Kapitel 8
"Sag nur, Andrew. Ich halte es aus."
"Du lässt einen Sachverständigen kommen und der soll den Schaden beziffern. Wenn du die Zahl hast, dann kommst du wieder zu mir und wir finden gemeinsam eine Lösung."
"Das klingt nach einem aber."
"Das tut es in der Tat. Schlimmstenfalls werden ich und Imogen das Haus verkaufen und zu dir auf den Hof ziehen."
"Das geht nicht, Andrew. Du hängst zu sehr an dem Haus. Es ist immerhin dein Elternhaus."
"Sieh mich an und hör mir gut zu, Alec."
Ich nicke stumm und höre ihm aufmerksam zu.
"Familie heißt Aufopferung. Familie heißt gemeinsam einzustehen wenn es eng wird. Familie heißt füreinander da sein und wenn ich mein Elternhaus verlieren soll, dann hat es wieder einen Vorteil. Wir können den Hof retten. Außerdem bin ich dann näher bei dir und wir können schneller über alles reden und Jace vor so manch einer dummen Kleinigkeit retten. Deswegen machst du genau das, was ich dir grade gesagt habe, mein lieber Alec."
Leise muss ich schmunzeln.
"Du hast Recht, Andrew."
"Natürlich hab ich das und jetzt sei ein braver Junge und geh wieder zurück."
"Das mache ich, Andrew. Danke."
"Gerne. Wir sehen uns beim nächsten Mal."
"Ja. Bis bald, Andrew."
Ich verabschiede mich von Imogen und kehre dann wieder auf den Hof zurück.
"Was hat Andrew gemeint, Alec?" Kommt Simon auf mich zu.
"Schlimmstenfalls wird er das Haus verkaufen, um die Scheune reparieren zu können damit wir den Hof nicht verlieren."
"Wow. Das ist sehr aufopfernd von Andrew. Ich weiß, wie sehr er an dem Haus hängt."
"Ja, das tut er wirklich. Ich geh jetzt in mein Büro und werde nach einem Sachverständigen googlen, der den Schaden beziffern soll."
"Mach das, Alec. Ich schaukle das Schiff hier schon."
"Dafür bin ich dir sehr dankbar. Wie schlägt sich Magnus überhaupt?"
"Er mault und motzt am laufenden Band."
"Ignoriere es einfach und gib ihm einfache Aufgaben. Dann hat er nicht viel Zeit zum Maulen und Motzen."
"Mach ich, Alec."
"Bis später."
Ich gehe in mein Büro und google nach einem Sachverständigen. Mr. Jordan Kyle. Das klingt doch ganz interessant. Ich zücke das Telefon und rufe ihn an.
"Sachverständigenbüro Kyle. Sie sprechen mit Maia. Was kann ich für Sie tun?"
"Guten Tag, Maia. Hier ist Alec Lightwood. Ich benötige Mr. Kyle auf meinem Bauernhof. Er muss einen Schaden begutachten. Wann hätte er denn Zeit für mich?"
"Wenn es Ihnen recht ist, dann kann ich Sie heute Abend noch dazwischenquetschen. So um siebzehn Uhr rum?"
"Das passt perfekt. Brauchen Sie noch meine Adresse?"
"Das wäre sehr nett von Ihnen."
Ich gebe ihr die Adresse durch, verabschieden uns voneinander und ich lege dann auf.
Grade als ich zur Bürotür raus will, kommt Magnus auf mich zu.
"Was gibt's denn, Magnus?"
"So geht das nicht, Alexander. Simon scheucht mich nur hin und her."
"Du wirst dich dem fügen müssen. Wir helfen hier alle gegenseitig und außerdem würde die Arbeit viel schneller vorangehen, wenn du nicht alle fünf Minuten rummaulen müsstest."
"Ich hab dir gesagt, dass ich für das Bauernhofleben nicht geeignet bin." Mault er mich an.
"Wer hat denn seine Schrottkarre in meine Scheune gefahren?" Motze ich zurück.
"Deine Scheune stand mir halt im Weg!" Keift er zurück.
"Du bist mit deinem Luxusschlitten bestimmt schneller gefahren als vorgeschrieben und dann hast du halt in dem strömenden Regen die Kontrolle verloren und bist in meine Scheune geschlittert." Schreie ich schon fast.
"Du bist nur neidisch auf mein Auto und meinen Reichtum!"
"Das hab ich nie gesagt."
"Das musstest du auch nicht."
Er verpasst mir eine schallende Backpfeife und mit Tränen in den Augen renne ich raus in den Heuboden. Dort verstecke ich mich und lasse meinen Tränen freien Lauf.
Magnus' PoV
Scheiße, verdammt. Was hab ich getan? Du kannst doch dem Mann deiner Träume keine schallern! Das wird er mir nie verzeihen.
Ich flüchte aus dem Haus und suche Simon.
"Wo bist du, Simon?" Rufe ich quer durch den ganzen Hof.
"Hier bin ich, Magnus. Was ist denn los?"
"Hast du Alexander gesehen? Ich habe mich mit ihm gestritten und aus Versehen ist mir die Hand ausgerutscht."
"Dir ist was? Verdammt, Magnus!"
Ohne mich nochmal anzusehen dreht er sich um und sucht Alexander. Unauffällig folge ich ihm. Vielleicht führt er mich zu ihm.
"Wo bist du, Alec?" Höre ich Simon rufen.
Ein leises Schluchzen dringt an meine Ohren. Bei jedem weiteren Schritt näher zu den beiden wird das Schluchzen lauter.
"Es wird alles gut, Alec. Ich bin da." Höre ich Simon reden.
"Du verstehst das nicht, Simon. Ich habe mich in ihn verliebt aber ich muss ihn wegschicken. Du weißt, warum."
"Ja, das weiß ich. Bist du dir sicher, Alec?"
"Ich bin mir sicher auch wenn es mir das Herz brechen wird."
"Willst du ihm keine Chance geben? Es war nur ein Versehen."
"Beim nächsten Versehen habe ich ein Messer in meiner Brust. Ich habe keine andere Wahl. Bitte such ihn und bestelle ihn in einer Viertel Stunde in mein Büro."
"Mach ich, Alec. Komm. Ich drück dich noch ein wenig."
Vermutlich hat Simon Alexander im Arm. Ich würde zu gern wissen, aus welchem Grund Alexander mich wegschicken muss. Ist egal. Ich soll meine Nase nicht in fremde Angelegenheiten stecken.
Traurig gehe ich zurück ins Haus und packe schon mal meine Sachen. Ich lasse mir meine Traurigkeit nicht anmerken. Erst jetzt, wo alles zu spät ist, werden mir meine Gefühle gegenüber Alexander klar. Du bist so dumm, Bane! Wieder einmal hast du die Anzeichen falsch gedeutet. Er liebt mich. Ich liebe ihn. Warum muss Liebe nur so kompliziert sein?
Ich lasse mich an der Wand runterfallen Richtung Boden.
Plötzlich klopft es an der Tür.
Ich stehe auf und öffne Simon die Tür.
"Was gibt's denn, Simon?"
"Alec will dich in einer Viertel Stunde in seinem Büro sprechen."
"Gut. Ich werde da sein. Danke."
Nachdem ich die Tür wieder geschlossen habe, packe ich zu Ende und stelle die Tasche auf den Boden neben dem Bett.
Dann gehe ich schweren Herzens zu Alexander's Büro und klopfe an.
"Herein."
Alexander's Stimme ist klar und nicht mehr von Trauer durchzogen. Er scheint sich wieder eingekriegt zu haben.
Vorsichtig öffne ich die Tür und mache mich bereit auf das, was gleich kommen wird.
"Setz dich bitte, Magnus. Wir müssen reden."
Ich setze mich und sage nichts. Mein Blick liegt auf seinem Gesicht. Gefasst warte ich ab.
"Du darfst gehen. Du hörst von meinem Anwalt. Bitte pack deine Sachen und verlasse meinen Hof umgehend. Das Taxi ist schon bestellt."
"Mach ich, Alexander."
Ich stehe auf und grade als ich sein Büro verlassen will, ergreift er nochmal das Wort.
"Keine Widerworte?"
"Nein."
Ich denke, es ist besser, dass ich es für mich behalte, dass ich ihn und Simon belauscht habe.
"Das kann ich nicht glauben, Magnus. Normalerweise hast du immer eine vorlaute und arrogante Klappe."
"Bitte akzeptiere es. Wenn du sonst nichts mehr hast, dann möchte ich jetzt gerne gehen."
"Das wäre alles. Du darfst gehen."
"Leb wohl."
Ohne mich noch einmal umzudrehen, verlasse ich sein Büro und schließe die Tür hinter mir. Ich gehe in mein Zimmer, nehme die Tasche, verabschiede mich noch von Jace und Simon und steige dann in das Taxi, dass schon auf mich wartet.
Mein Blick schweift durch das Fenster. Leise finden die Tränen endlich ihren Weg an die Oberfläche. Ich gebe mir selbst ein Versprechen. Ich werde alles tun, um ihn zurückzugewinnen. Ich weiß nicht, wieso aber dieser Mann hat etwas in mir zum Leben erweckt, wofür es sich zu kämpfen lohnt.
Am Abend komme ich in meinem Luxusappartement an, stelle mein Handy an und rufe meine Agentin an, um in den alltäglichen Trott zurückzukehren.
Danach gönne ich mir ein ausgiebiges Bad und schlafe dann mit den Gedanken an Alexander ein.
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