38. Die Zeit läuft
Bucky
Ein merkwürdiges Gefühl durchströmte meinen Körper, während ich mich schwer atmend nach der Flucht mit Malia auf den Armen im Flugzeug hinsetzte. Ich wusste nicht wirklich zu sagen, ob es Erleichterung war, ob ich einfach nur so überwältigt von ihrer Nähe war oder ob ich nach wie vor von Sorgen durchströmt war. Ich hatte Angst, so viel stand fest, doch diese würde vermutlich auf ewig da bleiben. Sie würde so lange bestehen bleiben, bis wir nicht endgültig weg von hier wären, würde so lange ein Teil von mir sein, so lange ich lebte, schließlich hatte man es schon einmal geschafft gehabt sie mir wegzunehmen, mir Malia wegzunehmen und wer sagte, dass es nicht erneut geschehen könnte? Natürlich würde ich das niemals zulassen, doch mein Leben hatte mir bisher nur zu deutlich gezeigt gehabt, dass man gegen manche Dinge eben einfach machtlos war. Dass eine Organisation wie HYDRA nicht zu unterschätzen wäre, dass solche Leute es sogar schafften sich selbst vergessen zu lassen.
„Atmet sie noch?" Stark klang fast genauso panisch und besorgt, wie ich mich fühlte, als er mir diese Frage stellte und sich neben mich auf einen Sitz niederließ, als nach und nach endlich auch die Restlichen im Flugzeug eintrafen, ich von draußen jedoch auch weiterhin unsere Verfolger hören konnte, was mich beunruhigte. Sie durften uns nicht schnappen, sie durften uns nicht aufhalten, sonst wäre alles verloren. Sonst wäre alles umsonst gewesen.
„Ja, aber wir müssen uns beeilen!", erwiderte ich durch zusammengebissene Zähne, zog bei meiner Antwort Malia, wenn es überhaupt möglich war, noch enger an mich, fast als versuchte ich sie durch meine Nähe am Leben zu erhalten.
„Und wir werden uns beeilen", versicherte mir Natasha, die sich daran zu schaffen machte den Jet zu starten, uns von hier wegzubringen endlich.
„Sie ist stark. Sie hat es bis jetzt all die Monate ausgehalten, sie wird das jetzt auch noch überstehen", sprach mir Steve derweil gut zu, der sich nun auf meine andere Seite setzte, sachte Malias Hand in seine nahm. Verzweifelt schloss ich von dem Lärm um uns herum, der Angst in mir, einfach die Augen, ertrug es kaum mehr die Frau in meinen Armen anzusehen, es war einfach zu grauenvoll mir nur dabei vorzustellen, was sie meinetwegen hatte durchleiden müssen. Sie sah kaum mehr so aus wie ich es in Erinnerung hatte, sie war einfach völlig kaputt, glich einem Schatten und wenn ich mich daran zurück erinnerte, wie ich sie damals das erste Mal gesehen hatte, als erstes Mal als Erwachsene gesehen hatte auf dieser Straße, wie sie unter mir gelegen war, es war alles anders gewesen. Ihre Augen hatten vielleicht Angst ausgestrahlt gehabt damals, aber nach wie vor Leben, sie war nicht dürr und zerbrechlich gewesen, hatte eine normale Statur besessen, doch von dieser Frau war nicht mehr viel übrig geblieben. Die letzten Male, als ich sie hatte sehen dürfen, hatte ich schon kein Licht mehr in ihren Augen gesehen und es machte mich krank zu wissen, dass es alles nur meine Schuld im Grunde war. Nur meinetwegen wurde sie gefangen genommen, nur meinetwegen hatte sie je so leiden müssen. Hätte es mich nie gegeben, dann hätte sie ein glückliches Leben mit Will gehabt, hätte Kinder und Enkelkinder bekommen, wäre jetzt eine alte Frau, die alles erlebt hatte, doch ich hatte ihr das genommen und ich würde das niemals mehr gutmachen können.
„Bucky." Ich riss meine Augen überrascht von der leisen, fast kaum hörbaren Stimme auf, die erklang und vor allem bei dem Lärm des Flugzeugs schwer auszumachen gewesen war. Mein Herz schlug gleich um einiges schneller, als mein Blick auf Malia in meinen Armen fiel, die sich im Schlaf bewegte, Steves Händedruck erwiderte und sich mehr an mich kuschelte, als sie erneut leise meinen Namen im Schlaf murmelte, meinen echten Namen, „Bucky."
„Alles wird gut, ich verspreche dir, dass alles gut werden wird", sprach ich ihr gut zu, drückte ihr mit Tränen in den Augen einen Kuss auf die Stirn und fühlte mich nur noch hilfloser, doch einfach nur da zu sitzen, warten zu müssen, es trieb mich an den Rande des Wahnsinns nach und nach.
„Wohin genau soll ich überhaupt hinfliegen? Ins Krankenhaus?", fragte Natasha von vorne und bekam augenblicklich von allen anderen Anwesenden ein 'Nein' zugerufen, doch es wäre eben auch einfach zu gefährlich sie dorthin zu bringen. Wer wusste schon, wo HYDRA alles Zugriff hatte, es wäre einfach ein zu großes Risiko, das niemand hier eingehen würde.
„Flieg zum Tower, dort ist Banner und er kann sicher helfen", meinte Steve nun zur Antwort und auch wenn mir der Gedanke nicht gefiel ihr keine wirkliche medizinische Hilfe anbieten zu können, so war es eben unsere einzige Möglichkeit.
Es war kein sehr langer Flug und doch kam er mir wie eine Ewigkeit vor, bis wir schließlich endlich auf dem Dach des Towers landeten. Malia hatte in der Zwischenzeit immer wieder im Schlaf meinen Namen gemurmelt und ihr Zustand schien sich immerhin nicht erkennbar verschlechtert zu haben, dennoch platzte ich halb vor Sorge, konnte kaum mehr einen klaren Gedanken fassen, doch die vergangenen Stunden waren viel zu aufwühlend gewesen. Die ganze Rettungsaktion, wieder in der HYDRA-Basis gewesen zu sein, beinahe die Kontrolle über mich verloren zu haben und eben nun Malia wiederzuhaben.
„Na los, bring sie nach unten, ich habe Banner schon Bescheid gegeben, er weiß sicherlich, was zu tun ist", rief mir Tony zu, kaum ging die Türe des Fliegers auf und ich ließ mir seine Worte nicht zweimal sagen, stand hastig von meinem Sitz auf und trug Malia vorsichtig aus dem Flugzeug heraus, weiter in das Gebäude hinein und von dort aus direkt zum Fahrstuhl, der uns einige Etagen weiter runter bringen würde, wo Tony eine Art kleine Arztpraxis besaß, da bei dem, was er und die anderen der Gruppe die meiste Zeit taten, es häufiger zu Verletzungen kam und keiner unbedingt Lust hatte dafür ins Krankenhaus zu müssen.
„Gleich wird dir geholfen werden, gleich wird es dir besser gehen, ich verspreche es dir", flüsterte ich Malia weiterhin gut zu und rannte – kaum hielt der Fahrstuhl in der richtigen Etage an – den kurzen Weg zu der Miniarztpraxis, wo schon ein besorgter Banner wartete.
„Oh du meine Güte", rief dieser mit einem entsetzten Blick auf Malia in meinen Armen aus und es gefiel mir ganz und gar nicht, wie bekümmert er wirkte, schließlich bedeutete das nichts Gutes.
„Bitte hilf ihr", flehte ich ihn an und legte sie behutsam auf das Bett dort, wollte eigentlich gar nicht von ihr weichen, sie los lassen müssen, doch es war notwendig.
„I-ich weiß nicht wie viel ich hierbei machen kann", gestand Banner mir ehrlich, sah etwas überfordert zu der schlafenden Malia, während nun auch die anderen das Zimmer betraten, erwartungsvoll zu ihm blickten.
„Was soll das bitte heißen? Hilf ihr einfach!", schrie ich ihn von seinen Worten an, wollte keine Ausreden oder schlechte Nachrichten dies bezüglich hören müssen und es machte mich rasend, dass er nach wie vor nur da stand, nichts unternahm, als da schon Steve von hinten meine Arme packte, mich weg von Banner zog.
„Ok, ich glaube wir zwei warten draußen."
„Draußen? Steve, lass mich sofort los, ich muss bei ihr bleiben, ich..."
„Rogers, schaff die tickende Zeitbombe hier raus bevor er noch irgendwas oder irgendwen kaputt macht", mischte sich nun auch Stark ein, unterbrach mich somit harsch und widerwillig ließ ich mich von meinem Freund raus ziehen, wollte eigentlich nicht gehen müssen, doch vermutlich war es wirklich das Beste. Dort drinnen würde ich nur durchdrehen und am Ende auf irgendwen losgehen, die Kontrolle verlieren und das würde Malia ganz sicher nicht helfen.
„Fuck!", schrie ich lautstark aus, schlug verzweifelt gegen die nächste Wand und raufte mir anschließend die Haare, während Steve die Türe wieder schloss, nun mit mir alleine im Gang war.
„Du musst dich beruhigen, Bucky. Ihr wird es sicher bald wieder besser gehen."
„Und da bist du dir so sicher? Du hast doch keine Ahnung, wozu HYDRA fähig ist, was sie ihr vielleicht alles angetan haben, Steve", erwiderte ich angespannt und atmete schwer aus, schaffte es einfach nicht ruhiger zu werden, „Sie war doch schon davor körperlich angeschlagen und nun?"
„Banner wird ihr helfen und Malia ist stark, sie hat schon schlimmeres überstanden, das weißt du selbst."
„Ja, aber irgendwann kann selbst der stärkste Mensch nicht mehr", meinte ich verbittert und ließ mich an der Wand entlang zu Boden gleiten, blieb dort sitzen und sah panisch die Türe vor mir an, erhoffte mir ein Wunder, wollte doch nur, dass sie wieder aufwachte und alles gut wäre.
„Sie wird es schaffen, hast du mich gehört Buck? Ich habe die Kleine kennen lernen dürfen, zweimal, und sie ist eine Kämpferin, also hör auf den Glauben zu verlieren."
„Ich..." Weiter kam ich nicht, als der Aufzug in dem Moment einige Meter neben mir mit einem leisen Piepen aufging und zwei mir unbekannte Kerle aus diesem gestürzt kamen, was natürlich sofort alle Alarmsignale in mir zum läuten brachte, so dass ich kampfbereit aufsprang, bereit dazu jeden, wenn es sein musste, zu töten, der Malia zu nahe kommen wollte.
„Stopp, ich habe sie gerufen, sie sind hier um zu helfen!", schrie da jedoch Banner aus, der die Türe aufgemacht hatte und mich davor bewahrte auf die beiden loszugehen, die nun mit vor Schreck geweiteten Augen zu mir sahen und wie Steve mich mal wieder etwas zurückziehen musste.
„Wer sind sie?", fragte dieser nun für mich, während Banner die beiden zu sich wank.
„Ärzte, ich habe sie auf meinen Reisen kennen gelernt und beide arbeiten derzeit im Krankenhaus um die Ecke. Man kann ihnen trauen", antwortete er auch schon und beruhigte mich damit, denn nun wären sie zu dritt und müssten es doch hoffentlich auf die Reihe kriegen ihr zu helfen, sie mussten es einfach.
Die Warterei gleich einer Tortur. Nach und nach gingen die anderen aus der kleinen Praxis heraus, warteten mit Steve und mir im Gang, verschwanden für eine längere Zeit um mit Kaffee oder Essen zurückzukehren und die ganze Zeit über war ich versucht das Zimmer zu stürzen, eine Szene zu veranstalten, doch ich riss mich zusammen, saß einfach nur still auf dem Boden, starrte die Türe wie gebannt an und ignorierte die anderen, bis nach einer halben Ewigkeit Banner endlich aus dem Zimmer getreten kam, ziemlich besorgt dabei wirkte.
„Ich denke, dass sie es schaffen wird, auch wenn ihr Zustand mir Sorgen bereitet. Es scheint als würde ihr Körper kurz vor einem komplett Ausfall stehen und ich weiß wirklich nicht, wie man so viele geschädigte Organe wie sie sie besitzt gleichzeitig ersetzen soll. Wir müssen wohl einfach hoffen, dass sie wieder mehr zu Kräften kommt", sagte er und klang ziemlich besorgt dabei, schaffte es mit seinen Worten auch mich nur noch mehr zu beunruhigen. Zwar war ich erfreut, dass es ihr derzeit gut ging, doch Banner hatte recht, wie lange würde das noch so sein? Wie viel Zeit hatte sie noch nach allem was das Einfrieren und die Folter ihr angetan hatte?
„Kann ich zu ihr?", fragte ich mit einer brüchigen Stimme, hatte Schwierigkeiten nicht das Heulen anzufangen, doch meine Gefühle spielten die letzten Stunden schon einfach nur noch verrückt. Knapp nickte er, ließ mich an ihm vorbei in das Zimmer treten, wo einer der beiden Ärzte gerade von ihrem Bett trat, wo Malia fast genauso drauf lag, wie vorhin, als wir sie bei HYDRA gefunden hatten. Überall waren Schläuche an ihr befestigt, ein Monitor zeigte ihren Herzschlag an und doch wurde ich nun hier geholfen und nicht weh getan. Ich ignorierte alle anderen, als ich mich neben ihrem Bett hinkniete, ihre Hand mal wieder in meine nahm und leicht lächeln musste, denn auch wenn es ihr nicht gut ging, ich mir unsere Wiedervereinigung anders vorgstellt hatte, so war ich glücklich bei ihr zu sein. Gestern noch hatte ich keine Ahnung gehabt, ob ich sie je wiedersehen würde, doch nun war sie wirklich hier, sie war wirklich bei mir und kurz war das alles, was zählte.
Aloha :) Tut mir leid, dass es eine Ewigkeit gedauert hat mit dem Kapitel und es jetzt auch nicht sehr spannend ist, doch es diente auch eher mehr als Übergangskapitel. Ich hoffe dennoch, dass es euch gefallen hat xx
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