Kapitel 31 - James

Stillschweigend sitze ich bei Zack auf der Couch, während er uns in der Küche einen Drink mixt. Ich habe ihn angerufen und mit ihm einen Treffpunkt zum Reden vereinbart, doch bis auf unser kurzes „Hallo" vor dem Sex, haben wir kaum ein Wort gewechselt. Seit ich mit Maries Großmutter gesprochen habe, keimt ein unmöglicher Gedanke in meinem Bewusstsein. Einer der Sorte, die mich in Zacks Arme treibt. Marie will mich nicht, und sie bleibt für immer außer Reichweite, also warum weiterhin Jemandem hinterher trauern, der es nicht bemerkt? Aber wie sollte sie es auch bemerken, wenn nicht einmal ich mir darüber im Klaren war? Zack reicht mir das Glas und setzt sich neben mich.

„Danke."

„Du wolltest mit mir reden?", setzt er nun an, als würde es ihn tatsächlich interessieren.

Sein Schmunzeln bringt Männer und Frauen Herzen zum Schmelzen, doch heute erreicht es nicht, um auch mich abzulenken und vergessen zu lassen. Als er meine abweisende Reaktion bemerkt, rutscht er unruhig auf dem Sofa hin und her. Er fühlt sich unwohl, was wohl das erste Mal in seinem Leben zu sein scheint. Ich kenne Zack nur als den Aufreißer, der mich noch immer überreden konnte, ihm einen zu blasen. Einen Zack der sich unsicher fühlt, kann ich jetzt nicht gebrauchen. Ich nehme einen großen Schluck von meinem Drink, ehe ich versuche zu erklären, um was es mir eigentlich geht.

„Ich kann so nicht mehr weitermachen."

Ich weiß, dass ich ein eiskaltes Arschloch bin, zumindest im Moment, doch ich kann nicht anders. Es platzt einfach so aus mir heraus, ohne einen Filter. Meine Worte sind unbedacht und roh. Lieber hätte ich mir für diesen Satz etwas mehr Zeit genommen, aber nun ist es nicht mehr rückgängig zu machen.

„Okay?", seine Antwort dagegen ist vorsichtig und bedacht.

Ich hatte mit einem zynischen Lächen gerechnet, einem amüsierten Schnauben, vielleicht sogar einem arroganten Augenaufschlag, aber nicht mit einem 'Okay'.

„Du willst also eine Beziehung, obwohl ich dir gesagt habe, dass ich dazu nicht im Stande bin?", setzt er nun an, da er Zeit hatte sich eine Reaktion zu überlegen. Jetzt kommt das Aufbrausen, das ich früher schon erwartet habe, und ehe ich antworten kann, läuft sein Redeschwall weiter.

„Ich habe dir etliche Male erklärt, dass ich mich auf keine Beziehungen einlasse. Du hast versprochen, dass du das verstehen würdest, also warum kommst du jetzt zu mir, und erklärst mir, dass es nicht so funktionieren kann?"

Wütend steht er auf, fährt sich mit den langen Fingern übers Gesicht. Er sieht wie ein getretenes Tier aus. Seine Augen wandern zwischen mir und der Tür hin und her, doch ich bleibe ruhig sitzen. Ich verlagere mein Gewicht auf der Couch und beginne von vorne.

„Ich habe mit keinem Wort gesagt, dass du dich mit mir in eine Beziehung stürzen sollst, Zack. Ich wollte dir lediglich erklären, dass es das zwischen uns – was auch immer das ist – nicht mehr länger gibt. Der kleine Fick vorhin, war der letzte."

Zacks Gesichtsausdruck wirkt plötzlich entspannter und er schafft es sogar, sich wieder neben mich zu setzen. Die Panik von zuvor ist verschwunden. Die nächsten Augenblicke verbringen wir in Schweigen. Zwischen uns ist alles gesagt. Wir hatten ein paar heiße Nächte und schöne Momente, doch es war nie mehr als ein Fick, deshalb braucht es auch keine großen Worte zum Abschied. Gerade als ich aufstehe, greift Zack nach meinem Handgelenk.

"Du weißt, dass du nicht zu gehen brauchst. Ich kann damit leben, dass wir nicht exklusiv sind. Dir hat das doch bis Zuletzt auch nichts ausgemacht", er sieht mich fragend an. „Warum nun doch?"

Er hat jedes Recht mich das zu fragen. Warum wollte ich ausgerechnet jetzt keinen Kontakt mehr zu ihm? Die Antwort ist ein einziges Wort. Ein Name, der in Endlosschleife durch meinen Kopf läuft.

"Weil ich den größten Fehler meines Lebens begangen habe und jetzt das Gefühl habe, dafür büßen zu müssen."

Meine Worte sind nicht mehr als ein Flüstern, doch so nah wie er mir ist, kann er mich hören. Seinen kumpelhaften Schlag auf meine Schulter wiederholt er zweimal, ehe er mich in die Arme schließt. Zack und ich, wir werden befreundet bleiben, aber mehr wird es zwischen uns nicht mehr geben.

Es gibt genau zwei Dinge, die mir jetzt noch wichtig sind. Ich muss die Freundschaft zu Emily wieder in Ordnung bringen, sie um Verzeihung bitten. Die andere Sache... Ich muss mit Marie reden und versuchen unsere langjährige Freundschaft nicht komplett im Sande verlaufen zu lassen. Ich muss das Schweigen zwischen uns brechen und sie dazu bringen, mir wieder zu antworten. Seit sie bei Alexander war, schafft sie es gekonnt mich zu ignorieren, doch das werde ich nicht zulassen.

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