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M A N I A C
L O V E
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[Heiliger Bimbam!]
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Meine Augen öffnen sich einen minimalen Spalt. Ein Fehler. Ein großer Fehler. Schnell schließe ich sie wieder. Mein Kopf hämmert. Was zur Hölle ist gestern passiert? Oder ist es schon morgen? Oh Gott. Wo bin ich überhaupt?
Erneut versuche ich meine Augen zu öffnen. Diesmal ganz langsam. Es ist eindeutig zu hell. Es ist nicht mehr Nacht. Ich heiße Jolina Fay Willow und bin 18 Jahre alt. Mein bester Freund heißt Jayden Anthony Dixon und seine Telefonnummer habe ich schon wieder vergessen. Puhh. Alles normal. Keine Kurzzeitamnesie, nur ein Kater. Hatte schon wieder vergessen, dass Alkohol ja auch seine Schattenseiten hat.
Stöhnend versuche ich mich aufzurichten. Neben der Tatsache, dass ich merke, dass ich nackt bin, explodiert bei dieser Aktion (gefühlt) mein Schädel.
Als ich so stöhnend auf dem Bett sitze merke ich aufeinmal... Oh Gott... ich hab vier Beine. Soweit ich mich erinnern kann, hatte ich, bevor ich mich betrunken habe, nur zwei. Langsam folgen meine Augen den Beinen, die ganz offensichtlich zu einem anderen Körper gehören. Einem Mann.
Mehr oder weniger vorsichtig pieckse ich ihm in die Wange. Nichts passiert. Der war mindestens genauso voll wie ich. Schweigend betrachte ich ihn für einen Moment. Er hat ein Sixpack. Seine schokobraunen Haare liegen unordentlich auf dem weißem Kopfkissen. Sein Teint lässt vermuten, dass er kürzlich erst im Urlaub gewesen sein muss.
Als ich das Tattoo auf seinem Oberarm entdecke, welches verdächtig dem des Arschlochs aus dem Flugzeug gleicht, fing mein Gehirn wieder an zu arbeiten. Ach du heiliger Bimbam!
So schnell wie es mein Zustand zuließ, rappelte ich mich auf und zog mir meine Klamotten über. Als ich dann ein benutztes Kondom entdeckte, hatte ich keine Zweifel mehr daran, dass ich mit diesem Mann geschlafen habe. Na wenigstens haben wir verhütet.
Nur auf Zehenspitzen schleiche ich mich aus dem Zimmer und schließe dann ebenso leise die Tür hinter mir.
Hier ist es noch heller, als in dem Raum, aus welchem ich gerade geflüchtet bin. Ich will gar nicht wissen, wie ich gerade aussehe. Verschmirtes Make-up, notdürfig angezogene Kleidung und vorallem die Ich-Hatte-Gerade-Sex-Frisur. Aber mein Gott, hier laufen doch alle so rum. Ich meine ich bin in Las Vegas...hoffe ich jedenfalls.
Jetzt muss ich erst mal ein auf Sherlock Holmes machen und rausfinden, wo ich überhaupt bin. Hier sieht es aus, wie in einem Krankenhaus. Jedoch beweist das Schild neben einem Fahrstuhl, dass ich mich im 《Golden Coast Hotel》befinde. Aha. Das ist doch schon mal was. Watson notieren Sie sich das. Zu meinem Leidwesen muss ich feststellen, dass ich keinen Assistenten habe. Was bin ich nur für ein Detektiv.
Mal davon abgesehen, dass du eine amateurhafte Detektivin bist...hat dir schon mal jemand gesagt, dass du einen an der Waffel hast?
Also erstens, das war eine rhetorische Frage, das bedeutet, dass man keine Antwort darauf erwartet, aber dies nur mal so am Rande für alle anwesenden inneren Stimmen. Zweitens bin ich kein Amateurin, sondern ein ganz fabelhafte Detektivin und du als meine innere Stimme solltest mich loben bis zum 'geht nicht mehr'. Drittens hast du dich damit selber beleidigt, was mal wieder zeigt, wie blöd du doch bist und nein ich hab keinen an der Waffel.
Also erstens, ich habe dir trotzdem eine Antwort gegeben. Zweitens nö und drittens hast du dich damit wiederum selber beleidigt. Wer ist hier blöd hm?
Arghh chill deine Titten. Das wird mir jetzt zu blöd. Bitte, bitte, bitte verschwinde einfach. Es ist schlimm genug, dass ich einen Kater habe.
Woher willst du wissen das ich eine Frau bin? Und wie bitte soll ich verschwinden?
Anatomisch gesehen haben Männer auch Titten und jetzt tu mir den Gefallen und halt die Klappe.
Aber...
Nein wirklich. Halt deinen Mund oder ich jag mir ne Kugel in den Kopf. Wie bitte soll ich normal sein bei dieser dämlichen Stimme? Vielleicht sollte ich mal zum Arzt gehen oder so.
Mittlerweile bin ich in der Lobby des Hotels angekommen, als plötzlich irgendetwas an meinem Hintern vibriert. Schnell fasse ich mir in die Tasche an meinem Hintern meiner schwarzen Hose. Oh mein Gott ich hab ein Handy dabei. Ich bin gerettet.
Hätte man ja mal eher drauf kommen können. Jeder Idiot hätte zuerst nach seinem Handy geschaut. Ich sag ja...Amateurin.
Jaja...shut up!
Schnell entsperre ich das Smartphone und nehme den Anruf sofort an, ohne zu wissen, wer am anderen Ende der Leitung ist. Dies ändert sich jedoch relativ schnell, als mir eine hysterische und weibliche Stimme ins Ohr brüllt, wo ich denn sei.
"Lynn. Bitte nicht so laut", motze ich mit schmerzverzerrten Gesicht zurück. Ich brauche wirklich dringend eine Aspirin.
"Wo zur Hölle steckst du?", fragt sie erneut, nicht wirklich leiser.
"Ich bin in irgendeinem Hotel. Im Golden Coast Hotel oder so.", antworte ich ihr schließlich auf ihre Frage.
"Waaaaas? Was tust du denn da?" Mädel ich hab einen verdammten Kater. Was versteht sie an 'leiser' nicht?
"Wenn ich das wüsste, hätte ich es dir schon gesagt." Ich schaue mich um. Außer irgendeiner Tante an der Rezeption ist hier niemand.
"Ist vielleicht ne blöde Frage, aber welcher Tag ist heute?" Lynn kichert. Die hat vielleicht Stimmungsschwankungen. Das ertrage ich in diesen Zustand nicht.
"Es ist Sonntag" Jetzt bin ich diejenige, die ihr in den Hörer brüllt.
"Wie bitte? Ich hab meinen Geburtstag verpennt?"
"So sieht's aus Kleines.", schaltet sich nun auch Jayden ein, der keinen Hauch von Hysterie zeigt. Danke Jay, dass du dir so viel Sorgen um mich machst.
"Oh Gott. Und wo seid ihr?", frage ich nun.
"Wir sind in unserem Hotel.", antwortet Jayden nüchtern.
"Und das ist wo?", frage ich erneut, etwas genervter.
"Hast du etwa nicht zugehört?", fragt Lynn empört.
"Doch habe ich... bestimmt. Ich habs nur vergessen.", antworte ich ihr scheinheilig, obwohl ich ganz genau wusste, dass sie weiß, dass ich mit Sicherheit nicht zugehört habe. Ich höre 90% der Konversationen, die ich am Tag führe oder besser gesagt führen sollte, nicht zu. Ich bin einfach geistlich nicht anwesend, bin in einer Parallelwelt oder werde von einer gewissen inneren Stimme abegelenkt.
Ey zieh mich da jetzt nicht mit rein.
War ja klar, dass die sich da jetzt wieder einmischen muss.
"Jo? Jolinaaaaa? Bist du noch dran?", holt mich Lynn aus meinen Gedanken zurück in die Realität.
"Ja Herrgott. Kein Grund zu schreien. Also wo seid ihr denn nun?"
"Wir sind im Monte Carlo Hotel, wie du ja eigentlich wissen solltest.", zieht sie mich weiter auf.
"Was ist denn nun eigentlich passiert?",fügt sie noch hinzu.
"Ich bin vor etwa ner viertel Stunde hier aufgewacht. In irgendeinem Hotelzimmer. Mit einem Typen im Bett.", seufze ich weiterhin leicht genervt.
Die Frau an der Rezeption schaut mich mit diesem viel beziehungsweise wenigsagenden, aber angewiderten Blick an. Ich schaue blöd zurück und unterdrücke den Drang, ihr meinen Stinkefinger zu zeigen. Die hat definitiv keinen Sex.
"Ha. Ich habs dir doch gesagt.", rief Jay seiner Schwester triumphierend zu. Nun bin ich empört.
"Entschuldige mal...was soll das denn bitte heißen?"
"Jo. Wir beide wissen ganz genau, was passiert, sobald du betrunken bist.", meinte Jayden.
"Jap. Entweder du tust komische Dinge oder vögelst durch die Welt.", fügte Lynn noch hinzu.
"Also haben wir spekuliert, dass du entweder geheiratet hast oder eben mit irgendeinem Fremden im Bett gelandet bist."
Schnell überprüfe ich meine Ringfinger. Nichts. Kein Ring. Gott sei Dank.
"Aber ich habe guten Geschmack. Auch wenn ich betrunken bin.", schmollte ich. Der Kerl von eben war nun wirklich nicht hässlich. Hoffentlich gibt es mehrere Typen auf der Welt, die sich ein merkwürdiges Bild eines Kompasses unter die Haut jagen, wie der Flugzeug-Typ.
"Das kannst du uns ja gleich alles erzählen. Wir holen dich jetzt ab. Haben einen Leihwagen gemietet.", informiert mich Jayden.
"Okay bis gleich. Danke."
***
20 Minuten später standen Lynn und Jayden mit einem Jeep vor dem Eingang des Hotels.
Um mir keine blöden Kommentare über mein Aussehen einzufangen, begrüßte ich sie mit einem grummeligen "Kein Kommentar!"
Jayden jedoch konnte es sich anscheinend nicht verkneifen und meinte:
"Na da hatte aber jemand eine ganz schön wilde Geburtstagsnacht."
Lynn musste natürlich auch noch ihren Senf dazugeben und fragte, ob sie schon Tante werden würde. Ich jedoch verdrehte nur die Augen und stieg hinten im Wagen ein.
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