9. Unser Halt
Ich wusste, wie dieses Leben verlaufen würde. Ich wusste, wie es von nun an sein würde, dass ich all das eine Ewigkeit zu ertragen haben müsste und doch hätte ich nicht gedacht, dass die Ewigkeit so schnell einen Anfang finden würde. Heute wäre der Tag an dem Bucky und ich eingefroren werden würden. Wir wurden auf Eis gelegt, bis Bucky wieder nützlich werden würde, erst dann werden wir zurück zu den Lebenden geholt und trotz der Tatsache, dass Bucky das schon einmal durchstehen musste und überlebt hatte, so war ich dennoch voller Panik bei dem Gedanken eingefroren zu werden und Gott weiß wann erst wieder zu erwachen. Ich wusste nicht, ob es weh tat, ob es so sein würde, als würde man schlafen oder ob man dennoch alles irgendwie wahrnehmen würde. Es war gruselig und ich wollte zu gerne einfach nur in der Nähe von Bucky sein, bei ihm sein und mich sicher führen, doch seit ich benebelt und völlig auf Droge bei ihm gewesen war vor zwei Tagen, hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Es war seltsam, wie verbunden ich mich in einer so kurzen Zeit zu ihm fühlte und das obwohl wir kaum je ein richtiges Wort miteinander gewechselt hatten. Er war alles was mir hier geblieben war, mein einziger Halt und ohne ihn würde ich völlig untergehen.
„Du wirst nochmal kurz zu ihm dürfen, da er uns zu angespannt ist und danach beginnt das einfrieren", erklärte mir einer der uniformierten Männer, der Juri hieß und wohl ziemlich hoch angesehen hier war.
„Und es ist ungefährlich?", fragte ich verängstigt nach, wollte es einfach wissen und sah dabei zu dem gewaltigen Glaskasten, vor dem ich stand und in dem ich Gott weiß wie viele Jahre eingesperrt sein würde.
„Kann ich dir nicht versprechen, aber wir erhalten euch am Leben", meinte er schlicht und wies mir auch schon an ihm zu folgen. Die Zeit, wo ich nun schon hier war, hatte es nicht geschafft mir mein unwohles Gefühl zu nehmen, wenn ich durch die Gänge hier lief. Sie konnten mir meine Abneigung und meine Panik nicht durch ein großes Zimmer, Schmuck und schönen Kleidern nehmen, was ich alles zur Verfügung gestellt bekommen hatte. Mein Herz schlug nach wie vor für S.H.I.E.L.D. Ich war ein Teil davon und ich würde niemals schwach werden, auch wenn ich längst nicht mehr stark war.
„Sehr aufmunternde Worte", murmelte ich leise und umklammerte Buckys Halskette fest dabei, die ich immerzu bei mir trug, die nie jemand als etwas verdächtiges angesehen hatte und wozu keiner Fragen stellte. Für mich war diese Kette neben Bucky selbst ein so wichtiges Stück meines Lebens hier. Wenn ich sie hatte, dann hatte ich Hoffnung ihn irgendwann wiederzuhaben und mit ihm so von hier wegzugelangen, auch wenn mir langsam klar wurde, dass es vermutlich Jahrzehnte dauern würde. Dass ich meine Familie vielleicht niemals mehr so sehen würde, wie ich sie jetzt in Erinnerung hatte, dass die Welt eine andere sein würde und dass ich, Elena, nicht mehr existieren würde, dass ich ausgetauscht sein würde durch mein neues Ich, Malia. Den Namen hatte ich mir selbst gegeben, als Zola meinte, mein echter Name wäre von heute an nicht mehr da, dass ich ihn nie wieder nutzen dürfte und so suchte ich mir diesen aus, den Namen, den einer meiner liebsten Figuren eines Buches trug, aus denen meine Mutter mir früher vorgelesen hatte, bevor eben alles ein Ende finden musste. Malia war in diesem Buch furchtbar stark gewesen und mutig und ich wollte eben genau das sein, ich musste es an einem Ort wie diesem sein.
Mein Herz schlug schneller, als wir Buckys Zimmer näher und näher kamen, doch ich wusste nicht wirklich, was ich zu ihm sagen sollte. Was hatten wir uns auch schon zu sagen? Ich wusste, dass er mir wichtig war, dass ich ihn brauchte, aber im Grunde kannten wir uns kein Stück. Ich verspürte zwar große Dankbarkeit, wenn ich daran dachte, wie er sich um mich gekümmert hatte, als ich benebelt bei ihm gewesen war, wie rührend süß er da gewesen war und doch fiel es mir schwer seine Seite zu vergessen, die auf Knopfruck andere tötete.
„Na dann viel Spaß", bemerkte Juri spöttisch, als er die Türe aufsperrte und mich, wie so üblich, in das Zimmer Buckys schubste, wo ich wankend einige Schritte von diesem entfernt zum stehen kam. Es war das erste mal, dass wir so aufeinander trafen, einfach wie zwei normale Menschen, ohne dass ich Angst vor ihm hatte oder gar nicht wirklich anwesend war. Nein, dieses mal war ich sogar verdammt anwesend und verdammt dankbar bei ihm sein zu dürfen, denn ich würde ihn kurz vor dem was kommen würde brauchen.
„Malia", hauchte er sehnsüchtig und ich sah, wie er sich richtig verkrampfte von der Tatsache mir so fern zu sein. Es brach mir richtig das Herz zu sehen, wie gebunden er an mich war, er hatte besseres verdient, als all diese Manipulation, doch ich würde ihn versuchen weniger zu quälen und auch wenn es befremdlich war ihm einfach so nahe zu sein, ohne dass wir uns wirklich kannten oder zusammen waren, so lief ich auf ihn zu und ergriff sachte seine menschliche Hand, drückte sie beruhigend, was ihn gleich lockerer werden ließ.
„Danke", bemerkte er glücklich und schien wirklich komplett zufrieden von diesem bisschen Nähe zu sein.
„Wie geht es dir?", fragte ich lächelnd nach und wusste, dass ihn das vermutlich seit langem keiner mehr gefragt hatte, was sein verdutzter Gesichtsausdruck bestätigte.
„Gut", antwortete er fast schon mechanisch darauf und ich seufzte verbittert auf, versuchte wie so oft das Bild des alten Buckys auf flimmern zu lassen, doch das hier war ein schwacher Schatten seines wahren Ichs und vermutlich existierte der echte Bucky nicht einmal mehr, ihn gab es einfach nicht mehr und genauso würde ich früher oder später auch noch enden.
„Hast du keine Angst?", fragte ich leise nach und erschauderte, als er anfing mit seinem Daumen über meinen Handrücken zu streichen, was er wohl völlig unbewusst tat. Schuldig dachte ich an Will, den Kerl den ich liebte, der mich suchte, doch ich musste hier für einen anderen Mann da sein und das schlimmste war wohl eben, dass es mich nicht so störte von Bucky berührt zu werden, wie es das eigentlich sollte.
„Hast du es denn?"
„Unfassbare Angst sogar", erwiderte ich ein wenig hysterisch und sah wie sich in seinem Blick was regte, er wirkte ernsthaft bekümmert und besorgt.
„Du brauchst keine zu haben. Es ist wie schlafen", versicherte er mir nun deutlich sanfter, was mich lächeln ließ, als da jedoch schon die Türe aufging und mehrere bewaffnete Soldaten eintraten, vorne voran Juri natürlich.
„B...", schrie ich verzweifelt auf, wollte mich dem noch nicht stellen, als Juri mich an den Schultern packte und von Bucky zerren wollt, doch dieser ließ, angetrieben von meiner Panik, meine Hand nicht los, schien innerlich in den Kampfmodus zu gehen und ich wusste, dass es böse enden könnte, wenn ich meine Angst jetzt nicht beiseite schob.
„Lasst sie los!", schrie er wütend auf, doch hastig lockerte ich meinen Griff um seine Hand, versuchte ihm durch meinen Blick mitzuteilen, dass es ok war, dass ich das schon schaffen würde, irgendwie.
„Los lassen! Oder willst du sie bestraft sehen", ertönte nun Juris schneidende Stimme und widerwillig ließ Bucky mich gehen, für wie viele Jahre auch immer.
Gegenwart
Bucky
„Ich meine es ernst, wenn er noch mehr Zimmer von mir demoliert, schläft er in einem Käfig!"
„Er wird sich schon in den Griff kriegen!" Besorgt sah ich zwischen Steve und Tony hin und her, als beide sich lautstark meinetwegen anschrien und mein bester Freund so wirkte, als würde er mich bis in den Tod verteidigen und das obwohl ich ganz klar kein Unschuldsengel war.
„Steve...", versuchte ich deswegen ihn zu besänftigen, „Er hat doch recht, das ist das dritte mal, dass ich wegen eines Albtraums mein Zimmer zerstörte."
„Keiner wird in einem Käfig schlafen", mischte sich da nun Natasha ein, die sich einen Kaffee einschenkte und damit zu Wanda aufs Sofa setzte.
„Vielleicht ist es aber besser so."
„Oh ich bitte dich Bucky! Du brauchst nur etwas Zeit und wir werden dich nicht so behandeln, wie Die!", schnaubte Steve auf und meinte eindeutig HYDRA damit. Natürlich hatte er Recht, es würde alles dauern, doch ob mancher Schmerz jemals vergehen würde? So richtig vergehen würde?
„Wir sollten einfach eine Art Therapie daraus gestalten und ihm versuchen zu helfen", schlug Natasha nun vor und ich sah sie mit einem Blick an, als ob das wirklich ihr ernst wäre, doch so war es offensichtlich.
„Und wer soll ihn therapieren?", fragte Tony nach, „Kein normaler Therapeut hätte eine Ahnung von dem was er erlebt hatte."
„Dann sollte er einfach mit uns reden", schlug Wanda vor, die mir nach wie vor am allermeisten suspekt hier war, schließlich hatte sie freiwillig für HYDRA gearbeitet gehabt. Ich selber hatte sie zwar nie in all meiner Zeit dort kennen gelernt, doch sie erinnerte mich immerzu an Malia und der Tatsache, dass sie alles dafür gegeben hätte, um von dort raus zukommen, während jemand wie sie freiwillig dort hineingelaufen war.
„Ihr wollt doch nur wissen, wie ihr es schafft mich ruhig zu stellen, so wie Sie es hatten", bemerkte ich harscher als ich es wollte.
„Du musst nicht darüber reden", beruhigte Steve mich sogleich, doch sie sollten es wissen. Es würde zwar rein gar nichts bringen, wie denn auch? Es würde sie aber vielleicht mehr verstehen lassen.
„Sie haben ein Mädchen eingesetzt, um mich zu besänftigen", erklärte ich ihnen deswegen und sah schon die verwirrten Reaktionen, „Besser gesagt eine Frau."
„Aber... wie?", fragte Tony nach und ich ließ mich auf einer der Barhocker nieder, dachte an ihr liebliches Gesicht, ihre wunderschönen Augen und die Wirkung, die sie auf mich hatte.
„Ich hatte einst eine Mission, verschonte sie dabei jedoch weil... ich wusste es nicht. HYDRA nutzte das aus, sie verstärkten meine Zuneigung zu ihr, nahmen sie gefangen und... ich verdammte sie."
„Sie haben dir mit ihr gedroht", hauchte Wanda schockiert, als würde diese Seite HYDRAs neu für sie sein.
„Und sie hat gelitten. Anfangs gaben wir uns nur gegenseitig Halt, doch sie wurde mir auch seelisch wichtig. Sie war alles, was ich hatte", erklärte ich schmerzvoll und ballte meine Hände zu Fäusten, wollte am liebsten etwas zerstören, riss mich aber zusammen, bevor Tony noch ausrasten würde.
„Was ist geschehen?", fragte Steve besorgt nach, schien die Antwort längst zu kennen.
„Sie ist tot", meinte ich kalt, fand es seltsam das laut auszusprechen und nicht zu zerbrechen, wie sonst auch, „Das was wir hatten wurde zu gefährlich, also musste sie weg. Ich habe sie verloren und das nur weil ich nicht stark genug gewesen war."
Heyho :) Ich hoffe euch hat das Kapiel trotz der Verspätung gefallen. Ja jetzt kommt der erste Zeitsprung und der bringt viele neue Entwicklungen mit sich xx
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