56. Safe House

Nur schleppend fing ich an gesund zu werden, mich besser zu fühlen. Ich wurde gezwungen im Bett zu bleiben, durfte erst nach zwei Wochen die Krankenstation verlassen und in mein Zimmer gehen, wo ich jedoch auch ans Bett fast schon gebunden wurde. Alle waren in Sorge um mich und es war ja ganz süß von ihnen, doch ich fand es nach ein paar Tagen eigentlich nur noch lästig behandelt zu werden wie ein rohes Ei, immerhin ging es mir gut, ich drohte nicht gleich zu sterben, auch wenn mein Körper nicht in Topform war, doch das war nun wirklich nichts Neues. Bucky war ständig bei mir und nur mit viel Überredungskünsten schaffte man es ihn dazu zu bringen, auch mal das Zimmer zu verlassen, vielleicht zu trainieren, normal zu leben und nicht an meiner Seite zu kleben, wie er es gern möchte. Mir ging es mittlerweile wieder recht gut, gut genug, dass ich mir zutraute das Bett zu verlassen und an dem normalen Alltag wieder teilzuhaben, was nicht alle so sahen. Wenn Tony oder Bucky sahen, wie ich herumlief, mir einen Tee selbst machte oder nur einen Stuhl schob, drehten sie halb durch und trugen mich regelrecht zurück ins Bett. Ich hasste es. Ich war keine Vierjährige mehr, ich war in der Lage selbst zu entscheiden und selbst zu wissen, wie viel ich aushielt und wie viel ich verkraften könnte, nur leider war ich damit in der Unterzahl.

„Ich meine es ernst, B, wenn du nicht bald aufhörst mich in diesem Bett festzuhalten, drehe ich durch", sagte ich mürrisch, als mein überbesorgter Freund mich mal wieder zurück ins Bett trug, nachdem er fast einen Anfall bekommen hat, nur weil ich die Spülmaschine ausräumen wollte.

„Ich drehe auch durch, wenn du nicht aufhörst mit dem Benehmen. Du musst dich ausruhen und nicht Hausarbeiten erledigen", sagte er genauso wütend wie ich es war, als er mich absetzte und sich zu mir aufs Bett begab.

„Mir geht es doch besser. Ich kann nicht für immer liegen", sagte ich schnippisch, da ich schon merkte, wie mir sämtliche Muskelkraft ausging von dem ständigen Liegen.

„Ich will nicht, dass du gleich wieder zusammenbrichst, du musst dich länger schonen", sagte Bucky und ich verdrehte die Augen, doch wir beide wussten genau, dass ich niemals besser werden würde, dass mein Körper nicht von heute auf morgen einfach heilen würde und meine Organe wieder einwandfrei funktionieren. Das würde nie geschehen und ich hatte mich damit abgefunden mit Sicherheit niemals alt zu werden, doch ich lebte schon lange, sehr lange, meine Zeit hätte so oder so ablaufen müssen.

„Ich werde ja nicht gleich einen Marathon laufen gehen oder bei Missionen mitmachen, ich habe doch nur die verdammte Spülmaschine ausgeräumt, das ist nun wirklich keine große Sache gewesen!"
„Für mich ist es das", erwiderte er und klang ein wenig beeidigt dabei, weswegen sich ein Lächeln auf mein Gesicht schlich.

„Du bist anstrengend", sagte ich und ergriff seine Hände, sah wie er selbst lächeln musste, näher rückte.

„Und du bist stur."
„Sagst du? Du bist viel schlimmer als ich", schnaubte ich, küsste seine Wange flüchtig und kuschelte mich an seine Seite.

„Muss ich auch sein. Ich habe die ersten Jahre meines Lebens auf jemanden wie Steve aufpassen müssen und nun dich als Freundin, wenn ich nicht stur und hartnäckig wäre, wärt ihr beide längst tot."
„Oh bitte, Steve und ich sind beide äußerst verantwortungsbewusst", verteidigte ich uns kichernd und sah wie nun er die Augen verdrehte, als er mich küsste und ich unseren kleinen Streit ganz schnell wieder vergessen hatte. Ich verstand seine Sorge, sehr gut sogar, doch ich würde gewiss nicht ewig hier in diesem Zimmer bleiben und solche Auseinandersetzungen werden dadurch wohl noch öfters entstehen. Vor meinem kleinen Zusammenbruch war alles eben auch äußerst stressig gewesen, doch von diesem Stress war nun nicht mehr viel zu sehen. Ich hatte immer noch Sorgen wegen HYDRA und wie leicht sie uns finden konnten, uns näherkommen konnten, doch ansonsten war alles friedlich, keine Streitereien und keine Dramen.

„Ich will nur, dass es dir gut geht", sagte Bucky liebevoll und strich mir ein paar Haare aus dem Gesicht und musterte mich aus seinen hellen Augen nachdenklich.

„Und ich will, dass es dir gut geht und ich sehe, dass das nicht der Fall ist, solange du hier an meiner Seite ständig verweilen musst und das Leben dort draußen verpasst."
„Mein Leben ist nicht dort draußen, sondern wo auch immer du bist", merkte er an und ich verdrehte schmunzelnd die Augen.

„Werde nicht so süß", neckte ich ihn und kicherte, als er meine Wange knuffte. Er wollte gerade schon was erwidern, als es an der Türe klopfte und auch schon Tony zusammen mit Steve eingetreten kam. Seltsame Kombination. Beide sahen sehr besorgt aus und ich ahnte sofort, dass etwas los war.

„Ich hoffe, wir stören euch nicht und ich bin erfreut, dass ihr Klamotten tragt", sagte Tony in seinem üblichen, spaßenden Ton und ich schüttelte amüsiert den Kopf, war dennoch angespannt, denn anders als Tony wirkte Steve ernst, bekümmert.

„Was ist los?", fragte Bucky, der seinem Freund deutlich ansah, dass irgendwas nicht ok war und dieser tauschte einen kurzen Blick mit Tony.

„Ihr zwei müsst weg."
„Weg?", fragte ich verwirrt, verstand nicht, was er meinte. Wohin sollten wir gehen?
„Sieht aus, als ob HYDRA mehr in S.H.I.E.L.D verankert ist, als angenommen und derzeit New York einfach kein sicherer Ort ist, deswegen sollten du und Bucky fürs erste die Stadt verlassen, wir planen alles, sorgen für Schutz, doch wo anders ist es mit Sicherheit sicherer als hier, wir können nicht alle ständig anwesend sein und können auch niemandem wirklich trauen", erklärte Tony sachlich und ich sah schockiert zwischen ihnen hin und her, merkte, wie nervös ich wurde, meine Hände schwitzig. Sie waren uns auf den Fersen, sie waren fast bei uns, sie würden uns kriegen, einsperren. Ich dachte an Ivan, den Winter Soldier, ich dachte an Heinrich, das Einfrieren, mein Zimmer und ich glaubte umkippen zu müssen, hielt mich jedoch aufrecht.

„Wohin?", fragte Bucky neben mir, der sich so angespannt hatte, als ob er bereit wäre jeden Moment anzugreifen, die Bedrohung schon wittern könnte und bereit wäre jeden umzubringen, der als nächstes das Zimmer betritt.

„Wir haben ein sicheres Haus in den Bergen gefunden, Abseits von der Stadt und leichter im Auge zu halten, ihr werdet dort vorerst bleiben, bis wir herausgefunden haben, wen man trauen kann und wem nicht", sagte Steve und ich nickte wie benommen, konnte das alles kaum verarbeiten. Wir musste weg. HYDRA war in der Nähe, wir würden wieder eingesperrt werden und dieses Mal sterben, nicht erneut entkommen, nicht ein drittes Mal.

„Wann?", fragte Bucky weiter, schien sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, es im Gegensatz zu mir zu schaffen, da ich gerade Schwierigkeiten hatte nicht hysterisch auszuflippen, mich das alles gerade einfach nur enorm überfordert, ich mir kaum vorstellen konnte irgendwo sicherer zu sein als hier und doch wurde ich eben hier bereits gefunden, angegriffen und ich erschauderte bei der Erinnerung an Jack und wie ich ihn tötete.

„Wenn organisatorisch alles gut klappt, heute Nacht", sagte Tony und ich ergriff wie von allein Buckys Hand, doch das alles passierte so schnell, so plötzlich. Ich dachte wir wären sicher, ich dachte die Dramen wären vorerst vorbei und nun das.

„Ich verspreche dir, dass alles gut werden wird"; sagte Bucky nun an mich gerichtet, schien wahrzunehmen, wie verängstigt ich war und zog mich gleich an seine Seite.

„Wir werden nicht zulassen, dass euch irgendwer schaden wird", versicherte Steve uns ernst und ich nickte nur erneut, fand keine passenden Worte, mein Mund war zu trocken, mein Kopf zu voll zum Reden.

„Wir werden uns fertig machen", sagte Bucky an die zwei gerichtet, die nickten und uns wieder allein ließen, Bucky mich schon zu sich drehte, zwang ihn anzuschauen.

„Es wird alles gut werden, verstanden? Ich verspreche dir, dass ich nicht zulassen werde, dass dir irgendwas geschieht."
„Und was ist mit dir? Ich will auch nicht, dass dir irgendwas geschieht und du kannst keins von beidem garantieren, wie auch? Sie haben uns so oft gefunden, sie werden uns wiederkriegen und töten", brachte ich heraus, war den Tränen nahe und er küsste meine Stirn, umgriff mein Gesicht und sah mich ernst an.

„Ich werde das nicht zulassen! Niemals! Es ist mir egal, wie unmöglich es auch ist das zu versprechen, ich verspreche es dir, dir und mir wird nichts geschehen", sagte er und ich nickte, vertraute ihm, auch wenn er niemals Einfluss darauf haben könnte, doch es war ihm wichtig mich zu beruhigen und ich wusste mit Sicherheit, dass er alles dafür geben würde dieses Versprechen zu halten. Ich beugte mich ihm entgegen, küsste ihn hingebungsvoll, kompensierte meine ängstliche und panische Stimmung damit so gut ich konnte, wollte spüren, dass er hier war, glaubte mir würde ansonsten die Zeit davonlaufen.

„Bring mich nicht in Versuchung, Malia", brachte Bucky schwer atmend hervor, als er sich von mir löste, ich ihn wieder küssen wollte, er jedoch abblockte, „Du bist immer noch schwach und ich weiß nicht, wie du unseren Sex in Erinnerung hast, aber das ist nichts, was jemand, der sich zu schonen hat, tun sollte."
„Was ist, wenn wir morgen sterben?", fragte ich verzweifelt und er lächelte leicht, strich mir mit beiden Händen über meine Wangen, sah mich liebevoll an.

„Wir werden nicht sterben. Ich lasse das nicht zu, vertrau mir endlich, alles wird gut, mein arme, kleine Porzellanpuppe." Ich verdrehte die Augen von dem Namen, lächelte nun jedoch auch, akzeptierte, dass das heute nichts mehr werden würde.

„Ok", seufzte ich ergeben.

Es fiel mir schwer alles zusammenzupacken, nichts Wichtiges zu vergessen und halbwegs ruhig zu bleiben, doch gegen ein Uhr in der Nacht hatte ich es mit der Hilfe von Wanda dann geschafft, da ich mich ja nicht so viel bewegen sollte. Bucky hatte sein Bestes gegeben mich zu beruhigen, mir gut zuzureden und alles, doch nun, wo es drum ging wirklich den Tower zu verlassen, schafften es keine Worte und Geste mir die Angst zu nehmen. Mir gefiel es nicht zu gehen, mir gefiel es nicht irgendwo anderes Zuflucht suchen zu müssen, es fühlte sich falsch an und ich wurde das mulmige Gefühl nicht los, dass es ein gewaltiger Fehler sein würde zu gehen.

„Habt ihr alles?", fragte Natasha uns, als wir draußen vor dem Tower unser Gepäck in eines der Autos luden, das uns von ihr wegbringen würde.

„Ich denke schon", antwortete Bucky ihr, hielt meine Hand dabei in seiner fest, um mir irgendwie Halt zu geben.

„Wir werden uns sicher schnell wiedersehen", sagte sie weiter und sah vor allem mich dabei an.

„Natürlich doch, wir regeln das in wenigen Tagen, machen das alles hier sicherer und alles wird gut", sagte Tony genauso zuversichtlich und auch wenn sie es alle gut meinten, konnte es mich nicht wirklich aufheitern, die Angst, die ganzen Umstände, die verwirrende Situation tat mir nicht gut, konnte meine Laune unmöglich heben und so lächelte ich auch eher gezwungen.

„Wir stehen im Kontakt zu allen Wachen, alles wird gut werden", sagte Steve und legte seine Hand auf Buckys Schulter, schien mit ihm über Blicke zu kommunizieren und normalerweise hätte ich versucht herauszulesen, um was es geht, doch ich war zu nervös und ließ mich so einfach von Wanda in eine Umarmung ziehen, verabschiedete Nat und schenkte den anderen nochmal ein falsches Lächeln, ehe ich einstieg und Bucky mir schon folgte.

Die Fahrt dauerte eine Ewigkeit. Stunden fuhren wir, raus aus der Stadt in immer ländlichere Gebiete und in der ganzen Zeit sagte keiner was. Bucky und ich schwiegen, ich schaute aus dem Fenster, sah zu, wie New York hinter uns gelassen wurde, die Sterne am Himmel leuchteten und die Nacht allmählich verschwand, es anfing wieder Tag zu werden.

Zum Morgengrauen kamen wir schließlich an unserem Ziel an und ich war verblüfft zu sehen, wo wir von nun an leben würden, denn es war eine einfache Holzhütte am Rande eines Waldes und wir befanden und so hoch in den Bergen, dass hier doch tatsächlich Schnee lag. Es war im Grunde der komplette Unterschied zu New York.

„Ihr werdet hier fürs erste untergebracht werden. Wachen werden immer um das Haus herum sein, ihr werdet also sicher sein", erklärte uns der Fahrer, als das Auto zum Stehen kam und wir aussteigen konnten, uns endlich die Beine vertreten durften nach all den Stunden im Auto.

„Gibt es noch mehr zu beachten?", fragte Bucky, während ich mich staunend umsah, fröstelnd die Arme um mich schlang, da ich nicht unbedingt geeignet für dieses Gebiet gekleidet war und hier zu sein erinnerte mich an etwas und ich wusste nicht, ob ich diese Erinnerung als eine glückliche oder schlechte einstufen sollte.

„Keine Telefonate oder ähnliches sollten geführt werden, wir wissen nicht, wie sicher die Signale hier sein werden. Ansonsten geht nicht zu sehr vom Haus weg und seid unbesorgt", sagte der Mann weiter und nickte zu unserer neuen Bleibe, wo zwei Männer aus einer der weiteren Autos bereits unser Gepäck hintrugen.

„Alles klar", erwiderte Bucky und schob mich leicht vorwärts zum Eingang. Das Haus war vorgeheizt worden zum Glück, so dass ich aufatmete nicht länger so in der Kälte sein zu müssen, mich etwas lockerer umsah in unserem neuen Zuhause. Ich hatte kurz erwartet dieselbe Einrichtung zu sehen wie von der letzten Hütte, in der ich gewesen war, hatte erwartet den alten Kamin, das klapprige Bett wiederzusehen, knallhart mit dieser Erinnerung konfrontiert zu werden, doch hier drinnen sah es nicht aus wie in der Hütte, in der ich damals in den 90ern mit Bucky gewesen war, es war modern hier, gemütlich, wirkte wie das Winterferienhaus von irgendwelchen reichen Leuten. Ein moderner Ofen spendete Wärme, überall hingen irgendwelche Kunstwerke an den Wänden, an jeder Ecke stand ein gemütliches Sofa mit viel zu vielen Kissen auf diesen gestapelt und die angrenzende Küche wirkte ähnlich neu und übertrieben wie die im Tower.

„Was ist das für ein Ort?", fragte ich Bucky leise, war überrascht, dass es hier so aussah, doch wer machte sich die Mühe an einem so abgelegenen Ort ein solches Haus zu bauen?

„Ich denke man muss reich sein, um das zu verstehen", erwiderte dieser und schaffte es, dass ich wirklich ehrlich lächeln musste.

„Naja, wir zwei wissen mittlerweile in jeder Lebenssituation zu leben, dann verkraften wir das hier auch", sagte ich und er verdrehte amüsiert die Augen.

„Ja, wird schrecklich werden unter solchen Umständen zu leben."
„Solange wir sicher sind", seufzte ich, hoffte so sehr, dass wirklich niemand uns folgte, dass wir hier sicher wären.



Die nächsten Tage verliefen entspannender als gedacht. Bucky und ich waren allein unter uns und auch wenn viele Wachen da waren, so hatten wir nur uns zum Reden und das verband uns nur noch mehr miteinander. Ich wurde immer noch bemuttert und durfte kaum das Bett verlassen, doch ich war froh eine neue Umgebung zu haben, die ich nun von diesem aus betrachten konnte. Die anderen schauten vorerst nicht vorbei, um unseren Ort so sicher und geheim wie es nur ging zu halten, so dass die einzige Person, die von außerhalb noch vorbeikam, mein seltsamer Therapeut war. Ich hatte ihn schon im Tower noch einige Male gesehen und war immer noch sehr verstört von seiner Taktik mir zu helfen, in dem er mich alles schlimme in meinem Leben wieder durchleben lässt und mir Schuldgefühle einredet, wenn ich Zweifel an allem habe, doch ich tat es für die anderen, die sich besser damit fühlten und vielleicht würde diese Therapie mir ja irgendwann helfen? Ich hatte keine Ahnung, doch fürs erste würde ich sie einfach geduldig weiter ertragen.

„Wie kommst du mit der ganzen Lage zurecht, Malia?" Ich sah weg von dem Fenster und wieder nach vorne zu Karl, meinem Therapeuten, der mich neugierig musterte, seinen Notizblock in der Hand hielt und dessen blaue Augen mir eine Heidenangst machten, so kalt wie sie wirkten.

„Ganz gut. Mir geht es besser, der Umgebungswechsel ist befreiend", sagte ich knapp zur Antwort, wollte nicht erneut darüber reden, wie tief unglücklich ich in meinem Inneren doch angeblich war. Aus irgendeinem Grund war seine Taktik im Aufbauen nämlich die, dass er mich erst stark herunterzog und ich verstand wirklich nicht, wo er das gelernt hatte und inwiefern mir das je helfen sollte, doch na gut, diese Psychologen und alles hatten doch einen an der Klatsche.

„Ja, diese Abgelegenheit scheint dich zu befreien, du magst die große beengende Großstadt nicht, was verständlich ist, wenn man so lange fernab von alledem leben musste", sagte er und ich nickte, war erstaunt, dass er mir herbei nicht versuchte irgendwas anderes einzureden.

„Sieht so aus, ja."

„Und der plötzliche Wechsel deines so vertrauten Umfelds, erfüllt es dich nicht auch mit Furcht und Angst? Du hast den Tower als ersten sicheren Hafen betrachten können seit damals, fühlt es sich nicht falsch an weg von ihm zu sein?" Aufmerksam sah er mich an und ich blinzelte kurz irritiert. Ja, das klang schon eher nach ihm als sein mitfühlender Ton. Was er für ein Problem hatte, war mir schleierhaft, seine Methoden waren einfach nur merkwürdig, doch na gut, ich hatte nicht viel anderes erwartet.

„Natürlich ist es eigenartig, aber ich weiß, dass ich sicher hier bin. Niemand weiß, wo ich bin, alles ist gut", antwortete ich, zog meine Beine zu mir auf den Stuhl, schlang meine Arme um meine angezogenen Knie.

„Natürlich doch und es ist auch gut, dass du so denkst, dennoch hast du sicher auch deine Zweifel, oder nicht?" Natürlich, was wollte er denn aber hören? Bevor ich jedoch antworten konnte, übernahm das jemand anderes für mich.

„Ich denke, Malia braucht eine Pause." Erschrocken sah ich zu Bucky auf, der ohne, dass wir zwei es bemerkt hatten, den Raum betreten konnte, nicht sehr freundlich zu Karl sah, der sein Notizbuch zuschlug.

„Wir sind mitten in einer Besprechung."
„Und ich denke, das reicht für heute", drückte Bucky sich nochmal hartnäckiger und bestimmender aus und er hatte ja keine Ahnung, wie froh ich war, dass er hier war.

„Wir haben gerade erst angefangen und auf diese Weise wird Malia nie ihr Trauma verarbeiten können."
„Und sie verarbeitet ihr Trauma indem Sie sie mit noch mehr Ängsten füttern? Nein, ich denke das reicht, Sie können gehen!" Ich hatte Bucky schon lange nicht mehr so ernst und direkt gesehen, so kühl, so gefährlich in gewisser Weise und ich konnte nicht anders, als zu lächeln, so wie er sich für mich einsetzte, sich um mich sorgte, was Karl anders sah, da dieser ganz empört seine Sachen packte und zum Ausgang schritt.

„Eine Frechheit ist das", murmelte er halblaut, ließ uns allein und erst da sah Bucky zu mir.

„Ist er immer so?", fragte er mich und ich lachte auf.

„Er hat eigenartige Methoden."
„Dass du noch nicht vom Tower bei der ersten Sitzung gesprungen bist, ist eher ein Wunder. Wo hat Banner ihn denn aufgetrieben", sagte Bucky verstört, lief auf mich zu, wo ich meine Arme nach ihm ausstreckte, er mich mit Leichtigkeit hochhob und ich meine Beine um seine Mitte schlang, ihm gleichauf war und mich nur gleich in seinen wunderschönen, hellen Augen zu verlieren drohte, es liebte bei ihm zu sein, so nahe, so ungestört.

„Ich nehme ihn nicht wirklich ernst, das hilft."
„Wieso hast du denn nichts gesagt?"

„Es hat euch beruhigt und ich dachte vielleicht irgendwann zu kapieren, was er da zu bezwecken versucht", erklärte ich mich, stupste seine Nase mit meiner an und brachte ihn ebenfalls endlich zum Lächeln.

„Also so schnell lasse ich ihn nicht mehr in deine Nähe, seine Methoden wirken zu krank", versicherte Bucky mir und glücklich vergrub ich mein Gesicht an seiner Schulter, genoss seine Nähe.

„Ok, irgendwelche Pläne für den restlichen Tag?"

„Kommt drauf an, wie fit du dich fühlst", antwortete er und ich sah wieder auf.

„Mir geht es die ganze Zeit prima, ihr alle macht nur zu viel Wind um nichts und wieder nichts."
„Wir sind nur besorgt, aber ich versuche heute mal etwas weniger überbesorgt zu sein, denn wir zwei gehen nach draußen", sagte er mir und ich sah ihn entzückt von diesem Vorschlag an. Ich hatte schon lange nicht mehr Zeit draußen verbracht und vor allem hier, wo Schnee lag, ein Wald uns umgab, es klang zu schön, um ständig nur drinnen zu verweilen.
„Wirklich?", fragte ich aufgeregt wie ein kleines Kind, was ihn grinsen ließ.
„Nicht lange, du musst dich weiter schonen, aber ich denke, die frisch Luft und ein Spaziergang werden dir gut tun", meinte er und glücklich küsste ich ihn kurz, war so glücklich nicht einen weiteren Tag nur im Bett zu verbringen und als wir eine halbe Stunde später dick eingepackt das Haus verließen, blühte ich wirklich auf, fühlte mich so gut und so frei wie seit einer sehr langen Zeit nicht mehr. Ich lief freudig durch den Schnee, direkt in den angrenzenden Wald hinein mit Bucky an meiner Seite. Hand in Hand schlenderten wir durch das verschneite Paradies und das Gefühl den Schnee unter meinen Stiefeln knirschen zu hören stimmte mich ganz euphorisch, während Bucky nach einer Weil sehr ruhig wirkte, nachdenklich und seine anfängliche Freude leider schnell wieder verschwand. Was war los?

„Ist alles in Ordnung?", fragte ich besorgt, nachdem er nicht mehr sprach, nur noch nachdenklich nach vorne starrte.

„Ich... es ist nur... erinnerst du dich an das letzte Mal, als..." Er brauchte nicht zu Ende zu reden, ich verstand auch so, was er meinte, worauf er hinaus wollte. Es war etwas, worüber ich selbst oft nachgedacht hatte, wie dieser Ort hier alte Erinnerungen wachrüttelte und augenblicklich kamen mir wieder die Bilder in den Kopf, wie ich das erste Mal bei HYDRA raus durfte, auch Schnee lag, Bucky und ich allein im Wald waren, in dieser Hütte, wie ich wegrennen wollte, er jedoch nicht. Ich hielt an, sah bitter nach vorne, erinnerte mich zu gut daran, wie ich vor ihm weggerannt bin, nachdem ich erfahren hatte, dass er Howard Stark umgebracht hatte, dass er Will umgebracht hatte. Will. Oh mein armer, unschuldiger Will. Er hätte alles haben können, er hätte alles Glück der Welt verdient gehabt, nur hatte er mich einfach nicht loslassen können und ich hatte ihn enttäuscht.

„Tut mir leid", hauchte Bucky schmerzvoll, „tut mir leid, dass ich es überhaupt erwähnt habe, es tut mir leid, was ich dir da angetan habe, ich... ich werde niemals vergessen können, wie du mich angesehen hast, wie du weggerannt bist und lieber erfrieren und sterben wolltest, als zu mir zu gehen, ich..."
„Stopp!", unterbrach ich ihn, sah zu ihm, erkannte die Tränen in seinen Augen glitzern und fühlte mich gleich ganz schrecklich Schuld daran zu tragen, dass es ihm nicht gut ging, „Es ist lange her, du warst nicht du, ich habe dir längst verziehen."
„Aber wie? Nachdem was ich getan habe..."
„Weil das nicht du warst", versuchte ich ihm begreiflich zu machen, umklammerte sein Gesicht dabei in meinen von Handschuhen überzogenen Händen, „Sie haben dich dazu gezwungen, doch nun haben sie keinen Einfluss mehr auf dich, wir sind frei, der Schrecken ist vorüber und wenn wir beide nur uns gegenseitig die Schuld für irgendwas geben, werden wir nie glücklich werden."

„Ok", hauchte er zur Antwort, schloss die Augen und ich stellte mich auf meine Zehen, um ihn flüchtig zu küssen.

„Ich liebe dich B, für immer und noch mehr. Nichts wird sich je daran ändern können, HYDRA wird das nie ändern können, keine Macht der Welt, nicht mal der Heilige Geist persönlich könnten das je ändern", sagte ich sanft und war froh, als er seine Augen öffnete, nicht mehr diese Trauer und dieser Selbsthass darin zu sehen war.

„Du bist alles, was zählt."
„Weiß ich doch", sagte ich neckend und er musste lachen.

„Na gut, ich hoffe du weißt auch, wie man einen Schneemann baut, denn das ist nun unser Ziel für den restlichen Tag."
„Oh und wie du dich darauf verlassen kannst", sagte ich glücklich, zog ihn mit mir weiter, würde vermutlich auf ewig in so einem Wald an das, was war, denken müssen, mir einbilden zu hören, wie er in der Ferne meinen Namen ruft, würde mich selbst rennen sehen, den Schmerz von damals fühlen, doch ich würde diese Erinnerungen Stück für Stück mit neuen Dingen füllen, wie dem heutigen Tag und irgendwann wäre das, was war, nichts als ein böser Traum, eine schwache Erinnerung, ein kleiner Fetzen, mehr nicht und dann wäre alles gut.


Aloha :) Es tut mir so unendlich Leid für das lange Warten und ich hoffe ihr habt die Geschichte nicht alle aufgegeben, aber es war nicht so leicht für mich hier voranzukommen. Ich versuche nicht mehr so lange zu brauchen, hoffe es hat euch dennoch gefallen und wir sind fast am Ende xx

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