Kapitel 4

Erschrocken löse ich mich von ihr.

"Was soll denn das, Dr. Branwell?"

"Entschuldigen Sie bitte, Mr. Lightwood. Es hat mich überkommen."

"Lassen Sie mich einige Dinge klar stellen."

"Welche wären das, Mr. Lightwood?"

"Unterbrechen Sie mich nicht wenn ich mit Ihnen rede."

"Also." Eröffne ich das Wort.

"Zum einen bin ich schwul, was hier im Ort jedem bekannt ist. Zum zweiten habe ich keinerlei Andeutungen gemacht, dass ich Interesse an Ihnen habe. Zum dritten haben wir nur eine berufliche Zusammenarbeit. Deswegen wäre es für die Zukunft wünschenswert, wenn wir unsere Zusammenarbeit nur auf beruflicher Basis fortführen." Rüge ich sie.

"Ich habe verstanden, Mr. Lightwood."

"Gut. Ich hoffe, ich habe mich klar und deutlich ausgedrückt."

"Ja. Ich habe Sie verstanden, Mr. Lightwood."

"Gut. Ist mit dem Pferd alles in Ordnung?"

"Ja. Es ist kerngesund. Ich habe die Behandlungen im Auge und wie ich schon erwähnt habe, kommen die Blutergebnisse in ein paar Tagen mit der Post."

"Wenn sonst nichts mehr ist, dann dürfte ich Sie jetzt bitten, meinen Hof zu verlassen."

"Bis zum nächsten Mal, Mr. Lightwood."

"Bis zum nächsten Mal, Dr. Branwell."

Während sie mir den Rücken zudreht rufe ich ihr noch nach:

"Putzen Sie sich die Zähne."

Ich muss mir das Lachen verkneifen. Wutentbrannt stapft sie davon und verlässt den Hof.

Danach gehe ich zu Simon zurück in den Stall und helfe ihm, die Kühe an die Melkmaschine anzuschließen. Das dauert zwei Stunden. Währenddessen begeben wir uns zu Jace auf das Feld und haben uns mit einem Rechen bewaffnet, damit wir das Gras zusammenrechen können. Eigentlich haben wir für sowas auch ne Maschine aber Simon und ich tun das zu gerne noch mit der Hand. Ich bin Bauer durch und durch.

Zur Mittagszeit begeben wir uns zurück in die Küche, wo ich mit dem Kochen beginne während Simon den Tisch deckt. Jace ist noch auf dem Feld. Er dreht wohl noch einige Runden. Es erwärmt mein Herz wenn ich sehe, wie viel Freude er damit hat. Langsam aber sicher hat sich Jace an das Bauernhofleben gewöhnt. Warum auch nicht? Wir sind hier ländlich gelegen, alles ist idyllisch und ruhig und die Sonne scheint stark.

"Warte, Simon."

"Was ist denn Alec?"

"Heute ist so ein toller Tag draußen, da könnten wir doch auch draußen essen."

"Das klingt doch gut. Ich decke den Tisch auf der Terrasse."

Simon sammelt das Geschirr und das Besteck mitsamt den Gläsern wieder ein und geht damit auf die Terrasse. Man sollte hier jeden herrlichen Tag draußen nutzen. Obwohl wir wegen unserer Arbeit lange draußen sind, vergisst man die Schönheit der Natur. Deswegen ist es mir so wichtig, das zu genießen.

Nach einer dreiviertel Stunde steht das Essen auf dem Tisch. Jace ist mittlerweile auch eingetrudelt. Gemeinsam sitzen wir am Tisch, genießen mein leckeres Essen, Bratwürste mit Sauerkraut und Brot und betrachten die Schönheit der Natur.

Simon verwickelt uns in ein Gespräch.

"Der Tag heute ist so schön."

"Da geb ich dir Recht, Simon." Antworte ich ihm.

"Wir sollten mal in den Bergen wandern gehen. Das wird bestimmt toll."

"Wandern? Bäh!" Motzt Jace.

"Das könnt ihr schön ohne mich." Ärgert er sich weiter.

"Ach komm schon, Jace. Das wird bestimmt lustig." Motiviere ich ihn.

"Nein und außerdem hab ich am Sonntag meinen freien Tag. Den will ich nicht mit wandern vergeuden." Beschwert er sich.

"Na gut, Jace. Jeder wie er will. Dann gehen halt nur Simon und ich auf Wanderschaft."

"Das wird bestimmt toll. Hast du schon ne Idee, wo wir wandern gehen sollen, Alec?"

"Nein aber das eilt ja auch nicht. Wir wissen ja noch nicht einmal, wann wir wandern gehen möchten."

"Du hast Recht, Alec. Ich kann ja schonmal was raussuchen und dann brauchen wir nur noch das Datum."

"Mach das."

Jace isst seelenruhig weiter und verfolgt wortlos unser Gespräch.

"Morgen kommt eine Bewerberin. Ich such ja jemanden für meinen kleinen Dorfladen. Da will ich bitte nicht gestört werden."

Jace unterbricht sein Essen.

"Um wie viel Uhr kommt sie denn?" Fragt er.

"Sie kommt um zehn. Ihr könnt ja die morgentliche Routine machen und Simon schau mal bitte nach der Kuh. Ich will wissen, wann das neue Kalb kommt."

"Ok, Alec." Sagt Simon kurz und knapp.

"Geht klar, Bruderherz."

"Schleimer!"

Plötzlich landet etwas Feuchtes in meinem Gesicht. Jace hat mich doch allen Ernstes mit Sauerkraut beworfen.

"Na warte! Das kriegst du zurück."

Wir liefern uns eine hitzige Essensschlacht. Irgendwann steigt auch Simon mit ein. Als wir nichts mehr zum Werfen haben fangen wir herzlich an zu lachen.

"Ok, Jungs. Das reicht wieder."

"Na toll. Jetzt liegt das Essen überall aber ich hab immer noch Hunger." Motzt Jace.

"Selbst Schuld. Hättest nicht damit anfangen sollen."

"Aber ich hab noch Hunger." Quengelt er wie ein kleines Kind.

"Wir können ja noch Imogen und Andrew einen Besuch abstatten. Imogen hat leckeren Apfelkuchen gemacht."

"Woher weißt du denn das schon wieder, Alec?" Wundert sich Jace.

"Tja. Ich hab halt meine Kontakte."

"Vorher gehen wir uns aber alle duschen. So lass ich Euch bestimmt nicht zu Imogen und Andrew." Gebe ich etwas strenger von mir.

Zum Glück hat das Haus zwei Badezimmer und somit auch zwei Duschen. Simon und Jace können sich ja schonmal fertigmachen während ich den Saustall hier in Ordnung bringe.

"Geht ihr beide zuerst. Ich bringe hier noch alles in Ordnung." Gebe ich den beiden kund.

"Nein, Alec. Ich hab damit angefangen und deswegen werde ich auch alles in Ordnung bringen."

"Sehr lobenswert, Jace. Wenn eine Dusche frei ist, dann kannst du ja gehen."

Eine Stunde später ist die Terrasse sauber, die Küche in Ordnung gebracht und alle drei sind wir geduscht und angezogen. Wir gehen zu Fuß zu Imogen und Andrew. Ihr Haus ist neben dem Bauernhof. Das ist nur ein Katzensprung.

Ich klingele und keine Minute später öffnet mir Imogen die Tür.

"Simon, Alec, Jace. Wie schön Euch zu sehen."

"Hi, Imogen. Freut mich auch." Begrüße ich sie herzlich.

Danach begrüßen Jace und Simon sie noch.

"Wir haben gehört, dass du heute deinen leckeren Apfelkuchen gebacken hast."

"Welches Vögelchen hat Euch das denn gezwitschert?"

"Das Vögelchen heißt Andrew." Gebe ich peinlich berührt zu.

"So, so. Na schön. Dann kommt mal alle drei rein. Für Andrew und mich ist er eh viel zu viel."

Gemeinsam betreten wir alle drei das Haus von Imogen und Andrew und folgen ihr in die Küche, wo Andrew schon am Tisch sitzt.

"Hey, Jungs. Was führt Euch zu uns?"

"Hi, Andrew. Wir möchten was von Imogen's leckeren Apfelkuchen." Informiere ich ihn.

Wir setzen uns an den großen Tisch und Imogen verteilt den Kuchen auf fünf Teller. Kaffee, Milch und Zucker stehen auch schon am Tisch. Ich habe den Jungs verheimlicht, dass Andrew und Imogen uns heute zu Kaffee und Kuchen eingeladen haben. Ich wollte, dass es eine Überraschung wird aber dank Jace's Aktion war meine Überraschung gescheitert. Ich kann ja meine Jungs nicht hungern lassen.

Nach einer Stunde kehren wir mit vollgeschlagenen Bäuchen auf den Hof zurück.

"Ihr habt Freizeit bis zum Abendessen, Jungs."

Ohne auch noch ein Wort zu sagen flitzen sie davon.

Ich kehre in mein Büro zurück und setze mich an den Tisch, wo ich die Mails checke. Ich will wissen, ob Mrs. Fairchild geantwortet hat. Nach wenigen Klicks lese ich auch schon ihre Antwort. Sie hat für morgen zugesagt. Sehr schön. Danach checke ich noch die restlichen Mails und da nichts wichtiges dabei ist, logge ich mich wieder aus und stürze mich dann auf den Papierkram.

Später treffe ich in der Küche ein und stelle mit Freuden fest, dass der Tisch bereits gedeckt ist.

"Habt ihr das gemeinsam gemacht, Jungs?"

Verwundert blicke ich in deren Gesichter.

"Es war Jace, Alec. Er hat alles alleine gemacht. Ich hab nur den Tisch gedeckt."

"Ich bin stolz auf dich, Jace. Du machst große Fortschritte."

"Danke, Alec."

Nach dem Abendessen gebe ich wie jeden Tag Rückmeldung an meinen Vater und verziehe mich dann auf mein Zimmer, um endlich schlafen gehen zu können.

Das wird mir leider verwehrt weil plötzlich Simon in mein Zimmer gestürmt kommt.

"Was ist denn los, Simon? Schon Mal was von anklopfen gehört?"

"Entschuldige bitte, Alec aber es gibt einen Notfall."

"Welchen Notfall denn?"

"Komm mit. Ich zeig es dir."

Schnellen Schrittes gehen wir auf den Stall zu und ich ahne bereits, was Simon meint.
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Für alle, die Magnus mehr mögen als Alexander oder es nicht mehr erwarten können, bis er auftaucht. Es dauert nicht mehr lange, bis er in Alexander's Leben stolpert. Er taucht in Kapitel sechs auf.

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