Kapitel 14

Der ganze Tag verläuft stressig. Ich kann immer nur daran denken, dass mich Alexander nachher abholen wird, um mir seinen Club zu zeigen. Ich überlege mir, wie es dort wohl aussehen könnte. Eigentlich ist das jedoch völlig idiotisch, denn ich war bereits in seinem Club. Ich habe dort getanzt, während er mir Nachrichten geschickt hat. Wir haben es beinahe auf seinem Schreibtisch getrieben und doch fühle ich mich, als würde mir heute Abend eine neue Welt eröffnet.

Es fühlt sich wie die Lüftung eines großen Geheimnisses an. Ein Geheimnis mit unerklärlich großem Ausmaß, das alles zerstören könnte. Ich öffne die Appartementtüre und schmeiße meine Tasche in Richtung der Kommode, von der sie mit einem lauten Rums zu Boden fällt. Erst möchte ich weitergehen, doch mein schlechtes Gewissen lässt mich umdrehen. Ich hebe meine Tasche auf, stelle sie sauber neben unseren Schuhschrank und entdecke dabei einen cremefarbenen Umschlag. Es muss sich erneut um einen Brief von Alexander handeln, denn ich erkenne seine feine Handschrift.

Liebste Marie,
in Deinem Zimmer erwartet dich ein kleines Paket, dass Du unbedingt öffnen solltest. Ich bitte Dich, dein Präsent heute Abend zu tragen.
Halte Dich bereit.
In Liebe,
Alexander

Das verräterische Lächeln kehrt wieder zurück auf meine Lippen. Aufgeregt renne ich in mein Zimmer, finde dort, wie versprochen, ein Päckchen. Oder besser gesagt, drei unterschiedlich große Päckchen. Ich öffne das größte zuerst. In Seidentuch eingewickelt, finde ich einen Knäuel schwarzen Stoffs, den ich aus der Verpackung hole. Es ist ein schwarzer, klassischer Baumwollmantel im A-Linien Schnitt. Ich streife ihn über und bewundere seine Passform. Er ist perfekt geschnitten. Meine Oberweite wirkt darin etwas größer, da die Taille eng anliegt und sich an meinen Körper schmiegt.

Ich stelle mich vor meinen Spiegel, betrachte mich darin und stecke die Hände in die Taschen. In der linken Tasche kann ich einen kleinen Zettel erfühlen. Mit zittrigen Fingern entfalte ich ihn und erkenne wiedermal Alexanders Schrift. Er hat sich sehr viel Mühe für den heutigen Abend gegeben, hat all diese Nachrichten für mich versteckt, ehe er mich später entführt. Mein Blick wandert über die Buchstaben.

Du solltest Deine schwarzen Highheels anziehen. Sie werden hervorragend passen. - A

Lachend ziehe ich den Mantel wieder aus, mache mich an das nächste Päckchen. Es ist wesentlich kleiner, als das vorherige. Erneut ist sein Inhalt in Seidenpapier gewickelt. Das pinke Papier kommt mir sehr bekannt vor. Als ich sein Geschenk entdeckt habe, fällt mir sofort wieder ein, es ist die so typisch gestreifte Verpackung von Viktoria Secret. Am Boden der Box findet sich ein schwarzes Wäscheset aus Spitze, dass ich misstrauisch hervorhole.

Was möchte er mir damit sagen? Soll ich das etwa unter eines meiner Kleider ziehen, damit wir uns nach dem Clubbesuch, noch einen schönen Abend machen können, oder soll hierin auf ihn warten? Achselzuckend öffne ich nun die kleinste Box. Im Inneren finde ich eine schwarze, aus Spitzen bestehende Maske. Schnörkel verziehen sie an den Seiten, lassen sie romantisch und verspielt wirken, doch genau dies ist der Trugschluss. Mit den bisherigen Geschenken wirkt sie eher verrucht. Hinter den Öffnungen für die Augen, erkenne ich eine weitere Nachricht.

Heute Nacht wirst Du meine Black Beauty sein. Trage die Maske und die Dessous. Der Mantel wird deinen wunderschönen Körper umhüllen, sodass nur ich diese Versuchung zu Sehen bekomme. -A

Hitze steigt mir ins Gesicht. Diese Nachricht ist, ohne es anzustreben, der beste Heißmacher den er sich hätte ausdenken können. Der Knoten in meinem Unterbauch beginnt sich erneut zu formen, meine Klit vibriert vor Aufregung und meine Brüste werden schwer vor Lust. Ich sehe zur Uhr, es ist 19:00 Uhr. Ich habe volle zwei Stunden, um mich in die Frau zu verwandeln, die Alexander heute Abend an seiner Seite haben möchte. Ich werde ihm diesen Wunsch nur allzu gern erfüllen. Die Raubkatze in mir ist geweckt und sie verlangt nach dem Stillen ihrer Gelüste.

***

Knappe zwei Stunden später, ist mir die Verwandlung gelungen. Ich habe mir grauen Lidschatten aufgetragen und ihn etwas verwischt, um einen rauchigen Effekt zu erzeugen. Dazu lege ich mir eben noch einen kirschroten Lippenstift auf. Meine Haare habe ich gelockt, hochgesteckt und mit etwa einer Million Haarnadeln befestigt. Ein paar der Strähnen fallen leicht gewellt in meinen Nacken. Zehn Minuten bleiben mir für den letzten Schliff. Ich trete an mein Bett. Meinen seidigen Morgenmantel lasse ich an meiner Haut zu Boden gleiten.

Einmal tief durchatmen - beruhigen. Ich kann mir selbst nicht erklären, warum ich aufgeregt bin. Es ist nicht das erste Mal das ich mit Alexander schlafe, geschweige denn, dass ich zum ersten Mal Reizwäsche anziehe. Es ist viel mehr die Ungewissheit, wohin ich in meiner Verkleidung gehen werde. Bei meinem letzten Besuch, in seinem Club, wirkten die Gäste angemessen gekleidet. Niemand war annähernd so nackt gewesen, wie ich gleich sein würde. Ein leichter Luftzug führt zu einer Gänsehaut auf meiner nackten Haut. Ich sehe zu, wie meine Brustwarzen sich zusammenziehen.

Es ist, als könnte ich in diesem Moment, jede Faser meines Körpers spüren. Aufregung, Erregung, Angst, Scham. Nur um ein paar der verwirrenden Gefühle zu nennen. Ich ziehe das spitzen Höschen an, das Alexander mir geschenkt hat. Das Oberteil besteht aus einem durchsichtigen BH, der in einem luftigen Stoff, auf der Höhe meiner Hüften endet. Nur wenige Zentimeter meines Bauches liegen frei, wobei der Rest meines Körpers nicht wirklich bedeckt zu sein scheint. Aus einer meiner Schubladen ziehe ich ein paar halterlose Strümpfe, die ich dazu kombiniere. Ehe ich an den Spiegel trete, greife ich mir meine Maske.

Vor der reflektierenden Oberfläche betrachte ich mich. Mir blickt eine Unbekannte in die Augen. Noch nie in meinem Leben, habe ich mich so begehrenswert gefühlt, wie in diesem Augenblick. Auch meine Körperhaltung hat sich augenblicklich mit dem Anziehen dieser Dessous verändert. Mit geradem Rücken und gereckter Brust stehe ich hier, bestaune mich selbst. Ich liebe die Marie, die mir gegenübersteht und mich mustert. Sie ist verdammt nochmal heiß.

Um mein Outfit zu komplettieren, ziehe ich die schwarze Maske, deren Seidenbänder ich mir an Hinterkopf verknote, über meine Augen. Ich zwinkere mir zu, drehe mich um und hole meine Schuhe, sowie den Mantel, den ich mir sofort überziehe. Zwar ist James noch nicht Zuhause, doch er könnte jede Sekunde durch die Tür kommen. Laut meiner Uhr habe ich noch eine Minute. Ich greife nach meinem Handy, suche mein Portemonnaie, hole meine Schlüssel und verstaue alles in einer kleinen, schwarzen Handtasche.

Vor wenigen Monaten hatte ich versucht, eine Femme Fatale abzugeben. Wenn ich mich jetzt so sah, dann war mir nur allzu bewusst, wie sehr ich damals das Thema verfehlt hatte. Nichts schrie mehr nach einer Femme Fatale, als halbnackt die Wohnung zu verlassen. Verhüllt und geschützt vor der Außenwelt durch einen dünnen Mantel. Durch den durchsichtigen Stoff der Wäsche wurde mein Körper zur Schau gestellt. Mir gefiel dieses Gefühl. Der Abend versprach, der spannendste meines Lebens zu werden. Ich werde jede Sekunde davon genießen.

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