14
Mit einem Seufzen blicke ich auf die Uhr. Nervös klopfe ich mit meinem Stift auf den Tisch und zähle die Sekunden, bis die Stunde endlich vorbei ist. Den ganzen Morgen über, habe ich Magnus nicht gesehen. Um ehrlich zu sein, bin ich ein bisschen enttäuscht darüber. Denn er ist in meinen Gedanken aufgetaucht und egal was ich gemacht habe, er hat sich förmlich in mein Gehirn fest gesetzt.
Wütend drücke ich den Bleistift mit der Spitze auf meinen Block und sehe zu, wie die Miene mit einem leisen Geräusch abbricht. Finster starre ich die kaputte Spitze an und stell mir vor, auf wie vielen Arten ich Magnus damit so weh tun kann, wie er mir.
Beruhige dich, Alec. Dir war von Anfang an klar, dass ihr Beiden zu verschieden seid. Nur weil wir einen tollen Abend hatten, bei dem er regelrecht mein Herz erobert und meine Meinung über ihn geändert hat, war dir doch klar, dass er ein Flittchen ist.
"Flittchen.", zische ich leise, während der Stift in meinen Händen in zwei bricht.
"Wie bitte, Mr Lightwood?", erbost steht Mrs Herondale vorne an der Tafel und stemmt ihre Hände in ihre Seiten, "Ich habe mich doch hoffentlich verhört.". Ihr Blick löst sofort ein tiefes Entsetzen in mir aus und mir wird wieder klar, wieso sie die Direktorin ist und sie mir nie im Dunkeln begegnen sollte.
"Verzeihung, Mrs Herondale. Wird nicht noch einmal vorkommen.", versuche ich mich aus der Schlinge zu ziehen, in die sie mich mit ihrem Blick gezogen hat. Nervös reibe ich mir über den Hals.
Wieder spießt sie mich einmal mit ihren Blick auf, "Das hoffe ich für sie, Mr Lightwood. Das hoffe ich wirklich.". Zu meiner Erleichterung wendet sie sich wieder dem Unterricht zu und erlöst mich von ihrem Blick.
"Das war echt knapp.", höre ich Raj neben mir flüstern, "Ich dachte schon, sie drückt dir eine Woche Nachsitzen auf.".
Ich gebe ihm nur ein Nicken als Antwort. Raj ist in Ordnung, doch Herondale hat mich diese Stunde schon auf dem Kicker, da möchte ich es mir nicht komplett mit ihr versauen.
Erleichtert atme ich auf, als das Klingeln mich endlich erlöst. Schnell packe ich meine Sachen zusammen und hetze aus dem Raum. An meinem Spind stelle ich die Sachen ordentlich herein. Es ist Mittagspause und dementsprechend voll im Gang. Izzy und der Rest warten in der Mensa auf mich, doch mit sehr großer Wahrscheinlichkeit wird Magnus dort auftauchen.
Wenn er mit mir reden möchte, werde ich ihm nicht daran hindern. Ich bin kein Feigling. Einen kurzen Moment lehne ich mit geschlossenen Augen an meinem Spind und versuche mein wild klopfendes Herz unter Kontrolle zu bekommen.
"Alexander, können wir reden?".
Erschrocken zucke ich zusammen und wirbel zu Magnus herum. Verwirrt blinzel ich ihn an. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass er mich hier anspricht. Nachdenklich ziehe ich die Stirn in Falten und muster ihn. Natürlich muss er gut aussehen.
Seine schwarzen Haare sind hoch gegelt und der schwarze Lidschatten betont seine atemberaubenden Augen, die mich an irgendetwas erinnern. Mit diesen Augen schaut er mich flehend an.
"Was gibt's?", ich lehne mich mit verschränkten Armen an meinen Spind und versuche lässig und gelangweilt auszusehen. Er muss ja nicht wissen, dass sein Anblick reicht, damit mein Herz einen Sprung aussetzt.
"Ich wollte dir das mit Samstag erklären und mich entschuldigen.", nervös guckt er sich um, "Können wir vielleicht irgendwo hin, wo es ruhiger ist?".
Gelassen zucke ich mit den Achseln, "Du brauchst dich nicht zu entschuldigen und erklären musst du auch nichts.". Ich sehe sofort die Verwirrung in seinen Augen und wie er ansetzt, um etwas zu sagen. "Ich hätte mich auf mein Gefühl verlassen sollen und das hat mir gesagt, dass wir zu verschieden sind.", fahre ich schnell fort.
Magnus hebt seine Hand, als würde er mich berühren wollen. Doch er lässt sie sinken, als wäre er sich nicht sicher, ob er mich berühren darf. "Lass es mich erklären, bitte.", flehend guckt er mich an.
Seufzend gucke ich auf meine Uhr und gebe ihm ein Nicken. Daraufhin schnappt er sich meine Hand und zieht mich in eine Abstellkammer. Ich betrachte den Wischmopp und Eimer, die Putzutensilien, nur um ihn nicht angucken zu müssen. In diesem engen Raum kann ich seine Seife riechen.
"Das war eine Ex - Freundin.", durch bricht Magnus die Stille, "Wir haben uns schon vor über einem Jahr getrennt.", er räuspert sich verlegen, "Besser gesagt, sie sich von mir.".
Ich beobachte ihn dabei, wie er nervös seine Hände in die Taschen steckt, nur um sie kurz darauf wieder heraus zu ziehen. "Ich habe sie wirklich geliebt.", traurig blickt er mich an. In mir breitet sich der Drang aus, ihn an mich zu ziehen und zu trösten.
"Aber das liegt in der Vergangenheit. Ich hab mich in dich verliebt und am Freitag habe ich mich dir näher gefühlt, als ihr, in der ganzen Zeit, in der wir zusammen waren.", hauchzart berühren seine Fingerspitzen meinen Handrücken.
Wir stehen in dieser Abstellkammer so nah an einander, wenn ich einen Schritt nach vorne gehe, würde ich ihn am ganzen Körper berühren. Innerlich kämpfe ich den Drang nieder, genau das zu tun.
"Ich weiß nicht, warum sie mich geküsst hat.", wieder berührt er mich Schmetterlings zart an meiner Hand, "Doch, Alexander, es tut mir leid, dass ich sie nicht sofort von mir geschoben habe. Sie hat mich damit einfach komplett überrumpelt und irgendeine Sicherung ist in mir durch gebrannt. Ich hätte dir sofort hinter her laufen sollen, doch ich hatte Angst.". Beim letzten Satz senkt er beschämt den Blick.
"Wovor hattest du Angst?", fragend blicke ich auf ihn herunter, doch er steht immer noch mit gesenkten Blick vor mir. Mit einem leisen Seufzen berühre ich ihn am Kinn und hebe es hoch. Jede Sekunde, die ich ihn in die Augen gucke, versinke ich immer mehr drinnen. Würde jemand herein platzen und uns ansprechen, es wäre mir egal. Das Einzige, was zählt, sind wir Beide.
"Ich hab Angst, dass ich es versaut habe.", flüstert er leise. "So sehr versaut, dass du mir keine Chance mehr gibst und das zwischen uns, einfach aufhört zu existieren.". Frustriert fährt er sich durch die Haare. "Ich bin normalerweise selbstbewusst und nie um ein Wort verlegen, doch in deiner Gegenwart fühle ich mich schwach und ängstlich. Ich habe Angst dich zu verlieren, Alexander.". In seinen Augen erlischt das Strahlen, welches ihn so unglaublich anziehend macht.
Überrascht betrachte ich seinen Ausbruch. "Magnus, ich verzeih dir und ich gebe dir noch eine Chance, aber nur unter einer Bedingung.".
Unsicher betrachtet er mich und kaut dabei auf seiner Unterlippe herum, "Was für eine?".
Ich trete einen Schritt auf ihn zu, wodurch sich unsere Körper der Länge nach, aneinander schmiegen. Sein überraschtes auf keuchen hallt durch die Kammer, während ich mit meinen Händen vorsichtig seinen Nacken umfassen.
"Solltest du irgendwann für jemand anderen Gefühle entwickeln, dann sag das. Geheimnisse sind scheiße und ich hasse es, mehr als alles andere, angelogen zu werden.", mit jedem Wort nähere ich mich seinen Lippen, "Versprich es mir.". Mein Atem streicht über seine Lippen.
Unsicherheit flackert in seinen Augen auf und ich runzel die Stirn, verbirgt er etwas vor mir? Ich möchte ich gerade fragen, als er plötzlich anfängt zu nicken, "Ich verspreche es, Alexander. Keine Lügen mehr.".
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