellschaft nicht ganz klar.

Ich hatte schreckliches Heimweh nach Deutschland und nach meiner Tante mütterlicherseits, bei der ich dort aufgewachsen bin. Ich hatte eine ganz besondere Bindung zu ihr und es war mir schwer gefallen sie zurück zulassen. Genauso wie meine beste Freundin Mia.

Nicht nur der Fakt, dass mein Vater einer der mächtigsten Männer in ganz Amerika geworden war, sondern auch der Fakt, dass sich meine Eltern komplett verändert hatten, beunruhigte mich.

Es war verständlich, dass meine Eltern sich nach ihrem neuen Status richten und dementsprechend leben mussten. Dennoch wünschte ich mir manchmal die Eltern aus meiner Kindheit zurück.

Meine jetzigen Eltern mussten sich in der Gesellschaft präsentieren und deutlich machen, dass sie sehr wichtige Leute waren. Aber ich fand unser altes Haus, welches ich mit 12 Jahren verlassen hatte, viel besser und familiärer als unsere neue Villa. In der Villa meines Vater konnte man sich gegenseitig nicht mehr wiederfinden.

„Das Kleid ist schön. Danke Mum." Sie lächelte zufrieden.

Zuerst meine veränderten Eltern und dann auch noch der Vorfall mit dem Schuss. Ich habe keiner Menschenseele von dieser grauenhaften Nacht erzählt. Es schien mir klüger die Sache für mich zu behalten, um meinen Eltern keine Sorgen zu bereiten. Sie ließen mich sowieso sehr schwer das Haus ohne Begleitung verlassen.

Wenn sie von dem Vorfall in jener Nacht erfahren würden, würden sie mich nie mehr wieder das Haus alleine verlassen lassen. Ich warf einen Blick aus der Limousine und freute mich auf den heutigen Abend.

Ein wenig Abwechslung wird mir sicherlich gut tun. Außerdem wollte ich schon immer mal auf einer Gala dabei sein. Vielleicht würden Stars auftauchen!

Bevor wir ausstiegen, richtete ich mein Kleid. Es war wunderschön und passte wie angegossen auf meinem Körper. Der Brustbereich war bis zur Taille mit teuren Perlen bestickt und ab dort fiel das Kleid in edlem Tüll zu Boden. Am meisten gefiel mir die helle Farbe des Kleids. Sie brachte meine braunen Haare schön zur Geltung.

Das Kleid wurde von einer sehr berühmten Designerin geschneidert und gab es nur einmal auf der ganzen Welt. Die Designerin war eine sehr gute Freundin von meiner Mutter.

Meine Mutter war der Meinung, dass ich die Tochter der Maxwell's bin und daher nicht in einem namenlosen Kleid auftauchen kann.

Schließlich diente diese Gala einem der weiteren Erfolge meines Vaters.

„Du siehst wundervoll aus, mein Engel" sagte meine Mutter und stieg als erste aus.

Sie half mir aus der Limousine und wir wurden auf Anhieb von unzähligen Blitzlichtern begrüßt.

Ich hackte mich schnell bei meinem Vater ein, der zu mir gelaufen war.

Gemeinsam liefen wir den roten Teppich entlang gefolgt von meiner Mutter, die sich bei meinem Bruder Lucas eingehackt hatte.

Die vielen Kameras und Blitzlichter ließen mich kaum etwas sehen. Sie reizten meine Augen und wollte ungerne mein Make-up ruinieren.

Zum Glück führte mich mein Vater eilig rein und blieb kein einziges Mal stehen, um die Fragen der lästigen Reporter zu beantworten.

„Wer ist die Schönheit neben Ihnen, Mr. Maxwell?"

„Ist das etwa ihre Tochter aus Deutschland, Mr. Maxwell?"

„Laut Gerüchten zufolge gehen Sie ihrer Frau fremd. Stimmt das, Mr. Maxwell?"

„Stimmt es, dass ihre Tochter in Deutschland gelebt hat?"

„Was bringen Sie als nächstes auf den Markt, Mr. Maxwell?"

Die Fragen brachten meinen Vater nicht aus der Fassung und mit eleganten Schritten führte er mich in den gigantischen Saal hinein.

Ich staunte nicht schlecht bei dem Anblick des Saals, indem mein Vater die diesjährige Gala veranstaltete.

Es war das erste mal, dass ich bei solch einer Veranstaltung dabei war. Sonst kannte ich es nur aus dem Fernsehen oder Magazinen, die meinen Vater betitelten.

Mir wurde bewusst, dass dies nicht meine Welt war, obwohl es ein einmaliges Erlebnis war. Diese glamouröse und luxuriöse Welt gehörte meinem Vater, der so viel Geld besaß, dass er nicht mehr wusste wohin damit und täglich mehr produzierte.

Ebenso gehörte diese Welt meinem Bruder, der ehrgeizig danach strebte eines Tages in die Fußstapfen meines Vaters zu treten.

Für meine Mutter war diese Welt ebenfalls ein Paradies, dass ihr jeden Traum erfüllte.

Nur ich gehörte hier nicht rein. Mein Platz war in Deutschland bei meiner Tante. Dort fühlte ich mich am wohlsten und überlegte bald wieder zurück zu fliegen. Davor müsste ich aber noch meine Eltern überzeugen.

„Wie gefällt es dir, meine Prinzessin?" fragte mein Vater und küsste mich auf meiner Schläfe.

Um seine Gefühle nicht zu verletzten schenkte ich ihm ein Lächeln und drückte leicht seinen Arm.

„Es ist viel besser als ich es mir vorgestellt habe. Wird wohl doch kein langweiliger Abend" sagte ich grinsend und er lachte als Antwort.

Mein Dad führte mich zu einem sehr luxuriös angerichteten Tisch mit Platz für vier Personen zum Sitzen.

Es machte mich glücklich meinen Vater über beide Ohren strahlen zu sehen, obwohl dies nicht meine Vorstellung von Glück und Freude war.

„Ich bin gleich wieder da. Amüsier dich, meine Prinzessin" entschuldigte sich mein Vater und ließ mich zurück, um jemanden zu grüßen.

Er war nunmal ein wichtiger Mensch redete ich mir ein, um nicht traurig zu werden. Ich hatte gehofft heute mehr Zeit mit ihm verbringen zu dürfen.

„Sarah" rief Chloe nach mir, als sie auf den Tisch zusteuerte.

Chloe ist meine Kindheitsfreundin aus Amerika. Unsere Eltern sind seit dem wir denken können sehr gute Freunde.

Die Freundschaft hat sich tief verankert, sodass auch sie meine beste Freundin wurde.

„Du siehst atemberaubend aus. Willst du heute jemanden umbringen?" machte Chloe mir aufgeregt ein Kompliment und umarmte mich freudig zur Begrüßung.

Sie sah ebenfalls wunderschön aus, was ich sie auch wissen ließ. Wir vertieften uns sofort in ein Gespräch, nachdem ich ihren Vater Onkel Nathan und ihre ältere Schwester Zoe begrüßt hatte.

Es war schön Chloe hier zu haben. Mit ihr machte es gleich viel mehr Spaß und ich langweilte mich nicht. Außerdem war sie meine beste Freundin. Ich war froh sie hier zu haben. Selbst über die vielen Jahre hinweg hatten wir eine sehr starke Bindung zueinander.

„Darf ich mich zu den Damen gesellen?"

Ich drehte mich von Chloe weg und blickte ihrem Bruder Paul in die Augen.

Er trug einen schwarzen Anzug mit einem weißen Hemd und eine schwarze Krawatte zierte seinen Hals. Paul zog seine Mundwinkel zu einem strahlenden Lächeln in die Höhe.

„Du hast Glück. Wir haben noch einen letzten Platz frei" scherzte ich grinsend und deutete auf den freien Platz neben Zoe.

Mit seinen blonden Haaren und den blauen Augen sowie dem schlanken Körper war Paul äußerst attraktiv.

Zudem war er angehender Geschäftsmann. Mein Vater mochte ihn sehr und schwärmte über Pauls Ehrgeiz, den er bezüglich der Geschäftswelt hatte. Man könnte meinen bei uns am Esstisch ginge es zu achtzig Prozent nur um Paul.

Er setzte sich zu uns und machte viele Scherze, die mich zum Lachen brachten.

„Was machst du die ganze Zeit an deinem Handy, Zoe?" fragte Paul seine zweite Schwester und lehnte sich im Stuhl zurück, sodass sein Arm meinen streifte.

Ich wich unauffällig zur Seite, damit er mich kein zweites Mal am Arm berühren konnte.

Schließlich wollte ich ihm keine falschen Signale senden. Er traf nicht wirklich meinen Männergeschmack, obwohl er ohne Zweifel attraktiv war.

„Ich bin mitgekommen, um hübschen Geschäftsmännern zu begegnen. Aber wie es den Anschein hat, gibt es hier sehr wenige davon" sagte Zoe desinteressiert und tippte an ihrem Handy herum. Ich grinste. Wo sie recht hatte, hatte sie recht.

„Leg dein Handy doch für eine Sekunde weg und unterhalte dich mit uns" sagte Chloe genervt und versuchte ihre ältere Schwester umzustimmen.

Diese zeigte jedoch wenig Interesse. Zoe hatte nicht viele Gemeinsamkeiten oder Interessen mit uns und war daher immer bloß die ältere Schwester von Chloe gewesen. Danach kam Paul und Chloe war dementsprechend die jüngste unter den Geschwistern.

Ich suchte nach meiner Familie. Wo waren sie hin? Ich hatte mir ein wenig Familienzeit erhofft.

Meinen Bruder Lucas konnte ich zwar zwischen der Männermenge in Anzügen nicht finden, dafür aber meinen Vater. Er stand mit meiner Mutter an einen der prachtvoll dekorierten Wände, die speziell für Fotos konzipiert waren.

Es gab zwei davon. An einem posierte mein Vater für die Kameras, während das andere leer stand.

Die Reporter hatten sich wie Fliegen um meinen Vater versammelt und schossen sehr viele Bilder, während sie ihn mit Fragen bombardierten.

Als mein Vater mich erblickte, winkte er mir lächelnd zu. Ich winkte ihm freudig zurück und wollte ihn zu mir winken.

Jedoch wandte er sich schnell wieder den Reportern zu, um ihnen weitere Fragen zu beantworten. Mein Lächeln erlosch als ich sah wie sehr seine Augen strahlten und wie glücklich er war. Machte ihn all das wirklich glücklich?

Er interessierte sich mehr für die Kameras als für mich.

War das da vorne wirklich mein Vater, den ich mit 12 Jahren hinter mir gelassen hatte? Er hatte nur noch Augen für die Kameras und Reporter.

Jacob Maxwell hatte so viel Macht erlangt, dass er keine Zeit mehr für etwas anderes außer seinem Geschäft hatte. Sollte ich mich nicht eigentlich für meinen Vater freuen?

Aber wie sollte ich mich für ihn freuen? Er hatte keine Zeit mehr, um sich für fünf Minuten zu mir zu setzen und mir ein bisschen von seiner kostbaren Zeit zu schenken.

Dieser Abend war ganz und gar keine Abwechslung zu meinen anderen Tagen. Es machte den neuen Lifestyle meiner Eltern noch deutlicher.

Ich wollte so leben wie früher. Ich wollte dass mein Vater abends nach Hause kam und wir alle lachend am Esstisch saßen, während meine Mutter für alle etwas schönes gekocht hatte. Ich wollte, dass mein Bruder wieder Zeit mit mir verbrachte und etwas mit mir unternahm. Doch nichts war mehr wie früher.

Meine Eltern waren kaum zuhause. Sie waren viel zu sehr mit ihrem neuen Leben und ihren Bekanntschaften beschäftigt.

Sie hatten keine Zeit mehr für mich. Mein Bruder war ebenfalls mit den Firmen meines Vaters beschäftigt und baute sich einen Namen auf. Ich betrachtete meine Eltern, die für die Kameras posierten und lachten.

Doch plötzlich hörte das Klicken der Kameras auf und für eine Sekunde war es mucksmäuschenstill im ganzen Saal. Selbst die Geschwister neben mir verstummten.

Bevor ich nach dem Grund für die plötzliche Stille suchen konnte, stürzten sich alle Reporter zum Eingang der Tür, durch die der rote Teppich direkt nach oben zu den Fotowänden führte.

Was war denn in die Reporter gefahren? Die hatten es aber eilig.

Nur noch die Hälfte der Reporter stand bei meinen Eltern. Ich verfolgte überrascht die Reportermenge mit meinen Augen.

Wer war wichtiger als mein Vater, dass sich die meisten von ihm abwandten? Ich stellte mich auf die Beine und wandte mich der Richtung des Eingangs zu.

Ich neigte meinen Kopf nach oben, sodass ich einen Blick auf den Grund erhaschen konnte, der die Reporter zum Ausrasten brachte.

Es war ein großer Mann in einer pechschwarzen Stoffhose und einem ebenso schwarzen Hemd darüber, der den Saal betreten hatte.

Ich beobachtete ihn dabei wie er selbstbewusst den roten Teppich überquerte, als würde ihm die Welt zu Füßen liegen.

Wer war dieser selbstsichere Mann, der dachte dass der Abend sich nur um ihn drehte?

Schließlich war es die Gala von meinem Vater. Die Reporter folgten dem großen Mann jedoch auf Schritt und tritt, während er kein einziges Mal stehen blieb oder sich irgendjemanden zuwandte. Er wirkte dadurch sehr arrogant.

War er etwa der schnöselige Sohn eines Billionärs? Das könnte ich mir gut vorstellen. Generell waren die meisten reichen Leute sehr arrogant und eingebildet.

An der Fotowand angekommen blieb er dann letztendlich stehen und drehte sich nach vorne um, sodass ich sein Gesicht besser sehen konnte.

Sein eisiger Blick richtete sich auf die unzähligen Kameras, die auf ihn lagen. Er steckte sich eine Hand in die Hosentasche, während er sich kurz fotografieren ließ.

Dieser Mann traf doch schon mal eher meinen Geschmack.

Bei seinem Anblick fing mein Herz aus unerklärlichen Gründen an wie wild zu klopfen und ich biss mir auf die Unterlippe.

Er hatte rabenschwarze Haare, die perfekt saßen und ein markantes Gesicht, das aus jedem Winkel gut aussah. Der Bartschatten über seine Wangen und sein leicht gebräunter Teint wirkten unglaublich heiß.

Nicht zu vergessen seine autoritäre Größe und die breiten Schultern, die das dunkle Hemd über seine Brust spannten. Sowie das definierte Kiefer und die farbigen Augen, die selbst aus der Ferne zu erkennen waren.

Wer war dieser Sexgott da vorne, dem jedes Augenpaar galt? Die Frauen zogen ihn förmlich mit ihren gierigen Blicken aus. Einschließlich mir.

„Wer ist ..." fing ich an zu sprechen, aber fand kaum Worte um zu Ende zu sprechen. Viel zu sehr war ich von seiner äußerlichen Erscheinung beeindruckt. Er strahlte pure Dominanz mit seiner Anwesenheit aus.

„Diese Sexbombe da drüben?" beendete Zoe mit einem Grinsen in der Stimme meinen halben Satz.

Sie schien plötzlich nicht mehr genervt oder gelangweilt zu sein. Außerdem sprach sie mir aus der Seele.

Der Mann mit den dunklen Haaren drehte sich von den Kameras weg und machte sich mit großen Schritten auf dem Weg zu einem Tisch.

Er hatte keine Fragen der Reporter beantwortet oder für die Kameras gelächelt. Der scheint ganz schön selbstsicher zu sein.

Ich verfolgte jeden seiner Schritte und versuchte mir jedes Detail von ihm zu merken.

Es war aber schwer, da er weit weg von mir stand. Uns trennte der halbe Saal voneinander.

Doch als er seinen kalten Blick kurz durch die Menge gleiten ließ und dieser sich plötzlich mit meinem verfing, hielt ich die Luft an. Das war ein intensives Blickduell.

Obwohl er weit weg von mir saß, kam es mir vor als würde er mir durch die Seele blicken mit seinen farbigen Augen. Er wusste ganz genau wie er ein Blickduell zu führen hatte. 

Hatte er mich wirklich dabei erwischt wie ich ihn angestarrt habe? Ich sah schnell weg und strich mir verlegen einige Strähnen aus dem Gesicht.

„Mason Knight" knurrte Paul plötzlich neben mir.

Ich nahm wieder Platz auf meinem Stuhl und räusperte mich.

„Dieser Bastard bereitet deinem Vater ständig Probleme" brummte Paul unzufrieden und sah mit einem harten Gesichtsausdruck in die Richtung des Fremden.

Was meinte er damit?

Dieser Mann war viel zu jung um meinem Vater Konkurrenz bieten zu können. Er schien aber auf jeden Fall großen Einfluss auf die Reporter zu haben, denn sie lauerten immer noch um ihn herum. Außerdem waren da immer noch die Blicke der Frauen, die sich um ihn reißten.

„Mason Knight" wiederholte ich und ließ seinen sexy Namen auf meiner Zunge ergehen.

Der Name hatte etwas einzigartiges an sich und klang verführerisch.

„Aktuell der heißeste Mann in ganz Amerika" quietschte Zoe neben mir und warf dem Tisch des Fremden verstohlene Blicke zu. „Laut der Presse ist er noch Single" erzählte sie mir, als hätten wir jemals die Chance an ihn ranzukommen. Er wirkte wie ein erfolgreicher Geschäftsmann, der höchstwahrscheinlich von den attraktivsten Models der Welt umgeben war.

Einer 22 jährigen wie mir, die ihr Leben nicht im Griff hatte, würde jemand erfolgreiches wie er niemals einen zweiten Blick schenken. Schade.

„Ich wünschte er würde mich bemerken" sagte sie verträumt und stützte ihren Kopf auf ihren Händen ab. Sie sprach mir aus der Seele.

„Kannst du auch einmal an etwas anderes außer Männer denken?" fuhr Paul sie an.

„Hör auf herumzuschreien" zischte Zoe.

„Ich schreie nicht" fauchte Paul zurück.

Während die Wesley Geschwister sich in ihrem Streit vertieften und Chloe versuchte die beiden zu beruhigen, legte sich mein Blick wieder unauffällig auf den Fremden namens Mason Knight.

Ihm rannten bestimmt die schönsten Models aus der ganzen Welt hinterher dachte ich verträumt.



Well.. wer ist wohl dieser Fremde ? 🥸
Wie fandet ihr das Kapitel?

3680 Wörter 🤍

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