Ein Spaziergang 2
Ich hoffe ihr habt einen guten Start in die Woche
Lg Hexe
Alexander
Pünktlich um sieben stehe ich in meiner Uniform in dem Esszimmer und decke zusammen mit Clary den runden Esstisch. Wenigstens gab es bei dem Essen keine Hierarchie, denn keiner konnte am Kopfende sitzen. Auch über Tische konnte man stundenlang nachdenken. Clary und ich hatten uns gestern noch kurz unterhalten und ich mochte die kleine. Sie war speziell für Mrs. Bane zuständig. Es hatte sich herausgestellt, das wir alle irgendwie für den Haushalt zuständig waren. „Ist irgendjemand Linkshänder?" fragte ich sie, da ich das Besteck gerade in der Hand halte. „Keine Ahnung, aber wird nicht immer mit rechts geschnitten, egal ob man Links oder Rechtshänder ist?" Kurz denke ich darüber nach. Ich selbst bin Rechtshänder, habe aber das Messer immer in der Linken Hand. „Das habe ich auch schon mal gehört. Aber ich finde es persönlich unhöflich wenn man davon ausgeht, das jeder mit rechts schneidet und dem Gast die Entscheidung sozusagen vorschreibt." Damit lege ich Gabel und Messer rechts neben dem Teller. Die Gabel liegt innen und das Messer außen. Die scharfe Seite liegt dabei dem Teller zugewandt. Gründlich falte ich die Serviette in einen schönen Fächer. Zufrieden betrachte ich mein Werk. „Hast du mal in einem Restaurant gearbeitet?" fragt mich Clary fasziniert. „Meine Eltern führen eins. Ich war oft aushelfen." Sie nickt und gemeinsam gehen wir in die Küche um dort das Frühstück vorzubereiten. „Ich fand es gut, das du dich gestern von Magnus nicht einschüchtern lassen hast." Gestern war ich noch oft in Gedanken bei ihm. Er war ein Rätsel, was ich lösen wollte. „Er ist ein Mensch wie du und ich. Und egal welche Charakterzüge er zeigt, er hat auch etwas gutes in sich und manchmal interpretieren wir etwas vollkommen falsches in die Haltung." Sie konnte mir nicht mehr antworten, denn auch Simon trat in die Küche und begrüßte uns. Zusammen schafften wir das Frühstück zu dem Tisch. Dieses mal wieder mit Handschuhen. Gerade als wir fertig waren, kamen bereits die Eltern von Magnus in den Raum. Die Frau betrachtete mich genau. Sie sah ihrem Sohn sehr ähnlich. Die beiden hatten die gleichen Augen. Nur bei ihr fehlte das Funkeln. Ihre langen, dunklen Haare hatte sie hochgesteckt. Sie trug ein Kostüm und wirkte somit älter. Kurz nickten wir Ihnen zu. Clary und Simon rückten ihre Stühle zu recht. Wenig später kam auch Magnus in den Raum. Erst jetzt fiel mir auf, das er sein linkes Knie nicht richtig durchdrücken konnte und somit fast unmerklich hinkte. Deswegen auch bei Treppenaufstieg das Geländer. Er hatte nicht genug Kraft in dem Bein sich eigenständig hochzudrücken und nahm somit seine Rechte Armkraft als Ausgleich. Bei Treppenabstieg knickte man immer nur ein beziehungsweise man federte ab, das Bein müsste man dabei nicht vollständig eben machen. Auch ich zog seinen Stuhl zu recht. Er würdigte mich keines Blickes. Ich schenkte ihm seinen Apfelsaft ein. Clary hatte mir zum Glück vorher gesagt, das er keinen Kaffee am frühen Morgen trank. Während des Essens verließen wir drei das Zimmer. Kurz huschte mein Blick auf die Anwesenden und stellte somit fest das Magnus sein Messer mit der linken Hand hielt. „Wie alt ist Magnus?" Simon und Clary setzten sich an den kleinen Tisch. „Fünfundzwanzig." Erschrocken riss ich die Augen auf. Er sah soviel jünger aus. Somit war er fünf Jahre älter als ich. „Lightwood." Ich drehte mich um und erblickte Magnus. Er musterte mich genau. Heute trug er eine dunkle Jeans zusammen mit einem weißen Hemd. Die ersten Knöpfe standen offen und ermöglichten mir somit, einen Blick auf seine honigfarbene Haut zu werfen. „Was kann ich für Sie tun?" fragte ich höflich. Elegant kam er mir entgegen. „Ich habe einen Termin." Fragend zog ich meine Augenbraue hoch. Seine Augen funkelten wieder so gefährlich. Was sollte ich bitte mit dieser Information anfangen. Sollte ich ihm viel Spaß wünschen oder ihm gratulieren? „Das ist schön und was kann ich jetzt für Sie tun?" Hinter mir prusteten Clary und Simon los. Magnus Kiefer verspannte sich und ich wusste das ich irgendetwas falsches gesagt habe. „Sie scheinen doch nicht so schlau zu sein." sagt er sauer. Ich habe mir abgewöhnt mich von Emotionen anderer Leute anzustecken. Deswegen bleibe ich ganz ruhig. „Ich bitte um Entschuldigung, wenn ich den Wink nicht verstanden habe. Aber bitte bedenken Sie, das heute erst mein zweiter Tag ist. Wenn sie es mir erklären würden, wäre ich Ihnen sehr verbunden." führe ich ordnungsgemäß aus. Meine Schwester und meine beste Freundin würden sich jetzt Tod lachen. Sie finden es ganz amüsant, das es bis jetzt keiner geschafft hat, mich wütend zu machen. Ich habe noch nie meine Stimme erhoben und manchmal scheint es fast unmenschlich aber ich fand, es brachte nichts wenn man seine Stimme hob, es würde nichts an der Situation ändern. Magnus sah ungläubig in meine Augen. Als er erkannte, das ich nicht scherzte, drehte er sich um und ging. „Mr. Lewis erklären sie es Lightwood. Ich habe für sowas keine Zeit." schrie er noch. Ich selbst drehte mich wieder zu meinen Kollegen um, die sich vor lachen die Bäuche hielten. „Du wirst ihn irgendwann nochmal zur Weißglut treiben." Lächelnd sehe ich die beiden an. Ihnen kommen schon Tränen, so sehr lachen sie. „Was muss ich jetzt bei einem Termin machen?" frage ich geduldig. Clary beruhigt sich als erstes. „Wenn er ‚einen' Termin hat, dann kommt meistens seine beste Freundin. Die beiden trinken dann gern einen frischgebrühten Brennnessel Tee, den du zubereiten sollst. Dritte Tür links. Du stellst die Tassen einfach auf den Couch Tisch." Während Clary spricht, stellt sie alles heraus was ich brauche. Dankend lächle ich sie an und mache mich dann an meine Arbeit. Mit den dampfenden Tassen in einer Hand gehe ich nach oben. Auch hier ist der Flur riesig. Dreimal klopfe ich schnell hintereinander an dir Tür. Diese wird schwungvoll aufgerissen. „Lightwood. Ich dachte schon, das mein Besuch wegen Ihnen verdursten muss." Er tritt zur Seite. Das Zimmer ist gemütlich eingerichtet. Ich kann ein großes Bücherregal sowie einen Plattenspieler ausmachen. Das Sofa ist groß und mit vielen bunten Kissen bestückt. Auf diesem sitzt eine dunkelhäutige junge Frau. Ihre langen Haare sind offen. Sie muss einen Schlüssel haben, denn niemand hatte geklingelt. Freundlich lächelt sie mich an und ich stelle die Tassen ab bevor ich mich wieder an Magnus wende. „Der Tee braucht zehn Minuten. Daran kann ich leider nichts ändern." Ich möchte schon den Raum verlassen, als Magnus meinen Unterarm umfasst und mich somit zurück hält. Er stellt sich vor mich und sein Atem trifft auf meine Lippen. Der Duft von Sandelholz steigt in meine Nase auf. Ich kann meinen Körper nicht aufhalten eine Gänsehaut zu bilden. Mein Gegenüber scheint das nicht zu merken, schließlich steckt mein Körper in dieser Uniform. Noch immer liegt seine Hand um meinem Unterarm. „Wenn sie sich lustig über mich machen wollen, dann können sie mir das sagen." Seine Lippen verziehen sich zu einer dünnen Linie. „Ich würde es mir nicht erlauben, mich über einen Menschen lustig zu machen. Egal wie lange ich ihn kenne. Wir haben uns noch nicht oft unterhalten. Ich muss wieder um Entschuldigung bitten, wenn es so herüber kam, das ich mich über sie lustig mache." Tief schauen wir uns in die Augen. In mir kommt das Bedürfnis auf, ihn kennen zu lernen. Ganz ohne diese Uniform. „Ich lasse sie jetzt mit ihrem Besuch allein, wenn das in Ordnung ist." Er lässt meinen Arm los und tritt einen Schritt zurück. „Ich wünsche Ihnen beiden viel Spaß." Damit schaue ich ihn nochmal kurz an und verlasse danach den Raum. An diesem Tag sehe ich Magnus nicht mehr. Ich helfe Clary beim putzen der Küche. Außerdem erstellen wir zusammen den Essenplan für die restliche Woche. „Kann ich in meinen normalen Klamotten einkaufen gehen?" frage ich sie. „Ja klar. Meistens gehe ich auf den Markt. Eigentlich macht das Simon aber Mr. Bane hat morgen einen Termin und da ist Si immer unabkömmlich." Ich nicke und stecke die Einkaufsliste. „Klar, ich mach das morgen früh gleich." Damit verabschieden wir uns voneinander. Ich ziehe mich um und laufe mit meinen Chucks nach Hause. Meine Augen werden immer kleiner und wahrscheinlich habe ich diesen Job unterschätzt.
... Fortsetzung folgt
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