„Das kann nicht ihr Ernst sein, das kann nicht ... und du hast zugestimmt?!", vergewisserte sich Trevor. Ich riss genervt ein Blatt Papier aus dem Block: „Ja, okay? Du hast das jetzt schon, wie oft noch mal gefragt? Ach richtig, zehn Mal!"
„Sorry. Ich kann es nur einfach nicht fassen.", meinte Trevor schulterzuckend und lehnte sich wieder zurück. „Und was genau sollen Juliette und Tara jetzt noch mal machen?"

„Sie spielen Weihnachtslieder vor dem Büro der Direktorin, klopfen, rennen und so weiter und so weiter. Hauptsache sie werden nicht erwischt. Florence sollte mindestens drei Minuten Zeit haben, um nach irgendetwas Aufschlussreichem zu suchen."
„Das ist verdammt wenig."
„Hey, Trevor. Wir glauben hier an Weihnachtswunder, okay?!", fauchte ich und schüttelte meinen fast leeren Kugelschreiber, als würde das wirklich helfen.  

„Du schreibst das wirklich. Du schreibst ihr wirklich das Liebesgedicht.", murmelte Trevor und klang dabei fast fasziniert.
„Willst du jetzt mithelfen, oder lieber einen Schneespaziergang machen?!"
„Weder noch. Ich bin nur hier zum kommentieren, weil meine Kommentare nämlich lustig sind., erwiderte er grinsend und zog mir die Sonnenbrille   vom Gesicht. „Wieso sind bei dir die Gläser so sauber?"

„Weil ich es halt kann. Was reimt sich auf nett?!"
„Plett. Kett. Oh, Sprungbrett!"
„Trevor, wir schreiben hier ein total ernstes Gedicht und wir brauchen dafür Wörter, die auch wirklich existieren!"
Trevor seufzte und zog mir das Blatt Papier aus der Hand: „Lass mich lesen. Ich bin ein Genie was Gedichte angeht."

Liebe Juliette,
du bist so nett

„Das kann nicht dein ernst sein.", meinte Trevor entgeistert und ließ das Papier wieder sinken. „Liebe Juliette du bist so nett?!"
„Es reimt sich nicht besonders viel auf Juliette, okay?!"
„Nein, nicht okay. Wir machen das jetzt zusammen. Du hast Florence versprochen, dass es ein gutes Gedicht wird, über das Juliette sich wirklich freut, also lass mich mithelfen, denn dir fehlt hierfür absolut die dichterische Begabung."

Also gab er mir das Blatt Papier zurück und wir fingen an gemeinsam zu schreiben und zu meiner größten Überraschung war und blieb Trevor ernst. Er hatte die Augenbrauen konzentriert zusammengezogen, die alberne Wärme in seinen Augen war ehrlicher Entschlossenheit gewichen. Es war ein seltener Anblick. Mir wurde erst bewusst, dass ich ihn immer noch verwirrt lächelnd anstarrte, als er mich antippte: „Ich hab den ersten Teil?"
„Was?"
„Vertrau mir und hör zu: 

Liebe Juliette,
dein Name ist wie ein Ballett
du schwebst leicht über das Parkett
meines Lebens."

„Was hat Juliette mit Ballett zu tun?"
„Es ist eine Metapher!"
„Meinetwegen, aber Florence würde niemals eine Ballett-Metapher benutzten!"

„Florence würde auch nie ein Liebesgedicht schreiben, Juliette wird also sowieso kapieren, dass es nicht von ihr ist. Also können wir das Ballett-Ding im Gedicht lassen, weil es nämlich wirklich gut klingt."
„Es klingt nicht gut.", meinte ich langsam. „Aber es ist immerhin besser als meine Version. Also okay, wir lassen es im Gedicht."

Trevor grinste so freudestrahlend, als hätte ich soeben gesagt, dass er die Reinkarnation von Goethe wäre.