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"Hast du das Popcorn?". Zufrieden kuschelt Magnus sich, nach meinem Nicken, an meine Seite ins Bett. Unsere Blicke liegen konzentriert auf den Fernseher, der gegenüber vom Bett steht. "Das ist einer meiner Lieblingsfilme.", entkommt es ihm, während die Eröffnungsmusik erklingt.

"Ach, ja? Worum geht es?". Geschockt weiten sich seine Augen bei meiner Frage. "Du kennst Stolz und Vorurteil nicht?".Fassungslos  schüttelt er nur den Kopf, während er leise 'Banause' vor sich hin murmelt. Mit festem Blick auf den Fernseher lehnt Magnus sich zurück gegen meine Brust. Zufrieden schlinge ich meine Arme um ihn und lege meine Hände auf seinen Bauch.  "Dann mach dich jetzt auf die besten fünf Stunden deines Lebens bereit.".

Entsetzt entkommt mir ein Stöhnen. "Fünf Stunden? Wie kann ein Film bitte so lang sein.". Strafend guckt er mich von der Seite an. "Es gibt auch eine Hollywood - Version, aber die von 1995 ist viel besser, da sie haargenau die Handlung des Buches wieder gibt.". Beruhigend tätschelt er meine Hand. Die Chance nutzend, verschränke ich sie miteinander und streiche mit meinen Fingerspitzen über seinen Handrücken.

Konzentriert versuche ich der Handlung des Filmes zu folgen, doch mein Freund lenkt mich immer wieder unabsichtlich ab.  Es ist für mich viel spannender seine Mimik zu beobachten, als den Protagonisten dabei zu zu sehen, wie sie umeinander herum schleichen.

"Ich liebe es, wie er sie anguckt.", teilt Magnus mir mit einem kleinen Lächeln mit. Verwirrt werfe ich einen Blick auf den Bildschirm. Diese Frau Lizzy sitzt gerade mit einem anderen Typ an einem Piano, während Colin Firth sie von der Ferne an schmachtet. "Dieses Lächeln auf seinem Gesicht, wenn er sie anguckt, ist einfach perfekt. Früher habe ich mir immer gewünscht, dass mich mal jemand so anguckt.".

Schnaubend rolle ich uns einmal herum, so dass er unter mir liegt und gucke ihn schmollend an. "Hast du etwa eine Schwäche für den Typen?". Grinsend verschränkt er seine Hände hinter meinem Nacken. "Wenn ich so drüber nach denke, seid ihr beiden euch schon ähnlich. Beide groß, dunkle Haare, relativ schweigsam und nicht gerade aufgeschlossen neue Leute kennen zu lernen.".

Protestierend öffne ich meinen Mund, muss ihn aber nach einem kurzen Moment wieder schließen, da er Recht hat. "Weißt du, was der Unterschied zwischen dir und Mr. Darcy ist, Alexander?".

Fragend hebe ich eine Augenbraue, gespannt, was jetzt wohl kommt. "Du bist nicht adlig, hast kein riesiges Anwesen und hast mir noch keinen Brief geschrieben.". Liebevoll reibt er seine Nase an meiner, "Aber im Gegensatz zu ihm bist du real und so wie du bist, einfach perfekt für mich.".

Bei seinen Worten röten sich meine Wangen, sprachlos starre ich den schwarzhaarigen Mann unter mir an. "Ich liebe dich.", hauche ich, bevor sich unsere Lippen zu einem zarten Kuss vereinen.

Doch ziemlich schnell unterbricht Magnus unseren Kuss und schiebt mich von sich runter. "Warte, gleich kommt meine Lieblingsszene.". Gespannt beugt er sich vor und löst seinen Blick nicht vom Fernseher. Seufzend lehne ich mich gegen das Bettkopfteil. Anscheinend ziehe ich den Kürzeren, wenn er sich zwischen seinem Lieblingsfilm und mir entscheiden müsste.

Gelangweilt widme ich mich wieder dem Film und sehe Colin Firth dabei zu, wie er in das Zimmer stürmt, wo Lizzy drinnen sitzt. Leise spricht Magnus den Text mit und dreht sich danach zu mir um. "Das ist so traurig.". Mit glasigen Augen erwidert er meinen Blick. "Er sagt ihr, dass er sie liebt, doch sie weist ihn wegen ihres Stolzes und ihrer Vorurteile ab.".

"Naja.", abwiegend lege ich den Kopf schief, "So wie er ihr seine Liebe gestanden hat, war es ja auch nicht unbedingt romantisch.". Entsetzt weiten sich seine Augen. "Er hat ihr gesagt, dass er sie liebt und heiraten will, obwohl ihre Familie einfach nur peinlich ist und vom Stand her weit unter ihm steht. Für die damalige Zeit und so einem stolzen Mann ist das unglaublich romantisch.".

Nase rümpfend schüttel ich nur den Kopf. "Wenn man jemanden einen Heiratsantrag macht, sollte man die peinliche Familie und den niedrigeren Stand nicht erwähnen, sondern nur die Gefühle, die man für die auserwählte Person hat. Man sollte ihr sagen, dass man den Rest seines Lebens mit ihr verbringen möchte und sich eine Zukunft ohne ihr nicht mehr vorstellen kann.".

Magnus wirft mir einen schiefen Blick zu, bevor er sich, ohne etwas dazu zu sagen, wieder dem Film widmet. "Apropos Familie.", murmel ich leise, "Ich möchte dir meine bald vorstellen. Natürlich nur, wenn du nichts dagegen hast.".

Ein Strahlen erhellt sein Gesicht, "Ich würde deine Familie irgendwann sehr gerne kennen lernen.". Zufrieden kuscheln wir uns wieder aneinander, mit dem festen Vorsatz, den restlichen Tag so gut wie möglich zu genießen.

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