Der Klassenraum

Manuel Maximilian Müller saß im Klassenraum und tüftelte an seinem Plan. Er stand schon seit 40 Minuten unter psychologischer Folter. Der Feind bediente sich einer Kombination aus Langeweile und Überforderung, die ihn dazu brachte, seine Intelligenz anzuzweifeln. Sie war auch bekannt als Matheunterricht. Aber die Stunde würde in fünf Minuten enden und den Beginn seines Plans einleiten. Deswegen durfte er sich nicht weichbekommen lassen. Er musste es nämlich nach der Schule, die nach der Mathestunde endete, in vier Minuten zur Bushaltestelle schaffen, um den frühesten Bus zu bekommen, der auch in der Nähe des Einkaufszentrums hielt. Der nächste Bus kam eine Viertelstunde später und zu Fuß würde er zwanzig Minuten bis zum Einkaufszentrum brauchen.  Und er musste schnell dort sein, denn dort wurden die neuen Wutakon-Karten der Regenbogenedition verkauft, die selten auf die Pakete verteilt waren. Er musste also so schnell wie möglich dort sein, um sich möglichst viele Pakete zu holen. Dazu musste er den überfüllten und schnellen Verkehr des Flurs durchqueren, schnellstmöglich seine Blase leeren, sich durch das Gedrängel und die Enge der Tür kämpfen und anschließend die Weiten des Schulhofs in Kürze überqueren, um den frühen Bus und eventuell einen Sitzplatz zu bekommen. Er saß nahe an der Tür und das Einpacken würde nicht lange dauern. Dafür würde er sich als kleiner, dünner Mensch durch viel Gedrängel kämpfen und den Zeitverlust eines Toilettenbesuchs hinnehmen müssen, da er es in der Pause für eine gute Idee gehalten hatte, eine große Tüte Schokomilch zu trinken. Dann gab es zusätzlich noch bestimmte Subjekte, die durch ihre Art einen Zeitverlust mit sich bringen konnten und deshalb vermieden werden mussten. Es war also riskant, aber er hatte ja auch die gesamte Stunde nebensächlich mit seiner Planung verbracht. Einen Moment später riss ihn die Klingel aus seinen Gedanken. Jetzt würde sich zeigen, ob die Realität mitspielte.

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