Pflichten einer Wölfin

Seth war der erste, der uns aus demHaus entgegen stürmte. Er riss die Tür neben mir auf „Wie geht es deinem Fuss? Ist er gebrochen?"

„Lass uns doch erst Mal ins Hauskommen, dann erzählen wir alles." sagte Emiliy, bevor ichantworten konnte.

Seth hielt mir seine Hand hin und ichgriff nach kurzem Zögern danach und ließ mir von ihm aus dem Autohelfen. Man konnte sofort sehen, wie glücklich es ihn machte, dassich ihn nicht abblockte. Den Weg zum Haus bewältigte ich dann aberdoch lieber mit den Krücken, auch wenn Seth deutlich anzumerken war,dass er mir gern weiter geholfen hätte. So ging er nur ganz nah beimir, falls ich Hilfe brauchen sollte.

Zu seinem Bedauern schaffte ich esohne Probleme bis ins Haus und ließ mich auf einen großen Sesselfallen. Sofort kam er mit einem Stuhl, damit ich meinen Fußhochlegen konnte. Die viele Fürsorge war mir unangenehm. Ich war eseinfach nicht gewohnt, dass sich jemand so intensiv um mich kümmerte.

Nachdem sich alle eingefunden hatten,fing Emiliy an zu berichten, wie der Krankenhausbesuch gewesen war.Leah stand während der ganzen Zeit mit verschränkten Armen an dieWand gelehnt. Als Emiliy von Dr. Culllens Unterstützung erzählte,ging ein Raunen durch die Wölfe, dass aber nicht unbedingtfreundlich klang. Sie erwähnte auch, dass ich auf das Röntgenverzichtet hatte und deswegen nicht hundertprozentig klar war, ob derKnöchel wirklich nur verstaucht und geprellt sei. Sam warf mir einenbohrenden Blick zu, bei dem ich tiefer in die Kissen rutschte undmeine Fingernägel intensiv betrachtete. Als Emily fertig war,richtete Sam seine Aufmerksamkeit auf Leah.

„Gibt es noch Ergänzungen vondeiner Seite?" fragte er sie.

„Ich habe im Auto gewartet."erwiderte Leah.

„Du hast was?" zischte Sam leiseund drohend durch die Zähne.

Schlagartig änderte sich LeahsKörperhaltung, ihr Körper stand unter Spannung und die Arme warennicht mehr verschränkt.

„Du hast Emily und Tracy mit einemBlutsauger allein gelassen?" stellte Sam mehr fest, als dass erfragte. Leahs Gesicht wurde aschfahl, diesen Umstand hatte sie nichtbedacht.

„Dr. Cullen würde doch nie..."aber Sam unterbrach Emilys Versuch Leah in Schutz zu nehmen.

„Es war deine verdammte Pflicht!Geh! Bevor ich mich vergesse!" knurrte er Leah an und sie gehorchteaugenblicklich und verschwand durch die Tür.

Die Stille war greifbar undunangenehm. Seth, der neben mir auf dem Boden im Schneidersitz saß,hatte die ganze Szene mit angehaltenem Atem verfolgt. Er atmete jetztflach und starrte Sam an . Alle waren angespannt und man sah Sam an,dass er Mühe hatte seine Form zu wahren. Wortwörtlich.

Nach einigen Minuten hatte er sichwieder unter Kontrolle und gab dem Rudel Anweisungen für dienächtlichen Patrouillen. Leah wurde nicht mit eingeteilt. Als ichBellas Name hörte, fiel mir ein, dass sie wegen Victoria und derNeugeborenenarmee in Gefahr war. Ich überlegte, ob ich den Wölfendavon erzählen sollte, entschied mich aber vorerst dagegen. Durchdas Beschäftigen mit den alltäglichen Pflichten entspannte sich dieAtmosphäre nach und nach.

Emily hatte sich in der Zwischenzeitin der Küche zu schaffen gemacht, um das Abendessen vorzubereiten.Der Aufenthalt im Krankenhaus hatte ziemlich lange gedauert und ichmerkte, dass ich den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte. Als hättemein Magen nur auf die Erkenntnis gewartet, knurrte er vernehmlich.Seth sprang sofort auf und fragte, ob er mir was zu essen holen soll.

„Nein," antwortete ich gegen denWillen meines Körpers, „aber frag doch mal Emily, ob ich ihrhelfen kann. Vielleicht kann ich was schneiden oder schälen." Erverschwand in der Küche und kam mit zwei Schneidbrettchen, zweiSchüsseln, eine voll mit Kartoffeln, und zwei Messern wieder. Wirarrangierten die Schüsseln auf meinen Beinen, schälten dieKartoffeln und schnitten sie in Scheiben.

Um Seth ein wenig von Leah abzulenken,fragte ich ihn nach der Schule. Dankbar für die Ablenkung fing er anvon Hausaufgaben, aktuellen Unterrichtsthemen und lustigenZwischenfällen in der Schule zu erzählen. Es machte Spaß ihmzuzuhören. Schnell waren die Kartoffeln fertig und er brachte sieEmily zurück in die Küche. Kurze Zeit später zog köstlicher Duftvon angebratenem Speck und Bratkartoffeln durchs Haus.

Als der Tisch gedeckt wurde, humpelteich mit den Krücken an den Tisch, unfähig bei irgendwas zu helfen.Die Stimmung während des Essens war nicht ganz so ausgelassen wiesonst. Die Auseinandersetzung hing trotz allem noch in der Luft. Ichüberlegte, ob es wohl so etwas wie Bestrafung gab, aber konnte michnicht erinnern, dass in den Geschichten darüber berichtet wordenwäre. Seth war für die erste Schicht eingeteilt und musste sichdirekt nach dem Essen verabschieden. Ihm war anzumerken wie ungern ersich von mir entfernte. Da mir nicht nach Gesellschaft war und Emilyeh nicht helfen konnte, murmelte ich was von Müdigkeit und quältemich mit den Krücken die Treppe hoch. Als ich es endlich geschaffthatte mit allem fertig zu werden, lag ich noch lange wach und starrtean die Decke. Aber auch die konnte mir keine Lösung für meineverzwickte Situation anbieten. Erst grau, später schwarz war sieeinfach nur über meinem Bett und genauso leer, war auch irgendwannmein Kopf.


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