✨ the way you make me feel
[SEATTLE; WA]
sieben monate zuvor
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Als er aus dem schwarzen SUV steigt, sitzt sie bereits auf dem feuerroten Truck. Dass die Rostlaube noch immer läuft, wundert ihn jedes Mal. Während er einen schwarzen Louis Vuitton entknittert, sitzt sie in zerrissener Jeans auf dem staubigen Heck. "Na, Prinzessin. Auch mal wieder im Lande", scherzt sie und springt von der Ladefläche. "Ha, ha", erwidert er und schmollt. Nur demonstrativ, denn er weiß genau, wie sie es meint. "Kommste' jetzt her oder was?" Grinsend bleibt sie vor ihrem Truck stehen und wartet darauf, dass er eben so breit grinsend in ihre Arme läuft. Statt sich dem Kuss hinzugeben, den er ihr unfassbar gerne auf die Lippen drücken würde, wird es lediglich ein formaler Kuss auf die Wange; ganz die feine englische Art.
Wenn er sie schützen will, ist es die einzige Möglichkeit.
Genau deshalb küsst er sie nie. Er umarmt sie nur kurz, hält niemals ihre Hand. Nie sind sie alleine unterwegs - wenn sie es überhaupt sind.
Für sie ist es okay. Sie weiß genau, wenn sie Harry in ihrem Leben haben will, dann nur so. Und eines möchte die kesse Südstaatlerin auf keinen Fall: Ihren englischen Prinzen vermissen.
"Freust du dich schon auf heute?" die Brünette Sängerin zieht den letzten Lidstrich und schaut sich prüfend in dem kleinen Handspiegel an, bevor sie zu der skeptisch drein blickenden Südstaatlerin schaut. Emma runzelt die Stirn, mustert sich im Spiegel und sieht sich dann Selena genauer an. "Ich raff' nicht, wie du das immer hinkriegst, Sel", meint sie und klingt dabei schon fast verzweifelt. Dass sie dabei die Frage der 25 Jährigen gekonnt übergeht, weiß sie. Sie beabsichtigt es sogar, denn müsste sie antworten, wäre sie gezwungen zu lügen. Und nicht einmal Zweck-Freunde möchte sie anlügen. Denn Emma freut sich nur bedingt. Schon lange möchte sie Bruno Mars live erleben und das am liebsten mit Harry. Im Optimalfalle aber alleine und nicht im Gruppendate mit drei Musikern, einer unfassbar schlauen Studentin und der Hairstylistin, inklusive Ehemann ihres Freundes.
"Komm her, ich mache das", lacht Selena und nimmt der Straßenköterblonden Bürokauffrau den Kajalstift aus der Hand. "Schau mal nach oben, nicht blinzeln", befiehlt sie und versucht einen sauberen Lidstrich zu ziehen, ohne ihrer Freundin das Auge aus zu stechen. "Ich fand Make Up ja schon immer gemeingefährlich", tönt es mit einem Male hinter den beiden Frauen und natürlich hat es nur eine Folge: Selena rutscht ab, sticht Emma leicht ins Auge und Anton bekommt in Folge dessen Emmas Fuß zu spüren. Bedauerlicherweise - für Emma - nur gegen das Schienbein aber es reicht, um dem deutschen DJ Schmerzen zu bereiten.
Beim Beobachten dieses Spektakels denkt Harry nur eine Sache: "I knew you were trouble when you walked in." Dem, zwar mit Tränen benetzten aber doch sehr eindrucksvollen Blick seiner Freundin nach zu urteilen, denkt Harry nicht nur. Er sang es ziemlich schief und ziemlich laut.
Dabei wusste Harry zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht, wie viel 'Trouble' Emma eigentlich bedeutete.
Erst an der Bar trafen Emma, Harry, Anton und Selena auf den Rest. Louise Teasdale hackte sich bei ihrem Mann unter und die Studentin Willow tat dies bei ihrem Freund Niall. Die einzigen nicht im Showbiz tätigen Menschen waren Julie und ihre Ehefrau Camilla. Ihnen gehörte besagte Bar und somit schoss Emma ein Gedanke in den Sinn, der sie oft begleitete, wenn Harry auf 'grandiose' Date-Ideen kam: Ich bin die einzig Normalsterbliche.
Doch ihre Vorfreude auf das bevorstehende Konzert konnte nichts trüben. Nicht die Fans, die immer wieder eine Kamera in Harrys Gesicht hielten, während sie selbst neben Anton stand, um ja nicht mit Harry in Verbindung gebracht zu werden. Nicht die anfänglichen, technischen Schwierigkeiten, die stickige Luft, die ihrem leichten Asthma nicht gefielen; nichts. Seit Monaten freut sie sich, hatte die Karte als Motivationsschub am Kühlschrank kleben und schon jetzt beschlossen, dass sie einen Ehrenplatz an ihrer noch spärlich bestückten Konzertkarten-Wand bekommen wird.
Als Bruno Mars die kleine Bühne betritt, berichtet, dass er diese Bar liebte, er gerne hier her verschwand, wenn er sich in Seattle befand, war die Stimmung auf dem Höhepunkt.
Nach Premiere seiner neuen Songs bat er um Fan-Fragen. Auf einem Barhocker sitzend hält er seine Gitarre bereit und Emma kann nicht anders als den hübschen Sänger mit großen Augen anzusehen, denn wie immer stellt sich eine Tatsache nicht ein. Die Information, dass einer ihrer liebsten Musiker gerade nur wneiger Meter vor ihr auf einem Hocker sitzt, kommt nicht in ihrem Gehirn an, sie kann es einfach nicht verarbeiten und deshalb bemerkt sie nicht, wer die Frage stellt.
"Hm...mein liebster Michael Jackson-Song", flüstert Bruno fast schon ins Mikrofon und erst jetzt kehrt sie in die Realität zurück. Wenn er jetzt - "Ich schätze es ist dieser hier." Ein Lächeln zeichnet sich auf seinen Lippen ab und schon nach dem ersten Ton erkennt sie den Song.
The Way You Make Me Feel.
Der Song, bei dem sie sich das erste Mal küssten und jetzt? Jetzt steht sie zwischen Anton und Willow, Vier Menschen trennen sie von ihrer großen Liebe und aufgrund all der Menschen um sie herum, kann sie nichts dagegen tun.
Oder doch?
"Wusste ich doch, dass nicht mal so ein Klotz wie du immun gegen Bruno ist." Seine raue Stimme taucht hinter ihr auf. Sie spürt seine Hand auf ihrer Hüfte, ganz leicht, ganz vorsichtig und in diesem Moment überkommt es sie einfach. Ruckartig dreht sie sich um und legt ihre Lippen auf seine. Völlig überrumpelt steht er da und lässt es geschehen. Er möchte nicht vernünftig sein, möchte einmal tun, was sein Herz ihm sagt. Sie werden es verstehen...oder?
Nein, tun sie nicht. Die Nachricht kursiert schnell. Bilder tauchen auf. Sein Handy dreht durch. Stunden vergehen, ohne dass Harry es merkt. Bruno denkt nicht daran diesen Abend zu beenden. Er überzieht, spielt eine Stunde länger, als geplant für die Menschen in Seattle und begeht einen entscheidenden Fehler. Er macht sie in der Menge aus, sieht Harry, Selena und ihre berühmten Freunde. Und er spricht sie an, bittet um ein Duett. Natürlich taucht dieser epische Moment in den sozialen Medien auf und natürlich befinden sich hässliche Menschen, fürchterliche Aasgeier am Ausgang des Clubs.
Ein Gerammel, ein fürchterliches Chaos, in dem er sie verliert. Es dauert lange, endlos lange Minuten, bis er sie ausmacht. Ihre Nase blutet, sie hat Kratzer an den Armen, ihre Beine sind aufgeschlagen.
Emma ging in dem Trubel unter und ohne es zu wissen verletzten sie nicht nur sie. Sie brachen ihm das Herz, denn in diesem Moment wurde ihm klar: Wenn er sie vor all jenen bescützen wollte, die ihn tagtäglich auf Schritt und Tritt verfolgten, dann musste er sie aus seinem Leben heraus halten.
Egal, wie er für sie fühlt. Er muss sie ziehen lassen.
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