𝐓𝐞𝐢𝐥 𝟑: 𝐃𝐄𝐑 𝐓𝐘𝐏 𝐌𝐈𝐓 𝐃𝐄𝐌 𝐑𝐄𝐆𝐄𝐍𝐒𝐂𝐇𝐈𝐑𝐌
Als ich zurück zu meinem Wohnheim ging, schneite es bereits so stark, dass die Wege nur noch schwer erkennbar waren. Die Eiskristalle brannten auf meiner Haut und in meinen trockenen Augen sammelten sich Tränen aus Kälte. Zwei Sekunden nachdem ich ernsthaft erwog, meinen Schal einfach über mein komplettes Gesicht zu ziehen, weil ich die Wege sowieso schon nicht erkannte, tippte mir jemand auf die Schulter.
„Wieso sind wir nicht schockierter?", fragte Trevor laut und spannte seinen blauen Regenschirm auf.
„Wir haben es doch alle erwartet.", meinte ich und Trevor nickte: „Stimmt wohl."
„Mareilla, der Engel der Schule.", murmelte ich.
„Weißt du noch, als sie Taras Arbeit gestohlen hat und meinte, die Lehrerin hätte sie verwechselt? Oder als sie heißen Kaffee über Florence kippte?", sagte Trevor heiter.
„Wer könnte das je vergessen.", murmelte ich und kniff die Augen zusammen, in der Hoffnung, so ein bisschen mehr zu sehen und meine Augen gleichzeitig etwas zu schonen. Es funktionierte tatsächlich und zwischen den Schneeflocken und den Schnee überzogenen Bäumen erkannte ich mein Wohnheim.
„Glaubst du, sie wurde ermordet?", fragte Trevor.
„Oh, definitiv. Mareilla wäre niemals freiwillig im Speisesaal gestorben.", meinte ich entschieden.
„Das heißt, wir haben einen Mörder unter uns?", vergewisserte sich Trevor. "Oder eine Mörderin?"
„Natürlich.", sagte ich.
***
Wir fertigten eine Liste an, als ersten Schritt, um herauszufinden, wer Mareilla denn jetzt ermordet hatte.
„Es sind sieben Jugendliche in der Schule. Dann noch ein Lehrer, eine Lehrerin, eine Direktorin, eine Köchin und eine Küchenhelferin.", zählte Trevor auf.
„Zumindest sind das alle, von denen wir wissen.", erinnerte ich ihn. „Außerdem sind wir nur noch zu sechst, Mareilla ist dch dem Club der Toten beigetreten."
„Guter Punkt." Ich schrieb also die Namen auf, die uns noch übrig geblieben waren:
Tara Si Petit
Cater Lawrence Cooper
Florence McLaughing
Juliette Augustine Martin
Trevor Ericsen
Ailis Crow
„Wieso hast du uns auf die Liste geschrieben?", fragte Trevor verwirrt.
„Um alle aufzuzählen."
„Du kannst dich nicht ernsthaft selbst als Verdächtigte sehen!"
„Wieso nicht? Was, wenn ich eine geheime zweite Identität habe? Und weißt du in wie vielen Krimis der Ermittlungspartner am Ende der Mörder ist?", meinte ich. „Also, Trevor. Mochtest du Mareilla?"
„Nö."
„Wieso nicht? Was ist dein Grund, sie umbringen zu wollen? Was ist dein Motiv?"
„Sie hat einer Person, die mir sehr wichtig ist, eine Morddrohung in den Spind gelegt, zusammen mit giftigen Bittermandeln.", sagte Trevor leise und sah mir eindringlich in die Augen. Ich griff hinter mich in meine Schreibtischschublade und holte den zerknitterten Zettel heraus: „Meinst du den?"
Er errötete leicht und lächelte, als wäre ihm absolut bewusst, dass er soeben errötet war: „Möglicherweise."
„Okay. Also, Rache für eine andere Person.", sagte ich, warf das Papierstück zurück in die Schublade und schrieb den Grund unter seinen Namen. Es ging erschreckend schnell, Motive für alle zu finden, weil wirklich jeder Mareilla irgendwie gehasst hatte. Erst als wir bei Carter ankamen stockten wir kurz und sahen uns etwas unschlüssig an.
„Er scheint leichte Aggressionsprobleme zu haben, vielleicht war es Mord im Affekt?", schlug Trevor vor, der mich immer noch mit dieser verunsichernden Intensität musterte.
„Möglicherweise. Er schien sehr erschrocken zu sein, aber er ist Mitglied im Dramaclub, also war das womöglich nur eine einfache Showeinlage.", meinte ich und schrieb das alles auf.
„Kann ich kurz den Stift haben?", fragte Trevor. „Mir ist was eingefallen und ich kann es nur aufschreiben, weil es schwierig zu erklären ist!"
Ich gab ihm den Stift und starrte abwartend auf das Papier, als könnte es mir irgendetwas sagen, obwohl mir sehr wohl bewusst war, dass Papier nicht sprechen konnte, weil es aus nämlich aus toten Bäumen bestand, die ebenfalls nicht sprechen konnten.
Trevor malte ein kleines, nicht besonders schönes Herz neben seinen Namen auf die Liste und gab mir dann grinsend den Bleistift zurück: „Ich sehe gerade, dass du neben meinem Namen ein Herz gemalt hast. Hat das irgendetwas zu bedeuten?"
„Natürlich.", entgegnete ich seufzend und riss das nächste Blatt Papier aus dem Block.
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