Ein Spaziergang 3

Alexander
Früh morgens finde ich mich auf dem Wochenmarkt wieder. In meiner Hand der Einkaufszettel. Ich kaufe auch noch andere Zutaten und Gewürze, die mir so in das Auge fallen. Jace, mein Adoptivbruder, ist zwar bei uns der Koch. Aber ich mochte es genau so und vielleicht könnte ich somit Clary etwas abnehmen. Mit zwei vollen Tüten mache ich mich auf zu dem Anwesen der Familie Bane. Mit meinem Schlüssel gelange ich in das Haus. Schnell werde ich die Einkäufe in der Küche los. Danach ziehe ich mich um. Ich bin heute der erste und so mache ich mich bereits an das Tischdecken. Ich lasse mir Zeit und währenddessen Summe ich irgendeine Melodie vor mich her. Dabei verziehe ich keine Miene. Ich bemerke nicht, wie ich beobachtet werde. Als der Tisch fertig ist, gehe ich in die Küche. Dort befinden sich jetzt auch die anderen zwei. Gemeinsam bereiten wir wieder das Frühstück vor und unterhalten uns währenddessen über unsere Familie. „Ich habe eine kleine Schwester, Isabelle und einen Adoptivbruder Jace. Die beiden arbeiten neben der Schule im Restaurant meiner Eltern. Ich glaube ihr würdet euch sehr gut verstehen." Zusammen beschließen wir, das ein gemeinsames Treffen außerhalb der Arbeit nichts im Wege steht. „Lightwood." Seine Stimme hört sich weit weg an. Als ich mich umdrehe steht dort kein Magnus Bane. Ich drehte auf den Flur und sehe ihn oben, mit den Unterarmen auf dem Geländer stützend, stehen. Das Funkeln seiner Augen sehe ich bis hier unten. „Wohnzimmer." Damit dreht er sich um und verschwindet in den Raum. Gern hätte ich ihm erklärt, das das Wort Wohnzimmer keine Aufforderung ist aber ich belasse es. Ich möchte mich ja nicht über ihn lustig machen. In dem genannten Zimmer sitzt Magnus auf der Couch. „Sie sind sicherlich noch nicht so alt, das sie so lange brauchen." Ich verschränke meine Hände hinter meinem Rücken zusammen und sehe ihn an. „Ich bitte um Verzeihung, das ich ihrer Meinung nach zu langsam war. Allerdings ist das Wort ‚Wohnzimmer' keine Aufforderung oder gar ein Satz. Stellen sie sich vor ich hätte mit einem anderen Zimmer geantwortet. Wie zum Beispiel Esszimmer." Ich frag mich, ob es jemals eine Konversation mit ihm geben wird, die ganz normal verläuft und nicht aus Entschuldigungen, Kontern, Erklärungen und Rechtfertigungen besteht. Es wäre für alle anwesenden angenehmer. „Sie haben aber immer etwas zu sagen, oder?" Magnus möchte aufstehen, wahrscheinlich soll es grazil aussehen. Aber das ist es nicht. Er sucht irgendetwas zum hochziehen. Ich trete neben ihn und reiche ihm meine Hand, die in dem weißen Handschuh steckt. Kritisch sieht er mich an, legt dann aber doch seine Hand in meine. Ich wünschte das dazwischen kein störender Stoff wäre. Seine Haut sieht weich aus. Selbst durch den Handschuh spüre ich die Kälte von ihm. Ich ziehe ihn hoch und lasse ihn erst los wenn er sicher steht. Von ihm kommt kein danke, als ich wieder ein Stück zurück trete. Mir erschienen alle Gespräche mit ihm so sinnlos. Die Arbeit könnte wesentlich entspannter sein. „Das bleibt unter uns." Ich nicke nur und sehe ihn dann an. „Ich habe heute einen Termin außerhalb, sie werden mich begleiten." Wieder nicke ich nur. Kritisch sieht er mich an. Ich drehe mich um und verlasse den Raum. Nach dem Frühstück begleite ich Magnus nach draußen. Es wunderte mich nicht, das wir gefahren werden. Während der Fahrt herrschte eine angespannte Stimmung. Immer wieder spürte ich seinen Blick auf mir. Doch ich schaue nur starr aus dem Fenster. Schneller als gedacht, hält das Auto. Wir sind in einer Siedlung, wo das Haus zumindest den finanziellen Punkt erklärt. Es ist alles teuer und groß. Ich habe oft überlegt, was ich machen würde, hätte ich viel Geld. Wahrscheinlich ist dieser Gedanke gar nicht so selten bei den Menschen. Ich würde mir ein kleines Häuschen holen und darin meine eigene Bibliothek zusammen stellen. Die Welt war nicht perfekt aber ihre Literatur war da sehr nah dran. Bevor ich mich in meinen Gedanken verlor, stieg ich aus und öffnete die Tür von Magnus. Als er sich räusperte sah ich ihn an. Seine perfekt geschwungene Augenbraue zog er nach oben. Ich reichte ihm meine Hand. Diese ergriff er wieder einmal und zog sich daran aus dem Auto. Krampfhaft versuchte er normal zu laufen. Aber er schaffte es nicht. Das humpeln sah man deutlich. Jeder wusste, das man so nie elegant wirkte. Trotzdem war in seinem Gangbild etwas feines und kontrolliertes. Magnus klingelte vor der Haustür, die wurde sofort von einem Mann aufgemacht. Die Ähnlichkeit zu mir selbst war erschreckend. Er war blass, seine Haare waren eben so dunkel wie meine, auch wenn seine ordentlicher lagen und eher gelockt wirkten. Vielleicht war ein Stück kleiner als ich, aber das war wie schon gesagt, nicht so schwer. Ansonsten war er genau so muskulös wie ich. Ok, vielleicht konnte er auch Lächeln, was ich nicht konnte aber der Rest war verdammt ähnlich. Wahrscheinlich kam er mir deswegen so krass bekannt vor. „Mags, schön das du da bist." Der Mann und Magnus umarmten sich. Sie wirkten vertraut. „Ja es freut mich auch Will." Nach kurzem trennten sich die beiden wieder und Will' Blick fiel auf mich. „Das muss dein neuer Butler sein." Er reicht mir seine Hand, die ich ernst schüttle. „Alec Lightwood." Meine Stimme ist fest, so wie immer. „Will Herondale." Er bittet uns herein. Da ich nicht stören möchte, sage ich schnell „Ich warte hier. Wenn Sie etwas brauchen. Ich sitz auf der Treppe." Die beiden starren mich an, als hätte ich gerade verkündet das ich mich als Präsident bewerben möchte und das meine Kündigung nur noch abzugeben ist. Ich überlege ob ich bei diesem Termin gebraucht werde, entscheide dann aber selbst, das das unwahrscheinlich ist. Gelassen lassen ich mich auf der dritten unteren Treppe Stufe nieder. Magnus zuckt nur mit den Schultern und geht dann weiter. Will scheint zu zögern. Ob zwischen den beiden jemals was lief oder läuft? Ich weiß nicht wirklich wie lange ich da schon sitze, doch ich höre Schritte auf den Treppenstufen hinter mir. Ich erhebe mich und sehe eine junge Frau. Leichtfüßig kommt sie herunter, bleibt aber bei der Mitte stehen. Sie ist etwas größer, ihre braunen Haare sind lockig und fallen ihr über die Schultern. Ihre Augen sind in einem einzigartigen grau. Ernst sieht sie mich an. Bevor sie ihr grinsen nicht mehr verstecken kann. Stürmisch kommt sie herunter und schmeißt sich in meine Arme. Ich fange sie jetzt ebenfalls ehrlich lächelnd auf und drehe uns mehrmals im Kreis. Vorsichtig setze ich sie wieder ab. Ihre Hände legt sie auf meine Schultern. „Was machst du hier?" Ich stupse ihre Nase an. „Ich bin wegen meinem Boss hier und du? Solltest du nicht in London sein?" Sie zieht mich in die Küche, wo ich mich auf einen bequemen Stuhl sinken lasse. Sofort macht sie uns beiden einen Kaffee und setzt sich dann zu mir. „Ich besuche meinen Freund." In meinem Kopf macht es sehr laut Klick und das Licht was mir aufgeht blendet mich fast. „Deswegen kam er mir bekannt vor." Sie nickte. Tessa und ich kannten uns seit Geburt an. Verwandt waren wir auch irgendwie. Meine Eltern hatten immer gesagt, das sie eine entfernte Cousine von mir war. Ich sah sie eher als Schwester an. Wir waren und sind immer noch unzertrennlich. Gemeinsam hatten wir ein Auslandsjahr in England gemacht. Seitdem hatten wir uns nicht mehr gesehen und das war jetzt drei Monate her. Sie wollte unbedingt noch etwas bleiben aber ich musste zurück. „Warum hast du nicht Bescheid gesagt?" Fragend ziehe ich meine Augenbraue hoch. In ihrem Gesicht kann ich die Antwort sehen. „Du hast dein Handy verloren." sage ich lachend. Böse sieht sie mich an. „Das ist nicht witzig. Ich kann mir einfach nicht deine Nummer merken und ich bin auch erst gestern wieder zurück gekommen. Ich wollte heute bei dir aufschlagen und mein Zimmer wieder in Beschlag nehmen." Tessa und ich hatten zusammen eine Wohnung bezogen. Es war ziemlich leer ohne sie. Umso mehr freute es mich, das sie wieder da war. „Und was ist mit Will?" Dabei zeige ich um mich herum. „Du weißt, das ich mich hier verlieren würde. Außerdem vermisse ich deine Crêpes." Ernst sahen wir uns an. Noch ein Grund mehr warum ich sie so mochte. Sie zog ebenfalls immer ein viel zu ernstes Gesicht. Vor allem gegenüber fremde. Zusammen aber machten wir den allergrößten Quatsch. Ich habe selten mit einem Menschen so viel gelacht und es ging nur mit ihr. „Wer ist dein Boss? Und wie siehst du eigentlich aus?" Ich schlürfe extra laut meinen Kaffee und erhalte einen Boxer von ihr gegen meine Brust. Wir beide hassten dieses Geräusch. „Ich liebe dich auch, Tess." Schnell hintereinander zwinkerte ich mit den Augen. Ihr grinsen reichte bis zu den Ohren. „Magnus Bane. Ich bin sein Butler und das ist meine passende Uniform." Sie runzelte ihre Stirn. „Ach Ja stimmt, ich vergaß ‚das' Studium." Tessa unterstützte mich bei allem. Ich konnte mich auf sie verlassen. Bevor ich überhaupt etwas sagen konnte kamen Will und Magnus in die Küche. Sofort würde ich wieder ernst und auch Tessa nahm ihr Pokerface ein. Will und sie waren jetzt ungefähr ein halbes Jahr zusammen. Die beiden passten auf irgendeine Art zusammen. „Du bist wieder wach." Will gibt Tessa einen kleinen Kuss. „Schlafkaugummi." flüstere ich leise. Belustigt funkeln mich ihre Augen an. „Wie bitte?" Wütend und streng sieht mich Will an. „Ich habe Schlafkaugummi gesagt." Er kommt einen Schritt auf mich zu. „Ich weiß zwar nicht was das ist, aber wenn sie damit meine Freundin beleidigt haben, dann hoffe ich das Magnus sie nicht mehr mitbringt." Ich sehe Tessa an, die immer noch versucht ernst zu bleiben. „Ein Schlafkaugummi ist ein Mensch, der mehr schläft als nötig. Er klebt quasi an dem Schlaf und umso länger er schläft, desto länger zieht er die Fäden des Kaugummis, Sir. Zudem habe ich Tessa damit nicht beleidigt, da sie meine beste Freundin und zugleich Mitbewohnerin ist." Tessa prustet los und muss sich vor lauter lachen auf ihren Knien abstützen. Ich hebe nur leicht mein linken Mundwinkel. Magnus sieht mich verdattert an. „Schatz darf ich dir vorstellen, Alec, mein aller aller aller bester Freund. Alec das ist Will." Tessa muss es ernst mit ihm meinen. Wir stellen unsere Partner offiziell nur dann vor wenn wir wissen, das es für eine sehr lange Zeit sein wird. Dann wenn wir spüren, das die Liebe viel tiefer geht und sie manchmal sogar schmerzt. Ich reiche ihm meine Hand, die er komplett abweisend schüttelt. Tessa scheint Magnus bereits zu kennen, denn sie stellen sich nicht gegenseitig vor. Wahrscheinlich bei einem der unzähligen Videoanrufe mit Will. „Lightwood, wir müssen los." Ich nicke nur und verabschiede mich mit einer Umarmung von Tessa. Will nicke ich nur zu. Als wir zusammen wieder um Auto sitzen, ist es ruhig. Ich genieße die Stille, denn sie ist nicht so unangenehm wie bei der Hinfahrt. Vor dem Anwesen betrachte ich das Haus gründlich. Es ist umgeben von einem gepflegten Rasen. Ein gepflasterter Weg führt zu dem weißen Gebäude. Die großen Fenster deuten schon darauf, das es innen drin schön hell ist. Was dahinter liegt sieht keiner und selbst ich weiß es nicht. „Begleiten sie mich?" Ich sehe Magnus Bane an. In seinem Gesicht hat sich etwas verändert. Es ist das leichte Lächeln was er mir schenkt. Es ist weder arrogant, noch gespielt oder herablassend. Ich frage mich, ob ich ihn jemals schon so gesehen habe. Er erscheint mir so noch so viel schöner. „Wohin?" Ich bleibe weiterhin ernst. „Auf einen Spaziergang."

... Fortsetzung folgt

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