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"Wo bist du, Alec?". Bewundernd lasse ich meinen Blick über das Wasser gleiten, während ich mir das Handy ans Ohr halte, um mit Izzy zu telefonieren. "Keine Ahnung, wie man den Namen ausspricht.". Langsam lasse ich mich auf den Boden gleiten und fahre mit meiner einer Hand durch den weichen Sand. "Ich hab mir ein Auto gemietet und bin an der Küste entlang gefahren.". Nachdenklich fahre ich mir über meine schwarzen Haare und werfe den Leute um mich herum einen kurzen Blick zu. "Glaube aber ich bleibe erst einmal hier.".
"Du bist jetzt schon über einem Monat weg.", ihre Stimme wird leiser und hört sich immer besorgter an, "Wir machen uns Sorgen um dich, Bruderherz. Seit du mir diese Nachricht vom Flughafen geschickt hast, ist es jetzt das erste Mal, dass du dich bei uns meldest.".
Ich habe mich in den letzten paar Wochen erfolgreich von Magnus abgelenkt. Den Großteil der Zeit habe ich mich Sightseeing oder am Strand liegen verbracht. Sobald ich wieder anfangen musste an ihn zu denken, bin ich ins Auto gestiegen und weiter gefahren. "Mir geht es gut, Izzy.". Jetzt. "Ich bin in Nizza gelandet und dann Richtung Westen an der Côte d'Azur entlang gefahren. Du hättest es sehen müssen.", schwärme ich, "Dieses kristallklare Wasser und die Küsten. Einfach traumhaft.".
Ich bemerke ihr Zögern, "Du klingst total verändert. Ich habe das Gefühl, dass du deine Gefühle wieder in dich einschließt und alles verdrängst. Das ist nicht gut, Alec. Weißt du schon, wann du wieder kommst?". Nachdenklich werfe ich einen Blick nach oben und bemerke die dunklen Wolken am Horizont, die aufziehen. Besorgt ziehe ich die Augenbrauen zusammen, als sie in einem rasanten Tempo näher kommen. "Kurz bevor das Semester beginnt, Izzy. Ich muss jetzt aber auch auflegen, hier zieht ein Sturm auf.". Schnell würge ich das Gespräch ab und stecke mir mein Handy zurück in die Hosentasche.
In einem gemütlichen Tempo mache ich mich zurück zur Siedlung, wo ich mir ein kleines Haus gemietet habe. Ich laufe nicht weg und versuche auch nicht meine Gefühle in mir 'weg zu schließen'. Ich versuche einfach weiter zu machen und das ohne zusammen zu brechen.
Bewundernd betrachte ich die Hibiskus Blüten, die sich im zunehmenden Wind immer mehr bewegen. Die Siedlung steht an einer kleinen Lagune, wo ebenfalls ein Badestrand ist, wo gerade ein großer Aufbruch statt findet. Überrascht hebe ich meine Augenbraue, als ich die rote Flagge sehe. Die gelbe Flagge sieht man wegen dem Wind und den Wellen oft, aber die Rote habe ich noch nie gesehen.
Nachdenklich gucke ich Richtung Pyrenäen, die man bei guten Wetter klar und deutlich sehen kann. Doch heute verschwinden sie hinter dicken Nebel, der langsam immer näher kommt und seine Tentakel um verschiedene Gebäude legt und sie verschwinden lässt. Einen kurzen Moment betrachte ich dieses faszinierende Spektakel, bis ein lautes Platschen mich heraus reißt.
Verwirrt drehe ich mich um und starre mit großen Augen die dunkle Regenfront an. "Oh, fuck.", bringe ich gerade noch heraus, bevor ich mich hastig in Bewegung setze. Schon nach wenigen Metern hat der Regen mich erreicht und vollkommen eingenässt. Meine Schritte werden immer langsamer, bis ich stehen bleibe. Ein leises Glucksen entkommt meiner Kehle. Erschrocken halte ich mir eine Hand vor den Mund. Doch das laute Lachen bricht regelrecht aus mir heraus, ich kann es einfach nicht zurück halten. Schwer atmend halte ich mir die Seite.
Langsam erstirbt mein Lachen und das Grinsen fällt mir von den Lippen. Mit einem kleinen Seufzen lege ich den Kopf in den Nacken und genieße das Gefühl, der dicken Tropfen auf meinem Gesicht. Wer auch immer gesagt hat, dass Liebeskummer mit der Zeit verschwindet, redet Schwachsinn. Irgendwann hat man sich einfach nur an das permanente Piksen im Herzen gewöhnt und lernt damit zu leben.
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