Kapitel 17
Die Atmosphäre des Clubs ist ein überwältigender Sog. Der Sex animalisch und ursprünglich. Kurz fühle ich mich wie der Phönix, der aus der Asche emporsteigt. Ich bin entspannt und durchgevögelt, ein besseres Gefühl kann es gar nicht geben. Amüsiert betrachte ich Alexander und denke daran, was er vorhin zu mir gesagt hat. Er teilt nicht gern. Trotzdem hat ihm meine kleine Einlage gefallen. Ich weiß wie er darüber denkt und welche Gefühle ihn dabei reiten, denn auch ich teile nicht gern. Die von Erregung geschwängerte Luft und das Licht auf der Tanzfläche haben mich fortgerissen. Es scheint als wäre dort alles erlaubt, alles erwünscht, alles ersehnt. Und ich war bereit gewesen, alles zu geben.
Ich lächle vor mich hin und bade in diesem wonnigen Gefühl des letzten Orgasmus. Der warme Körper neben mir regt sich, worauf ich noch etwas näher zu ihm heranrutsche. Vor wenigen Minuten hat er mir unfassbar großen Genuss zuteilwerden lassen und nun sieht er mir zu mir hinab, liest in meinem Gesicht. Statt der üblichen Angst vor Zuneigung, spüre ich das heiße Gefühl in meiner Brust, dass sich wie zähfließende Lava immer weiter ausbreitet.
„Wir sollten deinen Club öfter nutzen", flüstere ich und muss grinsen.
Er greift nach meinen Handgelenken, hält mir beide Arme nach oben und legt sich ein weiteres Mal über mich. Meine nackten Brüste pressen gegen seinen Oberkörper, während er mit seinen Hüften zu kreisen beginnt, seinen Ständer zwischen uns, und mich gleichfalls belustigt wie erregt ansieht.
„Ich weiß nicht, ob ich darüber froh sein soll, oder mich lieber fürchten sollte. Ich wollte dich schon länger hier bei mir haben und jetzt wünschte ich, wir wären weit weg von all dem", murmelt er, seine Lippen an den meinen. „Ich will dich nur für mich haben. Niemand soll deinen Körper so sehen können, wie ich. Deine Lust will ich für mich allein. Das macht mich zu einem egoistischem Schwein, ich weiß, aber...", kurz legt er eine Pause ein, schiebt sich tiefer zwischen meine Beine und gleitet langsam in mich.
„Niemand außer mir soll dich küssen. Keine Frau, kein Mann, kein anderes Lebewesen. Ich will dich für mich allein, Marie. Deine Muschi, deine Titten, dein Stöhnen, dein Lachen."
Stoß.
„Das Funkeln deiner Augen, wenn du kommst."
Stoß.
„Deine verzweifelten Küsse, wenn du kurz davor bist."
Stoß.
„Ich will dich. Aber für den Anfang, will ich deine Lippen. Die hier...", raunt er und streicht mit seinem Zeigefinger über meine Lippen, ehe er seine Finger an meinem Körper hinab gleiten lässt, „...und die hier."
Dabei fährt er mit seinem Daumennagel über meine Schamlippen und pumpt noch einmal in mich. „Verstanden?"
„Ja", antworte ich und lasse mich zum nächsten Orgasmus führen, der um vieles zärtlicher ist als die vorherigen. „Ich will dich, Alex."
***
Träge hebe ich die Hand aus dem Badewasser und sehe den Tropfen dabei zu, wie sie auf der Wasseroberfläche aufprallen. Kleine Wellen bilden sich, breiten sich aus und verlaufen sich dann wieder, sobald sie auf den reichlich vorhandenen Schaum treffen. Im Loft der Clubs ist es still, obwohl sich auf der Tanzfläche noch immer nackte Körper rekeln. Warum Alexander wieder im Büro verschwunden ist, hat er nicht gesagt, aber dass er, noch ehe ich einschlafen würde, wieder bei mir sein würde. Die hässlichen Zweifel will ich nicht zulassen, aber sie nagen an mir, verdrängen das erregende Gefühl und die Hochstimmung, die vorhin noch durch meinen Körper gespült wurde.
Er hat mir einen Teil von sich gezeigt, mich in seine Welt entführt, mich erkennen lassen wie sehr er mich begehrt. Und vor wenigen Minuten habe ich mich auch noch so gefühlt. Begehrt, wie eine Königin, vom Volk geschätzt, geliebt. Alexander als mein Untertan, der trotz seiner allumfassenden Dominanz, alles für mich tun würde.
Doch jetzt lastet die Realität wieder auf mir und wenn ich daran denke, dass er nun lieber in seinem Büro ist, als dieses herrliche Schaumbad mit mir zu genießen, dann möchte ich am liebsten davonlaufen. Ich verstehe, dass ihm sein Club wichtig ist und er etwas gegen die Leute unternehmen muss, die dieses Etablissement geschlossen sehen wollen. Würde ans Licht kommen, dass dieser Club existiert, wäre seine Reputation hinüber. Er muss dafür sorgen, dass es ein geheimer, elitärer Club bleibt, in dem man seine größten Gelüste ausleben kann.
Wenn ich einen solchen Platz für mich gehabt hätte, ich wäre dort jeder Zeit verschwunden. Meine One-Night-Stands sind nicht nur kleine Egopusher gewesen, ich hatte sie bitter nötig, um das kleine Biest in mir zum Schweigen zu bringen. Von Tag zu Tag will es mehr und ich habe Glück, dass es Alexander ähnlich geht, dessen Libido ebenso aktiv ist, wie meine eigene.
Ungehalten steige ich aus dem Wasser empor, trockne meinen nassen Körper ab und steige nackt zwischen die Laken dieses französischen Schlittenbettes, das in Alexanders Schlafzimmer steht. Im Moment ist mir sogar egal ob oder wann er zu Bett gehen wird, ich will ihn nicht sehen.
***
Als ich am nächsten Morgen wach werde, ist er immer noch nicht bei mir, oder aber schon längst wieder fort. Die Seite neben mir ist kalt und seine Decke liegt immer noch zurückgeschlagen da, was meinen ersten Verdacht bestätigt. Er war nicht einmal im Bett. Ich drehe mich auf die Seite, ziehe meine Beine an meinen Oberkörper und versuche die Leere in mir zu verscheuchen. Er ist die Nacht über lieber in seinem Büro gewesen, als bei mir. Wie kann er nach einem Abend wie gestern nicht zu mir zurückkommen wollen? Er sorgt dafür das ich mich öffne und verletzlich werde und dann lässt er mich allein in seinem Bett.
Das Ziehen in meiner Brust wird schlimmer, ich weiß, dass ich überreagiere, doch ich kann die hetzende Stimme in meinem Kopf nicht abstellen. Ich kann mich nicht dagegen wehren, als meine Gefühle auf mich einstürmen. Er lässt mich mich ungeliebt, nutzlos, allein fühlen.
Mit der Decke über dem Kopf denke ich an die Zeit zurück, in der mein Dad uns verlassen hat. Wie er von einer Sekunde auf die andere einfach verschwunden ist. Meine Mum am Boden zerstört alleingelassen hat, doch jetzt ist es nicht meine Mum, die in meiner Erinnerung traurig in unserem alten Wohnzimmer sitzt und in den ausgeschalteten Fernseher starrt. Auf dem schwarzen Glas spiegelt sich mein Gesicht.
Ich verwandle mich von meiner Mum in einen Schatten meiner Selbst. Verliere mich in Selbstmitleid, das ich schon längst hätte abstreifen müssen. Diese Unsicherheiten sollten schon längst zu meiner Vergangenheit gehören. Ich schwinge ich die Beine über die Bettkante, schlage die Decke zurück, schlucke meine Angst hinunter und gehe in die Küche. Es dauert nicht lange und ich habe die Kaffeemaschine entdeckt. Gedanken versunken lasse ich zwei Tassen der braunen Brühe heraus.
In einem roten Morgenmantel und einer Tasse Kaffee bewaffnet, mache ich mich auf die Suche nach Alexander. Die verruchte Stimmung, die am Vorabend vorgeherrscht hatte, ist verschwunden. Die Türen zu jedem Zimmer sind weit geöffnet. Eine Putzkolonne zieht ihre Runden durch das Haus. Ich schmunzle bei dem Gedanken, dass sie auch "unser" Zimmer reinigen müssen. Wunderschöne Erinnerungen, die ich nie vergessen werde, fluten meine Gedanken.
Von der im Bett empfundenen Melancholie ist nichts mehr zu spüren. Befreit trete ich an Alexanders Bürotüre und halte kurz inne. Mit dem Ohr auf dem Holz lausche ich an seiner Tür, doch dahinter bleibt alles ruhig. Was, wenn er gar nicht mehr im Club ist und mich in seinem Bett vergessen hat?
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