Epilog

Zweieinhalb Jahre später...

Aufgeregt fächelt sich Emily Luft zu, und nimmt tiefe Atemzüge. Hinter vorgehaltener Hand kichere ich, denn ich kann meine beste Freundin kaum wiedererkennen. Sie rennt beinahe durch das kleine Vorzimmer, dass wir schon seit Stunden belegen. Heute Nacht hat sie nicht allzu viel Schlaf bekommen, ist ständig in mein Zimmer geplatzt und hat mich geweckt.

„Marie, wach auf. Hast du dich noch bei der Druckerei gemeldet?", ist ihre letzte Frage gewesen, ehe ich sie genervt zu mir ins Bett habe steigen lassen.

„Ja, und ich habe mich auch bei der Floristin gemeldet, dem Konditor und dem Fotografen. Morgen wird der perfekte Tag, alles wird funktionieren und du wirst die schönste Frau sein." Als letztes füge ich noch ,"Lass uns jetzt schlafen, Süße.", hinzu, ehe ich mich wieder von ihr abwende.

Wir haben noch fünf Minuten bis es los geht, und sie zittert mittlerweile wie Espenlaub, was mich amüsiert. Ich weiß, dass ich sie viel besser unterstützen müsste, aber das kleine bisschen Schadenfreude gönne ich mir kurz. Sonst wirkt sie immer so souverän, aber dieser Mittelgang, den sie gleich hinab schreiten wird, lässt sie Sturzbäche schwitzen. Als sie das nächste Mal ansetzen will, um mich über ein unwichtiges Detail auszuquetschen, trete ich an sie heran.

„Was habe ich dir gestern Nacht gesagt?"

„Keine Ahnung, wie soll ich das denn jetzt noch wissen. Marie, also wirklich, du bist mir gerade keine große Hilfe. Mir explodiert gleich der Kopf, so vieles ist noch nicht geklärt, ich weiß nicht, ob der Sektempfang schon vorbereitet ist, oder ob die Häppchen pünktlich verteilt werden." Ich unterbreche sie nicht in ihrer Aufzählung, weil ich weiß, dass ihr diese Liste gut tut. Es beruhigt sie, wenn sie Dinge aufzählen kann, die sie in Wirklichkeit schon längst geklärt hat. Mit einem Lächeln streiche ich ihr über die Oberarme, bis auch sie über sich selbst lachen kann.

„Ich höre mich an wie eine Verrückte, nicht wahr?", kichert sie und streicht sich den Stoff ihres weißen Kleides glatt.

„Wir sind hier in einer Kirche, ich muss also zwangsläufig die Wahrheit sagen. Bist du dir sicher das du eine Antwort willst?"

Beide lachen wir über diesen Witz und ich rücke noch einmal ihren Schleier zurecht. Die Visagistin, sowie die Friseurin sind vor einer Viertelstunde aufgebrochen, also liegt ihr gutes Aussehen nun in meinen Händen.

Zaghaft klopft es an der schweren Holztüre, die mit einem leisen Quietschen geöffnet wird. Emilys Mutter tritt ein, möchte ihrer Tochter noch kurz Mut zusprechen und eine glückliche Ehe wünschen, bevor es gleich losgeht. Als sie wieder verschwindet, sehe ich mir meine Freundin noch einmal genauer an. Sie trägt ein schlichtes, weißes Kleid, dessen Tüll sich ab der Brust nach unten ausbreitet. Die einzelnen Lagen sind an einigen Stellen bestickt und verleihen meiner ihr etwas Unschuldiges. Ihre langen Haare, sind zu einer aufwendigen Hochsteckfrisur gestylt, die durch Schleier und einige glitzernde Haarnadeln komplettiert wird. Sie sieht wunderschön aus.

Ihr Vater blickt zur Tür herein, es ist soweit. Sie hakt sich bei ihm unter und ich laufe schnell an ihr vorbei, um im Gang auf sie zu warten. Die Melodie des Hochzeitsmarsches dringt zu uns, und ich schreite, einige Schritte vor der glücklichen Braut, den Gang entlang. Giorgios Augen werden größer, als er hinter mir, seine wunderschöne, baldige Ehefrau entdeckt. Sein Blickkontakt zu ihr ist so innig, dass es beinahe unangenehm ist, ihn dabei zu beobachten. Neben ihm legt Alexander nun seine Hand, auf die Schulter seines Onkels. Eine Zustimmung. Du tust das Richtige. Ich schenke ihm ein kurzes Lächeln, ehe ich mich nach meinem Freund umsehe.

In der zweiten Bank, auf der linken Seite, kann ich seinen Schopf erkennen und als sich James uns zuwendet, kann ich in seine glänzenden, braunen Augen blicken. Der dunkelblaue Anzug steht ihm ungeheuer gut und verliebt Grinsen wir uns an. Neben ihm sitzt Jolene, deren kugelrunder Bauch, von rosa Seide umwickelt ist. Die Schwangerschaft lässt Alexanders Freundin vor Glück strahlen, die ihre Augen kaum von ihrem Mann abwenden kann.

Am Altar angekommen, erklimme ich die Stufen, bis zu meinem Platz, während Emilys Vater seine Tochter, an seinen neuen Schwiegersohn übergibt. Er klopft ihm respektvoll auf die Schulter, reicht ihm die Hand, ehe er seiner Tochter einen Kuss auf die Wange drückt. Die Zeremonie kann beginnen.

***

Jolene setzt sich neben mich und ist schwer außer Atem. Ich muss ein bisschen Kichern, denn die letzten Wochen ihrer Schwangerschaft nehmen sie ganz schön mit, was sie jedoch mit Humor zu nehmen weiß.

„Mein Schuhwerk war nicht die beste Wahl für eine Schwangere. Vor allem nicht, wenn das Kind jederzeit zur Welt kommen könnte. Denkst du es wäre ein Fauxpas, wenn ich es direkt hier zur Welt bringen würde?", fragte sie an mich gewandt und wir beide lachen.

„Du würdest der Braut definitiv die Show stehlen, also halte dich ja zurück."

Ich genieße diese kleinen Momente der Freundschaft zwischen uns, denn neben Emily ist auch Jolene zu einer meiner Vertrauten geworden. Als Alexander das erste Mal von ihr erzählt hat, wusste ich, dass sie die Eine für ihn ist. Nur zwei Monate, nachdem sie zusammengekommen sind, haben sie ihre Sachen in sein Penthaus bringen lassen. Ganz den Ratschlägen anderer zum Trotz, die sich lautstark empört haben.

Zwei Jahre später sitze ich neben ihr und dem kleinen Wesen, dass bald zur Welt kommen wird. Beide wollten weder das Geschlecht, noch den Namen des Kindes verraten, und forderten uns dadurch zu Spekulationen auf.

„Wo ist denn eigentlich der Erzeuger?", scherze ich und Jolene versteht es, wie immer.

„Er holt ein Paar Schuhe, dass ich tragen kann, ohne der Braut die Show zu stehlen."

Alex unterbricht unser Gekicher, gibt seiner Verlobten einen Kuss auf die Wange, ehe er ihr beim Tausch der Schuhe behilflich ist. Mit dem dicken Bauch hat Jolene es etwas schwerer. Ihr fallen die langen, braunen Strähnen in die Stirn, als sie ihrem zukünftigen Mann behilflich sein will und ich denke darüber nach, wie hübsch ihr gemeinsames Kind sein wird.

Auf die Seite meines Halses legt sich ein Paar Lippen und erschrocken fahre ich zusammen, bis ich den vertrauten Geruch, von James Parfüm, wahrnehmen kann.

„Lass uns ein ruhiges Plätzchen suchen", flüstert er mir ins Ohr und küsst mich noch einmal unterhalb davon, an der kleinen weichen Stelle, die sofort einen Schauer über meinen Körper schicken lässt. Noch ehe ich ordentlich stehe, zerrt James mich mit einem Schmunzeln weiter. Außerhalb des Saals laufen wir den Gang entlang, in eine der Garderoben, die wir gestern Abend noch für die Aufbewahrung der Dekoration verwendet haben.

„Dir ist bewusst, dass man diese Türe nicht verriegeln kann, oder?", frage ich und beiße mir auf die Lippen. Genau so etwas liebe ich an ihm. Er ist spontan, verspielt und ein Adrenalinjunkie, wenn es um öffentlichen Sex geht. Mit erhobener Braue, nickt er und kommt auf mich zu. Mit der aufregenden Angst im Nacken, jederzeit erwischt werden zu können, presse ich mich an seinen Körper. Seine Lippen wandern über meinen Hals zu meinem Brustansatz, seine Hände heben mein bodenlanges Kleid an. Ich bin gespannt, wie er auf meine Überraschung reagiert, als er mit seinen Fingern an meinen Oberschenkeln zu meiner Möse fährt. Als er es bemerkt hält er kurz inne.

„Oh Marie, du gehst ohne ein Höschen auf eine Hochzeit?", fragt er verspielt, während meine Antwort eher als verführerisches Flüstern herauskommt.

„Ich wusste du würdest es keinen ganzen Abend lang aushalten. Du willst das wirklich durchziehen, oder?", kichere ich und kralle mich noch etwas fester an seinen Arm.

James führt uns unterdessen zu einem Lagerraum. Lässt mir den Vortritt und schließt dann die Türe hinter uns. Ich gehe weiter in den Raum und lasse mich auf das Sofa in der hintersten Ecke fallen. So langsam wie es mir nur möglich ist, lege ich die Beine übereinander und lasse ihn sehen, dass ich unter diesem Kleid nun wirklich keinen Platz für Unterwäsche habe. Der silberne Seidenstoff rutscht dabei noch etwas weiter über meinen Schenkel. Mit langsamen, geschmeidigen Schritten kommt er auf mich zu, setzt sich neben mich und zieht mich auf seinen Schoß. Atemlos lasse ich alles zu, was er mit mir anstellen möchte.

„Natürlich will ich es durchziehen", grinst er und fasst mit beiden Händen nach meinem Hintern.

„Diese Abmachung ist aber schon fünf Jahre her", stöhne ich in seinen Mund.

Langsam bewege ich mich auf seinem Schoß und spüre durch den Stoff seiner Hose, wie bereit er ist.

„Aber, wir sind in Amerika, wir sind auf einer Hochzeit und wir haben geschworen das Klischee zu erfüllen."

„Eigentlich haben wir nur geschworen, jemanden zu finden, der es schon einmal auf einer Hochzeit getrieben hat", erkläre ich wie eine Lehrerin.

„Das macht das Vorhaben nur einfacher."

Dann ist es um uns geschehen. Er öffnet seine Hose, holt seinen harten Ständer hervor und zieht mich weiter auf seinen Schoß. Ich fasse in seinen Nacken, lasse mich langsam auf ihn sinken. James füllt mich komplett. Ich muss mir ein lautes Stöhnen verbeißen und nutze dazu seinen Hals, was ihm ebenfalls ein Stöhnen entlockt. Er lockert die Träger meines Kleides, öffnet den Reißverschluss und entblößt meine nackten Brüste, deren harte Spitzen sich ihm entgegenrecken. Vorwitzig strecke ich ihm meine Brüste entgegen und warte darauf, dass er meine harten Nippel endlich in den Mund nimmt, an ihnen leckt, mit ihnen spielt. Wie immer erfüllt er mir jeden Wunsch.

Mit einer geschmeidigen Bewegung wirft er mich auf den Rücken und schließt mich im Käfig seiner Arme ein. Ich schwöre mir unterdessen, dass ich niemals wieder fliehen werde. Ich bin angekommen. Nach all den Jahren weiß ich, dass ich hierhin gehöre. Ohne Wenn und Aber.

James Stöße werden fester, sein Atem unregelmäßiger und seine Bewegungen folgen keinem Rhythmus mehr. Er hat sich verloren. In mir, während ich mich in ihm wiedergefunden habe. Ich fasse sein Gesicht und küsse ihn so heftig ich nur kann. Da wird er weicher, zarter und ich spüre, wie seine verführerisch langsamen Bewegungen genau das sind, was ich jetzt brauche. Ich strecke mich ihm entgegen, küsse ihn tief. In diesem Moment setzt mein Denken aus und auch ich habe mich verloren. Die Wellen meines Orgasmus überrollen mich. Ich bin erschüttert. James folgt mir zuckend und keuchend. So sollte es sein. Er und ich. Ich und er - und der beste Sex meines Lebens.

„Irgendwann ficke ich dich auf unserer Hochzeit", flüstere ich im Delirium.

***

Wir schleichen uns gerade rechtzeitig in den Saal, als das frischgebackene Ehepaar seinen Hochzeitstanz aufführt. Ich setze mich auf meinen Platz und beuge mich dann zu Jolene, die barfüßig am Tisch sitzt und von der Hochzeitstorte nascht.

„Geht es dir gut?", frage ich sie.

„Der Kleine tritt mich heute ununterbrochen."

Da sehe ich sie erschrocken an. Der Kleine? In den letzten Wochen hatten sie es partout für sich behalten wollen, was für ein Geschlecht das Baby hat, doch ich vermute, dass Jolene sich versprochen hat. Und tatsächlich sieht sie mich danach schuldbewusst an, während ich frech Grinse.

„Herzlichen Glückwunsch zu eurem kleinen Jungen", flüstere ich. „Alexander wird ein toller Vater sein."

„Ich weiß, dass macht mir ja zu schaffen. Wenn er der gute Elternteil ist, bleibt mir noch übrig, die Rabenmutter zu sein", schimpft sie gespielt. Doch ich schüttle den Kopf und reibe ihren Rücken.

„Du wirst auch eine tolle Mama sein, dass weiß ich. Ich sehe es dir an."

Als ich mich zu James umdrehen möchte, sehe ich, dass er in ein Gespräch mit Alexander vertieft ist und die beiden Männer ihren Spaß zu haben scheinen. Sie lachen und Alex klopft meinem Freund auf die Schulter. Trotz all der Scheiße, die ich verbrochen habe, habe ich das Glück, all diese tollen Menschen in meinem Leben zu haben. Mir ist klar, dass ich gesegnet sein muss. James sieht in meine Richtung und lächelt mir zur. Ich gehe auf ihn zu, gratuliere Alexander zu seinem Jungen und ziehe meinen besten Freund auf die Tanzfläche.

„Ich werde dich an dein Versprechen übrigens erinnern", erklärt er mir und ich ziehe die Brauen zusammen.

„Welches Versprechen?"

„Dass du mich auf unserer Hochzeit vögeln wirst. Daran werde ich dich erinnern, wenn es soweit ist."

Ich lächle und nicke. Daran darf er mich gerne erinnern. Er beugt sich vor und küsst mich. Dann kann ich es nicht mehr für mich behalten.

„Du weißt, dass egal wo ich bin, du immer mein Zuhause bist?"

„Ja." Er grinst arrogant.

„Und du weißt auch, dass wir noch immer kein gemeinsames Zuhause haben?"

„Nicht meine Schuld, du bist ausgezogen und weigerst dich seither wieder zurückzukommen."

Ich nicke und küsse ihn nochmal auf seine Lippen.

„Frag mich doch nochmal."

Er sieht mich verwundert an, dreht mich einmal um meine Achse und zieht mich wieder nah zu sich heran.

„Willst du wieder zu mir ziehen?"

„Ja", lache ich und mache mir für das Kommende bereit. „Wenn ich bei dir einziehe, dann schlafen wir ja im gleichen Zimmer."

„Das will ich doch schwer hoffen!"

„Das ist gut", und nun grinse ich, während er noch immer nicht versteht, worauf ich hinaus möchte. Er sieht so verwirrt aus, dass ich gerne laut loslachen möchte. „Denn wir brauchen dringend ein freies Zimmer."

Erst sieht er wieder verwirrt aus, doch dann geht ihm auf, was ich ihm sage und er zieht mich noch etwas fester an sich und küsst mich.

„Marie Sturm, du machst deinem Namen alle Ehre. Wie ein Tornado bist du in mein Leben gefegt und stellst alles auf den Kopf. Und jetzt willst du mir weiß machen, dass du nicht der einzige Wirbelwind bist, der mein Leben auf den Kopf stellen wird?"

„Ja", flüstere ich und lache. „Es kommt ein laues Lüftchen auf uns zu und ich bin froh, dass du meine Zufluchtsstätte bist."

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