Die Ratsversammlung und weitere Peinlichkeiten
Gedankenversunken schnitt ich die Tomaten in gleichmäßige Scheiben. Emily hatte mich seltsam angesehen, als ich sie vorhin gefragt hatte, ob ich beim Hamburger vorbereiten helfen kann. Aber sie hatte wohl beschlossen, nicht auf jede seltsame Bemerkung von mir zu reagieren. Was sollten sie auch tun und wirklich erklären, warum ich hier war konnte ich auch nicht. Dabei viel mir auf, dass ich bisher noch niemand davon erzählen konnte, was direkt vor meiner "Ankunft" passiert war. Bei dem Gedanken an den Sturz und das kalte Wasser bekam ich Gänsehaut.
Irgendwie war es lustig, Situationen mitzuerleben, die weder im Buch noch in den Filmen beschrieben oder gezeigt wurden. Das Essen glich eher einer Schlacht, so wie die Wölfe darüber herfielen. Und ich stellte fest, wie richtig Seth Bemerkung gegenüber Jakob war, als er ihn begrüßt hatte äh nachher begrüßte, er hätte sein Essen verteidigt. Ich begriff, dass ich bald in einer Situation sein würde, die ich schon gefühlte 1000mal gesehen hatte. Ob sich das wie ein Déjà-vu anfühlen würde?
Außer der Frage an Emily wegen der Essensvorbereitung hatte ich mich mit niemandem mehr unterhalten. Viele vom Volk der Quileute kannte ich entweder gar nicht oder nur von kurzen Kameraeinstellungen und die meisten hatte den Blicken nach zu urteilen, wohl schon von mir gehört.
Nach dem Essen fanden sich die Teilnehmer der Versammlungen am Feuer ein und da ich auch daran teilnehmen sollte, suchte ich mir einen Platz zwischen zwei Ältesten, die mir zumindest namentlich nicht bekannt waren. Allerdings hatte ich meinen linken Sitznachbarn im Film schon etliche Male gesehen, da er mir mit seiner kauzigen Brille und den weißen Haaren beim Kameraschwenk aufgefallen war.
Durch meine Platzwahl saß mir Seth mit Embry gegenüber. Links von ihm saß seine Schwester und daneben Sue, die mich schon beim Essen ein paar mal gemustert hatte, wenn sie dachte. ich bemerkte es nicht.
Seth alberte mit Embry rum, mir war noch nie sein freches Grinsen aufgefallen. Allerdings war er nur halbherzig bei der Sache und ich sah, dass er sich bemühte nicht in meine Richtung zu sehen. Ab und zu tat er es trotzdem und ich meinte einen gequälten Ausdruck in seinen Augen zu entdecken. Leah dagegen starrte mich häufig sehr feindselig an, was ich ihr nicht mal verdenken konnte. Wenn sich meine Brüder in jemanden verlieben würden und diejenige so unsensibel reagierte und es meinen Brüdern damit schlecht ginge, wär ich auch sauer.
Als sich Jacob mit Bella näherte, sprang Seth auf und lief ihnen entgegen. Anscheinend ging es nicht nur um die geretteten Hamburger, denn beide sahen überrascht zum Feuer rüber. Jacob entdeckte mich zuerst, dann Bella. Jake schien nicht überrascht zu sein, mich hier zu sehen. Bella wirkte eher neugierig. Schließlich war sie auch eine Außenstehende, die von den Ältesten eingeladen worden war.
Nachdem endlich alle da waren und am Feuer saßen, begann Billy zu erzählen. Welch eine Überraschung. Es war die Legende über Taha Aki und seine Verwandlung, als die kalten Wesen das Dorf bedrohten. Gab es nur die eine Story?
Als es zu dem Teil kam, wo die dritte Frau ins Spiel kam, hatte ich schon lange angefangen tonlos die Worte mit zu sprechen. Es war echt unglaublich und erschreckend, wie genau gleich alles ablief. Gegen Ende der Geschichte merkte ich, dass ich die letzten Worte leise sprach.
Allein.
Ich hatte die ganz Zeit ins Feuer geschaut, deswegen war mir auch nicht aufgefallen, dass mich alle anstarrten. Ich musste dringend aufmerksamer werden.
„Warum kennt ihr eigentlich den Namen der dritten Frau nicht? Wäre das nicht das mindeste, wenn sie sich für ihr Volk schon opfert, auch ihren Namen mit zu bewahren?" fragte ich in die Runde.
Billy runzelte die Stirn, erwiderte aber nach einer Weile: „Weil es um ihre Tat, ihr Opfer für Taha Aki und ihr Volk geht."
„Aber es hätte doch auch gereicht, wenn sie sich den Arm aufgeschnitten hätte. Hauptsache es blutet, oder?" wollte ich die Sache mal wieder nicht gut sein lassen, Jessi fand meine Nüchternheit in solch epischen Szenen auch immer schrecklich.
„Es steht dir nicht zu, über sie zu urteilen. Unsere Ahnen haben unseren Respekt und Anerkennung verdient!" wies mich Billy mit schneidender Stimme zurecht.
Ups, das saß. Mir wurde auf einmal bewusst, wie herablassend ich geklungen haben musste. Die Legenden der Quileute waren ihnen schließlich heilig.
„Verzeihung." flüsterte ich kleinlaut und beschloss, mein vorlautes Mundwerk hatte vorerst genug Schaden angerichtet, schrumpfte in meinem Stuhl zusammen und sagte nichts mehr.
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