22. Hier und Jetzt
Ich hatte das Gefühl, als ob der Moment Stunden, wenn nicht sogar Tage andauern würde. Als ob dieses Erdbeben nie ein Ende finden würde, wobei alles was ich wahrnahm, sowieso nur Buckys Nähe, seine wunderschönen Augen und diese Spannung zwischen uns war. Die Tatsache, dass die Erde bebte, dass das der Auslöser für unsere Nähe war, das kam mir gar nicht weiter in den Sinn, zu sehr war ich von diesem Moment eingenommen und realisierte so auch gar nicht, dass das Beben ein Ende gefunden hatte. Ich bemerkte es erst, als Bucky einen Schritt von mir wich, sich kurz räusperte und auch schon wieder konzentriert, wie eine Maschine, zu der nach wie vor verschlossenen Türe schritt, mich stehen ließ.
Mein Herz raste in meiner Brust wie verrückt, ich hatte Schwierigkeiten mich zum Atmen zu ermahnen und etwas überwältigt davon, wie viel innerhalb so weniger Minuten geschehen war, lehnte ich mich weiter an die kalte Wand und sah zu Bucky, wie er nun mit Gewalt versuchte die Türe aufzubrechen. Im Grunde wollte ich diesen Raum jedoch nicht verlassen müssen. Natürlich könnte alles einstürzen, auch wenn ich nicht wirklich daran glaubte, doch wir waren alleine, keine Wache würde so schnell herkommen und wie oft wäre das noch so?
„Funktioniert die Videoüberwachung eigentlich noch?", fragte ich unsicher nach, was Bucky dazu brachte sich etwas verschwitzt von allem zu mir zu drehen.
„Nein. Wenn der Notstrom an ist, funktionieren nur die Notfalllichter und die Belüftung. Alles andere, wie die meisten Türen, geht nicht mehr", erklärte er mir knapp und machte sich weiter daran die Türe aufzubrechen, während ich leicht seufzte und mich in der kleinen Halle, die kaum größer als mein Zimmer war, umsah, zu den verschlossenen Kisten in der Ecke blickte, oder den recht abgenutzten Abdecktücher, die auf einem Haufen lagen. Die Decke über uns schien bis auf einige Risse wenigstens noch zu bestehen, genauso wie der Boden unter uns, doch vielleicht sah alles im richtigen Licht auch ganz anders aus, da dieses Notfalllicht nicht wirklich sehr hell war und auch nur in einem seltsamen rötlichen Ton leuchtete.
Frustriert sah ich wieder zu Bucky, wie er immer noch versuchte die Türe aufzukriegen, doch sollten unsere wenigen gemeinsamen Minuten wirklich so verstrichen werden? Indem wir sie nutzten nur wieder zu den anderen zu gelangen? Ich war nicht wirklich der Meinung, doch in mir herrschte auch von Sekunde zu Sekunde ein immer größeres Chaos. Ich dachte daran, wie gern ich Bucky hatte, wie nahe ich ihm kommen wollte, doch die Angst, dass er es anders sah, dass HYDRA es herausfinden könnte, war immer noch da, genauso wie die Schuld den Leuten wie Will gegenüber, auch wenn es seit unserer Begegnung deutlich weniger geworden war, doch vermutlich musste ich langsam einen Entschluss fassen. Jetzt war der Moment, jetzt oder vermutlich niemals mehr und wenn ich Bucky und mich irgendwann in Freiheit sehen wollte, dann müsste ich ihm endgültig begreiflich machen, wie wichtig er mir war, dass wir uns brauchten, niemanden sonst, vor allem keine so grausame Organisation, wie HYDRA es war.
„B, hör auf!", rief ich deswegen unsicher aus, sah wie er sich verwirrt zu mir drehte.
„Wieso? Ich kann es schaffen und..."
„Ich will nicht raus", erklärte ich mich leise und recht verlegen, „Nicht so schnell zumindest. Wir können hier alleine sein, ohne beobachtet zu werden und ich habe das so sehr vermisst."
„Wir können auch bleiben, wenn du es willst", bemerkte Bucky, sah etwas unsicher zur Decke hinauf, ehe er ein paar Schritte von der Türe ging und unsicher da stand, nicht zu wissen schien, was er nun mit sich anfangen sollte, gleichzeitig sah ich ihm an, wie gerne er meine Hand in seine genommen, mich einfach nur berührt hätte.
„Ja, will ich", antwortete ich mit einem verlegenen Lächeln und atmete tief durch, denn das, was ich vorhatte, war ein gewaltiger Schritt, ein gewaltiger Schritt in so vielen Bereichen. Ich hatte all meine ersten Male mit Will gehabt, er war die erste Person gewesen, die ich je geliebt hatte, doch anscheinend sollte er nicht die Letzte sein und doch erfüllte es mich mit Angst irgendwas mit einem anderen Mann zu haben, als mit ihm, auch wenn jede Zelle meines Körpers praktisch nach Bucky schrie, nach ihm verlangte.
„B, ich...", begann ich unsicher, richtete meinen Blick auf seine Lippen, die so einladend wirkten, mich regelrecht zu sich riefen, „...muss das jetzt machen." Vollendete ich wie in Trance meinen Satz und lief die paar Meter, die zwischen uns lagen, auch schon auf ihn zu, wo ich, ehe er wirklich zu wissen schien, was los war, meine Arme um seinen Nacken geschlungen hatte und meine Lippen auf die seine presste. Der Augenblick, wo meine Lippen wirklich auf seinen lagen, hielt zwar nur so kurz an und doch löste es so unfassbar vieles in mir aus. Ich glaubte zerrissen zu werden vor Gefühlen, spürte ein Verlangen in mir hochkommen, von dem ich nie gedacht hätte es einmal zu spüren und doch löste ich mich vermutlich nach nicht einmal einer Sekunde wieder von ihm, wich taumelnd einen Schritt zurück und sah wie verwirrt Bucky zu sein schien. Oh Gott, wahrscheinlich hatte er keine Ahnung mehr, was küssen war, vermutlich hatte HYDRA ihm das auch genommen und nun fragte er sich, was das alles sollte. Das war eine ganz, ganz dumme Idee von mir gewesen und am liebsten wollte ich mich selbst dafür anschreien.
„Tut mir leid", brachte ich jedoch nur panisch hervor, hatte so eine Angst davor, wie er nun reagieren würde, auch wenn ich schließlich mit was ganz anderem gerechnet hätte, als es dann der Fall war. Denn anstatt mir zu antworten, überbrückte Bucky dieses Mal von sich aus den Abstand zwischen uns, schlang seine Arme um meine Taille, zog mich an sich heran, ehe er es dieses Mal war, der mich küsste und das war kein hilfloser Kuss eines Mannes, der nicht mehr wusste, was er da tat. Ich hatte eher das Gefühl, als wüsste Bucky ganz genau, was er machen musste, als wüsste er ganz genau, wie meine Knie am schnellsten zu zittern beginnen würden. Er schaffte es mich mit diesem einen Kuss einfach alles vergessen zu lassen. All meine Sorgen, die Ängste, die Tatsache eine Gefangene zu sein, alles was je war, es schien unbedeutend in diesem Moment. Ich seufzte zufrieden in den Kuss hinein, erwiderte ihn mit voller Hingabe, während ich Buckys Gesicht umklammerte, mich auf meine Zehen stellte, um näher an ihn heranzukommen, während er mich nur noch enger an sich drückte, mich zum erschaudern brachte, als seine Hand meinen von meinem verrutschten Oberteil freigelegten Rücken berührte.
„B", hauchte ich und löste mich völlig außer Atem von ihm, sah in seine wunderschönen Augen, doch anders als ich schien er kein Stück aus der Puste zu sein und bevor ich mich wirklich wieder ganz fassen konnte, lagen seine Lippen erneut auf meine und es störte mich nicht einmal. Als ob sein Leben davon abhängen würde, küsste er mich, brachte meine Beine dazu fast nur noch wie Pudding zu sein, während in meinem Kopf ein einziges Chaos herrschte. Dieser Kuss benebelte mir einfach zu sehr die Sinne, er fühlte sich auf so viele Arten richtig an, ließ mich mehr wollen und gleichzeitig kam ich mir auch so verloren vor, doch diese Seite wurde von Sekunde zu Sekunde kleiner durch Buckys Nähe, die Art wie er mit mir umging. Da war diese Leidenschaft, dieses Feuer und gleichzeitig war jeder Kuss so süß, so perfekt.
Ich hatte keine Ahnung, wann wir angefangen hatten uns zu bewegen, ich wusste nur, dass ich irgendwann die kalte Metallwand an meinem Rücken spürte. Ich hatte meine Hände an Buckys Gesicht gelegt, fühlte seine Bartstoppeln unter meinen Fingern, strich seine Gesichtsform nach, während er seine Hände nach wie vor an meiner Taille hatte, mir eine Gänsehaut damit bereitete seine Metallhand auf meiner nackten Haut zu spüren, doch gleichzeitig machte es das alles nur noch aufregender, nur noch besser. Dankend zog ich ein wenig Luft ein, als er anfing seine Küsse von meinen Lippen zu meinem linken Ohr zu verteilen, lächelte davon wie behutsam, wie leicht er jeden Kuss auf meiner Haut setzte und wie er seine Hände nun sanft an mein Gesicht legte, es umklammert hielt mit einer solchen Liebe und Hingabe, dass ich glaubte eine Glaspuppe sein zu müssen, die jeden Augenblick zerspringen könnte. Ich wollte ihn einfach nur so nahe an mir spüren können, wie es ging. Ich wusste zwar selbst, dass wir hier nicht sehr weit gehen konnten, dass es zu schnell wäre, dass das nicht der geeignete Zeitpunkt für irgendwas desgleichen wäre, auch wenn es vielleicht niemals einen besseren mehr geben würde, doch ich wollte ihn dennoch einfach bei mir haben, so nahe es möglich war. Aus dem Grund versuchte ich Bucky mehr zu zeigen, wie innig ich ihn begehrte, zog sein Gesicht wieder mehr zu mir, so dass ich meine Lippen fordernd auf seine drücken konnte und nahm seine eine Hand weg von meinem Gesicht, führte sie zu meiner Brust. Ohne zu zögern legte er sie darauf, fing durch diese Geste von mir an mehr auftauen, sich mehr zu trauen mich zu berühren. Er blieb mit seinen Händen so nicht nur bei meiner Brust, wanderte weiter über meinen Bauch, nach hinten zu meinem Rücken, wo er seine Hand zwischen mich und die Wand drängte, mich auch weiterhin voller Hingabe küsste.
Ich wusste in diesem Moment hier und jetzt mit Bucky einfach nur eine einzige Sache mit voller Gewissheit vermutlich und das war die Tatsache, dass ich ihn mit vollster Hingabe liebte und ich nicht wusste, wann das geschehen war. Hatte es an all den Tagen gelegen, in denen wir nur da gelegen waren und ich seinen Geschichten hatte lauschen dürfen? War es passiert bei den unzähligen Malen, wo er meine Hand gehalten hatte? Oder doch einfach von der Tatsache heraus, dass mich noch nie jemand so angesehen hatte, wie er? Als wäre ich seine ganze verfluchte Welt. Ich seufzte zufrieden bei jeder seiner Berührungen auf, davon wie seine Zunge mit meiner spielte, davon wie er selbst völlig außer Atem zu sein schien, wie sein Bart meine Haut kitzelte und wie seine Hände schließlich bei meinem Hintern hielten und er mich ohne jegliche Vorwarnung einfach hochhob. Ohne großartig zu überlegen, schlang ich meine Beine um seine Hüfte, war überrascht davon, wie schnell wir uns so nahe gekommen waren, doch in meinen Augen könnte es ewig so weiter gehen. Ich wollte, dass es ewig so weiter ging. Mich von Bucky küssen lassen, einfach den Kopf weiter in den Nacken legen zu können, während er meinen Hals abwärts mit seinen Lippen bedeckte, einfach weiter durch sein dichtes Haar streichen, seinen Atem auf meiner Haut spüren, frei und glücklich sein, doch man konnte sich wohl schlecht Ewigkeiten küssen. Völlig außer Atem ließ er mich schließlich wieder irgendwann herunter, drängte mich jedoch auch weiter zwischen sich und der Wand ein, war mir so nahe.
„Malia", hauchte er, schien gar nicht zu wissen, was er sagen sollte, schien genauso verwirrt und berauscht zu sein wie ich.
„Ich liebe dich", brachte ich deswegen hervor, hatte keine Ahnung, wie er das aufnehmen würde, ob er wusste, wie viel das eigentlich bedeutete. Während ich seine Reaktion abwartete, dachte ich jedoch auch daran diese Worte tatsächlich gesagt zu haben, sie kamen einfach so aus mir heraus und doch bereute ich es nicht. Ich wusste, dass ich es so meinte, dass ich es mindestens genauso sehr meinte, wie wenn ich die Worte früher an Will gerichtet ausgesprochen hatte.
„Liebe", murmelte Bucky leise, brachte mich zum erschaudern, als er mir sanft über den Hals strich, einen eigenartig gequälten Blick aufgesetzt hatte, „Ich habe keine Ahnung, ob das Liebe ist, doch was soll es sonst sein?" Er sah fragend zu mir auf, schien wirklich ziemlich verwirrt zu sein.
„Ich weiß, dass ich dich liebe, weil du mir wichtig bist, verdammt wichtig. Weil es niemanden gibt, mit dem ich lieber zusammen wäre, als mit dir, weil ich blind für dich sterben würde und doch am liebsten vor dem Tod alles erleben möchte... mit dir an meiner Seite", erklärte ich ihm deswegen meine Ansicht von Liebe, sah wie er leicht lächeln musste.
„Dann ist das Wort Liebe nicht ansatzweise stark genug für das, was ich für dich empfinde, Malia", gestand er, brachte mich ebenfalls zum lächeln und gleichzeitig wollte ich auch heulen, was er mir ansah, „Was ist los?"
„Du weißt hoffentlich, dass egal was hier passiert, dass es niemals diesen Raum verlassen kann und darf? Ich bin nicht dafür da, um dich zu lieben und du sollst mich nicht lieben. Wenn irgendwer das herauskriegen sollte, dann wird man uns trennen", meinte ich verbittert von dem bloßen Gedanken, sah wie er sich augenblicklich anspannte, wieder mehr zum gefürchteten Winter Soldier wurde.
„Ich werde niemals zulassen, dass man uns trennt!", erwiderte er wütend, schien erst dadurch lockerer zu werden, dass ich sein Gesicht behutsam in meine Hände nahm, ihm über seinen Bart strich.
„Du bist machtlos dagegen, B. Wir beide sind es, aber es ist ok, wir schaffen es das geheim zu halten, ohne dass es irgendwer mitkriegen wird."
„Alles wird hier überwacht, es ist unmöglich", meinte er frustriert, legte seine Stirn auf meine, schien nach so viel Nähe zu mir gar nicht mehr zu wissen, was er ohne sie tun sollte.
„Du weißt genauso wie ich auch, dass es Ecken hier gibt, die weniger bewacht werden, als andere. Aber lass uns nicht an das denken, was sein wird, sobald wir von hier raus kommen. Wir sind jetzt hier und hier können wir zusammen sein", besänftigte ich ihn weiter, was ihn zum lächeln brachte, ehe er auch schon seine Lippen wieder auf die meine drückte. Es war kein wilder oder wirklich leidenschaftlicher Kuss. Es war ein ganz einfacher, simpler Kuss, ohne viel Hin und Her und doch drückte er vermutlich mehr aus, als irgendwas sonst. Ungewollt kamen mir davon die Tränen, liefen mir übers Gesicht, während Bucky sie sachte wegstrich, mich festhielt. Egal wie glücklich ich hier sein konnte, ich konnte nicht vergessen, dass dieser Traum hier enden würde, dass nichts einfach wäre, dass wir einfach nur verdammt wären.
Aloha :) Da war der erste Kuss der beiden endlich mal und ja ganz so einfach werden sie es nicht haben xD Das nächste Kapitel wird vermutlich ganz aus Buckys Sicht sein xx
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