Gegenwart
Bucky
Irritiert war ich nur dazu fähig Steve anzusehen, der nach wie vor seine Hände auf meinen Schultern hatte und mich ernst ansah. Immer und immer wieder hallten seine Worte in meinem Kopf wieder und doch war ich nicht in der Lage zu verstehen, was sie zu bedeuten hatten. Sie lebt? Wie sollte sie leben? Woher sollte Steve das wissen? Ich wollte, nein ich durfte mich dieser Hoffnung nicht hingeben, ich spürte ja jetzt schon, wie mein Herz schneller zu schlagen begonnen hatte, wie ich mit eine Art Glücksgefühl durchströmt wurde, von dem ich geglaubt hatte es nie wieder zu fühlen. Die Sehnsucht wuchs von Sekunde zu Sekunde und obwohl ich nicht einmal musste, wie sicher Steves Worte waren, so hatte er in mir drinnen damit etwas aufgebrochen, was ich versucht hatte so gut es ging wegzusperren. Etwas was besser weggesperrt geblieben wäre, denn wenn es um sie ging, dann verlor ich die Kontrolle.
„Nicht tot", hauchte ich leise, suchte in Steves Gesicht nach Anzeichen einer Lüge, versuchte zu erahnen, wie er diese Worte gemeint hatte, doch obwohl die Worte eine gute Nachricht sein sollten, so wirkte er äußerst bekümmert und traurig.
„Wir haben sie nicht unter dem Namen Malia kennen gelernt", mischte sich nun auch Stark ein, „Sie meinte, sie würde Elena heißen und Steve erkannte sie wieder, da sie wohl auch aus seiner Zeit stammte."
„Das war aber dann bevor ich zu euch kam, oder?", fragte Wanda verwirrt nach, da sie wohl keine Ahnung zu haben schien, um wen es hierbei ging.
„Ja", erwiderte Steve und ließ mich los, „Wir lernten sie durch Fury kennen, hatten jedoch keine Ahnung von ihrer Vergangenheit, sie hatte nie viel darüber geredet, schien jedoch komplett..."
„Die Kleine konnte einem das Herz echt brechen bei dem traurigen Gesichtsausdruck, den sie drauf hatte", unterbrach Stark Steve und ich merkte, wie schwindelig mir wurde, wie ich teilweise komplett aufhörte zu atmen, doch vor mir tauchten tausende Bilder von ihr wieder auf. Ich sah sie mit dem traurigen Gesichtsausdruck vor mir wieder, von dem Tony gerade gesprochen hatte, ich sah all die schönen Momente wieder, wie wir zusammen lachten, zusammen trainieren durften, wie wir uns das erste mal küssten, wie wir eine normale Zukunft planten, wissend, dass es nie so weit kommen würde.
„Sie ist nicht tot", murmelte ich kaum hörbar, sah mich in der kleinen Gruppe um, als erhoffte ich mir sie hier zu sehen, doch sie war nicht da und da begriff ich, was Steves Blick zu bedeuten hatte und es war nichts gutes, „Sie ist nicht tot und auch nicht hier... Steve, wo ist sie?" Ich sah ihn ernst an, glaubte vor Sorge langsam durchzudrehen, hatte nicht einmal bemerkt gehabt, dass meine Hände zu Fäusten geballt waren, blendete aus, wie besorgt Wanda und Barton zu mir sahen. Wenn sie in all der Zeit am Leben gewesen war... ich kam mir so schrecklich vor. Ich hatte sie aufgegeben und sie war die ganze Zeit da draußen gewesen, hatte vielleicht gelitten, hatte sonst was durchgemacht und ich bin nicht bei ihr gewesen. Wieso war ich nicht bei ihr gewesen? Ich hätte es doch ahnen müssen, ich hätte spüren müssen, dass sie lebte.
„Bucky, beruhige dich jetzt erst einmal."
„Ich glaube nicht, dass wir ihn noch beruhigen können", warf Natasha besorgt ein.
„Wie soll ich mich auch beruhigen? Ich dachte sie sei tot. Ich dachte für Jahre, dass sie tot sei, dass ich... und jetzt erfahre ich das... aber sie ist nicht hier... also... wo ist sie dann?", schrie ich so laut, dass Vögel aufgescheucht davon flogen und alle Beteiligten der Gruppe sich anspannten, nervös wirkten und seltsame Blicke tauschten, bis Steve endlich genug Mut sammelte um mir zu antworten.
„Sie ist bei ihnen. HYDRA hat sie."
1975
Malia
Vieles hatte sich verändert und doch war auch so vieles immer noch das selbe. Seit zwei Tagen war ich wieder wach, war ich wieder bei vollem Bewusstsein und doch kam ich mir so vor, als wäre ich nach wie vor in einem Traum eingesperrt, als wäre nichts wirklich echt, doch 12 Jahre übersprungen zu haben machte mir furchtbare Angst. Die Kleidung, die Art wie die Leute sprachen, die seltsame Musik, die die Wachen hörten, alles war so anders, so erschreckend anders und ich kam nicht wirklich damit klar. Ich hatte das Gefühl auf eine Art gefoltert zu werden, die barbarischer war als alles andere, denn ich war nicht wirklich fähig zu leben.
In diesen zwei Tagen hatte ich bisher nur auf meinem Bett gesessen. Ich hatte mich nicht nach Neuigkeiten informiert, hatte nichts von Ivan gehört, nichts von Zola und auch nichts von Bucky. Es war eben wirklich so, als würde ich immer noch träumen, selbst die Schmerzen, die ich in diesen gehabt hatte, waren da, denn dieses einfrieren hatte etwas verändert. Ich spürte ganz genau, wie mitgenommen mein Körper davon war, wie viel langsamer er sich davon erholte, als beim letzten Mal. Das Atmen fiel mir härter als gewöhnlich, mein Magen drehte sich, wenn ich zu viel aß, mir war oft schwindelig und mein Kopf dröhnte furchtbar, doch ich war noch am Leben.
Für mich war in diesen insgesamt über 20 Jahren alles zu merkwürdig geworden. Ich hatte zu den Leuten gehört, die den Krieg gesehen hatten, die mit dessen Folgen noch zu kämpfen gehabt hatten, doch der Krieg war in dieser Zeit seit 30 Jahren vorbei. Viele der Soldaten waren alte Männer geworden, die Welt hatte wieder ihr eigenes Gleichgewicht gefunden, viele Wachen hier haben den Schrecken von damals nie gesehen und es ließ alles nur noch schlimmer werden. Ich kam mir nur noch einsamer vor, als wäre ich die einzige, die etwas nicht überwunden hätte,womit alle vor Ewigkeiten abgeschlossen hatten.
Ich sah zur Türe, wurde aus meinen Gedanken gerissen, als diese von jemanden geöffnet wurde und das obwohl ich erst vor wenigen Minuten mein Frühstück bekommen hatte, was eigenartig war. Irritiert sah ich zu dem Mann, der vielleicht um die 30 Jahre alt war und mir wage bekannt vorkam, ehe es auch schon bei mir klingelte, als er einfach wie ein Idiot zu grinsen anfing.
„Ivan?", fragte ich überrascht, konnte meine Freude nicht verbergen, doch gleichzeitig war ich auch so verwirrt. Damals war er nichts als ein 18 Jähriger dürrer Junge gewesen und nun war er älter als ich, war muskulöser geworden und hatte sich die Ansätze eines Bartes wachsen gelassen.
„Oh kleine Malia", lachte er glücklich auf mit seinem starken russischen Akzent und ich stand hastig von meinem Bett auf, fiel ihm regelrecht in die Arme und kam mir das erste mal seit Ewigkeiten wieder richtig lebendig vor. Das war das erste Mal, dass ich wirklich wusste, dass ich mir wirklich sicher sein konnte, dass ich wach war, denn so eine Freude hatte ich in meinen Träumen nicht ein einziges mal spüren können, ich hatte fast vergessen gehabt, wie schön es sich anfühlte, wenn man ehrlich glücklich war.
„Du bist es wirklich", hauchte ich, schlang meine Arme feste um ihn und vergrub mein Gesicht an seiner Brust, konnte es kaum glauben wieder den Herzschlag von jemanden hören zu können, jemandem so nahe sein zu dürfen. Ich glaubte keiner konnte sich vorstellen, wie schrecklich es war so lange auf menschliche Nähe verzichten zu müssen. Man glaubte immer es wäre nichts besonderes jemandem nahe zu sein, doch es war so lebenswichtig. Es machte so verflucht viel aus.
„Ich bin wohl etwas in die Jahre gekommen", lachte Ivan erheitert auf und löste sich von mir, wo er mich neugierig musterte, „Du hingegen bist immer noch unfassbar jung. Um keinen einzigen Tag gealtert."
„Dieses einfrieren hält einen eben jung", lachte ich verbittert auf. Ivans Blick wurde augenblicklich viel trauriger, besorgter und verzweifelt sah ich ihn nur an, als er mein Gesicht behutsam umklammerte.
„Es tut mir so leid."
„Es ist ja nicht deine Schuld. Ich habe zugelassen Bucky so aus der Ruhe zu bringen, ich habe es verdient gehabt und..."
„Keiner verdient so etwas, Malia!", tadelte er mich eingehend und mit einer so festen Stimme, dass ich echt überrascht war. Ich kannte Ivan überhaupt nicht auf diese entschlossene Art und Weise.
„Naja, es ist ja jetzt vorbei und immerhin ist Heinrich damit fort", versuchte ich etwas vom Thema abzulenken, da ich nicht weiter darüber nachdenken wollte. Die Bilder würden ja sowieso nie wieder verschwinden, „Wie viel hat sich hier geändert? Wie viel hat sich auf der Welt geändert?"
„Einiges", meinte Ivan seufzend und zog mich zum Bett, wo er sich neben mich setzte, „Juri hat wieder mehr Einfluss hier, aber er ist ziemlich in die Jahre gekommen, also wird das nicht mehr lange halten womöglich. Zola ist vor einigen Jahren verstorben und seit dem haben sich die ganzen Sachen hier echt verändert..."
„Zola ist tot?", fragte ich verblüfft nach. Natürlich war das hervorsehbar gewesen, er war ja echt alt gewesen, dennoch war es merkwürdig. Es war mir immer so vorgekommen, als wäre ich nur seinetwegen hier gewesen, doch nun war er weg und ich war immer noch da.
„Ja, naja die Welt da draußen hat sich auch ziemlich verändert. Die verdammten Amerikaner haben es geschafft auf dem Mond zu landen sogar", meinte Ivan amüsiert und ich sah ihn verdattert an.
„Auf dem Mond? Wie soll das denn funktionieren?"
„Moderne Technik", erklärte er erheitert von meiner Ahnungslosigkeit, während ich daran dachte, wie lange ich den Mond nicht einmal mehr gesehen hatte, „Die Leute sind auf jeden Fall um einiges lockerer geworden, das Motto der Jugend ist Friede und Liebe und so ein Quatsch."
„Klingt irgendwie schön", meinte ich und dachte daran, dass die Welt wohl wirklich anders geworden war seit der Krieg ein Ende gefunden hatte. Vermutlich versuchte man alle Spuren an diese schrecklichen Jahre zu verwischen.
„Vermutlich, aber dafür müsste man auch in einem Land leben, wo das umgesetzt wird. In meinem Dorf gibt es so etwas nicht, wir bleiben lieber schön konservativ", sagte Ivan schulterzuckend und ich schüttelte schmunzelnd den Kopf.
„Weißt du irgendwas über meine Familie? Über meine Freunde?", fragte ich erwartungsvoll nach, sah wie er plötzlich verbittert wirkte und seinen Blick abwandte. Meine kurze Freude verschwand von seiner Reaktion so schnell, dass es fast so war, als wäre sie nie da gewesen und besorgt rutschte ich näher an ihn heran, „Was ist geschehen?"
„Deine Tante... sie starb vor ungefähr zwei Jahren bei einem Autounfall... es tut mir schrecklich leid, Malia", brachte er leise hervor und fassungslos sah ich weg von ihm, auf den Zimmerboden, wusste nicht was ich empfinden sollte, was ich denken sollte, doch sie war fort und ich hatte es nicht einmal bemerkt gehabt. Ich würde sie endgültig niemals wiedersehen können, sie wäre einfach weg und ich hatte nicht einmal den Hauch einer Ahnung mehr, was meine letzten Worte an sie gewesen waren. Tränen brannten verräterisch in meinen Augen, ich wollte am liebsten aufschreien und irgendwas kaputt machen, doch wo war der Sinn? HYDRA war es egal, dass sie mir 22 Jahre Zeit gestohlen hatten, es war ihnen egal, dass sie tot war, ihnen war es egal, was aus mir wurde, so lange ich Bucky besänftigen könnte.
„Sie war meine Familie gewesen", hauchte ich leise und dachte an ihre liebevolle Art, wie sie mich nach dem Krieg aufgenommen hatte. Ich dachte daran, wie meine Cousine, meine kleine süße Cousine, die mittlerweile älter wäre als ich, ohne sie und ohne mich leben musste. Alles änderte sich, alle Leben liefen weiter, nur meines war stehen geblieben.
„Die Jahre hier habe mich einiges gelehrt, musst du wissen", ergriff Ivan das Wort, als wir einige Zeit nur still nebeneinander saßen, ich viel zu betäubt war, um wirklich noch mehr zu sagen, um zu weinen und zu trauern, „Die Wege HYDRAs sind nicht die richtigen Wege und das was sie dir hier antun, was sie dem Soldier antun, es ist barbarisch."
„Was?", fragte ich verdattert nach, sah ihn an, als wäre er übergeschnappt, „Du kannst das doch nicht sagen! Wenn dich jemand hört?!"
„Das Zimmer wird nicht abgehört. Es wird überwacht, aber nicht abgehört, ich weiß das genau", beruhigte er mich augenblicklich, dennoch sah ich ihn auch weiterhin verwirrt an.
„Was versuchst du mir aber zu sagen? Es ist ja schön, dass du das so siehst, aber dann geh und arbeite wo anders, du hast die Möglichkeit immerhin."
„Habe ich eben nicht. Denkst du man kann so einfach aussteigen? Oh nein! Außerdem bin ich jetzt ein verheirateter Mann und gefährde nicht nur mein Leben", bemerkte er mit einem Grinsen im Gesicht.
„Oh wie ich mich für dich freue", brachte ich erheitert hervor, glücklich darüber, dass er wenigstens ein schönes Leben leben durfte.
„Danke, danke, aber mit den Kinder kriegen können wir uns ruhig Zeit lassen", lachte er, ehe er wieder ernst wurde, „Aber was ich versuche zu sagen, ist dass ich dich hier rausholen will, Malia!"
„Aber wie?", fragte ich leise nach, wollte mir gar keine Hoffnungen machen, denn das wäre alles andere als einfach, gleichzeitig würde Ivan vieles riskieren und wenn es schief laufen würde, wäre ich tot und er vielleicht auch.
„Ich will deinen Freund kontaktieren, William, ich will ihm den Standort hiervon mitteilen, dann kann S.H.I.E.L.D dich retten", erklärte er mir und ich wusste gar nicht, was ich sagen sollte, doch der Gedanke daran, dass Will mich retten kommen würde, es erfüllte mich mit so viel Glück und so vielen Zweifelen. Will wäre mittlerweile Ende 40, war vielleicht verheiratet, hatte Kinder und ein glückliches Leben, wir würden niemals mehr da weitermachen können, wo wir aufgehört hatten, schließlich lagen zwischen uns fast 30 Jahre Altersunterschied und dann wäre da noch Bucky. Ich wollte ihn nicht zurücklassen! Ich würde ihn nicht zurücklassen, dafür war er mir einfach zu wichtig.
Augenblicklich schlug mein Herz vor Aufregung schneller, die Sehnsucht nach Bucky wuchs so sehr, als würde es die begrenzte Zeit zwischen uns spüren können, als würde mein Herz mich anschreien ihn mitzunehmen, ihn nicht zurückzulassen.
„Malia?" Irritiert sah ich zu Ivan auf, der mich besorgt anblickte, als ich Minuten einfach nur da saß und nichts sagte, doch ich war völlig überwältigt von dem, was er vorhatte, dass ich vielleicht wirklich hier rauskommen konnte, dass dieser Albtraum enden würde.
„Wenn du das machst... ich wüsste nicht, wie ich dir je dafür danken sollte."
„Am besten in dem du dich hier nicht gehen lässt und deine Rolle beibehältst", lachte er erheitert von meiner Reaktion auf, „Am besten fängst du gleich damit an den Soldier aufzusuchen, soweit ich weiß ist dieser völlig außer Kontrolle wegen dir und da ein Großteil aller hier neu sind seit dem letzten Mal, wo er wach gewesen war, weiß kaum einer wirklich was zu tun ist." Ich lächelte bei dem Gedanken Bucky gleich wiederzusehen, ihn nach unserem letzten Treffen endlich wiederzusehen und auch wenn die Bilder schwer aus meinem Kopf zu kriegen waren, so wollte ich nichts lieber auf der Welt, als gerade einfach nur bei ihm sein zu dürfen.
Aloha :) tut mir mega leid, dass es über einem Monat gedauert hatte, aber mir fehlt so viel Zeit einfach nur. ich hoffe ihr verzeiht mir und ich bemühe mich schneller weiterzumachen xx
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