Die letzten Tage
Nach einer Weile versiegten die Tränen und ich löste mich aus seinen Armen. Er setzte sich im Schneidersitz auf den steinigen Boden und ich setzte mich dicht neben ihn. Seine Wärme wirkte beruhigend auf mich und ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter, während er zu erzählen begann. Ich war laut Emily und Sue am späten Vormittag des Kampftages zu einem Spaziergang aufgebrochen, war aber nicht zurückgekommen. Zwar hatten sie sie gesucht und nach ihr gerufen, hatten sie aber nicht finden können. Erst abends sei ich in der Nähe von Billys Haus aufgetaucht. In einem furchtbaren Zustand mit dreckigen und zerrissenen Klamotten und mein T-Shirt war so blutdurchtränkt gewesen, dass er mir aus Angst ich hätte eine schwere Buchverletzung das Hemd aufgerissen. Aber es stellte sich heraus, dass eine Wunde am Arm die Ursache war. Ich konnte die Verzweiflung und Angst in seiner Stimme hören, die mir zeigte, wie schlimm diese Momente gewesen sein musste, als sie mich gefunden hatten. Erinnerungsfetzen tauchten in meinem Kopf auf, aber ich wollte erstmal hören, was weiter geschehen war, bevor ich erzählte, woran ich mich erinnerte.
„Carlisle war noch bei Jacob gewesen. Er hatte ihm die Rippen richten müssen, die ihm ein Neugeborener gebrochen hatte. So hat er dich direkt untersuchen können. Allerdings machte er uns keine Hoffnung, der Biss in deinem Arm hatte sich schon begonnen zu schließen und war heiß und entzündet. Er meinte, das Gift sei schon so weit verteilt in deinem Körper, dass man es nicht mehr einfach aussaugen könne. Er bot an, dich mit zu ihnen zu nehmen, was für uns nicht in Frage kam." Ohne das er es aussprach, war mir klar, dass es an seiner Prägung zu mir lag. Die Qual in seinen Worten tat mir selbst fast körperlich weh und ich nahm ihn in den Arm. Er legte seinen Kopf in die Kuhle zwischen meinem Schlüsselbein und Hals und machte eine Pause, bis er sich wieder etwas gesammelt hatte.
„Es war furchtbar." stieß er heiser hervor, „Du warst gar nicht mehr richtig bei Bewusstsein, hast dich hin- und hergewälzt und ständig geschrien vor Schmerzen. Manchmal mussten wir dich auch festhalten, weil du so um dich geschlagen hast, dass wir Angst hatten, du würdest dir was antun. Ich war die ganze Zeit bei dir und habe jeden Moment befürchtet, dein Herz würde aufhören zu schlagen. Dann wäre klar gewesen, in was du dich verwandelt hättest. Erst letzte Nacht ließen die Schreie und deine Unruhe langsam nach. Wir konnten es alle kaum glauben. Dein Herz schlug immernoch und dein Körper war warm und lebendig. Carlisle konnte uns deinen Zustand nicht erklären und auch nicht, warum du die nicht verwandelt hattest. Wir mussten abwarten bis du aufwachst." Jetzt grinste er mich an, „Den Rest weißt du ja. An was kannst du dich erinnern?"
„Das ich Spazieren gehen wollte, weiß ich noch. Ich war so nervös, dass ich dringend frische Luft brauchte. Die Angst, der Kampf würde vielleicht doch anders verlaufen, als ich ihn aus meiner Welt in Erinnerung hatte, war schwer auszuhalten gewesen. Als ich im Wald gewesen war, überraschten mich Victoria und Riley. Das ich so weit gelaufen war, hatte ich so in Gedanken versunken gar nicht gemerkt." der Ärger über meine Dummheit war deutlich zu hören, beruhigend drückte Seth meine Hand. Ich fuhr fort „Riley hat mich als willkommene Stärkung vor dem Kampf betrachtet und mir in den Arm gebissen." verwundert betrachtete ich meinen unversehrten rechten Unterarm. Irritiert sah ich zu Seth, der ebenfalls auf meinen Arm sah und sanft darüber strich. Er hob den Kopf, schaute mich an und lächelte „Eins der vielen Rätsel vor denen wir gerade stehen." sagte er nur.
„Aber anstatt mich auszusagen," fuhr ich nach einem kurzen Moment weiter fort, „spuckte er mein Blut aus und meinte, es würde nicht schmecken. Dann warf er mich weg und die beiden verschwanden. Sie wussten, dass Bella in den Bergen war, deswegen waren sie nicht bei den anderen gewesen. Du hast Riley getötet." Seth nickte, obwohl er gemerkt hatte, dass ich es nicht als Frage gestellt hatte „Jetzt, da ich weiß, dass er dir das angetan hat, freut es mich erst recht, dass ich ihn erwischt habe." wieder strich er zärtlich über meinen Unterarm. Ich genoss die Berührung bevor ich erzählte, wie ich versucht hatte, das Vampirgift auszusaugen und mich durch den Wald zurück zu kämpfen.
„Das mit dem Aussaugen, hast du erzählt, als wir dich gefunden hatten." Seth grinste mich schelmisch an, „Und noch was anderes schienst du erzählen zu wollen, kamst aber nicht dazu." Ich merkte wie ich unter seinem Blick rot wurde „Ja, du hast mich rüde unterbrochen und mein T-Shirt zerrissen." ich zwickte ihn neckend in die Seite. „Hey!" er griff meine Hand und zog mich zu sich heran. „Ja, das tut mir auch leid, aber ich hatte einfach Angst, du wärst darunter verletzt. Also, was wolltest du noch sagen?" Er hatte mich so nah zu sich gezogen, das mein Gesicht jetzt ganz nah vor seinem war. Neugierig sah er mich an und wartete.
Ich lächelte amüsiert zurück „Ach weißt du, eigentlich nur, dass ich schon immer einen eigenen Wolf haben wollte." Verdutzt sah er mich an, im nächsten Moment kugelten wir uns rangelnd und kitzelnd über den Boden.
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