43. Falsche Worte
Bucky
So friedlich wie heute, hatte Malia in all der Zeit hier nicht geschlafen. Sie wirkte unbeschwert, fast schon glücklich, so wie sie neben mir lag, sich dabei zusammen gekugelt hatte, meine Hand im Schlaf hielt, als hätte sie Angst, dass ich verschwinden könnte, was absurd war, denn ich würde sie schließlich niemals verlassen, ich könnte es gar nicht. Ich schmunzelte leicht von dem hinreißenden Anblick, den sie mir da bot, konnte mich kaum satt an ihrer Schönheit sehen, daran wie unglaublich sie doch war, dass sie hier bei mir war, freiwillig, dass sie mich liebte, mich genauso begehrte, wie ich sie. Sie konnte sich ja nicht im entferntesten vorstellen, wie sehr ich sie verehrte, sie liebte, sie brauchte. Dass ich die letzten Jahre überhaupt ohne sie geschafft hatte, erschien mir nun nach den letzten Wochen, wo wir praktisch aneinander geklebt hatten, so absurd, wie hatte ich das je überleben können?
Ich stützte mich glücklich von diesem wunderschönen Morgen auf meinem einen Arm ab, genoss es Malia weiterhin einfach nur anzusehen, strich sachte mit meinem Daumen über ihren Handrücken, woraufhin ihr Griff um meine Hand etwas stärker wurde, sie kurz irgendwelche Worte murmelte, jedoch einfach weiterschlief, sich nicht stören ließ. Ich war erleichtert zu sehen, wie unkompliziert auch kurz alles bei uns verlaufen konnte, dass wir kurz auch normal wirken konnten, nicht wie psychisch traumatisierte Opfer HYDRAs. Kurz waren wir beide nicht von grauenvollen Erinnerungen geplagt, Malia sah so unbesorgt um einiges weniger kränklich aus als sonst, auch wenn ihr Zustand mich besorgte. Als wir uns gestern Abend so nahe gekommen waren, war ich natürlich hin und weg von ihr und ihrem Körper gewesen, doch zu sehen, wie abgemagert sie mittlerweile war, wie viele Narben und ähnliches ihren Körper zeichneten, beunruhigte mich. Ich hatte nach wie vor Angst, dass ihr Körper sich nicht so gut von allem erholen würde, wie Banner es sagte, dass es um ihren Zustand doch schlechter stand als angenommen, immerhin hatte sie Jahrzehnte lang auf Eis verbracht und anders als mein Körper war ihrer nicht mit dem Serum ausgestattet, hatte das nicht so einfach verkraften können.
„Du wirkst traurig." Überrascht sah ich in Malias Augen, die mich nun hellwach anblickten, während die Sorge in ihrem Gesicht geschrieben stand.
„Nein, ich bin nachdenklich", meinte ich leise, zog ihre Hand dabei zu meinem Mund und küsste sie sanft, wollte auf gar keinen Fall, dass sie sich meinetwegen den Kopf zerbrach, vor allem nicht jetzt, nicht jetzt wo kurz alles gut war.
„Worüber denkst du denn nach?", fragte sie interessiert weiter und ich lächelte leicht, setzte mich aufrecht hin und ließ ihre Hand los.
„Alles mögliche, am meisten aber darüber, wie umwerfend du aussiehst."
„Ich bin gerade aufgewacht, ich sehe sicher aus wie eine Vogelscheuche", bemerkte Malia schmunzelnd, setzte sich jedoch ebenfalls aufrecht hin, strich sich das Oberteil zurecht, das sie sich gestern noch übergezogen hatte und das notdürftig ihren Körper verdeckte.
„Aber eine heiße Vogelscheuche", warf ich ein, sah ihr an, wie perplex sie von meiner Wortwahl war, was mich lachen ließ. Mir war selbst ja bewusst, dass ich während meiner Zeit bei HYDRA anders gewesen war, doch ich erinnerte mich wieder daran, wer ich war und ab und an schaffte ich es wieder ganz der alte Bucky zu sein, der Bucky, der immer einen Spruch auf Lager hatte, der es liebte zu flirten, es liebte zu sehen, wie süß ein Mädchen aussah, wenn es rot wurde, der charmant und kokett sein konnte.
„Das beruhigt mich ja", erwiderte sie schließlich lächelnd, klammerte sich an meinem freien Oberkörper fest und küsste die vernarbte Stelle zwischen meiner Schulter und meinem Metallarm und ich glaubte sie nur noch mehr zu lieben für diese Geste, dafür dass es sie nicht störte, was ich war, dass ich nicht normal war.
„Wir sollten aufstehen, sonst sehe ich mich langsam gezwungen mich nur wieder auf dich zu stürzen."
„Ich sehe gar kein Problem dabei", erwiderte Malia lächelnd und ich schüttelte amüsiert den Kopf von ihren Worten, stand dennoch vom Bett auf, schnappte mir neue Kleidung und zog mir diese über, während Malia mit einem schweren Seufzen schließlich sich auch vom Bett erhob, ihre Kleidung zusammen suchte und ins Bad davon verschwand, wohin ich ihr folgte, ihre nackte Schulter kurz küsste, als sie sich das Oberteil auszog, um sich ein neues anzuziehen.
„Na na Mr Barnes, ich dachte du wolltest dich benehmen?"
„Nicht meine Schuld, wenn du mich hier so verführst", merkte ich an und fing an mir die Zähne zu putzen.
„Auf einmal klappen meine Verführungskünste also? Die letzten Tage bist du mir ja immerzu ausgewichen." Ich verzog schuldig das Gesicht, wartete mit meiner Antwort bis ich fertig war, ehe ich mich zu ihr umdrehte, wo sie sich gerade ihr Haar zu einem hohen Zopf band, man in ihrem Gesicht ablesen konnte, dass sie deswegen immer noch gekränkt war, wie ich mich ihr gegenüber die letzten Tage benommen hatte.
„Ich wollte dich einfach zu nichts drängen und hatte Angst, dass ich dir weh tun würde", erklärte ich mich leise, kratzte mir verlegen den Nacken, „Du bist körperlich nicht fit und ich habe mich manchmal nicht ganz unter Kontrolle, wenn es um dich geht, habe einen verfluchten Metallarm und ich wollte nicht riskieren dir weh zu tun, deiner Gesundheit zu sehr zu schaden."
„Mach dir niemals wieder Sorgen wegen so etwas. Du würdest mir nicht weh tun, nicht freiwillig zumindest", versicherte sie mir, verstand nun mein Problem und ich atmete erleichtert aus, dass sie es so sah, dass sie mir sagte, dass sie mir vertraute, denn ich konnte mir oft genug nicht mehr selbst vertrauen, nicht nachdem ich die Kontrolle über Jahrzehnte verloren gehabt hatte, der Sklave HYDRAs gewesen war, die mich zu einfach allem hatten zwingen können und es auch eben getan hatten, doch sie vertraute mir und es gab mir einen gewissen Halt.
Ich lachte laut auf wegen dem, was Steve mir über deren Mission berichtete, wo Sam anscheinend es geschafft hatte sich selbst K.O zu schlagen als er eigentlich versucht hatte einer der Feinde zu bekämpfen. Eine richtige Heldentat.
„Ja, ich weiß, es ist zu komisch", sagte Sam alles andere als belustigt von der Geschichte und ich grinste nur noch breiter bei seinem grimmigen Gesichtsausdruck.
„Ach komm, das kann den Besten mal passieren", neckte ihn nun auch Wanda, die sich zu uns auf das Sofa setzte.
„Immer noch nicht witzig", murrte Sam weiter und brachte mich nur noch mehr zum Lachen damit, sah jedoch dabei zur Seite, um nach Malia zu sehen, die sich nicht zu uns dazu gesellen wollte, stattdessen lieber vor einer der gewaltigen Fenstern auf dem Boden saß und New York fasziniert betrachtete. Sie tat öfters solche Dinge, kapselte sich oft von allen ab, schien ihren eigenen Gedanken in den Momenten nachgehen zu wollen, schien in diesen Situationen Ruhe haben zu wollen und doch fehlte mir ihre Nähe schrecklich und das obwohl sie keine zehn Meter von mir entfernt war und vor wenigen Minuten erst noch bei mir gewesen war.
„Deine Besessenheit der Kleinen gegenüber ist wirklich schlimm", tadelte Tony mich schmunzelnd, der an der Bar stand und meine Blicke bemerkt hatte.
„Ich bin nicht besessen, ich versichere mich nur, dass es ihr gut geht", verteidigte ich mich, was ihn schnauben ließ.
„Aber sicher doch. Du kannst kein Sekunde mehr ohne die Kleine leben."
„Tony, lass ihn doch", seufzte Steve von den neckenden Worten des Braunhaarigen.
„Wieso? Es ist unterhaltsam mitanzusehen."
„Ich mag ihre Nähe, was ist daran so schlimm?", fragte ich genervt nach und stand auf, spannte meinen Körper an, doch mir gingen solche Sprüche langsam auf die Nerven. Immerzu durften ich oder Malia sich anhören, wie ungesund, wie witzig unsere Beziehung war, dass wir zu sehr aneinander klebten und ich bemühte mich ja schon sie nicht zu sehr zu bedrängen, fürchtete mich davor sie irgendwann zu nerven damit, doch ich war machtlos dagegen!
„Gar nichts, gar nichts", wandte Tony schmunzelnd ab, „Ich finde es nur niedlich, wie sehr du immerzu in ihrer Nähe sein willst."
„Ich kann da doch auch nichts für!", rief ich frustriert aus, „Ich bin machtlos dagegen, was HYDRA mir angetan hatte, wie sehr sie meine Liebe zu ihr verstärkt haben und..."
„Oh wunderbar", sagte da Wanda lautstark, unterbrach mich bei meiner wütenden Ansage und als ich meinen Blick zu ihr richtete, erkannte ich auch den Grund für ihre Worte. Malia stand nämlich mit einem fassungsloses Blick neben dieser, wirkte ernsthaft verletzt von meinen Worten und erst da begriff ich, wie meine Wortwahl geklungen haben musste für sie. So als würde ich sie nicht lieben, so als hätte ich gar keine Wahl hierbei, so als würde es mich selber quälen sie lieben zu müssen.
„Malia, ich habe das nicht so gemeint, du verstehst da völlig falsch", rief ich panisch aus, wollte auf sie zu laufen, doch zu meinem Entsetzen wich sie einige Schritte von mir zurück, sah mich mit Tränen in den Augen an und der Blick zerbrach mir das Herz, ließ in mir drinnen irgendwelche Sicherungen durchbrennen, denn ich wollte sie nicht leiden sehen, wollte nicht der Grund hierfür sein!
„Ok Bucky, ganz ruhig bleiben", sagte Steve, der merkte, wie es um mich stand, sich vor mich stellte, etwas zurück drückte, damit ich nicht weiter auf Malia zueilen konnte, die völlig erstarrt wirkte, von Wanda in die Arme genommen wurde.
„Nein, ich muss es ihr erklären, ich habe das völlig falsch ausgedrückt", versuchte ich meinem Freund zu verdeutlichen, wollte ihn zur Seite drängen, wollte zu Malia dürfen, ihr sagen, dass ich sie liebte, dass ich sie immer lieben würde, es immer getan hätte, mit oder ohne HYDRAs Einfluss, doch als ich sah, wie die ersten Tränen über ihr Gesicht kullerten, stoppte ich meine Versuche zu ihr zu gelangen, dachte an den Tag zurück, als ich sie auf HYDRAs Kommando hin hatte angreifen müsse, wo sie mich auch so verschreckt angesehen hatte und es schmerzte zu wissen, dass ich hierfür verantwortlich war. Ich raufte mir die Haare von dem Chaos, sah in die Runde, in all die beunruhigten und schockierten Gesichter, erkannte wie schlecht Tony sich fühlte das hier angestachelt zu haben, sah wie mitfühlend Steve wirkte, wie er schon dabei war irgendeinen weisen Spruch zu sagen, doch ich ertrug das alles nicht.
„Es tut mir leid", richtete ich leise mein Wort an Malia, ehe ich mich umdrehte und in unser Zimmer eilte, wo ich die Türe zuknallen ließ, angespannt durch den Raum tigerte, versucht war wieder die gesamte Einrichtung zu zerstören, meine Verzweiflung freien Lauf zu gewähren, doch das hier war nun auch Malias Zimmer und ich wollte nicht, dass sie ein Schlachtfeld später vorfinden würde.
„Verdammt!", schrie ich aus, ließ mich auf das Bett nieder und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Hätte ich nicht einfach die Klappe halten können? Ich wollte sie niemals so verletzen, wollte ihr niemals das Gefühl geben das zwischen uns wäre nicht echt und ich würde ihr das sagen, würde es ihr verdeutlichen, immerhin hatte ich nicht ohne Grund sie damals auf der Straße als einzige verschont gehabt. Sie war mir immer schon wichtig gewesen, bevor HYDRA, bevor man meinen Kopf durcheinander gebracht hatte und ich wollte, dass sie das wusste.
Aloha :) ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen, auch wenn es nicht ganz so Friede-Freude-Eierkuchen war xx
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top