~ Herbstglück, wo dein Herz wohnt ~

Dies ist mein allererster One-Shot den ich für das bunte Herbstgewusel der @Wuselbaerchies geschrieben habe. Wo ich mir den Kuchenbaum ausgesucht hab und 5 Wörter bekommen habe die ich in diesem One-Shot mit einarbeiten sollte viel Spaß beim lesen.




Kuchenbaum - Cercidiphyllum japonicum



~ Fliegenpilz, Kerze, mogeln, Quelle, regenbogenfarben ~



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Im Herbst bekommen wir die schönsten Farben zu sehen. Ich freue mich darauf, mit meinem Mann die Wanderwege in unserem neuen Zuhause zu entdecken. Zwei Jahre sind wir mittlerweile verheiratet und bisher wohnten wir in einem kleinen Appartement mitten in der Stadt. Die Entscheidung aufs Land zu ziehen, ging von uns beiden aus. Wir kauften ein Haus mit fünf Zimmern, einer weißen Fassade und dunkelblauen Dach. Die Innenräume sind großzügig geschnitten, Magnus hat bereits vor Monaten damit begonnen zu planen und einbauen lassen. Er wollte gerne alles allein machen, ich durfte das fertige Ergebnis erst am Tag unseres Umzugs sehen, als wir Millionen Kisten von dem kleinen Appartement in das große neue Haus brachten. Es macht Magnus glücklich mich zu überraschen, allein deswegen habe ich dem zugestimmt. Denn ein glücklicher Magnus, ist ein glücklicher Alexander.



Das Haus ist wunderschön, Magnus hat wirklich Geschmack bewiesen. Jedes Zimmer hat eine persönliche Note. Das Wohnzimmer ist groß und in hellen Farben gestrichen, die den Raum heller wirken lassen. Ein Kamin spendet in kalten Herbst- und Winterabenden Wärme. Als Kind liebte ich es, mich vor den Kamin im Haus meiner Eltern zu kuscheln. Izzy, meine kleine Schwester, leistete mir oft Gesellschaft und bat mich ihr etwas vorzulesen. Ihre Lieblingsbücher waren Pferde- und Märchengeschichten aller Art. Ich liebte es ihr vorzulesen. Wir hatten schon immer eine besondere Bindung zueinander. Izzy war es auch, der ich als Erste anvertraute, dass ich schwul bin. Sie ermutigte mich auch dazu es unseren Eltern zu erzählen.

Im Endeffekt war alles anders gekommen als ich es mir in meinem Kopf ausgemalt hatte. Meine Eltern reagierten sehr positiv auf mein Outing und waren einfach froh, dass ich den Mut fand und ihnen vertraute. Ich war glücklich und mir viel ein riesengroßer Stein vom Herzen. Es hätte auch anders laufen können, dessen bin ich mir bewusst. Ich habe wirklich Glück mit meinen Eltern, alles was sie wollten war, dass ihre Kinder glücklich sind. Egal ob schwul oder heterosexuell. 'Mensch ist Mensch' sagte mein Vater immer. 'Liebt wen ihr wollt, die Hauptsache ist, dass ihr glücklich seid.' So ist es auch gekommen. Ich fand mein Glück mit Magnus und Izzy in Raphael.

Die Eltern von Magnus leben, sowie auch die meinen, bei uns in der Nähe. Das war uns wichtig, da wir beide große Familienmenschen sind. So war es auch selbstverständlich, dass unsere Eltern uns beim Umzug helfen. Ganz nach dem Motto: „Viele Hände, schnelles Ende". Unsere Mütter lagen sich weinend in den Armen und freuten sich, dass wir nun wieder ganz in ihrer Nähe wohnen werden und sie keine mehrstündige Autofahrt mehr auf sich nehmen müssen, nur um ihre Kinder besuchen zu können. Oft war dies nur an Geburtstagen oder Weihnachten möglich. Nach getaner Arbeit zauberte Magnus noch seine berühmte Gulaschsuppe mit Pilzen und wieder einmal ließ ich es mir nicht nehmen, einen alten aber nicht in die Jahre gekommenen Witz zu machen. Fliegenpilz in der Suppe statt Steinpilze wäre der absolute Killer, im wahrsten Sinne des Wortes. Magnus verdrehte lachend die Augen und drohte damit, eines Tages meinen Witz wahr werden zu lassen, sollte ich weiterhin die Pilze unauffällig auf seinen Teller mogeln.

Den Tag lassen wir gemütlich mit einem Glas Sekt vor dem lodernden Kamin ausklingen. Magnus Füße stecken in selbstgestrickten Wollsocken, alle Farben des Regenbogens sind vertreten und das flackernde Licht der umstehenden Kerzen tauchen unsere Welt in eine romantische Atmosphäre.

Heute Morgen hieß es ausschlafen, entspannen vom Stress der letzten Wochen und unser neues Heim einfach genießen. Ein Umzug kann einem die letzte Kraft rauben und ich bin froh, diesen Marathon nun hinter mir zu haben. Wir frühstücken gemütlich, unterhalten uns über die letzten dekorativen Details, welche Magnus bereits in seinem Kopf geplant hat und er gibt mir die nötige Zeit, in Ruhe meine Zeitung zu Ende zu lesen.

Es regnet noch immer, die ganze Nacht über prasselte der Regen unaufhörlich gegen die Scheibe unseres Fensters und raubte mir den Schlaf. Magnus dagegen schlief wie ein Murmeltier und ich kuschelte mich eng an seinen Körper, um den Duft meines Mannes als Einschlafhilfe zu nutzen. Doch liebe ich auch das am Herbst, die bunten Blätter in vielen schönen Farben und der Geruch nach Regen.

Dumpfe Geräusche ertönen aus dem Garten, lautes Fluchen und ein Blick durch die weit offenstehende Terrassentür offenbart mir einen kämpfenden Magnus. Sein Gegner, ein Baum mit vom Regen feuchten herabhängenden Blättern und wehenden Ästen. Der Regen hat etwas nachgelassen, doch der Wind weht noch kräftig und zerzaust Magnus feuchtes Haar. Lächelnd stehe ich am Türrahmen gelehnt und beobachte Magnus dabei, wie er den schlanken noch jungen Baum in das ausgehobene Loch hievt. Das Ächzen aus seiner Kehle vermischt sich mit dem leisen Blätterrauschen. Magnus schafft es den Wurzelballen in das Loch zu manövrieren und richtet sich triumphierend auf. Mit weit ausgestreckten Armen und den Kopf in den Nacken gelegt, lacht er herzhaft und dreht sich ein paar Mal im Kreis. Sein Blick findet meinen und ich gehe auf ihn zu, ziehe ihn in meine Arme und hauche einen sanften Kuss auf seine Lippen. Er schmeckt nach Regen und Schweiß.

„Was machst du hier?", frage ich kichernd. „Einen Baum pflanzen", antwortet er. „Das sehe ich. Aber warum?", frage ich ungläubig. Magnus sieht leicht schockiert zu mir und schüttelt verwirrt den Kopf. Ein paar Tropfen lösen sich aus seinem Haar und ich mache mir eine gedankliche Notiz, den Kamin anzuheizen, damit mein Mann sich keine Erkältung holt. „Alexander, du weißt doch was man sagt. Ein Mann soll drei Dinge im Leben tun. Ein Haus bauen, einen Baum pflanzen und ein Kind zeugen."

„Ich kann nicht schwanger werden", sage ich entschuldigend. „Wir adoptieren ein süßes Baby. Oder einen launischen Teenager. Egal. Hauptsache, wir machen es gemeinsam", antwortet Magnus und wieder einmal bin ich fasziniert von seinen einfühlsamen Worten. Wir wollten beide immer Kinder, das war schnell klar. Nur sollte unsere Familie nicht in einem zu kleinen Appartement wachsen. Eine ruhige Umgebung, Kindergarten und Schule in der unmittelbaren Nähe waren wichtige Punkte auf unserer Liste. Mit dem Kauf dieses Hauses, sind wir in unserer Familienplanung ein Stück weitergekommen.

„Soll ich dir vielleicht helfen, Schatz?", frage ich und Magnus nickt begeistert. „Du kannst mir helfen den Baum auszurichten. Wie findest du ihn?", fragt Magnus. „Sehr schön. Was ist das für ein Baum?", sage ich und greife nach dem weißen Etikett, welches an einem der Äste hängt. „Japanischer Kuchenbaum", lese ich laut und Magnus brummt zustimmend. „Meine Eltern hatten diesen Baum im Garten stehen. Ich fand ihn immer faszinierend. Die Blätter, einzigartig in ihrer Schönheit. Die herzförmigen gelb- und rotfarbigen Formen. Jeden Herbst freute ich mich darauf, aus den herabfallenden Blättern einen Laubhaufen aufzuschichten und hineinzuspringen. Mein Vater half mir dabei und es war einfach immer wunderschön. So befreiend und der Duft nach Zimt und Lebkuchen... du wirst es lieben Alexander. Ich hatte danach immer Lust mit meiner Mutter zu backen. Kekse und Kuchen, Dad kam zum Naschen in die Küche und diese Erinnerung würde ich gerne mit dir teilen. Als Familie."

Eine wunderschöne Erinnerung und Tradition. Wir werden sie fortführen, ganz sicher. „Das ist wundervoll. Ich bin froh, dass du diesen Baum für uns ausgesucht hast. Aber du musst das hier nicht allein machen", sage ich. „Ich wollte dich überraschen", antwortet er und ich greife nach der Schaufel und gebe die noch feuchte Erde in das Loch. „Ja, aber das hier, ist unser neues Heim, unsere Zukunft und diesen Baum, pflanzen wir gemeinsam. Hol doch schonmal Wasser aus dem Brunnen. Die Quelle wird somit auch gleich eingeweiht." Gemeinsam pflanzen wir den Baum an den für ihn perfekten Standort, mit ausreichend Abstand zu den anderen Gehölzen, welche durch die Vorbesitzer bereits gepflanzt wurden. Magnus liebt es im Garten zu arbeiten, Plätzchen backen oder Marmelade kochen. Eine weitere Tradition der Familie Bane.

„Alexander, schau mal", flüstert Magnus andächtig und berührt sanft meinen Arm. Ich blicke in sein hübsches Gesicht, sehe die kleinen Lachfalten am Rande
seiner grünfunkelnden Augen und spüre tief in mir meine Liebe für diesen zauberhaften Mann. „Ein Regenbogen", haucht er und ich schaue in die gleiche Richtung wie Magnus, ziehe ihn fest in meine Arme und verteile leichte Küsse auf seinem regennassen Haar. „Jeder Regenbogen ist ein Lächeln des Himmels, das uns daran erinnert, dass nach trüben Tagen auch wieder die Sonne für uns scheint", flüstere ich und küsse meinen Mann unter dem Blätterdach des Herbstes mit aller Liebe die ich habe.

🍁Ende🍁





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Einige Menschen bereichern unsere Welt, einfach weil es sie gibt. Zu diesen beiden 

gehört ihr @RaKoVader und @HelenShadowhunter 💖

Ohne euch hätte ich mich nicht an diesen One Shot getraut.

Danke für eure Unterstützung.💕


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